[BAETICA] Ein Wunsch ändert nichts. Ein Entschluss ändert alles!

  • Scapula genoss im Garten der Villa die wärmenden Sonnenstrahlen der winterlichen Sonne. Vom Meer her wehte heute nur eine leichte Brise. Lange hatte er darüber nachgedacht, was er aus seinem Leben machen sollte. Wäre es nach seiner Mutter gegangen, hätte es auf diese Frage nur eine Antwort gegeben: Bleib hier, geh nicht weg! Wer soll sich denn hier um alles kümmern, jetzt da dein Vater nicht mehr ist?

    Er hatte ja Verständnis für sie, denn seine beiden älteren Brüder hatten beide das Anwesen und die Pflichten, die damit verbunden waren, beizeiten verlassen. Nun hatte all ihre Hoffnung auf ihm gelegen. Aber Scapula hatte seinem Vater auf dem Totenbett versprochen, der Familie viel Ehre zu machen. Wie hätte er besser sein Versprechen umsetzen können, indem er die Stätte seiner Kindheit verließ, um in Rom etwas aus seinem Leben zu machen?

    Gades war ein schönes beschauliches Städtchen, das vom mare atlanticum umspült wurde. Die Sommer waren angenehm, denn vom Meer wehte ständig eine leichte Brise. Auch die Winter waren eher mild und hatten nichts mit den harten Wintern in den Bergen gemein. Sein Vater hatte hier vor vielen Jahren vor den Toren der Stadt ein Landgut gegründet, auf dem hauptsächlich Wein angebaut wurde. Als Kind hatte er es gemocht, hier zu leben. Es gab alles, was in seiner kleinen beschränkten Welt von Nöten gewesen war. Je älter er aber wurde, umso enger wurde ihm die leuchtende Stadt am Meer und das Weingut seines Vaters. Jahr um Jahr erwuchs in ihm ein Wunsch. Der Wunsch, Gades den Rücken zu kehren und nach Höherem zu streben. Scapula wollte den Mittelpunkt der Welt kennenlernen - Rom!


    An jenem sonnigen Winternachmittag wurde aus seinem Wunsch ein Entschluss. Er hatte sich ins Officium seines Vaters begeben, hatte sich von einem Sklaven Schreibzeug bringen lassen und setzte nun einen Brief an seinen Onkel auf.




    Ad

    Sixtus Cornelius Cethegus

    Villa Cornelia

    Roma



    Salve, geschätzter Onkel


    heute möchte ich dir schreiben und dir mitteilen, dass ich mich nun dazu entschlossen habe, Gades endgültig den Rücken zu kehren, um in Rom an meiner Karriere zu feilen. Ich bin nun dazu bereit, den Cursus honorum zu beschreiten, so wie ich es am Sterbebett meines Vaters versprochen hatte.

    Da es das Wetter im Augenblick nicht zulässt, ein Schiff zu besteigen, welches mich an den Säulen des Herakles vorbei ins mare nostrum bringt, werde ich ein Teil meiner Reise zu Lande bestreiten müssen. Wenn alles gut geht und es den Göttern gefällt, werde ich in etwa zwei Monaten Rom erreichen.

    Ich freue mich schon sehr, dich endlich kennenzulernen. Von Mutter soll ich auch liebe Grüße senden!


    Mögen die Unsterblichen ihre schützenden Hände über dich halten!


    Quintus Cornelius Scapula



    Scapula rollte den Brief zusammen und versiegelte ihn mit dem Siegelring seines Vaters. Dann gab er ihn einem Sklaven, der ihn dem cursus publicus übergab.

  • Vorbereitungen wollen getroffen werden.



    Sirius, als des jungen Cornelius Scapulas Leibsklave wusste von dessen Entschluss, in Rom seiner Familie Ehre zu machen. So war es auch nicht verwunderlich das es der Dunkelhaarige war, der seinem Dominus das benötigte Schreibzeug brachte, damit er seine Gedanken zu Pergament bringen konnte. Zumindest vermutete dies der Sklave, denn wieso sonst hätte sein Dominus nach Schreibzeug und Pergament verlangen sollen? Einer der anderen Sklaven brachte die Schriftrolle schließlich zum cursus publicus, damit der Brief seine Reise antreten konnte. Genauso wie es sein Dominus in nicht allzu weit entfernter Zukunft anstrebte. Doch noch war die Reise nach Roma zu gefährlich, denn es könnten auf dem Meer gefährliche Winterstürme toben. Dies mutmaßte der griechische Sklave mit einem kurzen Blick an den Himmel. Denn auch wenn von dort oben eine fahle Wintersonne schien, so wusste Sirius doch, wie grausam die Wetterumschwünge sein konnten.


