• Es war ein langer Tag gewesen mit den vielen Kandidaturreden und schlussendlich der Wahl. Die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu, als der amtierende Consul endlich das Ende des Senatstages verkündet und alle Senatoren und Kandidaten in ihren weißen Togae Candidati hinausströmten. Draußen wartete schon eine ganze Menge schaulustiges Volk, das natürlich auch den Ausgang der Wahl wissen wollte, und einige Gratulanten an unterschiedlichen Stellen. Sextus suchte sich seinen Platz an der Treppe, um eben Glückwünsche von seinen Klienten und seiner Familie entgegennehmen zu können, und vertraute darauf, dass sein Klient Tiberius ihn hier schon finden würde.


    Auf den Stufen des Senats verkündete unterdessen der Ausrufer die Ergebnisse und welcher Kandidat im nächsten Wahljahr welches Amt übernehmen würde. Sextus hörte gar nicht hin und widmete sich dem ein oder anderen Klienten, der ihn mit Lobhudeleien übergießen wollte. Gleichzeitig schaute er sich um, bis er etwas abseits blondes Haar und vertraute Gesichter bemerkte. Mit einer Handbewegung hieß er die ihn Umstehenden etwas Platz zu machen und winkte seine Nichte heran. Die Glückwünsche der anderen interessierten ihn zwar in gewisser Weise, aber wirkliche Freude verspürte er nur, wenn sie ihm die ihren ausrichten würde.

  • Das war geschafft. Auch wenn Nero immer noch an der Frage oder was auch immer das war des Caesars zu knabbern hatte. Aber der Senat hatte ihn mit überwältigender Mehrheit gewählt. Also entweder war er so überzeugend gewesen oder die Mehrheit des Senates mochte den Caesar nicht. Nero hoffte für sich auf ersteres. Denn wer wollte schon gewählt werden, weil man jemanden anderes nicht leiden konnte. So trat nun auch er in seiner Toga aus dem Senat. Nur ein kurzer Blick zurück, denn ja er durfte dieses Halle wohl erst wieder in einem Jahr betreten um Rechenschaft über seine Amtszeit abzulegen. Aber nun hieß es nach vorn blicken. Hier und da wurde ihm Glückwünsche zugerufen, er nahm dieses mit einem Nicken entgegen und bahnte sich seien Weg durch die Menge zu seinem Patron. „Mein Glückwunsch werter Patron und nochmals vielen Dank für die Unterstützung. Auch und vor allem bei dem Caesar.“ Sagte Nero und sah sich nun seinerseits nach seiner Verlobten, die ihm ja zugesagt hatte heute hier zu sein um. Als er sie erblickte trat tatsächlich ein ehrliches warmes Lächeln auf sein Gesicht.

  • Wie sowohl ihrem Onkel als auch ihrem Verlobten versprochen, wartete Corvina vor der Curia Iulia darauf, dass die Sitzung beendet werden würde. Natürlich stand sie nicht den ganzen Tag hier in der Kälte, aber ihr Onkel hatte ihr eine grobe Einschätzung gegeben, wie lange es wohl dauern würde, und so stand sie seit etwa einer halben Stunde mit halb Rom auf dem Forum Romanum herum und wartete darauf, dass die Senatoren und Kandidaten aus dem Gebäude herauskommen würden. Natürlich waren auch vereinzelte Schreiber oben am Ende der Treppe und notierten mit, gaben immer wieder einmal Meldung nach hinten weiter, was gerade passierte. Hinein in den Senat durfte niemand, die Türen wurden von Prätorianern bewacht. Aber davor konnte man stehen.

    Corvina also wickelte sich in die dicke blaue Wollpalla, die sie umhatte, und hatte sich eine windgeschützte Ecke gesucht, wo sie sich die Zeit mit kleinen Gesprächen vertrieb, bis endlich eine Horde Männer aus den Türen der Curia strömten und sich auf den Treppen verteilten. Sie lauschte dem Ausrufer, um gleich nichts falsches zu sagen. Dieser fing bei den nächstjährigen Consulen an und ging dann die Liste nach unten durch, so dass sie sehr schnell wusste, dass ihr Onkel gewählt war. Dieser hatte sie auch schon entdeckt und winkte sie heran.

