[Servitriciuum] Sklavenunterkünfte

  • Fest presste Iduna die Tabula gegen ihre Brust und erreichte schließlich die Sklavenunterkünfte. Dort setzte sich die Cheruskerin auf ihr Bett und bettete die Tabula auf ihren Schoß. Dann erst las sie Tiberios Worte, die an sie gerichtet waren.




    Gaius Iulius Caesoninus



    Domus Iulia





    Tiberios an Iduna



    sd



    weißt du noch, wer ich bin?



    Mein Name ist Tiberios, und wir haben vor einiger Zeit gemeinsam die Antigone von Sophokles gelesen.



    Wie geht es Dir und deiner kleinen Tochter?



    Bist du eine Lectrix geworden?



    Wir sind wieder aus Alexandria zurück gekehrt, und wenn du Zeit findest, könnten wir einmal in einem der Horti spazierengehen.





    Vale bene Tiberios

  • Aufgeregt und mit zitternden Händen umklammerte Iduna die Tabula und las immer und immer wieder die Zeilen, die vom furischen Maiordomus an sie persönlich gerichtet waren. Wie nett. Wobei, nur nett? Nein. Definitiv nicht nur nett. Die Rothaarige strahlte über beide Wangen und nahm sich selbst eine Tabula. Um eine Antwort an den furischen Maiordomus aufzusetzen.


    Anmutig brachte Iduna die Worte zu Papier und neigte immer wieder überlegend ihren Kopf auf die Seite. Schließlich setzte sie ihren Namen auf das Pergament und klappte die Tabula zusammen. Diese würde sie später auf direktem Weg zur furischen Casa bringen.

  • Liebesleid.


    Tatsächlich hatte Iduna die Tabula dann doch rasch zur Porta der Casa Furia gebracht. Genauer gesagt dort in den Briefkasten gelegt. Hoffentlich würde ihr Brief auch rasch an den furischen Maiordomus weitergeleitet. Völlig in ihren Gedanken versunken wäre Iduna beinahe über ein unebenes Pflasterstück der Gasse gestolpert. Was war denn nur los mit ihr? Sie hatte doch lediglich eine Antwort auf einen Brief verfasst. Und dennoch war dieser Brief von Tiberios. Jener junge Mann der sie so sanft berührt hatte. Und Iduna erschrocken zurück gewichen war. Denn das Gesicht des Kelten war vor ihrem inneren Auge erschienen und Idunas Kehle wurde trocken.


    Blind und mit Tränen in den Augen taumelte die Sklavin durch die Gassen und erreichte endlich die Domus Iulia. Den Ianitor am Tor nahm die junge Frau gar nicht wirklich wahr und stolperte mit gesenkten Kopf in das Innere der Domus Iulia. Die Flure entlang und hinein in die Sklavenunterkünfte. Dort drückte sie die Türe gar zu entschlossen ins Schloß und presste ihr erhitztes Gesicht dagegen.


    “Was ist nur los mit mir?“


    Murmelte die rothaarige Sklavin und ließ ihren Blick unstet über die Betten der iulischen Sklaven gleiten. Diese Betten sahen alle gleich aus. Ganz anders Angus und Tiberios. Der Kelte war ungestürm und wild. Der Alexandriner dagegen sanft und liebenswürdig. Schließlich verbarg Iduna ihr Gesicht in den Händen und schluchzte leise. Innerlich wusste sie das sie Abstand gewinnen müsste und war froh das sie ihren Dominus in die Provinz begleiten durfte. Ohne den Kelten.



  • Als ihr der iulische Ianitor tatsächlich das Antwortschreiben des furischen Maiordomus entgegen hielt, versuchte sich die Rothaarige nicht allzu überschwänglich zu freuen. Und was befand sich in dem Päckchen, dass dem Antwortschreiben beilag? Dankend nickte Iduna dem Ianitor entgegen und beeilte sich, die Sklavenunterkünfte aufzusuchen. Als Iduna endlich auf ihrer Bettstatt saß, spürte sie wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte. Nachdem die Germanin tief durchgeatmet hatte, ließ sie ihren Blick über Tiberios feine Handschrift schweifen.


