Beiträge von GNAEUS SEPTIMIUS ANTONINUS AUGUSTUS

    Gnaeus Septimius Antoninus Augustus drehte weiter die Münze in seinen Fingern. Er würde sie später seiner Frau und seinen Söhnen zeigen, wenn die Audienz für heute vorüber war und er ein paar Momente für die Familie hatte. Sicher wären sie ebenso begeistert wie er.

    "Ja, ja, das ist eine gute Idee..." Er lehnte sich nur ganz kurz nach hinten, wo ein Sklave ihm nochmal half. "...Tresvir Pompeius. Du hast meine Erlaubnis, das alles in die Wege zu leiten und nicht nur Kupfer- und Bronzemünzen zu schlagen, sondern auch Silbermünzen nach diesem Vorbild. Die Goldmünzen lassen wir erst einmal so, von denen gibt es sowieso grade nicht so viele in Umlauf und ich möchte keine weiteren unter das Volk bringen. Aber ja, ein paar hübsche, neue Denare, das ist durchaus in meinem Sinne."

    Der Kaiser grinste vergnügt und übergab die Münze erst einmal dem Sklaven hinter ihm. Er konnte ja nicht die restliche Audienz damit herumspielen. "Ich hoffe, dein Anliegen ist damit erledigt?" fragte er noch einmal freundlich nach, denn es warteten ja auch noch dutzende andere Anliegen darauf, angehört zu werden.

    Gnaeus Septimius Antoninus Augustus nahm die Schriftrolle entgegen und besah sich den Entwurf. Er war sich nicht wirklich sicher, ob er mit seinem Seitenporträt wirklich einverstanden war. Hatte er wirklich SO eine Nase? Sein Sohn war ja ganz gut getroffen als Relief hinter ihm, aber er selber…

    Der Magistrat erzählte weiter und zog dann auch eine Münze aus seiner Toga hervor. Ein einzelner, schillernder, neuer Denar. Das war schon eher nach seinem Geschmack als eine Zeichnung, unter der man sich nur wenig vorstellen konnte. Er nahm die Silbermünze und drehte sie im Licht, um sie sich genau anzusehen.

    "Ja, das ist sehr schön", lobte er, während er die Münze in den Fingern drehte. "Aber für die Rückseite brauchen wir etwas anderes. Pax hat uns gute Dienste geleistet, keine Frage, aber für eine Münze mit meinem Sohn neben mit möchte ich etwas kraftvolleres. Etwas, das Stärke und Entschlossenheit vermittelt. Eine neue Dynastie eben. Vielleicht eher die Dioskuren oder ein thronender Mars oder sowas." Ja, das würde ihm mehr gefallen, auch wenn er nicht vorhatte, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Aber seine Feinde sollten bedenken, dass er die Möglichkeit dazu hatte, und dabei half manchmal die ein oder andere Erinnerung in Münzform. Außerdem mochte das Volk die Vorstellung von Macht und Größe.

    Gnaeus Septimius Antoninus Augustus begrüßte den Magistraten mit einem kaiserlichen, kurzen Winken seiner Hand. Da er heute sehr vielen Leuten zuhören musste, fielen die Begrüßungen immer recht knapp aus, da alles andere auf Dauer ermüden würde. Und er hatte heute noch viele Bittgesuche und andere Dinge vor sich. Zum Glück streute sein Procurator bei der Terminvergabe immer ein paar leichtere Dinge unter die komplizierteren Vorgänge, so dass der Kaiser keine Kopfschmerzen bekam. Und das jetzt schien einer dieser erfreulicheren Fälle zu sein.

    "Du willst also neue Münzen prägen lassen mit mir und dem Caesar darauf?" fragte er noch einmal zum Verständnis nach und strich sich über den Bart. Ja, das könnte ihm durchaus gefallen. Und vielleicht würde es Publius Septimius Geta auch ein wenig mehr an seine Verantwortung erinnern. Es konnte zumindest nicht schaden, und so langsam wünschte sich Antoninus schon, dass sein Sohn sich ein wenig kaiserlicher geben würde und sich mehr für die Staatsgeschäfte interessieren würde. Vielleicht sollte er ihm einen Auftrag erteilen, der ihn ein wenig an die Grenzen des Reiches schickte, um ihn auch in den Provinzen bekannter zu machen. Ja, er fand, das war eine gute Idee.


