[Camera Textoria] Handarbeiten

  • Wie verabredet fand ich mich nach dem Mittag und den vormittäglichen Übungen im Webzimmer ein. Sie betrat das Zimmer leise und räusperte mich kurz. „Domina?“ Fragte ich mit gesenkter Stimme um sie nicht zu erschrecken. „Ich .. also wenn es jetzt in Ordnung wäre, ich hätte ein wenig Zeit .. wegen .. nun der Tunika.“ Sagte ich und sah sie freundlich an. Ich hatte ein wenig altes Papier dabei und die Kohle die ich Stratonica aus dem Kreuz geleiert hatte. Ich blieb aber zunächst an der Tür stehen, bis sie mich auffordern würde etwas anderes zu tun.

  • Es gab immer etwas zu nähen und zu tun. Wenn Corvina nicht webte, dann stickte sie, und wenn sie nicht stickte, dann spann sie neue Fäden, und wenn sie das nicht tat, dann besserte sie alte Kleidung aus, nähte Flicken auf, vernähte Säume neu oder aber, in ganz schlimmen Fällen, zerschnitt alte Kleidung, um daraus Schmuckelemente oder Putzlappen zu nähen. Als Flamma ganz vorsichtig das Zimmer betrat, stickte sie gerade an der gerade fertiggestellten Tunika aus dem letzten Stoff, den sie gewebt hatte. Es war eine dunkelrote Wolltunika für Nero, oder es würde eine werden, wenn sie fertig war. Aber da ihr Mann gut ausgestattet war und der Wollstoff ohnehin etwas dicker und mehr für den Winter, hatte Corvina hier viel Zeit für schöne Verzierungen.

    “Ah, Flamma! Komm ruhig herein“, begrüßte Corvina ihn freundlich und legte ihre Stickerei erst einmal beiseite. “Schön, dass du kommst. Ich wollte dich wegen der Tunika ohnehin noch nach deinen Wünschen fragen“, redete sie leichthin los. Ja, hier in ihrem Reich war Corvina etwas gelöster, hier kannte sie sich aus und hier fühlte sie sich wohl und sicher. Hier konnte sie einfach sie selbst sein und musste nicht darauf achten, was von ihr erwartet wurde.


    Als der Gladiator näher trat, ging Corvina auch schon auf das mittlerweile nur noch halbvolle Regal diverser Fäden. Sie musste nicht suchen, es war alles wohl geordnet und sortiert, und zielsicher griff sie einige Knäuel heraus. “Ich dachte daran, ein schönes Fischgratmuster zu weben, hier aus diesem hellblau und diesem etwas dunkleren blau. Würde dir das gefallen?“ Sie hielt ihm die beiden Farben hin, damit er sie sich ansehen konnte. Jetzt, wo sie ihren alten Webstuhl wieder hatte, hatte Corvina auch wieder Spaß daran, kompliziertere Webarten zu weben.

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    Aurelia Corvina

  • Ich lächelte und trat näher. „Da sind schöne Farben und ja es würde mir sehr gefallen.“ Sagte ich und trat noch etwas näher und sah die Tunika die sie gerade genäht hat. „Das ist einen wundervolle Arbeit, die du mit deinen Händen erschaffen hast.“ Sagte ich und ja ich war um so geehrter, dass sie auch einen für mich machen wollte. Nun sah ich sie a. „Domina? Hast du mit deinem Mann gesprochen?“ Fragte ich und hielt das Papier hoch.

  • “Gut, dann bespanne ich den Webrahmen“, freute sich Corvina und machte sich auch sogleich ans Werk. Die Kettfähnen richtig einzuspannen war fast mehr Arbeit, als das Weben an sich. Es musste genau gearbeitet werden, in den Steg sauber eingefädelt werden – und für das Fischgratmuster musste außerdem besonders bespannt werden, damit der Stoff hinterher auch das gewünschte Muster zeigte. Ein Fehler, und es würde sich überdeutlich auf dem Stoff abzeichnen. Nein, das wäre jetzt erst einmal sehr viel sehr genaue Arbeit. Aber eine, die Corvina sehr gerne tat.

    Sie fing also an, das Ende des Fadens einzuspannen an der ersten Kette, und ihn dann konzentriert nach unten zu führen, in den Schaft einzufädeln, und durch den zweiten, bis zum Ende und dann die zweite Bahn wieder nach oben, während Flamma die Tunika bewunderte. “Sie ist noch nicht fertig. Bis zum Herbst wird sie noch bestickt sein, damit sie hübsch aussieht. Aber erst einmal möchte ich den Stoff für deine Tunika weben. Ich denke, wir werden die volle Breite für dich brauchen, weil du so groß bist. Jetzt darf der Faden nur nicht reißen, bis ich ihn fertig verspannt habe.“

    Hochkonzentriert arbeitete sie daran, dicht an dich, Faden an Faden, mal nach vorne in den Schaft gespannt, mal nach hinten, immer in Paaren anstatt abwechselnd, so dass so nach und nach ein hauchdünner, feiner Schleier auf dem Webrahmen entstand.

    “Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Er hat keine Einwände, wenn du mich zeichnen magst. Wenn wir das nächste Mal Papyrus kaufen, lässt er ein paar mehr Rollen für dich auch mitliefern, wenn du das zum Zeichnen gerne haben möchtest.“ Corvina antwortete, ohne ihr Gesicht von ihrer Arbeit abzuwenden. Ab und an zählte sie noch einmal nach, um den Faden richtig einzuspannen. Das hier würde wahrscheinlich den halben Nachmittag dauern, ehe sie wirklich losweben konnte.


