CAUPONA ALUTA

  • Zeitebene 2


    Sulla kannte ins Transtiberim zwar noch den einen oder anderen, doch blieb es hier beim denken, denn der eine, Publius Gutta, war, so sagten es zumindest Überlebende, bei einem privaten Pogrom umgekommen, wohingegen der andere, sein Adoptivbruder Glaucia, irgendwo auf der Welt unterwegs war aber keinesfalls in Transtiberim zu finden war. Somit waren die Sulla bekannten angrabbaren Geldquellen zwar nicht erschöpft, aber zumnindest unbekannt verzogen. Da also das Problem blieb, ein Vermögen von null Sesterzen ausgesplittet zu haben und nun neben einer übeteuerten Sklavin auch einen Berg Schulden zu besitzen, blieb, beschloss der ein wenig heruntergekommene Sergier das vorletzte was ihm blieb, ein kleiner goldener Anhänger, in Wein und Logis zu tauschen um dann morgen in die Stadt einzuziehen.


    "Was gibst Du mir dafür?"


    wandte er sich an Loukia

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  • Lea überlegte. „Hm Speisen würde ich nicht unbedingt auftragen. Da muss man immer so nun ja akkurat sein. Aber kannst du nicht ein paar Kunststücke? Du sagtest doch das du mit Gauklern unterwegs warst. Die könntest du doch aufführen.“ Uns sie überlegte weiter. „Was kannst du denn gut? Lesen? Schreiben? Musik machen oder so was? Wir haben bei uns einen Sklaven, der kann ein Instrument spielen. Manchmal spielt er nur so zum Spaß für uns alle. Das ist wirklich schön.“ Dann aber musste sie wirklich lachen. „Der war gut, eher im Gegenteil, am Anfang haben die mich gerade wegen meiner Größe komisch angeguckt. Ich kann immerhin fast jedem Römer auf den Kopf spuken und den Frauen sowie so. Ich bin doch riesig für die hier.“ Sie zeigte in die Runde. „Schau selbst hier ist kein Mann, der größer als ich ist.“

  • Mit großen Augen und einem fragenden Gesichtsausdruck blickte Cressida zu der jungen Frau empor. Hm. Also keine Speisen zu Tisch bringen. Innerlich strich sie diesen Vorschlag auch schon von ihrer imaginären Liste. Bevor sie sich erneut auf Leas Worte konzentrierte.


    “Natürlich kann ich Kunststücke. Ich kann Räder schlagen oder Handstand. Auch mit Bällen kann ich jonglieren.“


    Sprudelte es auf einmal mit leuchtenden Augen über Cressidas Lippen. Wenn sie sich an die Zeit bei den Gauklern zurück erinnerte musste Cressida immer wieder lächeln. Denn trotz der harten und schweißtreibenden Kunststücke und Trainingseinheiten war die Kleinwüchsige froh und glücklich eine Aufgabe zu haben.


    “Meinst du ich soll meinen Dominus fragen ob er es mir erlaubt meine Kunststücke vor Gästen zu präsentieren?“


    Dieser Gedanke ließ das Herz der kleinen Griechin rascher in ihrer Brust pochen. Wie wohl der Aurelier auf ihren Vorschlag reagieren würde? Würde er sie gleich auslachen oder erst später?


    Um diese negativen Gedanken zu verscheuchen konzentrierte sie sich abermals auf Lea und lauschte ihrer Stimme. Wobei ihr Lachen der Zwergin in den Ohren schmerzte und sie automatisch ihre Hände gegen ihre Ohren presste.


    “Durch deine Körpergröße hast du bereits Respekt. Selbst die Männer weichen vor dir zurück und machen dir Platz, als wärst du eine Göttin.“


    Schmunzelte Cressida zu Lea empor.

  • Lea nickte bestätigend. „Na siehst du, dass ist doch schon was Besonderes. Und ja schlag es ihm vor. Er wäre doch dämlich wenn er dein Potenzial nicht nutzt.“ Das Lag zumindest für Lea auf der Hand. Axilla setzt sie doch auch zum Schutz ein. In der Küche zum Beispiel wäre ihre Fähigkeiten verschwendet. Lea beugte sich zu der kleiden Frau hinunter. „Ich verrate die ein Geheimnis.“ Flüsterte sie. „Das ist keine Respekt, das ist Angst. Sie weichen aus Angst zurück, nachdem ich an meinem ersten Tag hier einer der Männer, der meinte mich angrabschen zu müssen mal ordentlich auf die Bretter geschickt habe und glaub mir der hatte mindesten für 3 Wochen blaue Eier und hat bestimmt nicht daran gedacht einer Frau gegen ihren willen an den Arsch zu greifen.“ Lea richtet sich grinsend wieder auf. „Oh ich glaub so langsam muss ich wieder los sonst bekomme ich Ärger, gehst du noch ein Stück mit oder bleibst du hier?

  • Bei dem Gedanken ihren Dominus nach einer Aufgabe für sie zu fragen, pochte der Zwergin das Herz bis zum Hals. Was war wenn sie der Aurelier auslachte? Dies konnte sich Cressida bei ihrem Dominus besonders gut vorstellen. Und dennoch schien die Sklavin durch Leas Worte und ihre eigenen Gedanken regelrecht überflügelt zu werden. Oh ja. Sie würde ihren Dominus bitten sie mit einer richtigen Aufgabe zu betrauen. Und wenn es nur das vorführen von Kunststücken während der Mahlzeiten wäre.


