HUNDEZWINGER

  • Der aus Holz und Metallgitter errichtete Hundezwinger stand im Hortus und war so ausgerichtet, dass er an drei Seiten geschlossen, eine offene Seite jedoch auf die Mittelachse der Casa Furia ausgerichtet war. Auf diese Weise hatten die Hunde das Atrium und auch die Porta im Blick, falls sich jemand Unbefugtes einschleichen sollte.

    Die Rückwand wurde durch eine Tür unterbrochen, die zu einem großen Hinterhof führte, der zur Außenwelt hin mit einer hohen Mauer abgeschlossen war. Auf der Mauerkrone hatte man zum Himmel ragende Glasscherben zum Schutz gegen Räuber und sonstige Eindringlinge einbetoniert.

    Der Hinterhof war wiederum gegen den hortus mit einer Mauer abgegegrenzt, durch die man durch eine schmale porta treten konnte, um die Tiere zu versorgen.

    Dahinter konnten sich die Wachhunde austoben und hatten auch Auslauf ( außerdem wurden sie dort von Aischylos trainiert). Für Gäste war der Hinterhof nicht einsehbar, nur ab und zu hörte man das Bellen der Tiere.

    Der Boden bestand aus einem Drittel Mosaikboden und zwei Drittel Rasen, auf dem sich die Hunde gerne wälzten und spielten.

    In ihrem Zwinger hatten die furischen Wachhunde drei Hundehöhlen, die Aischylos aus tönernen pithoi gebaut und mit Stroh gepolstert hatte, zur Verfügung, dort konnten sich die Tiere vor Kälte, aber auch vor zu viel Sonne, zurückziehen, es gab Spielzeug aus Knochen und gedrehten Lumpenpüppchen ( die Glafira für ihre Lieblinge bastelte) und immer frisches Wasser.

    Die drei Bewohner des Zwingers waren zwei graue Wolfshunde und ein Molosserhund. Sie trugen die griechischen Namen Ajax, Argos und Aramis.

  • Glafira und Tiberios



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    Cubiculum Furia Stella>>>


    Glafira drehte die Sanduhr um, damit sie bei ihren geliebten Tieren die Zeit nicht vergaß.


    Sie hatte Ajax aus dem Zwinger geholt, hockte bei ihm und hatte die Arme um ihn geschlungen. Der große graue Wolfshund saß ruhig da, nur sein Hundeherz klopfte. Glafira verbarg ihr Gesicht in seinem Fell. Sie weinte nicht, aber ihre Augen brannten, und sie war zutiefst unglücklich, weil Domina Stella auf sie böse war.

  • Tiberios war bei der Küche vorbeigegangen, nun ging er durch den Hortus zu dem Hof, bei dem der Hundezwinger lag.

    Wie er es geahnt hatte, fand er dort eine sehr traurige Glafira.

    Tiberios dachte sich aber schon seinen Teil: Domina Stella hatte Glafira nicht bestraft, sondern sie nur aus dem Cubiculum geschickt. Andere Sklaven würden alles, was nicht mit der Peitsche geschah, achselzuckend wegstecken.

    Aber warum litt dann Glafira? Die Antwort war: Weil sie liebte. Glafira liebte und verehrte Domina Stella - und das machte sie so unendlich verwundbar.

    Der junge Grieche dachte nun, was er schon öfter gedacht hatte, dass man nie jemanden lieben sollte, sondern nur schauen, wo man selbst blieb, dann musste man weniger leiden. Liebe war Leiden. Er hatte es bei seiner Mutter gesehen, sogar bei dieser Dede hatte er es gesehen und nun bei Glafira. Sie waren Sklaven ergo Sachen, und es war wohl besser, wirklich wie eine fühllose Sache zu sein.

    "Glafira," sagte er leise. Ajax schaute ihn an und gähnte; Glafira hatte immer noch ihr Gesicht in seinem Fell.

    "Du sollst Domina Stella ihren Tee bringen, hat sie gesagt."



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    Glafira hob den Kopf. Man sah, dass sie geweint hatte, ihre Augen waren verschwollen. Aber sie sagte:
    "Hat sie das wirklich gesagt? ICH soll ihr Tee bringen?"


    Tiberios nickte: "Wer sonst ist Domina Stellas Cubicularia?" , fragte er.

    Bei sich dachte er aber, dass er froh war, dass er als Maiordomus noch nie jemanden hatte bestrafen oder gar zum Verkauf hatte bringen müssen.


    In Glafiras Gesicht trat ein Hoffnungsschimmer.

    Sie nahm die Arme von Ajax, streichelte ihn, erhob sich und brachte ihn zurück in den Zwinger.

