[TRICLINIUM] Triclinium Aestivum

  • "Rhea scheint zu glauben, dass wir bereits im kühlen Germanien leben und nicht hier in Brundisium, "sagte ich, während ich unseren Jungen in die Obhut seiner Mama gab, und dabei ihre weichen Hände drückte. Immer noch erschien es mir als großes Wunder, dass sie mir dieses schöne Menschenkind geschenkt hatte. Meinen Sohn Sonnmar - Caius.

    Und auch wenn es ein Scherz war, verstand ich Rhea doch zu gut. Zuviele kleine Kinder wurden von der Hel noch in ihrem ersten Jahr geholt. Da waren die beiden Dienerinnen Rhea und Lyda eben übervorsichtig. Dennoch, verzärteln sollten sie mir Sonnmar nicht:


    "Bei uns Chatten werden kleine Kinder in einem Bach gebadet, auch im Winter, zur Abhärtung."
    Es war doch so, dass die Tiere des Nordens größer und stärker waren als die römischen. In unseren Wäldern lebte der Auerochse und der Bär, und der italische Ochse war winzig verglichen mit unserem, und die Bären hierzulande glichen Bärenjungen. Aber auch wir Menschen waren größer und stärker, und unsere Eltern schworen auf eiskaltes Wasser.
    Das führte ich jedoch nicht näher aus. Meine Stella kannte viele unserer Bräuche, aber Stallia Sextilla würde sich vielleicht erschrecken.


    Dann streckte Sonnmar seine Ärmchen nach mir aus. Ich nahm ihn sofort hoch, roch seinen Duft nach ..nun eben Sonnmar, und nahm ihn so, dass er einen guten Ausblick auf die Besucherin hatte:
    "Schau, Sohn, das ist Stallia Sextilla. Sie ist die Frau deines Onkels Furius Saturninus. Sie hat Pflanzen gepflückt und gepresst, um Papyrus damit zu schmücken…" mit der anderen Hand angelte ich nach einem Blatt, hielt es aber so, dass es sich Sonnmar nicht in den Mund stecken konnte.


    Sonnmar wollte sich aber kein Papyrus in den Mund stecken. Forschend und unverwandt sah er Sextilla an. Auch wenn er noch klein war, von meiner Fridila gestillt wurde und in seine Windeln machte; das war wieder einer dieser Momente, in denen ich spürte, dass unser Sohn manchmal älter war als die Monate, die er zählte. Hier auf meinem Arm, im Blick seine Mutter, schaute er gelassen auf das, was um ihn vorging.

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    Sonnmar wie sie ihn nannten oder Caius wie er als römischer Bürger hieß, gewann sofort Sextillas Herz. Und je länger sie den kleinen Knaben ansah, desto mehr fragte sie sich, wie Aulus es fertigbringen konnte, ihr so lange jede Kunde über die liebenswürdigen Verwandten und den süßen Kleinen vorzuenthalten.


    Auch sie streckte die Arme aus: "Meint ihr, ich darf Caius einmal halten?" fragte sie bittend, und ein wenig in jenem hohen Tonfall, den Frauen angesichts Babies oft annahmen.


    Gerade als sie gefragt hatte, klopfte es an der Tür. Ohne abzuwarten stand ein Junge im Rahmen, wischte sich über das schwarze struppige Haar und atmete etwas schwer, als sei er gerannt. Unschwer war festzustellen, dass er einer der vielen Söhne von Fabricio und Donna Tulla war:
    Als er wieder Luft bekam, stieß er hervor: „ Meine Mutter schickt mich. Ich soll Furia Stella Bescheid sagen, dass soeben ein Reiter mit zwei Soldaten in den Weg zur Villa eingebogen ist. Sie fragt, ob wir heute noch den Ritter Furius erwarten würden? Auf jeden Fall sind sie gleich hier.“

  • Stella lächelte vergnügt, als Sonnwinn weiterhin über Rhea und ihre Fürsorge sprach, "Ja, mein Liebster, Rhea macht schon alles richtig ..., denn es ist bereits kühler geworden", sie berührte sanft seine Hand. Als Friudel dann erzählte, wie die kleine Kinder im Chattenland zur Abhärtung im Bach, auch im Winter gebadet wurden, da lief es ihr eiskalt den Rücken herunter, obwohl sie schon viele Bräuche aus seiner Heimat kannte. Auch die spartanische Erziehung der Abhärtung im frühen Kindesalter würde Stella ihrem Sonnmar niemals zumuten. Als Sohn einer Spartanerin und eines Germanen trägt er das Erbgut von seinen Eltern in sich und wird stark, kräftig und mutig....


