Zu Ehren Iunos - Ein blutiges Opfer für eine leichte Geburt

  • Nachdem die hora octa bereits angebrochen war, setzte sich ein kleiner Opferzug von der Villa Aurelia in Bewegung. Angeführt wurde er von einer stattlichen Sänfte, auf der das Wappentier der Aurelier, der goldene Löwe, zu sehen war. Die Sänfte selbst wurde von acht Trägern getragen und von drei Custodes begleitet. Durch den nicht ganz blickdichten Stoff des Vorhangs, der die Sicht auf das Innere der Sänfte verhindern sollte, konnte man zwei Personen erahnen. Ein Ehepaar! Der ehrenwerte Faustus Aurelius Rufio hatte sich mit seiner Gattin, Claudia Agrippina auf den Weg gemacht, um im Tempel der Iuno zu opfern und die höchste der Göttinnen für eine unkomplizierte Geburt zu bitten. Der Sänfte folgten noch ein ganzer Tross von Sklaven, die alle mit einer Aufgabe betraut waren. Einige Sklavinnen trugen Behältnisse, die Opfergaben, wie zum Beispiel Blütenblätter, Opferkekse und natürlich auch Weihrauch enthielten. Ein grobschlächtiger Skave führte schließlich noch an einem mit Goldfäden verzierten Strick eine stattliche weiße Kuh, deren Hörner mit Blattgold veriert waren. All diese Opfergaben waren für Iuno bestimmt. Das Ehepaar hatte keine Kosten und Mühen gescheut, denn die Geburt ihres Kindes stand unmittelbar bevor. Es konnte sich nur noch um wenige Wochen oder sogar auch nur Tage handeln. Der genaue Tag und die genaue Stunde wusste nur Iuno selbst.


    Schließlich hatte der Opferzug sein Ziel erreicht und die Sänftentrager, sowie alle, die ihnen gefolgt waren, hielten auf dem Vorplatz des Tempels an. Sklaven traten an die Sänfte heran, um der hochschwangeren Dame und ihrem Gemahl aus der Sänfte zu helfen.

  • Wie verabredet war ich kurz nach der Mittagsstunde mit meiner Frau aufgebrochen um Iuno zu opfern, damit sie uns ihren Segen gab und Meine Frau und mein Kind die Geburt gut überstanden.

    Ich hatte mich um einen Opfertier gekümmert. Gut nicht direkt gekümmert. Ich hatte Anweisungen gegeben was ich haben wollte und alles war zu meiner Zufriedenheit erledigt worden. So brach unser kleiner Tross auf und wir setzten uns Richtung Tempel in Bewegung. Während der ganzen Zeit bis zum Tempel hielt ich sanft die Hand meiner Frau und streichelte ihr über ihren Handrücken. Als wir nun angekommen waren. Ließ ich mir aus der Sänfte helfen und reichte meiner Frau dann die Hand um ihr eben so zu helfen, die Sänfte zu entsteigen. Ja ihr fiel das etwas schwerer, da sie doch inzwischen schon sehr schwanger war. Als wir nun beiden vor dem Tempel standen sah ich einmal zu dem imposanten Gebäude auf, welches eigens für Iuno erreichte worden war. Ja die Tempelbauten hier in Rom waren schon beeindrucken und standen denen in Athen in nichts nach. Einmal kurz drückte ich sanft die Hand meiner Frau, mehr ging hier in der Öffentlichkeit ja leider nicht, ja es war gerade zu verpönt Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen. Ich blickte sie aber um so liebevoller an. „Wollen wir?“ Fragte ich sie mit leiser sanfter Stimme, denn ja wir beide wusste, dass viel von dem gelingen dieses Opfer abhing.

  • Am Morgen hatte ich erfahren, dass man mich heute zum ersten Mal als Custos einsetzen wollte. Der Neffe des Dominus und dessen hochschwangere Frau wollten am Nachmittag in die Stadt um in einem Tempel zu opfern. Mir und zwei anderen Custodes war aufgetragen worden, sich bereit zu halten. Seit meiner Ankunft hatte ich täglich am Training teilgenommen. Ich fühlte mich bereit für meine Aufgabe und mit Lughs Hilfe würde ich sie auch zur Zufriedenheit meiner neuen Herrn erfüllen.

    Der Weg zum Tempel der Iuno war recht ereignislos. Ich hatte, außer die Augen aufzuhalten und gelegentlich einige entgegenkommende Passanten, die der Sänfte zu nahe kamen, in ihre schranken zu weisen, nicht viel zu tun.

    Als der Opferzug auf dem Vorplatz des Tempens zum Stehen kam und einige Sklaven dem Aurelier und seiner Frau beim Aussteigen behilflich war, war meine gesteigerte Aufmerksamkeit noch einmal von Nöten. Ich blickte mich um, nicht dass plötzlich noch ein Irrer aus der Versenkung auftauchte, um dem Aurelier oder seiner Frau etwas anzutun. Doch auch dies verleif reibungslos. Die beiden Herrschaften würden nun den Tempel betreten und ihr Opfer darbringen. In dieser Zeit konnte ich etwas entspannen und die warmen Sonnenstrahlen genießen.

  • Ich war guten Mutes. Vielleicht auch ein wenig aufgeregt, ob Iuno denn unser Opfer annehmen würde. Ob das Opfertier rein war oder ob es beanstandet werden musste. Was, wenn zu wenig Blut floss oder seine Organe missgebildet waren? Ach nein, ich machte mir zu viele Gedanken. Es würde alles schon gut gehen! Rufio war ja bei mir. Er kümmerte sich rührend um mich. Während des ganzen Weges hatte er meine Hand gehalten.

