[Officium] Gaius Iulius Caesoninus

  • RE: Da gehts also hin!


    Offensichtlich war ihre Argumentation mehr als dürftig, denn sonst würde ihr Dominus nicht so reagieren, wie er in just diesem Augenblick reagierte. Und diese Beobachtung ließ Idunas Kehle eng werden. Sodass sie langsam ihren Kopf gen Boden senkte und auf ihre Füße starrte.


    Deine Argumentation klingt logisch und schlüssig. Aber ich bin nur deine Sklavin Dominus. Die Entscheidung liegt bei dir.


    Wisperte die Germanin mit äußerst leiser Stimme und fokussierte noch immer den Boden zu ihren Füßen. Irgendwie würde sie es ihrer Tochter schon erklären können, wieso Angus nun doch nicht dabei war. Auch wenn Iduna nicht wirklich wusste ob Aislin sie tatsächlich schon so verstand wie es Iduna vermutete.

  • RE: Da gehts also hin!


    Schließlich entließ ihr Dominus seine rothaarige Sklavin und Iduna neigte artig ihr Köpfchen. Bevor sie sich rückwärts gegend der Türe näherte. Dort angekommen, drehte sie sich herum und verschwand mit hastig pochenden Herzen in Richtung der iulischen Culina.

  • Hochzeit per Verordnung


    Noch während seiner Rückkehr in die Domus Iulia hatte Caesoninus ja selbst miterlebt wie chaotisch das Leben im Haus während seiner Abwesenheit gewesen war wegen der seit Jahren schon offenen Heiratsfrage seiner Cousine Iulia Phoebe. Außerdem hatte ihm der Maiordomus bei der Gelegenheit erzählt, dass sich Iulia nicht gut fühlte. Als Hausherr sah sich Caesoninus in der Pflicht beidem nachzugehen um den Frieden im Haus wiederherzustellen. Zu diesem Zweck hatte er durch einen Sklaven Iulia Phoebe bestellen lassen, dass sie sich in einer Stunde in seinem officium einzufinden habe. So saß er, als die rechte Zeit gekommen war, bereits hinter seinem Schreibtisch und wartete auf die Vorgeladene.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Iulia war mehr als überrascht gewesen als sie nichts ahnend in ihrem Cubiculum gesessen und es plötzlich geklopft hatte. Denn in weiterer Folge erschien ein Sklave, der ihr vortrug der Dominus Caesoninus bestelle sie in einer Stunde in sein Arbeitszimmer, ehe er sich auch schon wieder zurückzog. Nanu, was war denn da los? Es musste auf jeden Fall etwas sehr ernstes sein, wenn er einen so förmlichen Weg wählte und gerade Vetter Gaius war ja sonst für seine eher hemdsärmelige Art bekannt. Wenn er etwas von ihr gewollt hätte, hätte er sich jederzeit gerne persönlich an sie wenden und sie ansprechen können, doch nein so geschah dies nicht. Hatte sie vielleicht etwas ausgefressen? Iulia wüsste nicht was es sein könnte, immerhin hatte sie in letzter Zeit nicht wirklich das Haus verlassen.


    So wurde sie mit jedem verstrichenen Moment unruhiger bis sie es auf ihrem Bett nicht mehr aushielt und aufstand um im Raum herumzugehen. Ob sie sich eigentlich umziehen sollte? Oder konnte sie so bleiben? War es ein förmliches oder ein legeres Treffen? Würden sie alleine sein oder wären auch noch andere Personen zugegen? Iulia wusste es nicht der Sklave hatte ja keine näheren Angaben gemacht und das begann sie jetzt mehr und mehr zu wurmen. Doch dann hielt sie wieder inne und schüttelte den Kopf. Was machte sie sich eigentlich so fertig? Es war ja bloß ein Gespräch mit Vetter Gaius! Gaius! Wie ernst konnte das schon sein? Also nur ruhig Blut, alles würde schon halb so schlimm werden. So machte sie sich noch einmal kurz ihre Haare zurecht und ging dann zum Officium ihres Verwandten und klopfte, ehe sie eintrat. Caesoninus saß bereits an seinem Platz. Iulia versuchte ein Lächeln aufzusetzen, ehe sie näher trat. "Salve Gaius, was kann ich für dich tun?"

