Ein Treffen unter Sklaven

  • Nun es war einige Zeit vergangen und doch hatte ich die Einladung des Tiberios nicht vergessen, natürlich war es für Sklaven nicht soi einfach einen Termin zu finden, an den sie alle frei hatten um sich zu treffen, denn ja jeden von uns hatte seine Verpflichtungen. Um so mehr freute es mich, das wir einen Termin gefunden hatten und so begab ich mich mit Kara am Nachmittag zu eben jener Tebaerna in der wir uns mit Tiberios und vielleicht noch einigen anderen treffen wollen. Es war mein erster Ausflug dieser Art und ja ich freute mich und doch war ich auch irgendwie unsicher, denn ja wie immer hatte ich so meine Probleme. Auch wenn ich mit im Haushalt meines Dominus inzwischen ganz gut zurecht fand, war da doch immer noch dieses denken, das ich weit unter den meisten Sklaven stand. Ich konnte dieses jahrelange Gehirnwäsche einfach nicht ablegen. Auch wenn mit mehr als ein Sklave des Haushaltes erklärt hatte, das dem nicht so war, konnte ich es eben nicht immer verdrängen und an Tage wie heute schon gar nicht, weil ich nicht wusste, wer alles da sein würde und wie sie reagieren würden. Ich hoffte aber auf das Beste, denn ich wollte diesen freien Nachmittag mit Kara und den anderen genießen. So betrat ich mit Kara gemeinsam das Gasthaus und sah mich nach Tiberios oder eben einem freien Platz um.

  • So ein bisschen fragte sich Kara schon, wer bei allen Göttern Ashkan ausgerechnet diese Spelunke vorgeschlagen hatte. Es gab so viel vornehmere Gasthäuser, in die auch Sklaven durften, als das hier. Aber dafür war es nicht ganz so weit von der Villa Tiberia entfernt, so dass sie wenigstens nicht so weit für den Heimweg hatten. Vom Forum aus hätten sie ein ordentliches Stück laufen müssen, so waren sie in nicht mal einer Stunde wieder daheim.

    Nicht, dass Kara sofort wieder gehen wollte. Sie hatte nichts dagegen, sich mit diesem Tiberios zu treffen. Kontakte zu Sklaven anderer Häuser waren immer gut, Ashkan brauchte dringend, also wirklich dringend ein paar Freunde, und der dürre furische Sklave hatte ihr nette Komplimente gemacht. Kara mochte Komplimente. Zumindest, solange nicht erwartet wurde, dass sie deshalb irgendwelche Erwiderungen geben musste, insbesondere körperliche. Denn da war Tiberios nun mal so gar nicht ihr Typ. Zu feminin, zu dünn, zu – naja, griechisch. Und Kara kam aus Attika, sie kannte viele Griechen.


    Und so betrat Kara auch das Gasthaus und bemühte sich redlich, nicht abfällig zu schauen. Trotzdem kam sie sich in ihrer feinen blauen Seide mit dem dünnen Goldgürtel etwas fehl am Platz vor. Aber es war warm, da wollte sie definitiv keine Wolle tragen, und das Kleid hatte so süß ausgesehen, als sie es gekauft hatte! Da musste sie es einfach mal tragen. Außerdem sollte Ashkan durchaus mit seiner Frau angeben können, wenn er mit ihr ausging. Und ja, sie mochte es durchaus, wenn er so ein wenig den eifersüchtigen Beschützer raushängen ließ.

    “Ich seh ihn noch nicht. Setzen wir uns“, sagte Kara und deutete auf einen freien Tisch, der weitestgehend sauber und ansprechend wirkte.

  • Tiberios war damals, als Flamma seinen letzten Zweikampf überlebt und sogar gewonnen hatte, sehr froh darum gewesen. Der Parther hatte etwas Edles und Feines um sich, etwas, das nicht anerzogen, sondern vermutlich angeboren war, und er war trotz seiner Qualitäten als Kämpfer ein sanfter Mensch. Es wäre ein Jammer gewesen, hätte man ihm in wortwörtlichen Sinn der Menge zum Fraß vorgeworfen. Nun aber lebte er, es war ein Sommer Abend, und alles war in bester Ordnung, da er den Ludus verlassen und in die tiberische familia gekommen war. Tiberius Caudex würde einen Sklaven niemals anders als mit Güte behandeln, da war sich Tiberios sicher.

    Mit seiner Braut Kara hatte Flamma außerdem sein persönliches Glück gefunden.

    Tiberios hatte Diocles gefragt, ob er mitkommen wollte, da er ihn lange nicht gesehen hatte, und es würde ihm gut tun, mal unter Menschen zu kommen. Aber wie bei ihm üblich hatte dieser weder Ja noch Nein gesagt. Und Sonnwinn steckte in den Reisevorbereitungen nach Brundisium, da alle Pläne kurzfristig geändert worden waren.


    Als der Grieche eintrat, etwas spät war er, da Chloe noch eine Frage gehabt hatte, sah er, dass Kara und Flamma bereits anwesend waren.


