[Wagenrennen] Zur Freude des Volkes - und zur Wahl

  • Die letzte Runde brach an, und Atticus hielt nichts mehr auf seinem Sitz. Er stand auf und fieberte jeder Bewegung seines Wagens mit. “Los Chares! Du schaffst das!“ brüllte er, drückte die Daumen, ging in der Bewegung mit. “Los schon! Los!“

    Sie bogen auf die Zielgerade. Corbis war vorn, aber Chares holte auf, holte auf. Verdammt! Es reichte nicht ganz. Aber fast. Haaresbreite!

    “Hast du das gesehen! Was für ein Rennen! Oh, Olophernes! Jaaaa! So macht man das!“ Olophernes war schon 29, und er würde wohl bald aufhören. Da wäre ein erster Platz schöner gewesen, aber ein vierter war auch nicht schlecht. Albata auf 2 und auf 4, das konnte sich doch wirklich sehen lassen.

    “Ich gratuliere dir zum Sieg der Aurata“, wandte sich Atticus dann an Decimus Massa neben ihm. Den Goldenen gönnte er den Sieg so ein kleines bisschen. Ein winziges bisschen. Ihr Fahrer war erfahrener als Chares, da war ein Sieg schon in Ordnung. Und die Praesina war weit abgeschlagen, durch ein Manöver der Albata, das war das beste überhaupt! “ein wirklich großartiges Rennen!“ verkündete Atticus und war mit der Leistung seiner Fahrer durchaus zufrieden. Sie würden mal noch ein paar Trainingsrennen ansetzen müssen. Vielleicht sollte er seine Mutter fragen, ob die Purpurea mitmachen wollte. Oder mal bei den Goldenen, ob die sich das vorstellen konnten.

    “Meinst du, die Aurata steht für ein gemeinsames Trainingsrennen offen?“ fragte Atticus Massa. Wenn man schonmal einen der Goldenen da hatte, konnte man ja mal unverbindlich fragen.

  • Die Spannung war unerträglich. Atticus neben ihm stand und fuhr mit seinem Fahrer mit. Massa hielt auch nichts mehr. „ CORBIS, treib sie an, fahr zum Sieg!!!!!!!!!“ Er schenkte sein gelbes Tuch. Als er über die Ziellinie fuhr, riss Massa die Arme hoch. „ Gut gemacht !!!!!!“ Das erste Mal seit langem, dass er sich unbeschwert freute. „ Ein Wahnsinns Rennen. Deine Fahrer haben ihm ordentlich Druck gemacht. Zwei Fahrer unter den ersten 4, alle Achtung." Massa hatte heute das erste Rennen in Rom gesehen. An das letzte Mal hier konnte er sich kaum noch erinnern. Die Frage von Atticus überraschend. „ Du, da bin ich wahrscheinlich der falsche Ansprechpartner. Ich bin erst neu in der Factio und kenne kaum einen. Aber du kannst ja mal den Chef der Aurata fragen.“ Massa zückte seinen Geldbeutel. „ Da wird sich ein bisschen was einfinden. Für das dritte wird jede Sesterze gebraucht.“ meinte Massa und überschlug die eingehenden Gewinne bei den Wetten, die er laufen hatte.

  • Oh das heißt ich muss dich wohl zu deinem Verwandten zurückbringen.“ Sagte ich und schlug den Weg zu ihren Plätzen ein. „Vielleicht gestattet es dein Verwandter ja, das ich das Hauptrennen von euren Plätzen aus mitverfolgen kann?“ Ja denn so schnell wollte ich mich noch nicht verabschieden.

    Trotz Marcellas und Agrippinas blauen Kleidern - der Veneta war heute kein Glück beschieden. Wenn allerdings die Claudia die strahlenden Vertreter von Romas Jugend betrachtete und damit meinte sie besonders Pina und Aurelius Rufio fand sie es ganz in Ordnung, dass eher Venus auf sie herablächelte als Fortuna.

    Wieder auf ihre Plätze zurück zugehen, dagegen hatte Marcella nichts. Tatsächlich sehnte sie sich danach, sich zu setzen.

