• Die neue Sklavin >>>



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    Anippe war ein lieber Mensch, der sich vorstellen konnte, wie schlimm es sein musste, so eine Barbarin zu sein, die nicht einmal Koiné sprach.

    Daher war sie sehr lieb zu Shanaz, brachte ihr frische Handtücher und eine saubere mit Pfauen bestickte Tunika und half ihr, sich zu baden:

    "Welch schönes Haar du hast, Shanase", sprach sie den Namen bemüht aus: "Komm, ich helfe es dir zu waschen und dann zu kämmen."

    Ganz zart kämmte sie ihr Knoten und Schmutz aus dem langen schwarzen Haar. Sie gab ihr auch Öl und Weihrauchsalbe.

    Sie feilte ihre Finger und Fußnägel und säuberte ihre Wunden.

    "Ich frage mich nachher einmal durch, ob jemand deine Sprache spricht, Shanase", sagte sie: "Hab keine Angst. Athenodoros ist nicht so schlimm, wie du denken magst. Er hatte nur Streit mit seinem Sohn gerade."

    Anippe plauderte, obwohl sie wusste, dass die neue Sklavin sie nicht verstand. Aber sie dachte, dass allein der Klang ihrer sanften Stimme vielleicht beruhigend wirken würde.


    Ganz liebevoll war sie, denn Waballat Athenodoros, ihr Herr, hatte die neue Sklavin für sein Domation verlangt und darauf bereitete sie sie pflichtgemäß vor.

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  • Shahnaz ging mit der Sklavin Anippe mit hinein ins Haus und hin zu einem Raum der wohl eine Art Badezimmer sein sollte. Kritisch blickte sie sich um. So ungefähr mussten die Bäder der niederen Dienerschaft zuhause in Persien aussehen, so ganz genau wusste sie es nicht, immerhin hatte sie sich nie die Mühe gemacht sie zu besuchen. Aber so klein und... "einfach" stellte sie sich die zumindest vor wie diesen Raum hier.


    In diesem "Dienerbadezimmer" angekommen begann die Sklavin ihr Haar in die Hand zu nehmen und zu sprechen, dabei hörte sie auch einmal eine etwas merkwürdig betonte Variante ihres eigenen Namens. Offenbar bewunderte die Sklavin ihr Haar. In dieser Annahme antwortete sie ihr: "Vielen Dank, ich achte stets auf die richtige Pflege, die einer Prinzessin gebührt." Dann machte sich die Sklavin daran Shahnazs Körper zu waschen und ihr Haar zu pflegen und sie mit duftenden Ölen und Salben zu verfeinern. Dabei plapperte sie unentwegt mit ihr, doch da ihr nicht so wie gerade zuvor beim Haar dieses Mal der Kontext fehlte, konnte sie nicht sagen worüber genau Anippe mit ihr sprach. Nur hin und wieder war wieder diese Fehlgeburt von ihrem Namen heraushörbar, die Anippe anscheinend sich angeeignet hatte. Anscheinend musste sie ihr irgendwann nochmal zeigen wie man ihren Namen richtig aussprach. So viel an Ehrerbietung erwartete sich Shahnaz immerhin schon von einer Sklavin.


    Hier im kleinen Kämmerlein fühlte sie sich inzwischen ganz wohl, es war fast wie zuhause. Sie saß da und ließ es sich gut gehen, umsorgt von einer Sklavin. Vielleicht war dies ja ein Zeichen dafür, dass der brüllende Barbar sie doch vielleicht nachhause zu schicken gedachte, immerhin war sie eine Prinzessin, weshalb es sich für sie nicht geziemte im Dreck unter Barbaren zu leben. Sie gehörte in einen Palast! Beim Gedanken daran seufzte sie. "Ach, wenn es doch nur einen Weg gebe sich dir verständlich zu machen, du dummes Gör, dann könntest du mir jetzt etwas zu Essen bringen, ich verspüre nämlich Hunger! Am besten gefüllten Schwanenhals mit etwas Hirschragout aus der Gegend des Daryā-ye Ḫazar*" Doch mit dieser Verständigungssache würde sich Shahnaz augenscheinlich sowieso nicht lange herumschlagen müssen, wenn man sie schon für die Heimreise badete und herrichtete, dann hätte dieses elende Unseelabenteuer endlich ein Ende.


    Sim-Off:

    * = Persisch für "Kaspisches Meer"



  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Anippe dachte sich schon, dass die neue Sklavin Hunger haben würde. Aber Athenodoros hatte befohlen, dass sie erst in seinem Schlafraum etwas zu essen erhalten sollte. Nicht sosehr um sie gefügig zu machen, sondern ihr zu zeigen, das künftig ihr Wohlergehen ganz und gar in der Hand von Waballat Athenodoros liegen würde.