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Iulia kam genau zur ausgemachten Zeit, gut so, dann konnten sie diese Geschichte umso schneller hinter sich bringen. "Salve Iulia, bitte setz dich doch", dabei wies er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er wartete kurz, ehe er dann die Fingerkuppen aneinanderlegte und zu sprechen begann. "Ich habe dich heute rufen lassen, weil mir von verschiedener Stelle zugetragen wurde, dass etwas schon seit längerer Zeit auf dein Herz drückt und mir hast du ja auch einen mehr als denkwürdigen Empfang bereitet vorgestern", schloss er noch einmal als Erinnerung daran wie sie weinend an ihm vorbeigestürmt war ohne weiteres Kommentar.


    "Natürlich hat dies keine größeren Folgen, da die Familie unter sich war, doch gesetzt dem Falle ich hätte Gäste mitgebracht, so wäre dies eine große Peinlichkeit für uns geworden. Dies ist für ein Haus unseres Standes nicht hinnehmbar also werden wir jetzt darüber sprechen, damit dies nicht wieder vorkommt, ja? Fangen wir damit an darüber zu sprechen was dich zu deinem Verhalten veranlasst hat und was es damit auf sich hat, dass es dir nicht gut gehen solle, bitte, ich höre." Und damit war er mit seiner Einleitung fertig und erwartete nun Iulias Erklärung hierzu.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Iulia trat so wie gewünscht näher und ließ sich auf dem ihr angebotenen Sitzplatz nieder. Nun alsdo würde sie erfahren warum sie hier war. Vetter Gaius begann zu sprechen und der erste Teil war sehr nachvollziehbar. Er hätte gehört wie sie sich fühlte und wollte wohl nun einmal mit ihr darüber reden und natürlich wusste auch Iulia, dass sie sich bei seiner Begrüßung nicht gerade wie eine Dame verhalten hatte. Doch dann der zweite Teil seiner Ansprache ließ sie ein klein wenig grimmig werden. Wie bitte? Machte er sich gerade ernsthaft darum Sorgen, dass andere Leute sie, Iulia, für verrückt halten könnten oder was sollte sonst dieses Gerede von dieser "Peinlichkeit"? Und der Ton und die gewählten Worte bei seinem letzten Satz gefielen ihr auch nicht, das klang schon ziemlich oberlehrerhaft. "Was soll das denn bedeuten? Schämst du dich etwa für mich? Ich bin keine Verrückte und wie du selbst gesagt hast es hat ja niemand etwas davon mitbekommen, alles gut!" Gut außer Octavia Flora vielleicht, aber das musste Gaius ja nicht erfahren.


    "Ich weiß was ich tue und jeder ist mal traurig, davon geht nicht gleich die Welt unter..." schloss sie mit beginnendem Trotz.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Iulia reagierte mit Ärger, halb hatte das Caesoninus schon erwartet und war dementsprechend darauf vorbereitet. "Wenn du dich deines Standes unangemessen benimmst, dann ja, schäme ich mich für dich!", blieb er hart. "Als eine Iulia repräsentierst du genauso die Familie so wie ich oder Onkel Antipater oder andere es tun, das muss dir in allem was du tust immer bewusst sein!" Er machte eine kurze Pause, damit seine Cousine diese Worte sich zu Gemüte führen konnte. Dann fuhr er fort: "Andererseits kenne ich dich ja schon so lange und weiß daher auch, dass deine Mutter dich zu einem Muster an Tugend und Ehre erzogen hat also muss etwas nicht stimmen, dass du dich so daneben benimmst womit wir wieder zur Ausgangslage dieses Gesprächs zurückkehren. Was ist los mit dir Iulia? Was bedrückt dich, dass es auch schon allen unseren Sklaven auffällt?"


    Caesoninus hoffte, dass sie seine jetzt etwas versöhnlicheren Worte annehmen und endlich mit der Sprache rausrücken würde, denn natürlich würde sie umso wortkarger werden desto bockiger sie wurde und das wollte er nach Möglichkeit vermeiden. Er war hier um zu helfen und nicht um sie wütend zu machen. Und der Familienehre wegen natürlich, das durfte nicht vergessen werden.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Was erlaubte er sich eigentlich wie er mit ihr redete?! Sie waren fast gleich alt (gut er fünf Jahre älter) und er sprach mit ihr als ob er ihr Vater wäre! Sie wusste wer und was sie war vielen Dank für diese unnötige Erinnerung... oder versuchte Vetter Gaius gerade ernsthaft mit der Stimme einer Art Pater familias zu ihr zu sprechen? Diese neue Eingebung ließ Iulias Unmut ein wenig schwinden, jedoch war sie trotzdem immer noch genug verstimmt. Aus dieser Perspektive machte es Sinn, auch wenn sie das nie von ihm erwartet hätte, zumindest nicht so schnell in den nächsten Jahren. Caesoninus war noch so jung, ob sie ihn überhaupt für sich in dieser Rolle als Oberhaupt der Iulia akzeptieren könnte? Gerade Vetter Gaius, der sich auch gern mal in der Subura herumtrieb und auch sonst normal eine mehr als bodenständige Figur war? Bisher hatte sie ihn nie wirklich als eine Respektsperson von Rang wahrgenommen. Zumindest nicht innerhalb der Familie.


