[Ehemaliges Handelshaus Furia ] Zu Gast bei Gorgonus

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    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Gorgonus


    Sie liefen zu Fuß zum Hafen zurück, dort lag das ehemalige Handelshaus Furia, welches mittlerweile einem gewissen Seppienus gehörte. Tiberios alter Mitsklave Gorgus war nun Vilicus, das hieß Verwalter des Gebäudes.

    Alle nannten den Mann nur Gorgonus, nach der Medusa, deren hässlicher Anblick Menschen versteinerte. Gorgonus war wirklich anerkannt hässlich, aber als er Tiberios und Quintus erblickte, strahlte er vor Freude, und umarmte den Griechen, das es krachte:
    „Salve Tibi, schön dich zu sehen. Und wer ist dein Kumpel?“, er richtete ein Auge auf ihn.
    "Salve Gorgonus" , Gorgus kannte seinen Spitznamen und fand ihn selbst lustig: "Auch schön, dich zu treffen. Wir wollen eigentlich bei dir heute Nacht unterschlüpfen, wenn es geht. Und es kann sein, dass wir mitten in der Nacht wieder aufbrechen."
    „Klar macht nur, mein Herr hat nichts dagegen, er kennt deinen früheren Herren ja noch. Kriegst dein altes Zimmer."
    Die anderen Sklaven waren alles neue Gesichter, keiner von denen, die früher mit ihm Seidenballen sortiert hatten, war noch hier.
    "Danke dir". Tiberios kramte aus seinem Beutel einige Sesterze: "Besorg uns bitte für alle Backwerk und Wein, und ein paar Knochen für die Hunde."
    Gorgonus grinste, nickte und zeigte seine Zahnstummel.


    Das alte Zimmer war ein Cubiculum direkt neben dem Eingang. Ein losgelöster Mauerstein spendete von ganz oben etwas graues Licht. Eine Strohmatratze lag auf dem Boden, und etwas dumpf roch es, doch Gorgonus brachte eine saubere gewebte Decke. Viel Platz war nicht, aber die anderen Sklaven schliefen, wo es sich gerade ergab im Lager, und das Cubiculum, das eine eigene Tür hatte, war Luxus. Auch Tiberios war gerührt als er den Raum sah:
    "Das war das erste eigene Zimmer, das ich in meinem Leben hatte," sagte er: "Ein wenig eng ist es, und es gibt nur eine Matratze, aber wenn wir zusammenrücken, geht es. Also nachdem ich keinen Erfolg hatte, sollten wir uns überlegen, wie du in die Villa von diesem Galerius reinkommst. Dir ist bekannt, wie wohlhabende Leute ihr Geld aufbewahren?"
    Quintus hauste in einem geheimen Unterschlupf, den Dominus Aulus und die Veteranen jedoch leider zerstört hatten, in der Subura, und er war ein Dieb, es war also nicht gesagt, dass er große Erfahrung als Tresorknacker hatte.

  • Sim-Off:

    Du weißt, dass ich deine Bilderlinks nicht sehen kann? xD


    Lächelnd war Quintus seinem Freund zu seinem alten Zuhause gefolgt, wo nun ein alter Bekannter das Sagen hatte. Tiberios hatte ihm ja bereits angekündigt, wie es laufen würde und der Dieb hielt sich diskret leicht hinter Tiberios' Seite, der die Begrüßungen übernahm. Freundlich nickte er ihrem Gastgeber namens Gorgus zu, ehe er dem Griechen amüsiert den Ellbogen in die Seite stieß:

    "Tibi?"

    Er würde ihn jetzt sowas von so nennen.


    Auch Quintus bedankte sich höflich bei dem Exemplar ausgesuchter Hässlichkeit und folgte hinein in das Kabuff, das bei Tiberios sentimentale Gefühle auslöste. Als jemand, der immer von der Hand in den Mund gelebt hatte, konnte Quintus dieses Gefühl der Heimatverbundenheit nicht ganz nachvollziehen. Jemand wie er war nirgends zuhause und konnte sich auch nirgends sicher fühlen.

    Von den trüben Gedanken abgelenkt, war er dankbar für das Nachfragen des Griechen, der natürlich mit dieser Welt nicht das Geringste zu tun hatte. Seufzend ließ sich der Dieb auf der Matratze nieder und dachte nach.