    Als sich die Großgewachsene im nächsten Moment zu ihr hinab beugte, blickte Cressida mit großen Augen zu der Frsu empor und lauschte ihren Worten. Dabei huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen und die Kleinwüchsige nickte anerkennend.


    “Respekt wird aus Angst geboren.“


    Erklärte die Zwergin altklug und neigte ihren Kopf auf die Seite. Dabei umspielte noch immer jenes feine Schmunzeln ihre Lippen.


    “Ich komme mit dir.“


    Dabei blickte Cressida zu der Großgewachsenen empor, um Lea schließlich aus der Caupona zu folgen.

  • Es lief. Die Caupona war voll. Loukia hätte zufrieden sein können. Aber Zufriedenheit lag ihr nicht. Zufriedenheit war tödlich fürs Geschäft. Nicht sie sondern die Gäste mussten zufrieden sein. Darum ging es. Einen kleinen Moment der Freude gönnte sie sich hin und wieder, das musste reichen. Zu vieles lag hier noch im Argen und sie konnte sich nicht um alles selber kümmern. Leider.

    Gewappnet mit ihrem honigsüßen Arbeitslächeln ging sie langsam zwischen den Tischen umher. Dort drüben standen noch die benutzen Teller der letzten Gäste auf dem Tisch. Unverzeihlich. Eine dakische Sauerei. "Bredica." flötete sie betont liebenswürdig. Die stumme Dakerin blickte herüber, errötete und schoss eilfertig auf den verwaisten Tisch zu, um ihn abzuräumen. Loukia nickte lächelnd. Bauerntrampel, elender.


    Die vielfältigen Düfte ihrer Speisen genießend setzte sie ihren Weg durch die Caupona fort. Ein Tisch war besetzt mit ratschenden Weibern. Das sah sie nicht so gern. Die tranken in der Regel weniger als Männer und teilten sich oft ihre Mahlzeiten. Aber nun ja. Alles war besser als ein leerer Tisch. Als sie ihre Runde fast beendet hatte, wurde sie von einem nicht ganz unansehnlichen Gast angesprochen. Römer offenbar. Das sah sie wiederum besonders gerne. Lächelnd blickte sie er den Römer an, dann den Anhänger, den er ihr entgegen hielt. Gold. Hübsch. Vielleicht alter Familienbesitz. Den sollte er schön behalten. So wurde das hier nicht gehandhabt. Ihr Lächeln wurde noch honigartiger.
    "Chaire, Herr. Willkommen in der Caupona Aluta. Darf ich fragen, ob du auf der Durchreise bist?" Wenn ja, hatte er Pech. Wenn nicht, würde sich das schon irgendwie regeln lassen.

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  • "Durchreise..."

    war er das nicht immer in den letzten 15 Jahren?


    "Sagen wir ja, nein sagen wir nein. Ich bin auf dem Wege nach Rom, suche aber ein stetiges Quartier in Ostia da mich meine zukünftigen Geschäfte oft in die Stadt führen. Konkret: Ich werde, aber ich bin noch nicht wirklich wieder, aber ich denke, dass kannst Du kaum verstehen."


    gab er sich erstmal nebulös da Tigellinus ihn zwar brieflich über dessen Termin mit dem Kaiser informiert hatte, es offiziell aber noch nichts gab worauf man Kredit bekam

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  • Loukia lächelte. "Nein, wohl kaum, junger Herr." Tatsächlich verstand sie nicht wirklich, worauf er hinaus wollte. Eines aber verstand sie: Dieser Gast war blank wie ein Suppenknochen und wollte in Roma einen Neuanfang wagen. Sie betrachtete ihn mit Wohlwollen. Der Römer war jung, offenbar kerngesund und wie es schien auch nicht blöd. Er würde schon auf die Füße kommen, und ein junger Römer, der sie und ihr Lokal in guter Erinnerung hatte, konnte noch sehr nützlich werden. "Du solltest den Anhänger für Notfälle aufheben, Herr. Oder als Startkapital. Ich weise niemanden ab, der in Not ist."
    Mit einem dezenten Kopfnicken orderte sie die stumme Dakein herbei. "Bredica, bring unserem Gast etwas zu Essen und zu Trinken und sag Arete, sie soll die Dachkammer herrichten lassen." Bredica nickte und verschwand.


    "Du kannst hier Quartier nehmen, Herr." lächelte sie den abgebrannten jungen Römer an. "Erstmal über die Saturnalien. Dann sehen wir weiter. Wäre dir das recht?"

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  • Sulla lächelte und nickte dann dankbar.


    "Das wäre mir sehr recht. Und ich werde es auch nicht vergessen und mich in einer durchaus nahen Zukunft mit mehr als Zinsen dafür erkenntlich zeigen."


    Das diese eigentlich eher unwahrscheinliche Vermutung - schliesslich hatte er doch in den letzen Jahren ausser unzähligen kleinen Brötchen, doch kaum etwas gebacken bekommen - bald tatsächlich bewahheiten würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wisssen denn von Tigellinus Besuch beim Kaiser wusste er da ja noch nichts.


    "Ich habe eine Sklavin..."


    wobei sein Tonfall den Wunsch verriet, auch sie wäre Eil der Übereinkunft.

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