    Iulia seufzte. Ihr plötzlich aufgetretener Grimm war fast schon wieder verraucht, doch war sie trotzdem immer noch nicht bereit ihm schon die ganze Geschichte zu erzählen. Die einzige Person, die bislang vielleicht noch am ehesten einen ehrlichen Einblick in ihre Seele gewonnen hatte war ihre eigene Leibsklavin Callista und so sollte das auch bleiben wenn es nach Iulia ging! Doch einfach stumm bleiben konnte sie jetzt natürlich auch nicht. "Ich bin frustriert über mein Leben. Nichts klappt so wie ich es will, jeder pfuscht hinein wie er will und das langt mir!" Es war schwer für Iulia diesen Satz vor ihrem Vetter Gaius laut auszusprechen, doch blieb sie standhaft und blickte ihm weiter fest in die Augen.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Na also, jetzt ging es ja endlich weiter in ihrem Gespräch, das war schon einmal etwas womit sie arbeiten konnten. "Du bist also frustriert, gut das verstehe ich. Auch ich war das mehrmals schon, sogar kürzlich während meines Jahrs in Syrien. Trotzdem ist das noch kein Grund gleich einen Streit mit der eigenen Mutter vom Zaun zu brechen bei dem das ganze Haus und die Nachbarn mithören können, das geziemt sich für uns nicht, das weißt du bestimmt." Vielleicht war der letzte Satz nicht ganz so glücklich gewählt und sie würde gleich wieder auffahren, doch Caesoninus fand es trotzdem wichtig ihr dies noch einmal deutlich vor Augen zu führen wie die Dinge standen. "Worüber genau bist du denn frustriert Iulia? Kann ich dir vielleicht irgendwo helfen? Es kann doch auch keine Lösung sein..." Caesoninus unterbrach sich und hielt inne. "Vergiss den Schluss. Kann ich dir helfen damit es dir wieder besser geht?"

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Ja schön Vetter Gaius hatte also auch schon einmal emotionale Tiefs gehabt und was bewies das jetzt konkret außer dass er ein fühlender Mensch wie auch sie war? Und was genau in seinem Leben gerade vor sich ging interessierte Iulia leider im Moment überhaupt nicht. Besser er würde sie in nächster Zeit in Ruhe lassen... er und ihre Mutter das würde schon viel helfen. Aber nein noch mehr Einmischungen. Sie wollte seine Hilfe nicht, denn ehrlich; wie könnte er ihr schon helfen? Außer gar nicht?


    "Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass du oder jemand anders mir helfen kann", war sie auch bereit offen zu sagen. "Was mich und mein Leben angeht so ist das alles meine Sache und ich weiß schon wie ich damit klar komme, verstanden? Das kannst du auch meiner ehrenwerten Frau Mutter ausrichten, ehe sie das nächste Mal mit dieser nervigen Heiratskiste um die Ecke kommt. Dann gibt es auch weniger Streit und das kann ich dir schriftlich geben!" Nimm das, Vetter!

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    "Heiratskiste", wenn das nicht das Stichwort für den zweiten Grund war warum er Iulia heute zu sich bestellt hatte. Doch Caesoninus wusste nicht ob es klug war jetzt schon auf dieses Thema zu sprechen zu kommen. Besser wohl, wenn er versuchte das Gespräch organisch in diese Richtung zu lenken. "Wenn du schon von vornherein beschlossen hast dir nicht helfen lassen zu wollen so würde das auch mich nicht wundern", stimmte er ihr zu, "aber eben deshalb sind wir heute hier gegenüber um eine Lösung zu finden, denn so wie das letzte Jahr kann es auch nicht weitergehen. Und deine Worte über dein Leben würde ich auch noch einmal überdenken, denn einerseits gibt es gesetzliche Eingriffe darin wie z.B. Onkel Antipater der dein Vormund ist, oder eben deine Mutter, die auch nur dein Bestes will. Oder ich. Doch da du es schon erwähnst ich möchte auch mit dir über deine Hochzeitspläne sprechen. Es gibt aktuell niemanden der dir den Hof macht oder an dem du interessiert wärst, oder?"