    "Na sag mal, hältst du mich für einen Anfänger?", wollte er mit gespielter Empörung wissen, lenkte jedoch nickend ein. "Zu wissen, wo das Geld ist, ist leider nur der halbe Gewinn. Der Grobian wird den Tresor bewachen. Ich kann ihn sicherlich knacken, aber nicht, wenn der Ianitor dort herumspukt. Vielleicht kann man ihn ablenken. Aber bis ich dazu komme, muss ich mir ansehen, welche Route ich ins Innere nehme. Du wirst es nicht glauben, aber ein Einbruch ist schwere Arbeit und benötigt viel Vorbereitung. Es ist nicht jedes Haus so lausig bewacht wie die Cura Annonae. Ich werde mich also nach einer kleinen Stärkung wieder auf den Weg machen. Heute Nacht muss es klappen."

  • Sim-Off:

    Ich hoffe, jetzt gibt es Ton und Bild


    "Tibi? Äh ja, ich war erst achtzehn, als ich den Posten bekam."., gab Tiberios zu: "Und ich sah jünger aus." Er errötete etwas,und auch er setzte sich auf die Strohmatratze:

    "Ja, die Arca wird bestimmt bewacht. Und sie sind ganz verschieden verschlossen. Einige mit Ketten und Schlüsseln. Aber andere haben ganz raffinierte Mechanismen zum Öffnen. Man kann sie beispielsweise an eine Klepshydra, eine Wasseruhr, anschließen, und dann kommt es darauf an, wie viel Wasser im Behälter ist, und das Wasser löst einen Hebel.... nun gut, Technikkram. Die Villa selbst kenne ich nicht. Sie wird ähnlich sein wie jede römische Villa: Von der Haustür eine Achse längs durch, so dass man von einem Ende zum anderen schauen kann. Aber der Dominus Decurio Galerius ist ein Protz. Hast du gesehen, dass das Haus eine Kuppel hat als wäre es ein Tempel oder ein Mausoleum? Ganz oben in der Kuppel befindet sich normalerweise eine Öffnung, da würde ein schmaler Mann schon durchpassen. Doch er befände sich dann am höchsten Punkt vermutlich über dem Atrium, und wenn er ausrutscht, landet er im Impluvium, nur dass das Wasser nicht tief ist und den Aufprall nicht mildert", Tiberios schauderte es, er wollte nicht, dass sich Quintus zu Tode stürzte:

    "Ich glaube dir durchaus, dass die Vorbereitung eines Einbruchs schwierig ist, auch wenn ich von Arbeit in diesem Zusammenhang nicht wirklich sprechen will. "

    Es klopfte und Gorgonus streckte einen Beutel Brot, einen Weinkrug und eine Schale Datteln hinein, dann grinste er, zwinkerte mit dem heilen Auge und schloss die Porta wieder.

    "Danke!", rief Tiberios ihm nach und zu Quintus: "Weißt du schon, was du alles brauchst? Hier im Handelshaus liegt eine Menge Zeug herum, was du dir borgen kannst.",

    er legte sich zurück, verschränkte die Arme hinter den Kopf und sah ernst aus. Es gefiel ihm nicht, nichts tun zu können und nur zu warten. Und für Quintus war es wirklich gefährlich.

  • Quintus konnte sich nicht helfen. Er fand es irgendwie rührend, dass sich "Tibi" so um ihn sorgte. Lächelnd setzte er sich neben ihn und nahm sich von dem Brot.

    "Mach dir keine Sorgen. Ist nicht meine erste Villa. Aber ich will nicht lügen, dieser Ianitor sieht gemein aus. Wenn der mich in die Mangel nimmt, wirst du mich gut verarzten müssen."

    Schmunzelnd hielt er dem Sklaven das übrige Brot hin und amüsierte sich über Gorgons Zwinkern. Wieso dachte jeder, dass...? Ach, egal.

    "Mein Werkzeug habe ich hier. Ansonsten nehme ich noch ein Seil. Das sollte reichen. Ich werde durch ein Fenster einsteigen. Das macht den Weg leider länger, aber andererseits muss ich mich nicht von der Kuppel abseilen. Und wenn ich wieder da bin, wartet hier besser ein sehr guter Wein auf mich, mit dem wir beide richtig gut feiern können."

    Er stieß mit der Faust gegen Tiberios' Brust.

    "Hey, alles klar?"

