Aus Parthien kommend war Ezra ben Abraham nicht sofort nach Palmyra zurückgekehrt, sondern war den Weg nach Westen gegangen, durch das zerstörte Osrhoene hindurch, über den Euphrat zurück ins Imperium und dann entlang der Straße über Hierapolis Bambyke und Beroea auf direktem Wege nach Antiochia am Orontes. Dies war eine relativ spontane Reise gewesen, denn eigentlich hatte der Jude bei seinem Aufbruch nach Hatra nicht geplant gehabt auch in die syrische Provinzhauptstadt zu kommen. Doch die Wege des Herrn waren unergründlich und wer war er schon, dass er dessen Sprüche in Frage stellte?
Nun es war nämlich so gekommen, dass Ezra ben Abraham noch in Parthien auf eine Karawane traf, die auf den Weg nach Seleukia Pieria gewesen war, um exotische Ware dorthin zu schaffen, damit sie auf Schiffe verladen und nach Rom geschickt werden konnte. Im Gespräch mit ihnen hatte er zufällig von einem Juden in Antiochia erfahren, der mit dem Führer der Karawane befreundet war und eben diesen wollte der Nomade besuchen auf ihrer Durchreise. Das besondere an dem Juden war, dass er früher als junger Mann mehrere Male die Seidenstraße entlang gereist war seiner Geschäfte wegen und diese hatten ihn mitunter auch mehrmals an die Ufer des Iaxartes bis nach Alexandria Eschate geführt. Gleich als Ezra ben Abraham das vernommen, hatte er beschlossen diesen Mann kennenlernen zu wollen und so hatte er sich der Karawane bis nach Antiochia angeschlossen.
So kam es, dass er und der Karawanenführer Antiochia betreten hatten und sich langsam durch die Gassen bewegten, während die anderen draußen vor der Stadt geblieben und dort ihr Lager aufgeschlagen hatten. Das Ziel der beiden war das Haus des Chayim ben Asael, welches mitten im Kerateion, dem jüdischen Wohnviertel Antiochias, lag. Ezra ben Abraham war im Laufe seines Lebens schon mehrmals in der großen Stadt am Orontes gewesen, doch zu seiner Schande musste er sich eingestehen dabei Kerateion niemals besucht zu haben. Er kannte schlicht niemanden dort, weshalb seine Geschäfte ihn nie dahin getragen hatten, doch das würde sich ja mit heute ändern.