    “Und wir wollten etruskisch üben“, meinte sie lächelnd, während sie ein neues Knäuel aus dem Regal holte, weil das andere nun aufgebraucht war. Mit kundigen Fingern suchte sie den Anfang des Fadens. “Wie hast du bisher die Sprachen gelernt? Ich versuche ja, es meinem Mann beizubringen, aber ich habe noch nie wirklich jemandem eine Sprache beigebracht. Gibt es da einen Trick, damit es leichter geht?“

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    Aurelia Corvina

  • Ich bewunderte fasziniert was sie tat und sie tat es mit einer Schnellkeit, aber auch einer Präzession die mich überraschte.Und was mich wohl am meisten überrasche, war das sie gelöst, ja fast glücklich und entspannt bei dieser Tätigkeit wirkte. „Du machst das hier wirklich gern oder?“ Sprach ich dann aus was ich dachten. Denn man konnte durchaus erkennen ob jemand etwas att weil er es musste oder ob er es tat weil es seien Leidenschaft war. Ich nickte, denn ja ich war nicht das was der römischen Standartgröße entsprach. Dann huschte einen Lächeln über mein Gesicht und ich setzte mich an die Wand auf dem Boden. Von hier aus hatte ich einen Guten Blick auf die Domina. Ich nahm das Blatt und legte es vor mir ab, während ich sie betrachtete. „Bisher? Nun ich ahbe es durch hören gelernt. Wenn wir Abends im Ludus waren, haben mir meine Brüder einzelne Worte ihrer Sprach erst in der ihren und dann auf Latein gesagt, wenn die gefestigt waren, kamen andere Worte dazu. Bis ich mich flüssig mit ihnen unterhalten konnte.“ Sagte ich denn ich wusste es nicht anders zu beschreiben. „Einer meiner Brüder sagte ich hätte ein Gehör für Sprachen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, aber es fiel mir bisher immer leicht mir Worte und ihre Bedeutung zu merken.“ Ich nahm die Kohle in die Hand und setzte sie ersten Striche. Immer mal wieder sah ich auf und blickte wieder zu meinem Blatt. „Weißt du Domina. Dieses lernen anderer fremder Wörter... es ...ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Es.... weißt du sie haben uns zumiest wie Tiere behandelt, die nur dazu da sind zu kämpfen, die Geier nach Fleisch und Blut zu befriedigen .. das lernen, es hat mir geholfen mich wie ein menschliches Wesen mit einem eigenen Geist zu fühlen.“ Sagte ich mit gedämpfter Stimme doch ich sah sie nicht an sonder konzediert auf meine Blatt auf dem nun Strich um Strich entstand. Immer mal wieder verwischte ich mit dem Finger einen der gemalten Striche um einen Kontur weicher zu zeichnen.

  • Corvina spannte den Faden fertig ein und konzentrierte sich so lange, ehe sie eine kleine Haarsträhne verlegen hinter ihr Ohr strich und leicht errötend mit den Schultern zuckte. “Ich kann es sehr gut, und ich finde es schön, etwas zu tun, das nützlich und hilfreich ist“, sagte sie bescheiden.

    Sie bemerkte, wie Flamma sich hinsetzte, und fuhr damit fort, die Fäden nach und nach einzuspannen. Sie schaute nur einmal kurz zu ihm und dann nicht mehr, da er zu zeichnen angefangen hatte und sie ihn zum einen nicht dabei stören wollte, zum anderen sich nicht beobachtet fühlen wollte. Glücklicherweise forderte die Arbeit ein großes Stück ihrer Konzentration, so dass sie sich nicht allzu viele Gedanken darum machen musste, wie Flamma sie ansah.

    Stattdessen lauschte sie seinen Ausführungen über das Leben im Ludus und wie er die Sprachen gelernt hatte, die er sprach. “Du bist kein Tier, Flamma. Und du musst nie wieder die Gier eines Menschen befriedigen.“ Es war mehr ein Versprechen als eine Aussage. Aber Corvina meinte es ernst. So, wie Flamma sie, ihr Kind und ihren Mann beschützte, würde auch er nun von ihnen beschützt werden. Nie wieder würde er nur zum Vergnügen anderer töten müssen, nie wieder seinen Körper hergeben, um andere zu befriedigen. Corvina war zwar keine starke Person und hatte selber nur wenig Macht, aber mit der, die sie hatte, würde sie immer zu verhindern versuchen, dass irgend einem Menschen in diesem Haus etwas widerfuhr.

    “Hm, ich weiß nicht, ob die Dinge hier im Raum sehr viel für eine Unterhaltung hergeben. Die einzelnen Bestandteile eines Webstuhls sind nun nicht unbedingt häufig gefragt“, meinte Corvina lächelnd und sah sich um, was sie sonst noch so sah, was sie ihm beibringen konnte. Und so zählten zu Flammas ersten Worten auf Etruskisch Wolle, Faden, Tisch, Stuhl, Regal, Wand, Schale, Korb, Krug und Becher.

    “Du musst die Zunge mehr zwischen die Zähne nehmen. Du sagst immer Sss oder Ffff, statt th, machte sie an einer Stelle vor. Sie übten es ein paar Mal, bis er den Bogen raushatte. Er lernte tatsächlich schnell. Sein Akzent war zwar furchtbar, aber es war verständlich, was er sagen wollte, wenn er es nachsprach.

