[Kleines cubiculum Dede]

  • Ein paar Tage waren nach dem Bad vergangen. Und wie so oft hatte man Nero im Haus nicht gesehen. Er vergrub sich in Arbeit und wollte entweder nicht gestört werden oder war gänzlich abwesend. Auch und wohl gerade Dede hatte ihn nicht zu Gesicht bekommen. So hatte sie auch nicht mitbekommen, das Nero fast jede Nacht an der Tür gestanden und sie beobachtet hatte.

    Ja er hatte lange im Licht des Mondes gestanden und sie betratet. Diese kleine unschuldige Wesen, die es wohl eigentlich nicht verdient hatte sich ausgerechnet in ihn zu verlieben. Er hatte lange gegrübelt ob es nicht besser wäre sie auf einen der Landsitze zu schicken, aber irgendwie brachte er es nicht über sich.

    So würde Dede beim Aufstehen wiedermal ein Paket finden. In diesem befand sich eine Lyra gefertigt aus edelstem Holz. Ja man konnte sehen, dass das Instrument von einem Könner gefertigt worden war und wenn man genau hinsah, konnte man den keinen Grashüpfer welches ins Holz gebrannt wurde erkennen. In dem Paket befand sich noch ein weiteres kleiners Päckchen. In diesem Würde Dede eine Kette aus Gold mit einem Anhänger finden. Auf der Vorderseite war das Tiberische Siegel geprägt und auf der Rückseite „Dede Eigentum von Tiberius Caudex“. Ja dieser Anhänger wies sie nicht nur als Eigentum aus, sondern er würde es ihr gestatten auch Einkäufe im Namen der Tiberii zu tätigen. Ja Nero gab ihr damit ein Stück Unabhängigkeit.

  • Tagelang sah ich meinen Herrn nicht, und er wollte auch mich nicht sehen. Ich weinte mich bei Mama Stratonice aus, die mich tröstete. Sie ersparte es mir, zu sagen, dass sie mich gewarnt hatte, sondern war einfach für mich da, wofür ich sehr dankbar war. Dennoch fühlte ich mich hohl und leer und glaubte, einen Fehler gemacht zu haben. Mein Fehler war allerdings weder, meinem Herrn vertraut zu haben, noch, Gefühle ihm gegenüber zu haben. Mein Fehler war es gewesen, selbiges zu sagen. So sah ich es als meine alleinige Schuld an, dass er sich von mir abgewandt hatte, und trauerte dementsprechend und wühlte mich in einen unruhigen Schlaf.

    Dass ausgerechnet da meine Blutung kam und ging, machte es natürlich nicht ansatzweise besser. Wobei... ein klein wenig schon, da sie bewies, dass nichts weiter geschehen war. Aber für meine Stimmung war es wenig hilfreich.


    Doch dann wachte ich eines morgens auf und fand am Fuß meines Bettes ein Päckchen. Darin war eine wundervolle Lyra. Nein, sie war mehr als wundervoll. So etwas schönes hatte ich noch nie besessen. Niemals.

    Und im zweiten Päckchen war eine neue Bulla. Aus Gold. Und eingeprägt darauf sein Siegel und sein Name. Ich schluckte. Gold hatte ich auch noch nie besessen.


    Am liebsten wollte ich sofort zu meinem Herrn gehen und ihm danken. Aber ich wusste, dass er nicht darüber würde reden wollen. So weit kannte ich ihn inzwischen. Also dankte ich ihm auf meine Weise.

    Ich kleidete mich an und öffnete die Tür meines Zimmers. Ich wusste nicht, wo mein Herr gerade war, also setzte ich mich einfach an die obere Galerie und fing an zu spielen. Die ersten Töne noch etwas zaghaft und leise, aber bald schon sicherer und sicherer werdend, und schließlich war wohl die ganze Villa Tiberia an diesem Vormittag erfüllt von den sanften Klängen der singenden Lyra.

  • Nero saß in seinem Arbeitszimmer und lass gerade den Zwischenbericht von dem ehemaligen speculator, den er beauftragt hatte alles über die Familie herauszufinden welche Dede verkauft hatte. Er hatte einige Interessante Details erfahren. So auch an wen die Frau verkauft wurde, die mit Dede zusammen auf dem Markt war.