    Mit diesen Gedanken im Kopf wollte er nun seinen Herrn aufsuchen, um ihn auf die bevorstehende Reise anzusprechen. Denn das er mit dem jungen Cornelier diese Reise antreten würde, stand ja wohl außer Frage. Außer ihm würden wohl noch einige weitere Sklaven mitgenommen werden. Oder hatte sein junger Herr vor, in der Urbs Aeterna angekommen, einen komplett neuen Hausstand zu kaufen? Diese Fragen behielt Sirius jedoch für sich. Nein, er würde seinen jungen Dominus damit nicht behelligen. Stattdessen würde er sich nun an die Aufgabe machen, die Reisetruhen zu säubern, um anschließend die Kleidung seines Dominus, sowie dessen wichtigsten Besitztümer in eben jene Reisetruhen hinein zu legen. Oder wollte der junge Cornelier etwa nackt in der Urbs Aeterna ankommen? Ob sein Herr mit seinem Handlungen einverstanden war, würde Sirius wohl erst später herausfinden. Aber unzufrieden durfte Cornelius Scapula kaum sein. Und so schleppte der Dunkelhaarige die wuchtigen Holztruhen in das cubiculum seines Herrn. Besser gesagt, er schob und zerrte die Truhen über den Boden, bis er das cubiculum des Corneliers erreichte. Die Türe ließ Sirius halb offen, denn wenn sein Herr nach ihm verlangte, würde ihn der Dunkelhaarige auch hören, während er begann die Kleidungsstücke, angefangen bei den Togen und Schuhen, in die Truhe zu räumen.

  • HILAREM DIEM NATALEM CHRISTI

    (ET FAUSTUM ANNUM NOVUM)


    Den Feierlichkeiten zu Ehren Saturns wurden im Hause des Corneliers kaum Beachtung geschenkt. Und das obwohl sich die cornelischen Sklaven über kleine Aufmerksamkeiten von Seiten ihrer Herrschaft freuen würden. Jedoch war kein murren oder klagen zu vernehmen. Die Sklaven nahmen diese Gegebenheit mit stoischer Gelassenheit hin und so wurde nahtlos in den normalen Arbeitsablauf hinüber gewechselt. Auch Sirius begann sich erneut Gedanken über die bevorstehende Reise seines Dominus zu machen. Denn mittlerweile hatte er sämtliche wichtigen Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände seines Herrn in die dafür vorgesehen Truhen geräumt. Diese standen nun verschlossen an einer Seite des cubiculum des jungen Cornelier. Blieb somit abzuwarten was sein Herr für weitere Aufgaben an sein Ohr dringen lassen würde und was noch viel wichtiger war, wann sein Herr den Aufbruch plante. Nach dem Fest des heiligen Sol Invictus? Mit Sicherheit. Obendrein war das Wetter noch immer nicht reisetauglich, wie Sirius mit einem raschen Blick aus dem Fenster feststellte. Der Himmel war von dichten, grauen Wolken bedeckt. Somit würde es nicht lange dauern, bis der Himmel seine Schleusen öffnete und die Erde überflutete. Und dann wäre es selbstmörderisch diese Reise zu beginnen. Dies waren zumindest die Gedanken des dunkelhaarigen Sklaven. Schließlich verließ er das cubiculum seines Dominus und ging den Gang entlang. Seine Schritte führten ihn auf direktem Weg in die culina des cornelischen Haushalts. Sein Herr wünschte sich bestimmt eine leichte Mahlzeit vor dem üppigen Festmahl, welches der Hausherr mit Sicherheit auftischte. Der Köchin schenkte Sirius ein freundliches Lächeln, welches die Köchin erwiederte, auch wenn sie sichtlich gestresst wirkte und sich auch schon den Kochtöpfen widmete.


