Die acht Tage seit der Geburt waren verstrichen und Sextus' Tochter – und seine Ehefrau – erfreuten sich bester Gesundheit. Also waren für den heutigen Tag sämtliche Nachbarn, Freunde, Bekannte und noch anwesende Verwandte eingeladen worden, der Namensgebungszeremonie beizuwohnen. Nach dem üblichen Begrüßungsgeplänkel im Vorfeld also war es dann auch an der Zeit, mit dem feierlichen Teil anzufangen.
Curtia Minor hatte sich unsichtbar gehalten – also noch unsichtbarer, als sie aufgrund ihrer natürlichen Erscheinung ohnehin war – und trat erst jetzt mit dem Säugling auf dem Arm heraus zu der feiernden Gesellschaft. Ruhig trat sie auf ihren Mann zu, kniete sich vorsichtig vor ihm hin und legte ganz behutsam das in wärmende Tücher eingewickelte Kind auf den Boden zu seinen Füßen. “Mein Ehemann, dies ist deine Tochter“, sagte sie leise und mit leichtem Akzent. Sie hatte den Satz sehr lange geübt, um ihn fehlerfrei zu sprechen und wurde langsam auch im Alltag mit ihrer Aussprache besser, aber so ganz würde sie das etruskische nie herausbekommen.
Sextus also wartete einen kurzen Moment, ehe er sich vor all diesen Zeugen bückte und das Kind vorsichtig aufhob. Es quengelte und gab quäkende Laute von sich, schrie aber glücklicherweise nicht. Dennoch entschied der 'stolze Vater', die Anwesenheit der Tochter beim Fest nicht länger als nötig auszudehnen, um irgendwelchen Gefahren für die Trommelfelle der anwesenden vorzubeugen.
“Seht alle meine Tochter Aurelia Iavolena“, sagte er also laut und deutlich und hob seine Tochter etwas höher, was das Kind dazu nutzte, quäkend zu protestieren. Sextus hielt sie einen Moment so, damit dem Ritual genüge getan war, und gab sie dann schnell an seine Mutter zurück, damit die das Kind beruhigte.
Danach wurde noch ein Stück des großen, süßen, gebackenen Kuchens an diverse Gottheiten geopfert – unter anderem Iuno, Cunina, Ossipago, Pilumnus und Picumnus, voleta und Volumna, Intercidona und Deverra – ehe schließlich die Gäste sich über den Rest hermachen durften und der gesellige Teil beginnen konnte.
Jeder, der irgendwie zum erweiterten Bekanntenkreis zählt, darf gerne vorbeikommen oder so tun, als wäre er dagewesen, auch wenn er sich nicht dazuschreibt. Es muss niemand über die Porta kommen, ihr dürft direkt hierher.
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