Beiträge von Aurelia Corvina

    Nun, Corvina würde die Gespräche und das alles verpassen, aber Shopping konnte sie einfach nicht wirklich begeistern. Und vielleicht war sie auch insgesamt zu häuslich für die beiden jungen Damen hier und wollte ihnen wirklich nicht ihren Spaß verderben. Sie kannte es ja selbst noch von früher, bei solchen treffen ging es mehr darum, für irgendwelche Männer zu schwärmen oder über sie zu lästern und einfach Blödsinn zu machen, und weniger um die Sache an sich. Und da war sie als verheiratete Mutter einfach doppelt raus, und sie wollte nicht die Spaßbremse sein.


    Dass sie nach ihren Kindern gefragt wurde, lag ihr da schon eher. Sie lächelte, wie Mütter nunmal lächelten, wenn sie an ihre Kinder dachten. "Wir haben drei Kinder. Zwei Jungen und ein Mädchen", beantwortete sie erst die Frage der Decima. Corvina wusste nicht, ob die junge Dame von den Umständen von Philas Geburt wusste oder nicht, aber sie würde sie nicht von selbst darauf stoßen. Für Corvina waren alles auch ihre Kinder und nicht die ihres Mannes.

    "Und ja, sie halten mich schon ganz schön auf Trab. Lucius spielt sich grade sehr als großer Bruder auf und versucht den Kleinen Vorschriften zu machen, aber die verstehen das natürlich nicht, und nach fünf Minuten ohne Aufsicht brüllt dann irgendjemand frustriert. Cnaeus versucht sich immer öfter daran, sich an den Möbeln entlangzuhangeln. Und Phila schaut sich alles aus der Entfernung an und versucht, es den beiden Rabauken irgendwie Recht zu machen, ohne dabei ihre heiß geliebte Puppe in Gefahr zu bringen." sie lächelte bei der Erinnerung und schüttelte dann den Kopf. "Nun, in ein paar Jahren werdet ihr den Wahnsinn nachvollziehen können. Aber bis dahin mein Rat, genießt die Ruhe. Die ist viel schneller vorbei, als man denkt", lachte sie. Denn ja, sie liebte Kinder. Aber ab und zu einfach mal fünf Minuten in Ruhe dasitzen und etwas Trinken, das bekam plötzlich eine völlig neue Qualität.

    "Und in deiner Familie, Decima? Hast du hier in Rom Verwandte mit Kindern?" band sie dann auch die Decima wieder ein. Bei Graecina wäre die frage ja unsinnig gewesen, immerhin waren sie beide Cousinen.

    Nach der zweiten Runde war Corvina dann endlich müde, und sie kuschelte sich bei ihrem Mann ein und schlief auch schon recht bald. Obwohl sie sonst eine ziemliche Schlafmütze war, wachte sie irgendwann vor Sonnenaufgang noch auf und fühlte den warmen Körper ihres Mannes neben sich. Als sie sich wieder fester an ihn schmiegte, merkte sie, dass zumindest Teile von ihm wach waren, und irgendwie erregte sie das ganze so, dass sie sich enger an ihn schmiegte und ihn leicht küsste, um ihn zu wecken. Seiner reaktion nach zu urteilen beschwerte er sich nicht ernsthaft darüber, denn nach ein paar mehr Berührungen und Küssen lag er engumschlungen hinter ihr und hielt sie so während ihrer Vereinigung sanft fest.

    Corvina war es fast etwas peinlich, ihn geweckt zu haben und überhaupt war ihr dieser Appetit vollkommen unbekannt. Aber das heute war eine Ausnahme, und vielleicht machte es das alles deshalb so besonders. Sie hinterfragte es nicht und schlief wieder eng an ihn gekuschelt ein. Und da sie hier niemand früh weckte, schlief sie auch noch bis deutlich nach Sonnenaufgang.

    Wenn Corvina gewusst hätte, dass Graecina und die Decima vorgehabt hatten, shoppen zu gehen, hätte sie ihre Worte mit etwas mehr Bedacht gewählt. Sie mochte viele Dinge durchaus gerne, aber einkaufen zu gehen, insbesondere Kleidung, gehörte da eher weniger dazu. Sie überlegte, ob sie stattdessen das Angebot machen sollte, den beiden Damen dabei zu helfen, ihre Stickkenntnisse zu vertiefen, allerdings hatte sie so das Gefühl, dass sie damit zwei junge Frauen sehr unglücklich machen würde. Sticken, weben und nähen waren zwar seit je her höchst angesehen als Beschäftigung für eine Frau, nicht umsonst wurden bei einer Hochzeit Wollgarn und Spindel feierlich in der Prozession vorangetragen, allerdings hatte Corvina noch nie eine Frau getroffen, die das tatsächlich gern tat, abgesehen von ihr selbst. Die meisten jungen Frauen kauften ihre Kleider lieber fertig ein.

    "Oh, den Namen habe ich tatsächlich schon einmal gehört", sagte Corvina also, als Decima Oliva sie aufklärte. Karas Kleid war ebenfalls von dieser Coco gewesen, und Corvina hatte sich wohl eine Woche lang alle möglichen Dinge über diese Schneiderin oder auch alle anderen anhören dürfen.

