[Poststube] Postausgang

  • Ad

    Gens Iulia

    Domus Iulia

    Mons Esquilinus

    ROMA


    Liebe Verwandte!


    Ich sende euch herzliche Grüße aus dem sonnigen Antiochia! Es ist gerade tiefe Nacht, da ich diese Zeilen schreibe, aber es musste einfach sein, wo ihr ja schon seit einem Monat nichts mehr von mir gehört habt! Ich bin erst vor kurzem im Lager angekommen, vor einer halben Stunde oder so und bin jetzt schon ganz aufgeregt was ab morgen so alles auf mich zukommen wird. Ich kann noch keine näheren Erläuterungen über meinen Posten oder die Verhältnisse hier im Lager geben, das alles werde ich selbst auch erst ab morgen kennenlernen, doch seid versichert, dass ich es euch mit Freuden berichten werde! Eine ganz kleine Kostprobe meiner neuen Stellung habe ich jedoch schon bekommen als ich heute ganz alleine die neuen Rekruten für die Legio XII Fulminata aus dem Hafen Seleukia Pieria hierher ins Lager geführt habe. Eine interessante Erfahrung! Doch bestimmt möchtet ihr jetzt gerne erfahren was ich die ganze Zeit über getrieben habe während meiner Reise, oder?


    Ich begann meine Überfahrt an Bord des Truppentransporters Charybdis, mit dem ich von Ostia über Neapolis und der Straße von Messana zwischen Italia und Sicilia bis nach Kreta fuhr. Dort hatten wir einen ersten größeren Zwischenaufenthalt, ehe es weiter nach Zypern gehen sollte. Doch während unseres Aufenthalts hatte ich eine Einladung des kretischen Proconsuls zu einem Essen in seinen Palast in Gortyna erhalten, Gaius Glicius Gaetulicus, ein wirklich komischer Vogel! Doch während des Mahls waren wir nicht alleine, es war auch noch ein gut 50 jähriger Senator namens Iullus Fabius Fimbria anwesend, der Legatus Iuridicus in Creta et Cyrene ist, sowie ein Ritter, der Gnaeus Abronius Pulcher hieß und der aktuelle kretische Procurator Civitatium ist. Ich erfuhr dabei das interessante Detail, dass der Procurator Civitatium der Bruder des jetzigen syrischen Statthalters, Abronius Dentatus ist, welch ein Zufall, findet ihr nicht auch? Wollen wir einmal sehen ob ich diesen werten Kollegen auch einmal hier treffen werde. Doch zurück zu meinem Essen beim Proconsul. Anfangs sprachen wir hauptsächlich über mich, doch später berührten wir auch aktuelle Ereignisse, die zu jenem Zeitpunkt auf Kreta stattfanden. Ich hörte vom Proconsul, dass eine seiner Städte (welche genau weiß ich im Moment nicht, verzeiht!), die einen kaiserlichen Sonderstatus oder so besitzen soll, damit sie ihr altes griechisches Rechtssystem anstatt des römischen anwenden kann, einen Römer angeklagt haben soll (bzw. ein griechischer Weinhändler hatte dies getan!). Das Praenomen des angeklagten Römers habe ich mir nicht gemerkt, doch der Rest war Furius Nasica, skurril oder? Ob dieser wohl etwas mit der Gens Furia aus Rom zu tun haben mag? Jedenfalls unterhielten wir uns eine ganze Weile über diesen Rechtsfall, dessen Darlegung hier jetzt den Rahmen sprengen würde, nur so viel; er ist freigesprochen worden. Danach jedoch hatte der Proconsul noch eine ganz besondere Überraschung für uns; wir erhielten neue Befehle für unseren Kurs! Anstatt nach Zypern (deren Rekruten hatte schon ein anderes Schiff mitgenommen) sollten wir jetzt nach Athen segeln, um dort dann die dortigen Rekruten, sowie neue Vorräte aufzunehmen. Ich hatte eine Sonderaufgabe erhalten, denn ich musste von Piräus aus direkt nach Athen fahren, um einen Legatus Legionis namens Gaius Corfidius Cotyla für die Legio XI abzuholen und zurück zur Charybdis zu eskortieren. Corfidius Cotyla entstammt keiner der großen Familien wie ihr euch schon anhand seines Gensnamens denken könnt, jedoch ist er ein wackerer Mann, der meine allerhöchste Bewunderung genießt. Während des Rests der Fahrt konnte ich ihn eingehend kennenlernen und viel von ihm erfahren was mir bestimmt noch nützlich werden wird.


    Nun solltet ihr die wichtigsten Dinge erfahren haben und ich schließe diese Zeilen. Jetzt habe ich so viel über mich geschrieben, doch wie steht es zuhause bei der Familie? Gibt es etwas neues? Und was hat sich so in Rom ereignet seit meiner Abreise? Ich freue mich schon von euch zu hören!

    Ich schreibe euch bald wieder und auf dass die Götter euch alle beschützen mögen!


