[02/21] Kandidatur zum Cursus Honorum - Sextus Aurelius Lupus

  • An diesem Tage hatte der Senat sich zusammengefunden, um den Kandidaten des Cursus Honorum die Möglichkeit zu geben, sich der Senatorenschaft Roms vorzustellen. Der Reihe nach rief der amtierende Consul die anwesenden Candidati auf, ihre Wahlrede zu halten und sich den Fragen und Anmerkungen des Plenums zu stellen.


    "Es spricht zu euch nun: Der Haruspex Primus Sextus Aurelius Lupus, der für das Amt des Praetor Urbanus kandidiert!"

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  • Es gab Dinge, die Sextus gut konnte, und es gab Dinge, die er weniger gut konnte. Oder zumindestens sehr ungerne machte. Einstudierte Reden zu halten gehörte hierbei ganz klar dazu.

    Eine treffende oder bissige Erwiderung aus dem Stegreif zu halten, war selten ein Problem. Sich einer konkreten Fragestellung anzunehmen und diese zu beleuchten ebensowenig. Aber dazustehen und Lobeshymnen auf sich selbst zu geben widersprach einfach Sextus' Naturell. Nicht, dass er unter zu geringem Selbstwertgefühl litt, aber man musste sich ja dennoch nicht selbst den Lorbeer aufsetzen.


    Nichts desto Trotz gehörte eine Rede zur Kandidatur dazu, und so trat auch dieses Mal Sextus wieder vor die versammelten Senatoren und tat, was die Pflicht eben gebot. In seiner besten Toga candida trat er also vor den Consul und vor die versammelten Mitsenatoren, um seine Stimme zu erheben. Aufgeregt war er nicht, immerhin hatte er schon häufig hier Reden gehalten. Aber besonders freudig erregt war er wiederum auch nicht.

    “Patres Conscripti!

    Den allermeisten von euch sollte ich bekannt sein. Ich bin Sextus Aurelius Lupus, Enkel des Aurelius Crassis, der lange Jahre Princeps Senatus war und ebenso Proconsul von Syria, Legat für Germania und viele weitere ehrenvolle Ämter. Als sein Enkel stehe ich also in der Pflicht, in sehr großen Fußstapfen zu wandeln.

    Heute möchte ich einen weiteren Schritt gehen mit meiner Kandidatur zum Praetor Roms. Schon einmal habt ihr mir eurer Vertrauen geschenkt, diesen Posten ausfüllen zu können, und ich danke euch hierfür.

    Dennoch stehe ich heute wieder vor euch, um nicht die nächste Sprosse auf der Leiter zu erklimmen, sondern noch einmal das Amt des Praetor Urbanus auszufüllen. Warum? - werden einige von euch fragen. Ich werde es euch sagen.


    Ich habe mir vieles für meine Amtszeit vorgenommen, und bei weitem nicht alles hiervon erreicht. Wie könnte ich von euch erwarten, mir das Consulat anzutragen, wenn ich selbst meine Praetur kritisiere? Nein, ich maße mir nicht an, von euch Gefälligkeiten zu erhalten. Ich maße mit nicht an, von euch Nachsicht zu fordern.

    Ihr wisst um meine Fähigkeiten. Mein Aedilat war tadellos und hat ein Gesetz hervorgebracht, das in dieser Ausführlichkeit und Auswirkung nur selten vom Senat verkündet wird. Die Spiele während meines Aedilats waren eine Freude für das Volk, die Märkte waren sicher, die Götter besänftigt.

    Ebenso war mein Wirken als Senator immer von dem unerschütterlichen Wunsch geprägt, dem Volke Roms, dem Senat und dem Kaiser zu dienen und allen dreien zu Ruhm zu gereichen und ihr Ansehen in der Welt zu erhöhen.

    Über meine Quaestur und mein Vigintivirat verliere ich nicht viele Worte, da sie so lange zurückliegen, dass die wenigsten sich darauf berufen werden, so sie mir ihre Stimme geben. Ich sage nur soviel, dass sie mir ermöglicht haben, in die Reihen des Senats aufzurücken, obwohl diverse Personen, deren Namen nicht länger genannt werden sollen, zu verhindern versucht haben, dass Patrizier oder angehörige der Nobilität in den Senat aufsteigen.


    Viele von euch werden meine Rede auf der Rostra gehört haben oder aber haben es sich von ihren Sklaven erzählen lassen. Und auch heute wiederhole ich hier vor euch mein Ansinnen, welches mich die Praetur anstreben lässt: Ich möchte dem Volke Roms Rechtssicherheit geben. Nicht in Dingen, die ihr Leben kaum berühren, sondern in den Dingen, die ihr tägliches Leben bestimmen.

    Als erstes möchte ich hierfür eine Lex erschaffen, die einen Bereich abdeckt, mit dem die meisten von uns täglich in Berührung sind: Ich möchte ein Sklavengesetz erschaffen, welches all die verschiedenen Rechtsvorschriften für alle verständlich zusammenfasst. Ein Gesetz, welches klärt, wie ein Mensch Sklave wird, wie er als Sklave lebt und auch, wie er die Freiheit erlangen kann. Ein Gesetz, das Sicherheit schafft und verhindert, dass jemals wieder ein Aufstand dieses Standes unsere Stadt erschüttert und unser Leben bedroht.


    Natürlich ist dies nicht mein einziges Ansinnen, sollte ich als Praetor gewählt werden. Selbstverständlich sollte auch Rom wieder zu glücklicheren Zeiten zurückfinden, weshalb ich gedenke, diverse Spiele auszurichten, um die Menschen so teilhaben zu lassen an Roms Großzügigkeit.


    Abgesehen von diesen Plänen und Vorhaben hoffe ich, als Praetor im Namen unseres Imperators und Iuppiters als oberstem Schwurgott Recht und Gesetz in unserer wundervollsten Stadt gerecht und weise sprechen zu können, wie es die Pflicht und das Privileg eines jeden Praetors ist.“


    Es hatte sicherlich schon bessere Reden im Senat gegeben, aber sicherlich auch schlechtere. Mit sich selbst zufrieden beendete Sextus daher diese Rede und wartete auf Fragen, oder – so hoffte er – Unterstützungsbekundungen von dem ein oder anderen Senator.

  • Nachdem alle Fragen gestellt waren und alle Argumente ausgetauscht, folgte am Ende des Tages die Wahl der Magistrate.


    Sextus Aurelius Lupus wurde mit 75% der Stimmen zum Praetor Urbanus gewählt.

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