[Quirinalis] Ein Spaziergang mit dem Cousin

  • Mit ihrem Vetter an ihrer Seite war Corvina heute zu dem ersehnten Spaziergang aufgebrochen. Es würde gut tun, sich ein wenig die Beine zu vertreten und die Winterluft zu genießen. Hier am Quirinal konnte man noch relativ gut spazieren gehen, da die geschäftigen Foren zentraler lagen und hier hauptsächlich Wohngebäude standen oder der ein oder andere, kleinere Park zum schlendern einlud.

    Corvina hatte sich also bei Faustus eingehakt und ging mit ihm über die gepflasterten Straßen. Trautwini und Kara folgten in einigem Abstand, um eingreifen zu können, falls doch etwas unvorhergesehenes passieren würde.

    "Dort vorne ist der Tempel des Quirinus. Wenn du dich verläufst, kannst du dich einfach zu dem durchfragen. Oder der Porta Salutaris, die kommt nach dort vorne noch ein Stück weiter. Hier die Straße runter gibt es auch einen Tempel der Flora und wenn wir weiter Richtung der Porta Salutaris gehen, kommen wir am Capitolium Vetus vorbei."


    Da Faustus ja eine religiöse Karriere anstrebte, dachte Corvina, dass er sich wohl am ehesten für die vielen Tempel interessierte. Und von denen gab es in Rom nun wahrlich nicht gerade wenige.

  • Endlich mal einen Tag raus.ich hatte die letzten Tagen wirklich gut zu tun gehabt. Ich habe mich in den Wahlkampf einweisen lassen. Habe mir auch schon erklären lassen wen ich ansprechen musste für das geplante Wagenrennen meines Onkels. Und nebenher hatte ich mich auch weiter dem Studium der Religion gewidmet. Ja die Tage waren vollgepackt um so mehr freute es mich, dass ich heute den Tag mit meiner Cousine einfach mal genießen konnte. Gut natürlich würde ich nun auch endlich mal ein paar Örtlichkeiten sehen und dann auch wissen wo sie liegen. Zum Glück hatte ich einen recht guten Orientierungssinn. Wo ich einmal war, fand ich immer wieder hin. So merkte ich mir auch, wo welcher Tempel war und nickte an den entsprechenden Stellen.

    Doch es gab etwas was mich auch noch interessierte. Corvina hatte sich in den letzten Tagen recht bedeckt gehalten und war auch kaum im Haus zu sehen gewesen. Natürlich wusste ich das unser Onkel Corvina schon bald verheiraten wollte. Es schmeckte mir zwar nicht wirklich, aber Mitspracherecht hatte ich da keines genau so wenig wie ich wohl eins hatte wenn es um meine eigene Ehefrau gehen würde. Aber der Onkel hätte ruhig noch warten können, denn ich war gern mit Corvina zusammen. „Und hast du dich inzwischen mit dem Gedanken an eine Ehe angefreundet?“ Fragte ich daher vorsichtig nach.

  • Kurz zuckte Corvina unmerklich zusammen, als Faustus seine Frage stellte. Hatte sie sich damit angefreundet? Konnte man sich damit anfreunden, jemanden heiraten zu müssen, den man nicht liebte? Und der einen auch nicht liebte? Der einem auszureden versuchte, ihn zu heiraten?

    "Faustus.... bleibt das unter und, ja?" Unauffällig sah sich Corvina nach hinten um, um zu sehen, wie weit Trautwini und Kara hinter ihnen waren und um sicherzugehen, dass niemand außer ihrem Cousin mithörte. Sie kannte Faustus ihr halbes Leben lang, ihm vertraute sie, dass er ihre Geheimnisse bewahren würde. Zumindest einen Teil dieser Geheimnisse, denn alle wollte sie auch ihm nicht preisgeben.

    "Ich glaube, er will mich gar nicht. Ich glaube, dass nur Onkel Sextus dachte, dass das eine gute Idee wäre, und er keinen Weg sah, sich dagegen zu wehren. Er hat versucht, mich davon zu überzeugen, nicht einzuwilligen. Und mich gefragt, ob ich jemand anderen liebe."