    Nun gut, vielleicht nicht ganz so organisch wie er es gern gehabt hätte, aber ewig konnten sie ja auch nicht um den heißen Brei herumreden. Das Ehethema war zentraler Bestandteil dieses Problems, zumindest glaubte das Caesoninus. Wenn das erst gelöst wäre, wäre der Rest auch gleich viel besser im Griff. Bestimmt.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    "Nicht du auch noch!" stöhnte Iulia und wurde schon wieder sehr viel ungehaltener. "Könnt ihr mich nicht alle miteinander endlich mit diesem elenden Thema in Ruhe lassen? Mir reicht es, dass Ehepläne mein Leben bestimmen die ja doch nie etwas werden! Lasst mich mein Leben selbst bestimmen! Ich kann das, nur bleibt mir endlich mit Heirat weg! Wir haben es lange genug versucht und es wurde nie was, es soll also nicht sein. Vielleicht in ein oder zwei Jahren wieder, doch jetzt möchte ich endlich einmal den Ton in meinem eigenen Leben angeben! Ich hoffe du verstehst das!"


    Zum Glück war es nicht ihre Mutter Servilia Gemina mit der sie über dieses Thema reden musste sondern Vetter Gaius, ansonsten wären bestimmt spätestens an dieser Stelle wieder in ein Schreiduell ausgebrochen, da war sie sich sicher. Es hatte gut getan es auch einmal laut auszusprechen. Das war ihr Leben also wollte auch sie darüber bestimmen! Sie forderte nichts minderes als es auch jedem freien Römer normal zustand, nur weil sie eine Frau war sah sie keinen Grund warum sie dieses Privileg nicht auch in Anspruch nehmen durfte, immerhin war sie mindestens so gebildet wie ihr Vetter, wenn nicht sogar mehr, wenn Intelligenz in dieser Sache ein Grund sein mochte. Die hatte sie auf jeden Fall, es musste ihr nur endlich einmal jemand ein wenig Eigenverantwortung zumuten!

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    "Und ich hoffe du verstehst, dass das unmöglich ist", konterte Caesoninus Iulias letzten Satz. "Du bist heuer Zwanzig geworden was heißt, dass du ab sofort unter den Sanktionen der Lex Iulia et Papia stehst, wenn du nicht heiratest. Du musst darüber nicht schmollen auch für mich ist es ab diesem Jahr so weit, dass ich heiraten muss." Es mochte vielleicht unfair sein, dass Männer erst mit 25 Jahren heiraten mussten, also fünf Jahre mehr "in Freiheit" verbringen konnten, jedoch wollte er dieses Thema nicht weiter vertiefen. Immerhin waren sie heute wegen seiner Cousine hier. "Nun denn, ich werte deine Nichtbeantwortung meiner letzten Frage und deine Reaktion als ein Nein auf eben diese. So möchte ich dich darüber informieren, dass ich von jetzt an das Thema deiner Verehelichung übernehme, einerseits um dem Gesetz Genüge zu tun und damit es auch andererseits kein Gerede über unsere Familie auf den Straßen gibt. Und auch du wirst davon profitieren, wenn deine Mutter dich endlich nicht mehr damit belästigen wird."


    Somit hatte Caesoninus die Katze endlich aus dem Sack gelassen. Er würde es jetzt in die Hand nehmen damit Iulia unter die Haube kam, sie und ihre Mutter hatten immerhin jetzt ganze fünf Jahre Zeit gehabt und NICHTS in diese Richtung getan seit sie von Misenum kommend in die Domus Iulia eingezogen waren. Sie hatten genug Zeit für eine Liebesheirat gehabt, jetzt würde Iulia so verheiratet werden wie es für die Familie politisch am vorteilhaftesten war.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Iulia konnte nicht fassen was sie da hören musste. "Nein!" rief sie und sprang auf. "Nein das könnt ihr nicht machen! Das will ich nicht!" Tränen traten ihr in die Augen. Was war das für ein Schlag in ihr Gesicht. Sie wollte selbstbewusst über ihr Leben bestimmen und endlich die Zügel in die Hand nehmen und dann kam ihr Vetter und würde sie mit... IRGENDWEM verheiraten so wie es IHM gerade am besten passen würde! Das war das exakte Gegenteil von den Dingen die sie soeben in diesem Raum geäußert hatte.