    Nun aber galt es, eine möglichst freundliche Absage ans Shopping zu geben, ohne dass es wie eine generelle Absage zu allen anderen Möglichkeiten klang. "Ich möchte euch aber nicht aufhalten. Ich denke, Graecina hat viel mehr Zeit als ich, und ich will eure Freude da nicht ausbremsen."

    sie hätte ja angeboten, dass Kara mitkommen könnte, aber ihre Sklavin zu schicken und bei der Verabredung der Damen einzuladen stand Corvina nicht zu. Auch das war eine Ungerechtigkeit im Leben ihrer Freundin. Wäre sie frei, hätte Corvina so etwas vorschlagen können, aber bei einer Sklavin war das etwas ganz anderes, die konnte sie den beiden jungen Frauen nicht aufdrängen.

    Seine Berührungen wurden intensive, seine Küsse hungriger. Corvina spürte eindeutig an ihrem Bauch, dass er sich mehr wünschte. Normalerweise trat sie dann immer auf die Bremse, da ihr Körper sich müde und angespannt anfühlte. Aber gerade fühlte sie sich gut. Wach. Hungrig. Sie kannte es so nicht von sich, aber es war ein gutes Gefühl. Vielleicht war es auch ganz einmalig und nur den besonderen Umständen geschuldet. Sie wusste es nicht.Aber es war nicht unangenehm, und Corvina ließ es zu.

    Als ihr Mann sie so hungrig küsste, merkte sie, wie schwer es ihm fiel, sich im Zaum zu halten. Wenn sie ihn nicht schon lieben würde, würde sie es jetzt wohl mehr tun, denn wie viele Männer nahmen hierbei schon solche Rücksicht und hielten sich so zurück? Und diesmal bremste sie ihn nicht, sondern küsste ihn zurück und drehte sich leicht mehr auf den Rücken. Dabei ließ sie ihn nicht los, so dass er die sanfte Aufforderung erhielt, sich über sie zu beugen, und er kam dieser auch widerstandslos nach.

    Ein um seine Hüfte geschlungenes Bein war ihre Art, ihm ihr Einverständnis auszudrücken, ohne dabei den Kuss zu unterbrechen, und schon bald seufzte sie wohlig in seinen Armen. Corvina war sich im Klaren darüber, dass er sich wohl nach wie vor sehr zurückhielt bei ihr, und höchstwahrscheinlich zählte alles hier noch immer zu Blümchensex, aber das hier war wohl leidenschaftlicher und ausdauernder als zuvor in ihrer Ehe.

    Corvina unterhielt sich noch mit ihrer Freundin Aemilia Pinna über die Kinder und traf gerade eine Spielverabredung für Lucius, als ihre Cousine Graecina und ein ihr unbekanntes Mädchen hinzukamen und sie begrüßten. Sogleich wurde die Unbekannte als Decima Oliva vorgestellt, und Corvina überlegte kurz, ob sie den Namen gehört hatte oder nicht. Bevor sie aber in einen Fettnapf treten konnte, war Graecina so gütig, auch gleich einen Zusammenhang herzustellen und offenbarte, dass sie eine Enkelin von Consular Decimus war.

    Corvina lächelte und grüßte höflich zurück: "Salve, Decima Oliva. Ich freue mich, dich kennen zu lernen. Bist du mit deinem Großvater hier?" Corvina war sich zumindest sicher, dass ihr Onkel alle noch lebenden Consulare tatsächlich eingeladen hatte und niemanden dabei außen vor gelassen hatte. Ein Consular schlich sich nicht als Gast eines Gastes auf eine Party.

    "Darf ich euch meine Freundin Aemilia Pinna vorstellen, die Tochter von Senator Aemilius Galba", stellte Corvina dann auch gleich ihre Freundin vor, die höflich zurücklächelte. Aemilia Pinna war ein paar Jahre älter als Corvina und damit in ihrer Runde deutlich die älteste, und offenbar fühlte sie sich unter so vielen jungen Damen nicht so wohl, weshalb sie sich vornehm zurückhielt.

    "Ich schneidere meine Sachen ja am liebsten selbst, aber dein Kleid sieht wirklich bezaubernd aus, Decima, so dass ich durchaus neugierig bin", griff Corvina das Thema wieder auf, auch wenn sie nicht wirklich neugierig auf den Namen irgendwelcher Schneiderinnen war. Aber höfliche Konversation war nunmal Regeln unterworfen, und eine davon lautete: Interessiere dich für deinen Gesprächspartner.

    Corvina genoss die Nähe und seine sanften Berührungen und liebevollen Gesten sehr. Wohlig ließ sich das bei jedem Atemzug hören und in jede ihrer Gesten im Gegenzug erkennen. Selbst dann noch, als sie glockenhell lachen musste, als Nero sich selbst nach all diesen Jahren noch immer über den anderen aufregte. "Ja, ein Angeber. Und so, wie du dich noch immer ärgerst, glaube ich fast immer noch, dass du dem anderen nur zu gerne eine reingehauen hättest, dich nur in meiner Gegenwart nicht getraut hast", neckte sie ihn und gab ihm einen kleinen Kuss.