    “Eine leichte Mahlzeit für den jungen Dominus.“


    Die Köchin nickte und bereitete eben jene kleine Mahlzeit für den jungen Herrn zu. Diese Mahlzeit bestand aus einem Becher verdünnten Weines, einem Bratenaufschnitt, sowie einigen getrockneten Früchten und etwas Brot. Dankend nickte Sirius, als ihm das Tablett in die Hände gedrückt wurde. Mit dem Tablett in den Händen verließ der griechische Sklave die culina und begab sich zurück in das cubiculum seines jungen Dominus. Dort angekommen, stellte Sirius das Tablett auf einem kleinen Tisch ab und richtete die Mahlzeit noch schön aus. Sein Herr sollte sich schließlich an diesen Köstlichkeiten erfreuen und das Auge aß bekanntlich mit. Jetzt musste nur noch der junge Dominus sein cubiculum betreten. Damit Sirius nicht ganz untätig herumstand, verließ er das Zimmer. Einige Zeit verging, in dem das Zimmer verwaist wirkte. Dann jedoch kehrte Sirius zurück, in den Händen hielt er einen kleinen Tannenzweig, sowie ein kleines Tintenfass. Ein Geschenk für seinen Herrn.


    Sein Herr würde wissen von wem dieses Geschenk war und so zog sich Sirius in den Hintergrund zurück und wartete auf das erscheinen des jungen Dominus.

  • Tagelang hatte Scapula sich Karten und Reiseberichte angeschaut und sich mit den verschiedenen Reisemöglichkeiten vertraut gemacht, während sich Sirius an Packen gemacht hatte. Inzwischen standen mehrere Truhen bereit, in die er sein Hab und Gut verstaut hatte. Die Reise mit dem Schiff war zu einer anderen Jahreszeit die schnellste Möglichkeit. Darauf zu warten, bis der Schiffsverkehr wieder aufgenommen wurde, hätte aber Scapulas Vorhaben und Wochen zurückgeworfen. So schien eine Reise Überland sinnvoller zu sein, wenn auch beschwerlicher. Scapula aber war jung und außer Sirius würde er keine weiteren Sklaven mitnehmen. Nun blieb nur noch die Frage, ob er mit einem Reisewagen reisen wollte. Diese Variante bot wenigstens ein bisschen Komfort, dauerte dafür aber auch länger.


    Nachdenklich verließ er schließlich die Bibliothek und kehrte in sein Cubiculum zurück, da er dort seinen Sklaven Sirius erwartete. Der Duft frischen Essen erwartete ihn dort, der ihn daran erinnerte, dass er heute nach dem lentaculum nichts mehr gegessen hatte. Auf Scapulas Gesicht zeichnete sich ein dankbares Lächeln ab. Wie gut, dass er Sirius hatte! Er würde auf ihrer langen Reise dafür sorgen, dass er nicht verhungerte. Er setzte sich und nahm einen Bissen. Jetzt schon wusste er, wie sehr er Milas Kochkünste vermissen würde. Doch wie er die Köchin kannte, würde sie ihn nicht fortlassen, ohne ihn mit ausreichend Proviant zu versorgen.

    Als Scapulas erster Hunger gestillt war, fiel sein Blick auf ein kleines Tintenfass und einen Tannenzweig. Ein Geschenk für ihn? Das musste von Sirius sein! Ein Saturnaliengeschenk von seinem Sklaven. Eigentlich sollte es ja anders sein! Nun wurde ihm bewusst, dass er über seine Vorbereitungen hinaus vergessen hatte, auch ein Geschenk für seinen Sklaven zu besorgen. Wie peinlich!


    "Sirius?!", rief er. Sein Sklave war sicher nicht weit fort. Normalerweise hielt er sich immer in seiner Nähe auf. Er musste unbedingt etwas mit ihm besprechen. Und dann waren da ja auch noch die Saturnalien!

  • Die Truhen und Kisten standen säuberlich aufgereiht an einer Seite des cubiculums. Während sich auf dem Tisch das Tablett befand, auf dem die Köchin eine leichte Mahlzeit für den jungen Herrn gezaubert hatte. Fehlte nur noch der junge Dominus, geisterte es dem Dunkelhaarigen durch den Kopf. Doch so wie er Cornelius Scapula kannte, hielt sich dieser mit Sicherheit noch in der Bibliothek auf, um dort die Karten für die bevorstehende Reise zu studieren. Den Göttern sei gedankt bestand die leichte Mahlzeit aus Speisen, die nicht erkalten konnten oder leicht verderblich waren. So konnte das Tablett auch noch etwas länger auf den jungen Mann warten.


