Am letzten Tag der Parentalia standen die Feralia an. Natürlich hatte Axilla während der Parentalia ausgiebig ihrer Ahnen gedacht und auch am Familiengrab der Iunier ein reichhaltiges Mahl abgehalten. Es war ein wenig traurig, fand sie, denn sie war die letzte, die dazu hier her kam. Ihr Vetter war irgendwo in Syria und schrieb seit Monaten nicht mehr. Titus hatte abgelehnt mit dem Hinweis darauf, dass er Pompeier sei und kein Iunier, und Cossus war in Alexandria und genoss dort die Freiheiten eines jungen Menschen, der zum ersten Mal die große Welt entdeckte.
Und so hatte Axilla eben alle Sklaven des Hauses eingeladen, hier ausgiebigst und schmackhaft und reichhaltig zu speisen, wie es einem Haus wie dem ihren angemessen war. Sie waren immerhin auch Teil der Familie. Einige ihrer Vorgänger lagen ebenfalls mit im iunischen Grab. So auch Leander, an dessen Grabinschrift Axilla länger stehen blieb, ihm einen Becher Wein und süßes Gebäck und eingelegte Früchte hinstellte, ehe sie sich den Lebenden wieder zugewandt hatte. Ja, sie würde jedes Jahr Leanders gedenken.
Jetzt an den Feralia aber war der Fokus auf den Wegkreuzungen, um den Laren zu gedenken. Wie die übrigen Nachbarn auch ging Axilla hinaus auf die Straße zu dem kleinen Schrein an der Kreuzung zu schmücken. Hierfür hatte sie einige der früh blühenden Blumen des Gartens selbst gepflückt und teilweise zu Kränzen geflochten. Andere Nachbarn steuerten teure Bänder oder Lampen bei. Am Ende war der Schrein von allen Seiten geschmückt und behangen.
Auf großen Tonscherben kamen nun auch die Opfergaben für die Laren und Manen: Wein, Öl, Honig, Milch, Salz, auch etwas Wasser. Alles, um die Geister der Verstorbenen mit dem nötigsten für ihre Reise in den Westen zu versorgen, alles, um ihren rastlosen Geistern etwas Ruhe zu geben.