    Nach einer weiteren halben Stunde war der Webrahmen auch zur Hälfte bespannt und sie waren zu den einfachsten Sätzen übergegangen, wie man sich selbst vorstellte. Und Zahlen.

    Corvina zählte: “Thu, Zal, Ci, Huth, Mach, Sa, Semph, Cezp, Nurph, Sar.“ Sie lächelte. “Über zehn wird es dann kompliziert“, lächelte sie jetzt schon. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Cousin Rufio damals schier verzweifelt war. Gut, er war fünf oder sechs gewesen. Dennoch erinnerte Corvina sich daran, wie er geschimpft hatte.

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    Aurelia Corvina

  • Ich sah kurz auf. „Danke Domina. Das bedeute mir viel.“ Sagte ich denn ja seit ich hier war wurde ich anders behandelt. Nicht nur von den Sklaven, nein auch von den Herrschaften. Sie .. nun ja sie gaben mir das Gefühl etwa wert zu sein. Sie zeigte auf einige Gegenstände im Raum und ich wiederholte die Worte. Immer wieder und ich prägte mir ihre Bedeutung ein. Wir gingen zu kleine Sätzen über und ich versuchte das mit der Zunge nachzumachen. Erst machte ich mir fast einen Knoten in die selbe und musste lachen, dann aber würde es besser. Nun zählt ich immer wieder vor mich hin hoch runter und runter und hoch, während ich Strich um strich auf das Blatt brachte. Immer mal wieder wischte ich mit den Finger um es sanfter erscheine zu lassen. Denn ja die Domina war so sanft und lieb, genau das wollte ich auch auf dem Bild einfangen und vor allem wollte ich ihre sanft drein blickenden Augen auf das Papier bannen. Ich sah auf das Blatt un dan wieder zu ihr, nachdem ich zum wiederholten mal die Zahlenreihe aufgesagt hatte. „Domina.. ich hoffe es ist nicht zu persönlich, aber ich sehe, dass deinen Mann man mal Schmerzen hat... wegen seiner Narben. Ich kenne eine Salbe... wir haben sie im Ludus angewendet. Sie macht das Gewebe geschmeidiger.. Wenn du möchtest, stelle ich dir her.. dann kannst du sie auftragen... Abends.“ Sagte ich, als ich nun wieder auf mein Bild sah. Denn ja es war schon sehr persönlich und ging mich ja nichts an. Aber ich wusste , dass sie ihren Mann liebte und es sie bestimmt freuen würde, wenn sie ihm helfen konnte.

  • Auch wenn Corvina die Arbeit wirklich gerne machte, als der Webrahmen bespannt war, musste sie sich erst einmal setzen und ausruhen. Ihre Füße waren platt und würden heute Abend wieder geschwollen sein, das wusste sie jetzt schon. Und auch das Kind randalierte gerade etwas mehr in ihrem Bauch. Sie setzte sich in ihren Korbsessel und atmete erst einmal einfach durch, während Flamma meinte, er kenne eine Linderung für Neros Rücken. “Oh, wenn du noch ein Mittel kennst, das helfen würde, dann wäre ich – nein, wir beide wären dann dankbar, wenn du dein Wissen teilen würdest. Dede reibt den Rücken meines Mannes regelmäßig mit Honig ein, und es hat wohl auch schon etwas geholfen. Aber wenn du etwas weißt, was noch mehr hilft, bin ich mir sicher, dass mein Mann dir sehr dankbar wäre. Und ich auch“, stimmte sie von Herzen gerne zu und legte eine Hand auf ihren Bauch. Das Kind schlug heftig dagegen, so dass man es im richtigen Winkel von außen sogar sehen konnte, wie die Bauchdecke sich bewegte und wölbte.

    “Ich hoffe, ich bedränge dich nicht. Du hast ja durchaus viel zu tun. Aber ich bin neugierig, ob du schon dazu gekommen bist, vielleicht eine Geschichte zu lesen?“ fragte Corvina milde lächelnd dann noch nach. Sie wusste nicht, wieviel Zeit Kara tatsächlich darauf verwendete, Flamma das Lesen und Schreiben beizubringen. Kurz überlegte sie, ob sie ihn mit etruskischer Schrift dann völlig verwirren sollte, aber verwarf es gleich wieder. Erst einmal sollte er lernen, auf Latein zu schreiben. Der Rest konnte später kommen.

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    Aurelia Corvina

  • Ich nickte „Honig hilft. Man muss ihn täglich auftragen. Die Salbe besteht auf Öl und einigen Kräutern. Man reibt sie ein. Es hält zum einen die Haut geschmeidig und zum anderen regt es die Durchblutung an. Narbengewebe wird oft schlechter durchblutet und von daher kommt es zu den Schmerzen.“ Sagte ich denn ja auch ich hatte einige davon und musste sie regelmäßig pflegen. Ich hatte die Narben des Dominus gesehen, bei ihm waren auch die Muskeln betroffen, was sicherlich dazu führte, dass er sie immer trainieren musste. Denn ja ich war zum Glück davon verschont geblieben, aber ich kannte einige Brüder der Verletzungen des Muskelgewebes dazu geführt hatten, dass sie nicht mehr kämpfen konnten, weil ihre Bewegungen eingeschränkt waren. „Zwei habe ich gelesen, die Vom Kamel und die vom Wolf und dem Lamm.In jener steckt viel Wahrheit drin.“ Sagte ich und erhob mich. „Hast du Schmerzen Domina? Kann ich dir helfen?“ Denn ja sie sah gerade so aus, als würde es ihr nicht ganz so gut gehen, als hätte sich sich überanstrengt. „Ich bin übrigens fertig.“ Sagte ich und reichte ihr das Bild.

