[Bibliotheca]Unerwarteter Besuch

  • Axilla hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, dass Tiberius Caudex noch einmal zu Besuch kommen würde. Nun, anfangs, kurz nach der Geburt, hatte sie fast damit gerechnet, dass er sie aufsuchen würde. Oder dass er zum dies lustricus für ihren Sohn erscheinen würde. Aber nichts davon war geschehen, und so hatte Axilla das so für sich verbucht, dass der tiberier beschlossen hatte, dass er das Kind besser gar nicht sehen wollte. Eine Entscheidung, die Axilla verstand und sogar auf der einen Seite ein wenig erleichtert aufnahm. Nichts wäre schlimmer, als ein Mann, der noch öffentlich ihre Ehre infrage stellen würde, weil er die Ehelichkeit ihres Kindes infrage stellte, wegen… nunja, Ehre oder sowas. Manchmal taten Männer verrückte Dinge.

    So aber war sie davon ausgegangen, dass sich ihrer beider Wege wohl nicht mehr kreuzen würden oder eben nur noch bei seltenen Gelegenheiten wie den üblichen Festen und dergleichen. Sie war vielleicht etwas wehmütig, aber nicht ernsthaft traurig deshalb. Dafür freute sie sich viel zu sehr über ihren Sohn.


    Als es dann aber auf einmal hieß, er wäre da, war Axilla zugegebenermaßen sehr überrascht. Sie ließ Begoas Caudex hereinholen, während sie ihren Sohn in die kleine Wiege legte, die sich überall schnell herumtragen und aufstellen ließ. Grade schlief er glücklicherweise. Die letzte Behandlung des Arztes war jetzt drei Wochen her, und scheinbar hatte sie dem kleinen Kerl Linderung verschafft, so dass er weniger weinte.

    Sie strich noch einmal ihr Kleid glatt und wartete, bis Caudex hereinkam. Dann begrüßte sie ihn mit einem leichten Lächeln. "Caudex! Welche Überraschung. Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet", sagte sie ehrlich und lächelte ihn freundlich an, ohne ihm wie früher um den Hals zu fallen oder ähnliches. Dafür konnte sie viel zu wenig die Umstände seine Besuches abschätzen, oder was er genau wollte. Und sie war sich auch nicht sicher, was sie wollte.

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  • Ja es war eine unterkühlte Begrüßung. Er hatte es auch nicht besser verdient. Er hätte sich einfach vorher die Zeit nehmen sollen. Aber die Amtsgeschäfte waren einfach zu viel gewesen. Er hatte ja sogar seien eigenen Familie vernachlässigt. Aber auch das wollte er nun ändern und eben Freundschaften pflegen. Und Axilla zählte er nun mal zu seinen engsten Freunden und vertrauten, ganz unabhängig davon ob sie miteinander schliefen oder eben nicht. So lächelte auch Nero und ging langsam auf Axilla zu und betrachtete sie in aller Ruhe. „Salve Axilla.“ Sagte er und trat noch einen Schritt näher. „Die Mutterschaft steht dir gut.“ Ja sie sah einfach schön aus und sie hatte diese Strahlen oder wie man es nennen sollte, was nur frisch gebackenen Mütter hatte. „Ich muss mich entschuldigen, dass ich erst jetzt die Zeit finde um dir meine Glückwünsche persönlich zu überbringen. Vielleicht hätte ich schreiben sollen, aber ich wollte es gern persönlich tun.“ Nero zog eine kleine Pferdeholzfigur, die in ein buntes Tuche liebevoll eingepackt war heraus und überreichte es Axilla. „Meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Sohn. Ich wünsche und bete dafür, dass die Götter ihre Hände immer schützend über ihn halten werden.“ Sagte er während er das kleine Geschenk übergab und sich dann vorbeugte um ihr einen kleien Kuss auf die Wange zu geben. Mehr traute er sich gerade nicht, aber er wollte auch nicht gänzlich den Abstand wahren.

  • Er hielt sich sehr zurück, was Axilla natürlich bemerkte, aber nicht weiter kommentierte. Sie nahm an, dass ihn das schlechte Gewissen plagte, auch wenn es das nicht unbedingt müsste. Sie war zu alt dafür, um wie ein junges Mädchen dem Liebeskummer nachzuhängen und in jede Begegnung von Mann und Frau mehr hineinzuinterpretieren, als es war. Nein, sie war wirklich fein damit, wie es war, und hegte deshalb keine finsteren Gedanken.

