[Forum Esquilinum] Schrein der Dea Annona

  • Saturninus war mit zweien von den ihm zugeteilten Apparitoren der Cura Annonae zwei Staatssklaven und den Sklaven der furischen Familia zum Schrein der Annona gekommen, um ihr das Opfer zu bringen, welches ihm der Pontifex Aurelius Rufio geraten hatte. Bei sich hatte er einen kalathos, einen Opferkorb, der mit einem sauberen Tuch, einem Stück Weihrauch, einem Krug Olivenöl, und einem kunstvoll aus Getreideähren und Früchten geflochtener Kranz bestückt war.


    Vor dem Schrein zog der Römer seine Schuhe aus und wusch sich die Hände, und er bedeckte mit seiner Toga sein Haupt.

    Vor dem Bild der Dea Annona streute er ein Bröckchen Weihrauch in die steinerne Vertiefung am Schrein, brachte es zum Glimmen, so dass ein langer dünner Rauchfaden senkrecht in den Winterhimmel stieg, hob beide Arme und sprach:

    "Pater Ianus, ich flehe dich an, mir die Tür zu öffnen. Ich, Ritter des Reiches Furius, bin gekommen, der Dea Annona zu opfern."

    Er legte dann das Tuch auf den Altar, darauf den Kranz und dazu stellte er den kleinen tönernen Krug mit oleum.


    Wieder hob er beide Hände und betete mit lauter Stimme:


    "O göttliche Annona, komm mit gnädigem Geist und reicher Fülle für das Volk von Roma, zu meinem Gebet geneigt. Ich bringe dir meine Gaben, um dich zu ehren.
    Diejenigen, die mir Böses wollten, hast du abgewehrt. Die mir Gutes wollen, hast du meinen Weg kreuzen lassen. Bitte leite mich weiterhin, damit ich der Patria und der Bürgerschaft mit allen Kräften dienen kann.
    "


    Saturninus nahm die Hände hinunter, nahm den Korb und ging rechts ab. Diejenigen, die das Opfer begleitet hatten, folgten ihm.

    So hatten sie hoffentlich durch Gebet und unblutiges Opfer die Dea Annona, deren kleine Bronzeplastiken auf solch wundersame Weise in die Basilica Iulia zurückgekehrt waren - der Dieb hatte von plötzlicher Reue ergriffen, einem Sklaven des Furius die Gestohlenen ausgehändigt - versöhnt.

  • Dea Annona hatte keinen eigenen Tempel der Verehrung, denn mehr als eine Entität war sie die Personifikation des lebensspendenden Jahresertrag der Feldfrüchte und der Versorgung des römischen Volkes. Daher stand sie Ceres nahe, der Göttin des Ackerbaus, aber auch Mercurius, der die Wege beschützte und auch Fortuna, die Fülle und Reichtum verhieß und ebenso wie Dea Annona als Attribut ein Füllhorn mit sich führte, und die göttliche Fortuna war es, die sich nun diesem Opfer zuneigte.

    "Procurator Annonae, ich nehme dein Opfer an und gewähre dir deinen Wunsch, sofern du deine Dienstpflichten getreu erfüllst. Es soll regnen zur rechten Zeit und die Sonne soll scheinen, wenn es nötig ist. Die Ernte soll gut sein. Die Schiffe werden ankommen, und nur wenige werden im Sturm verloren gehen. Das Volk von Roma soll keinen Hunger leiden im nächsten Jahr.

    Aber die Häfen solltest du einmal inspizieren im nächsten Frühling und auf Dienstreise gehen, Furius, denn wenn die Menschen die Dinge schleifen lassen, sind auch einer Göttin die Hände gebunden."