[Sklavenmarkt] Cantius fern von Britannia

  • NIKIFOROS * MANGO * NEU AUS PORTUS OSTIENSIS


    Ich konnte nicht lesen, aber was auf dem Stein stand, dachte ich mir schon, blöde war ich nicht. Und Nikiforos hieß der Kerl, der uns, also all das, was zu schwächlich war, um in Ostia für richtige Hafenarbeit verkauft zu werden, nun nach Rom auf den Viehmarkt gebracht hatte, um uns dort loszuwerden. Viehmarkt war schon richtig, mehr waren wir nicht. Ich stand nur mit einem Subgaculum bekleidet und einen Titulus um den Hals oben auf der Tribüne. Wenigstens war mir nicht kalt, ich war aus Britannia schlechteres Wetter gewöhnt. Auf dem Titulus stand Cantius wegen Cantii, also meinem Volksstamm, das war bei den Römern so, dass sie einen nach der Herkunft riefen, und dass ich zwölf Jahre alt wäre. Spricht Latein. (Ich hatte die junge Frau neben mir gefragt, was ich denn da um den Hals hängen hatte)

    Aber ich hieß natürlich nicht Cantius, ich hieß Bran ap Drausus, Bran Sohn des Drausus, und ich würde das nicht vergessen, mochten mich die Römer nennen, wie sie wollten.

    Ich bemühte mich um einen grimmigen Gesichtsausdruck, um besonders jene Käufer abzuschrecken, die nun ja, die an hübschen Jungen interessiert waren, an sogenannten pueri delicati. Ich war zwar nicht so sonderlich groß, doch ich war kräftig und kein bisschen delicatus.

    Jetzt beugte sich Nikiforos vor, kniff mir in die Wange und schob mich nach vorne: " Und hier ein fixer Junge aus der Provinz Britannia; gesund und kräftig, kann für alle Arbeiten ausgebildet werden.

    Beginnen wir mit fünfhundert Sesterzen.", pries er mich an. Äääääää.




    Sim-Off:

    Der Käufer ist reserviert, ansonsten sind Schaulustige willkommen :)

  • [Sklavenmarkt] Angus >>>>


    Marcus mochte es hier gar nicht. Ihm war klar, dass er sich an solche Dinge wie Sklavenmärkte gewöhnen musste, immerhin würde er selbst mal welche besitzen. Doch die Atmosphäre an diesem Ort war für den Jungen aus Parthenope kaum zu ertragen. So viel Angst und Ungewissheit. Die armen Sklaven wussten nicht, wie es weiterging, viele waren gerade erst eingetroffen und keiner von ihnen würde vermutlich je wieder seine Familie sehen. Er sah Männer, Frauen und kleine Kinder und sogar einen Jungen, ganz genau wie er selbst. So sehr er sich bemühte, all dem hier eine Normalität beizumessen, so schlich sich doch ein ekliges Gefühl bei ihm ein, als sei dies alles... falsch.


    Sie näherten sich dem Stand und Marcus musterte den Blonden, der laut Beschilderung ebenso alt war, wie er selbst. Er versuchte vergeblich, finster und grimmig dreinzublicken, doch Marcus glaubte, darin eben jene Angst zu erkennen, die alle hier infiziert zu haben schien wie eine Krankheit. Marcus' Blick zeugte jedoch auch von einer gewissen Geschäftstüchtigkeit, denn immerhin war er genau das, was er suchte. Fragte sich nur, ob sein Onkel das genauso sah.

    Gern hätte er den Jungen aus Britannia ein paar Dinge gefragt. Wo er genau herkam, wie er gelebt hatte. Doch solche Neugier war wohl inmitten der Auktion etwas deplatziert.

    "Was sagst du zu dem da?", wollte er leise von seinem Onkel wissen.

  • Saturninus nickte: "Warum auch nicht", sagte er und musterte den jungen Sklaven, der nur Unterkleidung trug. Das Unbehagen seines Neffen ignorierte er. Auch er teilte selbstverständlich die philosophische Meinung, dass Sklaven Menschen waren, aber das war ganz und gar abstrakt und hatte mit dem wirklichen Leben nichts zu tun. Jetzt ging es darum, sich eine Ware zum angemessenen Preis zu besorgen.

    Seinen Erziehungsauftrag als Tutor nahm Saturninus hingegen ernst: "Kauf ihn, wenn er dir gefällt. Auf was würdest du beim Kauf achten?", fragte er Marcus ab.


