Arbeitszimmer von Sextus Aurelius Lupus

  • Der Hausherr hatte sie rufen lassen. So stand sie mit einer Wachstafel wie immer vor seinem Schreibtisch und notierte die Anweisung. „Dominus, darf ich fragen wann deinen Nichte ungefähr erwartet wird?“ Sie würde ja nicht nur ein Zimmer herrichten lassen müssen sondern auch einen weiteren Esser einplanen müssen. Und ja auch die Porta musste informiert werde und da wäre ein ungefähres Datum der Ankuft natürlich von Vorteil.

  • "Mein Bruder hielt diese Information in seinem Schreiben wohl für überflüssig" meinte Sextus nur lapidar. Aber solange ein Zimmer bezugsfertig war, wäre der Rest nicht allzu schwierig, da ohnehin immer mehr gekauft und gekocht wurde, als unbedingt gebraucht würde. Würden eben die großzügigen Gaben an die bettelnde Allgemeinheit dann eine Woche lang weniger großzügig ausfallen, weil weniger übrig blieb. Aber das war nun wirklich kein Problem.

  • Morrigan nickte. Sie würde das Zimmer umgehend vorbereiten lassen und Reunan sagen das ein neues Familienmitglied erwartet wurde. Natürlich wäre es günstiger gewesen, wenn man gewusst hätte wann genau diese Nichte eintraf … aber nun gut. Die Brüder des Dominus schienen nicht die hellsten Öllampen zu sein, aber natürlich sagte sie nicht was sie dachte, sondern nickte nur bestätigend. „Ich werde mich um alles kümmern.“ Sagte sie und genau das tat sie auch

  • Nach seiner Zeit als Consular hatte Sextus wieder mehr Zeit, sich um die familiären Angelegenheiten zu kümmern. Daher war aus den wöchentlichen Terminen nun wieder ein Rhythmus von allen zwei tagen geworden, zu welchen Morrigan ihn über den Stand im Haus aufklärte. Glücklicherweise wurde ein Teil davon nun auch noch gefiltert, was Tratsch und Wehwehchen der Sklavenschaft anging. Solange er hier über die größeren Entwicklungen in Kenntnis gesetzt wurde, durfte seine Frau sich als Hausherrin gerne austoben.

    Nachdem also die Finanzlage wieder einmal geklärt war, ebenso wie der Vorrat an Heizmitteln für den anstehenden Winter und die Verpflichtungen bezüglich der städtischen Wasserleitungen, kam Sextus auf etwas zu sprechen, was er sich überlegt hatte.

    "Ich möchte dieses Jahr die Meditrinalia mit einem großen Fest begehen. Was bedeutet, dass das Haus hergerichtet werden muss und genügend Wein bereitgestellt werden muss. Ebenso müssen die Einladungen an die Nachbarschaft und die Senatoren und dergleichen ausgeliefert werden." Welche dann ihrerseits wieder ihre Klienten einladen würden, welche dann ihrerseits wieder irgendwelche Freunde mitbringen würden, oder Leute, denen sie Gefallen schuldig waren. Sextus war das durchaus sehr bewusst, aber Nobilitas verpflichtete eben, dass man bisweilen seinen Reichtum auch zeigte. Im Gegensatz zu späteren Jahrhunderten, wo jeder immer nur möglichst wenig Steuern zahlen wollte, galt es in Rom als Ehre, seinen Reichtum so zu zeigen und einen Teil allen Geldes, das man beim Census angab, der Bevölkerung Roms durch Feste und Spenden zu geben. Steuern zu zahlen war ein Privileg.

    "Ich dachte auch daran, zur Belustigung neben den üblichen Musikern und Tänzerinnen vielleicht ein paar Gladiatoren zu mieten, die dann ein paar Schaukämpfe vollführen können. Dann sollten wir einige Zimmer soweit vorbereiten, dass sich ermattete Gäste dorthin diskret zurückziehen können, um sich ein wenig zu erholen." was die diplomatische Beschreibung dafür war, dass falls sich jemand auf einem Weinfest besoff und entweder ohnmächtig wurde oder aber gedachte, einen Gladiator zu vögeln, man dafür ein unauffälliges Kämmerlein hatte.

  • Wie immer hatte sie dem Hausherren den Wochenbericht vorgelegt und alle nötige mit ihm erörtert.