    Und während sich der junge Mann an der leichten Mahlzeit gütlich tat, hielt sich Sirius auf dem Gang vor dem cubiculum seines Herrn auf. Genauer gesagt befand sich Sirius von der Wäschekammer auf dem Rückweg. Die Wäscherin hatte ihm nämlich mitgeteilt, dass sich in der Wäschekammer noch einige Kleidungsstücke des jungen Dominus befanden. Nicht auszudenken wenn Sirius diese Kleidungsstücke vergessen hätte. So betrat der Dunkelhaarige die Wäschekammer und sammelte die nun mehr trockene Kleidung seines jungen Dominus ein. Darunter befanden sich wärmende Socken, sowie ein ebenso wärmender Mantel, der ihn bei Regen und Schnee vortrefflich wärmen würde. Auch wenn Sirius nicht damit rechnete, dass es auf ihrer Reise schneien würde, so wollte er zumindest nicht das sein junger Dominus fror.


    Mit den Kleidungsstücken ging Sirius den Gang entlang und kam schließlich wieder am cubiculum des Dominus an. Für einen kurzen Augenblick lauschte der Grieche ob er von drinnen in Geräusch hören konnte, welches ihm verriet das sich Cornelius Scapula im Inneren befand. Und tatsächlich vernahm Sirius die Stimme seines Herrn und öffnete die Türe. Die Kleidungsstücke hatte er sorgfältig gefaltet und trug diese sicher in den Armen. Rasch trat er durch die Türe und schloss diese hinter sich.


    “Dominus?“


    Konnte man Sirius Stimme vernehmen, als er an seinem jungen Herrn vorüber trat und sich einer der Truhen näherte. In diese legte er nun auch noch die wärmenden Kleidungsstücke hinein und verschloss den Deckel sorgfältig. Dann erst wandte er sich in Richtung des jungen Corneliers. Wobei er seinen Kopf gesenkt hielt und auf weitere Anweisungen wartete.

  • kurze Zeit später, nachdem er Sirius gerufen hatte, war dieser dann auch schon erschienen. Die ganze Zeit war er schon mit den Reisevorbereitungen beschäftigt. Dabei hatte Scapula mit ihm noch gar nicht über die bevorstehende Reise gesprochen. Der junge Cornelia kaute noch an seinem letzten Bissen, als der Sklave sich neben ihm mit gesenktem Blick aufbaute. Bei diesem Anblick fragte sich Scapula, ob sein Sklave und Spielkamerad aus Kindertagen denn der richtige Begleiter für diese Reise war. Im Augenblick sah Sirius eher nach einem unterwürfigen Sklaven aus, der nicht fähig war, für sich selbst entscheiden zu können, wenn dies einmal notwendig wurde. Auf der bevorstehenden Reise jedoch konnte an jeder Ecke eine Gefahr lauern. Wilde Tiere und Banditen, die sich in den Bergen herumtrieben und sie jederzeit behelligen konnten oder aber auch Krankheiten, die sie sich zuziehen konnten.

    "Was ist mit dir, Sirius? Möchtest du lieber hier bleiben?" Er hätte es ihm nicht verdenken können, denn in Gades war das Leben leicht und die Winter kurz. In der Villa gab es alles, was man zum Leben brauchte. Selbst bei der Versorgung der Sklaven herrschte Überfluss. Niemand musste hungern oder dürsten, oder auf einen warmen sauberen Platz zum Schlafen verzichten. Die Reise jedoch konnte dies aber recht schnell ändern. So schaute er nun erwartungsvoll zu seinem Sklaven auf, um dessen Entscheidung zu erfahren.

  • Völlig regungslos verharrte der griechische Sklave an Ort und Stelle. Wobei er dann doch aus dem Augenwinkel in des Corneliers Richtung linste, um herauszufinden wie die Stimmung seines jungen Dominus war. Mit der nachfolgenden Frage hätte Sirius dann jedoch nicht gerechnet und so hob er auch schon ruckartig seinen Kopf an. Wollte ihn der junge Mann etwa hier in Gades belassen und sich alleine auf die Reise in die Urbs Aeterna begeben? Kaum merklich furchte sich Sirius Stirn und ein fragender Ausdruck trat auf sein Gesicht. Ob er seinen Dominus diesbezüglich die Frage stellen sollte, die ihm in diesem Augenblick durch den Kopf geisterte? Bisher konnten sie sich doch auch alles sagen. Wieso sollte es jetzt anders sein?