    Er wusste das Dede sich Vorwürfe machte, weil es wohl eigentlich sie war, die die Männer hatte vergewaltigen wollen. Da sie aber noch Jungfrau war hatten sie die andere Frau missbraucht. Auch wenn das nicht ihre Schuld war, wollte er dennoch, dass Dede sich davon frei machen konnte, denn er kannte Schuldgefühle nur zu gut und wusste dass sie einen innerlich auffraßen.

    Es war nicht schwer den Käufer ausfindig zu machen. Sie war nun schon einige Tage in seinem Besitz, jedoch hatte Nero angewiesen das man die Frau erst mal untersuchte und schaute ob man ihr helfen konnte falls sie noch ein Trauma hatte. Nun hatte man ihm mitgeteilt, dass die Frau soweit stabil war und sie wurde in die Villa gebracht. Gerade als die Klänge der Lyra durch das ganze Haus schallten. Die Frau war wirklich dankbar und noch dankbarer als Nero ihr erklärte warum er sie überhaupt gekauft hatte. Er hatte ihr erklärt, dass sie sich nicht bei ihm sondern bei Dede bedanken musste. Und er versprach ihr wie allen Tiberischen Sklaven, den Schutz des Hause und das sie nun nichts mehr zu befürchten hätte. Als sie nun fragte wo Dede denn sei. Hatte er ihr erklärt, dass sie nur der Musik folgen musste. So stand nun jene Frau die Dede wohl noch von ihrer unsäglichen Reise nach Rom kannte vor ihr und kaum das sie Dede erblickt fiel sie vor ihr auf die Knie. „Ich danke dir, was auch immer du dafür getan hast. Ich danke dir, dass du es geschafft hast, dass Dominus Tiberius mich auch gekauft hat. Von ganzem Herzen.“ Tränen war es und es waren Tränen der Freude die der Frau über die Wangen liefen.

  • Gerade verklang das Ende eines Liedes und ich überlegte schon, ob meine Fingerspitzen noch ein weiteres spielen könnten, ehe sie zu bluten anfangen würden, als jemand auf mich zu kam und sich mir vor der Brüstung des Geländers zu Füßen warf. Ich brauchte einen Augenblick, die Frau zu erkennen. Ohne den Dreck und die Ketten und den beständigen Ausdruck von Schmerz und Panik im Gesicht sah jeder anders aus. Auch, wenn wir sechs Tage praktisch aneinandergekettet waren, erkannte ich sie erst, als ich ihre Stimme hörte.

    Mit einem lauten Aufschrei ließ ich mich selbst auf die Knie fallen und die kostbare Lyra fiel fast unachtsam neben mir zu Boden. Aber das hier war noch wichtiger als die teuren Geschenke. Mit zitternden Händen hob ich ihr Gesicht an und sah einen Augenblick lang nur verwirrt und ungläubig hinein, bis bei mir auch die Tränen liefen und ich das andere Mädchen einfach nur fest umarmte und in meine Arme schlang. "Es tut mir so unendlich leid", schluchzte und weinte ich, entschuldigte mich bei ihr, so wie sie sich gleichzeitig bei mir entschuldigte und wir sprachen all die Worte, die wohl nur zwei Frauen finden konnten, die Schrecklichstes überlebt hatten. Keiner von uns konnte etwas für dieses Schicksal, niemand von uns hätte etwas dagegen unternehmen können, das wussten wir wohl beide und doch brauchte das Mitgefühl und das Mitleid auch Raum und Wort und Tat.

    Und so saßen wir eine ganze Weile einfach dort oben auf dem Boden, Arm in Arm, und weinten gemeinsam und aus Schmerz und Freude, Erleichterung und Erinnerung und einfach nur unendlicher Dankbarkeit.