    "Nun, wenn du den Entwurf mithast, dann zeige ihn", forderte der Imperator freundlich auf und erlaubte dem jungen Magistraten so, näher zu treten. Auch wenn die Praetorianer sowas nicht mochten, Antoninus hatte da durchaus genug Vertrauen, dass er nicht von einem Magistraten Roms abgestochen werden würde.

    Der Kaiser strich sich über den Bart und einer seiner Schreiber beugte sich kurz zu ihm, dann erhellte sich das Gesicht des Kaisers. „Nun werter Gaius Iulius Caesoninus du hast deinen Tribunat bereits in Syria abgeleistet, insofern denke ich, dass du genau der richtige Mann, mit der richtigen Erfahrung bist und da du ja gerade gesagt hast, dass du für jede Postion zu Verfügung stehst, würde ich dich gern auf den Posten des Quaestor Provincialis in Syria setzen.“ Sprach der Kaiser und war sichtlich zufrieden mit seiner Entscheidung.

    Der Kaiser erhob sich und signalisiert somit dem noch amtirenden Conslus Aurelius Lupus, dass er etwas zu sagen hatte. Als dieser ihm zunickte erhob er nun das Wort und richtete es an einige beziehungsweise an zwei Kandidaten. „Publius Ogulnius Nasennianus und Gaius Iulius Caesoninus ihr habt euch beide für den Posten des Quaestor Principis beworben. Jedoch kann nur einer diesen Posten wahrnehmen und da es zwei gute Kandidaten gibt muss ich etscheiden wer das ist.“ Der Kaiser sah von einem zum anderen. „Ich entscheide mich für Publius Ogulnius Nasennianus du wirst für die nächste Amtszeit den Posten über nehmen und du Gaius Iulius Caesoninus, hast du einen alternativen Posten, der dir vorschwebt?“

    Gnaeus Septimius Antoninus Augustus erhob sich auch bei diesem Kampf und wartete ein wenig, die das Publikum so votierte. Er sah sich um und lauschte, was so gerufen wurde, und das Publikum war nicht ganz entschlossen, aber das war es ja so gut wie nie. Da heute aber noch recht wenig Blut geflossen war, meinte er, dass die Mehrheit des Publikums hier noch einmal welches sehen wollte, und so gab der Kaiser den wartenden Gladiatoren das Zeichen zum Töten des unterlegenen Secutors.

    Es war Tradition, dass es zu den Saturnalien auch Gladiatorenspiele gab. Insbesondere der Quaestor Principis – also derjenige Quaestor, der dem Kaiser unterstand – stand hierbei in der Pflicht, alles Notwendige zu organisieren und zu besorgen, so dass es ein fulminantes Fest für alle würde. Spätere Geschichtsschreiber würden in diesen Spielen Menschenopfer für Saturn sehen, und ja, es starb zu diesem sonst so fröhlichen Fest doch tatsächlich ein recht hoher Anteil der teilnehmenden Gladiatoren. Aber schon vor Jahrhunderten hatte Hercules bei seiner Reise durch Italia Menschenopfer abgeschafft und sie waren auch im gesamten römischen reich streng verboten. So war dieses Blutopfer doch ein wenig anders zu sehen und nicht direkt ein Opfer an den Herr des Goldenen Zeitalters, aber durchaus die Begleichung der Blutschuld ihm gegenüber.


    So oder so war Gnaeus Septimius Antoninus Augustus heute mit seiner Familie der einzige, der trotz allem ein wenig an seinen stand gebunden war, denn er und seine Familie waren natürlich in der Loge des Amphitheatrum Flavium zu finden, umgeben von einigen Liktoren und Praetorianern als Wachen, während der Rest des Publikums heute auf den Rängen nicht daran gebunden war, den Platz gemäß ihres Standes einzunehmen. So gab es zu den Saturnalien durchaus einen regen Schwarzhandel mit den Eintrittsmarken, wo bessergestellte Bürger ihre Eintrittsmarke weniger gut gestellten Personen verkauften, die so an diesem Tag gefahrlos weiter vorne sitzen konnten. Dies war eines der vielen kleinen Dinge, die sonst streng bestraft wurden, die aber dieser Tage niemand interessierte.