    Neben ihrem Onkel hatte sich auch Nero Tiberius Caudex eingefunden, um zu gratulieren, und als Corvina ihn sah, wurde ihr Lächeln noch einmal wärmer und offener. Zu gerne würde sie ihn als erstes begrüßen. Er sah zufrieden aus, aber noch wusste Corvina nicht sicher, ob er gewählt worden war, der Ausrufer war erst bei den Quaestoren angelangt. Sie stieg also die Treppen hinauf, während ihre Leibwächter ihr in dezentem Abstand folgten, um ihr Freiraum zu lassen, und begrüßte als erstes, wie es sich gehörte, ihren Onkel.

    “Liebster Onkel Sextus. Ich gratuliere dir ganz herzlich zu deiner Wahl zum Praetor Urbanus. Ich freue mich, dass der Senat dir diese Ehre zukommen lässt und bin überzeugt, dass das nächste Jahr sehr erfolgreich sein wird.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen verwandtschaftlichen Kuss auf die Wange zu hauchen.

    Inzwischen war der Ausrufer bei den Vigiles auch angelangt und verkündete das Wahlergebnis von Nero. Corvina schaute kurz überrascht und beeindruckt, als sie sich ihrem Verlobten zuwandte. Zu gern hätte sie ihn auch mit einem Kuss begrüßt, so aber reichte sie ihm nur züchtig beide Hände. “Dir gratuliere ich natürlich auch sehr herzlich“, sagte sie, und ihre Stimme klang noch ein wenig wärmer als zuvor. In ihrem Blick spiegelte sich die Sehnsucht nach ihm, aber hier durfte sie nicht. Hier musste der Anschein gewahrt bleiben, und sie hoffte, dass ihre Fähigkeiten in der Schauspielerei alles andere gut genug verdeckten.

  • Tiberius Caudex gesellte sich zu ihm und dankte ihm für seinen Beistand gegen den Caesar. Sextus winkte ab und überblickte kurz, wer alles ihr Gespräch hören könnte. Angesichts der Mengen auf dem Forum würde er auch nicht leise seine wahre Meinung zum Caesar zum besten geben, sondern wohlweislich für sich behalten.

    “Ich beglückwünsche dich zu deinem beeindruckenden Ergebnis. Meine Unterstützung deiner Kandidatur war selbstverständlich, insbesondere, da dein Vorhaben in der Tat sinnvoll und gut durchdacht ist.“ Über den Caesar würden sie sich noch gesondert in privatem Rahmen einmal unterhalten müssen.


    Aber jetzt war erstmal Corvina heran mit rotgefrorenen Wangen und beglückwünschte ihn herzlich. Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die kalte Stirn und lächelte sie ein wenig an. Corvina war die einzige Person, die wirklich ein ehrliches Lächeln bekam, das auch einmal Zähne zeigte. “Ich danke dir, Corvina. Ich gestehe, dein Vertrauen in mich ist mir wertvoller als das sämtlicher Senatoren.“ Ja, die Umstehenden würden es als Schmeichelei der jungen Verwandten gegenüber abtun, und Sextus wusste das auch und wählte seine Worte daher auch exakt so, aber es schwang auch viel Wahrheit darin mit.

    Als Corvina sich von ihm löste und sich ihrem Verlobten zuwandte, bemerkte er die Veränderung in ihrem Wesen. Er hegte keinen Zweifel daran, dass das Mädchen ihn verwandtschaftlich liebte, aber so, wie sie den Tiberier ansah, versetzte es Sextus fast so etwas wie einen kleinen Stich. Er hätte nicht gedacht, dass sie ihre zurückhaltende Einstellung der Ehe gegenüber derart schnell ablegen würde. Er hätte nicht gedacht, dass sie irgendeinen Mann so ansehen würde.

    Sein höfliches Gesicht blieb bestehen, während er noch den ein oder anderen Glückwunsch von anderen leicht lächelnd entgegennahm, und er ließ sich nichts anmerken, als er den beiden Verlobten einen Moment zum Gespräch unter sich einräumte. Aber kurzzeitig überlegte er schon, ob es eine so kluge Idee war, diese Ehe so zu verhandeln.