    Genau jene triste Zukunft schien jetzt schon sehr bald Realität zu werden vor der sie sich schon seit Wochen fürchtete. Iulia Niemand, Ehefrau von xy...

    "Warum Gaius? Hast du mir nicht zugehört? Warum bist du so?" Dann machte sie kehrt und ging auf die Tür des Officiums zu. Sie konnte nicht länger hier sein, sie musste raus. Seit wann war Caesoninus so kalt ihr gegenüber? Und seit wann interessierte es ihn mehr was die Gesellschaft über Iulias Ehestand dachte als ihre eigene Meinung? Iulia verstand die Welt nicht mehr.

  • RE: Hochzeit per Verordnung


    Caesoninus sah seiner Cousine dabei zu wie diese über seine Mitteilung nun ganz die Fassung verlor, ja sogar aus dem Raum stürmte. Damit war ihre Unterredung wohl beendet von ihrer Seite aus. Caesoninus seufzte und rutschte auf seinem Sitzplatz ein wenig tiefer. Natürlich machte es ihm keinen Spaß seine Verwandte so sehr aufzuregen, doch gegen das Gesetz konnte er auch nichts machen und in dieser Sache musste jetzt sowieso endlich eine Lösung her. Iulia war immer so tugendvoll gewesen und durch ihre Mutter ganz im Sinne der Tradition erzogen worden, politische Heiraten waren ihr also nichts fremdes und alleine ihre gerade eben völlig überzogene Reaktion zeigte wie sehr sie in letzter Zeit durch den Wind war. Hoffentlich würde die Ehe ihr ein wenig helfen wieder zu sich selbst zu finden. Caesoninus bedauerte es weiters, dass er ihr heute nicht helfen hatte können damit sie sich wieder besser fühlte, was er ja eigentlich vorgehabt hatte, doch die Neuigkeit bzgl. ihrer ehelichen Zukunft hatte dieses Ansinnen vermutlich vollends gesprengt. Vielleicht sollte er in Zukunft noch diplomatischer werden, schaden konnte das jedenfalls nicht.

  • Vier Wände in der Ferne


    Am nächsten Tag nach Caesoninus‘ Wahl und ihrem darauffolgenden abendlichen Festessen, saß Caesoninus hinter seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer und erwartete jenen fähigen Agenten, den ihm Onkel Antipater für die syrische Wohnungssuche gestern vermittelt hatte.*


    Er kannte diesen Mann noch nicht, der da gleich kommen sollte und angesichts seines Empfehlers, Onkel Antipater, hegte Caesoninus ihm vorerst noch eher gemischte Gefühle. Das Negative war er kam von Onkel Antipater, das Positive hingegen; er kam von Onkel Antipater. Immerhin besaß er ein großes Wirtschaftsimperium, weshalb es nur logisch war, dass er entsprechend fähiges Personal beschäftigen musste. Welche Überlebenschancen hätte er sonst auf dem Markt?


    Als der Mann dann endlich eintraf machte er einen ganz ordentlichen Eindruck auf ihn. Er stellte sich bei der Begrüßung als Publius Pontidius Pollio vor, Wirtschaftsspezialist für Syrien, Iudaea und dem hinteren Anatolien mit langjähriger Erfahrung auf seinem Gebiet. Das klang schon einmal sehr gut. „Wie kann ich dem Neffen des großen Iulius Antipater behilflich sein?“ fragte er, nachdem er sich hingesetzt hatte. „Ich bin für das kommende Amtsjahr als Quaestor nach Syrien berufen worden und benötige ein entsprechendes Haus in Antiochia für die Zeit meines Aufenthalts. Ich möchte, dass du mir vorausreist und ein entsprechendes Objekt mietest und für meine und meines Haushalts Ankunft entsprechend wohnlich herrichtest. Geld spielt dabei keine Rolle, immerhin muss ich angemessen repräsentieren.“ Pontidius Pollio nickte. „Ich verstehe. Das ist überhaupt kein Problem für mich, Iulius Caesoninus, gerne bin ich dir in dieser Sache zu Diensten! Was hast du dir denn als Wohnobjekt im Detail vorgestellt?

