ANDRON - ein lauschiges Syndeipnon* zu zweit

  • Die Vorhänge waren zugezogen und mit kostbarem Rosenöl besprüht worden, um Schatten und Duft zu spenden. Weiche Seidenkissen zierten das andron, lagen auf dem Boden und auf den Klinen.

    Während der Speiseraum beim Besuch männlicher Gäste zwar luxuriös, aber auch streng wirkte, wimmelte er nun von Decken, Kissen, Vasen mit prächtigen Blumen, Konfekt und Singvögeln in Käfigen. Zwei hübsche nackte Sklavenknaben trugen Palmwedel in den Händen, um den Gästen Luft zuzufächeln. Noch war es sehr heiß, aber der alte Wohnsitz der Bene Attar war so gebaut, das ein kontinuierlicher Luftstrom zwischen den Räumen erzeugt wurde.


    Waballat bene Attar hatte sich den Bart stutzen und mit Nardenöl salben lassen.Er trug ein safrangelbes Seidengewand und eine prächtige goldene Kette um den Hals. Seine Finger wurden von Ringen geziert.Auch sein Haar war in Locken gelegt und seine Augen waren mit Khol umrandet. Er wirkte elegant, reich und selbstsicher.


    Was ihm Anippe erzählt hatte, freute ihn ungemein.Endlich hatte sich die schöne Nilofer mit jenem Jungen Phraotes, mit dem sie aus Ktesiphon durchgebrannt war, zerstritten. Hatte wohl erkannt, dass der Junge ihr nichts bieten konnte außer Armut und einem Leben auf der Flucht.


    Für Apollodoros war es dagegen ein Leichtes, Nilofer alle Wünsche zu erfüllen. Wollte sie Gold, würde sie es bekommen: Seidene Gewänder, Sklaven, feinste Speisen, kostbare Düfte, all das hatte der Synhodiarchos der Bene Attar mehr als genug zu bieten. Der auletes, der Flötenspieler, begann eine süße Weise, die Sklavenjungen fächelten eifrig Luft und Apollodoros schloss halb die Augen mit Vorfreude, da er Nilofer zu einem intimen Mahl erwartete.


    Sim-Off:

    *gemeinsames Abendessen

  • Anippe hatte ihr Bestes gegeben. Nachdem sie mit mir fertig war und ich mich im Spiegel betrachtete, war ich ein wenig an zu Hause erinnert. Eine Prinzessin im Harem des Großkönigs hätte nicht besser aussehen können. Die Alexandrinerin hatte nicht nur meine Haare zu einer kunstvollen Frisur geflochten, sondern sie hatte mich auch in feinste Seide gekleidet und meine Haut mit süßlich duftendem Balsam gesalbt. Kurze Zeit später hatte mich eine Sklavin zum Speisezimmer des Hauses gebracht, welches auf unglaubliche Weise eine Veränderung erfahren hatte. Purer Luxus hatte Einzug gehalten, wohl nur, um mich zu beeindrucken. Doch all das kannte ich schon zur Genüge. Ich hatte schließlich lange genug in einem goldenen Käfig gelebt. Doch natürlich ließ ich mir nichts anmerken, denn ich war nicht mehr die Prinzessin Shireen, Halbschwester des Shahanshahs, sondern Nilofer, die Tochter eines parthischen Kaufmanns.

    Sichtlich beeindruckt trat ich ein. Sofort fiel mein Blick auf Athenodoros, meinen Gastgeber. Auch er hatte sich etwas verändert. Zwar hatte er nichts an seinem Alter ändern können, doch schien sein Äußeres an Attraktivität gewonnen zu haben. Vor mir saß ein reicher eleganter Mann, der gut und gerne mein Vater hätte sein können. Väterliche Absichten jedoch hegte er wohl sicher nicht.

    "Ich freue mich, dich zu sehen, mein edler Gönner," begrüßte ich ihn und neigte leicht meinen Kopf zum Gruß.

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    Nilofer

  • Athenodoros erhob sich zur Begrüßung. Was er vor sich sah, entzückte ihn über alle Maßen, eine elegante parthische Dame von großer Eleganz. Sie wirkte wie eine Adelige, kaum zu glauben, dass sie nur die unbotmäßige Tochter eines Kaufmanns war. Ein breites Lächeln flog über das Gesicht des Palmyreners:

    "Chairete tausendmal, o Schöne, "sprach er:

    "Ich weiß, dass Kummer dein Herz zerfrisst, denn unter meinem Dach bleibt mir nichts verborgen, was geschieht" - das sollte Nilofer wissen! - :

    "Aber wenn ich bemerken darf, nichts trübt deine Schönheit. Mir ist es, als ob die herrliche Aphrodite selbst mich beehrt. Leg dich zu Tisch, edle Nilofer und greif zu"...mittlerweile waren zwei arabische Sklavenmädchen in kurzen golddurchwirkten Chitons angetreten, Nilofer zu bedienen; ihre ausgesuchte Schönheit sollte den guten Geschmack und den Reichtum des Gastgebers betonen. Sie warteten nur auf einen Wink der Herrin.

    Die Flötenspieler begannen mit einer süßen Weise, den Vögeln im Garten nicht unähnlich.

    "Ich freue mich auch, dass du meiner Einladung gefolgt bist. ", sagte er und dachte: Und noch mehr freue ich mich, dass der mir mittlerweile arg lästig gewordene Phraotes nicht mitgekommen ist:

    "Verzeih, dass ich die letzte Zeit so beschäftigt war, und meine Gastgeberpflichten vernachlässigt habe. Aber ich bekam Nachrichten von innerparthischen Querelen. Doch Politik interessiert ein wunderbares Geschöpf wie dich bestimmt nicht! Ich hatte Anippe befohlen, dass dir kein Wunsch unerfüllt bleiben sollte. Sag mir, meine Liebe, hast du dir was Hübsches gekauft? ",

    Athenodoros hielt nicht viel von weiblichem Verstand. Er war es gewöhnt, eine Frau nur mit Tand behängen zu müssen, damit er bekam, was er wollte.

  • Der Palmyrener erhob sich und begrüßte mich seinerseits. Natürlich hatte ihn bereits die Kunde von unserem Streit erreicht. Wie hätte es auch anders sein können? Denn wie er so schön betonte, entging ihm nichts, was in seinem Haus geschah.

    Er schien sichtlich entzückt, als er mich sah und pries sogleich meine Schönheit. Dabei verglich er mich gar mit Aphrodite selbst. Vielleicht hatte ich doch ein wenig zu sehr aufgetragen. Schließlich war ich für ihn doch nur eine einfache Kaufmannstochter. So sollte es auch unbedingt bleiben!