    Deshalb winkte sie auch ab, als er sich entschuldigen wollte, und setzte sich auf die bequeme Polsterbank vor dem Fenster zum Garten, auf der sie häufig saß, wenn sie hier war. Hier war das Licht einfach wunderbar, fand sie, und der Ausblick war geradezu romantisch, auch wenn der Garten jetzt im Herbst langsam die Blätter verlor. Aber auch das hatte seine eigene Schönheit, wenn so langsam alles golden und rot wurde. Sie bot auch Caudex einen Platz an, die Bank war schließlich breit genug, und schaute nebenbei einmal kurz in die niedrige Wiege, wo ihr Sohn wie ein Stein schlief, die Händchen zu Fäusten geballt neben dem Kopf liegend. "Ach, mach dir darüber keine Gedanken. Nur habe ich auch recht wenig Zeit. Es ist nicht so einfach, zwei Haushalte zu führen und beiden gerecht zu werden. Du hast Glück, dass ich heute hier bin. In einer Stunde muss ich schon wieder zu meinem Mann, damit wir heute Abend eine langweilige Cena geben können." Ja, das würde noch zu einem Problem werden, fürchtete Axilla, die eigentlich nicht bereit war, ihr Haus aufzugeben. Aber je älter Lucius werden würde, umso schwieriger würde es werden, wenn der seinen Vater nicht kannte. Sie wusste das ja noch von Titus Atticus und Cossus Largus, wie das war, ein Kind ohne Vater großzuziehen, und auch, wenn Axius Lucro so seine Fehler hatte, er hatte auch seine Tugenden. Allen voran, das Kind als seines zu akzeptieren.

    Nero überreichte ihr auch gleich ein kleines Geschenk für das Kind und Axilla grinste leicht, als sie das Pferdchen entgegennahm und sich einen kleinen Kuss auf die Wange geben ließ, zusammen mit reichlichen Segenswünschen. "Das ist sehr aufmerksam von dir", meinte sie lächelnd und betrachtete das Pferdchen. "Wenn er größer wird, wird er sich sicher hierüber sehr freuen." Im Moment würde er es bestenfalls einspeicheln, wenn er es denn gut halten konnte. Er war noch in dem süßen Alter, wo alles neu und aufregend war. Axilla wusste, wie schnell diese Babyzeit vorbeiging, und sie wollte sie am liebsten festhalten.


    Kurz ließ sie ihren Blick über Caudex gleiten. Ob er es ahnte? Nun, wahrscheinlich. Das erklärte auch gut, warum er sich nicht hatte blicken lassen und Abstand gehalten hatte. Besser jedenfalls als die Geschichte mit “zu viel zu tun“. Aber jetzt war er hier, und hielt vorsichtigen, geradezu angespannten Abstand. Axilla legte den Kopf leicht schief. "Möchtest du meinen Sohn gerne sehen?" fragte sie geradeheraus, weil er sich bislang wohl noch nicht getraut hatte, Lucius wirklich zu betrachten.

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  • Er nickte. „Ich bin froh dich hier anzutreffen. Ich werde dir auch nicht viel Zeit stehlen. Und ja ich hätte mich anmelden und dich nicht einfach so überfallen sollen.“ Entschuldigte er sich dann doch nochmal, denn er wusste ja das sie zwei Haushalte zu führen hatte und wie viel Stress das neben dem Kind bedeutete.

    Nun lächelte auch Nero. „Nun ich dachte, wenn er auch nur ein wenig von seiner Mutter geerbt hat, dann interessiert er sich ganz sicherlich für Pferde.“ Ja er sprach nicht aus, dass er den Gedanken hegte es könnte ein Kind vom ihm sein. Nein er würde das auch nie ansprechen. Er freute sich für Axilla, auch das ihr Mann keine Zweifel hegte und so würde auch er keine hegen und Vermutungen anstellen. Er setzte sich neben sie auf den gemütlichen Platz mit Blick in den garten und nickte dann mit einem wohlwollenden Lächeln. „Genau deswegen bin ich doch hier. Zum einen um dich zu sehen. Und natürlich um das kleine Wunder zu betrachten, dass du zur Welt gebracht hast.“ Ja es war wohl wirklich ein Geschenk der Götter, wusste er doch das Axilla Problem damit hatte Ein Kind das sie empfangen hatte zu behalten und es lebend zur Welt zu bringen und genau aus diesem Grund freue er sich ja auch so für sie. Er gönnte es ihr von Herzen und hoffte das sie das späte Mutterglück in vollen Zügen genoss. „Hat Atticus sich denn inzwischen damit arrangiert nochmal großer Bruder geworden zu sein?“ Fragte er schließlich noch, denn er wusste ja wie sehr seien Freund mit der Situation gehadert hatte. Jetzt aber wo das Kind auf der Welt und offensichtlich gesund war,, war er doch bestimmt besser aus das ganze zu sprechen.

  • Dafür, dass er dieses Wunder angeblich sehen wollte, fand Axilla ihn sehr zurückhaltend. Sie schaute ihn eine Sekunde mit schiefgelegtem Kopf an und musste wirklich überlegen, was er eigentlich sagen wollte. Und dass er nicht unbedingt das sagte, was er dachte, war für sie sehr offensichtlich. Eigentlich hatte sie immer gedacht, ihn gut lesen zu können, aber gerade hielt er sich hinter seinen Mauern verborgen. Aber sie drängte ihn nicht. Hatte sie nie und würde sie auch nie. Ab und zu hatte er einen kleinen Schubs bekommen, mehr nicht. Aber gerade schien er nicht einmal das zu wollen.

    Sie beendete ihre Betrachtung und erhob sich kurz, um zu der Wiege zu gehen. Sie summte leise weiter ein Schlaflied, während sie sich hinunterbeugte und vorsichtig die Finger unter ihr Kind schob. Sie wusste, wie sie ihn hochnehmen musste, ohne dass er aufwachte, wobei Lucius da wirklich ein pflegeleichtes Kind war. So dauerte es nicht lange, bis sie ihn im Arm hatte, den Körper vom Ellbogen gestützt und den Kopf in der Hand ruhend, und sie sich wieder mit ihm zu ihrem Platz begab, wo sie sich sanft lächelnd niederließ.