    “Du würdest dich doch alleine nicht zurechtfinden Dominus.“


    Erwiederte Sirius mit einem gewissen Spott in seinen Worten. Bevor er auch schon ruhig wurde und nachdenklich in Cornelius Scapulas Richtung blickte.


    “Ich bin dein Leibsklave und werde dich begleiten. Wohin du auch immer deine Schritte lenkst.“


    Ohne jedweden Spott waren diese Worte über Sirius Lippen entwichen. Wobei er seinem Freund aus Kindertagen ernst entgegen blickte. Nur seine etwas zu angespannte Körperhaltung zeugte davon, dass er sich doch nicht zu einhundert Prozent sicher war, ob ihn der Cornelier tatsächlich auf diese Reise mitnehmen würde.

  • Scapulas Blick verharrte noch einen Moment musternd auf seinem Sklaven, bis er schließlich grinsend nickte. "Gut! Nichts anderes hatte ich von dir erwartet!" Er liebte den bisweilen trockenen Humor des Anderen. Gemeinsam würden sie die Reise antreten und allen Widrigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen sollten, würden sie zusammen entgegentreten. "Komm her, setz dich!"

    Er schob den leeren Teller weg und rückte mit seinem Stuhl ein wenig zur Seite, damit neben ihm ein weiterer Stuhl Platz fand. Dann griff er zu der Karte, die er sich aus der Bibliothek mitgenommen hatte und breitete sie auf dem Tisch aus.

    "Hier ist Gades!" Er deutete auf einen Punkt an der westlichen Küste Baeticas und fuhr mit seinem Finger dann den Verlauf der Via Augusta nach.

    "Das wird unsere Route sein. Wir folgen der Via Augusta, zunächst entlang des Flusses Baetis. Hispalis, Corduba, Saltigi, Carthago "

    "Nova. Und dann entlang der Küste über Tarraco bis nach Narbo Martius. Dort entscheiden wir dann, ob wir den Rest unserer Reise auf einem Schiff fortsetzen oder weiter auf der Via Domitia und der Via Iulia Augusta bis Massilia." Spätestens in Massilia würden sie dann ein Schiff nach Ostia besteigen. "Wenn Mercurius uns gewogen ist, werden wir etwa einen Monat unterwegs sein. Vielleicht auch ein bisschen mehr. Was denkst du?" Im Winter musste man auf den Straßen mit allem rechnen. Ein Teil der Strecke verlief in Landesinneren. Dort herrschte ein anderes Klima, wie an der Küste. Mit Behinderungen durch Schneefall mussten sie rechnen.

  • Das schweigen zog sich unangenehm in die Länge und die angespannte Körperhaltung des griechischen Sklaven veränderte sich keinen Jota. Erst das grinsende nicken des Dunkelhaarigen ließ Sirius innerlich durchatmen und auch seine angespannte Körperhaltung bröckelte allmählich. Insgeheim hatte der Sklave nämlich nicht damit gerechnet, dass sein Herr diese Reise ohne ihn antreten würde. Jedoch wusste Sirius auch nicht, was dem Cornelier dann in just diesem Augenblick durch den Kopf geisterte. Schließlich konnte es durchaus möglich sein, dass seinem jungen Herrn dann doch einfiel, diese gefahrvolle Reise ohne seinen Leibsklaven anzutreten. War alles bereits vorgekommen. So jedoch atmete Sirius tief durch und ertappte sich dabei, wie ein Lächeln um seine Mundwinkel spielte. Bevor er sich beeilte und an den Tisch heran trat. Denn auf diesem hatte sein Dominus eine Karte ausgebreitet. Neugierig linste Sirius auf die Karte, noch bevor er sich überhaupt nach einem hölzernen Hocker umblicken konnte. Diesen entdeckte Sirius im nächsten Moment und zog diesen Hocker an die Stuhlseite seines Dominus. Dann erst gehorchte der Dunkelhaarige und ließ sich an der Seite seines jungen Dominus nieder.