    Und dann noch einen, etwas länger. Und dann noch einen wieder etwas inniger. Sie sollte besser aufhören, bestimmt war ihr Mann erschöpft und müde, und eigentlich wusste sie gar nicht so genau, was sie da eigentlich tat und gerade wollte. Sie sollte eigentlich schlafen, denn es war schon spät und das Fest war anstrengend gewesen. Aber sie war gerade irgendwie aufgekratzt und sie genoss seine Berührungen so sehr. "Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, dass du mein Ehemann werden würdest und ich so in deinen Armen liegen und so glücklich sein würde", sagte sie sanft und hielt sich davon ab, zu viel an ihm herumzufummeln. Sie kannte sich selber so auch gar nicht. Und sie wusste noch nicht, was sie davon halten sollte, oder was ihr Mann davon hielt.

    Die Bewegungen wurden inniger, gieriger, schneller. Corvina hielt sich im Höhepunkt ganz eng an ihrem Mann fest und sank mit ihm zusammen aufs Bett, als auch er seine Erfüllung gefunden hatte. Eng umschlungen lag sie neben ihm und streichelte über seine Brust, kuschelte ihren Kopf in diese weiche Kuhle an seiner Schulter und lächelte vor sich hin. Sie hatte das hier vermisst, und es hatte weit besser geklappt, als sie gehofft hatte. Nach der langen Zeit hatte sie Sorge gehabt, ob sie miteinander harmonieren würden, aber es war besser, als sie es in Erinnerung hatte. Und das verrückte war, dass sie sich gerade nicht wund oder gesättigt fühlte, sondern fast noch Appetit auf mehr hatte, was sie so gar nicht von sich kannte. Erst recht nicht, da es nach der ersten Schwangerschaft anfangs so viele Probleme gegeben hatte, bis sie wieder in der nötigen Stimmung war, um es zu genießen.

    Sie seufzte glücklich und streichelte weiter seine warme Haut. "Du hast dich schon in dem Park in mich verliebt?" fragte sie nochmal nach und grinste leicht zu ihm hoch. "Ich muss ja zugeben, dass ich dich damals für einen Angeber gehalten habe, der sich nur mit einem Konkurrenten prügeln und ein Mädchen beeindrucken wollte. Ich weiß schon gar nicht mehr, worüber du und der andere junge Mann so gestritten habt." Ja, die erste Begegnung zwischen ihnen beiden war wohl nicht so, wie Corvina sich das vorgestellt hatte, wie sie ihren künftigen Mann treffen wollte. Aber damals hatte sie sich auch noch Hals über Kopf in den jungen Duccius verliebt, der damals Vigintivir war und ein Klient der Flavier war. Es schien ein ganzes Leben seitdem vergangen zu sein.

    Erleichtert bemerkte Corvina, dass er ihrem Wunsch nachkommen wollte und sie einfach den Abend vielleicht etwas unverantwortlich, aber sicherlich schön und innig ausklingen lassen würden. Genau das, was sie wollte, einmal die ganzen Sorgen und alle Verantwortung ablegen und einfach nur sie selbst sein. Sie kam viel zu selten dazu.

    Willig ließ sie sich entkleiden und öffnete auch seinen Gürtel und zog an seiner Tunika, bis er sie sich über den Kopf zog und bald schon ebenso nackt war wie sie. Sie schmiegte sich an ihn, zog ihn wieder näher, wenn er sich entfernte, und streichelte einfach wieder und wieder über seine Haut, während er dasselbe bei ihr tat, bis sie seufzte und leise stöhnte. Als er sie ansprach und dabei immer weiter küsste, brauchte sie einen Moment, bis sie verstand. Sie errötete stark, küsste ihn, schüttelte dann aber den Kopf. "Nicht hier. Ich… hier kann ich das nicht", flüsterte sie leise und drückte ihn stattdessen so lange gegen die Schulter, bis er lag und sie auf ihm war. Schnell setzte sie sich auf ihn und einen Augenblick lang zitterte sie leicht, weil sie so doch sehr präsent von ihm gesehen werden konnte. Sie zog ihn an den Armen, bis auch er saß und sie auf seinem Schoß, so dass sie ihn umarmen und im Nacken streicheln konnte. Sanft bewegte sie ihr Becken ihm entgegen und seufzte leise, immer wieder küssten sie sich. "Weißt du noch damals, vor unserer Hochzeit? Als du mir deinen Rücken gezeigt hast, um mir die Gelegenheit zu geben, dich abzulehnen?" Sicher würde er sich an den Tag erinnern, aber vielleicht nicht mehr, wie Corvina da ebenso auf ihm gesessen hatte. Nur dass sie beide ein klein wenig mehr anhatten zu dem Zeitpunkt. "Ich glaube, an diesem Tag habe ich mich wirklich in dich verliebt, Nero. Und als ich so auf dir gesessen habe… ich war so bereit für dich in diesem Moment..." Sie bewegte sich mehr und gieriger, so lange, bis sie schließlich eins waren, und dann noch weiter, bis sie mehr als eins waren. Nicht einen Moment lang ließ sie ihn los oder verzichtete auf sanfte Küsse und zärtliche Berührungen. Sie liebte ihren Mann, und sie merkte erst jetzt, wie sehr sie ihn in ihrem Bett bisweilen vermisste.