    Ein scheues Lächeln huschte über mein Antlitz, als ich mich zu Tisch legte. Zwei hübsche Sklavinnen standen für mich bereit, mich zu bedienen, auf dass es mir an nichts mangelte. Zur Untermalung unseres Mahles begann ein Flötenspieler zu spielen. Athenodoros hatte die Zeichen der Zeit erkannt und demonstrierte nun alles, was er mir zu bieten hatte. Doch was war all diese Pracht gegen die Liebe zu meinem Phraotes, der mir das wertvollste aller Geschenke gemacht hatte? So sehr soch der Palmyrener auch anstrengte, er würde niemals einen Platz in meinem Herzen damit erkaufen können! Jedoch durfte er das niemals erfahren. Ich musste also weiter mein Spiel spielen und durfte mir keinen einzigen Patzer erlauben.


    "Ich bin dir so dankbar dafür, dass du mich mit all diesem Luxus überhäufst und mir keinen Wunsch ausschlägst. Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gut machen soll!", entgegnete ich nach seiner Rede. Natürlich wusste ich sehr wohl, welchen Preis er verlangte für all seine Gutmütigkeiten und Geschenke, denn der Palmyrener tat nichts aus reiner Menschenfreundlichkeit!


    "Oh, ich habe mir eine Skavin gefunden! Ein ganz exotisches Geschöpf. Rotes Haar hat sie. Unglücklicherweise beherrscht sie nur die Zunge der Römer." Gewiss hatte Anippe dafür gesorgt, dass die Sklavin Iduna mit allem versorgt wurde, was sie bedurfte. Später, nach dem Syndeipnon würde ich mich noch näher mit ihr beschäftigen.

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    Nilofer

  • "Du hast dir eine Sklavin gekauft? Bist du mit Anippe nicht zufrieden? Soll ich sie auspeitschen lassen?", fragte Athenodoros, während er einen Schluck Wein nahm:

    "Jedenfalls sollst du dir alles gönnen, an was du Freude hast. Rothaarig, so so. Und exotisch. Wo steckt sie denn?"Ein wenig Abwechslung auf dem Lager war kein schlechter Gedanke. Und eigentlich gehörte die Neuerwerbung ja ihm, wenn man genau hinsah, woher das Geld kam? Warum sollte er, Athenodoros, nicht ein wenig von der frischen Frucht kosten dürfen?


    "Wie gesagt, es macht mir Freude, wenn du Freude hast", fuhr Athenodoros fort und kniff einem der Sklavenknaben kräftig in die Hüfte, da dieser ihm mit seinem Wedel ins Gesicht gekommen war. Dem Jungen traten Tränen in die Augen, aber er wedelte weiter:

    "Doch eine Frage habe ich, meine liebe Nilofer, wenn ich dich so nennen darf: Würde es dir denn keine Freude machen, ganz und gar über meine Reichtümer zu gebieten? Findest du denn nicht, dass du von Luxus umgeben sein solltest? "


    Er streckte seine Hand aus und legte sie sanft auf die Nilofers. Eindringlich sah er sie an:

    "Ahnst du nicht, Nilofer, was ich dich hier an diesem besonderen Abend - unserem besonderen Abend - fragen möchte?"

  • "Oh nein, das musst du nicht! Natürlich bin ich mit Anippe vollstens zufrieden!", antwortete ich schnell, denn Athenodoros brauchte nichts über die genauen Vorkommnisse vom Sklavenmarkt zu Wissen. Noch viel weniger von Anippes Geheimnis, welches ja nun auch mein Geheimnis war. "Ich konnte diesen roten Haaren der Sklavin einfach nicht widerstehen! Ich musste sie einfach haben!" Dass mir Iduna einfach nur leid getan hatte, erwähnte ich mit keinem Wort, schließlich wollte ich mir nicht Sentimentalität vorwerfen lassen. Doch ganz gleich, der Palmyrener wollte mir nichts abschlagen, um an sein Ziel zu kommen, was ich schamlos auszunutzen gedachte.

    "Oh, du bist ein so großzügiger und gutmütiger Mann!" lobpreiste ich ihn und ignorierte es, als er einen der Sklavenjungen kniff. Ich machte mir keine falschen Hoffnungen, dass der Bene Attar auf die vielseitige Abwechselung, die seine Haushalt ihm bot, verzichten würde, auch wenn ich ihm vielleicht Hoffnungen auf eine Verbindung machen sollte. (Soweit waren war ja noch lange nicht!) Es war ja schließlich nichts ungewöhnliches, wenn sich ein älterer Mann etwas aus Knaben machte, die zudem ja auch noch unfrei waren.

    Ich nahm indessen einen Schluck meines Getränks. "Anippe hat sich um sie gekümmert und sie hoffentlich soweit hergerichtet, dass mein kleiner Rubin vorzeigbar ist," meinte ich lächelnd, klatschte anschließend in die Hand und wandte mich an eines der Sklavenmädchen. "Geh und hol meine neue Sklavin. Ihr neuer Kyrios möchte sie kennenlernen!" Die Sklavin ließ sich nicht ein zweites Mal bitten und verschwand sofort, um zu Anippe zu eilen.

    Athenodoros nutzte die Wartezeit, um mir weitere Avancen zu machen. Für jede Frau wäre sein Reichtum und seine Macht verführerisch gewesen und jede hätte sich ihm sicher zu Füßen geworfen, damit sie seine Auserwählte werden konnte. Doch ich gehörte nicht zu jenen. Im Gegenteil, ich würde ihn zappeln lassen, denn mein Herz gehörte nur einem!

    "Oh Liebster, ich schätze es sehr in all der Pracht und in dem Luxus zu leben. Nichts läge mir fern, als darüber gebieten zu wollen." Athenodoros legte seine Hand auf meine so dass nun auch wirklich kein Zweifel mehr aufkommen konnte, wozu dieser Abend dienen sollte. Doch ich war grausam. So grausam wie eine Katze, die mit ihrer Beute spielte, bevor sie sie verspeiste. "Bevor ich jedoch die Deine werden kann, gibt es da noch etwas, was unbedingt erledigt werden muss!"

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    Nilofer

  • Athenodoros fand, dass sich Nilofer als Herrin an seiner Seite ausgezeichnet machte. Wie sie die Rothaarige für ihn schmücken und herbringen lassen wollte, DAS zeugte von Klasse.

    Alexandra hatte immer dazu geneigt, ihm Eifersuchtszenen zu machen, was allerdings daran lag, dass er junge Frauen mühelos schwängerte, während sie lange Jahre wie ein vertrockneter Olivenbaum ohne Frucht war.

    Aber die Dame Nilofer war bestimmt nicht vertrocknet, welch stramme Söhne würde sie ihm schenken! Und wie würde er heute die neue Sklavin genießen und dabei an Nilofer denken. Ihr nachtschwarzes Haar, ihre schwellende Weiblichkeit, ihre kohledunklen Augen...