  • Natürlich gratulierte sie ihrem Onkel zuerst, das war selbstverständlich und Nero trat auch einen kleine Schritt zurück um den beiden Aureliern etwas Freiraum zu gönnen. Erst als Corvina ihm ihre Hände reicht um ihn zu beglückwünschen, hob er den Blick und verlor sich für einem Moment ihr ihren blauen Augen. „Ich danke dir. Corvina“ Sagte er mit einem warem Klang in der Stimme, der nur ihr vorbehalten war und strich ihr für alle unbemerkt über den Handrücken. Ja auch sein Blick spiegelt wohl gerade seien Gefühle wieder, bevor er die übliche neutral Maske wieder aufsetzte und weitersprach. „All das habe ich zum größten Teil deinem Onkel zu verdanken. Ohne seine Unterstützung würde ich heute nicht hier stehen.“ Ja er wusste sehr wohl wem er das zu verdanken hatte und wem sein Dank galt. So hob er seinen Blick weiter und sah zu seinem Patron, dessen Gesichtsausdruck konnte er gerade nicht einordnen, was ihn leicht verunsicherte. Aber natürlich zeigte er das nicht. „Er hat so viel für mich und meine Familie getan, ich weiß nicht ob ich das je zurückzahlen kann. Aber ich bin gewillt es zu versuchen.“ Die letzten Worte waren wohl eher an seinen Patron gerichtet. Noch ein kurzer Druck an Corvinas Hände, ein kurzes Streicheln mit dem Daumen, bevor er sie wieder losließ. Ja er tat dies weil er es musste, nicht weil er es wollte.

  • Wie gern würde sie ihm einmal über die Wange streicheln oder ihn einfach nur einmal umarmen wollen! So aber verlor sie sich nur einen Augenblick in seinen blauen Augen und erwiderte sanft den druck seiner Hände. Sie wusste, selbst nach ihrer beider Hochzeit wäre es in der Öffentlichkeit nicht möglich, ihm deutlicher ihre Zuneigung zu zeigen als durch diese flüchtigen Gesten. Männer hatten stark zu sein, in stoischer Zurückhaltung und Würde, und ihre Aufgabe als Frau wäre es, ihm das leichter zu machen, nicht schwerer. Da war es jetzt eine gute Möglichkeit, eben jenes zu üben.

    Aber eine Ehe barg die Hoffnung auf traute Zweisamkeit zuhause, einfach nur sie beide am Abend unter sich, wo sie all das sagen und zeigen könnten, was hier in der Öffentlichkeit verborgen bleiben musste. Diese Hoffnung musste jetzt warten, ebenso wie alles andere auch, und genau das machte es so unendlich schwer.

    Er ließ als erstes los und wandte sich mit seinen Worten mehr an Corvinas Onkel als an sie. Sie nahm also die Arme wieder züchtig nach unten und schlug die Augen nieder. Eine wirkliche Erwiderung wurde wohl von ihr hierauf nicht erwartet, also wartete sie, was ihr Onkel zu sagen wüsste, der gerade schon weitere Glückwünsche entgegengenommen hatte.

  • Natürlich hörte Sextus mit halbem Ohr zu, als der Tiberier ihn vor Corvina lobte. Einen Moment widmete er sich noch dem Händeschüttler vor ihm und tat so, als hätte er ncihts mitbekommen, ehe er sich wieder den beiden jungen Leuten zuwandt, die inzwischen wieder voneinander Abstand genommen hatten. Corvina war allzu leicht zu lesen in ihrer Sehnsucht, aber Sextus konnte ihr, so sehr er es wollte, nicht ernsthaft böse sein. Es wäre einfacher, wenn er sie tadeln könnte. Aber es war seine Schuld.


    “Und wie ich dir bereits vor Jahren sagte, werter Tiberius, habe ich nichts getan, dass nicht jeder Patrizier, der diesen Namen verdient haben will, in einer solchen Situation getan hätte. Es gibt nichts zurückzuzahlen.“

    Ja, in der Öffentlichkeit musste man großzügig und großmütig sein. Natürlich würde er seinen Klienten bei diversen Gelegenheiten an seine Schuld erinnern, so dieser einmal nicht tun würde, was Sextus von ihm erwartete. Aber hier vor der Cura Iulia war sicher nicht der Ort dafür. Dafür für öffentliche Zurschaustellung von Einigkeit und familiärem Zusammenhalt. “So du meiner geliebten Nichte ein guter Ehemann bist und das Band zwischen unseren Familien bald durch Blut gestärkt sein wird, ist mir das Dank genug.“ Nein, wäre es nicht. Aber es war zumindest ein Anfang.

