[Baracke Ausbildungsturma Contubernium III ] Ein freier Nachmittag

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    Da das Contubernium III im Wettstreit um die Renovierung des Wohnhauses des Präfekten siegreich gewesen war, genossen die Jungen nun ihren freien Nachmittag. Nach einem Thermenbesuch ( ausgiebig), einer Mahlzeit ( etwas reichhaltiger als normal), saßen sie da oder lagen auf ihren Betten. Die Fleißigeren benutzten die unverhoffte freie Zeit dazu, ihre Ausrüstung durchzusehen, einzuölen oder zu flicken; andere lagen einfach nur da und genossen das ungewohnte Nichtstun. Soados, der Stubenälteste schlug vor, dass jeder einmal erzählen sollte, wer er war, woher er kam und überhaupt ein wenig über sich.

    Es war ja wahr; trotz der großen körperlichen Nähe und dass sie alle Kameraden waren, so wirklich viel wussten sie nicht voneinander, was zumindest in Alexandros Fall daran lag, dass er immer wie ein Stein auf sein Lager fiel, sobald er die Möglichkeit dazu hatte. Die Nacht war einfach viel zu schnell herum.

    "Fängst du an, Alexandros", sagte Soados und beugte sich über seine caligae.



    Sim-Off:

    Dieser Thread spielt noch vor der Grundausbildung und soll dazu da sein, jeden der acht jungen Tirones ein wenig besser zu beschreiben.

    Abbildungen artbreeder

    Abbildungen von links nach rechts: Alexandros, Soados, Yussuf, Hairan, Shoadu, Apollodoros, Euxodos, Kastor

  • Wer zu den römischen Hilfstruppen ging, hatte ab und an ein größeres oder kleines Geheimnis zu verbergen, und Alexandros gehörte zu denjenigen, die über ihre Herkunft logen: Er war nämlich von zuhause weggelaufen, hatte mit seinem reichen Vater völlig gebrochen, und er hatte das Mindestalter für Tirones noch nicht erreicht.

    Aber da er so aufgeschossen war, hatte man ihn als tauglich erachtet, und das war schließlich die Hauptsache.


    Alexandros war ein mürrischer, in sich zurückgezogener Jugendlicher gewesen; erst jetzt begann er so langsam, umgänglicher zu werden.


    "Von mir gibt es nicht so viel zu erzählen.", begann er: "Ich bin Alexandros  Athenodoridis und sechzehn Jahre alt. Wir sind erst kürzlich von Alexandria nach Palmyra umgesiedelt....mein Vater ist ein Gemüsehändler, aber der Handel mit Zwiebeln und Lauch ist mir zu langweilig gewesen. Außerdem habe ich noch einen älteren Bruder, mag er das Geschäft übernehmen. Meine Mutter ist schon lange tot."


    Ein wenig schlecht fühlte sich Alexandros, als er das sagte. Aber irgendwie war es auch wahr; seine Mutter war so gut wie tot.


    Er war froh als die anderen nickten. Und Soados fragte: "Was machst du am liebsten?"


    "Ich reite gerne. Aber auf einem Dromedar bin ich noch nie gesessen. Und ich lese gerne." Er holte das Buch hervor, dass ihn seine ganze Jugendzeit über begleitet hatte, seit es Ezra ben Abraham, der Buchhändler, ihm gezeigt hatte*. Es war aus Pergament, aus der Haut einer germanischen Hirschkuh, und es existierte nur ein einziges Exemplar auf der Welt. Liebevoll strich er darüber:

    "Dies ist das Ragnaröck. Riesige Weltenschlangen kommen darin vor und Wölfe so groß wie der Mond, sodass sie diesen sogar selbst verschlingen können. Und Götter fressen sie auch, die sich gegenseitig töten und Riesen kommen ebenfalls darin vor die mit Schwertern aus Feuer und Eis in die Schlacht ziehen."


    "Lies es uns vor!", sagte der kleine Apollodoros.