    Und er bemerkte sofort: Jeder, nicht nur Tiberios, schaute in ihre Richtung, sie konnten nichts dafür, doch sie waren in ihrer dunklen Anmut anziehend für alle Blicke. Flamma, groß, gefährlich wirkend, sehr parthisch und an seiner Seite die ebenso schwarzhaarige Kara, höchstelegant in einem blauen Seidengewand mit goldenem Gürtel um die schlanke Taille - Athenerin eben. Sie wirkten wie zwei Panther unter struppigen Wieseln, oder noch besser wie Persephone und Dionysos als bezauberndes Paar, fehlten in ihrem Gefolge nur noch die rasenden Mänaden und Satyren.


    Tiberios winkte Flamma und Kara zu, schwang sich auf die Bank ihnen gegenüber und lächelte beide an. An seinem Gürtel klimperte sein Beutel.

    "Chairete", grüßte er und zu Flamma: "Verheiratsein bekommt dir, du siehst prächtig aus "und zu Kara: "Es ist Sommer, und Persephone gewährt uns Sterblichen ihre Gegenwart ", mit einer kleinen anerkennenden Verbeugung in ihre Richtung, um ihrer Schönheit zu huldigen.


    Tiberios interessierte sich wirklich für Mode und wäre durchaus ohne zu Murren mit Kara einkaufen gegangen und hätte sich durch die Stoffe gewühlt. Er selbst trug allerdings die gedeckten Farben der unteren Stände, wollweiß, braun und heute eine graue Chlamys, aber das war eher Konvention geschuldet:

    " Dein Gewand hat einen ungewöhnlichen Farbton, ist das Kornblume oder eher ein Meerblau? Die Seide ist von bester Qualität, leicht und von subtilem Glanz, ich war mal Vilicus in einem Handelshaus und hatte dort mit Seide zu tun. ", er lächelte:

    "Aber jede Farbe würde selbstverständlich nur deine Schönheit unterstreichen, obwohl man sagt, dass sich Persephone meist in Safrangewänder hüllt.",

    er schaute beide an: "Habt ihr schon bestellt oder was möchtet ihr trinken?"

  • Ja ich konnte die Blicke der Anwesenden spüren und ich fühlte mich unwohl. Ja in der Arena war das normal gewesen und doch so vollkommen anders. Dort war ich unter meiner Ausrüstung gewissermaßen geschützt. Ich wusste was man von mir erwartet, aber hier? Dies hier war so neu für mich. So anders und ja genau das machte mich unsicher. So senkte ich auch automatisch den Blick, als Kara und ich zum Tisch schritten und schlussendlich Platz nahmen. Ich sah mich nicht um, sondern richtet meinen Blick auf die Tischplatte. Erst als ich Tiberios Stimme vernahm, sah ich auf und erhob mich. So wie es mir anerzogen war, senkte ich meinen Blick, denn ja der Tiberios war ein Schreiber, ein Maiordomus und auch noch mit unserem Dominus befreundet - er stand also weit weit über mir. "Salve Tiberios." Sagte ich mit leiser verhaltener Stimme. Als er dann aber meine Ehe und meine Frau erwähnte, umspielte ein Lächeln meine Lippen. Sich blickte zu Kara und bedachte sie mit einem leidenschaftlichen Blick, denn ja sie war meine Frau und ich schätze mich glücklich das sie es war. "Ja, die Ehe bekommt mir gut. Setz dich doch zu uns und nein wir haben noch nichts bestellt. Die Bedingung wird sicherlich gleich erscheinen. Wir sind auch gerade erst angekommen." Sagte ich und nahm wieder neben Kara Platz, denn ja ich saß neben ihr, weil ich zum einen gern in ihrer Nähe war und zum anderen mir eben diese Nähe Sicherheit gab.

  • Kara war kurz davor, ihren Mann zu schlagen, als der wie ein getretener Hund zum Tisch ging und ja niemanden ansehen wollte. Warum bei allen Göttern wollte er sich in einer Schänke treffen, wenn er sich hier so unwohl fühlte? Und warum musste sie dann auch noch mit? Irgendwie waren gerade ihrer beider Rollen vertauscht, und Kara gefiel das ganz und gar nicht. Sie wollte einen Kerl neben sich haben, der mit ihr mithalten konnte, und nicht einen, den sie beschützen musste. Nein, wenn Ashkan immer so den Kopf einzog und so gar keinen Stolz zeigte, dann konnte sie das sowas von nicht leiden.


    Sie kam aber nicht dazu, deshalb zu zicken, denn da kam auch schon Tiberios und begrüßte sie beide. Und er hatte rudimentäre Ahnung! Karas Blick ging etwas überrascht leicht nach oben. Aber sie lächelte. Es gab selten Gelegenheit, sich über Mode zu unterhalten. “Es ist azurblau. Angeblich wurde es mit echtem Lapislazuli gefärbt, aber ich denke, in dem Detail hat der Händler übertrieben. Aber mir gefiel der östliche Schnitt. Die römische Mode ist meist so verschlossen und streng.“ Zumindest die brave Mode. Es gab durchaus auch römische Schneider und Schneiderinnen, die sich nicht an irgendwelche geschlossenen Schnitten und verhüllenden Stoffen bedienten, sondern etwas offenherziger waren.

    “Und die Hälfte aller Göttinnen und Götter trägt seit Äonen Safrangewänder. Eos, Hercules, Enyo… Mir scheint, dass unsterbliche Wesen weit weniger häufig neue Moden hervorbringen als kurzlebige Sterbliche.“ Kara zuckte leichtfertig die Schultern. Sie war Anhängerin der Hekate, und die trug gerne schwarz und blau. Wobei Kara auch definitiv nichts gegen alle anderen Farben hatte, solange sie modisch waren und sich nicht mit ihrem Teint bissen.