    Corvina war deswegen immer noch reichlich geknickt. Nicht nur, wegen der Erinnerung an Duccius Callistus, die Caudex damit wachgerüttelt hatte. Vor allen Dingen wegen der Dinge, die diese Frage impliziert hatte. Auch wenn er sagte, dass er ihre Ehre nicht in Zweifel ziehen wollte, welchen anderen Schluss sollte sie aus dieser Frage denn ziehen? Man fragte so etwas doch nicht aus bloßer Neugierde. Erst recht nicht die Frau, die man heiraten wollte.

    "Und ob ich ihn will, weiß ich auch nicht", gab sie dann noch wesentlich leiser zu. "Er ist nett, er sieht gut aus, er ist von Stand, aber...." Sie schüttelte leicht den Kopf. Wie etwas beschreiben, für das es keine logische Herleitung gab? "Ich fühle mich noch nicht bereit dazu. Für egal wen. Weißt du, was ich meine?" Wahrscheinlich nicht. Aber wie sollte Corvina erklären, dass sie sich nicht vorstellen konnte, bei irgendeinem Mann zu liegen und von ihm Kinder zu empfangen? Konnte ein Mann, selbst ihr Cousin, das überhaupt nachvollziehen?

  • Nun runzelte ich doch die Stirn. Der Tiberer wäre mal so richtig bescheuert, wenn er meine Cousine nicht wollte. Manchmal sprach wir Männer aber eine andere Sprach als die Frauen, deswegen fragte ich nochmal nach. „Bist du dir sicher? Er wollte es dir ausreden?“ Warum sollte er das wollen? Er hätte es ja auch ablehnen können bei unserem Onkel. Wenn er schon einen andere im Auge gehabt hätte soweit ich wusste hatte unser Onkel ja auch schon zugestimmt, dass sein Klient sich auf Brautschau begab. „Nun...“ Begann ich vorsichtig. "...also ich denke schon, dass er eine Wahl hatte.“ Ja musste er, denn er war im Gegensatz zu Corvina und mir dahingehend selbstbestimmt. „Vielleicht hat er in deine Reaktion was hineininterpretiert?“ Ja der Onkel hatte mir schon davon erzählt, dass Corvina nicht wirklich begeistert war und sie hatte sich danach ja auch zurückgezogen, was eben nur diesen Schluss zuließ. Nun sah auch ich mich um und ja keiner war in Hörweite. „Corvina, ich weiß normalerweise beredet man so was nicht mit der Braut, aber...“ Nochmal sah ich mich um. „...er nun ja die Morgengabe an dich ist nicht von schlechten Eltern. Also wenn der Mann dich nicht wertschätzt, dann weiß ich auch nicht.“ Ich sah meine Cousine an und blieb stehen um mich ihr nun direkt zuzuwenden. „Er gibt dir ein Grundstück und 5000 Sesterzen, ebenso hat er verfügen lassen, dass er die Dos nur unter Verwaltung nimmt und sie ausschließlich euren Kinder zugute kommt, wenn dir was passieren sollte... was wir natürlich alle nicht hoffen. Und wenn es keine Kinder geben sollten geht die Dos zurück an die Aurelier.“ Ja und das war wirklich mehr als man hätte verlangen können. „Er hat selbst unseren Onkel damit überrascht.“ Ja hatte er so zumindest war mein Eindruck gewesen, als der Onkel mir davon berichtet hatte. „Es ging ihm nicht darum sich an dir zu bereichern. Sondern wohl einzig und allein darum, dass du im Falle seines Ablebens wirklich abgesichert bist. Und ich muss sagen er hat die Messlatte damit verdammt hoch gelegt für andere Ehen.“ Ja hatte er und selbst meinen Onkel damit wohl beeindruckt. „Also wenn ich all das bedenke glaube ich wirklich nicht, dass er dich nicht will. Für mich hört sich da eher danach an, dass er dich wirklich sehr wertschätzt.“ Ich zuckte mit den Schultern. Denn ja nachdem ich von dem Ehevertrag gehört habe, hatte ich wirklich den Eindruck, dass dem Tiberius viel an Corvina lag. „Hm... vielleicht liegt ihm so viel an dir und er wollte dir einen Ausweg bieten? Und hat sich nur falsch ausgedrückt?“ Ja vielleicht hatte Corvina was falsch verstanden? Ich hoffte es zumindest. Denn es gab wohl keine Zweifel, dass diese Hochzeit stattfinden würde und da wäre es zumindest von Vorteil, wenn die beiden sich wenigstens etwas leiden konnten. Und ich hoffte irgendwie, dass ich ihr die Ängste und Sorgen nehmen konnte. Deswegen nahm ich nun ihre Hände und sah sie erwartungsvoll an. Ich hoffte das meine Worte sie etwas beruhigen konnten.