    Er winkte den Sklavenhändler heran, der laut seines Firmenschildes Nikiforos hieß: "Ich bin Eques Furius", sagte er, damit der Mann wusste, mit wem er es zu tun hatte: "Dieser junge Mann ist mein Neffe. Er ist an diesem... was ist das? Ein Cantius? Wo wohnen die Cantier?", es klang keltisch, aber es gab unzählige keltische Völkerschaften, und Saturninus kannte sich besser im Osten als im Westen: "...Cantius interessiert. Er wird mit dir also alle Verhandlungen über den Kauf führen."


    Mittlerweile waren einige Leute zu dem jungen Sklaven getreten, befühlten seine Arme, schauten ihn in den Mund und lasen den Titulus. Das lag mit daran, dass ein Käufer die Sorgfaltspflicht hatte, sich Ware vor dem Kauf genau anzusehen. Eventuelle Mängel konnte er nur reklamieren, wenn der Händler ihn belogen hatte; da ging es dann um Dinge wie verschwiegene Krankheiten, ein rebellisches Wesen oder die Gewohnheiten, fortzulaufen oder zu stehlen.


    Der Sklavenhändler Nikiforos nickte: "Sehr wohl, mein Herr", sagte er und machte Marcus gegenüber eine Verbeugung. In seinen dunklen Augen glomm Gier auf. Wenn ein römischer Ritter seine Launen hatte, und einem unmündigen Knaben Geschäftsverhandlungen überlassen wollte, dann war es so, aber auf Grund der Unerfahrenheit des Jungen konnte es ein gutes Geschäft für ihn werden:

    "Was willst du wissen, junger Herr?"


    Jetzt hob ein älterer, furchtbar dünner Mann die Hand: "Ich gebe die fünfhundert Sesterze!", rief er: "Aber nur wenn der Junge kein Fresser ist! Einen Sklaven, der mir die Haare vom Kopf frisst, kann ich nicht brauchen!"


    Die Umstehenden lachten. Sie kannten den Mann offenbar: " Schau dich selbst an! Du bist ja schon selbst ein Gerippe, weil du so geizig bist! Du wirst den Jungen glatt verhungern lassen!"


    "Der braucht nur ganz wenig.", beruhigte Nikiforos den potentiellen Kunden: "Das was von deiner Tafel übrig bleibt, wird reichen. Er ist ja noch jung, und es heißt, dass Jungen sich an karge Kost gewöhnen! Dann denkt er auch weniger an die Freuden der Venus!", er zwinkerte dem Dürren anzüglich zu.


    Sim-Off:

    Der Sklavenhändler Nikiforos darf mitgespielt werden.

  • Marcus bemerkte das Wohwollen seines Onkels und nickte. Eine erste kleine Prüfung. Das war ihm schon bewusst. Er musste also gute Gründe haben. Und einen gleichaltrigen Spielgefährten haben zu wollen, würde da nicht ausreichen. Marcus holte also Luft und trat vor. Er ließ sich sein Missfallen über den Gesichtsausdruck des Sklavenhändlers nicht anmerken, fragte sich jedoch, ob jeder eine so unangenehme Natur besaß.

    "Das Wichtigste ist die Gesundheit", erklärte er Saturninus, im Glauben, es so richtig aufgefasst zu haben. "Aber das haben ja schon die Leute erledigt." Er hatte wenig Lust, einem fremden Jungen in den Mund zu schauen und er verabscheute den Anblick, wie erwachsene Männer den armen Kerl befummelten. "Da sich keiner beschwert, ist er gesund. Zudem würde ich darauf achten, ob er frisch gefangen ist oder bereits ausgebildet. Aber auch dies ist hier zu vernachlässigen. Welche Gefahr kann von einem Zwölfjährigen ausgehen?"

    Das fragte er den Händler ganz unverhohlen, als ob ihn selbst kein Wässerchen trüben könne. Immerhin gab es genug erwachsene und durchaus kräftige Sklaven, die ihn zur Raison bringen konnten. Und um die Ausbildung würden sie sich schon kümmern. Letztendlich war die Aufgabe des Sklaven keine schwierige.

    Nun, so viel zu den guten Dingen. Jetzt wurde Zeit, dass er diesen Haufen Geier von SEINEM Sklaven weglockte.

    "Aber er ist mager!", schnappte er nach dem Händler, der ihm ohnehin ein Dorn im Auge war. Er wollte den Jungen, aber wenn er Onkel Aulus zudem beweisen konnte, dass er einen Preis drücken konnte, umso besser. "Er wurde nicht gut behandelt. Das wieder auszugleichen, wird Kosten verursachen und zudem Zeit kosten, denn in der Zeit kann er nicht vollumfänglich arbeiten.