    Sie winkte der Bedienung und bestellte einen Krug leichten Wein und einen Krug mit Posca, da Ashkan Wein nicht gewohnt war, ohne die beiden Männer zu fragen, was sie überhaupt wollten. Aber so war sie eben.

    Während sich also alle setzten und das Trinken bestellt war, schlug Kara bequem die Beine übereinander und fuhr mit dem Gespräch fort. “Ich wusste gar nicht, dass du dich mit Stoffen auskennst, Tiberios. Legt deine Herrin denn viel wert auf Mode, oder wie kommt es?“

  • "Bitte bleib sitzen, Freund", sagte Tiberios, als Flamma sich erhob, und er gab ihm die Hand, wie man das unter Gleichgestellten machte. Die Vorurteile gegen infames teilte er nicht.


    Er dachte sich schon, was in dem Exgladiator vorging: Jahrelange Abrichtung mit Prügel und Drohungen von Jugend an ließen sich nicht ablegen wie eine alte chlamys.

    Er selbst war daraufhin erzogen worden, seinen Herren zu gefallen und Harmonie zu verbreiten, aber das war ein großer Unterschied.


    Kara dagegen schien die Aufmerksamkeit eher zu mögen, und Tiberios fand das sehr in Ordnung: Die Götter verliehen Schönheit und Jugend, damit man sich an ihnen freute. Diese Zeit war ohnehin durch die Natur begrenzt.


    Er lächelte zurück: "Soviel ich weiß, taugt reiner Lapislazuli leider nicht als Färbung für Stoffe, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.", sagte er:

    "Ich tippe auf eine Mischung mit echten indischen Indigo, kein Färberwaid. Vielleicht etwas Purpur dabei.", er nickte, als Kara das mit dem Schnitt der Kleidung sagte:

    "Die Grundform ist eigentlich immer ein Viereck.", antwortete er: "Zumindest beim Chiton", er legte seinen Mantel ab, da er heute seine beste Kleidung im griechischen Stil trug:

    " Je nach dem wie ich es drapiere...", er machte eine anmutige Geste, als würde er eine Fibel lösen: "ist der Faltenwurf einmal offener oder geschlossener.
    Aber du sagtest, dein Schneider hat einen besonderen Schnitt gemacht. Ist das parthisch?
    "

    Da ihr Mann Parther war, wäre das nicht so weithergeholt.


    Tiberios lachte, als Kara das mit den Göttern und der Mode sagte, sie war witzig, dafür waren Leute aus Attika ja auch bekannt:

    "Der sterbliche hübsche Ganymedes wurde von Juppiter entführt, um ihm als Mundschenk zu dienen. Ich hoffe nicht, Flamma", hier schaute er zu dem Ehemann:

    "..dass die Göttinnen deine Gattin Kara zu ihrer Modistin machen wollen . Mal etwas anderes als Safrangewänder! ", er fand das amüsant.


    "Mit der Mode zuhause habe ich nichts zu tun, das ist Sache der Ornatrix", erwiderte er dann: "Mein Interesse kam daher, weil ich Vilicus bei einem Handelsherren in Portus war, und ab und zu wollen Kunden gerne beraten werden. Und ja, ich mag schöne Stoffe und überhaupt alles, was Harmonie und Schönheit verbreitet. Ihr wisst schon: kalogathia - Gutes ist schön, und Schönes ist gut ", manchmal hatte man Tiberios auch in Mädchengewändern sehen wollen, aber mittlerweile hatte er nicht mehr das Alter dafür.


    Kara winkte der Bedienung und bestellte mit großer Selbstverständlichkeit für alle die Getränke. Ihr Benehmen und ihr kostbares Gewand - es war mehr wert als er selbst, wie der Furiersklave neidlos schätzte - sprachen für eine ausnehmend hohe Stellung im Hause ihres Dominus. Hätte Tiberios nicht geglaubt, es besser zu wissen, hätte er sie für Tiberius Caudex Hetäre gehalten.


    "Für wen ist die Posca?", fragte er und legte den Kopf leicht schräg.

  • Kara zuckte mit den Schultern. “Ich habe noch nie Stoff gefärbt, Seide schon gar nicht. Und die Händler erzählen sowieso immer viel, wenn der Tag lang ist. Aber an Purpur glaube ich nicht. Purpur stinkt“, fasste Kara ihre Einschätzung zu den Färbemitteln zusammen. Im Grunde war es ihr ja auch egal, wie die Stoffe gefärbt wurden, solange sie nicht abfärbten und der Mode entsprachen.

    Auch auf seine Ausführungen zu seiner Kleidung hin winkte sie nur mit der Hand. Natürlich kannte sie hundert Möglichkeiten, einen einfachen Chiton in Falten zu legen. Damit konnte man schon sehr viele Spielereien unternehmen. Aber die Art von Kleid, die sie bevorzugte, hatten einen eigenen Schnitt und waren nicht einfach nur eine besondere Art der Gürtung und der Anbringung von Fibeln geschuldet. Entgegen der römischen Mode, die auf Stoff, Stoff und noch mehr Stoff baute, um damit Reichtum zu suggerieren, liebte Kara es, ihren Körper zu zeigen, und das möglichst viel und möglichst enganliegend. Da benötigte man bisweilen andere Dinge.