  • Faustus sagte nichts zu ihren eigenen Gefühlen, dafür aber eine ganze Menge zu Tiberius Caudex. Welche Vereinbarungen bezüglich der Ehe getroffen worden waren, wusste Corvina nicht. Es hatte sie auch nicht mehr als gebührlich interessiert, da sie ohnehin nichts an den Verträgen hätte ändern können. Von ihr wurde nur erwartet, dass sie nicht widersprach, wenn die Männer die Verträge unterzeichneten, und mit ihrem Gemahl gesittet um das Opferfeuer herumging und bei ihm einzog. Es wurde sogar erwartet, dass sie als Braut ein wenig weinte. Gehörte quasi zum guten Ton.

    Jetzt allerdings machte ihr die Erzählung doch ein wenig ein schlechtes Gewissen. Das alles passte nicht zu der Art und Weise, wie Caudex sich ihr gegenüber verhalten hatte. Da hatte sie wirklich eher den Eindruck gehabt, er wolle sie loswerden.


    "Aber wie hätte ich seine Frage denn sonst verstehen sollen? Er erbat sich einen privaten Moment, um mich kurz sprechen zu können, und das erste, was er fragte, war, ob ich in jemand anderen verliebt sei! Das fragt man doch nicht seine künftige Braut ohne Hintergedanken."

    Wenn er sich falsch ausgedrückt hatte, dann hatte er es sehr gründlich getan. Ja, Corvina hatte nicht unbedingt mit heller Begeisterung und Freudenstürmen auf die Nachricht reagiert, sondern eher gefasst. Aber das war ja kein Grund, sie ausgerechnet so etwas zu fragen.

    "Er hat es dann noch relativiert und gemeint, ich müsse ihn nicht lieben, und noch etwas davon gesagt, dass er Gründe vorbringen könnte, aus denen ich ihn ablehnen solle." Corvina fuhr sich mit einer Hand kurz an ihr Auge und tupfte vorsichtig eine Träne ab, die sich von dort auf den Weg hatte machen wollen. Man weinte nicht in der Öffentlichkeit, höchstens auf Beerdigungen und dergleichen.

    "Ich werde nicht schlau aus ihm. Und ich weiß nicht, was er von mir erwartet. Ich weiß nicht, ob ich seine Erwartungen erfüllen kann. Oder die aller anderen." Es war schwierig. Wenn man nicht wusste, was man tun sollte, woher sollte man dann wissen, ob man es gut machte?

  • Ich sah meine Cousine an, die recht verzweifelt wirkte. Die Träne ignoriere ich einfach um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen. „Hm...“ Machte ich kurz ich versuchte alles zu erfassen was sie gerade gesagt hatte. „Ich fasse mal kurz zusammen ja?“ sagte ich ganz leise zu ihr. „Ihr kennt euch schon länger. Du sagt selbst, er sieht gut aus, er ist nett und jung ist er auch.“ Ja der Kerl war ja gerade mal ein paar Jahre älter als ich selbst. Das er von Stand ist war selbstverständlich und nicht weiter erwähnenswert fand ich. Unser Onkel würde Corvina niemals unter Stand verheiraten.

    „Er hat seine Aussage relativiert? Und angeboten das er Gründe gegen die Ehe vorbringen könne aus welchem du ihn ablehnen könntest?“ Ich dachte nochmal nach und sah Corvina nun wirklich fragend an. „Also ich kenne der Kerl nicht...“ Ich überlegte wie ich es ihr begreiflich machen konnte. „Er ist der Klient unseres Onkels und er hat dir angeboten Gründe vorzubringen, die einen Ehe mit ihm unmöglich machen?“ Ich sah sie nun eindringlich an. „Du weißt was er dir da angeboten hat oder?“ Wusste sie das? Nein scheinbar nicht. „Er hat dir einen Ausweg auf seine eigene Kosten geboten. Weil ich kann mir mehr als nur vorstellen, dass Onkel Lupus ihn dann auch aus dem Klientenverhälnis geworfen hätte.“ Ich streichelte meiner Cousine einmal über die Wange. „Der Tiberius muss dich mehr schätzen als dir bewusst ist. Und wenn du sagst du wirst nicht schlau aus ihm, dann triff dich mit ihm und versuch ihn zu verstehen.“ Ich zuckte mit den Schultern. Denn da war noch die Sache mit der Liebe. „Ich weiß ihr Frauen träumt immer davon, aber ehrlich? Ich erwarte auch nicht das meine zukünftige Frau mich liebt. Ich erwarte nur das sie mir treu ist und mich nicht hintergeht.“ Ja wer würde schon erben wollen, die nicht die seinen waren. „Wenn Liebe da ist, schön wenn nicht auch gut.“ Ja Frauen hatte komische Vorstellungen von der Ehe, dabei wusste man doch in unseren Kreisen, dass es selten bis gar nicht aus Liebe geheiratet wurde.







