Tiberios nickte bei beiden Antworten; er dachte ähnlich: " Vaterlandsliebe ist vielleicht wirklich nur etwas für freie Männer", sagte er: "Mein ganzes Leben ist nun hier, also ist Roma meine Polis. Zumal Roma oder vielmehr die Furier mir Möglichkeiten boten, was Alexandria nicht tat: Mit achtzehn war ich Vilicus in Portus Ostiensis - daher mein Interesse am Färben, ich habe allgemein Interesse am Geldverdienen", er lachte kurz:
"Und mit neunzehn bin ich erst Bibliothekar und dann Maiordomus geworden. Es ist alles viel besser gelaufen, als ich mir je erträumen konnte"
Er verschwieg die seltsamen Gedanken, die ihm manchmal kamen, die Fragen nach dem Wer er eigentlich war und was er wollte. Er wusste, woher er kam , und er wusste genau, wer seine Eltern waren, aber was seinen Vater betraf, so wünschte er sich eher, er würde es nicht wissen: Dann hätte er sich selbst Eltern ausdenken können.
Als Kara das mit den Minen sagte, verdunkelten sich seine Augen einen Moment lang. Doch dann sagte er sich, dass die Vergangenheit ruhte.
Aber er lächelte, als sich Kara an Flamma lehnte. Sie hatten einander, und sie wirkten sehr verliebt.
"Bleibt so", sagte er: "Ich verstehe mich leider nicht auf die bildende Kunst und kann es selbst nicht, doch in dieser Haltung sollte euch ein Künstler malen. Amantes - die Liebenden. Du siehst aus, Flamma, wie ein Mann, der sein Zuhause gefunden hat"
Soweit Tiberios beurteilen konnte, war Flamma auch derjenige, der in sich ruhte. Die schöne Kara hatte etwas Rastloses, Quecksilbriges an sich, das nicht leicht zu fassen war. Doch manchmal ergänzten Gegensätze sich wie bei den Kugelmenschen aus dem platonischen Dialog Symposion, und einer fand seine fehlende Hälfte im anderen.