    “Soweit ich weiß und dem Händler trauen kann, ist das hier eher aus Asia und Dakia. Das Kleid, was ich beim Tanz auf der Hochzeit anhatte, stammte aus Parthien. Aber ich glaube nicht, dass die Frauen das dort täglich tragen.“ Sie sah dabei fragend zu Ashkan. Auch wenn er das letzte Mal als Kind dort gewesen war, war er wohl der einzige hier am Tisch, der das beurteilen konnte.


    Offenbar hatte Tiberios ein paar Mal den Besitzer gewechselt, wenn sie ihn so reden hörte. Da konnte Kara nicht wirklich mitreden, da sie ihr ganzes Leben schon praktisch Corvina gehörte, wenn auch jetzt offiziell ihrem Mann und nicht mehr ihrem Vater. Aber es änderte an ihrem Leben nichts. Tiberios hingegen schien jetzt gänzlich andere Aufgaben zu haben als früher.

    Um nicht versehentlich in ein Fettnäpfchen zu hechten, ging Kara daher auch gar nicht näher darauf ein und antwortete stattdessen lieber auf die Frage nach dem bestellten Posca. “Für alle, denen Wein Kopfschmerzen verursacht“, meinte sie charmant und diplomatisch. Ihretwegen konnten beide Männer gerne Posca trinken, wenn sie wollten. Sie wollte hier in dieser Taverne nur eben nichts trinken, das schlecht werden konnte, denn sie traute dem Wirt hier – und den meisten Wirten überhaupt – nicht unbedingt. Mit Wein und Posca konnte man da aber wenig falsch machen.

  • Ich lehnte mich zurück, denn beim Thema Mode konnte ich nun wirklich nicht mitreden. So ganz langsam entspannte ich mich auch. Selbst als jemand an den Tisch kam um mich nach einem Autogramm zu fragen blieb ich gelassen. Gut das war auch eine Situation die ich kannte ich gewohnt war. Ich gab das Autogramm, bat jedoch darum, dass der Mann sich bedeckt hielt. Schließlich wollte ich nicht, dass alle Gäste hier Schlange standen und uns störten. Ja in solchen Situationen war ich selbstbewusst genug zu sagen was ich wollte und was nicht. Ich lehnte mich zurück und als der Posca gebracht wurde griff ich nach diesem und schenkte mir ein. „Für mich.“ Sagte ich zeitgleich als Kara sagte er wäre für uns alle. Ich zuckte mit den Schultern und grinste Kara an, dann sah ich zu Tiberios und erklärte. „Ich habe bisher noch nie etwas mit Alkohol getrunken und das hier ist wohl auch der falsche Ort um es das erst mal zu versuchen.“ Den ja ich trank nicht und hier und jetzt wollte ich nicht damit anfangen, zumal ich Kara ja auch sicher wieder nach Hause bringen wollte. Man wusste schließlich nie was einem alles zustoßen konnte. Da wollte ich lieber alle Sinne beisammen haben. Dann fiel mir wieder Karas Frage ein. „Nein die Kleidung die Morrigan und Du zur Hochzeit getragen haben ist eine die nur zu Festen getragen wird. Außer in reichen Haushalten, im Harem ist sie alltäglich.“ Sagte ich denn ja diese aufreizenden Kleider trugen die Frauen im Harem allein schon um ihrem Mann zu gefallen und seien Aufmerksamkeit zu erregen. Da nur er die Frauen zu Gesicht bekam, konnten sie sich so freizügig kleiden.

    Dann sah ich wieder zu dem furischen Sklaven. „Du kennst dich gut mit Mode aus.“ Sagte ich denn ja bisher hielt ich dies für Frauensache. „Meine Frau ist ein wahrer Fan der neusten Mode.“ Sagte ich und warf Kara einen liebevollen Blick zu, denn ja ich wusste, dass sie gern neue Kleider hatte und ich kaufte ihr diese gern, zumal ich ja auch was davon hatte, wenn sie diese schönen Kleider so wie heute Abend trug. Auch wenn mich die doch recht anzüglichen Blicke die die anderen Männer meiner Frau zuwarfen störten, so wusste ich doch, dass Kara mit mir nach Hause gehen würde und von daher gönnte ich Kara, diese Aufmerksamkeit.

  • Mit seiner Vergangenheit hatte Tiberios wenig Probleme. Er legte nur Wert darauf, dass er ein jugendlicher Scriba gewesen und nicht etwa wegen anderer Dienste, die ein hübscher knabenhafter Jüngling leisten konnte, aufgestiegen war; das betonte er zuweilen.


    Der Gedanke daran, wie die feinangezogene Kara zwischen Färbebottichen umherging, war absurd, und daher fand ihn Tiberios komisch. Er hob die Hände: "Ich habe auch noch nie Stoffe gefärbt", sagte er:

    "Und mit dem Purpur hast du ganz recht, das Zeug stinkt fürchterlich. Allerdings ist er unendlich wertvoll, so als würdest du den Finger in Fäkalien stecken und mit Gold überzogen wieder herausziehen. Pecunia non olet * ist ja ein römisches Sprichwort. Das Vermögen meines Dominus zu vermehren, war auch meine Aufgabe. Wäre ich noch im Seidengeschäft, hätte ich dich gebeten, mir noch mehr dieser modischen körperbetonten Schnitte zu zeigen. Warum nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden?
    Deine Wahl der Getränke ist ebenso klug wie die Wahl deiner Kleidung, Kara
    "
    , sagte er dann mit einer kleinen Verbeugung auf ihre charmante Bemerkung hin:

    "Wirten ist nicht zu trauen."