    Und lasst es allen gesagt sein" Er sprach, natürlich ohne ihn anzusehen, den Geizhals an, der sich den Spaß mit dem Futter erlaubt hatte, "dass das Haus der Furier es sich durchaus erlauben kann, seine Sklaven durchzufüttern. Wer dies nicht vermag, sollte sich überlegen, ob er sich diese Anschaffung erlauben kann. Bei uns muss niemand die Reste essen!"

    So gebieterisch er es vermochte, blickte er in die Runde und bemerkte unterdrücktes Lachen. Sie machten sich über den Geizhals lustig, der puterrot anlief, jedoch schwieg, um sich nicht noch lächerlicher zu machen. Heute würde er kein Gebot mehr abgeben. Und das war natürlich ganz in Marcus' Sinne. Also wandte er sich wieder an den Händler.

    "Zudem kommen die Briten doch aus einem weit kälteren Land. Wer weiß schon, ob er der Arbeit, die ihm zugedacht wird, überhaupt gewachsen ist? Wenn ich Pech habe, liegt er die ersten beiden Monate flach. Ich hege hohe Ansprüche an hohe Zahlungen. 550 Sesterzen sollten hier mehr als genügen."

    Götter, war er insgeheim nervös! Er bluffte hier eiskalt. Hoffentlich war es nicht zu offensichtlich.

  • Es gab zwei oder drei Männer, die mich nun begutachteten. Einer kniff mich so fest in den Oberarm, dass mir fast die Tränen kamen, aber heulen wollte ich nicht, und dann bot so ein dürrer Geizhals auf mich. Und dann kamen noch zwei elegante Römlinge, also Vater und Sohn nahm ich an, weil es eine gewisse Familienähnlichkeit gab, und der Junge fing doch tatsächlich an, zu handeln

    Er sprach vom Haus der Furier, die ich nicht kannte; ich kannte nur die Furien aus Geschichten, das waren so römische Rachegöttinnen wie unsere Göttin Sulis. Er sagte aber aber auch, dass es bei ihnen zuhause was Ordentliches und nicht nur Reste geben würde, und das machte ihn mir sympathisch.

    Obwohl: Doch nicht! Der Junge war anscheinend so ein typischer Togaträger, arrogant bis aufs Blut. Ich meinte, Nikiforos war ein erwachsener Mann, trotzdem kanzelte ihn der Junge ab.

    Ich warf dem jungen Togaträger einen prüfenden Blick zu. Er war vermutlich in meinem Alter. Ich fand ihn ein bisschen sehr herausgeputzt und jetzt machte er mich gerade schlecht. Er redete davon, dass ich der Arbeit nicht gewachsen wäre. Meinte er, ich wäre ein echter Barbar? Durovernum Cantiacum* war zwar kleiner als Rom, aber wir hatten auch Häuser aus Stein und Straßen und all so was. Ich hätte dem Jungen gerne etwas erzählt.

    Aber das ging nicht, ich war ein Sklave, und ich hatte nur zu reden, wenn ich angesprochen werden würde. Zumindest hatte uns das Nikiforos eingeschärft, und er war schnell mit seinem Stock.

    Während er seine Ware, also uns, mies behandelte, kuschte er aber jetzt vor den Togaträgern, und er sagte: " Eine vorzügliche Wahl, junger Herr, ein gutes Auge. Er ist noch jung, daher so mager. Alle meine Sklaven werden gut behandelt. Dem hier habe ich sogar einen neuen Lendenschurz geschenkt. Wenn man diese Kelten gut abrichtet, sind sie übrigens treu wie Gold. Den Kauf bereut man nicht.", er machte die entsprechende Handbewegung mit seinem Stock und schielte in die Menge, ob der Geizhals nochmal bieten würde.

    Bitte nicht den Dürren, dachte ich. Bei dem werde ich des Hungers sterben. Dann doch lieber diese Furier. Aber ich hatte kein Wort mitzureden, es sei denn, ein Käufer fragte mich was.