  • Es gibt Regeln 


    Es war später Abend und sie wie Corvina es gewollt hatte war sie in seinen Armen eingeschlafen. Er hatte versucht auch Schlaf zu finden doch nach einiger Zeit hatte er den Versuch abgebrochen und sich leise erhoben und das Zimmer verlassen. Er ging in sein Zimmer und stand eine ganze weile unschlüssig im Raum, den Kopf zu Decke gerichtet. Irgendwann lenkten seine Schritt in von ganz allein an die Tür, welcher er nun öffnete. Er blieb im Türrahmen stehen und sah zu Dede, die auf ihrem Bett lag. Im Schein der Lampe konnte er erkennen, dass sie noch wach war. Er sagte eine ganze Weile nichts und sah sie nur stumm an, während er das Zimmer betrat und die Tür hinter sich schloss. Er wusste das es Dede gegenüber nicht fair war, aber dennoch streckte er die Hand nach ihr aus. Wenn sie zu ihm kommen wollte, dann müsste sie das jetzt tun, wenn nicht würde er gehen.

  • Ich verbrachte die meisten Tage im Stillen für mich allein. Mir war nicht nach Lachen und Gesellschaft, und ich wollte den anderen ihre gute Laune nicht verderben. Mir war nach gar nichts. Ich musizierte auch nicht oder sang. Ich verrichtete einfach nur meine Arbeit oder half in der Küche, blieb aber ansonsten recht schweigsam. Hin und wieder ertappte ich meine Gedanken dabei, wie sie abdrifteten und sich über Dinge Gedanken machten, die ich zuvor nie bedacht hatte. Wie hoch der Turm wohl war und was passierte, wenn man dort aus dem Fenster stürzte? Wo Mama Stratonice die Messer aufbewahrte? Ungute Dinge, die ich nicht denken wollte, die aber ab und an in meinem Geist aufflackerten.

    Und ich hatte meinen Hunger verloren. Wenn die Sklaven zu Abend aßen, schob ich das wenige Essen, das ich mir auf den Teller tat, nur hin und her und zerkrümelte etwas Brot, aber aß eigentlich nichts. Ab und zu schob ich in einem unbeobachteten Moment einem der Hunde etwas davon zu, so dass es aussah, als hätte ich gegessen. Und wenn Mama Stratonice mich doch einmal nötigte, etwas zu essen, weil sie sich Sorgen machte, erbrach ich es nach spätestens einer Stunde wieder und fühlte mich nur noch elender und schwächer.


    Ein Nebeneffekt des ganzen war, dass ich nicht schlief. Oder wenn, dann nur unruhig. Auch heute lag ich seitlich auf meinem Bett und starrte nur an die Wand, die Beine leicht angezogen und meine Arme um die Knie, und ließ meine Gedanken ins Nichts abdriften. Es war nicht dasselbe wie schlafen, aber es kam ihm zumindest nahe genug, als dass ich am nächsten Tag aufstehen und funktionieren konnte.

    Die Tür ging auf, und im Widerschein des Lichtes erkannte ich die Silhouette meines Herrn. Träumte ich? Nein, das leichte Übelkeitsgefühl meines leeren Magens und der beständige Schmerz in meinem Herzen erinnerten mich daran, dass ich wach war. Ich blickte verwundert zu ihm, blieb aber erst einmal liegen, weil er nichts sagte. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich, und nur das kleine, flackernde Licht meiner Öllampe war noch zwischen uns. Er kam zu meinem Bett und streckte ganz leicht die Hand in meine Richtung. Sollte ich mit ihm mitkommen? Wohin?

    Verwirrt schaute ich erst auf die Hand, dann auf meinen Herrn, und öffnete leicht meine Haltung. Ich setzte mich müde auf und sah ihn fragend an. Was machte er hier? War das ein Test? Oder eine Frage, auf die er die Antwort doch schon kannte? Ganz vorsichtig griff ich nach seiner Hand. Ganz leise stellte ich ihm eine Frage, die nur aus einem einzigen Wort bestand: “Nero?“ Es war nur sein Name, mehr nicht. Sein Name, den ich nur dann benutzte, wenn er nicht mein Herr war, sondern einfach nur der Mann, den ich liebte.