    Den Satz, dass sie nur Nero und Corvina sein konnten, verstand Corvina nicht. Genau das war es doch, was sie eigentlich wollte. Eine Nacht alles andere vergessen und nur sie selbst sein mit ihm, ohne Konsequenzen und Gedanken, was sein würde. Aber bei ihm klang es so, als würde er das nicht wollen, was aber im Gegensatz zu dem stand, wie er sie küsste und an sich zog. Sie schaute zu ihm auf und stellte sich auf die Zehenspitzen, weil er doch so viel größer war als sie, und strich einmal die feine Linie am Rand seiner Haare sanft entlang. "Wollen wir heute Nacht einfach so tun, als wären wir frisch verheiratet und hätten sonst keine Sorgen? Einfach nur heute Nacht, und die ganzen Gedanken und Sorgen auf einen anderen Tag verschieben?" fragte sie leise und sanft, denn genau das war es, was sie eigentlich wollte. Sie wollte jetzt in diesem Augenblick keine Entscheidung darüber treffen, wie lange Cnaeus noch bei ihr schlafen würde und wann sie noch einmal ein Kind machen würden oder an seine Karriere und ihre Verpflichtungen. Sie wollte einfach gerne einen Abend von all dem befreit sein und sehen, ob ihr Mann mehr als nur zärtliche Zuneigung für sie empfand und sich in seinen Umarmungen, Berührungen und Küssen ganz verlieren. Denn auch, wenn sie sicherlich nie so aktiv war, wie er es war, vermisste sie ihn ja durchaus doch auch.

    Seine Worte standen im Widerspruch zu seinen Handlungen. Corvina war verwirrt, was er ihr sagen wollte. Zum einen, da nicht wenige die Auffassung vertraten, dass jegliche Form der sexuellen Erregung einen Einfluss auf die Muttermilch hatte, weshalb Ammen ja noch nicht einmal einen Mann küssen sollten, zum anderen war sie nicht sicher, ob sie ihn wirklich verstand und ob er denn das sagte, was sie dachte, was er sagte.

    Sie schaute auf und suchte seinen Blick. "Möchtest du denn nicht?" fragte sie und ihrer Stimme war die Verwirrung durchaus anzuhören. Er war ihr gerade so nahe gekommen wie schon seit Monaten nicht mehr. Wenn sie fühlte, was sie glaubte, zu fühlen, dann wollte sein Körper sehr wohl. Und die Art, wie er sie küsste und hielt sprach auch dafür. Aber in seinen Worten klang fast durch, als wolle er nun doch nicht, und Corvina war mehr als verwirrt deshalb.

    Corvina saß auf dem Stuhl und ließ sich von ihrem Mann helfen, die vielen Nadeln zu finden. Seine Berührungen dabei waren zart, vorsichtig. Intim. Corvina schwieg, während ihrer beider Hände ihre blonden Haare nach und nach befreiten, bis sie schließlich in wilden Wellen bis weit in ihren Rücken fielen. Doch auch jetzt blieb Nero bei ihr und küsste wieder ihren Nacken und die Schulter. Corvina war sich sicher, was er wollte. Und sie selbst wollte es ja auch. Sie hatte Sehnsucht nach ihm, seinen Berührungen, seiner Zärtlichkeit, seinem Körper. Aber sie wusste auch, was der Preis dafür war, und sie war sich nicht sicher, ob sie schon bereit war, sich von der innigen Bindung zu Cnaeus zu verabschieden, die durch das Stillen da war. Und sie war sich auch nicht sicher, ob ihr Sohn schon so weit war, ins Kinderzimmer zu seinen Geschwistern zu ziehen und nicht mehr bei ihr im Bett zu schlafen. Und ob sie für diesen doch recht großen Schritt bereit war.

    Sie sah in den Spiegel, wie Nero hinter ihr stand. Es war ein sehr guter, glatter Spiegel, der wirklich gut reflektierte, und so sah sie auch seinen liebevollen und doch begehrlichen Blick, den er ihr zuwarf, sah die leichte Anspannung in seinen Muskeln, wie er sein eigenes Verlangen unterdrückte, um sie nicht zu bedrängen. Bei allen Göttern, sie liebte diesen Mann so sehr. Für alles, was er für sie und die Kinder tat, aber auch für alles, was er war und zu geben fähig war. Einen Moment schaute sie einfach nur gerührt zu ihm auf, als er sich auch schon zu ihr beugte und sie mit einem kleinen Kompliment sanft küsste.


    Und Corvina ließ es zu. Mit dem zartesten aller Seufzer erwiderte sie den Kuss und öffnete ihm ganz leicht die Lippen. Der Kuss blieb sanft, vorsichtig, aber es dauerte nicht lange, bis sie seine Zunge an ihrer spürte und wieder seufzte und erschauderte. Ja, sie vermisste ihn auch so sehr. Und heute Nacht wollte sie das dann einfach vergessen, was es für Konsequenzen haben würde und wie sie sich fühlte. Heute Nacht wollte sie einfach nur eine Nacht lang wieder ganz Corvina sein, nicht die Mutter seiner Kinder, und er ganz Nero, nicht Vater ihrer Kinder. Sie wollte eine Nacht lang wieder so tun, als wären sie frisch vermählt und hätten sonst keine Sorgen.