    Sim-Off:

    * heute Canterbury

  • Saturninus nahm die Antwort seines Neffen wohlwollend zur Kenntnis: "Richtig, Gesundheit. Und das ist auch das Wichtigste, was interessiert, wenn du beispielsweise einen Arbeitssklaven für deine Ländereien kaufst. Denn mit dem hast du weiter nichts zu tun, und wenn er nicht spurt, so hat dein Villicus, dein Verwalter, Ketten und Peitsche. Aber bei einem Haussklaven ist das noch etwas anderes, er lebt unter deinem Dach und wird in deiner Nähe dienen. Vielleicht schläft er in deinem Cubiculum. Vielleicht rasiert er dich - nun, dich vielleicht noch nicht", sprach er mit einem kurzen Blick auf das bartlose Kinn des Jungen. Aber sonst war es richtig: Solch ein tonsor fuhr mit seiner Klinge an der Kehle seines Herren entlang. Natürlich waren die Strafen drakonisch: Tötete ein Sklave seinen Dominus, wurden alle Sklaven eines Haushalts hingerichtet, aber wenn einer durchdrehte, hielt ihn auch diese Drohung nicht unbedingt von seiner Untat ab:

    "Hier würde ich mich beim Kauf tatsächlich auf mein Bauchgefühl verlassen. Was für ein Mensch ist das, mit dem du zusammenleben wirst? Auf sein Alter würde ich mich dagegen nicht verlassen: Aus kleinen Schlangen werden große! Und nun hole ihn dir, wenn du meinst, dass du ihn haben willst!"


    Er grinste ein wenig, als Marcus auf ganz klassische Weise begann, zu handeln, in dem er die Ware schlecht redete; überraschenderweise machte er das gut, als hätte er Biss. Sonst hatte Saturninus bei seinem Neffen immer ein wenig den Eindruck, dass man ihn mit einem nassen Handtuch erschlagen könne. Das musste er im Auge behalten. Nachher steckte in dem Kleinen doch mehr, als es den Anschein hatte, und er war nicht so leicht manipulierbar, wie er, Saturninus, sich das gedacht hatte.


    Nikiforos der Sklavenhändler hatte mittlerweile Marcus Furius Felix Gebot aufgegriffen und rief: "Fünfhundertfünzig sind geboten von diesem jungen Bürger hier mit dem erstaunlichen Sachverstand für Sklaven! Fünfhundertfünzig für den jungen kräftigen und gelehrigen Britannier hier!"


    Der Magere hob die Hand und schaute dabei drein als hätte er Zahnschmerzen: "Fünfhundertsechzig!", rief er. Und dann schob sich ein anderer vor, ein ganz in gar in Seide gewandeter Kerl mit einem Kranz auf dem Kopf. Seine Wangen leuchteten karmesinrot. Er hatte zwei Sklaven dabei, kletterte mit Hilfe auf den Podest, näherte sich Cantius und begutachtete ihn. Dann rief er: "Sechshundert!"

    Ein paar der Anwesenden raunten etwas, und einige der Frauen schauten beinahe mitleidig drein. Der Neuankömmling war ihnen bekannt. Er war der Eigentümer eines Lupanars, und zwar eines der üblen, in denen die durchschnittliche Überlebenszeit eines oder einer Sklaven- Prostituierten keine drei Jahre betrug.

  • Sim-Off:

    Ja gut, die Ware schlechtreden bringt einem beim Käufer aber nix, wenn dann doch alle mitbieten xD Abgesehen davon war ja der Magere eigentlich schon abgekanzelt xD


    Nun, der Punkt mit dem Alter war Marcus durchaus klar gewesen, hatte er doch nur als weiteres Scheinargument gedient, den Sklaven seinem Verkäufer abschwätzig zu machen. Allerdings war er überrascht, als ihm sein Onkel erklärte, dass auch die Sympathie - oder das "Bauchgefühl" - wichtig waren. Er hatte angenommen, gerade diese seien kalter Logik in diesem Falle untergeordnet, jedenfalls wenn es nach Saturninus ging. Umso erfreuter war er darüber. Denn sein Bauchgefühl sprach eindeutig für den Jungen aus dem Norden, der nun von einem widerlichen Kerl mit Wangen wie Tomaten begrabscht wurde. Marcus wurde selbst ganz schlecht bei dem Anblick, wenn er sich vorstellte, selbst dort oben zu stehen.


    Und dann boten nicht nur der eben abgekanzelte Alte, sondern auch dieser neue Konkurrent, was den ganzen Punkt, den er gemacht hatte, natürlich völlig zunichte machte.

    Doch Onkel Aulus hatte gesagt, er solle auf sein Bauchgefühl vertrauen. Und das Bauchgefühl sagte ihm verdammt nochmal, dass der arme Junge dort oben ganz sicher nicht in die Fänge dieses Kerls geraten sollte.

    Also trat er vor. Es mochte vorwitzig sein, von seines Onkels Unterstützung auszugehen, doch sobald er ins richtige Alter kam, würde er Aulus den Sklaven schon abkaufen.