  • Ich lächelte. „Gut zu wissen , das du Geheimnisse bewahren kannst.“ Sagte ich und schenkte ihr ein warmes Lächeln, dass Frauenherzen höherschlagen ließ. Ich strich ihr einmal sanft über die Hand. „Nun das hoffe ich. Mein Onkel jedenfalls hat signalisiert, dass er interessiert daran wäre, wenn unsere Familie sich endlich wieder näher verbunden wären.“ Sagte ich denn ja ich hatte natürlich mit dem Onkel darüber gesprochen und dieser Zwist zwischen den Familien war für keine gut. Zumal wohl kaum noch einer sich an den wirklichen Grund dafür erinnern konnte. „Ich hoffe, das diese Bereitschaft auch bei deiner Familie vorliegt. Denn es wäre doch zu schade, wenn wir – wo wir uns doch so gut verstehen – wegen eines alten unbedeutende Zwistes nicht den Bund der Ehe eingehen dürfte. Ich würde das wirklich sehr bedauern.“ Sagte ich und setzte meine berühmt berüchtigten Hundeblick auf, der selbst meine gestrenge Mutter immer zum schmelzen gebracht hatte. „Vielleicht ist es an uns unseren Verwandten und Tutoren ins Gewissen zu Reden, das einen Ehe zwischen unseren Familien für beide von Vorteil wäre.“ Sie war genau so offen wie ich und von daher traute ich ihr schon zu ihre in dem Fall dann wohl unsere Interessen durchzusetzen. Ich wechselte nun aber das Thema. „Ich freue mich schon auf die Hochzeit meiner Cousine und soll ich dir sagen warum?“ Ich sah sie fragend an um die Spannung ein wenig zu erhöhen und flüsterte dann leise. „Weil wir uns dort wiedersehen werden.“ Begleiten wurden meine Worte von einem Streicheln über ihren Handrücken. Denn ja so eine Hochzeit bot auch immer die Gelegenheit sich etwas von den anderen abzusetzen und unter nicht so vielen auf einen gerichteten Augen miteinander zu reden. Leider wurde nun auch schon das Hauptrennen angekündigt. Ich machte ein trauriges Gesicht. „Oh das heißt ich muss dich wohl zu deinem Verwandten zurückbringen.“ Sagte ich und schlug den Weg zu ihren Plätzen ein. „Vielleicht gestattet es dein Verwandter ja, das ich das Hauptrennen von euren Plätzen aus mitverfolgen kann?“ Ja denn so schnell wollte ich mich noch nicht verabschieden.

    Wieder war da das Lächeln des jungen Aurelius, das mich schier um den Verstand bringen wollte. Dazu strich er sanft über meine Hand. Später würde ich Tante Marcella fragen müssen, was es mit diesem seltsamen kribbeligen Gefühl auf sich hatte. Es war ja schon irgendwie schön, aber auf die Dauer war es fast unerträglich, wenn man sich nicht die Blöße geben wollte und all sein Schamgefühl über Bord werfen wollte.

    Offenbar hatte er schon mit seinem Onkel über eine mögliche Verbindung gesprochen. Oder hatte dieser Onkel etwa seinen Neffen dazu angestiftet, mit mir anzubandeln? Na ja, wenn er nicht nur auf Geheiß seines Onkels handelte, sondern auch nach seinen eigenen Wünschen, konnte mir das recht und billig sein. Was mich jedoch ein wenig überraschte, war der der Moment, als Rufio von einem Zwist zwischen unseren Familien sprach. "Ein Zwist? "Davon hatte ich noch nichts gehört. Zumindest war davon nie etwas nach Eleusis gedrungen, so viel ich wusste. Aber je mehr ich darüber in Erfahrung bringen konnte, umso besser konnte ich mich auf das Gespräch mit meinem Vetter und Tutor Calvus vorbereiten.

    "Daran habe ich auch schon gedacht. Gleich morgen möchte ich zu meinem Tutor gehen und mit ihm reden", entgegnete ich ihm und lächelte hoffnungsvoll. So wie ich Calvus bisher kennengelernt hatte, war sein Handeln eher zukunftsgerichtet, auch wenn er sich gleichzeitig den Traditionen verpflichtet sah.

    Während ich noch gedanklich bei Calvus war, wechselte er plötzlich das Thema und begann von der Hochzeit seiner Verwandten mit Tiberius Caudex zu sprechen. Die Hochzeit sollte schon in wenigen Tagen stattfinden und war somit die nächste wichtige gesellschaftliche Verpflichtung, die auf dem Plan stand. Bis vor kurzem hatte ich diese Hochzeit tatsächlich als notwendiges Übel angesehen, zu dem man eben gehen musste, auch wenn man, so wie in meinem Fall, kein gesteigertes Bedürfnis dazu hatte. Allerdings die Aussicht, ihn dort wiederzusehen, änderte alles! Wieder sah er mich so an, dass ich beinahe zerflossen wäre. "Oh ja, ich freue mich auch schon auf diese Hochzeit! "

    Wie dumm, dass wir wieder zurück zu unseren Plätzen mussten! Am liebsten hätte ich... Ach nein, dass schickte sich nicht! Oder doch? Ein schneller Blick hinüber zur Tante, die gerade noch in eine andere Richtung schaute, dann traute ich mich. Schnell hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange und grinste dann fast schon verwegen. "Ja, das befürchte ich auch. Ich werde meinen Tutor darum bitten, dass du bei uns sitzen kannst. Gewiss wird er mir diesen Wunsch nicht verwehren."