    Nun, da wir endlich den Tempel erreicht hatten, half ihm ein Sklave beim aussteigen. Danach reichte er mir seine Hand, um mir beim aussteigen behilflich zu sein. Von Tag zu Tag wurde für mich alles schwieriger und anstrengender. Als ich endlich die Sänfte verlassen hatte, richtete ich mich erst einmal auf und brauchte einen Moment. Doch als mein Mann mich liebevoll aufforderte, nickte ich lächelnd. Gemeinsam schritten wir zum Eingang des Tempels, um dort mit dem Voropfer zu beginnen. Uns folgten mehrere Sklaven, die die Opfergaben trugen oder die während der Opferung als Flötenspieler dienen sollten. Bevor wir das Innere des Tempels betraten, reinigten wir uns an den Waschbecken, die sich am Eingang befanden. Einige Sklaven waren uns dabei behilflich. So konnten wir nun Iuno gegenüber treten.

    Im Inneren des Tempels fiel natürlich sofort die übergroße Darstellung der Göttin ins Auge. Die weihrauchgeschwängerte Luft, die mir entgegenschlug, vernebelte kurz meine Sinne. Doch ich fing mich sehr schnell wieder. Ich wusste, wie wichtig dies alles hier war und dass uns kein Fehler unterlaufen durfte.

    Vor Iunos Kultbild befand sich ein foculus - ein Altartisch, auf dem unsere Ofergaben niedergelegt werden sollten. Doch zunächst musste die Aufmerksamkeit der Göttin mittels des Weihrauchs geweckt werden, der sich in einem alabasternen Gefäß befand und von einer Sklavin getragen wurde.

  • Bevor ich den Tempel betrat wurde ich von einem meiner Priesterkollegen begrüßt. Ja er würde mich bei dem blutigen Opfer heute unterstützen. Aber zunächst galt es die Göttin auf uns aufmerksam zu machen. Also wusch ich mir die Hände und bedeckte mit dem Soff der Toga mein Haupt. Dann betrat ich zusammen mit meiner Frau den Tempel der Iuno.

    Ich war schon immer ein großer Diener der Götter gewesen, genau deswegen hatte ich mich ja auch für das amt des Pontiifetes entschieden. Denn ich glaubte, dass die Götter einen entscheidenden Einfluss auf die Geschicke der Sterblichen haben konnten.

    Doch je näher die Geburt meines Kindes rückte desto nervöser wurde ich natürlich auch wegen der damit verbundenen Risiko einer Geburt. Auch ein Grund warum ich heute mit meiner Frau, mit etwas Gebäck und ein wenig Duftöl, Weihrauch, Blumen und Wein nun den Tempel betrat.

    Die Gaben wurden in das bereits entzündete Feuer getan, während ich nun die Göttin anrief.

    "Ehrwürdige Iuno, große Göttin des Lichtes, des hellen Mondes und der Familie. Du Wächterin der Geburt und aller Neugeborenen." Begann ich meinen Anruf an Iuno und fuhr fort "Ich komme heute zu dir als Ehemann und werdender Vater voller Furcht, voller Sorge. Nicht etwa vor den Feinden Roms sondern um meine Frau und um unser Kind. Ich bitte dich Iuno, wache über meine Frau bei der Geburt. Trage dafür sorge, dass meine Familie diesen Tag unbeschadet übersteht und ich als stolzer Vater und liebender Ehemann leben kann, gesegnet und beschützt durch dich. Ich bitte dich Iuno, nimm diese Gaben als Zeichnen unserer aufrichtigen Bitte und Verehrung an." Nach und nach wanderten die Gabe in die Feuerschale. "Solltest du in deiner Weisheit bestimmen mir einen Erben zu schenken, so werde ich Faustus Aurelius Rufio mit meinem Vermögen dafür Sorge tragen, dass dein Heiligtum hier in dieser Stadt denen der anderen Göttern in nichts nachsteht. Dies gelobe ich hier im Angesicht deiner und der anderen Götter."

    Ich würde sich natürlich auch über ein Mädchen freuen aber eine großes Geldspende an den Tempel gab es eben nur für einen Sohn, da musste er Grenzen setzen! Ja ich würde einen beträchtliche Summe an den Tempel spenden, damit sie ihn noch prächtiger würden gestalten können, wenn ich einen Sohn bekam.

    Ich sah wie die Gabe langsam in Flammen und dann in Rauch aufgingen. Ja wir hatten die Aufmerksamkeit der Göttin sicherlich geweckt.

    Nun wandte ich mich zu meiner Frau und griff nach ihrer Hand. Ich wusste nicht ob sie auch noch das Wort an die Göttin richten wollte, bevor wir der Göttin ihr blutiges Opfer darbringen würden.

  • Ich hatte Rufio den Vortritt gelassen, während im Hintergrund die Flötenspieler mit ihrem Spiel begonnen hatten. Ich musste mich sowieso an den Duft des Weihrauchs gewöhnen, denn seit ich schwanger war verursachte sein Geruch mir jedesmal ein Unwohlsein, welches sich manchmal bishin zur Übelkeit steigern konnte. Für einen Moment fühlte ich mich wie benommen, doch dann fing ich mich wieder und verfolgte aufmerksam die Worte meines Mannes, der Iuno anrief, damit sie über mich und über unser ungeborenes Kind wachte und dass sie ihm möglichste einen Erben schenken sollte. Wie es eben üblich war, versprach er, dem Tempel eine Geldspende zukommen zu lassen, falls uns ein Junge geboren werden sollte. Ich selbst war der festen Überzeugung, dass es ein Junge würde. Eleni hatte mich oft darin bestärkt, dass es ein Junge sein müssten, da ich doch so lange an der Morgenübelkeit gelitten hätte. Falls es aber doch ein Mädchen werden würde, dann würde ich ihm trotzallem meine ganze Liebe schenken.