    Bei einigen Textpassagen musste Iduna leise Schmunzeln. Denn das mit dem Strohhut hatte auch ihr Dominus vorgeschlagen. Wenn auch in abgewandelter Form. Schließlich war Iduna am Ende des Briefes angekommen und spürte wie sich eine feuchte Tränenspur auf ihrer Wange abzeichnete. Energisch wischte sie sich über die Augen und auch über ihre feuchte Wange. Allzu gerne würde sie Tiberios vor ihrer Abreise noch einmal sehen. Aber der Befehl konnte jeden Tag erklingen und Iduna wollte bereit sein. Aber irgendwie musste sie sich doch bei Tiberios bedanken. Für die Briefe. Seine Geduld mit ihr beim rezitieren der alten Werke und für die Katzenstatue, die für Aislin gedacht war.

  • Den Brief des furischen Maiordomus hatte Iduna unter das Kopfkissen in den Sklavenunterkünften gelegt. Um den Brief bei Bedarf jederzeit wieder hervor holen zu können, um Tiberios feine Handschrift bewundern zu können. Ihre Tochter war von der kleinen Katzenstatue mehr als begeistert und schleppte die kleine Figurine überall mit hin. Eine Tatsache die Iduna leise schmunzeln ließ. Als sie sich auch schon anschickte, in Begleitung ihrer Tochter die Sklavenunterkünfte zu verlassen. Schließlich wartete noch einiges an Arbeit auf die iulische cubicularia. Und die Abreise ihres Dominus musste auch noch vorbereitet werden. Hoffentlich würde es ihr noch gelingen mit Angus zu sprechen. Denn der Kelte war immer noch der Vater ihrer Tochter. Und vielleicht würde es ihr in diesem Gespräch gelingen das hitzige Temperament des Kelten zu dämpfen. Denn dann hätte Angus womöglich eine Chance mit nach Syria zu kommen.


    Mit diesem Gedanken verließ Iduna nun endgültig die Sklavenunterkünfte.

  • Nachdem es in den Gärten der iulischen Domus dann doch allmählich zu kalt wurde und sie ihre Tochter keinesfalls einer Erkältung aussetzen wollte, hatte die Rothaarige die beiden Kinder nach drinnen gescheucht.


    “Wie eine Matrone.“


    Schmunzelte die kleine Germanin und beobachtete wie Ancilla die kleinere Aislin zärtlich umarmte, um dann in Richtung culina zu verschwinden.


    “Na komm Aislin.“


    Lächelte Iduna ihre Tochter an und fasste vorsichtig nach Aislins Händchen. Im Schneckentempo ging es durch die Gänge und die Treppe nach unten. Denn im unteren Bereich der Domus Iulia befanden sich die Sklavenunterkünfte und dorthin würde Iduna ihre Tochter bringen.


    “Du musst ganz besonders auf diese Katzenstatue achtgeben. Das ist ein Geschenk und Geschenke zerstört man nicht.“


    Sprach die Cheruskerin an ihre Tochter gewandt. Die kleine Halbgermanin nickte mit leuchtenden Augen und ließ sich schließlich von Iduna zu Bett bringen. Die Katzenstatue schmiegte Aislin dabei eng gegen ihren kleinen Körper. Während Iduna liebevoll die Decke um den schmalen Körper ihrer Tochter feststeckte.


    “Auf dich gebe ich besonders acht meine Kleine.“


    Wisperte die iulische Sklavin und strich Aislin sanft über die Wange. Bevor sie die Sklavenunterkünfte verließ. Aislin schlummerte währenddessen bereits seelenruhig und mit einem Lächeln auf den Lippen.