    Doch der Synhodiarches beherrschte sich, obwohl er die parthische Kaufmannstochter am liebsten in die Arme gerissen hätte. Seine Absichten waren ja respektabel. Sie sollte seine zweite Gemahlin werden.

    Auf gewisse Weise war er sogar froh, dass er jenen Phraotes nicht töten lassen musste, denn er war kein grausamer Mann. Vielleicht würde er Phraotes, wenn er zurück kam, die neue exotische Sklavin schenken, damit ihm auch jemand sein Bett wärmte, und er nicht alleine bleiben musste. Nilofer jedoch war nicht für ihn, sie brauchte einen starken und reichen Gemahl.

    "Wenn ich es so sagen darf, dir liegt das Gebieten im Blut, schöne Nilofer", wisperte er:

    "Es gibt Menschen, die zum Herrschen geboren sind. Das sehe ich in dir: Die neue Stammutter der Bene Attar. ",

    und als Nilofer nun eine Forderung stellte, legte Athenodoros mit einer raschen Bewegung eine Hand auf das Haar des Sklavenjungen, der ihm zur Rechten stand, zwang ihn auf die Knie und sprach:

    "Beim Haupte dieses unschuldigen Knaben hier, ich verkünde es vor der ganzen Welt und vor meinen Dienern und Verwandten: Was du auch begehren magst, Dame Nilofer , ich werde es tun.", er starrte Nilofer voller Glut an:

    "Und wenn ich dir den Kopf des römischen Statthalters von Syria bringen soll!", er lachte ein wenig, denn sie waren unter sich, und Witze über die Besatzungsmacht waren gerade äußerst beliebt.

  • Tatsächlich hatte sich die alexandrinische Sklavin Anippe, um die rothaarige Iduna gekümmert. So dass sich Iduna wahrlich nicht alleine vorkam, nachdem sie von der dunkelhaarigen Partherin auf dem Sklavenmarkt gekauft worden war. Und während sich Iduna mit großen Augen umblickte, spürte sie zugleich wie ihr das Herz bis zum Hals pochte. Denn Anippe hatte ihr mitgeteilt, dass ihre neue Domina sie erwartete. Was Iduna unwillkürlich schlucken ließ. War es verwerflich, dass sie nun in Nilofer ihre neue Herrin sah? Was aber, wenn der Iulier tatsächlich nach ihr suchte und sie hier fand? Würde er sein Eigentum zurück fordern? Konnte er dies denn einfach so und wie würde Nilofer reagieren? Diese Gedanken waren jedoch reinste Zukunftsmusik und so verdrängte Iduna jene Gedanken augenblicklich.


    Auch die Gedanken an ihren Gefährten und an ihre Tochter verbarg sie tief in ihrem Herzen, welches sich äußerst schwer in ihrer Brust anfühlte. Würde sie Angus und Aislin jemals wieder sehen? Bei diesem Gedanken spürte Iduna wie ihr die Kehle eng wurde und sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Wenn sie Angus und Aislin doch nur noch ein einziges mal persönlich gegenüberstehen könnte, dann würde dies ihr zerbrochenes Herz alsbald heilen. So jedoch blieben der kleinen Rothaarigen lediglich die Erinnerungen an ihren Gefährten und ihre gemeinsame Tochter. Ehe sich Iduna stärker in ihre düstere Gedankenwelt verstricken konnte, erschien ein Sklavenmädchen und bedeutete Iduna ihr zu folgen.


    Mit großen Augen blickte Iduna dem Sklavenmädchen entgegen und strich sich unwillkürlich über die Tunika, welche Nilofer auf dem Sklavenmarkt gekauft hatte. Der Stoff jener Tunika war wunderschön gearbeitet und umschmeichelte ihre schlanke Figur. Doch dafür hatte Iduna keinen Kopf, als sie dem Sklavenmädchen raschen Schrittes und nackten Fußes folgte. Schließlich erreichte das Sklavenmädchen den Speiseraum und bedeutete Iduna einen Moment zu warten. Und Iduna wartete artig. Schließlich wurde sie von dem Sklavenmädchen an der Hand genommen und in den Speiseraum geführt. Und wieder einmal war Iduna überwältigt, von der Pracht und Herrlichkeit dieses Raumes. Ein Stubbs des Sklavenmädchens und Iduna senkte rasch ihren Kopf. Bevor sie von dem Sklavenmädchen auf die Knie gezogen wurde und sich unwillkürlich ganz klein machte. So kauerte die rothaarige Sklavin vor ihrer neuen Domina und dem fremdartig aussehenden, älteren Herrn.

  • Ich lächelte nur geheimnisvoll, als er meinte, das Herrschen liege mir im Blute. Nun ja, vielleicht hatte mir mein Vater ja mehr vererbt, als ich geglaubt hatte. Doch meine wahre Herkunft durfte dieser Mann niemals erfahren. Zumindest jetzt nicht. Vielleicht irgendwann später, wenn meine Herkunft für mich keine Gefahr mehr bedeutete. Meine Begabung als Schauspielerin jedoch war ausreichend genug, um Athenodoros um den Finger zu wickeln. Der Palmyrener verhielt sich jetzt schon wie ein liebestoller Hahn. Es würde gewiss eine Herausforderung werden, ihn mir lange genug vom Hals zu halten. Ich hoffte nur, Phraotes Plan würde aufgehen. Doch er sollte recht behalten, denn Athenodoros versprach feierlich, mir jeden Wunsch zu erfüllen. Selbst den Kopf des römischen Statthalters in Syria wollte er mir bringen. Doch danach verlangte es mich nicht, obwohl das Angebot sicher sehr verlockend gewesen wäre. Nein, mein Wunsch war wesentlich simpler, wenn auch sehr zeitaufwändig.

    Gerade während ich mein Ansinnen in Worte fasste, trat meine neue Sklavin herein. Doch dem maß ich keinerlei Aufmerksamkeit bei. "Als ich Phraotes gefolgt bin, um von zu Hause auszureißen, habe ich alle meine Verbindungen zu meiner Familie gekappt. Das schmerzt mich sehr, besonders seit Phraotes mich verlassen hat. Jede Nacht bete ich zu Ahura Mazda, dass mein guter Vater mir eines Tages vergeben kann, nach allem, was ich ihm und meiner Mutter angetan habe," begann ich. "Bevor ich deine Frau werden kann, möchte ich mich zuerst unbedingt wieder mit meinem Vater versöhnen! Ohne sein Einverständnis kann ich keine Ehe eingehen. Selbst wenn der Bräutigam der Schahanschah selbst wäre. Ich hoffe, du kannst das verstehen." Meine Stimme hatte dabei etwas schwermütig geklungen, passend dazu schauten ihn kurz meine traurigen Augen an. Doch dann fiel mein Blick endlich auf meine neue Sklavin.Wie hübsch sie war! Das neue Kleid, dass ich für sie gefunden hatte, harmonierte perfekt mit dem Rot ihrer Haare. Die Sklavin, die sie herbei geholt hatte, zeigte ihr, in welcher Haltung sie sich ihrer Kyria nähern sollte. Schließlich kniete sie untertänig vor mir. Instinktiv streckte ich meine Hand nach ihr aus und strich ihr sanft über ihr rotes Haar. Dann legte ich vorsichtig meine Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an, so dass sie mir direkt in die Augen schauen musste. Ich lächelte ihr gütig zu. "Oh sieh nur, dies ist I-dunah, meine neue Sklavin. Sie stammt aus den fernen Nordlanden und diente einst römischen Herren. Unglücklicherweise versteht sie unsere Sprache nicht. Sie spricht nur die Sprache der Römer, was ... nun ja, gewisse Probleme mit sich bringt."