    "Er schläft wie ein Stein. Wenn er schlafen soll, ist es immer erst ein langer Kampf, aber wenn er dann mal im Reich der Träume ist, könnte wohl ein ganzer Triumphzug samt Elefanten an ihm vorbeimarschieren, ohne ihn zu wecken", meinte sie mit dieser Sanftheit in der Stimme, die sie nur bei ihren Kindern da hatte. Sie küsste seine kleine Stirn unter den feinen, blonden Härchen, was den kleinen Kerl im Schlaf die Mundwinkel zu einem Lächeln verziehen ließ, wenn auch nur kurz.

    "Er sieht fast aus wie Atticus damals", meinte sie, was sie zuvor schon oft festgestellt hatte, während sie sich so setzte, dass Caudex das Kind auch betrachten konnte. "Darf ich vorstellen, das ist Lucius Axius Scaurus", stellte Axilla ihren schlafenden Sohn vor und offenbarte mit dem Namen auch gleich, was in späteren Jahren offensichtlich werden würde. Scaurus war der Name, den Kinder mit Klumpfuß bekam, da diese später immer hinken würden.


    Aber das Gespräch war erst einmal bei ihrem ältesten Sohn. "Ach, ich glaube schon. Atticus hat ihn auch schon besucht, und ich bin mir sicher, dass er seinen Bruder liebt. Er ist nur zu wütend auf alles und jeden, um das zuzugeben", meinte Axilla leichthin. "Er wäre ein großartiger Vater. Aber er will nicht und wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen."

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  • Er sah Axilla hinterher als sie zur Wiege ging. Sie war immer noch eine äußerst attraktive Frau die ihn immer noch reizte. Aber er fing sich schnell wieder und lächelte als sie mit dem Säugling zurückkam und in diese für Mütter sanften Stimme sprach. Sein Lächeln verrutschte nur ein wenig, als er den Namen hörte. Es tat ihm leid für das Kind, dennoch war er sich sicher, dass seien Mutter alles für ihn tun würde und er nicht zu sehr unter seine Behinderung würde zu leiden haben. Nero lachte leise auf. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Atticus jemals so klein gewesen sein soll." Meinte er und streckte seien Hand aus um dem kleinen Mann ganz sanft mit einem Finger über die Wange zu streicheln. Nero betrachte das Kind einen Moment versonnen und nur ganz kurz kam ihm der Gedanke ob er der Vater des Kindes sein könnte. So schnell wie der Gedanke gekommen war, schob Nero ihn auch wieder beiseite und sah Axilla an. "Er ist wirklich ein süßer kleiner Fratz." Meinte er mit einem sanften Lächeln und leiser Stimme., denn auch wenn Axilla meinte, das ein ganzer Triumphzug ihn nicht wecken würde, wollte Nero das lieber nicht testen. Er betrachte weiter das Kind, als er weiter sprach. "Nun ich glaube schon das Atticus den kleinen hier lieben wird und ein ganz hervorragender großer Bruder sein wird." dann sah er Axilla an. "Gib ihm noch etwas Zeit, er ist noch so jung. Aber ich denke er wird dir ganz viele Enkel schenken, wenn die Zeit dafür reif ist." Ja er wusste das sein Freund derzeit wirklich nicht gewillt war sich eine Frau zu suchen und mehr oder weniger Panik davor hatte, das seien Mutter ihm eine geeignete Braut anschleppen würde. "Werdet ihr auch auf dem Fest vom Consular Aurelius sein? Ich werde Atticus mit dort hinnehmen." Meinte Nero, denn es war ja allgemein üblich das man jemanden mitbrachte und Nero hatte sich für seien freund entschieden, auch wenn dieser von seinem Glück noch gar nichts wusste. "Vielleicht sieht er dort ja eine Frau, die ihm zusagt? er muss einfach mehr unter Leute um zu sehen was Rom so an Ehefrauen für ihn zu bieten hat." Ja davon war Nero überzeugt. Atticus musste nur raus aus dem haus, dann würde sich eine Braut schon ganz von allein finden.

  • "Oh, noch kleiner", sagte Axilla, während sie ihren schlafenden Sohn betrachtete und sich damals erinnerte. "Klein und so zerbrechlich. Und so perfekt, wie man nur sein konnte, um jedes zerbrochene Herz wieder zu heilen", sagte sie mehr zu sich selbst als für Caudex, ehe sie kurz lächelte und wieder zu ihm aufschaute. Er berührte ihren Sohn nur sehr verhalten, und ja, sie hatte sein kurzes Zusammenzucken wohl bemerkt. Sie war es mittlerweile gewohnt, es störte sie auch nicht. Ihr Sohn würde alles im Leben bekommen, was er nur brauchen könnte, und sie liebte ihn mehr als genug, um alles, was ihm von der Welt wegen dieser Kleinigkeit entgegen gebracht werden könnte, wieder auszugleichen.