    Kara erinnerte ihn mit ihrem Geplänkel an die Mädchen in Alexandria. Vieles war witzig, und wenn einem etwas nahe ging, ging man mit einem Lächeln und doppelter Ironie darüber hinweg.

    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. Ob das bei Kara auch so war?


    "Die Spartiaten trinken auch nie Alkohol", sagte Tiberios auf Flammas Einwurf hin: "Daher sind sie wohl so großartige Krieger. Allerdings schnappen sie sich manchmal einen Heloten, das ist in Sparta die Sklavenbevölkerung, und zwingen ihn, sich zu betrinken, um ihn den Kindern zu zeigen, um sie abzuschrecken. Da ich jedoch nicht aus Sparta stamme...", er schenkte sich Wein ein und mischte ihn eins zu sieben:

    "Kara?", fragte er nach dem gewünschten Mischungsverhältnis.


    Dann fragte er Flamma: " Da du die dortige Mode erwähnst: Bist du als Knabe denn in einem solchen Harem in Parthien aufgewachsen? "


    Sim-Off:

    * Geld stinkt nicht

  • Ich zuckte mit den Schulter von diesen Spartaner hatte ich nur irgendwelche Geschichten gehört, so dass ich weder bestätigen noch dementieren hätte können. „Nun ich weiß nicht warum sie es taten.Uns war es jedenfalls nicht erlaubt Wein oder ähnliches zutrinken.“ Sagte ich also nur, denn ob es nun um unsere Fähigkeiten im Kampf ging oder es schlicht zu teuer gewesen wäre. Wer wusste das schon, obwohl ich letzteres annahm, denn schließlich hatten sie uns auch diesen komischen Brei vorgesetzt, mit der Begründung er sei gut für uns. Seit Stratonica mir erklärt hatte, dass das Blödsinn ist und sie uns dieses Futter nur vorgesetzt hatte, weil es einen billige Alternative war und man das gleiche auch mit vernünftigen Lebensmitteln erreichen konnte, wusste ich, dass der Ludus zwar Unmengen Geld an uns verdiente, aber kaum welches für unser Essen oder dergleichen ausgab.

    Auf die letzte Frage hin nickte ich. „Ja. Ich wuchs in einem Harem auf. Meine Mutter war die die Erstfrau meins Vaters. Er hatte mehre Frauen, so wie für einen wohlhabenden Haushalte in unserem Land üblich ist. Wir Kinder hatten neben meine Vater uneingeschränkt Zutritt zum Harem, dies endet jedoch wenn wir Knaben das 13 Lebensjahr erreichen, dann dürfen auch wir den Harem des Vaters nicht mehr betreten.“ Gut ich hatte das nicht mehr erlebt. Ich war ja 10 Jahre alt als ich das letzte Mal zu Hause war. Aber jeder von uns kannte natürlich die Regeln.

  • “So golden könnte mein Finger gar nicht werden“, meinte Kara mit teils gespieltem, teils echtem Ekel. Als ob sie in Fäkalien rumwühlen würde, würg. Allein die Vorstellung war lachhaft. Aber gut, beim Gerben wurden Fäkalien eingesetzt und beim Färben Urin – noch zwei Gründe mehr, warum Kara sowohl beim einen, wie auch beim anderen nur äußerst theoretische Kenntnisse besaß und sich nie in die Nähe einer Gerberei oder Färberei begeben würde.

    “Und bei den Schnitten solltest du lieber die Schneider fragen. Ich trag es nur und führe die Mode in der Stadt spazieren, damit alle sehen, wie man sowas richtig trägt“, meinte sie lächelnd, nahm aber dennoch das Kompliment wie auch das Folgende natürlich an.


    Als Tiberios dann anfing, über Spartiaten zu erzählen, musste sie aber doch lachen. “Du warst nie selbst in Lakonien, oder?“ fragte sie gut gelaunt, aber nicht herablassend. Doch merkte sie an dem, was er erzählte, dass sein Wissen aus Büchern stammen musste und nicht aus Erfahrung. Denn Heloten gab es schon lange nicht mehr. Nachdem Rom ganz Griechenland erobert hatte, hatte Sparta zwar den Status einer civitas libera erhalten und war damit nicht Teil der Provinz Achaia, aber dennoch hatte das römische recht dort Einzug gehalten und sowohl die Heloten als auch die Perioiken gab es nicht mehr.

    “Ich fürchte, Sparta ist inzwischen hauptsächlich eine Touristenattraktion geworden, und abgesehen von der kämpferischen Tradition und der Unsitte, den Müttern die Söhne wegzunehmen, sobald sie sieben Jahre alt werden, und sie zu prügeln und hungern zu lassen, bis sie kämpfen können, ist nicht mehr viel von dem übrig, was zu Zeiten von König Leonidas und seinen 300 noch gegolten hat.“

    Sie lehnte sich zurück und ließ sich von Tiberios gerne einschenken. “Ein Drittel“, sagte sie einfach nur und lächelte weiter.

