Auf dem Heimweg von einem Fest der besonderen Art

  • Die Sänfte schaukelte durch die kühle Morgenluft, die Vorhänge zugezogen. Vettiena Capita und wie waren gemeinsam zu dem fest gereist, also teilten sie sich auch auf dem Heimweg wieder eine Sänfte. Sie wohnten direkt Hof an Hof, da war es sowieso das einfachste, sich die Sänfte einfach zu teilen, anstatt zwei zu nehmen.


    Axilla lag zufrieden in den Kissen und ließ sich durchschaukeln. Vettiena Capita hingegen sah eher aus wie ein Falke, der darauf lauerte, herabzustoßen. Axilla ließ sie eine ganze Weile einfach schmoren und genoss das sanfte Geschaukel der Sänfte. Erst, als sie den Esquilin schon hinter sich gelassen hatten und langsam zum Viminal wieder aufstiegen, erbrarmte sie sich schließlich, ehe die Freundin noch platzte. “Du darfst mich auch einfach fragen, anstatt zu warten, Capita“, sagte sie verschmitzt.

    “Nun, ich dachte, so unter Freundinnen teilt man vertrauensvoll“, kam es leicht schnippisch zurück

    Axilla lachte. “Oh, ich hab ihn gefragt, Capita, so ist es nicht.“ Gut, es war ein Scherz gewesen, und Caudex hatte schon deshalb einen halben Herzinfarkt erlitten, aber gefragt hatte sie. “Und immerhin konntest du seinen Hintern bewundern.“

    Der Einwand zauberte zwar ein kurzes Grinsen auf Capitas Gesicht, war aber nicht genug, um sie zu besänftigen. “Ja, ich weiß, der Mann hat keine Ahnung! Ein unbeleckter Welpe, der erst noch lernen muss, wie ältere Frauen es schaffen, andauernd mit anderen Männern ins Bett zu gehen und dem eigenen dennoch keinen Grund zur Beschwerde zu lassen...“

    Axilla ließ sie vor sich hingrummeln und spielte ein wenig mit ihrer Maske, die sie jetzt in der Sänfte natürlich abgenommen hatte. Aber es machte Spaß, mit den langen Bändern ein wenig zu spielen.

    “Muss ich dir jetzt aus der Nase ziehen, wie es dazu kam, oder erzählst du es endlich?“, schimpfte Vettiena Capita schließlich, weil Axilla so gar keine Anstalten machte, weiterzureden.


    Axilla lachte und richtete sich leicht auf den Ellbogen auf, um ihre Freundin besser zu sehen. “Na, was soll ich sagen? Im Januar gab es schon einmal ein fest. Du weißt schon, als du krank warst. Und da haben er und ich eben… und offensichtlich hat es ihm sehr gut gefallen. Das mit Flamma war ein Zufall, ich schwöre es. Da wollte er wohl einfach nur den Kreis erweitern und das kleine Vögelchen auch weiter beglücken, ohne mich zu verprellen. Und wie sollte ich bei dem Angebot nein sagen?“

    Ja, es war eine Halbwahrheit. Aber dass Axilla mit dem Tiberier eine Affaire unterhielt, musste nicht einmal Vettiena Capita wissen. Sie durfte ruhig denken, dass das auf die Villa Laronia und ihre Festlichkeiten beschränkt wäre. Sonst kam sie wirklich noch auf dumme Ideen. Außerdem war eine Affaire nur so lange eine Affaire, so lange niemand wirklich davon wusste. Und Axilla hatte nicht vor, kraft der von Vettiena Capita angeschobenen Gerüchteküche zur Geliebten aufzusteigen. Das würde dem Tiberier alles andere als gefallen, dessen Frau düpieren und viel zu viel Aufmerksamkeit generieren. Vor allen Dingen durch ihren Sohn, der davon nun wirklich nichts wissen musste. Aber die Geschehnisse der Villa Laronia waren auch für Vettiena Capita stets nonexistent und kein Thema für Gerüchte.

    Ius Trium Liberorum
    Dominus Factionis (Factio Purpurea)