Io Saturnalia – Carpe Noctem – Auf dem Weg Ad Equitem Thracium

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    Villa Flavia Atrium >>>


    Normalerweise vermied es ein vernünftiger Mensch, nach Sonnenuntergang schutzlos unterwegs zu sein, aber es waren Saturnalia, und alles war etwas anders.

    Weintrunkene, bekränzte Menschen kamen singend entgegen, entboten sich den Gruß, mischten sich unters Volk, so dass man nicht mehr erkannte wer welchen Standes war.

    Die drei jungen Sklaven hielten sich an den Händen, um sich nicht zu verlieren; ein Bild der strahlenden Jugend boten sie: Das schwarzhaarige Mädchen mit den blauen Augen, der Jüngling im griechischen Gewand, der erlesene Telys im langen Seidenkleid, der manchmal ein wunderschöner Daphnis, ab und zu auch eine wunderschöne Chloe zu sein schien.

    Tiberios nahm sein Versprechen dem flavischen Dominus gegenüber, seinen Leibsklaven zu beschützen, sehr ernst.


    Die Keltin und der Grieche hatten ihn in der Mitte genommen wie zwei Planeten einen strahlenden Stern.

  • Unwillkürlich klammerte sich die Dunkelhaarige regelrecht an den furischen maiordomus. Schließlich hatte sich bereits die Dunkelheit über die Urbs Aeterna gesenkt. Und dennoch befanden sich noch unzählige Menschen auf den Straßen. Lachten und hielten sich an den Händen. Die Saturnalien waren eben immer etwas besonderes. So schmiegte sich Eireann enger gegen Tiberios und ließ ihren Blick in Richtung des nachtdunklen Himmels gleiten. Zumindest spendeten die Sterne genügend Licht.


    Siehst du das Strahlen dieses Sterns, es hüllt dich zärtlich ein.
    All meine Lieb, mein ganzes Herz, wird mit dem Stern stets bei dir sein.


    Wisperte die junge Silurerin in den nachtdunklen Himmel. Und ertappte sich dabei wie sich ihre Wangen röteten. Ob Tiberios bemerkte das diese Worte für ihn bestimmt waren? Die Kränze auf den Köpfen der jungen Männer, sowie Frauen erregten Eireanns Aufmerksamkeit und so blickte sie einer Gruppe junger Römer nach, die eben solche Kränze auf den Köpfen trugen. Diese Kränze erinnerten Eireann an die Veilchen, die Tiberios einst über ihrem Kopf verstreut hatte.

  • Immer wieder schaute ich mich fasziniert um. Rom war eine unglaubliche Stadt und riesig, wie ich empfand. Bereit für Abenteuer war sie auch, wie die vielen Menschen zeigten, die noch rufend und freudig zechend unterwegs waren, als gäbe es nichts in den Straße zu fürchten. Und vielleicht war es ja heute wirklich so. Noch immer hielt ich die anderen beiden bei der Hand und schmunzelte dann über Eireanss leise Worte. Wenn mich nicht alles täuschte, galten diese allein Tiberios und weniger den Sternen, welche sie so lobte. "Du meinst Tiberios!", sagte ich dann in einer recht unerhörten Art und Weise und lachte dann. Dann blickte ich zu dem anderen. Wenn mir auch einiges entging, so gab es doch Dinge, die ich ahnte. "Wart ihr verliebt?", wollte ich dann ebenso unverblümt wissen und kicherte. "Das fände ich sehr niedlich!" In der Tat fände ich das. Aber wer konnte es der Keltin aus den fernen Landen verdenken? "Griechen sind auch sehr aufregend!", sagte ich weiter - dieses Mal deutlich leiser in Tiberios Ohr. Fast schon einem Hauchen gleich.

  • Über Tiberios Gesicht huschte ein Lächeln, er wandte den Kopf - und stahl Telys einen flüchtigen Kuss. Ihre Lippen berührten sich kaum, aber dem jungen Griechen erschien die Berührung süß wie Nectar:

    " Aufregend wir Griechen? Das Gleiche sagt man über euch aus Baiae", meinte er und legte den Arm auch um Eireann. Heute war alles Spiel, Versuchung, heiterer Amor, nichts davon war ernst gemeint oder hatte Folgen.

    " Eireann und ich waren einst ein Paar.", beantwortete Tiberios die Frage des Flaviersklaven:

    "Mag sie dir erzählen, was geschehen ist, dass wir keines mehr sind. Diese Verse sind für dich, schöne Keltin:


    Deiner Künste
    Falsche Gespinste
    Schlagen in Fesseln den unschuldigen Sinn,
    Trug ihm bereitend,
    Irre ihn leitend,
    Wird das Verderben sein sichrer Gewinn.
    Zwecklos bekriegter
    Eros, Allsieger der Schlacht.
    Kein Entfliehen
    Kann entziehen
    selbst die Götter deiner Macht!",*
    zitierte Tiberios den Chor in der Sophokleschen Antigone, dann stupste er Eireann:

    " Wir waren verliebt, nicht wahr?"


