In den frühen Morgenstunden war ich wieder in Begleitung einiger meiner Sklaven in die Villa Claudia zurückgekehrt. Die Villa, die einst mein Zuhause gewesen war, wirkte still und verlassen, seitdem Tante Marcella gestorben war. Nach ihrem tod hatte man einige Sklaven verkauft oder auf diverse Landsitze der Familie geschickt, wo sie gebraucht wurden. Lediglich einige wenige Sklaven, darunter Typhon, der Maiordomus, Solon der Ianitor und Salome die alte Köchin waren in Rom geblieben.
Der vorangegangene Tag hatte hoffnungsvoll begonnen. Die Sklaven hatten die Nachricht schnell auch in mein Cubiculum getragen: Bei Curtia Minor hatten die Wehen eingesetzt. In wenigen Stunden schon würde ein weiteres Mitglied der Familie das Licht der Welt erblicken. Wie man sich vorstellen konnte wuchs auch bei mir eine Anspannung Stunde um Stunde. Denn in wenigen Monaten würde auch ich vor der Geburt meines ersten Kindes stehen. Doch je länger sich die Geburt hinzog, umso mehr wuchsen auch meine Sorgen, die ich mir jedoch nicht anmerken ließ.
Als mich dann die schreckliche Nachricht von Curtia Minors Tod aus meinem Schlaf riss, musste alles sehr schnell gehen. Ich hatte kaum Zeit, um richtig zu begreifen, was geschehen war. Die Sklaven packten alles notwendige zusammen, damit ich die Villa Aurelia umgehend verlassen konnte. Der Tod durfte mir und meinem ungeborenen Kind nicht zu nahe kommen.
Erst als ich mein altes Cubiculum wieder betrat, das die Sklaven eilig für mich hergerichtet hatten, kam ich ein wenig zur Ruhe. An Schlaf war nicht mehr zu denken, denn nun begannen meine Gedanken um Curtia Minor und ihr totes Kind zu kreisen. Schließlich trat Eleni zu mir. "Ich habe dir einen Kräuteraufguss zubereitet. Hier, trink das! Der tut dir gut, Liebes!" Ohne zu widersprechen nahm ich den Becher mit dem heißen Getränk entgegen und begann daran zu nippen.