    Sie wusste nicht, ob er sie hochgezogen hatte oder ob sie aufgestanden war. Auf jeden Fall stand sie, ihn noch immer küssend, vor ihm und kuschelte ihren Körper vorsichtig an seinen. Sie hatte fast vergessen, wie sich seine harten Muskeln anfühlten, und sie fühlte ihren eigenen Körper dagegen entsetzlich zart und weich. Ganz sanft hatte sie ihn umarmt, hielt ihn vorsichtig. Sie wusste nicht, ob sie noch immer seinen Rücken berühren durfte, oder ob er es nach der langen Zeit nicht mehr wollte, daher war ihre Berührung nur leicht, vorsichtig und fragend, während ihre Hände ganz vorsichtig zu seinem Rücken wanderten, um ihn dort zu halten und ihn an sie zu ziehen, während er sie an sich zog.

    Sie war sehr viel länger wach geblieben, als sonst, aber irgendwann war Corvina einfach auch müde und wollte sich dann doch zurückziehen. Sie wollte ihrem Mann eigentlich nur bescheid geben, aber der nutzte diese Aussage, um sofort mit ihr zu kommen und sich ebenfalls von dem Fest zu verabschieden. Corvina war deshalb zwar etwas aufgeregt, ließ sich aber nichts anmerken, als sie einen Sklaven nach einem Cubiculum für die Nacht fragte.

    Es sollte sie wohl nicht verwundern, dass auch heute wieder ihr altes Cubiculum bereit gestellt worden war. Das große Zimmer mit Blick auf den Garten lag ruhig im oberen Geschoss und war noch immer so hergerichtet, wie früher. Nichts hatte sich geändert, abgesehen davon, dass alles noch einmal frisch geputzt, gelüftet und frisch bezogen war. Corvina lächelte leicht nostalgisch beim Eintreten, auch wenn man im schwachen Licht der Öllampe in ihrer Hand nicht so viel sah. Sie entzündete noch eine Zweite, die auf dem kleinen Waschtisch stand, und stellte beide Lämpchen vor den Spiegel, so dass der Raum doch deutlich erhellt wurde.


    Sie war doch nervöser, als sie gedacht hatte, wieder mit ihrem Mann in einem Bett zu schlafen, auch wenn es nur eine Nacht wäre und ja gar nicht gesagt war, dass er überhaupt etwas anderes wollen würde, als zu schlafen. Um es zu überspielen, setzte sich Corvina erst einmal auf den Stuhl vor dem Spiegel. "Ich fürchte, ich werde eine Weile brauchen, bis ich alle Nadeln aus meinem Haar gefischt habe", meinte sie leise lachend und suchte mit schlanken Fingern nach den vielen Knochenspangen und Haarnadeln, die Kara ihr ins Haar gezaubert hatte, um alles an Ort und Stelle zu halten. "Ihr Männer habt es da wesentlich einfacher mit euren Haaren."

    Corvina lächelte leicht, als Nero zugab, dass es ihm um einen potentiellen Zicken-Anfall bei seinen Überlegungen ging. Da sie aber wusste, dass er Kara inzwischen genauso schätzte, wie sie es selbst tat, nahm sie ihm das keinesfalls übel. So war das eben in der Familie, und Corvina ging davon aus, dass Nero Kara genauso als Familie inzwischen ansah, wie sie.

    "Nun, mein Vater ist da manchmal… schwierig. Aber wenn du ihren Wert in der Mitgift entsprechend ersetzt, hoffe ich doch, dass er zustimmt." So sicher war sich Corvina da nicht. Aber sie kannte ihren Vater gut genug, um sich insgeheim einzugestehen, dass er gerne Leute übervorteilte, um Profit daraus zu schlagen, und dass er manchmal gierig war. Auch wenn sie als Tochter so etwas natürlich nie offen thematisieren würde.


    Nero geleitete sie zu dem großen Pompeier, mit dem er so gut befreundet war. Da sie zeitweilig zusammen gewohnt hatten, war es für Corvina in Ordnung, zum Cognomen übergegangen zu sein, aber weiter wollte sie keine Grenzen überschreiten. Sie gönnte ihrem Mann seine Freundschaft von Herzen, aber es war eben auch seine Freundschaft und sie hätte dasselbe für sich als unschicklich empfunden mit einem jungen Mann. Aber das schien für alle Beteiligten so in Ordnung zu sein.

    "Salve, Atticus. Danke der Nachfrage, den Kindern geht es sehr gut. Purgitia Albina lässt allerdings immer wieder verlauten, dass du sie häufiger besuchen kommen solltest." Noch hatte das Mädchen seinen Plan nicht ganz aufgegeben, ihn eines Tages zu heiraten. Und nun war sie langsam auch im möglichen Alter, auch wenn Nero sie sicherlich nicht schon mit zwölf verheiraten würde. Aber so langsam sollte er sich zumindest darüber Gedanken machen.

    "Lucius geht in der Rolle des großen Bruders voll auf und kommandiert Phila und Cnaeus herum. Phila begeistert sich langsam für ihre Puppe und Cnaeus übt es, sich an allem und jedem hochzuziehen. Ich denke, bald wird er laufen", erzählte sie begeistert von den Kindern, ehe sie merkte, dass das den jungen Mann vermutlich weit weniger interessierte, als sie.