    Auch wenn er leichthin sprach, als sei alles nur ein Spaß gewesen: Er als Sklave hatte wenig Einfluss, seine Zukunft zu planen, aber ein einziges Mal in seinem Leben hatte er Pläne gehabt: Seine Domina darum zu bitten, mit Eireann ein contubernium ** eingehen zu dürfen, mit ihr zu leben, vielleicht sogar Kinder zu haben. Aber Tyche - Fortuna, die Göttin des unwägbaren Geschicks, hatte dafür gesorgt, dass es anders gekommen war, als geplant. 

    Mochte Eireann dem Telys erzählen, was Tyche ihr eingegeben hatte. 




    Sim-Off:

    * Übersetzer: Richard Zoozmann, 1863-1934   ** hier: Lebensgemeinschaft Unfreier

  • Etwas überrascht blinzelte ich, als Tiberios mir einen leicht aufgehauchten Kuss schenkte. Es war ein sehr schöner, flüchtiger Augenblick, doch hatte ich seine Lippen leider kaum gespürt. Dennoch schmeckte ich in meiner Imagination diesem Kuss nach und lauschte dann seinen Worten, wobei ich mum weiter seine allerunmittelbarste Nähe suchte. "Wir aus Baiae sind nicht so schlecht wie unser Ruf!", erklärte ich dann, noch immer flüsternd. Natürlich wusste ich, was man über Baiae sagte. Es war die Lasterstadt am Meer, in welcher es Vergnügungen jedweder Art an jeder Ecke geben musste. Dem war gewiss auch so, doch nur halb so wild wie in vielen Fantasien. So hoffte ich zumindest. Dann hörte ich zu, wie Tiberios seiner ehemals Geliebten einige wundervolle Verse zitierte und seufzte dann kaum hörbar. Im Anschluss schwenkte mein Blick zu Livia hinüber, um ihre Reaktion darauf zu sehen. Und ich hatte recht gehabt. Die beiden waren ein Paar gewesen und wie immer war es doch schade, wenn sich Wege trennten. Doch ein leichter Stich in meinem Inneren war auch sehr zufrieden damit, denn diese Stiche kannte ich nur allzu gut und es handelte sich um Eifersucht. Diese trieb mich biesweilen zu Dingen, die ich besser nicht unternommen hätte, doch konnte ich mich niemals wirklich davon abhalten und tief im Grunde wollte ich dies auch gar nicht.


    "Ist denn Eros der Allsieger aller Schlachten?", wollte ich dann wissen und grinste dabei schelmisch. "Dann dürfte es ja kein Entfliehen geben!" In einer aufgekommenen Verwegenheit, legte ich nun Tiberos meine Wange an die Schulter und schaute auch weiterhin zu Livia und war nunmehr gespannt, was sie zu erzählen hatte. Sie konnte nicht immer bei den Flaviern gewesen sein, sondern war doch zuvor bei den Furiern? Ich merkte mir diese Art der Details nur sehr selten, so wie Poesie und andere Schriften, welche einfach nicht haften bleiben wollte. Dafür konnte ich anderes besser. Wie Eros vielleicht. Oder Cupido. Irgendwie fang meine Hand nun an Tiberios Rücken. Ganz sachte nur, aber sie tat es.

  • Es waren Saturnalien. Die Keltin war mit zwei hübschen, jungen Männern auf den Straßen Roms unterwegs. Und dennoch hatte Eireann ein merkwürdiges Gefühl. Als würde es nicht richtig sein. Dabei ertappte sie sich, wie ihr Blick aus dem Augenwinkel zwischen Telys und Tiberios hin- und her glitt. Hm. Vielleicht sollte sie die beiden jungen Männer alleine lassen. Denn die begehrlichen Blicke blieben Eireann nicht verborgen. Dann rief sie sich wiederum ins Gedächtnis das heute Saturnalien waren und das dies wohl vollkommen normal war. Woher sollte die Keltin denn auch wissen wie das Saturnalienfest zelebriert wurde.


    Als der furische Sklave dann jedoch erklärte das sie seine Geliebte w a r, zuckte die Dunkelhaarige sichtlich zusammen und duckte sich unwillkürlich. War dies wirklich das Ende? Hatte ihre Liebe keine Chance mehr? Noch nicht einmal einen Hauch? Hart musste Eireann schlucken und starrte zu Boden. Wobei sie tonlos ihre Lippen bewegte. Mit unbewegter Miene hob sie langsam ihren Kopf an und musterte den furischen Sklaven schweigend. Eine Antwort auf seine Frage blieb sie ihm schuldig. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Telys und dessen Neugierde.