    Sie sah Caudex einen kurzen Moment lang an und überlegte. "Möchtest du ihn einmal halten?" fragte sie dann. So unschuldig diese frage, und doch so bedeutend. Römer nahmen keine Kinder auf den Arm, die nicht zu ihrer Familie gehörten. Zumindest nicht öffentlich. Aber sie waren hier nicht öffentlich, hier waren nur sie drei. Also war es gleich, was die Leute denken könnten, zumindest in diesem geschützten Rahmen. Und die Frage, die wie ein Elefant im Raum stand, würde auf die ein oder andere Art dann doch deutlicher geklärt werden, auch wenn niemand sie aussprach und niemand sie beantwortete. Aber Axilla war sich doch recht sicher, dass Caudex es eigentlich wusste. Nur entweder sprach er es nicht an, oder er wollte es verleugnen, oder er wollte es nicht wissen. Und Axilla gab ihm gerade die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen, die konsequenzlos bleiben würde.


    "Ich weiß noch nicht, ob ich hingehe. Ich will Lucius nicht so lange allein lassen. Wir haben eine Einladung bekommen und ich bin mir sicher, dass auch Lucro gehen wird. Du weißt schon, um den passenden Leuten die Hand zu schütteln. Aber ich weiß noch nicht, ob ich darauf Lust habe und entscheide das dann recht spontan." Axilla war reich genug, um darauf zu pfeifen, was andere denken mochten. Wenn sie nicht da wäre, würde niemand wagen, etwas zu sagen. Und wenn sie da wäre, auch nicht.

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  • Nero lächelte, auch wenn er sich das immer noch nicht vorstellen konnte. „Es ist gut das er dein gebrochenes Herz heilen konnte.“ Meinte Nero mit sanfter Stimme und ja er war wirklich froh darüber das Axilla ihr gebrochenes Herz hatte heilen können. Einen Moment lang stutzte er dann. Ja er hatte die Frage nicht gestellt und doch antwortete sie auf ihre ganz eigene Art und sagte ihm was er sich nicht mal zu denken traute durch die Blume. Dann aber lächelte er und nickte. „Gern.“ Sagte er leise und ehrfurchtsvoll. Ja er war immer ehrfürchtig denn nur Frauen gelang es etwas derart göttliches zu vollbringen und Leben zu schenken. Während er geduldig wartete bis Axilla ihm ihren Sohn reichte. Nickte er verständnisvoll. „Ja ich geh eh davon aus, dass halb Rom anwesend sein wird.“ Und da sie ihn kannte wusste sie auch wie ungern er sich in derart großen Mengen an Menschen aufhielt, da er sich dort immer verstellen und auf seien Maske achten würde. „Wenn ich könnte würde ich auch schwänzen, aber ich glaube da würde bei meinem Patron nicht so gut ankommen.“ Meinte er daher schief grinsend. „Ich wünschte manchmal wirklich ich wäre in deiner Position.“ Ja Axilla konnte sie so einiges herausnehmen und niemand getraute sich etwas zu sagen. Aber das hatte sie sich erarbeitete und er gönnte ihr das von Herzen.

  • Ihr gebrochenes Herz war geheilt? Hatte sie das gesagt? Oh Götter, wie kitschig. Axilla schmunzelte und ersparte ihm und sich eine Antwort dazu. Denn ja, sehr viel in ihr war im Laufe ihres Lebens zerbrochen worden, und sehr viel wurde geheilt, vor allen Dingen durch ihre Kinder. Aber nein, es gab Narben, und die würden nie heilen. Insbesondere eine nicht. Selbst nach all den Jahren nicht. Auch nicht, als sie gehört hatte, dass er geheiratet hatte. Auch nicht, als sie gehört hatte, dass er verunglückt war. Dass er gestorben war. Nein, manche Dinge heilten nie. Nicht vollständig. Aber das gehörte jetzt nicht hier her.


    Jetzt ging es um Lucius. Vorsichtig erhob Axilla sich noch einmal, um Caudex das Kind zu geben, zusammen mit dem üblichen Gemurmel bei der Übergabe eines schlafenden Kindes. Aber sie war geübt, er ebenso. Immerhin hatte er auch in der Villa Tiberia mehrere eigene Kinder. Schließlich lag Lucius in seinen Armen, noch immer schlafend, ab und zu den Mund zu einem zahnlosen Lächeln verzogen. Sie schaute sich das Bild an, wollte es sich einprägen. Sie sahen einander ein bisschen ähnlich, was aber wohl am meisten an den Haaren und den Augen lag. Lucius hatte seine jetzt geschlossen, aber sie waren so blau wie seine. Atticus’ waren grau. Axilla blinzelte den Gedanken beiseite und setzte sich wieder mit mildem Lächeln hin.

    "Der Medicus musste seine Achillessehnen durchtrennen und alles schienen. Er trägt jetzt noch stützende Bandagen, aber hat deshalb keine Schmerzen mehr. Wenn alles gut geht, wird er nur wenig hinken. Und vielleicht findet er ja Gefallen am reiten", klärte Axilla Caudex darüber auf, wie es ihrem Sohn ging und was gemacht worden war. Irgendwie dachte sie, er sollte es wissen.