    Aber etwas Posca reichte sie Shanase, auch wenn sie wusste, dass viele Orientalen das Getränk als scheußlich empfanden und als "Essig" bezeichneten. Die Neue musste etwas trinken, wenn sie gesund bleiben wollte in diesem trockenen Klima.


    Wohlgefällig schaute Anippe die junge Frau an:

    "So wird es gehen.", sagte sie: "Komm mit mir"

    Kurzerhand nahm sie sie an die Hand.


    >>> Domation Waballat Athenodoros

  • Der Spatz in der Hand


    >>> Die zwei groben Knechte mit den Knüppeln blieben vor der Badezimmertür stehen, als Shanaz und Anippe dort eintraten. Anippe, die unterwegs einen Beutel mit etwas Brot, Kichererbsenpaste und Wein mitgenommen hatte, richtete flink alles auf einen Teller, füllte einen Becher und stellte die frugale Mahlzeit an den Beckenrand.

    "Bitte trinke und esse etwas, aber ganz langsam.. Sonst wird dir übel, weil du so lange nichts gegessen hast", bat sie die andere Sklavin: "Und dann bade dich gründlich. Ich helfe dir dabei."

    Wieder war sie so hin- und hergerissen in ihrer Meinung über Shanaz. Sie ärgerte sich, weil die andere Frau so stur war und nix als Ärger machte. Sie bewunderte sie aber auch, weil sie einfach nicht nachgab und sich Athenodoros unterwarf. Sie wollte sie gerne schütteln, und sie wollte sie gerne beschützen. Ihr war schon ganz schlecht bei dem Gedanken, was ihr Herr zur Strafe mit der schönen Perserin anstellen würde.

    Aber erst einmal sollte Shanaz in Ruhe etwas zu sich nehmen und sauber werden. Anippe empfand selbst, dass ihre düsteren Gedanken nicht hilfreich waren. Da nahm sie lieber den Badeschwamm zur Hand.

  • RE: Der Spatz in der Hand


    Nachdem Shahnaz gegen ihren Willen wieder ins Haus des Waballat ben Attar geschleppt und diesem übergeben worden war, ging sie jetzt zusammen mit der Sklavin Anippe nach dem Balaneion. Also genauer gesagt sie, Anippe, und zwei grobschlächtige Kerle die anscheinend zu ihrer Bewachung abgestellt worden waren. Natürlich wusste sie um die Natur des wahren Auftrags der beiden, doch Shahnaz besaß immer noch genug Hochmut um sie in ihre persönliche Leibgarde durch das Haus hindurch umzudeuten, die viel mehr sie vor den anderen beschützten als umgekehrt. Doch ebenso klar, dass sie nichts in diese Richtung verlauten ließ, sondern dies als kleine Geschichte stumm sich selbst erzählte um vor sich selbst wenigstens noch etwas die Illusion zu wahren, dass sie jemand war und dementsprechend Untergebene hatte.


    Beim Badezimmer angekommen blieben sie vor der Tür und sie und Anippe betraten es alleine. Shahnaz sah sich um und schürzte die Lippen. Da war sie also wieder. Doch bevor es ans Waschen ging hatte Anippe offenbar etwas anderes vor, denn sie zauberte scheinbar aus dem Nichts ein ganzes Menü an kleinen Köstlichkeiten. Die Erfahrungen der letzten Monate seit ihrer Gefangennahme hatten Shahnaz auch derlei einfache Mahle zu schätzen gelehrt, doch andererseits war ihr ja auch nichts anderes übrig geblieben. Doch jetzt in diesem Moment meldete sich wirklich urplötzlich ihr Magen mit Geknurr, kaum dass sie all diese köstlichen Imbisse erblickt hatte und erst jetzt wurde ihr wirklich bewusst wie hungrig sie eigentlich war und in einem unbedachten Moment als sie nicht aufpasste verspürte sie wirklich sowas wie das Gefühl von ehrlicher Dankbarkeit gegenüber Anippe und Freude über das Essen das sie gleich genießen durfte.


    "Oh!" machte Shahnaz und eh man sich's versah langte sie mit beiden Händen zu und schlang das Brot und die Paste in einem hinunter und spülte mit dem Wein ordentlich nach. Anschließend rülpste sie etwas undamenhaft und streichelte sich den Bauch. Ein komisches bedrückendes Gefühl überkam ihr Gemüt. Was war das? Sie wandte sich halb der Wanne zu weil sie zu ihr gehen wollte, doch diese Unruhe blieb immer noch. Es war so als müsste sie noch unbedingt etwas tun, doch was nur? War es vielleicht... aber nein, gewiss nicht. Shahnaz machte einen Schritt zur Wanne zu, blieb aber sogleich wieder stehen, denn das Gefühl war mit einem Mal stärker geworden. Ob es wirklich das sein konnte? Das was sie vermutete?