    “Ich diente einst der iulischen Gens. Bis mich mein Sturkopf dazu brachte wegzulaufen. Dies nahm mein früherer Dominus zum Anlass und verkaufte mich auf dem Sklavenmarkt. Furius Cerretanus erwarb mich. Ich sollte Domina Furia Stella zur Hand gehen. Dies gefiel mir nicht und ich durchbrach meine Ketten. Auf meiner Wanderung durch die Subura lief ich dem Besitzer eines Lupanars in die Arme. Ich fiel auf seine schmeichelnde Stimme herein und folgte ihm in das Ganymed. Böse Zungen behaupten ich sei schuld dass das Ganymed abbrannte. Das stimmt aber nicht! Ich bin unschuldig!“


    Empörte sich die Keltin und stampfte sogar mit ihrem Fuß auf.


    “Furius Cerretanus ließ mich auf den Sklavenmarkt bringen. Dort kaufte mich ein Mann mit einer kleinen Taberna. Nur leider sprach er zu oft dem Alkohol zu und stürzte eines Tages die Treppe herunter. Und ich.. fand mich erneut auf dem Sklavenmarkt wieder.“


    Vollkommen emotionslos versuchte Eireann ihre Stimme klingen zu lassen. Auch wenn ihr dies nicht ganz gelingen wollte.

  • "Eros- Amor  ist der Allsieger...", sagte Tiberios: " Nicht einmal die Götter können ihm widerstehen. Und weniger wir, da wir sterblich und schwach sind...." 


    Er brach ab, als Telys sich an ihn schmiegte, zart und fein wie ein Mädchen. Telys galten viele Blicke, seine Anmut und seine edle Kleidung zogen sie an wie Licht die Motten, und seufzend dachte Tiberios daran, dass er seinem Dominus versprochen hatte, ihn zu beschützen. Aber wer beschützte ihn vor seinem heftigen Verlangen? Flavius Maecenas hatte Recht gehabt damit, dass sie sich vor Cupido hüten sollten.


    Tiberios spürte Telys Hand an seinem Rücken, und er legte seinen Arm um dessen schlanke Hüften.

    Er hörte, was Eireann sagte, ihre Stimme klang flach wie Papyrus, als seien alle Gefühle daraus gewichen. So warf er ein:
    "Heute sind Saturnalien, da sollte niemand traurig werden!. Komm, Eireann, ich kauf dir eine Schale Wein. Trink und sei fröhlich für Bacchus! Oder möchtest du etwas Stärkeres? Nephentes* vielleicht? Dann schließ dich uns an in munterem Reigen....Vivamus mea Livia, atque amemus! **

    Hier sind wir schon richtig - Ad Equitem Thracum:"....


    >>> Io Saturnalia Ad Equitem Thracum 



    Sim-Off:

    Nepenthes   ** Lass uns leben und lieben, meine Livia 


  • Meine Blicke ruhten flüchtig auf den Lippen von Tiberios, während er nun noch weiter sprach und meinte, dass nicht einmal die Götter Amor würden widerstehen können. Wie also sie selbst? Ich seufzte leise, als er dies hörte und nickte schwach. "So ist das wohl!", ließ ich leise, aber nicht ohne einen minder verlangenden Unterton hören. Dann war meine Aufmerksamkeit wieder bei Livia, welche nun erzählte, welche Odyssee sie hinter sich haben musste. Wirklich schlau wurde ich -was ihre Vergangenheit betraf - sehr wohl aus ihren Worten, jedoch noch immer nicht aus ihrem Verhalten. Zum einen scheu und verschüchtert und somit still, dann leise verliebt und soeben dann mit einem aufstampfenden Fuß und Emotionslosigkeit in der Stimme. "Hm...," brachte ich obdessen nur langsam heraus. "Welch' Schicksal!" Mehr wollte ich nicht dazu sagen. Ich kannte sie nicht und wollte sich nicht in irgendwelche Nesseln begeben. Dann ging es weiter, in die Taverne, wo Tiberios ihr eine Schale Wein versprochen hatte und auch, dass es dort jemanden gäbe, der begnadet tanzen konnte.


    Io Saturnalia - Die kleine Kneipe in unserer Straße

  • Bei Tiberios Worten kräuselten sich Eireanns Lippen zu einem gar spöttischen Lächeln. Und ein von Ironie geprägtes glitzern hielt in ihren Seelenspiegeln Einzug.


    “Die Götter reißen einen empor. Und lassen ihn ebenso tief fallen.“


    Wieder war die Stimme der Keltin fern jeglichen Spottes. Stattdessen ließ sie ihren Blick zwischen Tiberios und Telys hin- und her gleiten. Als sich das Dreiergrüppchen in Bewegung setzte. Mit Kurs auf die Taberna, die der furische maiordomus für die heutigen Saturnalien auserkoren hatte.


    “Ich sehe auch du verstehst mich nicht Telys.“


    Dabei schüttelte die Keltin traurig ihren Kopf und biss sich kurzzeitig auf die Unterlippe.


    Als Tiberios ihr ein alkoholisches Getränk versprach, striff Eireanns Blick vorsichtig über sein Gesicht.


    “Danke.“


    Dann schloß sie sich den beiden jungen Männern an und betrat die Taberna.


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