An diesem Tage hatte der Senat sich zusammengefunden, um den Kandidaten des Cursus Honorum die Möglichkeit zu geben, sich der Senatorenschaft Roms vorzustellen. Der Reihe nach rief der amtierende Consul die anwesenden Candidati auf, ihre Wahlrede zu halten und sich den Fragen und Anmerkungen des Plenums zu stellen.
"Es spricht zu euch nun: Spurius Sergius Sulla, der für das Amt des Vigintiviren kandidiert!"
Nachdem es auf dem Wege zur Curia leicht geregnet hatte stand Sulla nun am Rednerpult und seine frisch gewaschene, aber nicht neue Toga Candida stank vor sich hin. Er hätte kotzen können und das nicht nur deswegen, sondern auch deswegen, weil er nun hier stehen musste um dann das Vigintivirat zu absolvieren, fast so, als wäre seine durchaus erfolglose Zeit als Quastor Consulum nicht genug Leistung gewesen, um in den Senat einzurücken. Doch der Kaiser hatte es trotz des Vorschlages seines Freundes Tigellinus abgelehnt, Sulla das Vigintivirat zu ersparen. Und auch das Tribunat würde er wohl machen müssen. Kurzum, der Redner war verstimmt, doch man sah es ihm nicht an.
"Patres Conscripti, ich danke, hier sprechen zu können, obwohl die meisten von euch mich nicht kennen. Doch das verwundert nicht, war ich doch in den letzten fünfzehn Jahren nicht in Rom sondern in Asia, wo ich mich unter anderem um die dortigen Ländereien der Gens Sergia in der Provincia Lycia et Pamphylia kümmern durfte."
Wobei er allerdings ein gehöriges Quantum seiner Zeit am Strand von Patara verbracht hatte, was allerdings hier nicht zu erwähnen und ob seiner inzwischen fast verschwundenen Bräune auch nur zu erahnen war.
"Folglich skizziere ich am besten meinen Lebenslauf, war ich doch genau wie mein Vater, Marcus Sergius Stephanus, zu einer Zeit Quaestor Consulum, als das Vigintivirat kein obligatorischer Meilenstein im Dienste Roms war. Danach durfte ich als Praefectus Annonae die Nahrungsversorgung Roms organisieren bevor ich nach Asia Minor ging."
Alles war kein Erfolg gewesen, was natürlich erstens daran lag, dass die damalige politische Lage er Sulla kaum erlaubt hatte, auf der Ämterlaufbahn weiter fortzuschreiten. Zweitens war er schon einwenig einsatzoptimiert, was mache sicher unter "faule Sau" subsummiert hätten. Doch das lag hinter ihm.
"Ich stehe vor euch, um nun zum Vigintivirat zu kandidieren. Dabei stehe ich natürlich für jedes der Ämter uneingeschränkt zur Verfügung, könnte aber aufgrund meiner in den letzten Jahren gewonnenen Expertise im Bereich der Verhinderung der Münzfäschung im Kreise der Tresviri aere argento auro flando ferunde am meisten für die Wohlfahrt und das Blühen des Reiches leisten."
Was durchaus stimmte, hatte er doch in Patara mehrere Sklaven beschäftigt, die die Ränder der Münzen feilenderweise korrigiert hatten.
"Danach ..."
<werde ich mich vor dem Tribunat drücken und als Praefectus Annonae reich werden>
Sull stockte und erst als einer hustete fuhr er fort
"Dafür ist natürlich eine enge Zusammenarbeit mit den Tresviri capitales notwendig, weswegen mich die parallele Kandidatur des Servilius Caepio für eben dieses Amt besonders gefreut hat. "
"
"
"Für eure Fragen stehe ich euch natürlich zur Verfügung und danke für eure Aufmerksamkeit."
Sextus äußerte sich nicht zu der Rede und stellte auch keine Fragen oder machte sonst auf sich aufmerksam.
Als es aber zur Abstimmung ging, hob auch er seine Hand zum Zeichen, dass er den Kandidaten wählen würde. Zwar war er nach wie vor nicht vollständig von diesem überzeugt, aber um des lieben Familienfriedens willen konnte er dieses kleine Opfer dann schon gingen. Immerhin ging es nur um ein Vigintivirat und nicht um ein höheres Amt.
Nachdem alle Fragen gestellt waren und alle Argumente ausgetauscht, folgte am Ende des Tages die Wahl der Magistrate.
Spurius Sergius Sulla wurde mit 75% der Stimmen zum Tresvir aere argento auro flando ferunde (Vigintivir) gewählt.