    Wie immer hatte sie gefragt ob es noch was gab und tatsächlich gab es diese Mal etwas und so machte Morrigan sich fleißig Notizen auf ihrer Tabula. „Die Einladungen, möchtest du sie selber schreiben?" Fragte sie noch nach. „Oder soll das der neue Schreiber deiner Frau erledigen. Sie hat ihn mir ja teilweise zu Verfügung gestellt.“ sagte Morrigan, da sie natürlich davon ausging, dass der Hausherr von seiner Frau über den Neuzugang in Kenntnis gesetzt wurde. „Ich werde mich um Tänzer und Tänzerinnen sowie um Musiker kümmern. Bei den Gladiatoren hast du spezielle Wünsche? Und soll ich bei deinem Kienent Tiberius anfragen lassen ob sein Sklave Flamma für Schaukämpfe zu Verfügung steht?“ Wenn man hier was sparen konnte, dann würde Morrigan dies natürlich gern in Anspruch nehmen, so ein Fest kostet e und wollte gut durch kalkuliert werde, jede Einsparung war da ein Vorteil, zumal sie derartige Feste noch von dem Claudier kannte, es war nie zu berechnen viel viele Gäste tatsächlich kamen und so hatte man immer zu viel Essen. Wenn sie also sparen konnte weil der Tiberii seinen Gladiator zu Verfügung stellte war dies nur gut für das Budget. Zimmer in der Villa herzurichten stelle nun wirklich keine Problem dar. Sie würde die ganze Sklavenschaft einspannen und dann würde alles erledigt werden. Nun wartete sie aber auf die Antworten zu ihren Fragen.

  • Sextus schaute einen Moment lang mit einem Eindruck von Verwirrung auf, der den Gipfel zur Besorgnis stürmte. Es dauerte nur einen Augenblick, ehe er blinzelte und wieder gelangweilt wie immer dreinblickte. "Mir egal, wer das schreibt", sprach er das offensichtlichste aus. Solange es fehlerfrei erledigt wurde, war ihm doch völlig gleichgültig, welcher Schreiber sich dabei verkünstelte.

    Bei den Gladiatoren war die Frage dann schon sinnvoller. "Dieser Retiarius, der die letzten Spiele gewonnen hat, scheint recht beliebt zu sein. Frag an, ob er zur Verfügung steht, und noch ein paar andere mit ähnlichem Ruf. Wir sollten nicht knausrig wirken", sagte Sextus bestimmt. Außerdem wollte er seiner Frau eine Freude damit machen, solche begehrten Lustobjekte nah zu sehen – und wenn sie wollte vielleicht auch später mehr. Bezüglich eines tiberischen Sklaven war Sextus sehr unschlüssig. "Der ist doch nun seit Jahren nicht mehr aktiv? Hat der denn überhaupt noch Interessenten?" Nein, Sextus gehörte nicht zu denen, die wie die verrückten die Statistiken auswendig kannten und die den Gladiatoren nachlechzten, als wären das Götter. Für ihn waren das einfach nur Sklaven. Vielleicht etwas ungewöhnlichere Sklaven, aber nichts desto trotz Sklaven. Inventar.

  • Morrigan nickte und notierte sich das Schreiben der Einladungen dem neuen Schreiber aufs Auge zu drücken. Dann notierte sie sich die Wünsche nach den Gladiatoren. Und sah kurz auf. „Nun so weit mir bekannt ist ist dieser Flamma noch recht beliebt, eben wegen seiner ungebrochenen Siegesserie.“ Sagte sie denn ja für einen Gladiator war das ungewöhnlich und er ist ja auch als ungeschlagen abgetreten. Aber ihr war es gleich gültig. „Ich weiß aber nicht ob er überhaupt zur Verfügung steht.“ Das müsste sie erst in Erfahrung bringen, ansonsten würde sie eben die Ludi abklappern um die beliebtesten Kämpfer Roms anzuwerben. „Drei Paarungen oder 4?“ fragte sie dann noch um zu wissen, wie viel sie anwerben musste.

  • Sextus runzelte nochmal kurz die Stirn, dann zuckte er die Schultern, was wohl Zeichen genug dafür war, dass es ihm gleichgültig war. Geistig machte er sich nur eine Notiz, seinen Klienten gegebenenfalls darauf hinzuweisen, dass die Nähe eines solchen Sklaven zu Corvina und den Kindern, nun, etwas ungünstig war. Sowas mietete man, aber kaufte man nicht, eben um kein Gerede zu provozieren. Und keinesfalls wollte Sextus, dass die Ehre seiner Nichte in Frage gezogen wurde.

    "Kommt darauf an, welchen Preis die Halsabschneider im Ludus verlangen. Ich setze als Spielraum mal 20.000 an, plus Versicherungskosten. Das sollte genügen." Er wollte die ja nur mieten und nicht kaufen. Und für einen Abend sollte das für ein halbes Dutzend Gladiatoren ja wohl mehr als großzügig reichen.

  • Morrigan nickte zur angegebenen Summe. Sie sah kein Problem darin, denn es ging ja nicht um richtige Kämpfe sondern eigentlich sollten die Gladiatoren nur da sein, gut aussehen und gegebenenfalls Interessenten zur Verfügung stehen. Nicht mehr und nicht weniger. Für die Gladiatoren also ein mehr oder weniger entspannter Tag. „Ich werde mich dann um alles kümmern.“ Bestätigte sie nochmal und machte sich geistig schon Pläne was sie in den nächsten tagen zu tun hatte. Sie wartete noch einen Moment nachdem der Hausherr in Richtung Tür nickte war das Gespräch damit beendete und sie konnte sich an ihre Aufgaben machen.