Dies ist das Officium des Praefectus Vigilum
Er ist der Kommandierende sämtlicher Vigiles der Stadt und führt den Vorsitz vor Gericht bei Brandstiftung
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Er ist der Kommandierende sämtlicher Vigiles der Stadt und führt den Vorsitz vor Gericht bei Brandstiftung
/span>Atticus folgte der Wegbeschreibung. Das letzte Mal, dass er hier war, war schon eine Weile her, aber sowas vergaß man ja trotzdem nicht. Und der Weg war wirklich nicht schwer zu finden. Er begab sich also in die Principia, und wurde direkt durch das Vorzimmer zum Praefectus Vigilum durchgewunken.
Atticus trat also ein und grüßte stramm mit auf die Brust gehämmerter Faust.
“Subpraefectus Pompeius meldet sich zum Dienst!“
Ja, gut, gab es sonst noch was zu sagen? War das zu viel? Zu wenig? Musste er das jetzt jeden Tag so machen? Oh, Götter, Atticus hatte jetzt schon keine Lust mehr. Was war das doch schön, in seiner kleinen Statio am Esquillin, wo er der Ranghöchste gewesen war und tun und lassen konnte, was er wollte, ohne einen Vorgesetzten, der ihm direkt im Nacken saß und etwas von ihm wollte. Aber die schöne zeit war jetzt wohl vorbei.
Der Praefectus Vigilum saß an einem sehr breiten Tisch und blickte seinem neuen Subpraefecten entgegen. So einen jungen Stellvertreter hatte er noch nie gehabt. Wenngleich er überhaupt noch nicht viele Subpraefecti gehabt hatte, aber dieser hier war der höchstgewachsenste und jüngste zugleich.
“Steh bequem, Subpraefectus Pompeius.“ Er wartete, bis der Mann der Aufforderung nachgekommen war und erhob sich dann, um ihn etwas näher zu begutachten.
“Ich habe hier deine Berichte aus deiner Tätigkeit als Tribun bei den Vigiles vorliegen. Du scheinst die Cohors II gut geführt zu haben und Rom ist nicht abgebrannt unter dir. Auch warst du an einigen Einsätzen selbst beteiligt. Ich schätze es, wenn Leute um mich herum sind, die tatsächlich eine Ahnung von den Vigilen haben und nicht nur einen Posten in Rom auf dem Weg nach oben suchen.
Als Subpraefectus obliegt dir die Koordination der einzelnen Cohorten miteinander, die Überwachung der Tribune und die Auswertung ihrer Berichte, ebenso wie die Einteilung der Cohorten am Schrein der Stata Mater. Militär hat erstaunlich viel damit zu tun, Listen zu schreiben.
Hast du irgendwelche Fragen zu deinen Aufgaben?“
Koordination, Überwachung, Berichte. Jippieh. Atticus überlegte sich, ob es wohl als desertieren gelten würde, wenn er jetzt heimlich, still und leise die Kaiserin darum bitten würde, ihn aus dem Dienst zu entlassen. Er hatte eigentlich nicht vor, den Rest seiner Tage hinter einem Schreibtisch zu versauern. Er wollte zwar auch nicht grade unbedingt irgendwo wie der letzte Trottel in die Schlacht reiten, wo er getötet oder gefangen genommen werden konnte. Aber das hieß ja nicht gleich, dass man nur noch in einem Officium hocken und Akten wälzen wollte.
Ob er noch Fragen hatte? Jede Menge.
“Werde ich auch Dienst außerhalb der Castra haben? Und kann ich selbst Männer befördern? Und… kann ich auch Männer versetzen?“
Ob er Pontus mitbringen konnte,f ragte er lieber mal später. Irgendwie schien ihm das im Moment grade nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.
Der Praefectus Vigilum war über die Fragen ein wenig verwundert und zog daher erst einmal leicht die Augenbrauen hoch. Aber gut, dann antwortete er eben darauf.
“Eigentlich gehen nur die Vigiles streife, es besteht also keine Notwendigkeit, die Castra zur Erfüllung deiner Pflichten zu verlassen. Aber du bist hier nicht eingesperrt, Pompeius. Wenn du unbedingt selbst etwas tun willst, kannst du das natürlich, solange es deinen Aufgaben nicht im Wege steht oder diese darunter leiden. Und ja, sofern du den Tribuni in ihre Stationes hineinpfuschen möchtest, kannst du prinzipiell auch Leute befördern oder versetzen. Allerdings solltest du das zunächst mit den entsprechenden Tribunen absprechen.“
Na, vielleicht war es doch nicht ganz so schlimm. Solange er seinen Pflichtteil erledigt bekam, hatte er also freie Hand. Das war schon einmal gut.
“Gut… zwei Fragen hab ich noch. Also zum einen, wo finde ich meinen Dienstplan, damit ich weiß, von wann bis wann ich da sein muss? Und zum anderen… ähm… also, ich hab einen Hund. Und… ähm… ich wollte um Erlaubnis bitten, ihn in die Castra mitzubringen.“
Ansonsten musste er sich für Pontus etwas einfallen lassen. Und es war ein äußerst seltsames Gefühl, sich vorzustellen, von seinem Hund getrennt zu sein. Er war seit neun Jahren nicht von ihm getrennt gewesen.
“Dienstpläne hängen unten an der Anschlagtafel aus. Aber als mein Subpraefectus hast du keinen rollierenden Schichtdienst. Offiziere sind immer im Dienst. Aber wenn du von der hora secunda bis zur hora decima des Tages in der Castra zu finden bist und nicht jede Nacht um die Häuser ziehst, soll es genügen.
Und sofern dein Hund erzogen, stubenrein und leise ist, bring ihn mit. Als Subpraefectus hat man ein paar Privilegien. Aber ich will ihn nicht in meinen Räumlichkeiten sehen.“
Damit waren diese Fragen also auch abgehandelt.
“Dein Officium ist gleich hier zwei Räume weiter. Ebenso steht ein Schlafraum in der Principia bereit, sofern dein Haus oder diene Wohnung nicht in der Nähe liegt. Ich erwarte immer eine ordentliche Abmeldung, wo man dich auffinden kann, wenn du die Castra verlässt.
Du kannst dich mit deiner Arbeit also vertraut machen, Pompeius, und wir sehen uns dann zur regelmäßigen Stabsbesprechung.“
Atticus nickte und war erleichtert. Er musste sich also für Pontus keine Notlösung einfallen lassen. Und er war zwar hier an die Castra gebunden, hatte aber doch relativ viele Freiheiten. Es hätte wirklich schlimmer kommen können.
Der Praefectus Vigilum gab Atticus noch die letzte einweisung, wo er was finden würde, und entließ ihn dann auch schon. Atticus salutierte noch einmal zackig und trat dann auch schon ab. Jetzt musste er erst einmal sein Officium in Besitz nehmen und sich einrichten. Und dann… nunja, würde er mal schauen, wie das hier so lief.