  • Nachdem Athenodoros von Stamm-Müttern geredet hatte, konnte er schlecht etwas dagegen einwenden, wenn Nilofer Familiensinn bewies.

    So sagte er:

    "Oh meine Blume, schreibe an deine Eltern! Am besten lädst du sie ein, gleich zu kommen, so werden sie an unserem Hochzeitstag anwesend sein! Der Mutter, die dich, jasminhäutige Mandelblüte, geboren hast, möchte ich die Hände küssen vor Ehrfurcht und deinem Vater den Bruderkuss geben. Sie sind Kaufleute, und ich bin ein Synhodiarches, unsere Verbindung ist angemessen und wird niemanden Missfallen finden. ", er klatschte in die Hände und ließ den Sklavenknaben aufstehen:

    "Wie heißt du, mein Kind?", fragte er, und als der Junge erwiderte: "Suad, Herr", strahlte Waballat ben Attar Athenodoros, denn dieser Name bedeutete auf Aramäisch "Glück", und er sagte:

    "Heute ist mein Glückstag, und auch der deine: Zur Freude der Stunde, schenke ich dir die Freiheit, Suad. Ab sofort bist du ein freier Knabe, und ich werde dich zu einem Kamelreiter machen, auf dass du mit den Karawanen ziehen und dein Glück machen kannst. Na, wie gefällt dir das?", er machte eine Handbewegung, und der Knabe Suad warf sich auf die Knie, küsste den Boden, rief: "Danke Herr!", und wurde dann entlassen.

    Athenodoros wandte sich nun Nilofer zu , ihre glutvolle Weiblichkeit machte ihn schwindlig:

    "Meine Braut", stöhnte er: "Da nun alles zwischen uns geregelt ist, reich mir deine Lippen, unseren Bund zu besiegeln", schon schloss er die Augen und spitzte die Lippen, da wurde die Sklavin Iduna in das Andron geführt.

    So kauerte die rothaarige Sklavin vor ihrer neuen Domina und dem fremdartig aussehenden, älteren Herrn.

    Da Nilofer einige Erklärungen zu ihrem Neuerwerb abgab, schaute auch Athenodoros die junge Sklavin genauer an. Sie war zierlich und an den richtigen Stellen üppig, so mochte er die Frauen, außerdem blasshäutiger als andere Mädchen, sogar heller als die Griechin Kainis.

    "I-dunah, und sie spricht keine der Sprachen des Ostens", sagte er wohlwollend: "Aber das ist nicht schlimm, das wird sie lernen. Und solange kann sie ihren Herren auch durch anderes erfreuen als durch Worte. Obgleich - ", er schaute wieder Nilofer an:"Ich gestehe, meine Schöne, sobald ich dich das erste Mal erblickte, habe ich kein anderes Weib mehr begehrt. Du hast meine Liebe erweckt.. Viel zu lange war ich schon ohne Gattin, denn Alexandra", er verzog das Gesicht vor Abscheu:

    "Ist mehr Tier als Mensch. Dennoch...", er streckte die Hand aus und berührte Idunas roten Haarschopf:

    "Ob sie tanzen kann? Oder singen?", er gab der einen Sklavin, die sie bediente, ein Zeichen, und das Mädchen machte ein paar Tanzschritte, bewegte die Hüften und deutete dann auf Iduna, dass ihr befohlen war, mitzumachen.

  • Beinahe vollkommen regungslos verharrte Iduna auf dem Boden; dies in der vorgeschriebenen Haltung, die ihr die Sklavin gezeigt hatte. Und dennoch konnte man an dem sachten Beben ihres Körpers erkennen, wie nervös sie doch war. Auch wenn sie diese Regung versuchte zu verbergen. Schließlich wollte sie ihre neue Herrin nicht enttäuschen. Denn von Nilofers Güte hing ihr weiteres Leben, …überleben ab. Und auch die Tatsache, ob sie Angus und Aislin jemals wiedersehen würde. Abermals spürte Iduna wie ihr Herz bei dem Gedanken an ihren Gefährten und ihre Tochter schwer wurde. War sie ihrem Dominus etwa so egal, dass er gar nicht erst nach ihr suchte? Oder hatte Angus ihrem Dominus die Nachricht über ihr verschwinden gar nicht erst übermittelt? Nein. Dies würde Angus niemals tun. Wieso aber dauerte es dann so lange, bis man sie hier in dieser Wüstengegend fand? Unwillkürlich verkrampfte sich Iduna dann doch und biss sich gerade noch auf die Unterlippe. Denn das Schluchzen hatte sich mittlerweile ihre Kehle emporgearbeitet und würde sich jeden Augenblick den Weg über ihre Lippen suchen. Iduna hatte Angst. Sehr starke Angst, was allein der Tatsache geschuldet war, dass sie sich hier in einem ihr vollkommen fremden Land befand und die Sprache nicht verstand. Vielleicht konnte sie sich auch mit ihrer neuen Herrin anfreunden?


    Der volltönenden Stimme des älteren Mannes und der lieblichen Stimme ihrer Herrin lauschte Iduna mit gesenkten Köpfchen und niedergeschlagenen Augen. Die Stimme ihrer Herrin klang so lieblich an Idunas Gehör so dass sie für einen kurzen Augenblick ihre Angst vergaß und ihr Herz auch nicht mehr allzu hart in ihrer Brust pochte. Bis zu dem Moment, als sie die zarte Hand ihrer Herrin spürte, wie sich deren Finger unter ihr Kinn betteten und sich Idunas Kopf unwillkürlich anhob. Und dann begegnete sie auch Nilofers Blick, auch wenn sie ihren Blick am liebsten abgewandt hätte. Schließlich gehörte es sich nicht, dass eine Sklavin den Höhergestellten direkt entgegenblickte. Ihrer Herrin schien dies jedoch wichtig zu sein. Und so atmete Iduna tief durch, bevor sie Nilofers Blick mit einem angstvollen Schimmer in ihren Augen begegnete.