  • "Onkel Sextus hätte ihn nicht aus dem Klientenverhältnis geworfen", sagte Corvina bestimmt. "Er hätte ihn umgebracht." Das war auch einer der Gründe gewesen, warum sie dieses Angebot nicht hätte annehmen können. Ihr Cousin und ihr Verlobter mochten zwar denken, dass es eine einigermaßen friedliche Lösung hätte geben können. Aber Corvina kannte ihren Onkel da wohl besser als die meisten anderen. Man hätte ihm nie etwas nachweisen können. Öffentlich hätte er geschworen, den Mörder seines Klienten zu jagen und er hätte Corvina in den Arm genommen und getröstet. Aber Nero Tiberius Caudex wäre tot gewesen. Da war sie sich ganz sicher. Ihr Onkel war niemand, der halbe Sachen machte.


    Dass er dies aber alles ihr zuliebe hätte tun wollen, weil er sie eher viel zu sehr schätzte als zu wenig, war ein Gedanke, auf den sie so nie gekommen wäre. Sie musste darüber nachdenken und ging eine Weile schweigend neben Faustus her.

    "Da vorne kommt die Alta Semita" kündigte sie beiläufig die große Straße an und die Hauptverkehrsader, die dem Gebiet ihren Namen gegeben hatte.

    "Ich träume nicht von Liebe, Faustus. Ich weiß, dass das in unseren Kreisen sehr naiv ist." Corvina wusste, dass sie von allen eher als naiv angesehen wurde. Aber so naiv war sie dann doch nicht. "Ich verstehe nur nicht, warum er mich das dann überhaupt fragt?" Sie hatte ihm, soweit sie das beurteilen konnte, keinen Grund dafür gegeben.

    Sich mit ihm zu treffen und ihn direkt zu fragen wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber sie fürchtete sich auch davor. "Ich würde ihn ja gerne verstehen. Aber... was, wenn er mich wieder solche Dinge fragt und mir wieder Vorwürfe macht?" Sie fürchtete sich wirklich ein wenig davor, wieder aus der Fassung zu geraten.

  • Ich nickte ja das hätte der Onkel getan nur hatte ich es nicht so direkt ausdrücken wollen. „Ich denke das hat er auch gewusst.“ Sagte ich leise vor mich hin, denn der Tiberii war nun lang genug Klient meines Onkels um ihn dahingehend einschätzen zu können sogar besser als ich. Entweder das oder der Tiberius hatte auch entsprechende Kontakte die so was hätten verhindern können. Was ich hoffte. Denn ich konnte für meine Cousine nur hoffe, dass ihr zukünftiger Ehemann keine Todessehnsucht hegte. Ich überlegte ob ich... „Nun darf ich ehrlich sein? Deine Krankheit, die scheinbar keine Ursache hatte... also selbst unter den Sklaven wird darüber geredet. Es vermuten einige, gerade die Frauen.. also sie sagen, dass es Herzschmerz sei der dich krank gemacht hat.“ Ich hob ganz schnell beschwichtigend die Hände .“Ich glaub das nicht. Aber ich … sie reden halt.“ Sie sah mich um, als sie mit ihrer Standführung fortfuhr. Und nun dauerte es einen Moment bevor ich antwortete, da andere Leute unseren Weg querten. „Nun vielleicht.. als er hat doch eine Schwester...oder? Vielleicht ist er daher sensibler? Ich mein ich würde so was nie vermuten, aber wenn ich ehrlich bin auch nicht erkennen. Vielleicht war seine Schwester auch schon mal unglücklich und er war der Meinung solche Anzeichen bei dir zu erkennen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Also ich denke es ist einen gute Idee ihn nochmal zu treffen und das zu klären. Und wenn er wieder Vorwürfe macht, dann mach ihm deutlich, dass du das nicht willst und er es lassen soll.“

  • Kurz stockte Corvina im Schritt und wäre beinahe gestolpert, wenn Faustus sie nicht am Arm gehabt hätte. Glaubte er wirklich, dass Caudex seinen eigenen Tod in Kauf genommen hätte, für sie? Konnte sie sich wirklich so in ihm getäuscht haben? Nein, das war doch nicht möglich! Oder doch?