    Rufios Opfergaben wurden nacheinander den Flammen übergeben und gingen dann in Rauch auf. Schließlich wandte er sich zu mir um und ergriff meine Hand. Auch ich wollte meine Bitte an die große Göttin richten und trat vor. Eleni trat zu mir hin. In ihren Händen hielt sie ein Körbchen mit Blumen und Gebäck.

    "Oh Iuno, du höchste aller Göttinnen, Königin unter den Göttern, Beschützerin der Schwangeren und Neugeborenen, erhöre die Bitte deiner ergebenen Dienerin! Ich bitte dich, beschütze mich und das Kind, welches ich unter meinem Herzen trage und gewähre mir eine leichte und unkomplizierte Geburt. Bitte halte deine schützende Hand über mich und unser Kind, auf dass es gesund sei und stark werde. Darum bitte ich dich voller Demut. " Nun nahm ich einige Blumen und Gebäckstücke und übergab auch sie den Flammen. Dann wandte ich mich nach rechts um und trat zu meinem Mann. Gemeinsam würden wir nun hinaus treten auf den Tempelvorplatz, wo dann der blutige Teil unseres Opfers vollzogen werden sollte.

  • Die Höchste aller Göttinnen hatte immer reichlich zu tun. Eheschließungen hier, Geburten dort. Ganz zu schweigen von dem Rest, weshalb sich die Sterblichen Tag für Tag an sie wandten. Manchmal waren es auch einfach nur verzweifelte Hilferufe, damit eine der Sterblichen endlich empfänglich wurde für die Bemühungen ihres Gatten. Hach ja! So war es nicht verwunderlich, dass sie es sich, so kurz nach der Mittagsstunde, auf einer Wolke gemütlich gemacht hatte.


    Als dann aber der verführerische Duft von Weihrauch an ihr göttliches Näschen drang, war mit einem Mal ihre Aufmerksamkeit wieder geweckt. Neugierig blickte sie hinab, auf die geschäftige Welt der Sterblichen und entdeckte ein Ehepaar, welches sie mit der Bitte um eine leichte Geburt und den Schutz für die werdende Mutter und und den ungeborenen Sohn anrief. Zu ihrer Freude fiel bereits das Voropfer recht üppig aus. Man konnte also gespannt darauf sein, womit die Sterblichen sie noch um ihre Gunst bitten wollten.

  • Ich griff die Hand meiner Frau und wir wandten us zusammen um um vor den Tempel zu gehen und dort das blutige Opfer zu vollziehen.

    Jetzt kam Bewegung in Priester der Iuno denn sie begleitete uns nach draußen, wo die anderen bereits mit dem Opfertier warteten. Es war ein staatliches großes Tier, eine schneeweiße Kuh. Rechter Hand des Tempeleingangs befand sich der Opferaltar, auf den wir nun gemeinsam zu marschierte.

    Die Kuh war mit schmalen, blutroten Wollbändern geschmückt, die einen schönen Kontrast zum weißen Fell des Tieres boten. Einer der Priester räusperte sich und nahm eine Schale vom Tisch, tauchte die Fingerspitzen hinein und verteilte dicke Tropfen der mola salza über die Umstehenden. Ich zuckte kurz mit einem Augenlid, als ein Tropfen um ein Haar mein Auge verfehlte und auf der Wange landete. "favete linguis", flötete der dickliche Priester, was angesichts der anwesenden Anzahl von Menschen eine gute Idee war. Es wurde sodann auch gleich merklich leiser, als alle gespannt nach vorn sahen.


    Ich trat vor, empfing die Schale mit der mola salza und ließ einen dünnen Strom der Dinkelschrot-Wasser-Lösung über den Kopf der Kuh rinnen. "mater Iuno, siehe, wir weihen diese prächtige Kuh deinerselbst, auf dass dich sein Wesen erfreuen und sein Leib erquicken möge. Dir zur Ehre reichen wir dir diese Gabe dar, allmächtige Himmelsherrscherin, und bitten dich, nimm diese Kuh an zum Dank, der dir gebührt. Wahrerin der Beständigkeit, Schutzherrin der Frauen. Ich bitte dich, mater regina weiche auch zukünftig nicht von der Seite meiner Frau Claudia Agrippina. mater matrum. Ich bitte dich...halte deine schützenden Hände über das ungeborene Kind und schenke meiner Frau eine einfache Geburt.. Wir bitten dich, nimm dies Geschenk an, zum Zeichen unser immerwährenden Dankbarkeit..."


    Der Prister nahm dem Tier daraufhin die Wollbinden ab und legte sie beiseite, dann reichte er mir das Opfermesser, und ich trat vor, um dem Tier mit dem stumpfen Messer über den Rücken zu streichen. Dann gab ich das Messer zurück. "Agone?" fragte er selbstsicher. Ich hatte derweil Agrippinas Hand ergriffen. "Age!" befahl ich daraufhin, und schon drang die scharfe Klinge in den Hals des jugendlichen Tieres ein. Dunkelrotes Blut rann über weißes Fell der Kuh, beinahe augenblicklich brach die Kuh in die Knie. Allzu viel Blut verlor sie nicht, doch das, was das Tier verließ, verschwand in langen Schlieren in dem kreisrunden Loch am Boden. Der Priester machte sich nun bereits am Bauch des Tieres zu schaffen.

    Die Innereien waren herausgeholt und wurden begutachtete wir warteten nun gespannt ob das Opfer angenommen wurde ich starrte den Priester regelrecht an. Ja ich schickte ieen stummes Gebet zu der Göttin, dass keine Missbildungen auf den Organen zu sehen waren.