  • "Ich habe den Grobian gesehen. Teras heißt er, ho teras, das Monster. Er ist aggressiv, denn er hat mich schon am Kragen gepackt, obwohl wir nur geredet haben. Vermutlich ist er der besondere Liebling seines Herren, sonst dürfte er sich nicht so viel rausnehmen. " Es gehörte zu den Geheimnissen der menschlichen Seele, dass manchem Römer solche Geschöpfe die liebsten waren:


    "Ach und denke daran, dass es mehr als viertausend Sesterze nicht sein sollen, selbst wenn sie vor dir liegen. Du bist sozusagen der Inkassodienst und nicht auf Beutezug. Ich werde auf dich warten. Und ja, den Wein bereit halten, auch warmes Mulsum, wenn du dich danach aufwärmen willst.", er sah immer noch besorgt aus, und als Quintus ihn spielerisch gegen die Brust stieß und fragte: Alles klar?, sagte er: "Nein, leider nicht. Lass dich nicht erwischen! Möge Fortuna mit Dir sein!"

    Seile und mehr gab es, welcher Art die Werkzeuge von Quintus waren, fragte er lieber nicht. Er würde warten, doch er würde keine ruhige Stunde haben, bis der junge Dieb wieder heil und an einem Stück zurück wäre.

  • Der junge Suburaner kämpfte glatt ein wenig gegen die Rührung an, als er die Besorgnis in der Stimme Tiberios' vernahm. Dabei kannten sie sich noch gar nicht so lange. Dass der Gedanke an sein Ableben Tiberios so quälte, erwärmte das Herz des Diebes dann doch sehr. Andererseits hing ja auch für ihn eine Menge davon ab, dass diese Mission erfolgreich verlief. Vielleicht fürchtete Tiberios ja auch nur die Strafe? Der Gedanke versetzte ihm dann doch einen kleinen Stich, ganz als habe Tiberios selbst ihm dies so gesagt.

    "Ich komme unversehrt zurück, keine Sorge", sagte er. "Auf deine Schläge musst du noch warten. Und du wirst die Schulden auch nicht selbst begleichen müssen. Auch, wenn ich es schade finde, dem Aas nicht gleich die ganze Arca leerzuräumen."

    Er winkte TIberios zum Abschied und gab sich Mühe, so überzeugt auszusehen wie immer. Damit machte er sich auf, schulterte das Seil und verließ das erste eigene Zimmer seines neuen Bekannten.


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    "Tibs! Tibs!!", raunte Quintus, überhaupt nicht leise, als er in das Zimmer gepoltert kam. Er war so guter Laune, dass er die bitteren Gedanken von vor ein paar Stunden völlig verdrängt hatte. "Ich hab es! Tibs, ich hab die Sesterzen. Und noch mehr! Verdammt, dein Dominus schuldet uns was, das sag ich dir. Götter, ich hab das Zeug! Juhuu!"

    Er warf sich auf den Sklaven und rollte sich lachend auf dem Boden neben ihm nach diesem ÜBerfall. Das Buch und den Beutel mit dem Geld ließ er neben sich plumpsen.

    "Ich fühle mich so lebendig! Übrigens, das kommt uns beide teuer zu stehen."

  • Tiberios hatte nicht geschlafen. Doch nun als Quintus hereingestürmt kam, so voller Leben, so überaus schwungvoll und hinreißend, war auch er von übersteigerter Wachheit, und er fiel dem Freund um den Hals und ließ sich von ihm zu Boden reißen: "Du bist noch am Leben! Du bist Teras und seinem Herren Galerius entkommen!", rief er überglücklich aus. In dem Krug, den Gorgonus zuletzt geholt hatte, gab es noch warmes mulsum, dessen aromatischer Geruch nun die kleine Kammer füllte, als Tiberios den Deckel hob. Er schenkte Quintus und sich einen Becher ein:

    "Auf Dich, Quintus, auf Dich", sagte er: "Aber bitte trink und dann erzähl mir, was geschehen ist und was du erbeutet hast.",

    er setzte sich auf das Lager und wies neben sich: "Und in allen Einzelheiten!", er musste ihn immer wieder anschauen, so froh war er.

  • Quintus, der lachend sich neben Tiberios auf dem Lager rollte, nahm den Becher mit Würzwein an und trank diesen in drei schnellen und tiefen Schlucken fast leer.