    "Wir können aber bald, wenn das Meer wärmer wird, unseren Sohn da kurz baden ..., was meinst du, mein Friudel?"


    Dann wollte Sonnmar zu seinem Papa und der nahm ihn auch auf den Arm, und hielt ihn so, dass sein Sohn die Besucherin gut sehen konnte, erzählte ihm über Sextilla und zeigte ihm den Papyrus. Sonnmar hatte aber keine Interesse gezeigt, stattdessen betrachtete er aufmerksam, aber distanziert die Unbekannte....


    Fridila beobachtete friedvoll die beiden und eine grenzenlose Zärtlichkeit überkam sie und sie lächelte glücklich in sich hinein...


    Dann blickte sie Sextilla an, die anscheinend von Sonnmar sofort angetan war, sie streckte ihre Arme aus und fragte mit weicher Stimme, ob sie Caius halten könnte... Stella war sich unschlüssig und schaute ihren Sonnwinn unsicher und fragend an.


    Und gerade in diesem Moment klopfte es an der Tür, es war Livius, der mitteilte, dass Ritter Furius mit zwei Soldaten bald hier ankommen wird und seine Mutter Donna Tulla fragte, ob Stella den Ritter erwartet.... Mit stoischer Gelassenheit vernahm seine Cousine diese Botschaft,


    "Ja, sag deiner Mutter, der Ritter Furius ist hier willkommen, aber die zwei Soldaten bleiben draußen und werden von Timon versorgt, sag ihm Bescheid in meinem Namen...", dann schaute sie ihren Sonnwinn vielsagend an, der kleine Sonnmar hat heute schon viel erlebt und es war nicht nötig, sein noch zartes Gemüt weiterhin zu strapazieren.


    "Liebster Friudel, bitte bringe Sonnmar zurück ins Kinderzimmer, es ist Zeit, Lyda wird sich um ihn kümmern, ihn auf den Schlaf vorbereiten... Und komm dann zurück, danach gehe ich unseren Sohn stillen und komme bald wieder hierher, um unseren Gast zu begrüßen ..."


    Dann lächelte sie Sextilla entschuldigend an, "Es tut mir leid, Sextilla, heute wird es wohl nicht, aber Morgen beim Frühstück werden wir dann sehen ..."

  • "Du kannst ihn gerne halten, wenn Sonnmar damit einverstanden ist", erwiderte ich der jungen Furius- Ehefrau freundlich, jedoch bestimmt.. Ich würde ja merken, wie Sonnmar auf Sextilla reagierte, und wenn er anfangen würde, zu weinen oder sich unwohl zu fühlen, würde ich ihn nicht zwingen. Ich lächelte meinr Fridila zu:

    "Das Meer halte ich für eine gute Idee, meine Fridila" Ich sah meiner Frau tief in die Augen. Welch schöne Stunden hatten wir am Meer verbracht, und im Meer mit den heiteren Nymphen, die viel freundlicher waren als die doch etwas unheimlichen Nixen aus den kühlen germanischen See. Jetzt war wieder Sommer, und wieder würden uns die blaugrauen Fluten umspielen. Doch diesmal waren wir zu dritt...


    Doch dann klopfte es, und ein Fabriciussohn kündigte Stellas Cousin an. Also war der Furius doch nicht nach Brundisium aufgebrochen, sondern wollte hier übernachten. Aber weshalb war er nicht mit Sextilla hergekommen? Hatte er etwa seine junge Frau als Vorhut geschickt?


    Ich hätte es passend gefunden, hätte mich Furius Saturninus mit Sonnmar auf dem Arm angetroffen, aber in seinem Alter war es die Mutter, die über ein kleines Kind bestimmte. Und wenn Stella sagte, dass er ins Kinderzimmer sollte, war das bestimmt das Beste. Ihr vielsagender Blick traf mich, und ich dachte: Sollte es wieder Streit geben, dann tat das unserem Sohn bestimmt nicht gut. Ich wollte auch, dass Sonnmar seine Familie liebte und keine Angst vor seinem Onkel hatte, dem ersten männlichen Verwandten von der römischen Seite, den er kennen lernen würde.


    So trug ich Sonnmar zu Lyda und Rhea ins Kinderzimmer zurück. Jetzt erst verzog er sein kleines Gesicht. Er hatte bei seiner Mama und vielleicht auch bei der neuen interessanten Besucherin bleiben wollen. Ich bemerkte, dass Sonnmar sich nicht fürchtete, im Gegenteil.