  • Ich folgte meinem Mann und dem Priester hinaus auf den Tempelvorplatz, hin zum Opferaltar. Nun sollte der Teil unseres Opfers beginnen, der für mich immer der Schwierigste war. Der Moment, wenn dem Opfertier die Kehle durchtrennt wurde, sein warmes Blut austrat und einen metallischen Geruch hinterließ, verlangte mir stets alles ab. Gerade jetzt, da ich schwanger war, schien es, als sei ich noch empfindlicher geworden. Es verursachte mir jedes Mal ein beklemmendes Gefühl. Doch so weit waren wir noch nicht.

    Das geschmückte Opfertier stand schon bereit. Beim Anblick der weißen Kuh empfand ich kein Mitleid für das gleich sterbende Tier. Nein, es war pure Dankbarkeit, denn sie gab ihr Leben, um meines und das meines Kindes zu schützen und natürlich um letztendlich Iuno freundlich zu stimmen. So verfolgte ich ungerührt die vorbereitenden Handlungen des Priesters. Nachdem der Prister für Ruhe unter den Umstehenden gesorgt hatte und daraufhin auch Ruhe einkehrte, trat Rufio als Opferherr vor und sprach laut seine Bitte an Iuno aus während er die mola salza über dem Tier verteilte. Ich war ganz mit meinen Gedanken bei ihm und verfolgte jedes seiner Worte. Hoffentlich erhörte die große Göttin sein Gebet und nahm unser Opfer an.

    Nun war es an der Zeit, die Kuh von ihrem Schmuck zu befreien. Die Opferzeremonie wurde von den Klängen der Flötenspieler begleitet. Der Priester reichte meinem Mann das Opfermesser, sodass er damit dem Tier symbolisch vom Kopf bis hin zum Schwanz strich. Dann erhielt der Priester das Messer zurück und Rufio ergriff meine Hand. Nachdem er auf die Frage des Pristers geantwortet hatte, ging alles sehr schnell. Mit einem Schnitt war die Kehle der Kuh durchtrennt worden. Ich konnte ein leichtes Zucken meine Augen nicht vermeiden. Doch ich gab mir alle Mühe, meinen Blick von dem sterbenden Tier nicht abzuwenden. Anfänglich hatte sein Blut bis zum Altar gespritzt, nun floss es eher gemächlich dahin. Das Opfertier war kurz danach zusammengebrochen. Der Priester zögerte nicht, den Bauchraum des Tieres zu öffnen und es von seinen Innereien zu befreuen. Dies verursachte dann doch noch einen intensiveren Geruch, der mich um die Nase weiß werden ließ. Übelkeit wollte in mir hochsteigen uns ich befürchtete schon, dass ich selbst dadurch unser Opfer stören könne. Doch glücklicherweise verebbte dieses Gefühl langsam wieder. Inzwischen hatte sich der Priester die Eingeweide des Tieres angeschaut, um eventuelle Missbildungen erkennen zu können. Doch noch konnte man seinem Gesichtsausdruck nichts entnehmen. Oh, bitte Iuno, sei uns gnädig gestimmt, betete ich stumm in diesen Minuten, die wie aus Blei gemacht schienen.

  • Nun, da ihre Aufmerksamkeit geweckt worden war, legte sie ihr volles Augenmerk auf jenes, was nun auf dem Vorplatz ihres Tempels vor sich ging. Die Sterblichen hatte ihr eine junge stattliche Kuh mitgebracht, deren Hörner man mit Blattgold verziert hatte und auf derem weißen Fell die blutroten Schmuckbänder besonders gut zu Geltung kamen. Solche hübschen Wollbänder, eigeflochten in ihr Haar, würden sich sicher auch gut zu einem neuen Gewand aus weißer Seide mit Goldfäden machen. Aber sie drohte, schon wieder abzuschweifen! Wie gut, dass der Priester kein Stümper war und das Opfertier mit einem gekonnten Schnitt durch die Kehle tötete. Der rote Lebenssaft floss aus ihm heraus und das Tier brach in sich zusammen.

    Mit einigen beherzten Schnitten öffnete nun der Priester die leblose Kuh und begann sie auszuweiden. Da die beiden Sterblichen, die um Iunos Gunst baten, keine Kosten und Mühen gescheut hatten und dass Opfertier gewissenfaft ausgewählt hatten, würde der Priester keine Anzeichen einer Wucherung oder eines sonstigen Mangels an den Eingeweiden der Kuh entdecken können. Die höchste aller Göttinnen war mit ihrem Opfer sehr zufrieden.

    Da Iuno selbst Mutter war, würde sie der Claudia beistehen und ihr eine unkomplizierte Geburt zuteil werden lassen. Auch dem Kind würde sie ihren Schutz gewähren. Ob sie jedoch dem Wunsch des werdenden Vaters, der um einen Erben gebeten hatte, nachkommen würde, war zu dieser Stunde noch ungwiss. Schließlich konnte man nicht alles haben! Doch noch war nicht aller Tage Abend.