    “Die Spartaner, die ich zumindest kennen gelernt habe, haben gesoffen, als gäbe es kein Morgen. Aber vielleicht waren die auch das unrühmliche Dutzend, das man aus der Stadt verwiesen hatte“, meinte sie schulterzuckend und nippte an ihrem Getränk. “Aber auch in Sparta wohnt ein ordentlicher Anteil an römischen Bürgern, die dort erst hingezogen sind, nachdem Rom es erobert hatte. Was ja auch schon zweihundert Jahre her ist. Oder dreihundert? Auf jeden Fall eine Ewigkeit. Glaub mir, du findest dort Tavernen, wie überall anders auch, und dieselben Feste mit denselben Gelagen wie überall.“

  • Als Flamma über seine Kindheit im Harem erzählte, nickte Tiberios und sah ihn aufmerksam an.

    "Ich dachte bei dir schon immer, dass du guter Herkunft bist, ", sagte er und benutzte das Wort eugenos, wohlgeboren:"Du hast etwas an dir, was nicht recht in einen Ludus oder in die Arena passen möchte. Wie genau kamst du eigentlich an die Römer? Warst du ein Kataphrakt?"

    Tiberios wusste noch von der ersten Begegnung aus dem tiberischen Garten, dass Flamma ein Kriegsgefangener war. Die Kataphrakten, die gefürchteten Panzerreiter der östlichen Reiche, waren jedoch Adlige und Männer von Rang, schon weil sie für Rüstung und Pferd selbst aufkamen, das wusste der Grieche, und ein Ja von Flamma hätte seine Vermutung bestätigt.*


    Er schenkte Kara wie gewünscht ein und lachte leise, als Kara sich weigerte, auch nur in die Nähe einer Färberei zu kommen, aber vorführen wollte, wie man Mode richtig trug:

    "Ein Gewinn für die Urbs, dass du uns diesen Anblick gönnst", bestätigte er gutgelaunt.


    Als Kara lachend fragte, ob er in Lakonien gewesen war, schüttelte Tiberios bedauernd den Kopf: "Leider nicht", sagte er:

    "Ich kenne Sparta wirklich nur aus Büchern und Erzählungen, merkt man das so sehr?", er lachte mit:

    "Ich bin in Alexandria aufgewachsen, aber als Kind musste ich mit nach Palmyra fliehen und da blieben wir eine Weile, bis mein Dominus zurückkehren konnte.**Ansonsten kenne ich noch Portus Ostiensis und Roma. Dich beneide ich natürlich um Athen - das wollte ich immer einmal besuchen, jeder Grieche außerhalb von Achaea will das. Bitte bitte sag nicht, dass das große Athen auch nur noch eine Touristenattraktion ist. ", er machte gespielt flehend eine Geste.


    Sim-Off:

    * Über den gesellschaftl. Status der Kataphrakten ** Hier erwähnt das Tiberios

  • Ich zuckte mit den Schultern. „Mein Vater war ein General in der Armee des Großkönigs. Er hatte beschlossen, dass es an der Zeit war mich mitzunehmen, damit ich in die Kunst des Krieges eingeführt würde. Die Schlacht ging verloren und die Römer fanden mich neben meinem toten Vater mit seinem Schwert in der Hand. Ich war zu jung zu unerfahren um ihm Kampf zu bestehen. So kam ich in ihre Gefangenschaft. Ich wäre wohl mit den anderen Gefangenen in der Arena gelandet. Aber der Lanista hatte Bedarf an jungen Helfern.“ Ein kleine Grinsen huschte über mein Gesicht. "Mein Vater war einer. Ich war erst 10 also noch viel zu jung um ein Kämpfer in der Armee zu sein.“ Ich griff zu meinem Becher und nahm einen Schluck von dem Posca und sah dann zu Kara, denn ja sie erläuterte das mit den Spartanern und ich blickte sie voller Stolz an, denn ja meine Frau sah nicht nur gut aus, sie war auch gebildet und belesen. Ich war stolz, dass sie mich gewählt hatte. Ich lehnte mich also zurück und genoss das Gespräch und ja ich fühlte mich wohl, was auch dazu führte, dass ich die Spannung die ich gefühlt hatte ablegte und durchaus selbstbewusster wurde. So schickte ich den nächster der mich um ein Autogramm bat auch weg und vertröstet ihn auf später, denn ja ich wollte einfach einen gemütlichen Abend verbringen und mich mit Tierios und Kara amüsieren.

  • Nur kurz schaute Kara einmal zu Ashkan auf, als dieser über seine Herkunft redete. Natürlich verstand sie durchaus Tiberios’ Neugier in Bezug auf ihren Ehemann, aber so ganz passen wollte es ihr dennoch nicht. Zum Glück ging Ashkan nicht mit seiner Vergangenheit hausieren, denn das war nun wirklich nichts, was jede dahergelaufene Bekanntschaft wissen musste. Überhaupt hütete Kara dieses Wissen recht eifersüchtig und wollte nicht zuviele Personen eingeweiht wissen.

    Ashkan erzählte das, was er auch ihr nach ihrer zweiten Begegnung erzählt hatte, und Kara lehnte sich einmal zu ihm, um ihm einen kleinen Kuss auf die bärtige Wange zu hauchen. “Nun, wenn du damals schon so gut gewesen wärst wie heute, dann würdest du jetzt wahrscheinlich nicht neben mir sitzen und Posca trinken. Manchmal verknoten die Moiren den Lebensfaden ganz schön beim Spinnen“, meinte sie lächelnd und nahm dann einen weiteren Schluck Wein.