    Der Vormittag war von Tierhetzen geprägt, wie es Tradition war. Als besonderes Highlight durften zwischen der dritten und fünften Stunde auch die Zuschauer hinunter in die Arena, wo hunderte von Kaninchen freigelassen worden waren. Jeder,d er eines zu fangen vermochte, durfte es behalten und auch mit nach Hause nehmen. Ein Spaß für alle diejenigen, die zuschauten, und auch für diejenigen, die versuchten, den kleinen, flinken Fellnasen Herr zu werden und sie zu Greifen zu bekommen.

    Doch natürlich gab es auch abseits eines solchen Spaßes einiges zu sehen. Einige als Baumnymphen verkleidete Jägerinnen erlegten mit Pfeil und Bogen kunstvoll freigelassene Vögel, drei Hunde schlugen sich wacker im Kampf mit einem Bären und Aug Streitwagen fahrende Gladiatoren brachten mit langen Speeren Leoparden und Löwen zu Fall. Ja, der Vormittag amüsierte Antoninus durchaus, und er applaudierte wie der Rest des Publikums ausgelassen, wenn ein besonders spektakulärer Wurf gelang, oder lachte wie die übrigen auch über die Possen der Artisten, die in den Pausen auftraten.


    Hinrichtungen gab es heute keine zu sehen, da die Saturnalien ja ebenfalls im Zeichen des Saturn standen und es im goldenen Zeitalter keine Richter und damit auch keine Hinrichtungen gegeben hatte. Stattdessen gab es ausgedehnte Vorführungen von allerlei Künstlern: Jongleure, Feuerspucker und dergleichen, die mit ihren Tricks das Publikum zum Lachen und zum Staunen brachten.


    Aber die meisten waren wohl für das Nachmittagsprogramm hergekommen, denn für den Nachmittag standen die Gladiatorenkämpfe an. Und mit einem Fanfarenstoß wurden eben jene dann auch dem Publikum angekündigt, so dass jeder seinen Platz einnehmen konnte.


    Sim-Off:

    Da Saturnalien sind, kann auf den Rängen jeder sitzen, wo er will, es wird nicht nach Ständen getrennt.

    - Die Tribuni Laticlavi der Legionen XII Fulminata, V Macedonia, VII Gemina, VI Victrix, XI Claudia und III Augusta sind zu den Kalenden des Ianuarius (01.01.) aus dem Dienst zu entlassen und durch Aulus Vedius Nemnogenus, Marcus Seppienus Felicianus, Mamercus Menenius Nepotianus, Servius Trebellius Constans, Galeo Neratius Neneus und Ancus Lacerius Opimianus zu ersetzen.

    Und wieder gab es einen ganzen Schwung an Briefen abzuarbeiten. Neben der Post aus den Provinzen und den üblichen Berichten und Bittschriften waren zum Ende eines Amtsjahres auch wieder jede menge Bittschriften fleißiger Patrone, die für ihre Klienten entweder Posten als Tribun irgendwo haben wollten oder eben andere Vergünstigungen und Standeserhebungen. So fand sich auch der Brief von Aurelius Lupus erstaunlich weit oben im Stapel und wurde dem Kaiser vorgelesen.

    "Haben wir denn gerade freie Plätze im Senat?" erkundigte sich Gnaeus Septimius Antininus Augustus, der nicht die Sitzreihen übermäßig füllen wollte. Immer wieder starb ein Senator oder schied aus sonstigen Gründen aus, aber meistens rückte dann auch gleich ein begieriger verwandter nach. Und die Tiberier hatten gerade keinen Mann im Senat, soweit er das im Kopf hatte bei bis zu 600 Senatoren, wenngleich einige davon nur den Titel ehrenhalber führten und irgendwo in der Provinz auf ihren Landgütern saßen.

    Der Procurator aber nickte und zählte all diejenigen auf, die in den letzten beiden Jahren ausgeschieden waren, bis der Kaiser abwinkte. "Nun gut, tun wir ihnen den Gefallen. Bereitet die Erhebungsurkunde und alles für die Unterschrift vor und legt sie mir dann auf den Stapel", entschied er dann großzügig und widmete sich daraufhin auch schon dem nächsten Fall.