  • Der Priester wusste was er tat und tat dies mit einer ruhigen Routine. Ich jedoch war angespannt. Auch wenn ich Opfer wie diese hier schon oft mitgemacht und auch selbst durchgeführt hatte, war es doch gänzlich anders. Ich drückte sanft die Hand meiner Frau und wartete gespannt. Der Priester untersuchte die Innereien und drehte sich dann mit einem kleinen Lächeln zu uns herum. „Euer Opfer wurde angenommen und die Göttin ist äußerst zufrieden.“ Sagte er und legte nun auch die Leber zu den anderen Innereien. Ich atmete erleichtertet auf und hatte nun etwas mehr Gewissheit, dass meiner Frau und unserem Kind nichts passieren würde,. Ich drückte nochmal sanft ihren Hand und wandte mich dann an den Priester. „Ich danke dir. Verteilt das Fleisch bitte an den Tempel und die Bürger.“ Sagte ich zu ihm, dann wandte ich mich mit einem Nicken ab und führte meine Frau vorsichtig die Stufen des Tempels hinunter zu unserer Sänfte. „Siehst du Liebling, alles wird gut werden. Die Göttin hat uns erhört.“ Sagte ich leise mit einem sanften Lächeln zu ihr.

  • Je länger sich die Eingeweideschau hinzog, umso nervöser wurde ich. Auch Rufios zuversichtlicher Händedruck konnte mir dieses Gefühl nicht vollkommen nehmen. Erst als sich der Priester dann wieder zu uns umwandte und ich eine Art Lächeln auf seinem Gesicht erspähte und er uns dann mitteilte, unser Opfer sei angenommen worden, schien es, als wolle ein riesiger Berg von Geröll von meinem Herzen vollen. Nun zeichnete sich auch auf meinem Gesicht ein erleichtertes Lächeln ab und ich sah zu Rufio, meinem geliebten Mann, den ich am liebsten nun küssen wollte, doch natürlich wusste ich, was sich in der Öffentlichkeit gehörte und was nicht!

    Das Fleisch des Opfertieres war natürlich wie immer für den Tempel bestimmt, der es dann unter den Priestern und Bürgern verteilte. Ich selbst hatte keine großes Verlangen danach, ein Stück davon zu kosten. Das lange Stehen und das schwülwarme Wetter ließen mich spüren, dass sich meine Schwangerschaft langsam ihrem Ende zu neigte. Meine geschwollenen Knöchel und der scheinbar permanente Druck auf meine Blase taten ihr Übriges, dass ich es nun vorzog, ganz schnell wieder in unsere Sänfte steigen zu wollen. Rufio, der gerade in den letzten Wochen noch fürsorglicher und aufmerksamer war, als er es sonst zu btun pflegte, geleitete mich die Treppen des Tempels hinab. "Ja, mein Liebster! Ich bin so erleichtert!" antwortete ich ihm lächelnd. Nun würde alles gut werden, denn Iuno war uns wohlgesonnen. Ich würde eine komplikationslose Geburt haben und schon bald konnten wir unser kleinres Söhnchen auf dieser Welt begrüßen.

    Unterhalb der Treppe standen bereits die Träger mit der Sänfte bereit sowie auch alle anderen Sklaven, die uns begleitet hatten. Einer der Sklaven stand schon bereit, um mir beim Einsteigen behilflich zu sein. Mit meinem runden Schwangerenbauch war das wahrlich keine einfache Sache!

  • Ich helfe meiner Frau die Treppen hinab und übergab sie dem Sklaven, der ihr beim Einsteigen helfen sollte. Natürlich war es heute hier auf dem Vorplatz zum Tempel voll. Natürlich. Alle hier hofften etwas von dem Opfertier abzubekommen. Es war ja üblich, dass das Fleisch des Opfertieres an die Menschen verteilt wurde. Ja heute würde viele hier etwas bekommen, schließlich hatten wie ein große Kuh geopfert. Ja für einen problemlose Geburt und für das Leben meines Kindes war ich gewollt durchaus auch Opfer zu bringen. Die Menschen drängten sich nun näher an die Treppe heran, denn hinter uns kamen die Diener des Tempels mit den gefüllten Körben hinab. Die Menge wogte den Gaben entgegen. Sie kamen immer dichter sie lächelten uns zu. Ja sie waren dankbar für unser Opfer, denn so hatten sie heute Abend einen reichhaltige Mahlzeit. Ich lächelte auch, denn wir hatten ein gutes Zeichen der Göttin bekommen. Mein Frau hatte nun in der Sänfte ihren Platz gefunden und so schickte ich mich an, auch die Sänfte zu besteigen. Mein Blick lag dabei auf meiner Frau, die dank der guten Nachrichten ein Lächeln im Gesicht hatte.



    Ja da waren sie, diese reichen Patrizier und dieser eine ganz besonders. Er hatte seine Brüder verhaften lassen. Ja klar die hatten geklaut, geraubt und gemordet. Aber egal es waren seine Brüder gewesen und dieser Kerl dort, der sich jetzt auch noch von der Menge feier lies. In dem Mann, der sich inmitten dieser dem Tempel entgegen strebenden Menge mitlief, brodelte es gewaltig. Es war ein Hass auf diesen Mann der dafür gesorgt hatte, dass seien Brüder nicht mehr lange leben würde und er wollte Rache dafür. Immer näher und näher kam er seinem Ziel. Die Augen fest auf den Aurelier gerichtet. Es waren nur noch wenige Schritte und dann hätte er seien Ziel erreicht. Seinen Brüder würde bald nicht mehr leben, doch dieser Mann würde noch vor ihnen diese Welt verlassen.

    Der Mann zückte sein kleines Messer und nun fixierte er den Rücken des Mannes, der gerade im Begriff war in die Sänfte zu steigen noch drei Schritte, noch zwei.. noch einer....

