Liberta
Vor Jahren hatte Marcus Accius Natalis eine Sklavin namens Danaë besessen. Diese starb bei der Geburt eines kleinen Mädchens, das wegen seines hellen strohigen Haars und den Fischaugen zunächst als hässlich galt. Accius Natalis steckte sie, als sie alt genug war, einen Weinkrug anheben zu können, zum Arbeiten in seine Taberna. . Da sie nicht dumm war, hatte man sie lesen und schreiben und auch rechnen gelehrt. Die ganze Ausbildung hätte sich Natalis aber vermutlich gespart, hätte er gewusst, dass das Mädchen sich zu einer Schönheit entwickeln würde: Das Strohhaar wurde zu silberblonden Strähnen und die "Fischaugen" zu großen grauen Augen.
Accius Natalis war noch einer der Umgänglichsten seiner weitverzweigten Sippe, die aus berufsmäßigen Verbrechern und Hexen bestand, und derer vor kurzem der Praetor zwei Mitglieder zum Tode in der Arena verurteilt hatte.
Dennoch sollte Natalis kleine Schankwirtschaft einem Racheakt zum Opfer fallen, wobei man nicht wusste, ob es eine verfeindete Gens oder gar ein anderer Accius selbst gewesen war. Ein Feuer zerstörte die Existenz und nahm das Leben des Accier.
Zu Lebzeiten war er eher unfreundlich zu Helia gewesen. Oft hatte er sie beschimpft und auch zugeschlagen, wenn ihm etwas nicht schnell genug ging. Aber seltsamerweise hatte er sie nun in seinem Testament freigelassen.
Der Familienrat der Accia nahm stark an, nur deswegen, weil er ihnen das Mädchen nicht gönnte.
Das sah dem Alten ähnlich, als letzte Geste seiner Sippschaft noch einmal den Mittelfinger zu zeigen.
Allerdings würde die Helia nicht so leicht davon kommen, sie war als Liberta nun Klientin der Accia und konnte durchaus zu Arbeiten herangezogen werden.
Zwei Neffen des Accius Natalis waren die Erben.
Die beiden Brüder waren in dem Umfeld, in dem sie sich herumtrieben, nur unter den Spitznamen "Satyrus" beziehungsweise "Asotus"* bekannt. Daher konnte man sich denken, welche Art Arbeit ihnen für Helia vorschwebte.
* lat. Satyr und Wüstling
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