    Während die Pontifices ein wenig speisten und plauderten, hörte man aus den Eingeweiden des Atriums nur hin und wieder ein Kreischen oder einen Schrei. Gnaeus Septimius Antoninus Augustus tat wie wohl alle so, als würde er überhaupt nichts bemerken und redete einfach fröhlich weiter oder nahm einen Schluck des dargereichten Weines. Viel mehr, als eben zu warten, bis aus dem kleinen Mädchen eine Vestalin geworden war, mussten sie nicht, mehr sah das Protokoll nicht vor.


    Und es dauerte auch nicht allzu lange, bis ein leises Räuspern den Kaiser daran erinnerte, aufzustehen und sich umzudrehen, als die Vestalinnen hereinkam. Nun waren sie wieder zu sechst, wie die Staatsordnung es vorsah, alle in Weiß und Purpur, mit Schleier und Gürtel, so, wie es sich gehörte. Auch das kleine Mädchen sah nun zumindest wie eine Vestalin aus, auch wenn Antoninus durchaus wusste, dass die älteren Vestalinnen eine Weile brauchen würden, um sie wirklich in eine zu verwandeln. Nicht umsonst waren die ersten zehn Jahre für eine Vestalin dazu gedacht, zu lernen, und erst die folgenden zehn – oder besser zwanzig – um der Göttin als Priesterin zu dienen und zuletzt die neuen Vestalinnen zu lehren.

    Antoninus gab sein Kaiserlächeln zum besten, als er die Vestalinnen wieder begrüßte. "Seht her, Pontifices, unsere Vestalinnen sind wieder komplett und der Frieden und Wohlstand des Staates ist gesichert."

    Anschließend wandte er sich kurz an die neue Vestalin. "Du, die du deinen Eltern geraubt wurdest, wirst fortan Schwester und Tochter von ganz Rom sein. Dein Handeln und deine Keuschheit beschützen den Staat und das Volk, ebenso, wie das Volk und der Staat dich schützen werden und dir Vater und Bruder sein werden."


    Gut, das kindliche Gesicht sprach nun nicht unbedingt von Erkenntnis und Ergriffenheit, aber gut, es war eben ein kleines Mädchen. Sie würde es schon noch lernen. Antoninus nickte der obersten Vestalin zu. Der offizielle teil war erledigt.

    "Virgo Scribonia, falls ihr noch etwas benötigt, kannst du dich jederzeit an mich wenden. Für heute jedoch fürchte ich, dass die anderen Staatsgeschäfte nicht allzu lange warten, weshalb ich mich für heute entschuldigen werde. Ich bin mir sicher, dass du deiner neuen Schwester gewachsen sein wirst."

    Ja, vielleicht war das eine kleine Flucht, aber als Augustus Imperator hatte man wirklich nicht allzu häufig Zeit für irgendwelche Feste und dergleichen, und wenn noch etwas wäre, konnten die Vestalinnen sich ja jederzeit melden.

    Das Mädchen an seinem Arm zerrte und weinte nach seiner Mutter. Ja, das hier war ein Raub, ja, es war ein kleines Mädchen, ja, es durfte weinen. Aber Gnaeus Septimius Antoninus Augustus wünschte sich dennoch, sie würde es mit ein wenig mehr römischer Würde und vor allen dingen etwas leiser ertragen. Glücklicherweise war der Weg aber nicht weit, bis ins Atrium Vestae war nur eine Straße zu überqueren und dann ein kurzer Hof vorbei am Tempel der Vesta, und schon war sein Raub an einem Ende angelangt.

    Er wartete, bis die Vestalinnen sich vor ihm aufgebaut hatten und die Pontifices sich hinter ihm angeschlossen hatten. Glücklicherweise war das Atrium Vestae sehr geräumig, um eben auch größere Gruppen von Besuchern empfangen zu können. Doch, da hatte sein Vorgänger Traianus wirklich ganze Arbeit geleistet, als er das Atrium restaurieren und vergrößern ließ. Vielleicht sollte er selber den Vestalinnen auch noch einen kleinen Anbau oder sowas schenken. Sein Ruf als Pontifex Maximus war in der Bevölkerung nicht der allerbeste, wie er wusste. Ein wenig die eigene Frömmigkeit herauszustreichen konnte da nicht schaden. Vielleicht sollte er es mit seiner Frau einmal besprechen.