  • Ich hatte die Zeit, in der der Aurelier und seine Frau mit ihrem Opfer beschäftigt waren dazu genutzt, um an die letzte Nacht zu denken, die ich mit Rhian verbracht hatte. Eigentlich hätte auch ich irgendeiner Gottheit meinen Dank erwidern können, dass sie mir die kleine rothaarige Selurerin geschickt hatte und ich endlich nach einer langen Durststrecke endlich wieder glücklich sein konnte. Ja, Rhian war mein wahres Glück. Je länger ich über sie und unsere gemeinsame Nacht nachdacht, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich schlicht und ergreifend in sie verliebt sein musste. Wann hatte ich zuletzt dieses Gefühl gehabt, einfach jemanden zu lieben, weil man diese Liebe tatsächlich spürte und diesen Jemand nicht nur aus einer Verpflichtung heraus 'lieben' musste.

    Vor vielen Jahren hatte ich Morrigan so geliebt. Sie hatte mich damals meinen Kummer über mein Schicksal vergessen lassen und mir gezeigt, dass ich trotzallem noch ein Mensch mit Gefühlen geblieben war. Leider war dann einfach zu viel passiert, mit ihr und mit mir, dass diese Liebe auf eine sehr harte Probe gestellt worden war. Allle erdenklichen Widrigkeiten hatten sich uns in den Weg gestellt und dafür gesorgt, dass wir uns immer weiter von einander entfernt hatten. Aber trotz allem empfand ich noch immer etwas für sie, auch wenn sie mich von sich wegstieß. Selbst jetzt noch, da ich wegen Rhian Schmetterlinge im Bauch hatte, gab es da auch noch den Angus tief in mir drinnen, der sie immer noch liebte. Ging das denn überhaupt, dass man zwei Frauen gleichzeitig lieben konnte? Offensichtlich ja! Vielleicht weil ich Morrigan inzwischen auf eine andere Art liebte, als Rhian. Ja so musste es sein! Ich lächelte selig bei diesem Gedanken und hoffte, dass das Opfer bald vorbei war, denn ich hatte Sehnsucht nach ihr und ihrem lieblichen Duft. Voller Wonne dachte ich bereits an heute Nacht, wenn ich mich wieder zu ihr schleichen würde und ich ihr dann ein paar weitere Spielarten der Liebe näher brachte. "Ach Rhian!" seufzte ich unbewusst, als ich mich langsam vonder untersten Treppenstufe erhob, da scheinbar die Opferhandlingen langsam aber sicher dem Ende zugingen. Die Sänftenträger erhoben sich ebenfalls und hielten sich bereit. Gleich würden die beiden Herrschaften die Tempeltreppe hinabsteigen um von hier fortgetragen zu werden. Hoffentlich wollten die beiden dann recht schnell wieder zurück zur Villa und hielten sich nicht noch stundenlang in der Stadt auf.


    Da kamen sie auch schon! Der Aurelier führte seine hochschwangere Frau vorsichtig die Treppen hinunter. Aus ihren frohen Gesichtern entnahm ich, dass die Göttin ihr Opfer angenommen hatte. Unter den gegebenen Umständen war dies auch ganz sicher eine erfreuliche Nachricht. Schließlich passierte es immer wieder, dass die Frauen die Geburt ihres Kindes nicht überlebten oder ihr Kind tot zur Welt kam.


    Die schwangere Claudia stieg sofort in die Sänfte. Eine Sklavin half ihr dabei. Ich hatte mich längst wieder neben der Sänfte postiert und tat das, was ich immer tat, wenn ich jemanden als Custos begleitete: Ich hielt die Augen auf und beobachtete die umherstehende Menge. Meistens passierte dabei nichts Schlimmes. Ab und zu musste man ein paar bettelnde Kinder von der Sänfte vertreiben oder ein paar Gaffer in die Schranken weisen, wenn sie der herrschaftlichen Sänfte zu nahe kamen.


    Nachdem seine Frau bereits in der Sänfte Platz genommen hatte, machte nun auch der Aurelier anstalten, die Sänfte zu besteigen. Für einen klitzekleinen Augenblick war ich abgelenkt, als ich zu ihm sah und ihm freundlich zunickte. Doch gleich heftete sich mein Blick wieder auf die Menschenmenge, die zum Teil dankbar war, etwas vom Fleisch des Opfertieres ergattert zu haben. Andere waren einfach nur neugierig und womöglich auch etwas neidisch auf die beiden Patrizier.

    Das Aufblitzen des Metalls war mir nicht entgangen. Als ich realisierte, dass es sich um eine Klinge handelte, riss ich erschrocken die Augen auf. Auf solche Momente war ich durch mein Training vorbereitet. Ich wusste, ich durfte jetzt nicht wie angewurzelt stehen bleiben. Ich musste handeln! Der Angreifer mit dem Messer in der Hand, ein junger Kerl in einfacher, teils zerschlissener Kleidung, kam mit jedem Herzschlag näher heran. Das gezückte Messer war für den Rücken des Aureliers bestimmt. Das durfte ich nicht zulassen! "Vorsicht Dominus!", schrie ich, als ich mich scheinbar in letzter Sekunde mit aller Wucht auf den jungen Mann warf. Dabei versuchte ich seine Hand, die das Messer festhielt, mit meinem Ellenbogen abzuwehren, was mir allerdings nicht wirklich gelang. Ich ging mit ihm zu Boden. Er lag unter mir und wandt sich wie ein Wurm. Mit aller Kraft versuchte er, sich zu befreien. Dabei fuchtelte er auch mit dem Messer herum, versuchte mich damit zu treffen. Ich musste versuchen, ihm das Messer abzunehmen. Doch der Kerl war flink und verfügte auch über Kräfte, die es nicht einfach machten ihn schnell zu entwaffnen und ihn dingfest zu machen. Plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz, der in meinem Oberkörper seinen Anfang nahm und sich dann Schnell in meinem restlichen Körper ausbreitete. Ich schrie auf. doch dann versuchte ich den Schmerz widere auszublenden, denn ich hatte meinen Job zu erledigen. Inzwischen war mir ein weiterer Custos zu Hilfe gekommen, der dem Angreifer odentlich mit Tritten zusetzte. Endlich gelang es mir dann, ihm das Messer abzunehmen und ihm noch mit ein paar Faustschlägen außer Gefecht zu setzen. Der Angreifer wirkte ganz benommen, als der andere Custos ihn wieder auf seine Füße stellen wollte. Als auch ich wieder aufstehen wollte, war plötzlich wieder dieser brennende Schmerz da. Erst jetzt merkte ich, dass meine Tunika voller Blut war. Es war nicht das des Angreifers. Es war mein Blut! Meine Finger ertasteten schließlich eine klaffende Wunde an der Innenseite meines linken Oberarms. Doch das war noch nicht alles! Ich hatte den Eindruck, als hätte man mir sämtliche Rippe gebrochen. Tatsächlich hatte es der Angreifer geschafft, mir einen Stich in die Bust zu versetzen, wie durch ein Wunder aber war aber das Messer anscheinend zwischen den Rippen stecken geblieben und hatte mich dadurch nicht tödlich verletzten können. Trotzdem übermannte mich nun der Schmerz, der es mir sehr schwer machte, wieder aufzustehen.