    Und als er danach auch noch ihre Krankheit ansprach, wäre es beinahe erneut so weit gewesen. Die Sklaven tuschelten über sie deswegen? Corvina war geschockt. Ja, sie hatte sich ja sehr gehen lassen, das war schon wahr. Und es stimmte ja auch, was getuschelt wurde. Es war ihr gebrochenes Herz gewesen, welches sie hatte verstummen und leiden lassen. Und sie hatte eine Zeit gebraucht, um darüber hinweg zu kommen und sich selbst wiederzufinden. Es war ja alles wahr. Die Ärzte hatten da nichts finden können, weil es nur an ihrem Innersten gelegen hatte.

    Aber dass dies so offensichtlich für andere wäre, dass sich darüber Gerüchte verbreiteten, war doch ein kleiner Schock für sie, und sie wurde eine deutliche Spur blasser, als sie ohnehin von Natur aus war. "Ich wusste nicht, dass... solche Gerüchte über mich existieren", sagte sie, als sie sich wieder gefasst hatte. Und war deutlich sichtbar deswegen betrübt.

    Und gleich noch mehr, als Faustus Caudex' Schwester ansprach. "Tiberia Corvina ist meine Freundin", stimmte sie zu. "Das ist das nächste Problem. Ich habe Sorge, dass diese Ehe unsere Freundschaft gefährdet. Was ist, wenn er und ich uns streiten? Ich möchte nicht, dass sie zwischen den Stühlen sitzt." Kurz gingen meine Gedanken weiter. Dachte Caudex da vielleicht dasselbe und hatte sich deshalb so komisch benommen? "Meinst du, dass er sich deswegen auch sorgt? Also wegen seiner Schwester?" Die beiden Geschwister waren wirklich sehr verbunden miteinander. Aber warum hatte er dann der Ehe überhaupt zugestimmt? Das ergab doch alles keinen Sinn?

    Als Faustus meinte, sie solle ihn nochmal treffen und einfach anblaffen, sollte er gemein sein, errötete sie leicht und schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass ich das so kann. Da müsste er sich schon deutlich daneben benehmen..."

  • Ich winkte ab. „Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich habe diese Gerüchte bereits unterbunden.“ Ja das hatte ich, als meine Sklaven sie mir zugetragen hatten, habe ich mit der Faust auf den Tisch gehauen und mit ernsten Konsequenzen gedroht. Gute die bloße Erwähnung des Onkels hatte ausgereicht, dass seither keine Gerüchte mehr die Runde machten. „Hm..“ Machte ich. „..nun ja. Also bei meiner Schwester war es immer so, dass sie zu ihrer Freundin gehalten hat auch gegen uns Brüder. Aber vielleicht streitet ihr euch ja auch gar nicht Und es ist ein Vorteil, dass du da im Haus, also solang die Schwester nicht verheiratet ist einen Vertraute hast? Sie könnte dir vielleicht auch wegen dem Bruder den ein oder anderen Rat geben?“ Fragte ich und riss dabei wohl auch ein anderes Feld an. Ja warum sollte sie ihre Freundschaft u der Schwester nicht nutzen um so den Bruder besser zu verstehen? „Schau die Frau meines ältesten Bruders war auch einen Freundin unserer Schwester und wie ich später erfahren habe, hat die ihr entscheidende Tipps gegeben, so dass auch unser Bruder sich für sie interessiert hat. Als nutze das doch einfach für dich.“ wieder konnte ich nur mit den Schultern zucken. „Ich kenne ihn wie gesagt nicht halb so gut wie du. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass ihn das sorgt. Vielleicht macht ihm die Schwester ja auch Druck, dass er ihre Freundin ja gut behandeln soll und er also neben dir, unserem Onkel auch noch seine Schwester zufriedenstellen muss.“ Irgendwie tat ihm der Kerl fast schon leid. „Ich denke das musst du lernen muss, auch um später in der Ehe deinen Interessen durchzusetzen.“ Ja je früher sie lernen würde auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu pochen um so besser war es für sie. Sonst würde man meine arme Cousine immer unterpflügen und das wollte ich nun wahrlich nicht. Sie sah sie nun aber wieder liebevoll an. „Aber ich habe vollstes Vertrauen in dich liebste Cousine und ich bin auch immer für dich da, dass weißt du oder?“ ja zur Not würde ich den Kerl verprügeln oder was auch immer, der sollte bloß zusehen, dass er meine Cousine nicht schräg anmachte.