    „Auf uns, mein Freund. Auf uns!“

    Ja, Quintus ließ sich die Lobpreisungen gern gefallen. Tiberios‘ Bewunderung fühlte sich gut an, denn sie gab Quintus Bestätigung. Nichtsdestotrotz, es war eine Menge Glück im Spiel gewesen. Hätten die Götter nicht so auf ihn geschaut, dann wäre diese Sache ganz anders ausgegangen. Ja, er war ein Meisterdieb, aber Wunder wirken konnte er nicht.

    „Ich habe den erfragten Betrag und zudem ein Buch mit all den schmutzigen Informationen, die Galerius so zusammengetragen hat. Aber wir beide müssen dafür einen Preis zahlen.“


    Während er ordentlich dem Wein zusprach, erzählte Quintus von der Änderung des Plans und dass ihm Galerius‘ Stieftochter zu Hilfe gekommen war, dank derer er schließlich das Buch und das Geld bekommen hatte.

    „Sie besucht nächste Woche eine Freundin in Rom und erwartet uns beide, ihnen dort als Gesellschafter einen schönen Tag zu machen“, grinste Quintus und schmunzelte. „Die hat dich nämlich gesehen, als du dich gegen Teras gestellt hast. Tja, bei dir wird es an deinem hübschen Gesicht liegen und bei mir an diesem unwiderstehlichen Lächeln… und dem ganzen Rest.“

    Schon ein wenig angewummelt legte er dem Sklaven einen Arm um die Schulter und legte ihm zufrieden einen Arm um die Schulter – er wurde recht anhänglich, wenn er trank – und schnurrte:

    „Ach, Tiberios, liebster Grieche mit Beleidigungen wie Gedichte und Flüchen wie Wein, dessen Zunge selbst Homer vor Neid erröten ließe. Dies. War. Ein guter. Tag. Nun… solange wir noch Wein haben.“

  • "Ein Mädchen hat dir geholfen, so wie Ariadne dem Theseus oder Medea Iason? Das ist ja wie aus einer Heldensage.", sagte Tiberios vergnügt und hob den Becher:

    "Auf dich, der du schlau wie Odysseus bist und Rhampsitinos gleichst, dem Meisterdieb aus Aegypten ", er zog Quintus an sich:

    "Dann wollen wir nächste Woche dafür sorgen, dass du nicht wortbrüchig wirst und die Mädchen zufrieden sind. Ich hoffe, sie sind hübsch.", sein Blick glitt über seinen Freund, der sich ganz sorglos an ihn gelehnt hatte, und der in all seiner Freude so voller Leben und Schwung war, dass Iuppiter selbst ihn auf den Olympus entführt hätte wie damals Ganymed, hätte er ihn gerade so gesehen:

    "Wein haben wir, bester und liebster Quintus, und auch ein wenig zu essen", seine Hand streichelte Quintus Nacken und spielte mit seinem Haar:

    "Lass uns feiern, bevor wir betrachten, was du mitgebracht hast und darüber beraten.", er streichelte Quintus Wange, und in seinen Augen stand eine einzige Frage.

  • "Also, die die ich gesehen habe, war ganz ansehnlich", grinste Quintus breit und kicherte bei Tiberios' blumigen Vergleichen, die ihn immer wie eine der alten griechischen Persönlichkeiten darzustellen versuchten. Nun, man konnte nicht behaupten, dass sie dem angeberischen Dieb nicht schmeichelten.


    Noch immer war nicht gänzlich klar, ob Quintus Tiberios' Anziehung zu ihm bisher nicht bemerkt hatte - oder schlicht ignoriert. Er war dem immer ausgewichen, vielleicht, weil er sich eher dem anderen Geschlecht angezogen fühlte und Tiberios nicht hatte verletzen wollen. Vielleicht, weil er sich nicht sicher gewesen war, ob sie sich überhaupt wiedersehen würden. Für ehrliche Gefühle war er sowieso viel zu unreif und dämlich genug, es wirklich nicht zu bemerken, nun, das auch.


    Doch jetzt war es anders. Der Triumph, die Nähe, Tibs' aufrichtiges Interesse und nicht zuletzt der Wein machten es jetzt sogar Quintus klar, wohin dies alles führte. Und er fand keine Muße, das abzulehnen. Ein wenig verwirrt und benebelt hob er den Kopf von der Schulter und lehnte sich an den Älteren an, dem er in die Augen sah.

    "Feiern. Feiern is' gut", murmelte er leise und erlaubte sich, Tiberios' Hand auf seiner Wange zu genießen. Langsam bewegte sein Kopf sich vorwärts und mit einem leisen Seufzen schloss er die Augen.