    Valete bene


    G. Iulius Caesoninus

  • Am nächsten Tag gab Caesoninus nach der Stabssitzung noch einen Brief in der Poststube in Richtung Rom auf:


    Ad

    Octavia Flora

    Casa Octavia

    Collis Viminalis

    ROMA


    Liebste Flora!


    Du wirst dich bestimmt freuen zu hören, dass ich wohlbehalten gestern Nacht in Antiochia angekommen bin. Falls du wissen willst was genau ich alles während der Reise erlebt habe, so besuche doch bitte meine Verwandten in der Domus Iulia, ihnen habe ich all dies in einem erschöpfend langen Brief genauestens geschildert. Hier jedoch in dem Brief an dich wollte ich mich nicht weiters mit derartigen Lapalien aufhalten. Mir ist es umso wichtiger, dass du weißt, dass ich jeden Tag an dich gedacht habe seit meinem Aufbruch. Du warst mein erster und mein letzter Gedanke an einem jeden Tag, wenn ich aufstand, oder mich zu Bett legte, ich vermisse deine Nähe und ich vermisse den Klang deiner lieblichen Stimme, die für mich genauso schön und anmutig klingt wie der Gesang der Sirenen, oder das Harfenspiel des Apollo. Hast du auch hin und wieder an mich gedacht? Wie geht es dir, Teuerste?


    Was ich in dem Brief an meine Verwandten nicht mehr erwähnt hatte, sind die heutigen Entwicklungen. Ich komme soeben von meiner ersten Stabssitzung mit den übrigen hohen Offizieren der Legion und konnte mir bei dieser Gelegenheit auch schon einmal ein Bild meiner neuen Kollegen machen. Falls du eine genauere Beschreibung dieser Charaktere wünschen solltest, so werde ich dies in meinem nächsten Brief an dich machen, wenn ich sie dann auch schon besser kenne, doch es ist eigentlich etwas ganz anderes, was ich dir von der Stabssitzung erzählen wollte. Ich habe nämlich, kaum, dass ich hier angekommen bin, eine kleine Mission erhalten! Eine Abordnung von mehreren Tirones hat heute ihre Grundausbildung beendet und Legat Lacerius Crassus hat mich damit beauftragt eben diese neuen Soldaten nach Tripolis zu führen, um von dort eine Weizenbestellung für die XII- Legion abzuholen und ins Lager zurückzubringen, spannend, nicht? Dies wird meine erste praktische Kommandoerfahrung werden, möge mich Mars nur davor behüten sie zu vermasseln!


    Was gibt es ansonsten bei dir so Neues, Liebste? Irgendwelche besonderen Ereignisse, seit ich weg bin? Ich freue mich schon sehr auf deine Antwort!


    Fühl dich umarmt und geküsst und mögen die Götter über dich und deine Familie wachen.


    Vale bene


    G. Iulius Caesoninus

  • Bevor ich fortging, gab ich meinen Brief nach Rom ab.


    Ad

    Morrigan

    Serva

    Villa Aurelia

    Roma


    Salve mein Rabenmädchen!

    Du fragst dich sicher, weshalb ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe. Als ich dich bei unserer letzten Begegnung in Rom wieder sah, da wurde mir wieder schmerzlich bewusst, was ich verloren habe. Auch wenn du vielleicht nicht mehr das für mich empfindest, was du früher einmal empfunden hast, sollst du wissen, dass du stets einen festen Platz in meinem Herzen hast. Ich habe nie wirklich aufgehört, dich zu lieben. Ich denke gerne an unsere gemeinsame Zeit zurück und bereue heute so manche verpasste Gelegenheit. Auch wenn es Zeiten gab, in denen ich fast daran verzweifelte, wenn ich an dich dachte. Glaube mir, ich hätte dich gerne wiedergesehen. Aber ich hatte einfach Angst. Angst, dass meine Liebe zu dir wieder neu entflammt, aber auch Angst, dass du mich ein weiteres Mal zurückweist. Nenn es Feigheit, wenn du willst. Ich weiß. Ich habe viele Fehler gemacht. Der Größte war, nicht mit dir fortzugehen!


    Du wunderst dich sicher auch, dass dieser Brief einen sehr weiten Weg hinter sich gebracht hat. Denn in der Zwischenzeit ist einiges passiert. Schon seit einigen Wochen befinde ich mich in Antiochia in Syria. Der Iulius, mein Dominus, wurde hierher geschickt und leistet nun bei der XII. Legion sein Tribunat ab. Neben ein paar weiteren Sklaven sind auch Iduna und unser kleiner Sonnenschein mitgekommen. Ich soll hier für ihre Sicherheit sorgen, hat er gesagt.

    Unsere Reise hierher war lang und recht anstrengend, aber auch abwechslungsreich. Wir sind auf einem Truppentransporter nach Antiochia gereist. Du kannst dir sicher vorstellen, wie sehr es auf dem Schiff nur so von Soldaten gewimmelt hat. Du weißt ja vielleicht, dass ich mich in Gegenwart von römischen Soldaten schon immer etwas unbehaglich gefühlt habe. Aber nun habe ich es ja Dicke, denn wir wohnen hier mitten in der Castra! Dummerweise bin ich auf der Reise mit meinem Dominus wegen einer dummen Sache aneinandergeraten und habe dann den kürzeren ziehen müssen. Das war sehr schmerzvoll und entwürdigend. Naja, ich hatte danach eine Aussprache mit ihm...