    Als er sagte, er wäre gerne in ihrer Position, musste sie doch einmal lachen. "Nein, tust du nicht", sagte sie, und es stimmte. Er wäre ganz sicher nicht gerne in ihrer Position, sondern war durchaus gerne in seiner. Er hätte nur gerne die Freiheit, manche Dinge einfach ausfallen zu lassen. "Aber warte noch einige Jahre und verdiene noch ein paar Meriten, dann bist du auch so weit, manche Dinge einfach auszulassen." Niemand schrieb einem erfolgreichen Feldherrn oder einem Consular vor, was er zu tun oder zu lassen hatte.

    "Deine Frau mag diese Feste doch auch nicht so. Wenn es dir zuviel wird, gib ihr einfach ein Zeichen, dass sie Müdigkeit vortäuschen soll, dann könnt ihr euch zurückziehen." Axilla hatte viel Erfahrung als Ehefrau und wusste, wie man lächelte, weil man es musste, oder wie man auf Kommando schrecklich müde wurde oder Kopfweh bekam. Dafür waren Ehefrauen schließlich auch zuständig: Um ihren Männern bei solchen Events zu helfen.

    "Aprospos, wie geht es ihr? Und deinen Kindern?"

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  • Vorsichtig und behutsam wie einen kostbaren Schatz, er das Kind ja auch war, nahm Nero den kleinen Lucius entgegen und bettet ihn auf seinen Arme. Sanft wiegte er ihn hin und her und erfreute sich an den kleinen Lächeln die er ihm schenkte. ja Nero war ein Kindernarr und liebte Kinder. Es war nicht römisch, den zumeist kümmerte sich die Väter recht wenig um ihre Nachkommen, er dann wenn es darum ging sie zu einer Karriere anzutreiben. Er war da anders. Er beschäftigte sich auch jetzt in den jungen Jahren schon mit seinen Kinder, spielte mit ihnen und gab ihnen all seien Liebe. ja er wollte vor allem, dass seine Kinder eine glückliche Kindheit hatten. Er hob den Kopf und lauschte Axillas Erklärung, dann nickte er. "Es wird alle gut gehen, davon bin ich fest überzeugt. Es ist gut zu hören, dass er keine Schmerzen mehr hat." Bedauerlich war es das der Kleine so früh hatte schon Schmerzen ertragen müssen. Er lachte ganz leise. "Oh ich zweifle nicht daran, dass er gefallen an Pferden und dem reiten finden wird." Nein da hatte er überhaupt keine Zweifel und wenn er alt genug wäre würde Nero ihm einfach ein Pony zum Geburtstag schenken und so die Liebe zu Pferden befeuern. Natürlich sagte er Axilla davon nichts, sie würde sicher abwinken.

    Er lächelte und nickte. "Ja es wird noch Jahre dauern, aber ich freue mich auf diese Zeit ohne den Zwang irgendwo hin zu müssen, aber wie du schon sagst es wird dauern." Ja das wussten sie beide. Er konnte sich nicht einfach so davon frei machen, egal wie sehr er das gern wollte. Wie sehr er sich gern zurückziehen wollte und einfach nur für seien Familie da sein wollte. Aber noch war er nicht in dieser Position und wenn er den Grundstein für seien nachkommen legen wollte würde er wohl oder übel den ganzen gesellschaftlichen Zwang über sich ergehen lassen müssen. Aber da er nun wusste wofür er das tat haderte er nicht mehr so sehr wie früher noch mit der Situation. Als die Sprache auf seien Frau und seien Kinder kam wurde sein Lächeln noch sanfter. "Oh es geht ihr hervorragend. Sie geht in ihrer Mutterrolle voll auf und kümmert sich mit Hingabe um sie alle. Alle drei sind wohl auf und entwickeln sich prächtig. Lucius und Phila sind sehr aufgeweckt und gerade in dem Alter wo man alles hinterfragt. Du kennst diese Warum und Wieso-Phase bestimmst auch. Und sie freuen sich beide auf ihr neues Geschwisterchen und streiten sich jetzt schon wen es wohl lieber haben wird." Meinte er mit einem leisen lachen, ja es war mitunter turbulent im tiberischen Haushalt, aber er wollte es auch gar nicht anders haben.

  • "Nun, wenn er alt genug ist, werde ich zumindest dafür sorgen, dass er es lernt. Genauso, wie sich zu verteidigen und was so alles dazugehört als angehender Ritter." Ja, Axilla würde ihn nicht so sehr bedrängen, wie sie Atticus bedrängt hatte. Als dritter Sohn hatte er da weit mehr Freiheiten – und auch Axius Lucro hatte zwei schon erwachsene Söhne und eine schon lange verheiratete Tochter und war daher noch tiefenentspannter, als ohnehin – und wenn er kein Talent besaß, würde sie sich auch mit den Grundlagen zufrieden geben. Aber Axilla war es wichtig, dass alle ihre Kinder zumindest so weit kämpfen konnten, dass sie keine einfachen Opfer wären. Und vielleicht war ihr das bei Lucius doppelt wichtig, denn er sollte sich nicht hinter seiner Behinderung verstecken, sondern lernen, dass er genauso Mann war wie alle anderen auch. Nein, besser und stärker sogar, weil er Dinge tun konnte, die andere nicht konnten, obwohl sie keine Einschränkungen hatten. Aber das alles war noch fern. Noch konnte der kleine Kerl sich nicht einmal eigenständig vom Bauch auf den Rücken drehen. Auch wenn er es fleißig versuchte. "Aber ich denke schon, dass es ihm gefallen wird. Ich muss dann nur einen Lehrer finden, der es ihm ordentlich beibringt, denn leider ist Roms Gesellschaft da etwas seltsam, wenn eine Frau diese Dinge lehren will." Axilla konnte reiten. Vielleicht nicht perfekt, aber zumindest so, dass sie nicht gleich herunterfiel, solange das Pferd es nicht drauf anlegte. Aber sie hatte es schon jahrelang nicht mehr getan. Und sie sollte besser nicht wieder damit anfangen, indem sie es einem kleinen Kind beibringen wollte. Da würde sie eher jemanden aus der Factio darum bitten, ein sehr geduldiges Pferd auszusuchen und zu üben.