    Schließlich begann die Erklärung der Reiseroute und Sirius lauschte mit gespitzten Ohren. Sein Blick ruhte auf der Karte und verfolgte den Finger des jungen Römers, der sich zuerst auf ihren momentanen Bestimmungsort Gades setzte. Dann wanderte der Zeigefinger die Via Augusta entlang und Sirius Augen weiteten sich in stummen Erstaunen. Wie hatte sein Herr vor, diese Reise zu gestalten? Zu Pferd? Mit einem Reisewagen? Wohl doch nicht zu Fuß. Früher oder später würden sie ohnehin auf ein Schiff müssen, um den Rest ihrer Reise zu absolvieren. Aber bis es so weit war, würde noch viel Zeit vergehen. Und so neigte sich Sirius Kopf leicht auf die Seite und eine steile Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen.


    “Wie hast du vorgehabt den Beginn der Reise zu gestalten? Zu Pferd oder mit einem Reisewagen? Wenn wir doch erst im Hafen von Ostia eines der Schiffe besteigen werden. Ist diese Schiffspassage schon gebucht?“


    Jetzt blickte Sirius mit einem fragenden Ausdruck auf seinem Gesicht direkt in des Corneliers Richtung.


    “Ich würde mit mehr als einem Monat Reisezeit rechnen.“


    Gab Sirius schließlich zur Antwort.


    “Hast du bereits eine Antwort deiner Verwandtschaft in der Urbs Aeterna erhalten? Wird man uns dort willkommen heißen?“


    Oder würde man in einer Taverne nächtigen müssen?

  • Vor seinem inneren Auge hatte er die lange Reise bereits hinter sich gebracht. Es war ihm aber auch wichtig, zu hören, was Sirius dazu meinte. Vier Augen sahen oft mehr und zwei Köpfe hatten meist noch mehr Ideen, Sirius' Frage hatte ihn schon sehr lange beschäftigt. Die Reise in einem Reisewagen war zweifelsohne die bequemste Art des Reisens, wenn man denn überhaupt von Bequemlichkeit beim Reisen sprechen konnte. Unglücklicherweise war es aber auch die Langsamste! "Mit Pferden wären wir schneller!" warf er ein. "Allerdings ..." Zweifellos würde auch seine Mutter die Entscheidung, den Reisewagen zu nehmen, begrüßen. Scapula blickte zu seinem Sklaven. Es war ihm wichtig, auch in dieser Frage seine Meinung zu hören, um sich dann endgültig entscheiden zu können.

    "Nein, die Schiffspassage ist noch nicht gebucht, da niemand genau sagen kann wann wir tatsächlich Massilia erreichen. Wir werden uns einfach umhören müssen. Mit etwas Glück werden wir nicht zu viel Zeit verlieren." Er hoffte darauf, dass im Hafen von Massilia genügend Handelsschiffe anlegten, die anschließend weiter in Richtung Italia ausliefen. Wenn das Wetter mitspielte, konnten sie nach drei Tagen in Ostia an Land gehen. Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung bis Rom.

    "Du meinst, wir brauchen länger als einen Monat? Was hältst du von einer Wette?" Herausfordernd blickte er zu Sirius. Ob er sich auf eine Wette einlassen wollte? Wenn ja, was würde sein Einsatz sein?


    Sirius letzte Frage verneinte er. "Ich glaube nicht, dass wir auf eine Antwort warten müssen. Mein Brief war lediglich eine Ankündigung, um meine Verwandten auf unsere Ankunft vorzubereiten. Ich zweifle keine Minute daran, dass wir nicht willkommen wären. Cornelius Cethegus ist mein Onkel!" Ihn kannte er zwar nur aus Erzählungen seines Vaters. Doch bald schon würde er ihn endlich kennenlernen.

  • Sein Dominus ließ sich mit seiner Antwort besonders viel Zeit. Offensichtlich hatte ihn die Frage seines Sklaven überrumpelt, denn normalerweise hatte der Cornelier immer eine Antwort parat. Nur in diesem Fall musste er wohl länger nachdenken. Und diese Zeit ließ ihm der Dunkelhaarige, wobei er dann doch neugierig in Cornelius Scapulas Richtung linste. Sein Dominus stimmte ihm also zu, dass die Reise zu Pferd sehr viel schneller von statten ging, als wenn sie mit dem Reisewagen reisten. Dennoch wusste der Grieche, dass es der Mutter seines Dominus missfiel, wenn sie nicht standesgemäß und dies bedeutete in Cornelius Scapulas Fall mit einem Reisewagen, in der Urbs Aeterna ankamen. Den Göttern sei gedankt war der Dunkelhaarige jedoch alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.