    Als schließlich alle bereit waren, zog er das Mädchen an der Hand nach vorne. "Hiermit, Virgo Maxima Vestalis, übergebe ich dir Fabia Flora, auf dass sie Priesterin der Vesta werde." Sprachs und ließ das Mädchen dann los. Jetzt hatten erst einmal die Vestalinnen die Aufgabe, das Mädchen zurechtzumachen, während er und die Pontifices es sich hier im Atrium gemütlich machen konnten, etwas essen und trinken und vor allen Dingen sich aufwärmen konnten, bis die Vestalinnen soweit fertig waren, aus dem kleinen Mädchen eine waschechte Vestalin zu machen.

    Das war also das Mädchen. Gnaeus Septimius Antoninus Augustus gab der Mutter einen Augenblick, um das Kind wieder zu beruhigen. Rein rechtlich gesehen war das, was gleich folgte, ein Raub ihres Kindes, und ein paar Tränen gehörte da auch dazu. Wenn ein Mädchen freiwillig Vesta angeboten wurde, war das üblicherweise nur ein kleines Schauspiel, ähnlich dem bei einer Eheschließung, wenn die Braut ihrer Mutter unter Tränen entrissen und vom Bräutigam entführt wurde. Aber das hier war doch erschreckend echt und nicht unbedingt das, was Antoninus bevorzugt hätte. Aber gut, Vesta hatte ihre Wahl getroffen, und er war so ein klein bisschen stärker als ein kleines Mädchen.


    Gemessenen Schrittes trat der Kaiser also die Stufen zur Regia hinab und auf die Familie hier unten auf dem Forum zu. Die Formel, die zu sprechen war, war mehrere Jahrhunderte als und in archaischem Latein, was der Heiligkeit des Ritus angemessen war, aber dadurch eben ein wenig ungewohnt klang. Antoninus blieb also vor dem weinenden Mädchen stehen und ergriff ihren Arm am Handgelenk.

    "Als Vestalin, die die heiligen Riten vollziehen darf, die Iovis zur Vestalin zu machen erlauben möge, für das römische Volk und die Quiriten, die er durch das höchste Gesetz so begünstigt, so ergreife ich dich, Geliebte.*"

    Und mit diesen Worten zog er das Mädchen von seinen Eltern weg und mit sich zum Atrium Vestae, um sie dort den Vestalinnen zu übergeben, auf dass sie sie waschen, ihr die Haare abschneiden und sie neu einkleiden mögen, auf dass sie fortan eine der sechs Priesterinnen wäre.


    Sim-Off:

    *Original-Latein: Sacerdotem Vestalem quae sacra faciat quae Ious siet sacerdotem Vestalem facere pro populo Romano Quiritium utei quae optima lege fovit ita te Amata capio.

    Ich hoffe, meine Übersetzung ist einigermaßen richtig

    Der Platz füllte sich so langsam, und der Augur schritt zuwerke. Gnaeus Septimius Antoninus Augustus stand solange still und wartete. Viel mehr konnte er sowieso nicht tun, während der Augur gebannt in den Himmel starrte und auf vorbeikommende Vögel wartete. Schließlich aber war der Mann mit seiner Himmelsbetrachtung fertig und zufrieden, er nickte dem Kaiser deutlich zu und gab damit zu verstehen, dass es losgehen konnte.

    Antoninus nickte kurz zurück und gab dem Collegium Pontificum einen Wink, so dass auch sie Bescheid wussten. Er wartete, bis seine Liktoren sich entsprechend aufgebaut hatten und die menge einigermaßen schwieg. "Die Auguren beschreiben die Zeichen für das Ritual als günstig", fing er also laut und deutlich an und erhöhte also die Spannung.

    "Wie unsere Vorväter es bestimmt haben, soll heute ein Mädchen in contione zur Vestalin erwählt werden. Es ist eine große Ehre, der großen Vesta zu dienen. Möge also die Göttin ihren Willen kundtun."