    Als Tiberios sie aber fast anflehte, seinen Traum von Athen zu bestätigen, lachte Kara dann doch richtig. “Nun, es ist sicherlich nicht mehr das Athen des Perikles und hat ganz sicher auch einiges an römischen Einfluss hinter sich. Der Aeropag ist sicher nicht mehr so bedeutend wie einst, und die Ekklesia hat auch römische Einflüsse wie überall im einstigen Reich Alexanders.

    Aber...“ Kara lächelte ein wenig verschmitzt und rührte verträumt mit einem Finger in ihrem Wein. “Die Akropolis ist immer noch atemberaubend. Athena Promachos wacht über den Berg und die Stadt und ihr goldener Helm ist im richtigen Licht noch vom Meer aus zu sehen wie ein Leuchtturm, der den Athenern den Weg nach Hause zeigt. Die Tempel sind beeindruckend und gewaltig, ebenso wie die Theater. Redner aus der ganzen Welt kommen nach Athen, um hier den Meistern zu lauschen und zu lernen. Manches Mal sind mehr Studenten von Außerhalb bei den Philosophen als aus Athen selbst. Dann hört man auf der Agora viele verschiedene Sprachen und Dialekte.“

    Kara lächelte und zuckte die Schultern. “Wir wohnten ja etwas außerhalb und waren nur wegen des Klatsches und der Theaterstücke in Athen selbst. Es ist dort nicht wirklich ruhiger als in Rom. Aber die Luft ist besser wegen der Hanglage und der Nähe zum Meer.“

  • Tiberios nickte, als Flamma ihm verriet, dass sein Vater ein Kataphrakt gewesen war; er wollte Flamma mit seiner Frage gewiss damit nicht schaden. Daran, dass es zuweilen besser war, gewisse Dinge nicht zu wissen, dachte er nicht. Das ein kriegsgefangenes Kind ein Sklave wurde, das war aber normal: Tiberios wunderte sich nur, dass die Parther niemals versucht hatten, den Knaben freizukaufen. Entweder war ihnen sein Schicksal unbekannt oder es gab andere Gründe.

    Allerdings würde es Flammas Leben, wie es gerade war, nicht verbessern, die Vergangenheit aufzuwühlen, weshalb der Grieche das auch sein ließ, obwohl er neugierig war wie immer.


    Jetzt jedoch sprach Kara von Athen, und Tiberios sah sie mit leuchtenden Augen an, wie sie den Traum dieser Hauptstadt des Geistes mit Worten beschwor.

    Die junge Frau war nicht nur schön, sie beherrschte auch eine schöne Sprache, und dafür hatte er fast noch eine größere Schwäche als für eine anmutige Gestalt.

    Er lächelte Flamma zu, sein Lächeln sagte: Du hast wirklich großes Glück, Freund. Man merkte Flamma auch an, wie stolz er auf seine attraktive und gebildete Frau war, und wie sehr er sie liebte. Immer wenn er Kara ansah, glitt der Ausdruck von Stolz über sein Gesicht.


    Tiberios hob den Becher: "Auf Ktesiphon und Athen, und auf euch beide, die die Moiren hier in Roma zusammenführten. Euch zum Glück - und....", er deutete auf sich: "....mir, dem ihr eure Gesellschaft gewährt, zur Freude. Möge es dauern, solange es dauert."

    Ewig sagte er nicht, um den Neid der Götter nicht herbeizurufen.

    Flamma fragte er nicht, da dieser den Krug Posca für sich alleine hatte., doch er teilte sich Wein und Wasser mit dessen Frau:

    "Darf ich dir noch nachschenken, Kara?""



  • Ich lauschte meiner Frau als sie über Athen berichtet. Man hörte die Begeisterung und man sah, dass auch Tiberios begeistert war. Ich lehnte mich ein wenig zurück und verfolgte sie Unterhaltung, denn ja ich konnte da nicht mitreden mehr als meinen Heimatstadt und Rom hatte ich in meinem Leben nicht gesehen. Ich erhob meinen Becher, als Tiberios dies tat. „Auf uns.“ Sagte ich und trank also auf uns, die hier heute zusammensaßen.

  • “Auf weit entfernte Orte und gute Gesellschaft“, schloss sich Kara den Trinkspruch an, weigerte sich aber indirekt, auf eine Stadt im parthischen Reich zu trinken. Dafür war sie jetzt doch zu sehr römisch erzogen, und dafür grollte sie Ashkans Vater innerlich zu sehr für all das, was sein Sohn durch seine Dummheit hatte erleiden müssen. Selbst wenn die Moiren es so vorherbestimmt haben mochten und sie dadurch nun ihren Mann hatte. Das wäre sicherlich auch mit weniger Blut und Vergewaltigung gegangen.


    Sie trank also und ließ sich von Tiberios nachschenken. Ashkan war seltsam still, obwohl es doch eigentlich sein freund war, der hier am Tisch saß, und nicht Karas, und er dieses Treffen hatte haben wollen. Aber scheinbar war es Kara da nicht vergönnt, sich faul zurückzulehnen und einfach zu lauschen und hübsch auszusehen dabei. Gut, dann stieß sie eben Tiberios noch einmal an, wenn Ashkan das schon nicht übernahm.

