Ich hatte mir ernsthaft überlegt, mich hiervor zu drücken. Ja, ich wollte in die Politik, da sollte man meinen, dass ich mich gerne reden hörte. Und naja, tat ich auch, irgendwie. Trotzdem konnte ich mir was schöneres vorstellen, als bei Eiseskälte auf der Rostra zu stehen und darüber zu dozieren, wie toll ich war, während das die allermeisten Zuhörer eh nicht interessierte. Im Grunde war ich mir sogar ziemlich sicher, dass es nicht auch nur einen gab, den es interessierte, denn den einen, der mir vor Wochen vollmundig versprochen hatte, jede meiner reden anzuhören, hatte ich jetzt schon seit Wochen nicht mehr gesehen.Wahrscheinlich lag er irgendwo tot im Straßengraben. Oder im Tiber. Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte, war, dass er nicht in meinem Bett lag, und ja, so ein wenig ärgerte mich das.
Aber jetzt war nicht die Zeit, sich zu ärgern. Oder über das Wetter zu beschweren. Oder sich zu drücken. Jetzt war ich schon mal hier, jetzt zog ich das auch durch. Auch wenn mir niemand zuhörte.
Ich stieg also auf die Rostra, in meiner besten Toga – also einer von den zweien, die ich hatte – und rausgeputzt wie zum Triumphzug, und begab mich in Rednerhaltung. Die niemanden zu beeindrucken schien, aber egal.
"Volk von Rom!"
Ich schmetterte die Worte über die Menge, aber nur ein paar guckten halbwegs interessiert auf. Ich hätte Geld investieren sollen. So ein paar Claqueure wären wohl nicht schlecht gewesen. Aber gut. Dann halt nicht.
"Volk von Rom!" rief ich erneut. Mit ähnlichem Erfolg. Aber egal.
"Mein Name ist Publius Pompeius Pollio! Im letzten Jahr war ich für euch als Tresvir aere argento auro flando feriundo im Amt. Wem das nichts sagt: Das sind die Tresviri monetales, die für euch die Münzen prägen und in Umlauf geben.
Und genau das habe ich auch getan. Ich habe überwacht, dass das Silber aus den Minen von Britannia hier in Rom sicher angekommen ist, dass es eingeschmolzen und zu reinem Silber verarbeitet wird, das dann wiederum in Münzen geschlagen wird. Ebenso die Bronze, die aus Kupfer aus Cypria und Baetica, und aus Zinn aus Aquitania und Hispania gegossen wurden, und für euch zu Münzen geschlagen wurden. Mit meinen Amtskollegen habe ich darauf geachtet, dass ihr, das Volk von Rom, nicht eures Reichtums durch Diebe und Gesindel beraubt werdet und nun die anstehenden Saturnalien ausgiebig genießen könnt.
Ebenso habe ich neue Münzen in Auftrag geben können, mit dem Porträt unseres geliebten Kaisers und seines Sohnes, des Caesars. So können all die Menschen im gesamten römischen Reich ihrem Imperator, Gnaeus Septimius Antoninus Augustus, nahe sein und ihn sehen, von Britannia im Norden bis Africa im Süden, von Hispania im Westen bis Syria ganz weit im Osten. Und auch ihr könnt ihn so bald sehen, wenn die neuen Münzen nun ausgebracht werden, und euch am seinem Ruhm ein wenig mit sonnen in dieser kalten Zeit.
Volk von Rom, es war mir eine Ehre, euch, dem Reich und dem Kaiser zu dienen und ich hoffe, dass ihr mir auch in Zukunft wieder euer Vertrauen schenken werdet!"
Gut, etwas polemisch, der Schluss gefiel mir nicht, aber was sollte ich jetzt sagen? Peace out, wie man in Epirus als Möchtegern-Ganove sagen würde? Wohl eher nicht. Aber hey, ich hatte meine Res Gestae gehalten. Kurz und knackig, und das zu Beginn der Saturnalien! Was also wollte ich mehr?