  • Sie legte die Hand in die seine und er zog sie zu sich hoch und schloss sie in seien Arme. „Mein kleiner Grashüpfer.“ sagte er eben so leise. Und hielt sie einfach nur fest. „Du isst zu wenig hat mir Mama Stratonica verraten.“ Sagte er in dem Moment als er sie auf seinen Arm hob und sich mit ihr auf das Bett setzte. Er wusste, dass es ihr schlecht ging und das sie kaum aß und nur wie ein Geist durchs Haus schlich. All das was er nie gewollt hatte. Er mochte ihre offene fröhliche Art, die wie weggeblasen war. Er hielt sie fest in seinen Armen und bettet ihre Kopf an seiner Schulter. Er sprach leise. „Du hast mit meiner Frau gesprochen.“ Sagte er und es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, es war lediglich eine Information, dass er davon wusste. Wie sollte er nur weiter erklären am beste typisch man gerade heraus. „Corvina und ich wir haben regeln aufgestellt.“ sagte er und streichelte Dede dabei über den Rücken. „Sie weiß, dass ich gern öfter... und auch anders.... Nun auf jeden Fall, haben wir Regeln aufgestellt und sie erlaubt, dass ich auch mit anderen Frauen.“ Sagte er und sah auf Dede hinab. „Aber Dede... ich werde sie immer lieben. Ich werde sie nicht verlassen.“ sagte er mit ernster Stimme und hob nun ihren Kopf an, damit sie ihn ansah. „Wenn du also immer noch das Bett mit mir teilen willst, dann können wir das tun. Aber ich möchte, dass du dir darüber im Klaren bist. Ich weiß, dass du gerade unglücklich bist, aber das geht vorbei. Wenn du möchtest, dann lass ich dich auch gern in Ruhe. Ich möchte nur, dass du wider genug isst und zu Kräften kommst. Ich mag dich Dede und das weißt du auch, deswegen würde ich mir nie verzeihen, wenn es dir wegen mir schlecht geht.“ Sagte er und hielt dabei ihren Blick fest.

  • Er zog mich zu sich in seine Arme. Es tat so weh. Jedes bisschen Mauer, welches ich zwischen mir und dem Schmerz errichtet zu haben glaubte, riss er mit dieser einfachen Umarmung einfach hinfort. Ich wollte weinen, aber ich hatte keine Tränen mehr, die noch kommen konnten. Ich hatte so viel geweint in den letzten Wochen. Es waren keine Tränen mehr da, die kommen konnten.

    Als er mich wie ein Kind auf seine Arme hob, wehrte ich mich nicht. Ich hasste es, wenn er mich wie ein Kind behandelte, und er wusste es auch, dennoch tat er es immer wieder. Und er sprach davon, dass ich zu wenig aß. War Mama Stratonica also Schuld daran, dass er jetzt hier war? Warum redete er mit mir nachts darüber und nicht einfach tagsüber, wo er mich doch genauso zu sich rufen konnte und mir den Befehl geben konnte, zu essen. Oder mich darum bitten. Oder alles andere. Warum jetzt? Warum in meinem Zimmer?

    Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und versuchte, eine Balance zu finden zwischen dem Bedürfnis, ihm Nahe zu sein und dem, meine Mauern aufzubauen und ihn von mir zu stoßen. Und er redete. Von seiner Frau. Und der Tatsache, dass ich mit ihr gesprochen hatte. Er sagte es nicht vorwurfsvoll, also war es wohl in Ordnung. Wir hatten es ja auch abgesprochen gehabt. Damals.