    "Siebenhundert!", rief er und stieg mit feindseliger Miene zu dem Sklaven und dem anderen Interessenten auf das Podium. Den mageren Alten ignorierte er. Er hatte seine Relevanz überschritten. Marcus war völlig klar, was so ein Kerl mit einem Jungen wie Cantius wollte - zumal er das Murmeln der Menge gehört hatte - und ihm war auch klar, dass er selbst unter anderen Umständen wohl selbst die messenden Blicke des Mannes über sich hätte ergehen lassen müssen. Schon allein deshalb wollte er ihn schlagen, indem er ihm den Sklaven vor der Nase wegkaufte. Marcus starrte den Bordellbesitzer nieder, was von dessen Blicken erwidert wurde (die nichtsdestotrotz immer mal wieder nach rechts, zu seinem Onkel glitten, als fürchte er die Einmischung des älteren Furiers).


    Nikoforos wirkte erfreuter, als zuvor. Sämtliche Argumente versagten in einer Auktion, in der jeder Käufer seine eigenen Gründe mitbrachte. Da half es nichts, zu feilschen. Zu diskutieren.

    "Bietet jemand mehr?", wollte er wissen, erntete jedoch zu seinem Unmut Schweigen. Der Alte war raus, hatte er doch nur in Zehnerschritten erhöht. Und der Bordellbesitzer führte immer noch den stummen Kampf gegen den Jungen, der sich hier vielleicht ein wenig zu sehr auf den Rückhalt seines Familiennamens verließ. Nichtsdestotrotz schien die Strategie aufzugehen. Der Dicke bot nicht mehr, wenn auch offenbar äußerst widerwillig.

  • Sim-Off:

    ihr bietet immer auch noch im unteren Preissegment, schaust du hier  :D


    Ich wusste schon ungefähr, was der Mann, der jetzt zu mir hochkletterte, für einer war; mein Vater hätte mir geraten, mich vor dem in Acht zu nehmen. Aber mein Vater war weit fort, und ich fühlte mich ungefähr wie ein Knochen, um den sich räudige Köter stritten. Der einzige, der einen freundlichen Eindruck machte, war der junge Römer, und ich begann zu hoffen, dass er mich ersteigern würde, so wie er sich ins Zeug legte. Nicht dass er dolle war, eher so das kleinere Übel. Ich hoffte zumindest, mich da nicht zu täuschen.

    Siebenhundert sagte der junge Furius jetzt, und Nikiforos begann sich zu freuen; klar, ich hatte weder eine besondere Ausbildung noch war ich eine Augenweide.

    Der Seidengewandete schüttelte auch den Kopf und schnippte mit dem Finger, zum Zeichen für seine Sklaven, dass er den Weg fortsetzen wollte, und der Dürre trat nun auch zurück. Nikiforos machte noch einmal eine Pause - konnte ja sein, dass noch jemand Unschlüssiges mitbieten wollte- aber es kam nichts.

    Mir rauschte das Blut in den Ohren. Ich wartete auf den Zuschlag. Ich meinte, schließlich war es mein künftiges Schicksal, was sich entscheiden würde, genauer gesagt, ob ich einen guten Herren oder an einen richtigen Widerling geraten würde.


    Nikiforos hob die Hand: "Der Sklave Cantius verkauft an den jungen Herren mit dem guten Geschäftssinn!", rief er, sah dann aber zu dem Älteren, den ich immer noch für den Vater des Jungen hielt, hin, und der vermutlich das Geschäft abschließen musste.


    Der Sklave Cantius, also ich, Bran, atmete erstmal erleichtert aus. Dann wartete ich ab, ob einer was sagen wollte.

  • Sim-Off:

    Kann ich doch nix für, wenn du Billigware bist. xD


    Marcus beachtete den Verkäufer nicht, denn ihm schien es, als wollte er sich mit dem Lob nur einschmeicheln oder ihn spotten. Er stierte dem Unsympathen in Seide feindselig hinterher, damit er auch ja die Bühne verließ und wandte sich erst dann an den Sklavenjungen. Cantius war der einzige, der sehen konnte, wie Marcus ein erleichtertes Seufzen ausstieß.

    Das war ja ziemlich dramatisch gewesen.

  • "Du hast deinen ersten Sklaven ersteigert, Marcus", sagte Saturninus und hob die Hand, um den Sklavenhändler erstmal aufzuhalten, der zu ihm stürzen wollte. Denn wie gesagt, er fühlte sich durchaus in der Rolle des Unterrichtenden, und eine erste Einführung in das Römische Recht konnte auch mit zwölf Jahren nichts schaden.