  • Nero wusste, dass viele sein gesagtes wohl nur für die üblichen Floskeln hielten. Ihm jedoch war jedes Wort ernst. Er schmierte seinem Patron kein Honig ums Maul nur weil er es hören wollte und erwartete. In den letzten Jahren war der Aurelier seien Konstante gewesen. Er war es dem er es zu verdanken hatte, dass er auf dem politischen Boden überhaupt einen Fuß hatte setzen können. Was aber noch viel wichtiger war, der Aurelier war da gewesen, als seien Familie am Boden lag und nicht nur sprichwörtlich obdachlos war. Es war der Aurelier gewesen, der sie aufgemommen und durchgefüttert hatte. Ohne jemals dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Er hätte ihn nicht als Klienten nehmen müssen, nicht nachdem in gerade einige Tiberii in der Vergangenheit nicht mit dem entsprechen Respekt behandelt und ihn nur mit Forderungen überschüttet hatte. Der Aurelier stand zu seinem Wort und das immer. „Und dennoch werd eich dir dafür immer dankbar sein.“ Sagte Nero und sah nun seinen Patron direkt an. Ja der Mann wusste es nicht, aber Nero würde ihm wirklich nie eine Bitte oder einen Gefallen abschlagen. Wie auch der Aurelier stand er zu seinem Wort und Nero war zu denen die es verdienten bedingungslos loyal und seien Patron gehörte zu eben jenen Menschen. „Ich werde mich nach Kräften bemühen Corvina der Mann zu sein, den sie verdient und auch das das Band unserer Familien bald enger geknüpft ist. So wie ich hoffe, dass ich auch in Zukunft deinen Erwartungen immer erfüllen werde.“ Sagte Nero dessen Blick immer noch auf seinem Patron lag. Denn ja es waren keine Phrasen es war ihm ernst.

  • Sextus hatte mehrere Jahre als Senator hinter sich, einen Bürgerkrieg mit Kommandoübernahme einer großen Legion in der Schlacht inklusive der Erstürmung Roms, einen Kaisermord samt Verschwörung hierzu und mittlerweile zwei Ehen, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, warum Tiberius Caudex gerade dermaßen seine Unterstützung kundtat oder was er wollte. Er bekam schon das wertvollste Juwel, das Sextus überhaupt zu geben hatte, und das in weniger als einem Monat. Was also wollte er denn noch?

    Sextus behielt seine Maske der Höflichkeit bei, als er seinem Klienten leicht zulächelte, ehe er die Hand von Corvina ergriff und bei sich wie selbstverständlich einhakte. Immerhin war es frostig hier draußen, und die junge Frau schien gerade recht allein zu stehen. Man konnte Sextus sehr viel vorwerfen, wenn man suchte, aber nicht, dass er sich nicht um seine Familie kümmern würde.

    “Das wirst du mit Sicherheit, Tiberius Caudex.“ Er klopfte ihm einmal freundschaftlich auf die Schulter. Vielleicht wollte der Welpe ja einfach nur eine Streicheleinheit? “Und nun nach diesem grandiosen Wahlergebnis wird die Hochzeit ein nur umso fröhlicherer Anlass, zu feiern. Wir sollten noch die Gästeliste absprechen, um sie dem Palast rechtzeitig zukommen zu lassen.“ Die Einladungen sollten ja auch nicht mehr allzu lange zurückgehalten werden.

  • Nero nickte und wäre Sextus gern zuvorgekommen, aber nun hatte seien Patron schon seiner Nichte den Arm gereicht. Gut einen Monat noch, dann würde sie an seiner Seite gehen. So ging er nun neben den Beiden die Stufen hinab. „Ich kommen dann wegen der Gästeliste und anderen Dingen in den nächsten Tage bei dir vorbei." Sagte Nero. Der tatsächlich nichts von seinem Patron wollte.

  • Ihr Onkel gab sich großzügig, aber dennoch betonte Nero noch einmal seine Dankbarkeit und Unterstützung. Corvina fühlte sich bei diesem Gespräch mehr wie der stille Beobachter und schwieg, bis ihr Onkel sie dann auch wieder an seine Seite nahm und bei sich einhakte. Sie lächelte ihn dankbar um die Nähe und Wärme an, blickte dann aber kurz einmal sehnsüchtig zu Nero hinüber. Er fing kurz ihren Blick auf und sie errötete leicht und schlug die Augen nieder. Ja, sie liebte ihren Onkel, aber dennoch wäre sie so viel lieber jetzt an seiner Seite, würde sich an ihm Wärmen und seinen starken Arm fühlen.