    Was er dann sagte, verstand ich nicht. Regeln, nach denen er mit anderen Frauen...? Er hob meinen Kopf an und blickte mir tief in die Augen. Im schummerigen Licht der kleinen Öllampe wirkten seine sonst blauen Augen schwarz. Er würde mit mir schlafen, aber er würde mich auch gerne in Ruhe lassen. Es war ihm nur wichtig, dass ich genug aß? “Das heißt, du bist aus Mitleid hier?“ fragte ich verwirrt und unsicher. Ich traute mich nicht, mehr zu hoffen oder mehr zu wollen. Ich fühlte mich unsicher und hatte Angst, dass dieses kleine bisschen Hoffnung, das aufzukeimen drohte, nur umso qualvoller wieder verenden würde. So nahe bei ihm zu sein und ihm so in die Augen zu blicken war schon am Rande des erträglichen. Der Duft seiner Haut hing in der Lust, die Berührung seiner Finger brachte mir Gänsehaut und in seinen Augen drohte ich, zu ertrinken. “Oder ist das ein Test?“ Er hatte mich in der Vergangenheit so oft getestet, so oft ein spiel mit mir getrieben, dass ich nicht wusste, was das hier jetzt war. “Ich habe dich nie darum gebeten, deine Frau nicht zu heiraten oder zu verlassen. Ich weiß, dass du sie liebst.“ Was wollte er hören? Warum war er hier? “Warum bist du hier?“ Ich merkte, dass ich zu zittern anfing, weil die Anspannung so sehr wuchs. Ich wollte so sehr, dass die Hoffnung, die ich nicht zulassen wollte, wahr wäre. Ich wollte so sehr, dass er mich an sich zog und küsste, dass es wieder so sein würde, wie wir gesagt hatten, dass es sein würde. Ich sehnte mich so sehr nach ihm und seinen Berührungen. Und ich hatte so unendlich viel Angst davor, dass er mich wieder von sich weisen würde.

  • Bei den Göttern er würde Frauen nie, wirklich niemals verstehen. Was denn für ein Test? Nero runzelte die Stirn und versuchte den Sinn in ihren Worten zu suchen. Dann aber schüttelte er den Kopf. „Ich bin nicht aus Mitleid hier.“ sagte er zunächst. Denn Mitleid war es definitiv nicht.

    „Ich bin hier...“ Er sah sie wieder an. „.. weil ich mir zum einen Sorgen um dich mache.“ Sagte er und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Und zum anderen um dir zusagen, dass wir auch weiter das Bett miteinander teilen können.“ er sah sie an und fuhr dann fort. „Ich weiß nur nicht, ob ich dir damit noch mehr Schmerz zufüge und ob es nicht besser wäre dich loszulassen, damit du dich für andere...“ Er verstärkte seine Umarmung, denn eigentlich wollte er sie nicht hergeben. „...öffnen kannst und dich vielleicht in einen andere verlieben kannst.“ Er streichelte ihr zärtlich mit dem Daumen über die Wange. „Ich bin hier, weil ich möchte das es dir gut geht.“ Ja und er war sich nicht sicher ob es wirklich gut für sie war, wenn er jetzt hier war.

  • Irgendwo fand sich wohl doch noch eine Träne, die nicht geweint worden war und mir jetzt über die Wange lief. Ich hörte seine Worte, und ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals. Er sprach davon, mich loszulassen, und gleichzeitig hielt er mich fester und zog mich damit näher an sich. Er wollte, dass es mir gut ging, aber er hielt sich mit seinen Worten weiter auf Abstand.

    Ich sah ihn an, forschte in seinen Augen, in seinem Blick. Seine Worte sagten das eine, seine Gesten etwas anderes. Was war die Wahrheit? Was wollte er? “Du weiß, dass ich nur dich will“, sagte ich mit zitternder Stimme. “Was willst du, Nero?“ flüsterte ich und beugte meinen Kopf näher zu dem seinen, leicht seitlich, damit unsere Nasen nicht aneinanderstießen, und nur soweit, dass er wusste, dass ich einen Kuss wollte. Aber das letzte Stückchen musste von ihm kommen. Und noch nie fühlte ich mich so verletzbar wie in diesem Moment, wo ich darauf wartete, dass auch er eine Entscheidung traf.