    Sie lächelte und sah sich kurz um. "Oh, ich sehe grade Aemilia Pinna", deutete sie mit der Hand für ihren Mann. "Ich lasse euch mal eben allein, um sie zu begrüßen", sagte Corvina. Sie hätte ihrem Mann gerne einen Kuss gegeben, aber nicht in der Öffentlichkeit. Also drückte sie nur noch einmal fest seinen Arm, ehe sie sich löste und zu ihrer Freundin hinüberging und die Männer so ihrem Gespräch überließ.

    Corvina nickte, als Nero meinte, man sollte Kara da miteinbeziehen. "Du meinst, du möchtest deshalb nicht angezickt werden?" fragte sie mit leichtem Schmunzeln. Ja, sie wusste, wie Kara manchmal sein konnte und seufzte leicht. "Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätte, frei zu sein, solange klar ist, dass sie immer einen Platz hat, den ihr auch niemand streitig machen kann. Und zumindest was mich angeht, würde ich sie sehr gern an meiner Seite haben, bis wir alt und grau sind." Nein, Corvina würde es das Herz zerreißen, von Kara einmal ernsthaft getrennt zu sein, und sie fürchtete sich schon vor dem Tag, an dem auch Flamma seine Freiheit doch wollen würde und die beiden aus Rom weggehen würden müssen. Natürlich wäre Kara nie aus ihrem Herzen und sie würde Kontakt halten, da war sie sich sicher. Aber es wäre einfach nicht dasselbe, als jeden Tag ihr Gesicht zu sehen und sich mit ihr zu unterhalten.


    Corvina erkannte eine Sklavin, die hier bediente, und ging kurz zu ihr, um ihr aufzutragen, Kara und Flamma in der Culina bescheid zu geben, dass sie heute die Nacht hier verbringen würden und die beiden daher nicht auf sie warten mussten oder sich eine Unterkunft organisieren sollten. Nachdem das getan war, kam sie wieder zu ihrem Mann. "Alles erledigt", meinte sie lächelnd und ließ ihren Blick wieder über die Feiergesellschaft gleiten. "Ich glaube, da hinten steht dein Freund Atticus" deutete sie mit dem Kopf auf eine sehr missmutig dreinschauende Gestalt.

    Es würde Kara sicher sehr freuen, beim nächsten Fest teilnehmen zu dürfen. Aber wann das wäre, stand in den Sternen, vor allen Dingen, da Corvina auch nicht gerne selbst Gastgeberin war und Nero auch nicht gerne Gastgeber. Aber immerhin war ihr Mann offen dafür, deshalb wagte sich Corvina ein wenig weiter vor.

    "Ja, aber sie wäre dann nach wie vor eine Sklavin. Sie hat zwar wenig Probleme damit, jedermann paroli zu bieten, wenn es sein muss, aber… naja, du weißt ja, wie es ist."

    Sie wagte noch einen Seitenblick zu ihrem Mann hoch und entschied sich dann, einfach auszusprechen, was ihr im Kopf herumging. "Meinst du, du könntest mit meinem Vater da noch einmal verhandeln? Dass du ihren festgesetzten Wert einfach irgendwie anders ersetzt, mit ein wenig Zinsen oder so?" Sie hatten ja schon einmal vor Cnaeus’ Geburt darüber gesprochen, dass er Kara eigentlich freilassen wollte, das aber unter den momentanen Umständen nicht richtig ging. Und auch, wenn Corvina sich nach wie vor schwer damit tat, dass Kara nicht den Namen Aurelia oder zumindest Aureliana tragen würde, wenn Nero sie freiließ, und so eine Freilassung obendrein noch nicht gerade wenige Steuern kostete, fände sie es doch richtig, dass Kara endlich frei wäre. Dann könnte sie nicht nur bei ihnen auf ein fest gehen, sondern überall, wo Gäste andere Gäste mitbringen durften.

    Nun, wollte sie lieber nach Hause? Natürlich vermisste Corvina ihre Kinder. Schmerzlich sogar. Aber das war jetzt eigentlich kein Moment, in dem sie wieder entscheiden wollte, was sie tun sollten. Das war manchmal die Schwierigkeit mit einem so rücksichtsvollen Mann, dass dieser nicht merkte, wann sie von ihm einfach nur eine Entscheidung wollte oder eine Mitteilung und eben nicht mit einbezogen werden wollte. Aber sie sollte sich nicht beschweren und wollte es auch gar nicht.

    Und vielleicht merkte er es, oder vielleicht war es etwas anderes. In jedem Fall ließ er sie wissen, dass er lieber hier bleiben wollte. Mit ihr. Allein. Corvina schaute kurz zu ihrem Mann auf und sah in seinem Blick diese Sehnsucht, fast schon eine nicht ganz so leise Bitte. Schnell blinzelte sie und hoffte, nicht zu sehr zu erröten hier auf diesem öffentlichen Fest. Diese Art von Reaktion wäre ganz und gar unschicklich, und am Ende hatte ihr Mann es gar nicht so gemeint, wie sie es auffasste, was die Sache noch peinlicher machen würde. Vielleicht wollte er ja wirklich nur die Nacht mit ihr verbringen, wie er es früher auch oft getan hatte, und sie einfach nur im Arm halten, ohne etwas anderes. Und sie konnte ihn da jetzt definitiv nicht fragen, und wenn, wüsste sie nicht, wie sie es tun sollte, ohne dass es peinlich wäre. Sie war zwar die Mutter von drei Kindern, kam sich gerade dennoch vor wie eine Jungfrau. Aber gut, es war auch schon wirklich lange her, dass ihr Mann… nein, sie wollte wirklich jetzt nicht darüber nachdenken und sich in etwas hineinsteigern.