    Der Angesprochene überlegte kurz. „Hmm, es muss meines Amtes würdig sein, aber eine Villa muss es auch nicht wirklich sein. Etwas bodenständiges, das aber trotzdem eines Senators würdig ist. Von der Größe und der Art vielleicht am besten etwas ähnliches wie unsere Domus hier in Rom, falls das möglich ist.

    Gut ich verstehe, also gehe ich recht in der Annahme, dass dein Wohnsitz nicht in Daphne liegen soll?

    In was?

    In Daphne, einem Villenvorort fünf Meilen vor Antiochia gelegen. Hier leben alle Wohlhabenden der Stadt, alles was Rang und Namen hat.

    Götter, nein! Der letzte Ort wo ich wohnen will ist eine derartige Snobistenkolonie! Ich möchte das Haus mitten in der Stadt wissen, am besten irgendwo in der Nähe der Agora, diese Ecke hat mir während meines Tribunats immer gut gefallen und dann ist man auch immer nicht weit von Orten wo etwas los ist, das Amphitheater ist dann ja auch nicht weit.

    Epiphaneia also! Wunderschönes Viertel, kenne ich sehr gut. So sei es, ich werde alles für dein Kommen vorbereiten, du wirst zufrieden sein.


    Genau das hatte Caesoninus hören wollen. „Sehr gut, also dann“, er stand auf, weil er annahm ihr Gespräch sei nun beendet und wollte entsprechend seinen Gast zur Tür geleiten, doch dieser saß noch immer und gedachte nicht sich seinerseits zu erheben. „Da wäre noch etwas.

    So? Was denn?

    Iulius Caesoninus, ich bin schon viel zu lange ein Agent deines Onkels, um solange nicht dein Haus zu verlassen, ehe ich dir nicht weitere lukrative Möglichkeiten aufgezeigt habe, die das Ansehen und den Wohlstand der Iulia steigern könnten.

    Caesoninus wusste nicht so recht auf was der Zahlenjongleur hinaus wollte. „Ich bin doch bloß ein Jahr dort als Quaestor und dann gleich wieder weg, was sollte es da profitables für mich geben?

    Ich spreche davon diese Chance zu ergreifen und in gewinnabwerfende Ländereien und Betriebe zu investieren, wo du doch schon mal vor Ort bist!

    So? Nun, ich weiß ja nicht, Grundstücke sind nicht billig und ich hab ja erst ein kleines Vermögen für meinen Wahlkampf ausgegeben gehabt. Da möchte ich nicht unbedingt jetzt gleich nochmal so viel ausgeben, wenn nicht weit mehr.

    Eine kurze Frage, wie gedenkst du denn dieses ausgegebene Geld wieder zurückzubekommen?

    Von den Erträgen der Familienbesitzungen in Italia natürlich, besonders von den Korn- und Weingütern um Ostia und Misenum.

    Eine nette Idee, zugegeben, aber mit Verlaub so macht das heutzutage jede kleine Aufsteigerfamilie im Senat. Italische Wirtschaftsgüter sind viel zu klein und werfen zu wenig Profit ab, wer zu den ganz Großen gehören will muss auch besonders in Güter in den Provinzen investieren! Am besten in Ländereien im Osten des Imperiums, da dieser um vielerlei mehr Gewinn abwirft als der karge Westen. Petroleum, Elfenbein, Palmhölzer, Weihrauch, Anteile am Fernhandel der Seidenstraße und weiterer lukrativer Routen, das alles gibt es nur im Osten! Sei klug und investiere auch dort und du wirst -bei richtiger ökonomischer Führung- bald schon in Geld nur so schwimmen! Dann sollten dir auch die nächsten Wahlkämpfe kein Kopfzerbrechen mehr bereiten und wenn du auch als Consul kandidieren solltest!

    Hm, klingt interessant, das werden wir bei Gelegenheit näher in Antiochia besprechen. Ich gebe dir Kredit für 50.000 Sesterze und eine Vollmacht, damit miete ein passendes Haus und richte es zu meinem Wohle ein. Den Rest verwahrst du bis zu meiner Ankunft, dann werden wir über diese Ländereiensache sprechen.

    Pollio war einverstanden, versicherte nochmal, dass er alles ganz in Caesoninus‘ Sinne arrangieren werde und zog sich dann zurück, um zuhause zu packen. Er wollte schon am nächsten Morgen nach Syrien aufbrechen.


    Sim-Off:

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