  • „Ich weiß.“ Sagte und und blickte ihr in die Augen, als er seinen Kopf ganz langsam zu ihren Lippen senkte. Bevor ihr Lippen sich trafen sagte er leise. „Dich.“ Dann küsste er sie voller Leidenschaft. Er wusste, dass es ihr gegenüber nicht fair war. Er wusste, dass er ihr immer und immer wieder weh tun würde. Aber er konnte und wollte diese Entscheidung nicht treffen. Er wollte sie eben für jene Dinge, die seiner Frau nicht gefielen. Er wollte die Kontrolle und er wusste, dass Dede ihm genau das geben konnte. Dennoch löste er seine Lippen von den ihren und sah sie wieder an. „Ich weiß nur nicht, ob das wirklich gut für dich ist.“ Sagte er, bevor er sie hochhob und auf das Bett legte und erneut küsste. Seine Händen begannen ihren Körper zu streicheln, seien Lippen eroberten die ihren. Ja es war nicht fair, aber sie wollte ihn und er war egoistisch genug sich zu nehmen was sie ihm anbot.

  • Dich. Bei diesem einfachen, kleinen Wort erbebte mein ganzer Körper und zuckte vor Erleichterung so sehr zusammen, dass ich fürchtete, von seinem Schoß zu fallen. Ich küsste ihn nicht nur zurück, ich ergab mich ihm vollkommen, schmeckte ihn, atmete ihn. Meine Händen fuhren in sein blondes Haar, um ihn bei mir zu halten. Ja, ich hatte Angst, dass er sich zurückziehen könnte und mich jetzt von sich stoßen könnte und wollte ihn festhalten.

    Kurz löste er sich, um noch einmal seine Zweifel auszudrücken, ob es gut für mich war. Aber es war gut für mich. Es fühlte sich gut für mich an. “Nicht ganz dir zu gehören ist schlimmer“, sagte ich, als er mich aufs Bett legte und anfing, meinen Körper zu liebkosen. Als er mich wieder küsste, schlang ich ein Bein um ihn. Ich trug nur meine Untertunika zum schlafen, diese wäre schnell entfernt. Und ich wollte ihm zeigen, wie sehr ich ihn wollte. Und noch immer hatte ein kleiner Teil von mir Angst, dass ich es nur träumte und jeden Moment erwachen würde, nur um festzustellen, dass ich nach wie vor allein war.

  • Er vernahm ihre Worte und spürte wie sich sich im ganz ergab. Ein leises Stöhnen entwich seinen Lippen. Er befreite er sie aus ihre kurzen Untertunika und dann sich aus der seinen. Bevor er sich nahm, was sie ihm so ergeben anbot. Und er nahm sich alles was sie ihm gab. Er forderte viel von ihr – er forderte alles von ihr. Und dennoch ließ er sich Zeit bei dem was er tat. Er genoss es die vollständige Kontrolle zu haben. Genoss es sich nicht zurückhalten zu müssen. Sie nahm was er ihr gab, alles davon. Er stöhnt rau auf, als er sich tief und hart in ihr Fleisch grub. „Bei den Götter.“ Stieß er hervor, als er seinen Rhythmus fand Dede mit harten tiefen Stößen nahm.

  • Es passierte wirklich. Er war bei mir. Er spielte mit meinem Körper, wie ich auf meiner Lyra spielte, und nahm mich vollständig in Besitz, bis ich ihn um Erlösung anbettelte. Er war rauer und härter zu mir, als ich es in Erinnerung von ihm hatte, und doch beschwerte ich mich nicht. Nein, ich nahm willig alles, was er tun wollte, und vergrub mein Stöhnen in meinem Kissen. Ich wusste nicht, welche Vereinbarungen er mit seiner Frau getroffen hatte, aber ich wollte nicht riskieren, dass er aufhörte, weil ich zu laut wäre.

    Mein Körper hatte den seinen so sehr vermisst. Wieder und wieder zuckte mein Körper auf, und doch kam er nicht zum Ende. “Ich bin dein“, wisperte ich immer wieder, ehe mein Körper sich wieder zuckend unter ihm verbog, und weinte vor Erleichterung, Erschöpfung, Glück und ja, auch Schmerz gleichermaßen. Ich sagte ihm nicht, dass ich ihn liebte. Er wusste es, und ich wusste, dass er es nicht erwiderte. Das war nicht wichtig, solange er nur jetzt hier bei mir war und mich nicht länger von sich weisen würde.