  • Corvina war sich nicht sicher, zu wem ihre Namensvetterin denn halten würde. Die Geschwister waren wirklich sehr eng miteinander verbunden. Und daher wusste sie auch nicht, ob sie sie dahingehend ausfragen konnte oder sollte, wie sie mit Caudex umgehen sollte. Sie seufzte ein wenig. Es war alles so kompliziert.

    "es wäre alles besser, wenn es einfach nur nicht so kompliziert wäre", meinte sie ein wenig niedergeschlagen. Sie wusste ja, dass Faustus sie aufmuntern wollte, aber im Grunde verwirrten seine Gedanken sie nur noch mehr, weil es so viele neue Möglichkeiten des Ganzen eröffnete, an die sie nicht gedacht hatte. Woher also sollte sie wissen, was davon jetzt wahr war?

    Darüber hinaus störte sie, dass es ja durchaus einen Kern Wahrheit enthielt. Nur woher hätte Caudex das wissen sollen? Waren die Gerüchte wirklich so weit durch ganz Rom gewabert, dass sie ihren Ruf schon schädigten und diesen jungen Mann so zu dieser Frage herausgefordert hatten? Was wäre, wenn er sie doch noch zurückwies, oder sich scheiden ließe? Würde jemals wieder ein anderer Mann um ihre Hand anhalten? Oder galt sie als verdorben, als gefallenes Mädchen? Das bedrückte Corvina mehr, als sie auszudrücken vermochte.

    Dass Faustus aber zur Not auch für ihre Ehre einstehen wollte, brachte doch ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. "Das weiß ich. Und ich danke dir auch dafür." Sie lächelte etwas verschmitzter. "Ich kann ihn dann ja, wenn er frech wird, mit meinem großen Cousin bedrohen." Einen großen Bruder hatte Corvina ja nicht.


    Sie ging ein Stück weiter, bis sie an eine Wegkreuzung mit Schrein kamen. "Das hier ist das Compitum Vicus Salutis. In welche Richtung willst du? Da runter geht es Richtung Forum Romanum, und hier links Richtung Viminal, und rechts aus dem Pomerium hinaus und dann Richtung Marsfeld."

  • „Ja das kannst du jederzeit.“ Versicherte ich ihr nochmals ich sah kurz in alle gewiesenen Richtungen. „Nun in Richtung Forum Romanum würde ich sagen.“ Und wir gingen in eben jene Richtung. Ich fragte sie noch nach einigen Örtlichkeiten, auch um sie abzulenken. Schließlich war ich ein lieber großer Cousin. Wir kamen an einem kleinen Park vorbei und ich lenkte unsere Schritte dort hin, Auf einer der Bänke nahm ich Platz. Wiedermal sah ich mich um ob uns jemand hören konnte. „Sag mal Cuosinchen. Kennst du welche von den Patrizierinnen? Also welche in dem Alter, dass ich sie heiraten könnte? Kannst du dir vorstellen, wen der Onkel vielleicht....?“ Was ich eigentlich fragen wollte, war wie hübsch und so weiter, aber erst mal wollte ich hören ob meine Cousin überhaupt jemand von den potenziellen Kandidatinnen kannte.

  • Sie gingen noch eine weile in Richtung des Forums, wobei Corvina vor allen Dingen die Tempel auf dem Weg erwähnte, ehe sie eine kleine Pause in einem der kleinen Parks machten. Sie setzten sich, und Corvina nahm einmal die Füße etwas hoch und wackelte mädchenhaft mit den Zehen in ihren Schuhen. Faustus sah sich verschwörerisch um und stellte ihr dann wohl die frage, die ihn gerade umtrieb. Natürlich, er würde ja auch heiraten müssen, wollte er Flamen werden.