    Derweil leiteten die Männer schon das Ende des Gespräches ein. Corvina nutzte die Gelegenheit, um auch noch etwas zu fragen. “Hast du dir inzwischen auch überlegt, ob du einem weiteren Treffen zwischen mir und Tiberius Caudex bei den Ställen der Albata zustimmst, geliebter Onkel?“

    Ja, Corvina hatte ihn gefragt und bislang keine eindeutige Antwort erhalten. Er wolle es sich erst noch überlegen, hatte er ihr verkündet. Und ja, es war nicht ganz fair, dass sie ihn das jetzt, im Siegestaumel, umringt von Klienten und eben ihrem Verlobten fragte, da sie damit eine großzügige Antwort provozierte. Sie würde auch gern später seinen Zorn und seinen Tadel dafür einstecken. Jetzt aber wollte sie erst einmal noch eine Zusage, dass sie ihren Verlobten wirklich noch einmal vor der Hochzeit sehen und sprechen konnte. Oder vielleicht sogar zweimal, sollte ihm nach dem Treffen mit meinem Onkel auch noch ein Moment mit mir in der Villa Aurelia gewährt sein. Dort wären wir nicht so abgeschieden wie in seinem Haus, aber doch wären es ein paar Momente und vielleicht sogar ein Kuss.

  • Ein wenig überraschte es Sextus schon, als seine Nichte die Stimme erhob und ihn hier in der Öffentlichkeit noch nach seiner Genehmigung für ein weiteres Treffen mit ihrem Verlobten fragte. Kurz hob er seine Augenbrauen, während sein Blick auf ihr lag. So viel Berechnung hätte er ihr gar nicht zugetraut. Normalerweise war sie schüchtern und zurückhaltend, vor allen Dingen in der Öffentlichkeit, aber ganz selten blitzte wohl doch ein bisschen Aurelia in ihr durch.

    Er bedachte Caudex ebenfalls mit einem kurzen, fragenden Blick, ehe er antwortete. “Nun, wenn dein Verlobter für deine Sicherheit dort garantieren kann und selbstverständlich mit der notwendigen Begleitung zur Wahrung des Anstandes sehe ich keinen Grund, der dagegen spräche, dass ihr zwei euch dort einmal treffen könnt.“ Abgesehen davon, dass es außerhalb Roms lag, es sich dabei um Ställe handelte, in denen Pferde standen und sie dafür den halben Tag bei diesem Wetter außer Haus sein würde, und das kurz vor der Hochzeit. Nein, begeistert war er nicht, aber er sah gerade keine Möglichkeit, diese öffentlich geäußerte Bitte abzuschlagen, ohne dass es Fragen aufwerfen würde.

    Dieser Punkt ging also ausnahmsweise an seine Nichte.

  • Das Corvina ihren Onkel hier fragte überraschte auch Nero und doch musste er ein Grinsen unterdrücken. Ja stillen Wasser konnten auch tief sein und Nero fand es beruhigend zu wissen, dass seine Frau durchaus in der Lage war auch für ihre Interessen einzustehen.

    Nero nickte. „Natürlich kann ich für ihre Sicherheit garantieren.“ Sagte er und ja er würde einfach einen ganze Handvoll Veteranen nur für ihre Sicherheit mitnehmen. Er wollte doch selbst nicht das Corvina irgendwas zustieß und er würde das auch nicht zulassen. Nie!

  • Corvina lächelte die beiden Männer freudig an. “Ich danke dir, geehrter Onkel. Danke.“ Kurz überlegte sie, ihm einen freudigen Kuss auf die Wange zu drücken, aber sie unterließ es dann doch. Das wäre vielleicht doch ein wenig viel Überschwang gewesen.

    Dann ließ sie ihren Blick zu Nero wandern, und wieder wurde er weicher und wärmer. “Ich freue mich dann schon auf unser Treffen“, sagte sie, aber es schwang so viel mehr in ihrer Stimme mit. Natürlich würden sie doch keine abgeschiedene Zweisamkeit erleben können. Natürlich wären sie unter Beobachtung. Aber doch, vielleicht, eine kurze Berührung hier und da, vielleicht sogar ein Kuss. Und vor allen Dingen wäre es sein arm, den sie ergreifen durfte, und seine Wärme, die sie fühlen würde. Das allein wäre schon so viel wert.