    “Du bist in deinem Leben aber dann schon ganz schön herumgekommen, Tiberios. Alexandria, Palmyra, Rom… Ich könnte höchstens noch mit Tarquinia und Veji angeben, auch wenn die etruskischen Städte sicher nicht mit so großen Städten wie Palmyra und Alexandria mithalten können. Wo fandest du es bisher am schönsten?“

    Ja, ihn ein wenig ans Reden bringen und damit Ashkan hoffentlich den ein oder anderen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch zu geben, erschien Kara durchaus sinnvoll, auch wenn sie selber jetzt nicht unbedingt von Fernweh geplagt war. In Rom gab es vielleicht nicht immer die neueste Mode, aber die entscheidendste Mode auf dem Erdball! Sie wollte hier so schnell eigentlich nicht weg, wenn es sich verhindern ließ.

  • Das die anderen den Namen von Ktesiphon nicht aufgriffen, war auch besser so, denn vielleicht hörte ihnen jemand zufällig zu, und Sklaven, die die parthische Hauptstadt hochleben ließen, wären sicherlich als unzuverlässige Subjekte eingestuft worden.


    Zwei Griechen, drei Meinungen, hieß es, und einen Ruf hatten sie gewiss nicht, nämlich den mundfaul zu sein. Kara plauderte lebhaft, und es war eine Freude, sie anzusehen und ihr zuzuhören. Flamma war eher zurückhaltend, aber Tiberios wollte ihn gerne einbeziehen, und so suchte er oft seinen Blick, sein zustimmendes Nicken oder lächelte ihn an.

    "In Palmyra war ich noch zu jung, daran erinnere ich mich nicht",sagte er: " Doch Alexandria ist vermutlich die schönste Stadt des Erdkreises. Sie ist in Parallelogrammen angelegt und so, dass es immer frische Luft vom Meer aus gibt. Der Pharos ist ein Wunder, aber das Serapeion auch und das Museion gerade recht! Ich bin stolz Alexandriner zu sein, aber ich war im letzten Sommer mit meiner Domina dort und fand keinen der Menschen, die ich einst geliebt hatte, wieder.
    Da merkte ich, dass nun Roma zu meiner polis geworden ist. Jeder, der mir was bedeutet, ist ja hier. Was meint ihr, Flamma und Kara, die ihr Liebende und Verheiratete seid:
    Wann wird ein Ort euch zur Heimat?
    "

  • Ich trank einen Schluck und dachte über die Frage von Tiberios nach. So einfach war sie nicht zu beantworten. Viele würde jetzt wohl den Ort ihrer Geburt nennen. Aber war das meine Heimat? Nein das war es für mich nicht. So trank ich noch einen Schluck, bevor ich meinen Becher langsam abstellte und Tiberios ansah um ihm zu antworten.

    „Für mich bedeutet Heimat ein Gefühl der Zugehörigkeit; zu Hause ist dort, wo das Herz sich rundum wohlfühlt. Heimat ist für mich jedoch kein Ort. Heimat ist ein Gefühl.“ Sagte ich und blickte zu Kara, denn ich wollte auch gern ihre Antwort auf die Frage des Griechen hören.

  • Oh, ganz schlechte Frage. Kara lächelte freundlich weiter und ließ Ashkan den Vortritt beim Antworten, und er antwortete wohl so ähnlich, wie sie es selbst getan hätte. Was wusste sie schon von Heimat? Sie wusste ja noch nicht einmal, wer ihre Eltern waren und zu welchem Volk sie wirklich gehörte. Vielleicht war sie Dakierin, oder sogar Perserin, und wusste es nicht einmal! War ihre Heimat die villa rustica, auf der sie aufgewachsen war? Oder die Villa Aurelia in Rom? Jetzt die Villa Tiberia? Im Grunde war alles dasselbe, dieses Gefühl, auf der Suche zu sein, blieb beständig und ging auch nicht weg. Nicht einmal nach der Hochzeit mit Ashkan war es verschwunden. Vermutlich würde es nie ganz weggehen. Nur ab und zu vergaß Kara es.

    Und so zuckte sie die Schultern und lehnte sich einfach an ihren Mann. “Ubi bene, ibi patria“, zitierte sie ein altes Sprichwort – Da, wo es mir gut geht, ist meine Heimat. “Ich mache das nicht an Örtlichkeiten fest. Ich bin aber auch nicht sentimental, was das angeht. Ändern kann man ohnehin selten etwas daran, wo einen der Herr oder die Herrin hinschickt. Man muss einfach das beste aus jeder Situation machen und lernen, die schönen Dinge zu finden, oder sich diese schönen Dinge zu erschaffen.“ Wieder ein leichtes Schulterzucken und ein lächeln, während sie weiter die Nähe ihres Mannes suchte.

    “Hier in Rom genieße ich die Mode, die Märkte und die Spiele. In Athen habe ich die Landschaft, die frische Luft und die Atmosphäre genossen. Solange mich niemand in die Minen schickt oder für einen Landarbeiter hält, finde ich wohl in jedem Ort etwas schönes. Sie machte eine kurze Pause und lächelte dann verschwörerisch. “Wobei es andere Orte schon schwer hätten, mit den hiesigen Märkten und den Schneidern zu konkurrieren.“