  • Mit einem Gefühl der Sicherheit bestieg ich die Sänfte und ließ mich nieder. Mein geliebter Mann war bei mir, all unsere Sklaven waren um uns herum und wir hatten die Gunst Iunos, die in den nächsten Tagen und Wochen auf mich und unseren ungeborenen Sohn achtgeben würde. Was konnte also noch passieren. In meinem kleinen Kosmos herrschte tiefster Frieden und uneingeschränkte Harmonie. Doch ein kleiner Funke genügte, um all dies ins Wanken zu bringen. Während ich mich noch in Sicherheit wähnte und damit rechnete, dass sich Rufio sogleich zu mir in die Sänfte gesellen würde, geschah draussen etwas, womit ich niemals in meinen schlimmsten Alpträumen gerechnet hätte!

    Aus meiner Perspektive konnte ich nur sehen, wie sich einer der Sklaven auf einen Mann stürzte, um diesen zu überwältigen. Zunächst begriff ich gar nicht, warum und weshalb er das tat. Doch vor Schreck stieß ich einen spitzen Schrei aus, denn ich begriff nun, dass es sich um einen Menschen handeln musste, der uns, meinem Mann, meinem Kind und mir Gewalt antun wollte. Als ich bei der Rangelei dann ein Messer aufblitzen sah, weiteten sich meine Augen und ich schrie noch lauter. "Hilfe!"

  • Das laute 'Vorsicht Dominus.' Schreckte mich auf und ich blickte mich erschrocken um und dann sah ich wie dieser neue Sklave sich auf einen Mann war und ihm unter sich begrub. Ich war wie in einer Schockstarre und konnte die sich mir bietende Szene nur bewegungslos verfolgen. Das Gerangel am Boden, den Aufschrei unseres Sklaven und schließlich die anderen Sklaven, die nun dem Angreifer festhielten. Ich sah wie sich der neue Custos versuchte aufzurichten und dann sah ich das Blut und da begriff ich, dass der Mann, der nun zwischen meinen Leibwachen hing mich mit einem Messer angreifen wollte, denn das steckte nun zwischen den Rippen unseres Sklaven. Und ich begriff, dass der Sklave, der nun auf dem Boden lag mein Leben gerettet hatte. Ich blinzelte ein, zwei Mal und für die Ewigkeit eines Augenblickes stand die Welt still. Dann aber löste ich mich aus meiner Starre und überbrückte die Distanz zu dem am Boden liegenden Mann. Ich sah die Wunde an seinem Oberarm und das Messer welches zwischen seinen Rippen steckte. „Bleib liegen!“ Wies ich ihn an und ja meine Stimme klang gebieterisch. An die andere Sklaven gewandt rief ich. „Wir brauchen eine weitere Sänfte los, schnell!“ Ja mir war klar, dass der Mann schnell Hilfe brauchen würde. Ich griff nach dem Messer welches ich für Opferungen unter meiner Toga trug und schnitt in den Stoff meiner Toga um dann einen breiten Streifen von meiner Toga zu reißen. Ich packten den verletzten Arm unseres Sklaven und band den Streifen fest um den verletzen Arm. Ja ich war auf dem Land aufgewachsen und hatte daher Grundkenntnisse in der Versorgung von kleineren Wunden. Gut das hier war keine kleinere Wunde, aber die Grundversorgung war dennoch die gleiche. Man musste Wunden fest verbinden, damit sich der Blutverlust in Grenzen hielt, so weit konnte ich mich noch erinnern. Ich legte dem Mann die Hand auf den Brustkorb. „Bleib liegen. Wir bringen dich nach Hause, dort wird ein Medicus sich um dich kümmern.“

    Die zweite Mietsänfte war nun da und zwei Männer hoben den Sklaven an. „Macht vorsichtig und lasst das Messer wo es ist. Der Medicus soll es entfernen. Also passt auf, dass er es sich nicht selbst herauszieht.“ Ja auch daran konnte ich mich erinnern. Wenn etwas in einer Wunde steckte sollte man es rin lassen, weil das irgendwie auch verhinderte das Blut floss. Ich beobachtete noch wie der Sklave in die Sänfte gelegt wurde und wischte mir dann einmal über das Gesicht. Dann eilte ich zu meiner Frau. „Liebling alles in Ordnungt bei dir.“ Fragte ich sie sorgenvoll. „Bringt uns schnell nach Hause und sorgt dafür, dass der Medicus schnell dort hinkommt." Ich griff, nachdem ich nun auch in der Sänfte saß, nach der Hand meiner Frau und hielt sie fest. Den anderen Sklaven brüllte ich noch zu, dass sie den Angreifer den Urbarner überstellen sollte und denen berichteten was passiert war. Aber jetzt wollte ich nur weg hier und meine Frau in Sicherheit bringen. So eilten die Träger unserer Sänfte der Sänfte mit dem Verletzten hinterher zur Villa Aurelia.