    Axilla schmunzelte, als er meinte, das würde einfacher später. "Ich sag es ja ungern, aber der Moment, wo du so weit bist, dich zurückzulehnen, ist auch der Moment, in dem du das alles für deine Kinder dann doch tust. Und wenn nicht für sie, für deine Klienten", piekste sie etwas an seinem Traum. "Es sei denn, du möchtest wie Diogenes irgendwann in ein Fass ziehen", lachte sie bei der Vorstellung von einem Caudex, der so in den Tag hineinlebte wie der berühmte Philosoph.


    Sie lächelte auch weiter, als er von seiner Familie erzählte. Ja, ein wenig Wehmut war dabei. Sie hätte sich gewünscht, mehr Kinder zu haben und zeitlich näher beisammen. Wahrscheinlich hätten sich dann Titus und Cossus noch mehr gestritten. Gut, vielleicht wünschte sie sich das doch nicht. Aber die Vorstellung war auf verdrehte Art doch irgendwie schön.

    "Ja, ich kann es mir sehr gut vorstellen.", meinte sie schmunzelnd und überlegte kurz, wie alt die Kinder denn alle waren. Der Anfang ging immer so schnell, dass man fast gar nicht mehr hinterherkam, und die Zeit flog nur so dahin. Kaum zu glauben, wie lange der Skandal um die kleine Phila ja schon her war, und nun war es schon ganz normal, dass sie Caudex Tochter war. "Hast du schon um das Dreikindrecht gebeten?" fragte Axilla, da es ja durchaus so aussah, als würden die Kinder überleben. Ja, das kritische Alter von fünf war noch nicht erreicht, aber wenn keine Seuche kam, waren die Chancen groß, dass alle erwachsen würden. "Und wie geht es deinem Mündel, der jungen Purgitia? Sie müsste ja langsam in das Alter kommen, in dem du über Verlobungen nachdenken solltest."

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  • Nero nickte. Er fand es gut was Axilla für den Jungen plante. Ja bei der Mutter würde er das nötige Selbstbewusstsein bekommen und würde sich sicherlich nicht davon aufhalten lassen, das er vielleicht etwas hinkt. Er lächelte. „Ja ich kann mir vorstellen, dass es wohl nicht so gut ankommen würde, wenn du es ihm selbst beibringst.“ Meinte Nero, er selbst war ja eigentlich der Meinung, dass es nicht tragisch war wenn Frauen ritten, aber die einhellige Meinung der Gesellschaft war eine andere. Ganz sanft wiegte er das kleine Bündel und freute sich für den Junge, dass er eine Mutter bekommen hatte, die wie einen Löwin für ihn kämpfen würde und das Axilla das tun würde war für ihn so sicher, wie das die Sonne jeden Morgen aufging.

    Nero lachte leise. „Nun in ein Fass nicht gleich, aber vielleicht irgendwann aufs Land.“ Meinte er mit einem versonnen Blick. „Aber du hast Recht es wird wohl lange Zeit immer jemanden geben, für den ich was tun muss oder kann oder beides.“ Ja so war das nun mal er hatte es sich nicht ausgesucht, nein sein Vater hatte ihn mehr oder minder dazu gezwungen, aber nun war es nun mal wie es war und er würde das auch weiterhin schaffen. Gerade jetzt da er einen Familie hatte, die sich auf ihn verließ und ihm auch den Rücken stärkte.

    Er schüttelte den Kopf bei ihrer nächsten Frage. „Nein das werde ich auch erst tun, wenn Corvina dies auch kann.“ Ja er würde warten, bis sie vier gemeinsamen Kinder hatten auch wen sie das eigentlich jetzt schon hatten. Aber seien Tochter war nun mal nur sein Kind und nicht das seiner Frau.

    Dann lachte er wieder leise. „Sie entwickelt sich blendend und will mich immer noch gern beim Militär sehen, so wie es ihr Vater gewesen war.“ Dann aber setzte er einen gespielt entsetzen Ausdruck auf. „Bei allen Göttern bewahre mich davor.“ Ein kleines Lächeln umspielte seien Lippen. „Nun ich denke wenn es an der Zeit ist, werde ich mich nach geeigneten Kandidaten umsehen müssen, aber noch hat sie alle Zeit der Welt.“ Ja er wollte nicht wirklich darüber nachdenken sein Mündel die so was wie seine kleine Schwester war ziehen zu lassen.

