Mochten im mesopotamischen Zweistromland jetzt andere Herren die östliche Welt beherrschen, so lebte das Erbe der wahren Meister der Welt immer noch fort. Die Perser hatten einst die ganze bekannte Welt beherrscht, von Ägypten bis Indien waren alle Völker in Persepolis vor dem dort regierenden König der Könige versammelt niedergesunken, um ihm ihre Untertänigkeit und Tributpflichtigkeit zu schwören. So hatte Persiens Sonne Jahrhunderte grell und heiß gebrannt, ehe die Zeit kam da auch sie herniedersinken musste und es dunkel wurde. Die nächste aufgehende sollte danach makedonisch sein. Wie ein Sturm war Alexander der Große über Persien hereingebrochen und hatte das einst so stolze Reich der Achmäniden niedergerungen. Die prächtige Palastanlage in Persepolis wurde ein Raub der Flammen und es folgten Jahre der hellenischen Fremdherrschaft. Nach ihr kamen die Parther, nomadische Barbaren aus Chorasan die es in den Augen vieler persischer Adeliger bis heute nicht wert waren das hehre Erbe von Gottkönigen wie Dareios I. oder Kyros dem Großen anzutreten, egal wie jämmerlich sie auch versuchten den vergangenen persischen Glanz mit ihrer stupiden Art nachzuahmen. Denn was die Welt gerne vergaß war, dass es die Perser noch immer gab. Zurückgezogen auf ihr ursprüngliches Heimatgebiet, der Persis, lebten sie heute im Persischen Hochland als kleines parthisches Vasallenkönigreich. Die persischen Könige nannten sich heute nur noch Schah (und nicht mehr Schahanschah, da dieser Titel an die parthischen Besatzer weitergegangen war) und sie regierten ihr Land auch nicht mehr vom zerstörten Persepolis aus, sondern von dem nur wenige Meilen weiter nördlich gelegenen Parsastaxra. Persiens Glorie war klein geworden, ein Vasallenreich unter vielen, doch nichtsdestotrotz hielten seine Adeligen ihre Nasen weiterhin hoch erhoben. Sie hielten sich immer noch für etwas besseres als diese parthischen Eselsbegatter und am allerhöchsten reckte die persische Prinzessin Shahnaz ihr Riechorgan gen Himmel.
Schon allein ihr Name zeugte von ihrer adeligen Arroganz, da Shahnaz nichts anderes als "Stolz des Schah", also des Königs hieß, bzw. "Liebling des Königs". König Darayan von Persis liebte nämlich nur exakt zwei Dinge über alles; das erste war die Falknerei, das zweite waren seine Töchter. Ganze 90 Stück hatte er mit vielen verschiedenen Frauen in die Welt gesetzt und Shahnaz war unter ihnen sein Kronjuwel, seine Göttin, seine Prinzessin schlechthin. Shahnaz bekam immer alles was sie wollte, was ihrem Charakter nicht gerade zuträglich gewesen war. Denn ihre königliche Stellung und ihre göttliche Schönheit hatten im Verein bewirkt, dass die Erste der Prinzessinnen ungeheuer arrogant und selbstsüchtig geworden und sich ihrer fraulichen Waffen durchaus bewusst war. Männer waren ihr Spielzeug und so einige Diener und adelige junge Männer verfielen ihren Lockungen, nur um hinterher ihr Herz gebrochen zu bekommen. Sklaven behandelte Shahnaz sehr schlecht und alles und jeder musste immer sofort springen und ihr nach ihren Wünschen zu Diensten sein. Waren ihr die Sklaven zu langsam bei der Ausführung ihrer Befehle, so pflegte Shahnaz schnell die Peitsche zu gebrauchen. Schah Darayan liebte seine Lieblingstochter abgöttisch, doch der Dienerschaft war dies' launische Miststück schnell schon verhasst. Diese Abneigung ging sogar so weit, dass sie sich zu einem Komplott verschworen, um sie ein für alle mal zu beseitigen. Von Mord war natürlich keine Rede (das mochte Ahura Mazda verhüten!), doch dafür hatte sich die Dienerschaft etwas sehr viel perfideres einfallen lassen. Prinzessin Shahnaz sollte ihre eigene Medizin zu kosten bekommen und in die Sklaverei verkauft werden!
Pünktlich an ihrem 19. Geburtstag entführten sie die Prinzessin aus ihren Gemächern und schleusten sie über den Dienertrakt aus den königlichen Palast. Dann verkauften sie sie an einen zuvor schon kontaktierten baktrischen Sklavenhändler, der sie mit sich nahm auf seiner Reise zum Sklavenmarkt von Palmyra.
Als König Darayan Shahnazs Verschwinden bemerkte raufte er sich die Haare und zerriss seine Kleider. Die Dienerschaft hielt dicht und stellte sich unwissend. Keiner von ihnen rührte auch nur einen Finger, als der König die verlorene Tochter im ganzen Land suchen ließ, doch leider ohne Ergebnis. Der baktrische Sklavenhändler hatte die Persis schon längst verlassen. König Darayan ordnete 30 Tage Staatstrauer an, während die gefesselte und geknebelte Shahnaz (sie hatte einem der Sklavenjäger fast einen Finger abgebissen!) auf einem Karren verladen nach Palmyra gebracht wurde, um dort auf einem Sklavenmarkt dann für einen fix einkalkulierten Höchstbetrag versteigert zu werden. Ihr Leben als Sklavin hatte begonnen.