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  • Von Medizin hatte Corvina sehr wenig Ahnung, aber es klang so, als würde Flamma sich in diesem Punkt gut auskennen. Seine Erklärung klang zumindest nicht anders als die eines Medicus, und dessen Meinung würde Corvina auch nicht anzweifeln. “Wenn wir die Kräuter nicht im Garten haben, kannst du Stratonica auch sagen, welche du brauchst, damit wir sie kaufen und vielleicht auch selber anbauen. Nero wird sie ja dann häufiger brauchen, wenn sie gut wirkt, richtig?“ Corvina konnte sich nicht vorstellen, dass es ein Mittel gab, welches Nero dauerhaft von seinen Schmerzen befreien würde, auch wenn sie es sich sehr wünschen würde. Vor allen Dingen, wenn er älter würde und nicht länger so viel trainieren konnte, würden sie etwas benötigen, was ihm half.


    Flamma reichte ihr das Bild, und Corvina nahm es vorsichtig entgegen. Es war wirklich wunderschön, ganz zart und doch sehr gut erkennbar. Corvina hatte gedacht, dass seine Zeichnungen eher einfach wären, und jetzt schalt sie sich selber für ihre Vorurteile. “Das ist wirklich atemberaubend schön, Flamma“, sagte sie ehrfürchtig und hatte Angst, mit ihrem Finger etwas zu verwischen oder es sonst irgendwie kaputt zu machen. Es war ja nur einfache Kohle auf Papyrus, es war vergänglich. “Du solltest dir überlegen, auf Holzplatte zu malen, mit richtiger Farbe. Oder auf einer Wand auf dem Putz. Du malst wirklich wundervoll“, sagte sie noch immer von Ehrfurcht ergriffen.

    So bekam sie seine frage nach ihrem Wohlbefinden nur halb mit. “Ach, es ist nichts. Es ist nur etwas anstrengend, wenn ich viel stehe. Dann sammelt sich Wasser in meinen Füßen und sie schwellen etwas an. Mach dir keine Gedanken, das ist in der Schwangerschaft normal, hat meine Hebamme gesagt. Ich muss nur meine Füße etwas ausruhen.“ Und vielleicht würde ihr Mann sie am Abend noch einmal massieren, wenn er Zeit dafür hatte. Das hatte auch sehr gut getan. “Ich fürchte, eine Schwangerschaft ohne Schmerzen gibt es nicht“, lächelte sie milde und ein kurzer Schatten huschte über ihr Gesicht, als sie an die bevorstehende Geburt dachte. Denn ja, da würde sie noch weit mehr Schmerzen haben.

    “Hat mein Mann mit dir eigentlich schon über die Feier für dich und Kara gesprochen?“ fragte sie dann nach, denn da gab es ja auch noch das ein oder andere, was besprochen werden musste.

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    Aurelia Corvina

  • Ich nickte. „Ich werde mit Stratonica reden.“ Bestätigte ich, denn ja auch ich würde diese Kräuter benötigen. Mein Vorrat an der Salbe ging langsam zu Neige, denn ja auch ich hatte Narben, die ihre Pflege wollten.

    Ihr gefiel meine Bild, was mich zum lächeln brachte. „Ich freue mich, dass es dir gefällt. Es gehört dir. Ich kann es ja mal mit Holz und Farben versuchen.“ Sagte ich, war mir aber nicht sicher ob ich das wirklich konnte, den Farben und Kohle oder Sand war doch etwas anderes. Aber ja ich würde es wohl mal versuchen. Ich musste mir nur Farben kaufen und da ich ja genug von diesen Münzen hatte sollte das keine Problem sein.

    Sie hatte Wasser in den Beinen? Ich überlegte was ich von dem Medicus darüber gehört hatte. Dann zog ich einen Stuhl zu ihr. „Ich meine mich zu erinnern, das man die Beine hoch lager muss. Und jemand sollte dich massieren von den Füßen beginnend zum Herzen hin. Ich kann Kara herrufen, damit sie das macht.“ Sagte ich denn natürlich würde ich das nicht tun. So berühren sollte sie nur einen Frau oder ihr Ehemann. „Ich wünschte man könnte dir die Strapazen abnehmen.“ Murmelte ich leise und war mir gerade nicht sicher ob ich das Kara wirklich antun wollte. Ja Kinder wäre schon, aber wenn sie deswegen Schmerzen haben würde? Nein irgendwie wollte ich das nicht. So nickte ich erst nur auf ihre Frage hin. „Ja hat er.“ Sagte ich und ja er hatte mir auch gesagt, dass er auch meine Brüder würde mieten können, damit sie an dem Fest teilnehmen konnten. Aber er hatte mir seien Bedenken mitgeteilt. „Ich freue mich auf das kleine Fest und ich habe deinem Mann schon gesagt, das es nicht nötig ist einen der Gladiatoren einzuladen. Wir nennen uns zwar Brüder, aber meistens sind wir doch Einzelgänger. Weißt du... es ist schwer zu beschreiben um so länger man dabei ist um so mehr zieht man sich zurück. Freundschaften zu schließen ist schwer, denn es kann immer sein, dass man sich in einem Kampf gegenüber steht und das Gegenüber am Ende töten muss. Da würde einem Freundschaft nur im Weg stehen. Wir respektieren einander, aber wirklich Freundschaften.. nein schon lange nicht mehr.“ Denn ja ich hatte mit Anfang zwanzig meine besten Freund in der Arena töten müssen, weil das Publikum es so entschieden hatte. Er hatte es hingenommen und war ganz ruhig gewesen, hatte mir kurz vor seinem Tod noch zugeflüstert, das er froh war, dass ich es war, der ihn ins Reich der Toten befördert. Aber ich hatte geheult wie ein geprügelter Hund und ja seither waren es eher oberflächliche Bekanntschaften, aber keine Freundschaften mehr.

