Ein Wort,
ein Blick,
so warm und gut
- Carl Peter Fröhling (*1933) -
Als der Trebonius erklärte, dass er die ganze obere Etage mieten wollte, erschrak Helia sichtlich. Die gesamte obere Etage? Schloss dies ihre eigene Wohnung mit ein? Hatte Claudiana Charis den zukünftigen Vermieter darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine der Wohnungen bereits vermietet war und zwar an den Procurator Annonae, der sie Helia zur Verfügung gestellt hatte?
“Im oberen Stockwerk besitze auch ich eine Wohnung. Dann sind wir tatsächlich so etwas wie Nachbarn, wenn du den Vertrag unterzeichnet hast.“
Bei jenen letzten Worten strahlte Helias Gesicht vor Freude auf, während sie sich zugleich eine ihrer weißblonden Strähnen aus der Stirn strich. Schließlich konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf ihr Gegenüber, neigte ihren Kopf auf die Seite und lauschte seinen Worten.
“Du sprachst davon, Verwalter eines Valetudinarium sein zu wollen? Kennst du dich denn mit Krankenhäusern und Lazaretten aus?“
Jetzt war es an Helia, ihr Gegenüber neugierig anzublicken.
“In der Urbs Aeterna gibt es mit Sicherheit ein Valetudinarium. Schmiede und Messerschleifereien gibt es genügend.“
Dabei schmunzelte die junge Frau leise vor sich hin und ertappte sich dabei, wie ihr Blick wie magisch von dem seinigen angezogen wurde.
“Du wirst bestimmt sehr schnell eine Arbeitsstelle finden, da bin ich mir sicher.“
Bestärkte Helia den Älteren in seinen Worten und drehte ihren Kopf dann doch auf die Seite, um Claudiana Charis kaum merklich zuzunicken.
“Ich kenne Claudiana Charis in der Tat. Weißt du, ich habe hier früher gearbeitet. Hier bin ich auch dem Procurator Annonae begegnet und .. Furius Saturinus hat mir die Anstellung im ‘Blinden Esel‘ vermittelt.“
Dann verstummte Helia abrupt und atmete tief durch. Über den Furier zu sprechen, fiel ihr noch immer schwer. Schließlich hatte sie ihm ihr Herz geschenkt und er .. hatte sich einfach heimlich, still und leise aus ihrem Leben verabschiedet. Aber vielleicht war dies auch ein Zeichen gewesen, dass Helia im Leben des Furiers nichts verloren hatte und er seine Lebtage mit seiner Gemahlin verbringen wollte.
“Claudiana Charis ist eine umgängliche Persönlichkeit. Vor ihrem Töchterlein solltest du dich jedoch in Acht nehmen.“
Dabei schmunzelte Helia vergnügt, und bedeckte im nächsten Moment ihren Mund mit ihren Händen. Schlecht wollte sie nämlich nicht über ihre einstige Arbeitgeberin und ihr verzogenes Töchterlein sprechen. So blickte Helia entschuldigend in des Älteren Richtung und zuckte leicht mit den Schultern.
Die Frage des Filius jedoch war es, die Helia augenblicklich erröten ließ und ihr Blick verstohlen in des Trebonius Richtung glitt. Würde der Ältere seinen Sohn in die Schranken weisen und ihm erklären, dass man solche Fragen nicht stellte?
“Ähm... ähm.. wie kommst du denn auf diese Frage?“
Murmelte Helia wahrlich verunsichert und senkte ihren Blick.