Es war zwar noch früher Morgen, aber doch nicht ganz so früh, wie ich sonst aufstehen musste. So war ich im Balneum der Sklaven fast allein und bekam nur nach und nach den Tratsch des Hauses mit. Der Hausherr und mein Dominus hatten wohl gestern das Haus gleich wieder verlassen, um Gerechtigkeit einzufordern. Erst spät waren beide wieder zurückgekommen, so dass sie die Geburt verpasst hatten. Die war aber ohnehin recht schnell und wohl sehr unkompliziert vonstatten gegangen. Ich erfuhr noch, dass es ein Mädchen war.
Ich wusch mich schnell und zog mir frische Sachen an, kämmte notdürftig meine Haare und band sie zu einem einfachen Zopf zusammen, ehe ich in die Küche eilte, nur um festzustellen, dass schon jemand sich um das Frühstück für meinen Dominus gekümmert hatte. Ausgerechnet Hedwig, wie ich hörte. Ich unterdrückte ein Augenrollen und machte mich dann also auf den weg nach oben. Kurz lauschte ich an der Tür zum Cubiculum meines Herren, ob daraus nicht vielleicht eindeutige Geräusche kommen würden – denn ich kannte Hedwig inzwischen gut genug. Die würde meinem Dominus ganz sicher schöne Augen machen und sich ihm anbieten, schon allein, um aus der Küche rauszukommen. Aber ich hörte nichts, also klopfte ich an und trat ein.
"Guten Morgen, Dominus Rufio", grüßte ich ihn erst einmal vorsichtig. "Ich gratuliere dir zu deiner gesunden Tochter." Ja, ich wusste, was sich gehörte. Und wenn ich schon zu spät kam – wobei ich doch stark hoffte, dass man meinem Herrn gesagt hatte, wo ich gewesen war – musste ich wenigstens doppelt und dreifach die gebotene Höflichkeit wahren.