    "Ich werde mich jetzt waschen, die Herrin wünscht es so.", sagte sie: "Und dann bringe ich ihr ihren Tee."


    "Beeil dich, damit er nicht kalt wird.", sagte Tiberios.


    "Meinst du denn, Domina Stella weiß es, dass ich es gut gemeint hatte mit meinen neuen Ideen?", fragte Glafira.


    Tiberios hätte am liebsten gesagt, dass er es nicht wusste, aber es ging ihm darum, dass die junge Frau schnell wieder an die Arbeit ging.

    "Ich meine es," erwiderte er ausweichend.


    Glafira lief eilig Richtung Küche davon, die Tatsache, dass ihre Herrin wünschte, von ihr bedient zu werden, gab ihr neuen Mut.


    >>> Cubiculum Furia Stella


    Tiberios blieb zurück. Die Sanduhr war abgelaufen, und er drehte sie noch einmal um.

    Er hatte den Kopf voller neuer Ideen, ständig und immerzu. War das auch sein Problem?

    Das kōdṓnion, tintinabulum, die Glöckchen für die Porta, die codices aus Buchenholz, die erlauben würden, mit nur einer Hand zu lesen, das telecaustum , dessen Pläne er Tiberios Caudex vorgeschlagen hatte. Er liebte Neues und war immer bereit, etwas auszuprobieren, um zu sehen, ob es funktionierte. Vermutlich war das keine gute Eigenschaft für einen Diener, der mit der Präzision eines alexandrinischen automata funktionieren sollte.


    Tiberios schaute zu, wie der Sand durch die enge Öffnung rann, und das erschien ihm eine Metapher für das Leben.

  • Am Morgen


    Tiberios führte Domina Callista zu der Mauer, die den Hinterhof vom Rest des Hauses abtrennte, öffnete die Porta und trat zurück, damit die Furia zuerst eintreten konnte.

    Sie würde einen großen, ländlich wirkenden Hinterhof erblicken, die jetzt verwaisten Pferdeställe und eben den Zwinger . Der Boden bestand aus einem Drittel Mosaikboden und zwei Dritteln Rasen. Überall standen Gartengeräte herum und es gab sogar eine kleine Biga mit dem Zeichen der Furier, dem goldenen Greifen.

    Der Zwinger war mit drei Hundehöhlen, die Aischylos aus tönernen pithoi gebaut hatte, einem Wassertrog und allerlei Spielzeug ausgestattet.

    Bereits als Tiberios die Porta aufschloss, begannen die Hunde wild zu bellen und die Lefzen hochzuziehen.

    Es waren zwei graue große Wolfshunde aus Britannia und ein Molosserhund, ein fahlbraunes Tier mit einem mächtigen Brustkorb.

    Tiberios wurde etwas blass um die Nase; alles Vierfüßige jagte dem furischen Maiordomus sehr viel Respekt ein. Er deutete auf die Tiere:

    "Die Grauen heißen Ajax und Argos, der Molosser Aramis. Sie gehorchen, wenn sie mit einem vertraut sind; bei Fremden sind sie sehr misstrauisch. Es gab einmal eine Zeit, da liefen sie jede Nacht frei, gestern aber hat Aischylos sie eingesperrt, weil sie dich noch nicht kennen, Domina. Möchtest du sie denn kennen lernen? Vielleicht mit einem Leckerbissen? Ich hole etwas aus der Küche.", Liebe ging durch den Magen, auch bei Hunden.

  • Ich hatte den Weg hierher gut gefunden und wie gesagt wurde stand auch der Eimer mit dem Futter vor dem Zwinger. Die Hunden wurden unruhig und meldeten sich. Ja sie spürten wohl, dass hier jemand war. So sprach ich leise und das erst Mal seit vielen Jahren in meiner Heimatsprache mit ihnen. "He ihr, ich bringe euch Futter, also fresst mich nicht, sonst kann ich euch anschließend nicht rauslassen, damit ihr im Hof spielen könnt." Ich öffnete den Zwinger und die drei Hunde stürmten auf mich zu. "Langsam, langsam." Sagte ich und hielt ihnen meine Hand hin, damit sie meinen Geruch aufnehmen konnte, dann füllte ich ihre Näpfe. Und schon war ich uninteressant, denn die Hunde machten sich über ihr Futter her. Ich blickte mich noch um und füllte auch die Näpfe, die für das Wasser vorgesehen war. Die drei waren Vielfraße, sie schlangen ihr Essen herunter und winselten dann, ja sie wollten raus und brauchte wohl ihre Bewegung. So öffnete ich den Zwinger wieder und ließ die drei in den Hof. Ich entdeckte das Spielzeug und schnappte mir etwas davon. Immer und immer wieder warf ich nun das Spielzeug über den Hof und ließ es mir von den Hunden bringen. Ja die drei tobten ausgelassen und störten sich nicht daran, dass sie mich eigentlich gar nicht kannten. Das war ihnen egal, Hauptsache war wohl, dass sich jemand mit ihnen beschäftigte.