  • “Ich werde ein paar Farben dann mit auf die Einkaufsliste setzen“ sagte Corvina lächelnd und nahm auch dankbar den Stuhl an, um ihre Beine etwas hochzulegen. Aber sie winkte ab, als er jemanden rufen wollte. Kara würde sich bedanken, wenn sie Corvina jetzt die Füße massieren sollte. “Nein, lass Kara ihre Aufgaben machen. Ich denke, mein Mann wird es heute Abend machen. So schlimm ist es wirklich nicht.“ Und sie bedachte ihn mit einem leichten Lächeln, als er sich wünschte, ihr die Strapazen abzunehmen. Er war wirklich sanft und mitfühlend, wie ihr Mann gesagt hatte. Eigentlich war er Nero darin recht ähnlich, denn auch unter dessen rauer Schale schlummerte ein weicher, mitfühlender Kern.

    “Männer schlagen ihre Schlachten, und Frauen schlagen andere“, meinte Corvina philosophisch und strich sich über den Bauch, der sich nur langsam wieder beruhigte. So langsam wurde die Kugel deutlich, insbesondere, wenn sie saß wie jetzt. Auch sonst war ihre Schwangerschaft nicht mehr zu verstecken, aber jetzt war es eine wirklich runde Kugel.


    Als Flamma gleich meinte, dass sie keine Gladiatoren einladen müssten, blickte Corvina ihn mitfühlend an. Ja, sie konnte seine Argumente verstehen. Dennoch erschien es ihr ungerecht. Es war doch auch seine Hochzeit – auch wenn es keine richtige Hochzeit war. “Gibt es denn gar niemanden, den du gerne einladen möchtest?“ fragte sie dann nach. Denn außerhalb des Hauses kannte Flamma ja ihres Wissens nach nur die Männer aus dem Ludus Dacicus. “Und ich hoffe, dass du von nun an viele Freundschaften schließen kannst, Flamma.“

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    Aurelia Corvina

  • Ich nickte. „Da hast du wohl Recht Domina, aber dennoch wünschte ich man könnte sie dir abnehmen.“ Ja denn das wollte ich gern, aber ja ich wusste auch, dass es nicht möglich war. Das sie Kara nicht stören wollte war irgendwie typisch für sie als ob es Kara Umstände machen würde. Kara war ihre Sklavin, aber sie behandelte sie nicht so. Denn ja die beiden waren wohl eher Freundinnen. Dennoch würde ich Kara erzählen, das die Domina Probleme mit Wasser in den Beinen hatte, was sie dann daraus machte war ihre Entscheidung. Auf ihre Frage hin überlegte ich. „Nun außerhalb des Ludi kenne ich eigentlich nur die Sklaven hier im Haus. Malachi... aber nun ja er ist auch eher einen Einsiedler, das ist der ältere ehemalige Gladiator, der mich trainiert hat, vor dem Abschlusskampf und .. nun ja dieser Tiberios.. er scheint ja mit deinem Mann gut bekannt zu sein.. und im allgemeinen sehr umgänglich. Den können man einladen?“ Dann nickte ich langsam aber bedächtig. „Ich bemühe mich zumindest.. es ist nun ja nicht so einfach... weil nun ja weil.. man hat mir beigebracht, dass wir so was wie der Bodensatz der Gesellschaft sind und unter allen stehen. Das wir als infarm gelten und noch niedriger stehen, als einen Lupa. Dein Mann und auch Kara sagen mir immer wieder das das nicht mehr so ist. Aber es ist schwer es zu begreifen.“ Sagte ich und hob die Hände zu einer unbeholfenen Geste, die dieses Dilemma wohl gut ausdrückten. „Deswegen.. nun ja deswegen zieh ich mich eher zurück, weil ich …. nun ja ich stehe doch unter ihnen, also zumindest sagt mir das meine Kopf... und nun ja deswegen gehe ich halt nicht auf andere zu... wenn du verstehst?“

  • Malachi und Tiberios also. “Natürlich laden wir sie dann ein. Ich hoffe, dass das Fest für dich und Kara wunderschön wird.“ Denn ja, das war ja der Grund, warum sie es überhaupt feierten. Auch, wenn die beiden sich selbst wohl genug waren und auch einen freien Tag im Cubiculum wohl genießen würden. Corvina schmunzelte leicht.

    Die gründe, warum Flamma sich schwer tat, Freundschaften zu finden, konnte sie verstehen, fand es aber dennoch traurig. Sie selbst war sehr zurückhaltend und hatte deswegen eher wenige Freundinnen, aber sie hatte welche. Flamma hingegen betrachtete sich selbst als nicht gut genug, eine Freundschaft zu haben und hatte deshalb keine und zog sich auch hier im Haus zurück. Corvina fasste etwas nach vorne, so dass sie ihn erreichen konnte und drückte sanft seine Hand. Eine kleine, menschliche, versichernde Geste, aber sie hatte den Eindruck, dass Flamma genau diese auch brauchte.