  • Tiberios fühlte das warme Gewicht des Jünglings gegen seine Schulter, und wie er sich seiner spielerischen Berührung hingab. Als er seufzte und die Augen schloss, küsste der Furiersklave ihn sanft. Seine Hand streichelte dabei seine Schultern, fuhr seinen Rücken hinab, und er bat ihn leise:

    "Zieh deine Tunika aus. Lass mich dich ansehen."

    Seine grauen Augen waren dunkel vor Verlangen.
    Für ihn waren Männer und Frauen gleichermaßen erotisch anziehend, aber bisher hatte er nur beim eigenen Geschlecht auch jene geistige funkelnde Anziehung, erlebt, welches für ihn der Inbegriff eines Geliebten war. Für so jemanden würde er alles tun und alles wagen. Das es vielleicht nicht andauern würde, weil nichts auf der Erde dauerhaft oder verlässlich war, das war das Los der Sterblichen. Doch so lange Liebe dauerte, war sie licht wie eine Sternschnuppe in tiefster Nacht. Sie war Schönheit und Heiterkeit, und weshalb sollte man sich an diesem Geschenk des Eros, der göttlichen Aphrodite Sohn, nicht erfreuen?

  • Ach, das war so seltsam. Schön, aber seltsam. Warum er sich in Tiberios' Armen so geborgen fühlte, konnte er, gerade jetzt mit seinem wolkigen Kopf, einfach nicht sagen. Es war das erste Mal, dass ihn jemand wirklich zu sehen schien und als er in die Augen des Mannes blickte, sah er mehr als nur Verlangen und Lust, jedenfalls glaubte er es. Es war einfach, eine Nacht voller Leidenschaft miteinander zu teilen und dann getrennte Wege zu gehen. Aber das hier schien ein wenig anders. Und Quintus war sich nicht sicher, ob es schlecht war.

    Der Kuss war von einer Zartheit, die er nicht gewohnt war, begleitet von Wärme und zarter Zuneigung und er bedauerte es, als es aufhörte. Mit klopfendem Herzen hörte er Tiberios' erste Bitte an ihn (wenn man von "Bitte rede so nicht über meinen Dominus, wäwäwä!" absah), auch wenn sie sich eher anhörte wie eine Forderung - was Quintus einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Er zögerte auch gar nicht, sondern zog sich das ganze Ding eiligst über den Kopf und warf die Tunika von ihrem Lager. Das fahle Licht beleuchtete seinen nackten Körper. Er war nicht zum ersten Mal nackt im Angesicht eines Mannes, wohl aber stellte sich ihm zum ersten Mal die Frage, ob er diesem Manne wohl gefiel. Tiberios bot sich vielleicht kein guter Ausblick, doch im wenig vorhandenen Licht mochte sich zumindest ein Eindruck entwickeln von Muskeln, die das Laufen und die Anstrengung gewohnt waren, von jugendlicher Kraft erfüllt. Quintus' Brust hob und senkte sich schwer, denn er sehnte sich nach den fremden Lippen zurück, während er sich an den Älteren schmiegte und sein Urteil abwartete.

  • Quintus war ein junger Mann mit wohldefinierten Muskeln, dessen Körper durch das harte Leben in den Gassen der Subura gezeichnet sein mochte. Aber im Unterschied zu anderen Jungs aus der Gosse hatte er sich etwas Unverbrauchtes bewahren können. Auf Tiberios wirkte Quintus wie die Frische des erwachenden Morgens, ein angebeteter ephebos, der ideale Jüngling, der in so vielen griechischen Statuen verewigt worden war.

    Doch Quintus war im Hier und im Jetzt, ganz nahe, und seine Wärme strahlte wie eine Sonne.

    "Wie schön Du bist, wie ein junger Apollon", sprach Tiberios mit ehrlicher Bewunderung und blickte den Freund von oben bis unten an.

    Auch er streifte seine Tunika ab. Seine eigene Schönheit war weicher als die von Quintus, androgyner; nicht umsonst war er in seiner Jugend manchmal in Mädchenkleider gesteckt worden.
    Tiberios konnte nicht widerstehen, seine Lippen auf die Stelle von Quintus Schlüsselbein zu legen, unter der das Blut pulsierte und den Herzschlag des jungen Römers zu spüren. Seine feinfühligen Schreiberhände fuhren die Muskelstränge auf dem hellen Leib entlang. Quintus war schön; auf eine überraschend unverdorbene Weise; nicht kokett, sondern selbstverständlich.