    Zunächst wurde, um die Göttin gewogen zu stimmen, ein weißes Schaf geopfert. Einer der Pontifices übernahm den blutigen Teil, während Antoninus sich darauf beschränkte, das Tier mit Mola Salsa der Göttin zu weihen und die heilige Formel von einer Schriftrolle abzulesen, damit keine Fehler bei diesem Staatsakt passierten. Nachdem dieser obligatorische Teil erledigt war, wurden die Tesserae mit den Namen der einzelnen Mädchen für alle sichtbar in eine Amphore eingefüllt. Ein weiterer Pontifex nahm die Amphore in beide Arme und schwenkte sie erst drei mal links herum, so dass die Tontafeln im inneren klapperten, dann drei Male rechts herum. Nun konnte niemand mehr wissen, welche Tafel wo lag, sie waren alle vermischt. So war als also der Wille der Göttin, welcher Name nun gezogen werden würde.


    Die Öffnung der Amphore wurde dem Kaiser hingehalten. Er schlug den Überwurf seiner Toga am Arm noch einmal zurück und griff in die Öffnung hinein. Kurz tastete er nach den Tafeln, dann nahm er die erstbeste heraus und zeigte sie der wartenden Menge, indem er sie hoch über seinen Kopf hielt.

    Erst danach nahm er sie so herunter und drehte sie, dass er den Namen darauf lesen konnte.

    "Die Göttin erwählte… Fabia Flora."

    Er sah auf, welches der Mädchen das wohl wäre, denn nichts wäre peinlicher, als nun die falsche zu ergreifen.

    Der Procurator ab epistulis hatte offenbar aus der letzten Rüge gelernt. Als die Antwort des Collegium Pontificium bezüglich der Causa Vestalis kam, lag dieses Schreiben ganz oben auf dem ansehnlichen Stapel und wurde auch als erstes von diesem vorgestellt. Gnaeus Septimius Anoninus Augustus schmunzelte in sich hinein, ließ sich aber die Liste der Mädchen vorlegen. Es waren verdammt viele Namen darunter, bei denen er keine Ahnung von der Familie hatte. Er seufzte leicht. "Und es hat wirklich kein patrizischer Haushalt seine Tochter vorgeschlagen? Und auch bei meinen rittern niemand?" Fürchterlich, die nachlassende Religionsmoral in Rom. Nicht einmal mehr Vestalinnen fand man ohne Druck von außen!

    "Nun gut. Dann wollen wir die Angelegenheit bald hinter und bringen. Welche Termine stehen denn an, wo könnte man die Captio denn noch reinquetschen?" Antoninus wollte es so schnell wie möglich hinter sich gebracht wissen, damit der Staatsfrieden wieder sichergestellt war. Und, damit er sich um andere Dinge kümmern konnte.

    "Nun, die Ludi Plebeii stehen an, da müssten wir zumindest ein wenig Rücksicht nehmen. Und an den Iden des November natürlich das Epulum Iovis, was dem Ganzen entgegensteht. Es sollte natürlich auch kein dies ater sein…."

    "Wann hab ich gefragt, nicht, wann es überall nicht geht" grummelte Antoninus ungehalten. Vielleicht brauchte er bald mal einen neuen Procurator, der schneller auf den Punkt kam.

    Der Mann schien den Gedanken gehört zu haben, denn er beeilte sich. "Ich würde fünf Tage vor den Iden des November (09.11.) vorschlagen. Dann sind die großen Spektakel der Ludi vorbei und die Leute noch in Feierlaune. Und ein Tag nach dem Ehrentag der Mania…"

    Antoninus winkte ab. Ihm war alles recht. "Ja, machen wir es so. Sendet ein Schreiben an die Pontifices und macht eine entsprechende, öffentliche Ankündigung. Und bereitet auch das ganze Drumherum vor." Damit war das wohl endlich einen Schritt weiter. "Was gibt es sonst noch?"

    Wieder einmal hatte der Procurator ab epistulis einen ganzen Stapel an Briefen, die er mit Gnaeus Septimius Antoninus Augustus besprochen haben wollte. So nickte der Kaiser am heutigen Tag einige Bittgesuche ab, von der Versetzung eines Beamten bis hin zur Standeserhebung. Einige andere lehnte er rigoros ab oder verschob sie auf einen späteren Zeitpunkt. Wenn man sich allen Wünschen beugte, nahmen die Leute sie als selbstverständlich hin und hielten einen für schwach, während wenn man zu rigoros war, man schnell als Tyrann verschrien war. Es galt also, das rechte Maß zu finden und den richtigen Leuten einen gefallen zu tun, während man die anderen nicht gleich vergraulte, aber im Zaum hielt.