    Alexandros nickte, das wollte er gerne tun. Das Buch bedeutete ihm viel. Es war das letzte, das ihm aus der Zeit geblieben war, bevor sein Leben in tausend Scherben zersplitterte.



    Sim-Off:

    Diese Geschichte wird hier erzählt.

  • Soados Agamnenoninus

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    Soados erzählte als Nächster. Soados gehörte zu denjenigen, die waren, was sie behaupteten zu sein. Er war offen und ehrlich und sagte stets die Wahrheit. Außerdem war er sehr ruhig und nachdenklich. Soados hasste auch Streit und versuchte ihn zu schlichten - notfalls mit der Faust, so groß und kräftig wie er war.

    Nicht einmal mit dem unsäglichen Contubernium II wollte er Konflikte.

    Sein "Paides!" - Jungs!, wenn er zur Besonnenheit aufrief, kannten sie schon gut. Er war ja der Stubenälteste und ihm verdankten sie den freien Nachmittag; Soados wusste nämlich, wie man Häuser renovierte.


    Soados erzählte:

    "Ich heiße Soados und stamme aus Palmyra. Mein Vater  Agamnenon ist , wie ihr wisst, ein bekannter Maurer und unser Geschäft geht ganz gut, weil in Palmyra gerade viel Neues gebaut wird. 

    Ich möchte mal behaupten, wir sind auch nicht schlecht handwerklich, meine ich. 

    Ihr fragt euch vermutlich, was ich hier mache und warum ich nicht besser meinem Vater zur Hand gehe. 

    Nun gut, ich habe sechs ältere Brüder. Ja, sechs. Alle viel riesiger und stärker als ich, ich bin der Kleinste. 

    Für mich blieb da nix übrig zum Erben. Wir drei Jüngeren sind also los, unser Glück zu machen. Die beiden anderen haben sich bei Karawanenführern als Diener verdingt, aber für mich ist das nix. Immer nur unterwegs und Prügel gibt es auch, wenn man nichts falsch macht. Nee. 

    Jetzt bin ich hier bei euch, Paides und hier bleibe ich.

    Was ich gerne mache? Schlafen! Ja lacht nur, ich kann auf Kommando schlafen und gleich wieder aufwacchen, dies ist eine höchst nützliche Kunst, die ich perfektioniert habe!"

  • Yussuf ben Simon


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    Auch der etwas dickliche Yussuf hatte kein Geheimnis, was seine Person anging. Aber er hatte ein Geheimnis im Herzen, das verhinderte, dass er sich voll und ganz konzentrierte auf das, was er tat. Deshalb suchte er ständig irgendwelche Teile seiner Ausrüstung.

    Da das Contubernium III seine neue Familie war, erzählte er seinen Kameraden die Wahrheit.

    " Ich bin hebräischer Abstammung, und habe bisher mit meiner Familie zusammen in Delta gewohnt.", sagte er: " Ich hatte die Tochter meines Onkels lieb und wollte sie heiraten. Ihr Name ist Esther. Aber mein Onkel hat sie einem anderen Mann gegeben."

    Yussuf schluckte und sah unglücklich aus:

    "Ich habe den Anblick nicht ertragen. Deshalb wollte ich weg von Zuhause. Ich habe mit meinem Vater gesprochen, und nun bin ich hier. Aber ich kann es nicht lassen, an Esther zu denken. Ich schreibe ihr seitenlange Briefe."


    Alexandros pfiff durch die Zähne: "Und der Ehemann erlaubt, dass sie die Briefe kriegt?", fragte er.


    "Ich schicke sie doch gar nicht ab.", antwortete Yussuf: "Esther hat mich doch schon vergessen. Sie hat schon zwei Kinder. mit ihrem Ehemann." 

    Yussuf, der wirkte wie ein gemütlicher Bär, war sehr empfindsam. Zwei Jahre schon war er unglücklich verliebt und trauerte um ein Mädchen.


    "Nun ja, sie musste auch das Beste aus der Situation machen.", tröstete Soados.