    "Nun musst du entscheiden, ob du an ihm quiritisches oder nur praetorisches Eigentum erwerben möchtest. In der Praxis spielt das freilich keine Rolle. Es könnte später einmal wichtig werden, wenn ihr dreißig Jahre alt seid und du deinen Sklaven freilassen willst. Im ersteren Fall brauchen wir sieben Zeuge, eine Waage und eine Münze, und ich, weil du noch minderjährig bist, werde diesen Cantius manzipieren und dann gleich darauf dir das Eigentum als Schenkung übertragen. Dazu ist eine Formel auszusprechen. Das Ganze ist überholt und langwierig, und es stammt aus einer Zeit, in der die Übertragung von res mancipi, also Grundstücken, Vieh, Sklaven, so schwer wie möglich gemacht werden sollte. Kannst du dir denken wieso?

    Im zweiten Fall quittiere ich Nikiforos den Erhalt der Ware, damit er später in der Casa Furia den Kaufpreis abholen kann und wir nehmen den Jungen gleich mit. Auch hier schenke ich ihn dir natürlich, denn das war ausgemacht.
    "
    ,

    Saturninus war gespannt, wie sich der Kleine entscheiden würde. Zeit hatten sie; sie hatten diesen Knaben gekauft, der würde ihnen nun von keinem mehr streitig gemacht werden.


    Nikiforos indessen ließ zwei kleine Mädchen, die sich aneinanderklammerten, auf das Podest bringen. Ihre Tituli wiesen sie als Schwestern aus. Und während seine Kunden noch berieten, ging die Sklavenversteigerung weiter.

  • Marcus, der gerade wieder durchgeatmet hatte, wandte sich also an seinen Onkel, der ihm erklärte, auf welche Weise der Kauf abgewickelt würde.

    "Ich könnte mir denken, das Recht verfolgte den Zweck, all dieses Eigentum nicht rausrücken zu müssen. Es würde nie die Hand römischer Eigentümer verlassen, nicht wahr?", überlegte Marcus, der darin eine gewaltige Ungerechtigkeit zu erkennen glaubte. "Können Sklaven denn so überhaupt je freigelassen werden?"

    Er überlegte. Für ihn machte es im Augenblick vielleicht noch keinen Unterschied und die Überlegung, den Jungen freizulassen, war noch viel zu früh. Doch er wollte ihm die Möglichkeit auch nicht von Anfang an verwehren.

    "Nehmen wir also die zweite Möglichkeit. Doch mir war nicht klar, dass du ihn mir schenken willst. Ich erstatte dir den Kaufpreis gerne zurück, sobald ich dazu in der Lage bin, Onkel."


    An den Briten gewandt, erlaubte Marcus sich ein Lächeln. Er musste Angst gehabt haben. Aber er war entschlossen, sie ihm zu nehmen, wenigstens für den Augenblick. Leider konnte er das nicht für alle hier tun.

    "Sag mir, wie heißt du?", fragte er freundlich. "Sicher nicht wirklich 'Cantius', oder? Spreche ich zu schnell? Verstehst du Latein gut?"

  • Saturninus merkte, dass seine Erklärungen genauer sein mussten, da Marcus eben noch ein Junge war: "Das war vielleicht missverständlich: Auf beide Weisen erworbene Sklaven können natürlich freigelassen werden. Aber bis dahin ist es ja noch lange hin. Mit dem anderen Gedanken liegst du aber richtig, beziehungsweise das ist, was ich auch annehme: Die komplizierte Art, besondere Güter zu erwerben oder zu entäußern, verhinderte zumindest früher, dass jemand sein Land oder sein Vieh oder seine Sklaven verschleuderte", er klopfte Marcus auf die Schulter:

    "Ich möchte diesen Sklaven mit einem einfachen Kaufvertrag erwerben. ", sagte er zu Nikiforos, der mittlerweile die beiden kleinen Mädchen einer gemütlich aussehenden Frau verkauft hatte, und wieder zu ihnen kam.


    "Sehr wohl, Eques Furius", sagte Nikiforos.


    "Gleichzeitig soll vermerkt werden, dass er ein Geschenk für den hier anwesenden Minderjährigen Marcus Furius Felix ist, in dessen Eigentum er vollumfänglich übergeht et cetera" Da Saturninus das Vermögen des Neffen verwaltete, würde sich zunächst nicht viel ändern:

    "Der Kaufbetrag von siebenhundert Sesterzen kannst du heute Nachmittag in der Casa Furia bei unserem Maiordomus abholen, zeige dem Ianitor diese Quittung", fuhr er fort.