    Nachdem der Kaiser nun also den Legatus Augusti pro Praetore von Britannia ausgetauscht hatte und dem neuen Statthalter ein entsprechendes Schreiben zukommen zu lassen, wandte er sich wieder an seinen Procurator. "Gibt es sonst noch etwas?" fragte er mir der Tonlage eines Mannes, der dieselbe Aufgabe schon seit Stunden erledigte und allmählich müde wurde.

    "Die Virgo Maxima hat dir einen Brief geschrieben. Eine der Vestalinnen ist verstorben – Aemilia – und sie bittet dich in deiner Aufgabe als Pontifex Maximus darum, zeitnah ein Mädchen als Ersatz zu ergreifen."

    Der Kaiser schaute verwirrt auf. "Und das sagst du erst jetzt und nicht gleich am Anfang unseres Termins?" fragte der Kaiser etwas ungehalten. Die Vestalinnen standen unter seinem persönlichen Schutz und ihre Reinheit war Garant für die Stabilität seiner Herrschaft! Kein Kaiser konnte auf ein stabiles Reich hoffen, wenn das Kollegium seine Aufgabe nicht versah! Antoninus war zwar nun nicht übermäßig religiös oder gar abergläubisch, aber gewisse Dinge musste ein Kaiser beachten, wenn schon nicht für sich selber, dann für die Bevölkerung Roms!

    Ungehalten brummelte Antoninus noch ein wenig weiter in seinen Bart, ehe er sich der eigentlichen Sache zuwandte. "Gut, eine neue Vestalin also. Habe wir irgendwelche Vormerkungen von den bekannten Familien oder dergleichen?" Ab und zu, insbesondere, wenn sich die Amtszeit einer Vestalin dem Ende zuneigte oder aber, wenn aufgrund von Krankheit schon absehbar war, dass ein Platz bald frei werden würde, boten vorausschauende Väter ihre Töchter schon an, um den Platz dann zu gegebener Zeit zu füllen. Oder auch kurz nachdem eine Vestalin gestorben war. Nicht oft, aber ab und zu kam es vor.

    Aber der Procurator sah nur auf seine Tafel und schüttelte den Kopf. "Mir ist nichts davon bekannt. Aber ich werde noch einmal nachforschen und mit deiner Erlaubnis auch nochmal die Nobilitas darauf aufmerksam machen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, ihre Töchter anzubieten."

    Antoninus seufzte leicht. Wär auch zu schön, wenn es einfach gewesen wäre! Dass viel dabei herauskommen würde, wenn die noblen Familien Roms angesprochen würden, bezweifelte Antoninus. Die meisten wollten ihre Töchter lieber für eine politische Ehe verheiraten. "Bitte nur subtile Anfragen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir hätten das nötig", sagte er also und überlegte, wie denn die alternative Vorgehensweise war. Allzu häufig war er noch nicht in Verlegenheit gekommen, eine Vestalin ergreifen zu müssen. Manche Kaiser kamen überhaupt nie in diese Verlegenheit, da, wenn alles gut lief, eine Vestalin mindestens 30 Jahre lang diente, die wenigsten Kaiser aber 30 Jahre lang herrschten.

    "Informiere auch das Collegium Pontificum, sie sollen eine Liste von 20 Mädchen mit Hilfe des Tabulariums erstellen, deren Eltern die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Sollte sich keine Jungfrau anbieten, dann soll Vesta ihre Dienerin durch das Los bestimmen." Auch wenn Antoninus hoffte, dass es nicht so weit kommen würde.

    - Aulus Furius Saturninus ist von seiner Stelle als Primicerius ab Epistulis zu entlassen.

    Gleichzeitig ist er zum Ritter zu ernennen und ihm ist die Grundstücksurkunde für ein freies Grundstück in Syria oder Britannia zu überstellen.


    - Die Abteilung ab epistulis ist angewiesen, den bisherigen Procurator Annonae abzuberufen und Aulus Furius Saturninus mit Wirkung zum ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXXXIII A.U.C. (20.08.2021/130 n.Chr.) zum Procurator Annonae zu ernennen

    Gnaeus Septimius Antoninus Augustus wiegte leicht seinen Kopf und schmunzelte. "Als Ritter solltest du dich um besseren Anschluss an die höhere Gesellschaft Roms bemühen. Es wird zwar schwierig, denn grade die alten Familien sind Aufsteigern gegenüber skeptisch. Aber ich bin sicher, du wirst deinen Weg finden. Versuch, auf ein oder zwei Festen eingeladen zu werden. Dann ergibt sich das mit dem Heiraten meiner Erfahrung nach von ganz allein."