    Der kleine regte sich auf seinen Armen und schlug die Augen auf und Nero verschlug es einen Moment die Sprache. Hatte er bisher nur den Verdacht gehabt, so war dieser nun zweifelsfrei für ihn bestätigt, denn er blickte in blaue Augen, welche den seinen so unglaublich ähnlich waren. Er blickte auf und sah Axilla an. Nein er fragte nicht und sagte auch nichts dazu, er lächelte einfach nur. „Du hast wirklich einen perfekten Sohn bekommen. Du und dein Mann ihr werde sicherlich immer stolz auf ihn sein können.“ sagte Nero, denn ja für ihn war er einfach perfekt und das mit seinem Fuß war kein Makel es war einfach das Besondere an ihm. Er erhob sich um legte den Jungen wieder vorsichtig in Axillas Arme, als dieser langsam unruhig wurde. „Ich glaub er will zu seiner Mama.“ Meinte Nero mit versonnener Stimme und einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

  • Einen kurzen Moment hatte Axilla vielleicht gehofft… Aber nein. Sie wusste selbst, dass das nicht nur albern, sondern auch gefährlich war und Fragen aufwerfen würde, die niemand beantworten wollen würde. Die Dinge waren, wie sie waren, und sie hatte ohnehin schon mehr Glück für sich beansprucht, als sie hätte hoffen dürfen. Sie wollte die Parzen nicht herausfordern.

    "Ich denke ja, wenn es so weit ist, dass du aufs Land könntest, wird dir die Aussicht auf ein so ruhiges Leben nicht mehr so erstrebenswert erscheinen wie jetzt und du wirst es aufschieben, so lange es geht", meinte Axilla lächelnd, da sie es ja selbst kannte. Vielleicht hatte sie einmal von einer ruhigeren Zeit auf dem Land geträumt, sie wusste es nicht mehr. Aber mittlerweile würde sie Rom vermissen, trotz all der lächerlichen Feste und nervtötenden Intrigen. Oder vielleicht sogar genau deswegen.


    Und sie legte grinsend den Kopf schief, als er von der Prugitia erzählte. "Nun, ich denke, eine Lorica würde dir ausgezeichnet stehen. Falls du in dem Punkt also auf meine Unterstützung hoffst, muss ich dich leider enttäuschen." Sie lachte leicht. "Aber im Moment scheint es ja nicht so, als ob wir am Rande eines Krieges stünden, der selbst von Senatoren verlangte, in die Schlacht zu ziehen, also solltest du recht sicher sein." Natürlich konnte man nie ganz sicher sein, wie Axilla ja selbst nur zu gut wusste. Aber zumindest war aktuell nichts im Gange, dessen Klatsch es nach Rom geschafft hatte.


    Lucius wachte auf und fing an zu quängeln, und sie nahm ihn zurück. "Ich fürchte, er will eher zu seiner Amme", sagte sie und ging zur Tür, um nach eben jener zu rufen. Sie übergab den Kleinen dann auch und war daraufhin mit Nero allein in der Bibliothek. Irgendwie fühlte sich das seltsam an.

    "Ich danke dir", sagte sie nach einem kurzen Moment des Schweigens, während sie sich von der Tür weg und ihm wieder zudrehte, aber stehenblieb. Sie lehnte sich leicht gegen die Wand. "Dass du gekommen bist, um ihn einmal zu sehen." Sie wusste, dass das eine einmalige Sache war. Sie war viel zu erwachsen, um irgend etwas zu erwarten oder auch nur zu wollen, was niemandem etwas nutzen würde. Daher war sie wirklich dankbar, dass er gekommen war und, wenn auch nur für einen ganz kurzen Moment, Lucius angenommen und akzeptiert hatte. Nciht auf eine gefühlsduselige Art und Weise. Ohne Besitzansprüche, Vorwürfe oder Fragen. Er wusste, wie es war. Sie wusste, wie es war. Und sie akzeptierten es. Und deshalb war Axilla wirklich tief empfunden dankbar, dass er bei all diesem Wissen dennoch einen Augenblick lang sein Kind in den Arm genommen hatte, wenn auch nur dieses eine Mal.

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  • Nero lacht. "Oh ich bin mir durchaus bewusst, dass ich in dieser Hinsicht von dir keine Unterstützung bekomme. Zumal du mir ja dereinst gesagt hast, dass du mich gern mal in einer Lorica sehen möchtest. Und wenn es eines Tages so weit sein wird, werde ich sie dir auch vorführen." Meinte er mit einem Zwinkern. Ja Axilla war genau so wie sein Mündel ein Fan des Militärs, Nero war das nicht aber er würde, wenn die Zeiten es verlangten natürlich seinen Dienst für Rom tun. "Ich hoffe die Zeiten bleiben so friedlich, aber man weiß nie und Rom hat Feinde und Neider die es immer mal wieder wagen das Reich herauszufordern." Ja man konnte sich eines Friedens nie sicher sein.