  • Es war kurz nach Mittag, als Tiberios Aither durch den Seiteneingang in den Hof führte, dort waren die ehemaligen Ställe und auch alles, was man für die Tierpflege brauchte.

    Flamma war mit den Hunden beschäftigt. Tiberios grinste etwas über das Bild, wie sich die Tiere darüber freuten, dass sich jemand mit ihnen abgab, und wie einer nach dem anderen rannte, um Flamma gehorsam Stöckchen zu bringen. Er selbst hatte Respekt vor allem, was größer war als ein Hase und konnte Hunden nicht viel abgewinnen. Sie waren ihm zu laut und zu stürmisch; Aramis hatte den Griechen auch schon einmal durch seine bloße Masse umgeworfen

    "Salve!", rief Tiberios, legte eine Hand auf Aithers Kruppe und winkte Flamma zu.

    Man merkte ihm an, wie stolz er auf sein Eselchen war. Ihm gegenüber war er nie störrisch; nur wenn ihn etwas erschreckte, dann musste man ihm gut zureden. Er kannte den Weg auch schon, den er gehen musste, und Tiberios hätte währendessen auf seinem Rücken ein Buch lesen können:


    " Nun, bereit um zum Waisenhaus aufzubrechen? Vorher werde ich mich aber waschen und umziehen. Im Balneum für die Sklaven liegt übrigens immer ein Stapel frischer Tunikas, und wenn du das Gefühl hast, du solltest die Kleidung wechseln, nimm dir einfach eine hinunter und stopfe die schmutzige in den Wäschekorb. Chloe holt sie dann zum Waschen. Doch zunächst möchte ich dir jemanden vorstellen. Das ist Aither, mein Esel." Er sagte "mein", obwohl er natürlich Dominus Aulus gehörte: "Aither, das ist Flamma, ein Freund von mir, und vielleicht der freundlichste Mann, dem du je begegnen wirst - außer Dominus Tiberius Caudex, der deinen Rücken geheilt hat. Streichle ihn ruhig, Aither liebt das"


    Der Grieche ging in die Hocke, um die Eselshufe zu inspizieren, ob alles in Ordnung war, dann nahm er einen sauberen Strohwisch und begann das Tier damit sorgfältig abzureiben. Die Zeit nahm er sich immer, denn er vertraute Lea dahin, dass das wichtig für seine Gesundheit war:


    "Und?Wie geht es Dir, Flamma?", fragte er beiläufig. Aither war ein nettes Tier, und seine Hände in dem borstigen Fell zu vergraben, um ihn zu kraulen, war eine Möglichkeit, sein Gemüt zu beruhigen und sein Herz zu öffnen; dies hoffte Tiberios zumindest.

  • Ich blickte auf und nickte Tiberios zu. „Salve.“ Sagte ich leise auch um die Hunde nicht zu erschrecken. Dann sammelte ich das Spielzeug ein und brachte die Hunde zurück in ihren Zwinger, Ich redete ihnen gut in meiner Muttersprache zu. „Kommt seid brav.“ Ich kraulte jeden von ihnen noch einmal und schloss dann die Tür zum Zwinger. „Ich schau später nochmal nach euch.“ versprach ich, als sie anfingen zu winseln. Ich trat näher zu Tiberios und besah mir seinen kleinen Esel. Natürlich kraulte ich ihn zwischen den Ohren. „Ein schönes Tier.“ Sagte ich und ließ Tiberios dann aber seien Arbeit tun. „Ich habe eigene Tuniken mit.“ Sagte ich auf den Hinweis hin, dass ich mir welche nehmen könnte, denn die normalen Tuniken waren meistens zu klein für mich. „Ich bin bereit zum Aufbruch wenn du es bist.“ Sagte ich, denn ich war ja hier um die mir übertragenen Aufgaben zu erledigen und nicht zum Urlaub. „Es geht.“ War meine knappe Antwort auf die Frage nach meinem Befinden hin. Ja wie sollte es einem Mann son gehen, dem gefühlt das Herz raus gerissen worden war? Beschissen! Aber ich wollte nicht jammern, sondern einfach nur tun was mir aufgetragen wurde. Funktionieren so wie bisher in meinem Leben auch.

  • Die Hunde verschwanden im Zwinger, und lagerten sich nun hin, um zu dösen.