    Nikiforos schaute Onkel und Neffen an: "Soll ich den Burschen dann auch liefern?", fragte er.


    "Nein, wir werden einig werden. Bring ihn gleich zu uns.", Saturninus war gespannt, ob und wie Marcus den Neuerwerb in den Griff bekommen würde.


    Nikiforos sprang hoch auf den Verkaufspodest und schubste Cantius in die Richtung seines neuen Herren: "Benimm dich gut und viel Glück", sagte er.

  • Da Nikiforos mich losgeschlagen hatte, wünschte er mir noch viel Glück, und ich wurde zu meinen neuen Herren geführt. Ich stand in Unterwäsche und barfuß da und das bronzene Schild um meinen Hals klimperte leise. Hunger hatte ich, und Durst, ja, besonders Durst, denn der Sklavenhändler pflegte seiner Ware vor dem Verkauf nichts mehr zu trinken zu geben, weil er nicht leiden mochte, dass man ihn dann auf die Bretter pisste; vor Durst hatten die kleinen Mädchen von vorhin auch geweint. Aber ich hielt es aus.

    Ich hielt den Blick gesenkt und sah erstmal auf die Schuhe der Römer. Dann schaute ich hoch. Ich war größer als der andere Junge, hatte ich mir doch gedacht, und einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihn nicht einfach kräftig zur Seite schubsen und weglaufen sollte. Aber ich kannte keinen in Rom, der mir helfen würde. Und wenn sie mich erwischten, würden sie mich auspeitschen oder vielleicht auch kreuzigen, und das war es nicht wert. Nein, ich war brav und schaute nur, und dann sagte mein neuer Herr, also der junge, was:


    An den Briten gewandt, erlaubte Marcus sich ein Lächeln. Er musste Angst gehabt haben. Aber er war entschlossen, sie ihm zu nehmen, wenigstens für den Augenblick. Leider konnte er das nicht für alle hier tun.

    "Sag mir, wie heißt du?", fragte er freundlich. "Sicher nicht wirklich 'Cantius', oder? Spreche ich zu schnell? Verstehst du Latein gut?"


    "Mein Name ist Bran ap Drausus, also Bran. Ich verstehe dich gut, danke.", ich leckte mir über die aufgesprungenen Lippen. Mein Dank war nicht nur wegen der Frage, sondern auch weil mir diese Furier buchstäblich den Hintern vor dem Seidengewandeten gerettet hatten: " Cantius ist echt kein Name. Ist die Frage, wie du denn von mir genannt werden willst, Dominus?"

  • "Ich danke dir, Onkel!", sagte Marcus mit aufrichtiger Miene und drückte die Hand seines Onkels, den er nicht mit einer Umarmung in Verlegenheit bringen wollte. "Ich werde dich nicht enttäuschen."

    Bei den Göttern, einen eigenen Sklaven zu halten, brachte sicherlich mehr Verantwortung mit sich, als ein Haustier. Doch im Augenblick sorgte sein Onkel ja für Unterbringung und Verpflegung, weshalb Marcus im Grunde nur für die Beschäftigung sorgen musste sowie dafür, dass der Neue sich benahm. Hoffentlich bekam er das hin und der Cantius machte keinen zu großen Aufstand, denn er wollte nicht, dass sich sein Onkel eine Bestrafung einfallen ließ oder ihn gar wieder verkaufte.


    "Bran ap Drausus" wiederholte Marcus den fremd klingenden Namen, abgekürzt einfach Bran. "Ich weiß nicht, wieso man dich anders genannt hat. Es ist ja nun wirklich kein Name, den keiner aussprechen könnte."

    Marcus gab sich Mühe, freundlich zu sein und dem Sklaven seine Angst zu nehmen, obwohl er sich eher so gab, als wolle er stark und unnachgiebig wirken. Er war jedoch froh, dass der Junge keine Anstalten machte, zu fliehen. Das hätte nicht gut geendet. Dennoch wollte er dazu noch ein paar Worte verlieren. Da jedoch fragte ihn der Sklave schon nach seinem Namen und nannte ihn sogar Dominus. Die Gepflogenheiten kannte er also schon.

    "Ich heiße Marcus Furius Felix." Zu gern hätte er Bran angeboten, ihn beim Namen zu nennen, doch vermutlich fand sein Onkel das nicht schicklich. Er würde es später anmerken, wenn sie allein waren. "Aber Furius, das ist der Name meiner Familie." Hey, er wusste ja nicht, ob Bran das wusste.