    "Dann sollte ich vielleicht gleich noch Kara und Flamma bescheid geben, dass sie nicht auf uns warten sollen oder sich auch ein Zimmer suchen", meinte sie nur so ruhig wie möglich und versuchte nicht an die Dinge zu denken, die später passieren könnten oder eben auch nicht.


    Ja, sie lenkte sich lieber selbst von diesen Gedanken ab, solange sie in der Öffentlichkeit waren. Da war Kara das bessere Thema. Sie sah einmal kurz zu ihrem Mann auf. "Kara hat sich für heute ziemlich hübsch gemacht, nicht?" fühlte sie vorsichtig vor. "Eigentlich sollte sie solche Feste hier besuchen können. Es würde ihr sicher sehr viel Spaß machen."

    Natürlich war Nero trotz ihrer Aufforderung nicht von ihrer Seite gewichen. Corvina musste zugeben, dass es ihr nicht gar so unrecht war, weil sie so wenigstens Gesellschaft hatte und sich nicht irgendeine Senatorengattin als Gesprächspartnerin suchen musste. Dennoch hatte sie ein leicht schlechtes Gewissen, weil sie sicher war, dass ihr Mann es nur ihr zuliebe tat. Manchmal wünschte sie sich, sie könnte diese Feste mehr genießen.

    Während ihr Mann sich mit einem anderen unterhielt, ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Sie war sich ziemlich sicher, Kara gesehen zu haben, aber nur einen Augenblick lang. Corvina hatte gesehen, wie sie sich in Schale geworfen hatte, und sie lächelte einmal vor sich hin, auch wenn es traurig war. Ja, Kara wäre wohl liebend gern wirklich hier und würde alle verrückt machen mit ihrem Charme und ihrer Leichtigkeit. Das Leben war schon sehr ungerecht, was das anging, denn Corvina hätte da liebend gerne mit ihr getauscht, auch wenn das nicht ging.


    Corvina war sich recht sicher, dass ihr Mann nichts bemerkt hatte. Er war da doch manchmal etwas eigen, wenn Kara sich zu sehr in Schale warf. Eigentlich dachte Corvina, dass er da keine Standesdünkel hatte, aber offenbar hatte das auch doch grenzen, die sie nicht hinterfragte oder kritisierte.

    Trotzdem waren ihre Gedanken bei ihrer Freundin, als der andere sich verabschiedete und sie ihren Mann für sich hatte. Sie gingen ein wenig weiter, und Corvina hakte sich bei ihm unter. "Werden wir heute Nacht hier bleiben, oder willst du später nach Hause?" fragte sie, weil sie so genau darüber nicht im Vorfeld gesprochen hatten. Nachts durch die halbe Stadt zu gehen war nicht unbedingt erstrebenswert, auch wenn es tagsüber manchmal kaum besser war.

    Aber die frage beschäftigte Corvina, weil sie dann wohl nur ein Zimmer in Beschlag nehmen würden anstatt zwei, wie sie es zuhause taten. Und sie und Nero hatten schon lange keine Nacht mehr gemeinsam verbracht, da sie ja noch stillte. Auch wenn das schon sehr viel weniger geworden war, seitdem Cnaeus immer mehr tatsächlich zu essen anfing. Er war jetzt schon so groß. Fast kein Baby mehr. Corvina wurde bei den Gedanken ganz schwer ums Herz. Dieses Mal hatte Nero sie nicht gezwungen, mit dem Stillen aufzuhören, was aber dazu geführt hatte, dass sie wirklich lange… wirklich lange schon keine Zärtlichkeiten mehr ausgetauscht hatten. Mitunter war Corvina sich nicht mehr sicher, ob seine Gefühle für sie denn noch diese Natur waren, oder doch eher nur familiär und fürsorglich. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie liebte. Aber ob er sie begehrte, das war etwas ganz anderes.

    Als einen Skalve an ihn herantrat und nach seinem Getränkewunsch fragte orderte er Posca und blickte zu seiner Frau. „Was möchtest du Liebling?“

    Die Menge an Leuten war Corvina eigentlich zu viel. Am liebsten hätte sie sich entschuldigt, um sich irgendwo eine sehr, sehr ruhige Ecke oder besser noch ein verschlossenes Zimmer zu suchen und all dem zu entfliehen. Aber sie wusste natürlich, dass das nicht ging. Sie hatte sich ja auch gefreut, ihre Verwandten wieder zu sehen. Rufio und Graecina und ihren Onkel. Natürlich waren die Kinder nicht da, sondern mit ihren Ammen irgendwo oben und mit etwas Glück am Schlafen. Und ihre Kinder waren auch daheim und schliefen hoffentlich alle drei schon. Corvina vermisste sie schrecklich. Obwohl sie erst seit ein paar Stunden von ihnen getrennt war.