    Er selbst hatte seine Frau ja auch so bekommen nach dem Tod seiner vorangegangenen Ehefrau. Er war von ihrem Vater angesprochen worden. Als Mann von Stand bekam man häufiger Angebote, sofern der Anschein erweckt war, dass man verfügbar wäre. Und der Furier hatte nun einen Stand.


    "Der Urlaub sei dir vergönnt. Ich und meine Gattin werden auch aufs Land fahren, um der Sommerhitze zu entfliehen. Und bis zu deiner Rückkehr wird dann auch die Kanzlei das nötige erledigt haben."

    Septimius Antoninus erhob sich als Zeichen dafür, dass die Audienz nun beendet war. Als Furius Saturninus auch stand, verabschiedete er sich. "Dann wünsche ich dir einen angenehmen Urlaub. Vielleicht ergibt sich ja in Brundisium schon eine gute Partie für deine Cousine oder für dich, ha ha ha."

    Ja, weibliche Verwandte sollte man nicht allein in Rom zurücklassen, das verstand Gnaeus Septimius Antoninus Augustus schon, Auch wenn er glaubte, dass die junge Dame ja auch die Reise des Furiers allein bewältigt zu haben schien und daher nicht ganz so hilfsbedürftig sein sollte. Aber er konnte da den Wunsch des Furiers schon verstehen, erst einmal hier in Rom zu bleiben.

    "Nun, dann solltest du die Zeit nutzen und deiner Cousine einen passenden Ehemann suchen. Jede gute Römerin sollte verheiratet sein, wusste schon der edle Augustus Imperator höchstselbst und hat daher seine Gesetze entsprechend erlassen. Und auch du bist bislang noch unverheiratet, wenn ich das richtig im Kopf habe? Nicht wahr, Furius? Nun, als Ritter stehen dir ja dann alle Möglichkeiten für eine vorteilhafte Ehe offen, ha ha ha", lachte Septimius Antoninus über seinen eigenen, kleinen Scherz. Aber ein Fünkchen Ernsthaftigkeit schwang doch mit, denn natürlich war es der gesellschaftliche Konsens, dass jeder aufrechte Römer verheiratet sein sollte.


    "Nun, ich werde sehen, was ich tun kann. Es wird ohnehin mal wieder Zeit, die Posten ein wenig durchzumischen, damit niemand zu sehr auf dem seinen klebt und dabei faul wird."

    Septimius Antoninus überlegte einen Augenblick und sah dann seinen Gast offen an. "Gibt es sonst noch etwas, was du gerne besprechen möchtest, Furius?" fragte er. Er selbst hatte nichts mehr. Zumindest nichts, an dass er sich jetzt erinnern würde.

    Bei einem kleinen Kanzleibeamten erwartete Gnaeus Septimius Antoninus Augustus nun nicht unbedingt, dass dieser ein großes Familienvermögen vorzuweisen hatte. Ja, seine Beamten waren allesamt gebildete Leute, was ein gewisses Vermögen ja voraussetzt. Aber dass dieses nicht unbedingt den Kriterien für den Zensus des Ritterstandes entsprach, war ihm durchaus klar. Daher hatte er schon mit einer solchen Antwort gerechnet.


    "Nun, am Landbesitz sollte es nun nicht scheitern. Ich werde veranlassen, dass dir ein entsprechendes Grundstück in einer meiner Provinzen überschrieben wird." Der Furier würde wohl nicht enttäuscht sein, wenn sein Grundstück irgendwo in Britannia oder Dacia wäre und er es nicht selbst bewirtschaften könnte. Aber Grund und Boden in Italia war knapp und teuer, in den Provinzen hingegen konnte Antoninus großzügig sein.

    "Du warst ja nun ziemlich lange fern von Rom und konntest dir ein Bild der Provinzen machen. Würdest du gerne wieder in die Provinzen zurückkehren, oder präferierst du eine Stellung hier in Rom?" Denn auch im zivilen Bereich gab es ja durchaus verschiedene Posten.