    “Deiner Mutter wird es nicht gefallen, sollten wir die Reise nicht standesgemäß antreten.“


    Dabei konnte sich Sirius ein feines schmunzeln nicht gänzlich verkneifen. Welches jedoch nur andeutungsweise in seinen Mundwinkeln hängen blieb. Dann nahm der Dunkelhaarige auch schon eine neutrale Miene ein und ließ seinen Blick auf der Karte ihrer Reise in die Urbs Aeterna ruhen.


    “Das bedeutet wir werden in den nächsten Tagen Gades verlassen?“


    Vergewisserte sich der griechische Sklave noch einmal und blickte seinem Dominus nun doch direkt entgegen.


    Als der Cornelier dann jedoch von einer Wette sprach, furchte sich Sirius Stirn kaum merklich. Was hatte sein Dominus nur vor?


    “Eine Wette klingt gut. Ich nehme nämlich wirklich nicht an, dass wir unter einem Monat in der Urbs Aeterna ankommen. Das Wetter ist in den letzten Tagen äußerst launisch. Und die Stürme bedrohlich.“


    Gab Sirius zur Antwort. Auch wenn er sich noch keinerlei Gedanken um seinen Wetteinsatz gemacht hatte.


    “Über den Wetteinsatz entscheidest du.“


    Spielte der junge Mann den Ball an seinen Dominus zurück.


    “Dann bete zu deinen Göttern dass dein Onkel uns auch wirklich willkommen heißt.“

  • Was hieß hier standesgemäß? Sich in einem Reisewagen über die Landstraße durchrütteln lassen und dies dann auch noch ganze vier bis sechs Wochen? Das war nun wirklich nichts, was erstrebenswert sein konnte. Auch wenn dies meine Mutter in aller höchstem Maße gefallen hätte. "Ach, meiner Mutter gefällt vieles nicht! Ihr gefällt auch nicht, dass ich nach Rom gehen möchte. Aber ich will hier auch nicht versauern!" Auch wenn Gades ein perfekter Ort zum Versauern war. Auch mir stand der Anflug eines Grinsens im Gesicht, denn meine Entscheidung stand nun endgültig fest, "Wir werden die Pferde nehmen! Und ja, in den nächsten Tagen werden wir aufbrechen. Sorge dafür, dass wir wirklich nur das Allernötigste mitnehmen." Ich sah zu den bereits gepackten Truhen und mir graute es bereits davor, all diesen Ballast unterbringen zu müssen. Sirius musste sich den Truhen nochmals annehmen. Nur das Wichtigste daraus sollte mit auf unsere Reise. Alles andere war ersetzbar und konnte bei Bedarf gekauft werden. Oder noch besser, ich konnte Mutter darum bitten, mir das Gepäck nachzuschicken.


    Wie mir schien, war Sirius nicht ganz abgeneigt, was die Wette betraf. Es stimmte, was er sagte. Das Wetter konnte zu dieser Jahreszeit sehr launisch sein. Aber gerade darin lag doch der Reiz des Wettens. Auch als es um seinen Wetteinsatz ging, versuchte er mir auszuweichen. Manchmal konnte er schon sehr anstrengend sein, mein Sklave. Besonders dann, wenn er mir mir aller Deutlichkeit zeigen wollte, welche Plätze er und ich innehatten. "Ach komm schon, Sirius! Sag schon, was ist dein Wetteinsatz? Was wirst du tun, oder auch nicht tun, wenn du gewinnst oder verlierst?" Ich hätte ja schon ein paar Ideen parat gehabt, jedoch wollte ich die Antwort aus dem Mund von Sirius hören. "Also wenn ich verlieren sollte, mein Lieber, dann werden wir, sobald wir Rom erreicht haben, das beste Lupanar der Stadt besuchen. Dann lassen wir uns beide so richtig verwöhnen! Na, was meinst du dazu?"

  • Na hoppla. Sprach da sein Dominus etwa in einem leicht abfälligen Ton über seine werte Mutter? Bei diesem Gedanken huschte ein feines schmunzeln über Sirius Gesicht. Welches jedoch im nächsten Augenblick auch schon verschwand. Schließlich wollte er sich unter keinen Umständen über die Mutter seines Dominus lustig machen.


