... sie zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden - oder: Die Jagd beginnt!

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    Bahram Chobin, Kommandant der Palastwache, hatte noch am gleichen Tag, an dem er Jabel ben Attar Al Batra verhört hatte, eine Liste mit Namen erstellt. Namen der Männer, die ihn nach Palmyra begleiten sollten, um die geflohene Prinzessin Shireen und den Verräter Phraotes Surena festzusetzen und die beiden zurück nach Ktesiphon bringen. Damit sie dort ihre gerechte Strafe erhielten. Der Kommandant war vom Shahanshah höchstpersönlich beauftragt worden. Daher hatte er nur seine allerbesten Männer ausgewählt. Gute Kämpfer, die treu zu ihrem Herrscher standen und Männer, die des Griechischen und des Aramäischen mächtig waren. Schließlich sollten sie sich ja in der Fremde verständigen können. Doch der wichtigste Kriterium seiner Auswahl war ihre Widerstandskraft und Disziplin. Sie würden selbst unter der Folter nichts über ihren Auftrag verraten.


    Am nächsten Morgen trafen sich dann zehn Männer der Palastwache, die ihre Rüstung abgelegt hatten und wie gewöhnliche Karawanenreiter aussahen. Jedoch waren sie bestens mit Waffen ausgestattet. Wie Barham es am Tag zuvor versprochen hatte, wurde auch Jabel, der Karawanenführer der Bene Attar aus dem Kerker entlassen, damit er Bahrams Männer mit seiner Karawane nach Palmyra bringen konnte. Getarnt als Händler, die über die Seidenstraße ins Römische Imperium kamen, um dort Handel zu treiben. So würden sie kein Aufsehen erregen und auch keinen diplomatischen Zwischenfall heraufbeschwören.


    "Jabel ben Attar Al Batra, nun wirst du Gelegenheit haben, deine Verfehlungen gegen den Shahanshah wieder gutzumachen! Bring uns sicher nach Palmyra und du hast von uns nichts mehr zu befürchten!" sprach Bahram, als zwei Wachen den Karawanenführer aus seiner Zelle geführt hatten.

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  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Je länger Jabel in der Zwickmühle steckte, desto mehr seiner Meinung nach gerechtfertigter Zorn empfand er. Mehr auf Nilofer als auf Phraotes, denn es war die Prinzessin, dachte er schaudernd, gewesen, die ihn mit einem Brief zu einer erfundenen Adresse in Ktesiphon geschickt hatte. Nur um Haaresbreite war er einem Tod unter fürchterlichen Martern entkommen. Und nicht mal das Entkommen war gewiss, diese Parther waren so wankelmütig wie der Steppenwind ihrer Heimat.

    Daher war er so dankbar über die unerwartete Gnade, dass er die Hände des Bahram Chobin küsste und ihm unter Anrufen der großen Göttin Allat versprach, dass sie die Gesuchte gewiss als Braut im Hause seines Onkels finden würden. Die Geschenke, die er mitgebracht hatte, überreichte er ihm nun offiziell für das Staatsvermögen des Partherreiches. Diesmal war es kein Bestechungsversuch. Es hätte Aufmerksamkeit erregt, wäre er mit den Geschenken, die doch für die Brauteltern gedacht gewesen waren, zurückgekehrt. Überhaupt die Brauteltern, die fielen ihm wieder ein:

    "Darf ich einen Rat geben, o edler Kommandant der Stadtwache?. Wir streuen das Gerücht aus, dass der Kaufmann Pakūr Meherzad und seine Gemahlin mit ihrem Gefolge nach Palmyra zur Vermählung ihrer einzigen Tochter reisen. Du o Schwert des Hauses der Weisheit, gibst dich als jener Kaufmann aus. Den Jüngsten und Hübschesten deiner Wache stecken wir in Frauengewänder, mag er hinter Schleiern die Mutter spielen. Auf diese Weise wird niemand Verdacht schöpfen, bis wir vor dem Tor der Prostas Bene Attar stehen. "

  • In Bahrams Augen war der Karawanenführer immer noch ein Speichellecker, wie er im Buche stand. Unglücklicherweise brauchte er ihn noch, um der Prinzessin und ihrem Buhler habhaft zu werden. Jedoch würde er keine Minute zögern, ihn von seinem erbärmlichen Leben zu befreien, sollte er auch nur eine Dummheit begehen.

    Dass er ihm nun die Hände küsste und ihm all seine Waren als Geschenk für das parthische Reich überreichte, änderte nichts an seinem Standpunkt, was ihn betraf. Jedoch war Jabels Idee von den Brauteltern nicht schlecht, wie Bahram zugeben musste.

    Er nickte nachdenklich und ging im Gedanken seine Männer durch, die er für seine Mission auserkoren hatte und geeignet waren, um als Frau durchzugehen."In der Tat, deine Idee ist nicht schlecht! "

    Schließlich fiel seine Wahl auf einen jungen Mann, dessen Gesicht recht feminin wirkte, sobald er sich seinen Bar abrasiert hatte. "Du! Keyhan! Geh und rasiere dir deinen Bart ab und kleide dich in Frauenkleider!" Wie man sich denken konnte, war der junge Soldat nicht gerade begeistert von dieser Anweisung. Doch er wagte es nicht, gegen das Wort des Kommandanten aufzubeheren, sondern fügte sich und kam nach einer Weile wieder zurück, gekleidet in die Tracht der parthischen Frauen. Seine Kameraden schmunzelten, als sie ihn sahen. Jedoch wagen sie nicht, in der Gegenwart Bahrans sich über Keyhan lustig zu machen.

    "Gut! Dann lasst uns aufbrechen!" sprach Bahram, woraufhin seine Männer ihre Kamele bestiegen. Die beginnenden Rufe der Kamele, als diese sich erhoben war nun das untrügliche Zeichen, dass es nun losging!

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  • Durch die Wüste bis zu den Toren Palmyras

    Etliche Tage waren vergangen, in denen Bahram und seine Männer an der Seite Jabels gen Palmyra geritten waren. Dabei hatten sie nur die allernötigsten Pausen eingelegt. Wenn es nach dem Kommandanten gegangen wäre, wären sie auch nachts geritten. Doch das hätten die Tiere nicht lange mitgemacht. Sie brauchten ihre Ruhephasen. Er aber war von dem Gedanken beseelt, so schnell wie möglich in Palmyra anzukommen und Prinzessin Shireen und ihren Buhlen festzusetzen und beide in Ketten gelegt, zurück nach Ktesiphon zu bringen. Damit die beiden dort ihrer gerechten Strafe entgegensehen konnten.

    Eines musste er dem Kameltreiber lassen, er kannte sich in der Wüste aus, wie in seiner eigenen Tasche. Ohne Umwege nehmen zu müssen, hatte Jabel sie, früher als gedacht, über die Seidenstraße bis nach Palmyra gebracht. Am Horizont konnte man sie schon deutlich erkennen, die Mauern der Königin der Wüste - Palmyra!

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  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Jabel hatte sich fügen müssen, um sein eigenes Leben zu retten: Er führte die parthischen Agenten in das Haus seines Onkels, der sich durch seine Liebe zu Nilofer, die in Wahrheit eine parthische Prinzessin war, in allerhöchste Gefahr gebracht hatte. Er brachte ihn den Tod ins Haus. Aber er konnte es nicht ändern, Bahram hatte ihn in seiner Gewalt .


    >>> Der Tod setzt...