    Die Berührung des Mannes, als dieser ihren roten Schopf berührte, ließ Iduna abermals leicht zusammenzucken. Dann jedoch war es die fremde Sklavin, die sich zu einer imaginären Melodie in den Hüften zu wiegen begann und einladende Handbewegungen in Idunas Richtung vollführte. Und die Rothaarige verstand. Sie würde sich ebenfalls zu dieser imaginären Melodie in den Hüften wiegen. Auch wenn dies in ihrer Heimat eher mit stampfenden Schritten begleitet wurde. Hier jedoch war alles so anders und die kleine Cheruskerin würde sich anpassen müssen, wenn sie überleben wollte. So begann sich Iduna leicht in den Hüften zu wiegen. Wie eine junge Weide, biegsam und schlank. Ebenso wie ein sachter dahinfließender Fluss.


    Ihre Bewegungen wirkten wahrlich noch etwas ungelenk. Dann jedoch war es die Sklavin die nach ihren Händen griff und sich die Cheruskerin ihrer Führung überlassen konnte. So wurden auch Idunas Tanzschritte und ihre Bewegungen etwas sicherer und nicht mehr so hölzern wie noch zu Beginn der Darbietung.

  • Ich empfand Ekel, als der Palmyrener mir eifrig beipfichtete, meinen Eltern zu schreiben, Doch diesen verbarg ich geschickt unter einem Lächeln. Natürlich würde ich niemals einen Brief nach Ktesiphon schicken, denn letztendlich gab es keinen Adressaten dort. Den Brief zu schreiben jedoch würde ich sehr lange hinauszögern. Bestimmt würden mir da die passenden Ausreden einfallen. In diesem Fall konnte ich übelsten Allüren einer Prinzessin aus meinem Inneren zu Tage fördern. "Ich bin so froh, dass du so viel Verständnis dafür aufbringen kannst. Ich weiß, ich habe meine armen Eltern tief verletzt, als ich mein Zuhause verlassen habe. Wenn sie mir mein schändliches Verhalten vergeben haben, werde ich mich mit Freuden auf ein neues Leben an deiner Seite einlassen können, Liebster."

    Ich wusste, solche Versprechungen gefielen ihm. Sie gefielen ihm sogar so gut, dass er aus eine Laune heraus einem seiner Sklavenjungen die Freiheit schenkte - einfach so! Dem Jungen wurde sogar eine solide Ausbildung in Aussicht gestellt, womit er tatsächlich zum Schmied seines eigenen Glückes weden konnte. Ich nickte daraufhin anerkennend. "Dein Großmut kennt keine Grenzen, Liebster!" In gewisser Weise machte mir dieser Mann Angst. Ich hatte gesehen, zu welchen unmenschlichen Maßnahmen er fähig war, was er seiner Frau angetan hatte. Nun erlebte ich ihn ganz anders, als überaus großzügigen Mann. Was würde mir widerahren, wenn ich ihm eines Tages überdrüssig wurde oder wenn er meinen Plan durchschaute? Im Moment jedoch schien er eher danach zu lechzen, mich endlich in sein Schlafgemach zu führen. Schlimmer noch, er hoffte auf einen Kuss! Der Gedanke daran, seine Zunge in meinem Mund zu spüren verursachte mir Übelkeit. Glücklicherweise hatte dann aber meine neue Sklavin seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

    Mir gefiel es nicht, mit welchen gierigen Augen er sie begutachtete. Nicht etwa aus Eifersucht! Nein, es geschah allein um Idunas Willen. Wahrscheinlich empfand sie ähnlich wie ich in Gegenwart dieses alten Widerlings. Doch wie er nun selbst meinte, hatte wohl seit meiner Ankunft keine andere Frau mehr bei ihm gelegen. Von mir aus konnte das auch weiterhin so bleiben.

    "Oh wirklich Liebster? Dann fällt es dir gewiss auch nicht schwer, meine Bitte zu erfüllen." Ich sah ihn erwartungsvoll an und lächelte geheimnisvoll. "Bitte versprich mir, dass du auch weiterhin bis zu unserer Hochzeit in Enthaltung übst und keine andere Frau mehr in dein Bett holst. Das wäre ein wahrhaft großer Liebesbeweis! " Zur gleichen Zeit begann sich die rothaarige Sklavin dann auch zu bewegen und tanzte für ihn. Anfangs vielleicht noch etwas ungelenk. Das Kreisen ihrer Hüften jedoch musste für einen Mann wie ihn schier unwiderstehlich sein!

  • Ihre Bewegungen wirkten wahrlich noch etwas ungelenk. Dann jedoch war es die Sklavin die nach ihren Händen griff und sich die Cheruskerin ihrer Führung überlassen konnte. So wurden auch Idunas Tanzschritte und ihre Bewegungen etwas sicherer und nicht mehr so hölzern wie noch zu Beginn der Darbietung.

    Das Kupferdächlein erschien Athenodoros zu reizend. Erst ungelenk und schüchtern, doch dann ging sie aus sich heraus und bewegte die Hüften wie ein Schilfrohr im Winde. Der Palmyrener meinte darin zu erkennen, wie sie sich bewegte, dass sie keine Jungfrau mehr war. Sie kannte die Lust mit einem Mann.

    Das war umso besser, denn Athenodoros wollte keine Tränen und kein Gejammer auf dem Lager. Was man ihm auch nachsagen konnte, in der Liebe hasste er Gewalt. Das lag aber nicht daran, dass er besonders menschenfreundlich gewesen wäre, sondern an seiner Eitelkeit: Von seinen Gespielinnen erwartete er, dass sie ihn als guten Liebhaber bestätigten.

    Er lächelte, nickte und klatschte, damit Idunah verstand, dass sie ihren Herren mit ihrer Darbietung erfreute.

    Dann winkte er sie zu sich, nahm eine Dattel und fuhr spielerisch über ihre Lippen. Wenn sie danach schnappte, würde er sie zurückziehen, und sie ein wenig necken. Er sprach mit ihr, damit sie sich wie ein nervöses Pferd an den Klang seiner Stimme gewöhnte:

    "Du tanzt schön. Du bist schön, Idunah. Komm, nimm diese Dattel aus der Hand deines Herren. Aus meiner Hand kannst du viel Gutes haben oder viel Schlechtes, und das liegt alleine bei dir.", flüsterte er.