    Nero erhob sich, als Axilla sich an die Wand lehnte, zu ihm blickte und ihm dankte. Er trat dicht an sie heran. "Ich habe zu danken." Sagte er, ja er wusste nun mit Sicherheit, dass es sein Kind war und so war er dankbar das Axilla ihm diesen Moment gegeben hatte, den Kleinen zu halten. Er trat noch einen Schritt näher und legte sanft eine Hand an ihre Wange um diese zu streicheln. "Wenn ihr irgendwann... wenn er irgendwann mal meine Hilfe braucht, lass es mich bitte wissen." Ja er würde ohne Zögern Axillas Kind unterstützen. Nein das würde keine Fragen aufwerfen. Immerhin war bekannt, dass Atticus und er beste Freunde waren. Er beugte sich etwas weiter zu Axilla. "Darf ich dich küssen?" Ja er fragte, denn gerade wusste er nicht in wie weit Axila gewillt war ihre besondere Beziehung weiter zu führen. Er würde es natürlich akzeptieren, wenn sie dies nun nicht mehr wollte. Aber er für seien Teile würde dies natürlich gern weiterführen. Was er auf jeden fall wollte, war das sie ihre Freundschaft nicht verloren. Axilla war ein wichtiger Teil in seinem Leben geworden und dies wollte er nicht aufgeben.

  • Axilla schwieg einen Moment lang, als er seine Hilfe anbot, und sah in Richtung Tür, wo sie ihn gerade an die Amme abgegeben hatte. Sie wusste sein Angebot zu schätzen. Vermutlich mehr, als er wusste. Aber sie wollte über ihre Gefühle und alles andere nicht reden. "Nun, wenn die Götter mich nicht herausfordern, wird er in ungefähr vierzehn Jahren wohl einen Patron brauchen", sagte Axilla schließlich und schaute Caudex kurz forschend an. Wäre er Lucius’ Patron, würde er den jungen Mann oft sehen können. Er würde wissen, wie es in seinem Leben gerade war, welche Pläne er hätte, wen er heiraten wollte, wie seine Kinder hießen. Er würde an seinem Leben teilhaben können, ihn unterstützen können, ohne dass irgendjemand Einwände erheben würde. Solange Lucius ihm nicht doch zu ähnlich sehen würde als junger Mann, mochte das gehen. Oder vielleicht würde sich einer von beiden von der Notwendigkeit eines kaschierenden Bartes überzeugen lassen. Sehr viel wenn, sehr viel falls und vielleicht. Aber es wäre zumindest eine Möglichkeit, wenn Caudex das wollte.


    Erst einmal aber wollte er sie küssen, und allein, dass er sie fragte, verriet schon, wie unsicher er gerade war. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie bei ihrer ersten Begegnung nach einer Erlaubnis gefragt hatte. Es war schon so lange her. Jetzt aber war er geradezu schüchtern und vorsichtig.

    Axilla lächelte leicht. Sie ahnte, was die Frage alles implizierte, und Teile davon würden erst einmal nicht gehen. Sie würde ihr Kind keinem unnötigen Risiko aussetzen, das zu Spekulationen führen könnte. Das war sie ihm schuldig. Und auch ihrem Ehemann.

    "Ja. Aber dann muss ich los", antwortete sie leise und gab ihm damit zu verstehen, dass es wirklich bei einem Kuss jetzt bleiben würde und nicht mehr. Sie streckte sich auch und wartete nicht erst auf ihn, schlang ihm leicht die Arme um den Hals und schmiegte sich im Kuss an ihn. Ja, sie wollte das noch ein mal genießen, dieses Gefühl, jung zu sein, schön zu sein, begehrenswert zu sein. Einen Moment lang nur sie zu sein und sich einzureden, dass der Vater ihres Kindes sie auf seine eigene Art liebte, so wie sie ihn auf ihre Art in ihr Herz geschlossen hatte. Auch wenn es nur ein Moment war.

    Dominus Factionis (Factio Purpurea)
    Ius Trium Liberorum
  • Nero trat noch dichter und zog Axilla an sich und dann küsste er sie so wie er sie hatte schon zur Begrüßung küssen wollen, voller Leidenschaft und sehnsüchtig. Er kostete den Kuss vollends aus und zog Axilla dabei nah an sich heran. Ja er hatte sie vermisst und wie. Und doch hatte er sich zur Begrüßung nicht getraut sie derart zu küssen, da er nicht wusste wo sie stehen. Langsam nur ganz langsam beendete er den Kuss und löste seine Lippen von den ihren, ohne sich jedoch von ihr wirklich zu entfernen. „Wenn es soweit ist, bin ich gern sein Patron.“ Natürlich wäre er das und das wusste sie genauso wie er auch. Er würde nämlich so an dem Leben des Kindes teilnehmen dürfen, ohne das jemand Verdacht schöpfen würde und ja das war eine gute Aussicht auf die Zukunft. Er gab ihr noch einen sanften Kuss, bevor er sich von ihr löste. „Auch wenn ich es gern wollte, möchte ich dich aber nun nicht länger von deinen Verpflichtungen abhalten. Lass es mich wissen, wenn du mal wieder etwas mehr Zeit für mich hast.“Meinte e, gab ihr noch einen hauchzarten Kuss auf die Lippen und löste sich dann von Axilla.