    Auf unserer Reise hatten wir auch zwei Zwischenstopps, der erste auf Kreta und der zweite in Piräus. Bei letzterem hatten wir die Gelegenheit, nach Athen zu fahren. Dort hatte ich es mir mit sämtlichen Eulen von Athen verscherzt, nur weil ich versehentlich einen Schrein für die Göttin Athen beschädigt hatte. Diese dämlichen Viecher haben mich regelrecht verfolgt. Erst nachdem der Iulier Athene ein Opfer dargebracht hatte, ließen sie mich wieder in Ruhe.


    Antiochia ist eine exotische Stadt. Die meisten Leute hier sprechen nur Griechisch oder Aramäisch. Wahrscheinlich würdest du dich hier wohlfühlen, da du ja aus Persien stammst. Bisher bin ich noch nicht aus der Stadt hinaus gekommen. Da draußen soll es nur Wüste geben. Eine Landschaft nur mit Sand und Geröll. Das kann ich mir gar nicht vorstellen.


    In etwa einem Jahr werde ich mit dem Willen der Götter wieder zurück sein. Ich hoffe, dass sich dann unsere Wege wieder einmal zusammenfügen werden. Ich träume nachts immer noch davon, wie gut dein Haar roch und wie unsagbar schön es war, dich zu Lieben! Vielleicht ist es mir vergönnt, dass meine Träume noch einmal in Erfüllung gehen!


    Bis dahin verbleibe ich in großer Erwartung.


    Dein Angus


    P.S.: Iduna ist verschwunden! Ich habe versagt! Ich muss sie unbedingt wieder finden!


  • Ad

    Gens Iulia

    Domus Iulia

    Mons Esquilinus

    ROMA


    Liebe Verwandte!


    Verzeiht mir meine lange Schreibpause, jedoch war ich die letzten Wochen sehr beschäftigt gewesen. Auch in Bezug einer privaten Tragödie. Es hat sich nämlich begeben, dass ich einen Teil meines Sklavengefolges verloren habe, genauer gesagt Angus und Iduna. Es ist sehr betrüblich, jedoch kann ich zumindest reinen Gewissens behaupten alles mir mögliche unternommen zu haben in dem Versuch sie wiederzufinden. Leider jedoch ohne Erfolg. Ich möchte dieses Kapitel an dieser Stelle nicht näher ausführen, vergossener Milch soll man ja nicht nachweinen, vielleicht erzähle ich euch die näheren Umstände einmal persönlich, was mich auch schon zu meinen nächsten Neuigkeiten bringt.



    Ich komme in wenigen Wochen nachhause! Heute habe ich die Entlassungsurkunde aus Rom erhalten, nicht lange und wir werden uns wieder innig in die Arme schließen können. Mein Herz und mein Denken dürsten bereits sehr nach dem Schatten der Bäume der sieben Hügel und nach dem Straßenlärm der einzig wahren Stadt die würdig ist darin zu leben. Überall sonst macht es keinen Sinn, außer höchstens einmal für einen Kurzaufenthalt der Bildung, der Unterhaltung oder der Gesundheit zuliebe, aber ihr versteht mich sicherlich und was ich damit meine.


    Ich denke ihr braucht mir nicht mehr zu antworten, da ich höchstwahrscheinlich schon auf See sein werde, wenn eure Antwort in Antiochia eintrifft, so erspare ich mir die üblichen Fragen nach Neuigkeiten aus der Heimat ihr könnt sie mir ja bald schon selbst erzählen. Ich umarme euch alle und auf bald!



    Valete bene


    G. Iulius Caesoninus


    Ad

    Octavia Flora

    Casa Octavia

    Collis Viminalis

    ROMA


    Liebste Flora!


    Es ist schon so lange her seit unserer Trennung, dass es mir jeden Tag schwerer und schwerer im Herzen wird weil ich weiß, dass da immer noch Tage und Wochen sind die zwischen uns und unserer Wiedervereinigung stehen. Doch dieser Brief bringt die frohe Kunde, Teuerste! Ich habe heute meine Entlassungsurkunde bekommen das heißt in wenigen Wochen schon werde ich wieder in Rom und zurück in deinen Armen sein! Und dann können wir endlich heirsten Liebste, heiraten! Oh welch Wonne erfüllt sich da in meinem Herzen bei dem Gedanken daran dich bald meine Frau nennen zu dürfen. Bekommst du da auch nicht wohlige Schauer im Nacken und ein Zittern unter den Haarspitzen? Ich freue mich schon darauf dich bald wieder berühren und bei dir sein zu können Liebste, halte noch ein wenig durch, ich nahe.



    Fühl dich umarmt und geküsst und mögen die Götter über dich und deine Familie wachen.


    Vale bene


    G. Iulius Caesoninus