    “Du bist ein guter Mann, Flamma. Sanft, klug und nachdenklich, und du kannst so viel wundervolleres mit deinen Händen als nur zu kämpfen und zu töten. Wäre das Schicksal nur ein klein wenig anders, wärst du in deiner Heimat vielleicht ein Künstler geworden, oder ein Politiker. Oder beides.“ Sie lächelte ihn milde an und versuchte, ihn so ein wenig aus dem Loch herauszulocken, in welches er sich selbst verbannt hatte. Sie zog ihn nicht heraus, sie war einfach nur da und wartete, ob er von selbst kommen würde. Sie hatte Geduld und Zeit, sie musste es nicht erzwingen. “Und wenn du so weit bist, dich selbst auch so zu sehen, wie Kara, mein Mann oder auch ich dich sehen, dann werden sicherlich auch alle hier im Haus froh sein, wenn du sie Freund nennst.“

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    Aurelia Corvina

  • Ich sah auf ihre Hand die meine drückte und dann wieder zu ihr hin. „Ein schöner Gedanke.“ Auch wenn ich wohl wusste, das ich egal welchen Weg mein Schicksal genommen hätte in jeden Fall immer ein Kämpfer geworden wäre. Ob nun hier als Gladiator oder wie meine Vater in der parthischen Armee.Aber es war eine schöne Vorstellung, wenn ich vielleicht ein Künstler geworden wäre. „Wir freuen uns beide auf die Feier und sind sehr dankbar für die Möglichkeit eine solche zu haben.“ Denn ja das war ja nun wirklich nicht selbstverständlich. Ich nickte. „Ich versuche es Domina. Wirklich, aber nun ja es ist schwer abzulegen, was einem weit über die Hälfte seines Lebens jeden Tag erzählt und eingebläut wurde. Aber ich bin geehrt und es tut gut zu wissen, das ihr mich anders wahrnehmt.“ Denn ja das tat wirklich gut, auch wenn ich immer wieder in alte Muster verfiel. Ich sah ihr in die Augen und sagte mit leiser Stimme. „Ich bin dem Schicksal wirklich dankbar, das es dafür gesorgt hat, dass ich hier leben darf und .. ja das ich erleben darf, dass es auch … ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll ohne das es anmaßend klingt..... das es auch.. ihr du und dein Mann ihr seid wirklich etwas Besonderes.“ Denn ja ich konnte ihr ja wohl kaum sagen, dass die meisten Römer die ich bisher kennenlernen musste, eher Arschgeigen waren, deren Bekanntschaft mal lieber nicht gemacht hätte. Denn ja das wäre anmaßend gewesen. Es steht mir nicht zu Römer zu kritisieren.

  • Corvina ließ ihre Hand noch eine ganze Weile in seiner. Auch hier war der Größenunterschied beachtlich, und ihre zarten Finger wirkten in seiner Pranke nicht weniger kindlich wie sie selbst, wenn sie neben ihm stand. Wo er groß und kräftig war, war sie klein und zart, er war dunkel, sie war hell, und doch waren beide auf ihre Art sehr sanft. Sie drückte seine Hand noch einmal leicht, während er sprach. “Es hat keine Eile, Flamma. Du hast alle Zeit der Welt, dich daran zu gewöhnen, dass es jetzt besser ist. Es muss nicht heute oder morgen passieren. Gib dir selbst auch die Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen. So etwas dauert. Ich weiß das.“

    Ja, Corvina wusste das wirklich. Als sie sich damals in Duccius Callistus so sehr verliebt hatte, hatte sie für sich still gelitten, und als der junge Mann dann verschwunden war und Tage später eine Leiche aus dem Tiber gezogen wurde mit seinem Ring am Finger, hatte sie mehr gelitten, als sie hatte sagen können. Sie hatte Monate gar nicht geredet, Tage kaum das Bett verlassen. Ihr Onkel hatte sie, da kein Heiler ihr helfen konnte, sogar nach Tarquinia aufs Land geschickt, in der Hoffnung, dass Abstand ihr gut täte. Und auch dort hatte es lange gedauert, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte und neuen Mut geschöpft hatte. Zurück hier in Rom hatte sie sich seltsam fremd gefühlt, nicht wie sie selber, und als sie dann auch noch so plötzlich mit Nero verlobt wurde, schien sie sich erst wieder an diese dunkle Zeit zurückerinnert zu fühlen. Sie hatte ihren Mann erst nicht heiraten wollen, hatte es als Verrat an Duccius Callistus empfunden und von diesem Gedanken sich wieder in eine dunkle Richtung lenken lassen. Erst ihr Mann hatte, wenn auch unbeabsichtigt von ihm, ihr gezeigt, welches Glück das Schicksal ihr eigentlich offenbart hatte. Sie selbst hatte es nicht sehen können. Und hätte er ihr nicht so vertraut und ihr seinen Rücken gezeigt, seine Seele offenbart und ihr seine Liebe zu Füßen gelegt, vermutlich wäre sie noch immer auf diesem dunklen Pfad.