  • Er spürte wie ihr Körper auf ihn reagierte. Ihre Zuckungen und Kontraktionen wie sie immer und immer wieder kam. „Ja das bist du.“ Sagte er mit rauer belegter Stimme und ließ sich nun Zeit, seine Stöße waren immer noch tief und kraftvoll, dennoch war er nun sanfter zu ihr. Ja er hatte seien Bedürfnisse erfüllt und nun erfüllte er die ihren indem er sanfter zu ihr war und sie noch einmal mit einem sanfteren Rhythmus zum Höhepunkt brachte, bevor er sich tief in ihrem Innere vergraben auch losließ. Er legte seien Stirn an die ihre und brauchte einen Momenten um wieder zu Atem zu kommen und seien Muskeln dazu zu bringen ihm wieder zu gehorchen. Dann erst rollte er sich auf die Seite und zog sie in seine Armen. Es war ein sanftes ja fast schon ehrfurchtsvolles Streicheln seiner Hände über ihren Körper. „Du wirst ein breiteres Bett brauchen.“ Sagte er nach einer ganzen Weile.

  • Ich lag zitternd an ihm und hielt mich einfach nur an ihm fest. Meine ganze Welt war zersprungen und wieder zusammengefügt worden, um wieder zu zerspringen und von ihm geformt zu werden, bis mein Kopf nur noch leer und leicht war. Und ich so müde wie seit Äonen nicht mehr. Und er war hier bei mir, der Geruch von Sommer vermischt mit dem von Schweiß und Sex, und hielt mich im Arm. Er streichelte mich und zog damit eine Spur wie funkelnde Sterne über meine Haut. Ich wollte ihn auch streicheln, wollte ihn küssen, wollte irgendetwas tun, um ihm meine Liebe und Dankbarkeit zu zeigen, aber ich konnte mich nur festhalten und versuchen, wieder ruhig zu atmen.

    Als er dann sagte, ich würde ein breiteres Bett brauchen, stockte mein Atem einen Moment ganz und ich sah fragend zu ihm auf, nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Aber ja, er hatte es gesagt. Und was es bedeutete, war mir auch klar. Er würde öfter mein Zimmer besuchen wollen und das Bett mit mir teilen, ohne Angst haben zu müssen, hinauszufallen bei einer falschen Bewegung. Mein Körper zitterte heftig, und ich schluchzte vor Erleichterung. Ich wollte nicht weinen, ich war viel zu erschöpft, um zu weinen, aber ich schmiegte mich an ihn, hielt meinen zitternden Körper an seinem Fest und küsste jedes bisschen von ihm, welches ich erreichen konnte.

    “Alles, was du willst. Alles.. ich...“ Ich weinte doch vor Erleichterung und brauchte ein paar Momente, um mich wieder zu beruhigen. “Danke.“ Ich wusste nicht, was ich sonst sagen konnte. Ich war ihm so dankbar. Und seiner Frau, die mich nicht nur nicht fortgeschickt hatte, sondern das hier erlaubt hatte.

  • Er hielt sie im Arm. „Nicht weinen.“ Bat er sie leise. Er streichelte sie weiter, während er leise weitersprach. „Es gibt Regeln.“ Ja die gab es uns sie beiden würden sie beachten müssen. Es würde schwer für Dede werden, aber er wollte es jetzt sagen, damit auch sie wusste worauf sie sich einließ. „Ich werde zu dir kommen. Wir werden nicht mehr in meinem Bett zusammen sein.“ Stellte er klar und dann kam wohl der schwerste Teil. „Falls du ein Kind erwarten solltest, werde ich dich mit einem der Veteranen verheiraten, damit das Kind ein römischer Bürger wird. Aber ich werde dieses Kind nie als das meine anerkennen.“ Ja das Kind würde nie erfahren wer sein wirklicher Vater wäre.

    Er würde natürlich dafür sorgen, dass es ihm an nichts fehlt, aber er wäre eben nicht der Vater des Kindes. „Meinst du das du damit leben kannst?“ Fragte er sie noch einmal eindringlich.