    "Für mich nichts, danke", winkte sie im Moment ab. Sie hatte zum Essen schon etwas getrunken, und wenn sie jetzt noch mehr trinken würde, würde sie nur dauernd zur Latrine müssen, und das wollte sie heute vermeiden. Hier waren so viele Leute und sie hatte eine schüchterne Blase.

    Sie wartete, bis die Sklavin mit den Getränken wieder weg war, ehe sie sich an ihren Mann wandte. "Wenn du möchtest, kannst du dich aber gern unter die Leute mischen. Du musst nicht den ganzen Abend bei mir stehen bleiben." Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Sie wusste, ihrem Mann fielen solche Feste auch schwer, aber deutlich leichter dennoch als ihr. Und Männer kamen mit anderen Männern einfacher ins Gespräch als mit Frauen.

    Corvina fiel in das leichte Lachen mit ein und schüttelte den Kopf. "Nein, keine Sorge, ich nehm es dir nicht übel. Ich weiß, dass ich mit meiner Vorliebe fürs Weben allein auf sehr weiter Flur bin." Im Grunde genommen hatte Corvina noch nicht eine einzige Frau getroffen, die sich wirklich dafür hätte begeistern können. Die meisten fanden die Arbeit doch eher eintönig und langweilig und wollten lieber kurzweiligeres Vergnügen. Von daher hatte Corvina auch nicht ernsthaft damit gerechnet, jetzt jemanden zu finden, der mit ihr stundenlang Wolle kämmen, spinnen, weben und nähen wollte. Auch wenn das das Idealbild einer römischen Dame wohl war.


    Dann aber schien Graecina auch fürs erste zufrieden zu sein. Sie erhob sich, und Abschied lag in der Luft. Natürlich war Corvina etwas traurig, sie hätte ihre Cousine gerne noch länger um sich gehabt, nachdem sie sie so lange nicht gesehen hatte. Aber ein Nachmittag mit Kindern war wahrscheinlich wirklich nicht das, was eine junge Frau als aufregende Zeitgestaltung erachtete.

    "Ich finde es auch sehr schön, dass du jetzt hier bist. Beim nächsten Mal lernst du dann sicher auch meinen Mann kennen. Vielleicht überrede ich ihn doch zu einem kleinen Fest, oder du überredest Onkel Sextus." Ja, das wäre wohl eher nach Graecinas Geschmack, mutmaßte Corvina. Und sie nahm es ihr ja auch überhaupt nicht übel. Insbesondere nicht, wenn Graecina sich einmal nach Männern ein wenig umschauen wollte. Da war es wohl wenig hilfreich, sich im Haus zu verstecken, wo sie nur die eigene Verwandtschaft traf.


    Corvina erhob sich also auch und gab Graecina noch ein Küsschen auf die Wange. "Ich hoffe wirklich, dass wir uns jetzt regelmäßig sehen. Schon allein, damit ich auf dem laufenden bleibe, ob Onkel Sextus dich ärgert."

    Kam so etwas öfter vor? "In diesem Ausmaß und dieser Dreistigkeit nicht, aber… Rom ist gefährlicher als Athen damals. Eine Sklavin meines Mannes wurde vor zwei Jahren auch von einem seiner Gegenspieler im Senat angegriffen, um ihn unter Druck zu setzen." Ja, Corvina erinnerte sich auch noch daran, und auch daran, wie sehr ihr Mann deshalb auch gelitten hatte. Und auch, wenn es alles andere als gerecht war, da Dede nun schon so lange tot war, fühlte sie dennoch eine kleine Eifersucht auf die Sklavin, die ihrem Mann so viel mehr bedeutet hatte, als er bereit gewesen war, einzugestehen.

    "Die meisten werden deinen Status als Patrizierin dahingehend ehren, und der übergroße Rest hat Angst vor Onkel Sextus. Aber du solltest wirklich immer zumindest einen Wächter in greifbarer Nähe haben, der eingreifen kann, sollte doch etwas passieren. Ich weiß, dass man sich daran erst gewöhnen muss. In Griechenland war alles so viel freier und unbeschwerter. Aber die Sklaven von Onkel Sextus sind da auch sehr diskret und rücken einem nicht ganz so schlimm auf die Pelle." Anders als Neros Veteranen, die er Corvina immer mitschickte. Die bemühten sich zwar um Diskretion, aber Corvina wusste immer um ihre Anwesenheit. Und ihr Mann würde wohl auch wahnsinnig werden, wenn sie ohne starken Geleitschutz unterwegs wäre. Einzig Kara schaffte es ab und an mal, auch ohne Horde an Begleitern das Haus zu verlassen, und auch das meistens nur in Begleitung von Flamma.


    Die Frage, was Corvina am liebsten machte, endete mit einem entschuldigenden Blick zu den Kindern. "Nun, ich bin wirklich, wirklich gerne hier und kümmere mich um die Kinder. Oder webe etwas und nähe." Allerdings bezweifelte Corvina, dass Graecina diese sehr häuslichen Interessen wirklich teilen würde.

    "Wenn ich die Stadt besuche, dann meistens die Thermen oder die Gärten, wobei letztere sehr viel ruhiger sind als erstere. In den Thermen wird furchtbar viel getratscht. Was ja auch sehr schön sein kann, aber nach einer Weile schwirrt einem da doch der Kopf."