    "Tut mir leid, Faustus, ich kenne nicht so viele Patrizierinnen. Ich kenne Tiberia Corvina, aber, wenn Caudex und ich heiraten, kommt sie wohl eher nicht in Frage. Oh, und Flavia Domitilla kenne ich, wenn auch nicht ganz so gut. Prisca ist ja auch mit Flavius Gracchus verheiratet, und Domitilla ist seine Verwandte. Aber die ist schon etwas älter und war auch schon verheiratet. Ansonsten habe ich auf einer Hochzeit ganz flüchtig eine Claudia Silana oder so ähnlich kennengelernt. Aber ich glaube, die wohnt nicht mehr in Rom. Es war wie gesagt nur eine ganz flüchtige Bekanntschaft." Corvina seufzte ein wenig.

    "Ich fürchte, ich bin keine allzu große Hilfe, was das angeht. Ich brauche dringend mehr Freundinnen. Ich hatte ja gehofft, bei den Saturnalien ein paar zu finden bei dem Fest in der Villa Flavia. Leider aber wollte Orestes sofort gehen, als der Kaiser aufgetaucht ist, da ergab sich dann keine Möglichkeit dafür."

  • Ich legte meiner Cousine beruhigend die Hand auf ihre. „Es ist nicht tragisch. Hätte ja nur sein können. Und bald ist ja auch diese feier bei den Tiberii, da werden wir beide dann wohl einige Leute kennenlernen. Und du hast wenigstens schon einen Freundin hier. Die Tiberia. Schau mich an, ich habe niemanden außer dich.“ Ich drückte ihre Hand. „Aber wir beiden lernen ganz viele Leute kennen und da suchen wir uns dann die besten raus. In Ordnung?“ Ich versuchte sie aufzumuntern. Obwohl meine Cousine ja eh nicht der gesellig Typ war. Innerhalb der Familie ja aber so nach außen? Nein sie war eher häuslich. Ich konnte wirklich nur hoffen, dass der Tiberii keine Depp war und wusste was er für einen Diamanten da bekam. „Und Onkel Lupus plant ja auch noch einen Wagenrennen, da gibt es bestimmt auch die Möglichkeiten für Bekanntschaften. Wir sind hier in Rom und jetzt bin ich ja da, also werden wir alle Möglichkeiten nutzen.“ Gut so lange war meine Cousine nicht mehr im Haus, aber he nur weil sie heiratet hieß das ja nicht, dass ich nichts mehr mit ihr unternehmen konnte, Und wer weiß vielleicht freundete sie sich auch mit meiner Zukünftigen an? Ja genau das sollte ich im Auge behalten.

  • "In Ordnung", lächelte auch Corvina. Ihnen beiden täten ein paar neue Freundschaften wohl wirklich gut. "Und wenn du ein wenig deinen Aurelier-Charme spielen lässt, liegen dir Roms Damen sicherlich in Null komma nichts zu Füßen."

    Auch wenn Faustus ihr Cousin war, war Corvina ja jetzt auch nicht unbedingt blind und konnte schon neutralerweise sagen, dass er durchaus gutaussehend war. Muskulös, dunkel, elegant, da würde sicher so manches Frauenherz schwach werden.

    "Ich weiß nicht, ob sich auf dem Wagenrennen so viele Möglichkeiten ergeben. Wenn Onkel Sextus es ausrichtet, wird er ja die Editorenloge für sich beanspruchen. Ich werde also wohl die meiste Zeit einfach dort sitzen. Aber du bist ein junger Mann, bei dem er nicht gleich Angst haben muss, dass er verloren geht oder ermordet wird. Wenn du ihn fragst, kannst du auch sicher in den normalen Rängen sitzen, um Kontakte zu knüpfen." Corvina selbst würde sich nur mit Begleitung entfernen dürfen, und ob da ihr Cousin ausreichte, wagte sie zu bezweifeln. Vielleicht, wenn Caudex als ihr Verlobter sich so öffentlich mit ihr präsentieren wollte, das wäre etwas anderes. Vielleicht. Man würde sehen.

    "Aber bei der Feier werden sicherlich viele junge Damen anwesend sein und vor allen Dingen Patrizierinnen. Da kann ich gerne die ein oder andere für dich auch ein wenig aushorchen." Frauen untereinander redeten ja durchaus anders als in Gesellschaft von Männern. Noch dazu, wenn diese Männer potentielle Heiratskandidaten waren.