    Er besah sich den etwas größeren Jungen genauer. Er wusste nicht, wie er vom Händler behandelt worden war, doch gut war es bestimmt nicht gewesen.

    "Es freut mich, dich kennenzulernen, Bran. Ich bin sicher, wir verstehen uns gut. Aber jetzt wollen wir heim und dir etwas zu essen und was zum Anziehen besorgen. Und ein Bad!

    Oh, aber zuvor... Du machst einen braven Eindruck auf mich, aber ich muss es dir trotzdem sagen. Bitte lauf nicht weg. Du würdest nicht weit kommen und es gibt noch viel unangenehmere Leute als den Widerling dort hinten. Bei uns bist du sicher. Verstehst du?"

    Behutsam griff er nach dem Schild, das um Brans Hals hing und ihm einen Namen schimpfte, den er nie gewollt hatte. Das durfte er nun ablegen.

  • "Ich habe es dir ja versprochen, dass du einen eigenen Diener bekommst. Du bist schließlich der Neffe eines Ritters des Reiches.", sagte Saturninus: "Dieser Junge ist nun der Grundstein deiner eigenen Familia. Es bleibt dir überlassen, ob du Cantius bei seinem römischen oder Barbarennamen rufst, so oder so muss er gehorchen.", er hörte zu, wie sein Neffe mit dem Jungen redete, der wirklich Latein sprach, was die Sache erleichterte. Er stellte sich vor, und psychologisch nicht ungeschickt: er versprach ihm ein Bad, Essen und eine Tunika. Damit würde der Sklave die Hand kennen, die ihn fütterte, und hoffentlich nicht so dumm sein, hineinzubeißen.

    Marcus schien das Gleiche zu denken, denn er wiederholte sogar noch einmal, dass Cantius bei ihnen sicher war:

    "Wir werden später vor dem Lararium die Familia versammeln. Und der neue Sklave wird unter den Schutz unserer Laren gestellt", ergänzte Saturninus und nickte seinem Neffen zu:

    "Bringen wir deinen Einkauf nach Hause."

  • Etwas zu essen, ein Bad und eine Tunika. Das war für diesen Furius bestimmt nix Besonderes, aber für mich war es das; und einen Moment lang überlegte ich, ob der Junge vielleicht einer von den Guten war. Vielleicht würde es sich lohnen, ihm erstmal zu vertrauen. Er sprach mit mir, als wolle er wirklich nett sein. Er nannte mich Bran.

    "Ich versuche nicht abzuhauen, Dominus. Versprochen.", erwiderte ich und erhob - langsam - beide Hände, langsam deswegen, damit sie sich nicht bedroht fühlten, die Togaträger.

    Was der Ältere sagte, verstand ich so ungefähr. Es gab genug Britannier, die sich römischer benahmen als die Römer, und mein früherer Herr Veranius Segorix war so einer gewesen. Er hatte ein Lararium gehabt, obwohl seine Familie keinerlei Laren besessen hatte. Er hatte nur so getan als ob und sich ein paar hübsche Statuen zusammengekauft. Nun sollte ich also unter den Schutz der Furier- Laren gestellt werden.

  • "Verstanden, Onkel!", antwortete Marcus brav und nickte, ehe er sich wieder an Bran wandte und ihm lächelnd zunickte.

    "Ich glaube dir", sagte er, trat vor dem Jungen, der doch etwas größer war als er selbst, und hielt ihm die Hand zum Einschlagen hin. "Dann lass uns aufbrechen nach Hause. Ich glaube, du könntest wirklich mal einen Bissen vertragen. Du sollst erst einmal ankommen. Und dann zeige ich dir das Tablinum, wo wir zum offiziellen Teil kommen. Und dann muss ich dich natürlich noch dem Majordomus vorstellen."

    Oh je, so viel zu tun. Er wollte ja den Cantius nicht überfordern. Er selbst wollte am liebsten gleich mit ihm durch den Garten schlendern oder sich im Cubiculum von ihm alles über sein bisheriges Leben erzählen lassen. Doch es war, wie gesagt. Er sollte erst einmal ankommen und sich ein Bad gönnen. Es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen.

    "Bin bereit zum Aufbruch, Onkel!", sagte er schließlich.

  • Saturninus ließ noch an einem anderen Marktstand einen einfachen Titulus stanzen, auf dem stand, dass Cantius der Sklave von Furius Felix war; und dann nahm er seinen Neffen und dessen Neuerwerb wieder mit zurück in die Casa Furia.