    “Du bist auch etwas Besonderes, Flamma“, gab sie ihm sein Kompliment zurück. Was musste er für abscheuliche Menschen in seinem Leben bislang getroffen haben, dass er für dieses kleine bisschen Menschlichkeit so dankbar war? Corvina wollte am liebsten gar nicht darüber nachdenken. Aber wenn es ihm half, wieder mehr Zuversicht und Stolz zu finden, dann war es gut und sie sehr zufrieden. “Mein Mann hat mich gebeten, dass ich das Fest etwas organisiere. Möchtest du denn etwas besonderes dabei machen? Einen Brauch aus deiner Heimat oder etwas anderes?“

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    Aurelia Corvina

  • Ich nickte und ich verstand. Denn ja man legte Gewohnheiten nicht so schenll ab und wenn man wie ich noch einen Kind war, wenn man alles was man davor mal erlernt hatte verlernte und wenn es einem immer wieder gesagt wurde hielt man es für die Wahrheit. Und meine Wahrheit war eben, dass ich weit unter andere Sklaven stand. Das es normal war, das meine Körper und meine Leben nicht mir gehörte und andere darüber verfügen konnten wie sie wollten. Ich hatte es ja nicht anders kennen gelernt. Ob es nun die Frauen war, die sich ein paar Stunden mit mir erkauft hatten oder eben dieser Senator, den es ein Bedürfnis war mich zu erniedrigen, zu demütigen und zu quälen. Für mich war das Alltag, das hier im Haus war eher das Besondere. Das es Römer gab, denen es wichtig ist wie es ihren Sklaven geht, was sie fühlen, dass war das besondere für mich. „Ich danke dir Domina.“ Sagte ich leise, denn nun ja ich war nichts besonderes, aber ich freute mich wenn sie mich so wahrnahm. „Wenn ich dir helfen kann, dann lass es mich wissen.“ Sagte ich und schüttelte dann den Kopf. „Diese Hochzeiten die ihr hier macht, gibt es bei uns so nicht. Ehe werden im Kindesalter verabredet, ich war ja quasi auch schon verheiratet. Mein Vater hatte meine Ehe schon verabredet als ich 3 Jahre alt war. Der Mann nimmt die Frau als seine an, in dem er sich vor sie stellt und vor Zeigen sie als seien Ehefrau anerkennt. Bei uns leben die Frauen sehr abgeschieden, es gibt keine gemeinsamen Mahlzeiten. Sie halten sich zumeist in ihren eigenen Räumlichkeiten dem Harem auf. Meine Brüder aus Germanien haben mir von einem brauch erzählt, das man die Braut über die Schwelle trägt, das würde ich gern machen. Ich glaub das gibt es bei euch auch oder?“

  • Als sie nun über die Hochzeit redeten, drückte Corvina noch einmal final seine Hand sanft, ehe sie ihn los ließ. Sie wusste, dass er sich nicht trauen würde, als erstes loszulassen, aber sie wollte ihn nicht bedrängen. Was er aus seiner Heimat erzählte, klang recht fremd. Corvina hatte gelesen, dass die griechischen Frauen vor zweihundert Jahren auch ihre eigenen Gemächer innerhalb des Hauses hatten und nur sehr wenig mit der Welt außerhalb ihres Hauses zu tun hatten. Daher wollte sie sich mit Vorurteilen nicht aus dem Fenster lehnen. Aber eine Verlobung schon mit drei Jahren und eine Hochzeit noch als Kind? Das war schon sehr barbarisch nach ihrem Verständnis.

    “Das heißt, du warst als Kind schon verheiratet?“ fragte sie daher noch einmal explizit nach. “Und die Männer sehen ihre Frauen dann gar nicht? Und Mütter ihre Söhne?“ Für Corvina wäre so etwas schrecklich. Sie war nun nicht die gesellschaftsfreudigste Frau überhaupt, aber wenn sie sich nicht einmal mehr mit anderen Menschen unterhalten könnte, musste das doch sehr einsam sein.


    “Und ja, den Brauch gibt es hier auch. Mein Mann hat mich auch über die Schwelle getragen. Man sagt, es gibt Unglück, wenn die Braut beim Betreten des Hauses stolpert, deshalb trägt der Mann sie über diese Grenze in sein Reich und in Sicherheit, damit alle bösen Geister draußen bleiben“, erklärte Corvina den Brauch, wie die Römer ihn feierten.

    “Wir sollten dann am besten im Garten feiern, damit du Kara auch ins Haus hineintragen kannst“, sinnierte Corvina. Das wäre wahrscheinlich sowieso am schönsten, wenn nun so langsam der Frühling dem Sommer wich. Draußen war es dann herrlich hell und schön und fröhlich. Genau richtig für eine Hochzeit.

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    Aurelia Corvina

  • Ich nickte. „Ja so kann man es nennen. Ich war drei als meine Vater die Ehe beschlossen hatte. Die Frau war da gerade erst geboren. Mit meinem 14 Lebensjahr wäre sie offiziell meine Ehefrau geworden.“ Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte es ja nur so gekannt. „Bei uns war das normal, also zumindest bei den Familien mit Einfluss im Reicht.“ Ich sah sie lange nachdenklich an, denn ja es wusste niemand, ich hatte es immer zurückgehalten. „Wir.. also mein Vater er war der Cousin des Königs. Meine Versprochene war eine Tochter eines weiteren Cousin meines Vater.“ Denn ja man heiratete untereinander um die Macht zu sichern, War ja hier in Rom nicht anders.