    "Dein Großmut kennt keine Grenzen, Liebster!" In gewisser Weise machte mir dieser Mann Angst. Ich hatte gesehen, zu welchen unmenschlichen Maßnahmen er fähig war, was er seiner Frau angetan hatte. Nun erlebte ich ihn ganz anders, als überaus großzügigen Mann. Was würde mir widerahren, wenn ich ihm eines Tages überdrüssig wurde oder wenn er meinen Plan durchschaute? Im Moment jedoch schien er eher danach zu lechzen, mich endlich in sein Schlafgemach zu führen. Schlimmer noch, er hoffte auf einen Kuss! Der Gedanke daran, seine Zunge in meinem Mund zu spüren verursachte mir Übelkeit. Glücklicherweise hatte dann aber meine neue Sklavin seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

    Mir gefiel es nicht, mit welchen gierigen Augen er sie begutachtete. Nicht etwa aus Eifersucht! Nein, es geschah allein um Idunas Willen. Wahrscheinlich empfand sie ähnlich wie ich in Gegenwart dieses alten Widerlings. Doch wie er nun selbst meinte, hatte wohl seit meiner Ankunft keine andere Frau mehr bei ihm gelegen. Von mir aus konnte das auch weiterhin so bleiben.

    "Oh wirklich Liebster? Dann fällt es dir gewiss auch nicht schwer, meine Bitte zu erfüllen." Ich sah ihn erwartungsvoll an und lächelte geheimnisvoll. "Bitte versprich mir, dass du auch weiterhin bis zu unserer Hochzeit in Enthaltung übst und keine andere Frau mehr in dein Bett holst. Das wäre ein wahrhaft großer Liebesbeweis! " Zur gleichen Zeit begann sich die rothaarige Sklavin dann auch zu bewegen und tanzte für ihn. Anfangs vielleicht noch etwas ungelenk. Das Kreisen ihrer Hüften jedoch musste für einen Mann wie ihn schier unwiderstehlich sein!

    Das er den Sklavenjungen freigelassen hatte, schien wiederum die Dame Nilofer zu erfreuen. Sie stand also auf Großzügigkeit; o Großzügigkeit sollte sie haben, solange sie ihren Gegenwert dafür feilbot, und das war ihre Hand.

    Bester Laune beugte sich Athenodoros zu ihr hin, ergriff ihre Hand und drückte einen weinfeuchten Kuss darauf:

    "Großzügigkeit ist sozusagen mein zweiter Name", sagte er:

    "Sieh dir Idunah an, liebste Braut? Wenn Phraotes zurückkehrt, denke ich daran, sie ihm zu schenken. Sie ist ein fürstliches Geschenk. Und dafür da, dass der arme Phraotes nicht frierend auf seinem einsamen Lager liegt. Die Freundschaft ihrer Lenden soll ihn wärmen, da er dich, o Juwel aus Ktesiphon verloren hat. ",

    seine Lippen umspielten einen Moment lang Nilofers Handgelenk, dann fuhr er fort:

    "Schreib du nur morgen schon deine Einladung an deine Eltern. Ich schicke meinen schnellsten Kamelreiter, da ich doch weiß, dass auch du dich nach unserem gemeinsamen Leben sehnst. Schenk mir einen Sohn, edelste Nilofer, und er soll der alleinige Erbe der Bene Attar sein.Vielleicht ist es sehr gut, dass Alexandros verschwunden ist. ",

    bei ihren nächsten Sätzen jedoch wurden seine Augen groß und er stammelte: "Liebste, meine Liebe reicht hinauf bis zu den Unsterblichen. Und wenn du verlangst, ich solle mein Herz herausreißen und dir zu Füßen legen, keinen Moment würde ich zögern. Doch gar kein Weib auf dem Lager - du meinst doch wirklich gar keines...", er schaute bei sich in südliche Richtung:

    "...nicht einmal Anippe? Meinst du denn nicht, dass das meiner Gesundheit massiv schaden könnte?"

  • Auch wenn sich Iduna zu diesen imaginären Klängen wiegte und die Hände der anderen Sklavin nicht losließ, um sich von ihr leiten zu lassen. So glitt ihr Blick doch immer wieder aus dem Augenwinkel in Richtung ihrer Herrin und dem älteren Herrn an Nilofers Seite. Sie wirkten vertraut und beinahe wie ein Liebespaar. Zumindest hatte Iduna diesen Gedanken, als sie den beiden aus dem Augenwinkel verstohlene Blicke entgegen warf. Doch schließlich war es die anderen Sklavin, die Idunas Aufmerksamkeit wieder auf sich zog, in dem sie die kleine Germanin leicht näher zog, so dass sich Iduna beinahe in deren Arme wiederfand. Bei dieser Annäherung weiteten sich die Augen der Rothaarigen leicht, von der anderen Sklavin erntete Iduna jedoch lediglich ein Lächeln und ließ sie sogleich wieder frei. Tatsächlich wirkte Iduna nun nicht mehr so befangen, sondern etwas befreiter. Auch wenn sie ihre Augen leicht geschlossen hatte, damit niemand ihre Tränen bemerkte und man sich denken konnte, sie würde sich vollends der imaginären Melodie hingeben.


    Als dann nach einigen weiteren Tanzschritten ein klatschen an Idunas Gehör drang, hob die Rothaarige abrupt ihren Kopf an und öffnete ihre Augen, die verräterisch schimmerten. Zumindest hatte sie den Kloß hinunter schlucken können, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte und der die Tränen in ihren Augen regelrecht befeuerte. Weinen würde sie nicht. Zumindest nicht hier vor ihrer Herrin und dem älteren Herrn. Später, wenn sie alleine wäre, dann könnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen und ihre Sehnsucht nach Angus und Aislin in klagende Worte fassen. Doch noch musste sie sich beherrschen und so zauberte sie ein Lächeln auf ihre Lippen und neigte ihr Köpflein gar anmutig auf die linke Seite.


    Gerade in diesem Moment erhaschte sie die Handbewegung des Herrn, so dass sich die Rothaarige augenblicklich in Bewegung setzte. Tänzelnd näherte sie sich den beiden höhergestellten Personen und sank im nächsten Moment auch schon zu Boden. So dass sie vor dem älteren Mann auf dem Boden kauerte und ihren Blick gesenkt hielt. Bis sie den Druck einer Frucht, genauer gesagt einer Dattelfrucht an ihren Lippen spüren konnte und ihre Augen öffnete. Fragend blickte ihm Iduna entgegen, als er die Frucht zurück zog. Was sollte das? Wollte er sie etwa necken? Würde dies ihrer Herrin gefallen, wenn sie sich auf dieses Spielchen einließ? Und so schielte Iduna fragend in Nilofers Richtung, neigte sich dann jedoch leicht näher und versuchte die Dattelfrucht mit ihrem Zünglein einzufangen. Nachdem er doch jetzt schon abgelenkt war und sich mit Nilofer unterhielt. Hatte sie vielleicht eine Chance.