    Tiberios lächelte: "Du hast die Drei glücklich gemacht. Und du kannst natürlich deine eigenen Sachen tragen. Aber wenn deine Tunica schmutzig sein sollte, dann ab damit zur lieben Chloe, soviel Service bieten wir."


    Aither fing an, zu fressen und zu saufen, nachdem er den Furiersklaven als auch Flamma nochmal mit seiner wuschligen Stirn angestubst hatte.


    Tiberios bemerkte natürlich, dass Flamma nach wie vor todtraurig war.


    Er blieb an dessen Seite, aber die Antwort auf alle Fragen lag nicht bei ihm, sondern bei dem Parther: Würde er zurückgehen und sich der Situation stellen? Oder würde er in der Casa Furia oder sonstwo bleiben und ewig über eine verpasste Gelegenheit trauern?

    Arbeit war eine gute Medizin gegen Depressionen, doch wenn man davon ausging, dass alle unsterblichen Seelen in der Welt der Ideen gleich klug waren und sich nur wiedererinnern mussten, um alles vergessene Wissen parat zu haben, so musste der Grieche darauf vertrauen, dass in Flamma seine eigene Lösung wachsen würde.

    Tiberios konnte kein Urteil fällen; er konnte sich lediglich bemühen, die richtigen Fragen zu stellen und den Kummer zu begreifen.


    Der Grieche gähnte kurz und hielt sich die Hand vor den Mund, manchmal schlug Müdigkeit unerwartet zu, aber ein Schwall kaltes Wasser über den Kopf geschüttet würde ihn wieder munter machen:
    "Ich bin gleich zurück"., sagte er: "Ich hole nur noch ein paar Sachen."



    Etwas später kam Tiberios mit einem Tablett in beiden Händen wieder. Er hatte eine neue Tunica angezogen und darüber seine braune wollene chlamys, einen Mantel, den er mit einer einfachen Spange zusammenhielt und seine Locken waren noch feucht. Über der Schulter trug er einen Beutel, in dem sich ein Faltmaßstab aus Bronze befand, seine theca mit dem Schreibzeug legte er ohnehin kaum je ab, die hing an seinem Gürtel.
    Auf dem Tablett jedoch befand sich das prandium, zwei mit Käse gefüllte Fladenbrote, die man auch schnell mit der Hand essen und dann gleich wieder ans Werk gehen konnte.


    Tiberios hielt Flamma das Tablett hin, damit er sich ein gefülltes Brot herunter nahm. Er würde schon dafür sorgen, dass der andere etwas aß:

    " Ich schlage vor, wir schauen uns die Räume an und messen die Wände aus, für die du ein Mosaik entwerfen möchtest. "meinte er, schaute den Exgladiatoren von der Seite an und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.

    Flamma war nicht alleine, auch wenn er das dachte. Es gab Menschen, die ihn sehr gerne hatten, selbst wenn Kara ihn nicht mehr liebte.


    Würde Tiberius Caudex in die Casa Furia kommen, würde er, Tiberios, mit ihm sprechen wollen und für den Freund bitten. Er musste nur vorsichtig vorgehen. Würde der Römer den Eindruck gewinnen, dass der Furiersklave die Arroganz besäße, sich in seine Haushaltsführung einzumischen, würde er ihn fallen lassen. Der Gedanke, die Freundschaft von Tiberius Caudex zu verlieren.... Tiberios wollte es sich nicht vorstellen. Aber er würde immer auch seinen Freunden beistehen.


    "Stürzen wir uns in Arbeit. Labor omnia vicit improbus* schrieb schon Vergilius." , sagte er laut zu Flamma: "Wer sind wir schon, dem großen Dichter zu widersprechen?Komm"


    >>> Waisenhaus


    Sim-Off:

    * Mühsame Arbeit überwand alles

  • Ich nickte als Bestätigung, dass ich meine Sache zur Wäsche geben konnte. Ich kraulte den freundlichen Esel nochmals, als er mich anstieß und ja ich gönnte ihm so lange seine Streicheleinheit, bis Tiberios zurückkam. „Ja lass uns gehen.“ Meine ich. Natürlich würde ich mir das Waisenhaus ansehen und auch die Wand für die ein Mosaik gefertigt werden sollte. Dennoch wusste ich nicht, ob ich gerade in der Lage war auch nur einen Strich zu Papier zu bringen, geschweige denn, dass diese Zeichnung in ein Haus von Kindern passen würde. Meine Gedanken waren gerade trüb und das würde sich wohl auch in den Zeichnungen niederschlagen. Aber das konnte ich ja wohl kaum vorbringen. Immerhin hatte ich den Auftrag erhalten etwas zu entwerfen.