    Ich überlegte. „Nein eigentlich sehen sie sie nur wenn sie sie zu sich rufen oder wenn der Mann in den Harem geht um sich einen Frau für die Nacht... Die Erstfrau wird von allen im Haus verehrt, aber wenn sie den Harem verlässt, bedeckt sie ihr Gesicht mit einem Schleier. Außer dem Ehemann bekommt keiner die Frau zu sehen. Nur Dienerinnen bedecken ihr Gesicht nicht.“ Ich wusste, dass es für jemanden der das nicht kannte wohl ungewöhnlich klingen musste. Aber ja das war etwas an was ich mich noch gut erinnern konnte. Ich war noch jung genug gewesen um meine Mutter in ihrem Räumen besuchen zu dürfen. „Wir Kinder, wir durften natürlich auch u unseren Müttern.“

    Dann sah ich wieder zu ihr und nickte. „Im Garten wäre sehr schön, gerade jetzt wo es draußen wieder angenehm wird.“ Denn ja ich mochte das hier wirklich, ich mochte den Garten. Auch wenn ich meistens dort nur zum üben war, war es alle Mal besser als den ganzen Tag in der Übungsarena des Ludus zu stehen ohne auch nur das geringste bisschen Grün um einen herum. „Domina? Die Einladungen, also die Für Tiberos und Malachi.. ich kann.... also ich kann nur meinen Namen schreiben bisher.“ Sagte ich und sah nun doch etwas beschämt zu Boden. Ja ich übte ab und an mit Kara, wenn wir denn dazu kamen, aber mir fiel das Schreiben wirklich nicht leicht.

  • Die Vorstellung, so jung schon verlobt zu werden, war absurd für Corvina. Verlobungen konnten im römischen Reich höchstens zwei Jahre bestand haben, nicht länger, und zur Verlobung musste die Braut mindestens zehn Jahre alt sein, der Junge mindestens zwölf, da eine Ehe frühestens mit 12 und 14 Jahren geschlossen werden konnte. Und auch das war eher ungewöhnlich, die meisten Bräute waren doch eher 15 oder 16 bei ihrer ersten Ehe. Immerhin starben zu junge Bräute häufig bei der ersten Geburt, und das Gesetz verlangte nur eine Heirat vor dem zwanzigsten Lebensjahr. Auch wenn Flamma die Einschränkung machte, dass auch er erst mit 14 geheiratet hätte und seine Braut dann rechnerisch auch 11 Jahre alt gewesen wäre.

    Dann aber brachte er sie völlig aus dem Konzept, als er meinte, er wäre ein Verwandter des Königs. “Du bist adelig?“ fragte Corvina verblüfft. Auch wenn sie generell verschwiegen war, wenn Menschen ihr Geheimnisse anvertrauten, war das doch eines, welches sie mit ihrem Mann würde teilen müssen. “Mit dem parthischen Großkönig, oder einem anderen König?“ Corvina wusste nicht allzu viel über das mächtige Reich im Osten, aber sie wusste, dass es viele kleine Könige gab, die alle dem großen König untergeordnet waren. Eine Vorstellung, die für einen Römer an sich schon fremd war, war doch das Wort König allein schon eine Beleidigung. Selbst der Imperator, der ähnliche Macht besaß und dessen Amt ja auch erblich war, legte großen Wert darauf, kein König zu sein und ließ seine Macht durch den Senat, durch die republikanische Tradition, bestätigen. Deshalb knieten Römer auch nicht vor ihm nieder, denn sie waren keine Untertanen.


    Die restliche Erzählung verblasste dagegen fast schon. Auch wenn man Corvina ihr Erstaunen durchaus ansehen konnte, und auch ein wenig die Ablehnung der Vorstellung, dass ein Mann daherkam und sich eine Frau für eine Nacht aussuchte, als wäre sie eine Lupa. Nein, Corvina würde dann lieber sterben wollen. Zwar teilte sie ihren Mann auch mit anderen, da seine Lust größer war als die ihre, aber sie würde ganz sicher nicht abgeschieden darauf warten, von ihm erwählt zu werden, und wenn er sich ihr aufzwänge, würde sie sich lieber selbst richten. Und auch, wenn sie ihre Haut züchtig unter einer Palla verbarg, wenn sie hinaus ging, verschleierte sie sich nicht.

    “Und wenn verwandte der Frau zu Besuch kommen, darf der Vater seine eigene Tochter nicht sehen und sprechen?“, fragte sie noch einmal nach. Denn das schien ihr wirklich ungeheuerlich.


    Seine Bedenken wegen der Hochzeitsplanung rissen sie da geradezu aus diesen verwirrenden Gedanken. Sie hätte nicht gedacht, dass Parthien derart anders wäre, und sie hätte auch nicht gedacht, dass Kara einen parthischen Prinzen heiraten würde. In ihrem Garten. Nur mit ein paar Sklaven als Gästen.

    Sie schüttelte die Gedanken ab und versuchte ein aufmunterndes Lächeln. “Das macht nichts, ich helfe dir. Oder du kannst sie auch persönlich einladen, wenn dir das lieber ist. Ansonsten schreibe ich sie für dich.“ Sie sah ihn einen Augenblick an. Anscheinend war er bei Kara zu abgelenkt, aber Corvina genoss seine Gesellschaft, und wenn sie ihm ohnehin schon etruskisch beibrachte, warum dann nicht auch Lesen und schreiben, während sie webte? Es wäre eine gute Übung für ihr Kind. “Und wenn du einverstanden bist, dann würde ich etwas vorschlagen. Ich benötige ja noch einige Zeit, bis der Stoff fertig ist. Und wenn wir etruskisch üben, können wir auch Lesen und Schreiben üben. Du kommst dann jeden Nachmittag, wenn ich hier bin, für eine Stunde her, und wir üben?“

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    Aurelia Corvina