  • Die Nacht, dieses Geschenk der Tyche, war vorbei; die rosenfingrige Eos berührte die grauen Ziegeldächer von Portus Ostiensis, und die Sonne ging über dem Wasser auf. Draußen vor der windschiefen Tür klapperte Gorgonus mit Geschirr. Trotz seines fürchterlichen Aussehens war er gutmütig; und aus Gutmütigkeit stellte er jetzt den beiden jungen Männern eine Schale Puls hin; der durchdringende Geruch nach Garum drang unter dem Türspalt durch, und Tiberios schüttelte sich etwas. Er hatte sich an die römische Vorliebe für Soße aus vergorenen Fischen nie gewöhnen können.


    Jetzt aber schaute er das Buch an, das Quintus mitgebracht hatte und runzelte die Stirn: "Das sind Abrechnungen, und einige betreffen Reparaturarbeiten an Hafengebäuden. Da dürfte Dominus Aulus die Gegenstücke aus der Cura Annona haben. Mal sehen, was er damit anfängt. Gut, dass du es mitgebracht hast. Und...", Tiberios umarmte Quintus überschwenglich:

    "Ich danke dir auch für das Geld. Ich wollte ungern vor allen Angestellten der Werkstatt geschlagen werden. Jetzt wird sich mein Herr hoffentlich zufrieden geben. Wir fahren ja heute zurück"

    Er sagte das, als ob er über das Wetter spräche. Das er lieber in Ostia geblieben wäre, um den Tag mit Quintus zu verbringen, das sprach er nicht laut aus; nicht einmal sich selbst gegenüber gab er das zu.

  • Quintus seufzte unwillig. Frühstück hin oder her, er wollte schlafen. Er war es nicht gewöhnt, morgens wo sein zu müssen und konnte pennen wie er wollte. Er kannte ja schlaflose Nächte, aber dann wollte er wenigstens am Morgen schlafen. Zusammengerollt und angekuschelt an seine derzeitige Bettpartnerin - oder in diesem Fall, Partner -, brummte etwas Unverständliches und rollte sich dann aus dem Lager, um das Essen hereinzuholen.


    Während Tiberios, ganz der Verwaltungsangestellte, nun durch die Aufzeichnungen ihres Ziels wühlte und dabei allerlei spannende Dinge entdeckte, tat sich Quintus am Puls gütlich und sah ihm dabei zu.

    „Dein Herr hat keinen Grund, sich zu beschweren“, sagte Quintus, der selbst nicht ganz überzeugt war. „Eigentlich sollte er dich sogar belohnen, du bringst ihm schließlich das Geld, um das man ihn betrügen wollte.“

    Er streichelte über Tibs‘ Oberschenkel.

    „Hey. Es wird alles gutgehen. Wirst sehen.“

    Es hing auch eine Menge für ihn selbst davon ab…


    Sie packten ihre Sachen zusammen und verabschiedeten sich von Gorgonus, den Quintus als hervorragenden Gastgeber in guter Erinnerung behalten würde. Gemeinsam brachen sie auf, um ein Schiff zurück in die Hauptstadt zu nehmen.

    „Weißt du“, sagte Quintus, als sie am Hafen ankamen, „es war ja doch ganz nett, mal rauszukommen aus der Stadt. Das macht fast Lust aufs Reisen, wenn auch nur ein bisschen.“

    Nein, im Grunde war er froh darum, dort zu sein, wo er sich auskannte.

    „Lass uns das mal wiederholen. Wenn du mal wieder Geldeintreiber spielst.“ Er zwinkerte dem Älteren zu.

  • Tiberios zwang sich, ein paar Löffel zu essen, wie gesagt, Gorgonus hatte es gut gemeint mit dem Garum. Der Mann wartete auch auf sie, als sie aus dem Cubiculum traten. Sie verabschiedeten sich herzlich und begannen dann die Tagesreise nach Roma; in ihrem Bündel allerlei Illegales. Der Grieche hoffte nur, dass die Tochter des Bestohlenen wirklich dicht hielt und sich vom Vater nicht erweichen ließ, ihm die Wahrheit zu gestehen. Doch niemand verfolgte sie, bis sie wieder durch die Porta Ostiensis in die Urbs zurückkehrten und die Casa Furia erreichten.