    “Die Urbs Aeterna ist lärmend und aufwühlend, wie eine stürmische See. Nicht so Gades. Dieses Fleckchen Erde ist beschaulich und ruhig. Aber ich verstehe das du, als junger, aufstrebender Römer in die Hauptstadt möchtest. Dort sprudelt schließlich das Leben.“


    Antwortete der griechische Sklave auf die Worte seines Dominus. Und ließ seinen Blick, ebenso wie der Cornelier, in Richtung der bereits gepackten Truhen gleiten. Hm. Dies bedeutete für ihn, dass er diese Truhen also wieder entpacken würde.


    “Nur das aller notwendigste, was man auf einem Pferderücken transportieren kann.“


    Nickte der Dunkelhaarige und ging gedanklich bereits die notwendigen Kleidungsstücke und übrigen Utensilien durch. Der Rest würde dann wohl mit dem Reisewagen nachgeschickt werden, oder?


    “Den Rest wirst du nachschicken lassen?“


    Formulierte der junge Mann seine Gedanken in einem Satz und blickte seinem Dominus direkt entgegen.


    Schließlich kam sein Dominus auf die Wette zu sprechen und auch Sirius gefiel dieser Gedanke. Denn sonst würde er nicht so grinsen, wie er es in diesem Augenblick tat, nicht wahr? Und wer wusste schon, wer zum Schluß als Sieger vom Platz ging. Sirius würde zumindest nicht verlieren. Der Wetteinsatz seines Dominus ließ das Grinsen auf Sirius Lippen wahrlich breiter werden.


    “Ein Lupanar? Hat es mein Herr so dringend nötig? Aber gut, wie du wünscht. Sollte ich verlieren, werde ich mich auf die Rostra stellen und Ovid’s Metamorphoses zitieren.“


    Tatsächlich eine Bestrafung für Sirius, der mit Gedichten noch nie etwas anfangen konnte.


    Ohne weiter auf seinen Dominus zu achten, begann Sirius auch schon die wichtigsten Kleidungsstücke aus den Reisetruhen zu nehmen, um diese aufzustapeln. Später würde er daraus bequeme Reisebündel schnüren. Dies würde wohl auch seinem Dominus gefallen, oder?

  • Tja, so waren eben Mütter! Am liebsten hätten sie ihre Söhne nicht hergeben. Doch kehrten sie mit viel Ruhm und Ehre zu ihnen zurück, waren sie stolz auf sie. Scapula wollte das auch, und erhatte genaue Vorstellungen davon, was er dafür tun musste. Daran konnte ihn auch seine Mutter nicht hindern.

    Mit Sirius war er nun einig geworden. Sie würden die Pferde nehmen und dann von Raststation zu Raststation reiten. Dort konnten sie sich erholen und notfalls die Pferde austauschen. Sein übriges Gepäck ließ er dann einfach nachschicken. Das war sicher die vernünftigste Entscheidung. "Ja, den Rest lasse ich nachschicken." Also war Sirius´ Mühe nicht ganz vergebens gewesen.


    Wie er vermutet hatte, war sein Sklave von seinem Wetteinsatz begeistert. Er wusste, was er von seinem Sklaven verlangte. Die Reise nach Rom würde kein Spaziergang werden. Sie kostete Kraft und war gefährlich. Wenn dann am Ende ihrer Reise ein solcher Preis sie erwartete, waren diese Strapazen doch erstrebenswert!

    Sirius konterte dann mit einem Auftritt auf der Rostra, von wo aus er die Bürger Roms mit Ovid´s Metamorphosen beglücken wollte." Eine sehr gute Idee! Dann vergiss nur nicht deinen Text! du wirst ihn brauchen," antwortete ich grinsend, denn ich wusste, wie schwer er sich damit tat. Wir hatten als Jungen den gleichen Magister gehabt, der uns regelmäßig damit gefoltert hatte.


    Sirius nahm sich dann noch einmal mein Gepäck vor und sortierte die wichtigen von dem unwichtigen Kleidungsstücken, so dass am Ende nur noch ein kleines Bündel übrig blieb, was ich auf der Reise mitführen würde.


    ~~~~~~

    Drei Tage und eine letzte große Diskussion mit seiner Mutter später, bestiegen Scapula und sein Sklave die beiden bereitgestellten Pferde und verließen das Anwesen seiner Familie und somit auch Gades, den Ort seiner Kindheit.

    Ein neuer Abschnitt in seinem Leben begann nun.