    Der Aurelius brachte Tante Marcella und mich wieder wohlbehalten zu unseren Plätzen zurück. Natürlich hielt ich Wort und fragte meinen Tutor, ob Rufio bei uns Platz nehmen durfte. "Calvus, liebster Vetter, dürfte Aurelius Rufio wohl bei uns Platz nehmen,  um das Hauptrennen mitzuverfolgen?"

  • Calvus hatte sich die Füße in der kurzen Pause vertreten und sich gerade wieder auf seinen Platz gesetzt, als Agrippina, Marcella und der Aurelier eintrafen. Was sollte er dagegen haben? Der Aurelier tauschte seinen guten Logenplatz gegen einen auf der Tribüne ein. Wenn er es so wollte. " Ja , ich habe nichts dagegen." Calvus winkte Acte sie solle ihm einen Platz neben Agrippina herrichten. Ihm war nicht entgangen, dass da was zwischen den beiden lief. In der Öffentlichkeit bestand aber kaum Gefahr, dass es zu Gerüchten oder anderen Unannehmlichkeiten kam. Sie wussten sich hoffentlich zu benehmen. Calvus wandte sich wieder dem angekündigten Rennen zu.

  • Auf den Zwiste konnte ich nicht mehr eingehen, denn wir kamen beiden Plätzen an, doch in einem unbeobachteten Moment gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich sah sie an und ein warmes Lächeln breite sich in meinem Gesicht aus. Ja die Frau gefiel mir immer besser. Nicht zu schüchter. Klug, wortgewandt und wusste was sie wollte. Genau so eine Frau suchte ich. Schließlich würde sie mit mir in der Öffentlichkeit stehen. Ihr Verwandter erlaubt, dass ich bei ihnen sitzen durfte. So setzte ich mich neben sie, da ich ja nicht ihre Hand halten durfte setzte ich mich eben so hin, dass meine Bein das ihre unauffällig berührte und ich blickte mit einem Zwinkern zu ihr. Ja keiner konnte das wirklich sehen, aber ich zeigte ihr so, dass ich dem Körperkontakt nicht abgeneigt gegenüberstand. Ja diese kleine Heimlichkeit, versteckten Bekundungen der Zuneigung waren die Würze im Essen.

    Das renne lief, ich verfolgte es nur halbherzig, denn meine Interesse lag eindeutig bei der Frau neben mir. „Oh schau das Rennen ist vorbei. Ah.. die Aurata hat gewonnen.“ Sagte ich beiläufig, denn eigentlich war es mir egal wer nun den Sieg davon trug. Ich war eh nur hier, weil meine Onkel der Ausrichter des ganzen war. Schade das das Rennen vorbei war. Nicht wegen dem rennen, aber das hieß ich würde mich bald verabschieden müssen. Aber ich hoffte ich hatte Eindruck genug gemacht und die Claudia würde sich freuen mich auf der Hochzeit wiederzusehen. Ich auf jeden Fall nahm mir vor zeitnah mit meinem Onkel zu sprechen. „Ich muss mich dann wohl verabschieden.“ Sagte ich und machte ein trauriges Gesicht. „Ich bin nur froh, dass der Hochzeitstermin schon bald ist, dann muss ich nicht so lange auf einen Wiedersehen warten.“



  • Claudia Marcella setzte sich hin, oh, ihre Füße, und nahm von Acte einen Becher Wasser und etwas Konfekt. Sie bemerkte wohl, dass Pina und der Aurelius sehr dicht beieinander saßen, was sie für ein gutes Zeichen hielt: Die beiden jungen Leute an ihrer Seite fanden sich gegenseitig anziehend.

    Die alten Zeiten, in der ein junges Mädchen irgendeinen standesgemäßen Bräutigam aufgedrückt bekam, der dann im Bett bei ihr geschäftsmäßig seine Pflicht erfüllte, schienen Iuno sei Dank endgültig vorbei zu sein.


    Die Aurata hat gewonnen, sagte Faustus Aurelius Rufio dann.

    "Nicht nur der goldene Wagenlenker sondern auch goldenes Haar trug den Sieg davon.", versuchte sich Marcella an einem Wortspiel und lächelte wissend.

    Sie war sehr zufrieden mit dem Ausgang des Rennens. Wenn Rufio Agrippina glücklich machte, war sie mehr als bereit dazu, auch ihn gerne zu haben. So mochte sie es: Mit den drei Menschen, die ihr in Roma wichtig waren, in Harmonie vereint.