  • Die neue Sklavin entsprach genau Athenodoros Beuteschema. Im Prinzip zählte jede Frau dazu, die ein einigermaßen hübsches Gesicht hatte und mit femininen Kurven ausgestattet war. Es gefiel mir nicht, wie er Idunah mit der Dattel köderte. Nicht dass ich eifersüchtig war. Doch ich wollte einfach nicht, dass er sich an ihr verging und sie dazu zwang, sein Lager zu teilen. Doch meine neue Sklavin besaß so viel Verstand, mir einen Blick zuzuwerfen, um abschätzen zu können, wie ich dazu stand, wenn sie sich auf das Spielchen des Palmyreners einlassen würde. Vielleicht hätte ich ihr ganz deutlich machen sollen, dass ich es nicht guthieß, denn bevor ich ihren Blick richtig erwiedern konnte, neigte sie sich mit ihrem Mund gdefährlich nahe der Frucht zu. Eigentlich wäre es nun noch ein Leichtes gewesen, sich die Dattel mit der Zunge zu schnappen. Hätte Idunah geahnt, was Athenodoros mit ihr vorhatte, wäre ihr Verhalten eventuell ein anderes gewesen. Er wollte Phraotes mit ihr abspeisen, sofern er wieder zurückkam. Dieser Gedanke widerstrebte mir ganz und gar. Phraotes, mein geliebter Phraotes war ganz allein mein!


    "Das ist eine großartige Idee, mein Liebster!" pflichtete ich ihm bei. Hoffentlich würde der Palmyrener niemals dahinter kommen, dass ich nur Theater spielte. Zumindestens so lange, wie ich hier in diesem Haus bleiben musste. Oh, ich sehnte den Tag herbei, dass ich endlich mit Phraotes von hier fort gehen konnte. Idunah und auch Anippe würden wir mitnehmen, um sie freizulassen, sobald wir in Sicherheit waren. Mochte der Allmächtige dafür sorgen, dass dieser Tag in nicht mehr allzu langen Ferne lag!


    Mir wurde fast übel, als Athenodorus meine Hand nahm und sie mit seinen Lippen umspielte. Sobald ich die Gelegenheit hatte, würde ich mir die Hände waschen. Natürlich überspielte ich meinen Ekel mit einem Lächeln. Erst recht als er meinte, ich solle gleich morgen einen Brief nach Ktesiphon losschicken. Doch ich wusste jetzt schon, dass ich morgen unpässlich sein würde, so dass ich den Brief nicht würde schreiben können. "Oh ja, Liebster! Gleich morgen werde ich einen Brief aufsetzen. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich mich bereits nach dir verzehre! Ich sehne den Tag herbei, an dem du deinen Samen in mich pflanzt, damit ich dir viele Söhne schenken kann." Mochte Ahura Mazda mich davor bewahren, dass dies jemals geschah!

    Dass meine Forderung, sich bis zu unserer Hochzeit keiner Frau mehr hinzugeben, hatte ihn doch sehr schwer getroffen. Doch ich wollte mich keinen Fingerbreit von meinem Wusch fortbewegen. Keine Frau bedeutete keine Frau! Auch keine Sklavin! Erst recht nicht Anippe oder gar Idunah! Ich ächelte ihn mitfühlend and und schüttelte dann erbarmungslos den Kopf." Auch wenn Anippe eine Sklavin ist und dir somit verpflichtet ist, ist sie dennoch eine Frau! " Irgendwie genoss ich es, wie er sich für mich verbiegen musste, um sich meiner sicher zu sein.

    "Da ich mich in Geduld üben muss, wäre deine Enthaltung für mich das größte und wertvollste Geschenk, das du mir machen kannst, Geliebter. Und glaube mir, es schadet ganz und gar nicht deiner Gesundheit. Im Gegenteil, du sparst von nun an all deine Manneskraft für mich auf!" Schließlich hauchte ich ihm noch einen Kuss entgegen, der natürlich nicht seine Lippen berührte.

  • Gerade in diesem Moment erhaschte sie die Handbewegung des Herrn, so dass sich die Rothaarige augenblicklich in Bewegung setzte. Tänzelnd näherte sie sich den beiden höhergestellten Personen und sank im nächsten Moment auch schon zu Boden. So dass sie vor dem älteren Mann auf dem Boden kauerte und ihren Blick gesenkt hielt. Bis sie den Druck einer Frucht, genauer gesagt einer Dattelfrucht an ihren Lippen spüren konnte und ihre Augen öffnete. Fragend blickte ihm Iduna entgegen, als er die Frucht zurück zog. Was sollte das? Wollte er sie etwa necken? Würde dies ihrer Herrin gefallen, wenn sie sich auf dieses Spielchen einließ? Und so schielte Iduna fragend in Nilofers Richtung, neigte sich dann jedoch leicht näher und versuchte die Dattelfrucht mit ihrem Zünglein einzufangen. Nachdem er doch jetzt schon abgelenkt war und sich mit Nilofer unterhielt. Hatte sie vielleicht eine Chance.

    Waballat ben Attar Athenodoros war so perplex über Nilofers Wunsch, dass er nun eine ganze Hand voll Datteln nahm, Iduna mit einer Geste bedeutete, ihre weißen Hände zu öffnen und sie hineinrieseln ließ. Ich bin einfach zu großzügig, dachte er:

    "Süß und saftig sind die frischen Datteln wie du, meine kleine neue Kupferfüchsin. Phraotes wird meine Freigiebigkeit loben und vor Wonne jubeln, wenn du erst sein bist..", ein wenig bedauerte er, dass er die verlockende Sklavin heute Nacht nicht in Besitz nehmen würde, aber da er es nicht lassen konnte, seine Ansprüche anzumelden, kniff er ihr zum vorläufgen Abschied kräftig in die Hüfte.


    Sein Gesicht hellte sich wieder auf, als er Nilofers Worte vernahm:

    "Aaaah, die Eifersucht quält dich, meine Blume", sprach er:

    "Das ist gut, Eifersucht ist das Quäntchen Salz in der Leidenschaft, wenn sie nicht zu stark wird, meine ich. Alexandra war immer soo eifersüchtig. Kein Wunder, ich habe ihr Lager gemieden, da sie wie eine karge Weide war. Du jedoch, schönste Nilofer, bist wie eine Oase, auf der Kamele weiden und jede Kamelstute wirft Zwillinge und ihr Fell leuchtet wie Mondschein. Du sollst meine Manneskraft für dich alleine haben. Wie sehne ich die Hochzeitsnacht herbei, meine Blume. Die Mutter aller Nächte. Und du hast Recht, was ist schon ein Sohn, sieben Söhne sollst du mir gebären, stundenlang werde ich dich glücklich machen, meine Dame.
    Gut, so höre: Ich verspreche dir, kein Weib anzurühren, bis zu dem Tage unserer Hochzeit. So sehr liebe ich dich. Ich schwöre es bei der großen Allat, der Göttin von Palmyra. Bist du zufrieden, o grausame Herrin über mein Herz?
    "
    , so sprach er.