    Und der kleine Apollodoros: "Sobald wir Sold haben, gehen wir in ein Puff, da kommste über die weg."


    Alexandros kannte das Wort nicht, dass der jüngere Bene Klaudias- Bruder benutzte: Meinte er etwa ein porneion, ein Bordell? Er errötete etwas. Aber Apollodoros hatte das gesehen und krähte: "Ui, Alex kann es nicht abwarten...", alle lachten.


    Nur Yussuf nicht. Als ob käufliche Mädchen seine große Liebe ersetzen konnten! Er schüttelte den Kopf.


    Jetzt wollte Soados etwas sagen, als Stubenältester war er schließlich verantwortlich: "Bei aller Liebe, Yussuf, du musst einen kühlen Kopf behalten. An deine Esther darfst du nur nach Feierabend denken, nicht im Dienst."


    Yussuf nickte und sah mit seelenvollem Blick in die Ferne: "Werd mich dran halten, Soados.", sprach er: "Versprochen"

  • Hairan Ibn Amr Al- Batra


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    Nun war Hairan mit seiner Erzählung dran; Hairan der wegen seiner überlegenen, immer etwas spöttischen Art und seiner Körperkraft und Ausdauer von Alexandros beneidet wurde.

    Zu allem Überfluss war der Nabatäer auch gebildet, sprach Arabisch, Aramäisch, Griechisch und Latein.

    Der junge Araber mit den schwarzen Augen musterte die anderen Tirones . Dann sprach er:

    "Über mich gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin der Sohn des Amir, aus dem Hause des Somaeus* aus Petra. Meine Familie hat überlegt, dass es gut wäre, einen römischen Bürger in unseren Reihen zu haben und einen römischen Zweig zu gründen. Ich wurde auserwählt, und hier bin ich. Selbstverständlich habe ich schon zuvor gelernt, was ein arabischer Krieger lernen muss, und ja, ich habe auch schon meinen ersten Feind getötet. Und ich habe schon Parther gesehen und weiß, was sie draufhaben. Sie sind würdige Gegner."


    Die anderen schwiegen einen Moment.



    Sim-Off:

    * In Josephus Flavius Jüdischer Krieg 574 (3.) wird ein Freund des Königs von Petra namens Somaeus erwähnt

  • Shoadu und Apollodoros ben Klaudias 


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    Shoadu erzählte wie immer mit seinen Straßenausdrücken, wobei ihm Apollodoros manchmal ins Wort fiel, dann schubsten sie sich, und kicherten.


    " Bei uns war es so, dass unsere Eltern früh gestorben sind, und da kamen wir zu einem Onkel. Der war aber ein fieser Sack. Wir waren noch klein, und der hat uns die ganze Zeit bei sich arbeiten lassen. Im Geschäft und im Haus. Schlimmer als Sklaven!"


    "Und Dresche gab es auch. Natürlich hätten die Ältesten der Bene Klaudias was unternommen, wenn sie denn Bescheid gewusst hätten, aber unser Onkel drohte uns damit, uns jeden Knochen im Leib zu brechen, würden wir nur einen Pips sagen."


    " Bald haben wir es nicht mehr ausgehalten und wir sind abgehauen. Haben uns auf der Straße durchgeschlagen. Ab und zu haben uns die Nachbarn verköstigt. War alles besser als bei dem Alten., ihm die Seuche auf den Hals!"


    "Und als ich das richtige Alter hatte, ließ ich mich für die Ala anwerben. Sold, Essen und ein Dach überm Kopf, mehr wollte ich nicht. Doch ohne Dori wäre ich nicht geblieben, der musste mit, den lasse ich nie in Stich. Wenn sie Dori rausschmeißen, geh ich auch."


    Alexandros war sich sicher, dass Apollodoros sogar noch jünger war als er selbst. Nun verstand er aber auch weshalb. Die Ben Klaudias - Brüder hingen zusammen wie Pech und Schwefel, niemals würde einer den anderen in Stich lassen. Sie hatten wohl auch nur zusammen überlebt.