  • Ich bemühte mich, nicht weiter zu weinen. Aber die Anspannung der letzten Wochen fiel von mir ab und mein Körper wusste gerade nicht, wohin mit all der Freude und Erleichterung. Aber ich bemühte mich und regulierte meinen Atem. Regeln. Ja, er hatte davor von Regeln gesprochen. Ich nickte, damit er anfing, sie mir zu erklären. Nicht in seinem Bett, in Ordnung. Deshalb wollte er für mich ein breiteres Bett. Ich nickte. Falls ich sein Kind erwartete, würde er mich verheiraten. Auch da nickte ich. Das hatten wir schon zuvor besprochen gehabt. Darauf hatte ich mich schon zuvor eingelassen. Eben deshalb passten wir auch auf, wenngleich ich heute überhaupt nicht wusste, wie der Mond stand und ob wir hätten aufpassen müssen oder nicht. Ich hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass er zu mir käme.

    “Nicht in deinem Bett, und du wirst kein Kind anerkennen. Ja, damit bin ich einverstanden.“ ich nickte und sah ihn an. War das alles? “Hat... hat deine Frau sonst noch Bedingungen?“ Ich würde sie alle anerkennen, ohne mich zu beklagen. Ich war so dankbar für diese Chance, bei ihm sein zu können, und der Preis war wirklich mehr als gering. Dass er kein Kind von mir anerkennen würde, war mir schon immer klar gewesen. Ein Patrizier Roms konnte kein schwarzes Kind haben. Und an seinem Bett hing ich nun wirklich nicht sonderlich.

    Dennoch fragte ich noch, was ich kaum zu fragen wagte. Zuvor hatte er zwar fest gesagt, dass es nichts ändern würde, aber vielleicht hatte er seine Meinung hierzu auch geändert. “Und sollte ich schwanger werden und einen deiner Veteranen heiraten, darf ich dann dennoch bleiben? Kommst du dann dennoch noch zu mir?“

  • Er zog sie näher zu sich heran. „Nur das ich meine Frau nicht verlassen werde und keine andere lieben werde.“ Sagte er, aber das wusste sie ja schon. „Dede ich habe dich wirklich gern.“ Ja hatte er aber es war eben nicht die von ihr erhoffte Liebe. Er beugte sich nun aber zu ihr und flüsterte in ihr Ohr. „Es bleibt wie ich es dir schon mal gesagt habe. Der Veteran wäre lediglich auf dem Papier dein Mann. Wenn du das hier wirklich akzeptierst Dede, dann wird es keinen anderen Mann in deinem Bett geben, keinen anderen als mich. Niemals.“ ja auch wenn seine Frau bereit war ihn zu teilen, auch wenn Dede es akzeptierte, dass sie nicht die Einzige war, er gestatte diese Freiheit nicht weder seiner Frau noch Dede. Ganz leise fügte er noch hinzu. „Wenn du jemals einen anderen haben willst. Sag es mir und wir beenden das zwischen uns.“ Denn ja das war das einzige Entgegenkommen was sie in diese Richtung von ihm erwarten konnte.

  • “Ich akzeptiere es. Alles. Ich schwöre es auch am Hausaltar, wenn du möchtest. Ich habe es auch deiner Frau versprochen, dass ich meinen Platz kenne und keine Probleme machen werde.“

    Ich hätte von ihm nie verlangt, seine Frau zu verlassen. Natürlich wünschte ich mir, dass er mich auch liebte. Wenigstens ein wenig. Und auch, wenn er sagte, er liebte mich nicht, und auch, wenn er mich tatsächlich nicht so wie seine Frau liebte, er liebte mich genug, um mich bei sich haben zu wollen, sich um mich zu sorgen und überhaupt einen Weg zu finden, bei mir sein zu können. Das war genug. Das war mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte.

    “Ich will nur dich, Nero. Immer nur dich. Du bist der erste, und du sollst der einzige sein, für immer.“ Ja, für immer war eine sehr lange Zeit und ich konnte natürlich nicht in die Zukunft blicken. Aber im Moment war es mir so ernst, wie es einem Menschen in meinem jungen Alter nur ernst sein konnte. Ich wollte nur ihn oder gar keinen.