    Als Nilofer einen Kuss in seine Richtung hauchte, tat er so, als würde er ihn fangen. Ja, diese wunderschöne Parherin an seiner Seite war es wert, ihr das Geschenk seiner Enthaltsamkeit zu machen. Und allzu lange würde es hoffentlich nicht dauern:

    "Du sollst feinstes Pergament, gewonnen von ungeborenen Lämmern und die beste Tinte haben, Nilofer.", sprach er:

    "Sag es nur Anippe, sie weiß, wo alles im Haus ist."

    Als Athenodoros den Namen seiner Sklavin aussprach, dachte er daran, wie praktisch es zuweilen war, Anippe für eine schnelle Entspannung zwischendurch bei der Hand zu haben. Anippe war so unkompliziert und Eifersucht stand ihr gar nicht zu. Aber nein, er hatte feierlich Enthaltsamkeit gelobt. Keine Anippe, keine Idunah und natürlich keine Nilofer.

    "Ich habe volles Verständnis, wenn du dich jetzt zurückziehen und heute abend schon deinen Brief schreiben möchtest, liebste Nilofer.", drängte der Ben Attar, und verriet damit, dass es ihm nicht darum ging, einen unterhaltsamen Abend in weiblicher Gesellschaft zu verbringen. Es ging ihm darum, die vermeintliche parthische Kaufmannstochter seinem Besitz einzuverleiben. Schon hatte er seine Hand schwer auf sie gelegt.


    Wohlwollend schaute er Iduna an:

    "Geh nun mit deiner Herrin, Mädchen", sagte er bestimmt:

    "Heute nacht wirst du alleine schlafen müssen. Mein Schwur ist mir heilig."

  • "Aahhh," stöhnte ich, als könne ich es nicht mehr erwarten. "Mein Lager wirst du nicht meiden müssen, Geliebter! Wie gerne würde ich hier und jetzt für dich meine Schenkel spreizen, damit du mich mit all deiner Kraft nehmen könntest und ich endlich vor Lust frohlocken könnte. Doch Geliebter, wir müssen uns leider beide noch etwas in Geduld üben. Umso herrlicher wird unsere Vereinigung, wenn sie zur rechten Zeit geschiet." Doch diese Zeit würde hoffentlich niemals über mich hereinbrechen!

    Als er mir dann hoch und heilig schwörte, bis zu unserer Vermählung bei keinem Weibe mehr zu liegen, Sklavinnien eingeschlossen, lächelte ich zufrieden. Idunah und Anippe würden die nächsten Wochen unbehelligt und unangetastet bleiben. Ich hatte meinen Willen durchgesetzt! Also verfügte ich bereits jetzt schon eine gewisse Macht über ihn, die es mir erlaubte, ihn zu lenken, wie es mir gefiel.

    "Ja, ich bin zufrieden, Geliebter! Und ich bin sehr stolz auf dich, wie viele Entbehrungen du auf dich nehemen möchtest, um meinen ach so grausamen Wunsch erfüllen zu können." Um wohl seine Wartezeit doch noch etwas zu verkürzen, schickte er mich nun auf mein Zimmer, damit ich bereits heute Abend noch damit beginnen konnte, ihn aufzusetzen. Ich lächelte, als wäre es für mich die größte Freude, endlich diesen Brief zu schreiben. Doch ja, es war eine Freude für mich - endlich aus seiner Gegenwart befreit zu werden! "Oh ja, mein Angebeteter! Sogleich werde ich damit beginnen! Es darf keine kostbare Zeit, in der wir nicht einander haben dürfen, verschwendet werden!" Er hatte seine schwere Pranke auf meinen Arm gebettet, als gehörte ich ihm bereits. Als ich mich erheben wollte, führte ich meine Lippen zu jener Hand und küsste sie erst sanft. Dann jedoch schob ich kurz meine Zunge hindurch, die die Zweischenräume seiner Finger liebkosten, um ihm einen kleinen Vorgeschmack zu geben, was ihn noch alles erwartete, wenn er ganz über mich verfügen konnte. Glücklicherweise hatten die älteren Frauen und Sklavinnen im Harem uns junge Mädchen nicht in Unwissenheit verharren lassen. Ich wusste bereits genau, wie ich einem Mann den Verstand rauben konnte, wenn ich denn einst bei ihm liegen würde.

    Ich erhob mich schnell, zog meine Hand fort und gab Anippe und Idunah ein Zeichen, damit sie mir auf mein Zimmer folgten.

  • Was für ein Prachtweib, dachte Athenodoros, als er Nilofers Zunge zwischen seinen Fingern spürte und ihm ein wollüstiger Schauer über den Rücken lief. Für seine Begriffe hatte er alles richtig gemacht, sie umgarnt und diesen unsäglichen Phraotes in die Ferne geschickt. Das Nilofer ihre Launen hatte, das war reizvoll, das war neu. Und dass sie einen eigenen Willen hatte und gescheit war, das war richtig - an der Seite des künftigen Oberhauptes der Bene Attar (gut, sein alter Onkel lebte noch, war aber wirklich schon sehr alt) hatte weder ein Dummchen noch eine Sklavenseele Platz.

    "Chairete meine Liebe, bis Morgen früh.", sagte er, als Nilofer und ihre beiden Frauen das Andron verließen.

    Erst als er alleine zurück blieb, fühlte er sich irgendwie betrogen, konnte aber dieses Gefühl nicht so recht festmachen. Er trank eine ganze Menge Wein an diesem Abend.

  • Zwar verstand Iduna den Sinn hinter dieser Geste nicht, jedoch streckte sie unwillkürlich ihre schmalen Hände nach vorne und erhielt im selben Augenblick, sozusagen als Dank, eine handvoll Datteln, die sicher in ihren zur Schale formen Händen landeten. Schließlich kniete die junge Frau noch immer vor den beiden Höhergestellten und konzentrierte sich auf die Datteln in ihren Händen, als würde sie die Früchte einer genaueren Inspektion unterziehen. Zumindest bis zu dem Moment, als die Stimme des älteren Herrn an ihr Gehör drang und Iduna unwillkürlich ihre Ohren spitzte. Zwar verstand sie noch immer nicht was der ältere Mann ihr mit seinen Worten mitteilen wollte, aber seine Worte klangen sanft und nett. So dass sich Idunas Kopf unwillkürlich anhob und sie dem Blick des Herrn begegnete. Bis dieser ihr kräftig in die Hüfte kniff, als sich Iduna erhob, so dass ein leises Geräusch über ihre Lippen entschlüpfte. Diese Berührung hatte schließlich geschmerzt. Anschließend presste die Rothaarige ihre Lippen fest aufeinander und warf Nilofer einen entschuldigenden Blick entgegen.


    Schließlich folgte die kleine Germanin, ihrer neuen Herrin und Anippe aus dem Raum und somit aus der Gegenwart des älteren Herrn.