  • Ich hatte den Drang, aufzustehen. Wie ein Käfer, der auf dem Rücken lag und darum kämpfte, wieder auf seine Füße zu kommen, lag ich da. Doch je mehr ich mich bemühte, umso schmerzhafter wurde es. Von meiner Sichtweise aus standen scheinbar alle um mich herum. Am meisten geschockt war wohl der Aurelier, der eine Weile brauchte, bis er wieder klar denken konnte. Seine Frau saß in der Sänfte und schrie hysterisch. Die anderen Custodes, die mit dabei waren, hielten den Angreifer fest. Der Kerl sah inzwischen ganz schön übel aus. Sein Gesicht blutete von den Schlägen, die ich und die anderen ihm verpasst hatten und begann bereits anzuschwellen. Als ich dann selbst an mir heruntersah und das Messer erblickte, dass noch in mir steckte, ergriff mich die Panik. Noch konnte ich nicht realisieren, wie viel Glück ich gehabt hatte. Der Anblick lähmte mich . Ich konnte nichts tun. Ich musste auch nichts tun. Die gebieterische Stimme des Aurelius traf mich und holte mich ein weinig zurück. Ich blieb einfach liegen, was auch am besten war, da ich so die wenigsten Schmerzen verspürte.

    Plötzlich zückte der Aurelier ein Messer, das er unter seiner Toga trug und schnitt damit ein Stück aus derselben heraus. Dann griff er nach meinem Arm. Ich versuchte, die Zähne zusammenzubeißen, denn ich wollte vor ihm nicht herumjammern. Er verband meinen Arm und stoppte dadurch den Blutverlust. Ich hatte schon einiges an Blut verloren und ich merkte schon ein wenig, wie es mir schwummerig wurde. Dann beobachtete ich, wie sich die Träger einer Mietsänfte ihren Weg durch die Menge bahnte und in ganz unmittelbarer Nähe die Sänfte absetzte.

    Zwei der Sklaven, deren Namen ich nicht kannte, hoben mich hoch, um mich zu der Mietsänfte zu tragen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ ich alles über mich ergehen. Der Aurelier gsb noch einige Anweisungen, bevor sich die Sänfte mit mir erhob und dann in scheinbarer Windeseile verschwand. Noch nie war ich in einer Sänfte getragen worden . Die Träger gaben sich Mühe, dass ich es trotz ihres Tempos einigermaßen bequem hatte.

    Ich konnte nicht sagen, wie lange die Träger gebraucht hatten, mich zu meinem neuen Zuhause zu bringen. Es war auf jeden Fall viel schneller als sonst. Doch auf dem Nachhauseweg gingen mit etliche Gedanken durch den Kopf. Was würde passieren, wenn der Medicus das Messer herauszog? Was würde Rhian sagen, wenn sie mich so sah? Meine süße Rhian! Und Morrigan? Verdammt nochmal, Morrigan! Warum hatte sie es mir so schwer gemacht, sie zu lieben? Meine Augen füllten sich mit Tränen und rannen zu den Augenwinkeln hin.


    Die Sänftenträger ließen die Sänfte ab, als sie die Villa Aurelia erreicht hatten. Einer der Träger eilte zur Tür und klopfte Sturm. Gleich würde ihm der Pikte öffnen. Ich schloss derweil meine Augen. Niemand sollte meine Tränen sehen!

  • Den Götter sei Dank, Rufio war nichts geschehen. Die Sklaven hatten den Angreifer überwältigen können und setzten ihm ordentlich zu. Doch einer unserer Leibwächter hatte es erwischt! Bei der Rangelei mit dem Attentäter hatte dieser zustechen können und hatte den blonden Sklaven getroffen. Nun lag dieser am Boden und ich sah nur, wie ein Messer aus seiner Brust ragte. Völlig entsetzt hielt ich meine beiden Hände vor den Mund. Ich hatte nicht sehen können, wie schwer der Sklave verletzt war. Offenbar wandt er sich vor Schmerzen. Hoffentlich würde auch Iuno ihre schützende Hand über ihn halten, da er doch schlimmes Unheil von uns abgewendet hatte!

    Rufio half ihm und schickte geistesgegenwärtig nach einer Sänfte, damit man den Sklaven schnell nach Hause brachte. Erst nachdem der verletzte Sklave versorgt war stieg er zu mir in die Sänfte.

    Ihm war anzusehen, was dieses Ereignis mit ihm gemacht hatte. Trotzdem versuchte er, mich zu beruhigen. Ich selbst war völlig aufgelöst. Mir ging es nicht gut. Ich hatte Schmerzen im Unterleib, die wohl der Aufregung geschuldet waren. Schützend hielt ich meinen Bauch. ""Oh Liebling, lass uns schnell zurückkehren! Ich habe solche Schmerzen!" "klagte ich. Kurz nachdem ich das gesagt hatte, setzte sich die Sänfte auch schon in Bewegung. Der Heimweg gestaltete sich als sehr unangenehm. Die Schmerzen kamen und gingen und zu allem Überdruss schien ich vor lauter Angst auch noch die Kontrolle über meine Blase verloren zu haben. Alles war nass, als wir endlich die Villa erreichten. Ich schämte mich so!