    Die Prinzessin drehte sich mit einem Mal zu Anippe um, blickte sie an und hob etwas den Blick wie eine hohe Herrschaft, die einen Diener ansieht und dabei über diesen nachdenkt. "Danke, Anippe."

    Mit einem Mal war das Gefühl befriedigt und nicht weiter existent, während sie jetzt wieder ganz normal sich umdrehen und zur Wanne gehen konnte, während Shahnaz ein klein wenig über sich selbst bestürzt gewesen war. Hatte sie gerade ernsthaft Gewissensbisse gehabt, weil ihr das gute Mädchen eine Nettigkeit erwiesen und sie, Shahnaz, sich nicht dafür bei ihr bedankt hatte? Wo war das denn so plötzlich hergekommen??


    Immer noch etwas verwirrt über sich selbst streifte Shahnaz die Schulterfetzen dessen ab, was früher mal ihr Kleid gewesen war, welches mit einem Ruck von ihr abfiel und sie ganz nackt vor der Sklavin stand. Sie war jetzt so lange geknebelt gewesen, dass sie gar keine Vorstellung mehr davon hatte wie sie jetzt nach all diesen Strapazen aussah und so begann Shahnaz neben der Wanne stehend und nackt wie sie war ganz unbekümmert ihren Körper zu betrachten und auf alle möglichen Verletzungen und Blutergüsse zu untersuchen. Sie betrachtete ihre Arme von beiden Seiten, befühlte ihre Brüste (welche zum Glück heil davongekommen zu sein schienen) und inspizierte ihren Bauch, welcher ebenfalls relativ unversehrt geblieben war, abgesehen davon dass sie jetzt schmäler war wie vor der Flucht. Dann setzte sie sich auf den Rand der Wanne und hob ihr linkes Bein um sich dieses anzusehen und mit ihren Händen zu befühlen. Hier gab es schon wieder mehr Schrammen und sie hatte auch Blasen an den Füßen, großteils aus der Zeit vor ihrer Gefangennahme, oder genauer bis zu ihrer völligen Fesselung, als sie dann nicht mehr selbstständig gehen hatte können auf langer Distanz.


    Nachdem sie so beide Beine untersucht hatte schien sie zufrieden. Scheinbar hatte sie an den Extremitäten am meisten Schaden genommen, das war verschmerzbar. Blieb nur noch eine Stelle. Sie drehte ihren Rücken Anippe zu und machte ein Hohlkreuz. "Sieh dir meinen Rücken an, sind darauf irgendwelche Blessuren oder ähnliches zu erkennen?" Dann war Shahnaz mit ihrer Selbstuntersuchung fertig und stieg endlich in die Wanne.

    Das Wasser war dampfend heiß und wohlige Schauer überkamen sie. Ach wie angenehm!

  • RE: Der Spatz in der Hand


    "Das waren zwei ganz gemeine Typen, diese Sklavenjäger.", sagte Anippe und fing an, ganz vorsichtig den Badeschwamm über Shanaz Kopf auszudrücken, vorsichtig deshalb um zu merken, ob die junge Frau vielleicht auch Verletzungen auf der Kopfhaut hatte:

    "Iss bitte langsam, sonst wird dir schlecht, wenn du lange nichts gegessen hast. Und dann kotzt du dem despotés auf die Füße." Anippe fand den Gedanken lustig; nicht, weil sie Shanaz ärgern wollte, sondern um Athenodoros Miene zu sehen.

    Shanaz inspizierte sich genau, besonders die Füße, die voller Schrammen und Blasen waren:

    "Komm gib mir deine Füßchen rüber, ich werde sie dir einseifen. Und wenn du willst, steche ich dir deine Blasen mit einer Haarnadel auf. Das tut weh, aber nur ganz kurz, und danach trage ich dir Nardenöl auf und verbinde sie dir.", sie wedelte mit einem großen Brocken Lorbeerölseife, die sie aus ihrer Nische nahm, dann sah sie wie gewünscht den Rücken der anderen Sklavin an:

    "Nun ja, sehr gut sieht es nicht aus. Ich würde ihn auch einseifen, dann entzündet sich da nichts.", als sich Shanaz bei ihr bedankte, glitt ein Lächeln über das Gesicht der kleinen Alexandrinerin:

    "Du bist doch eigentlich lieb. Warum machst du es dir so schwer? Weil du eine Prinzessin bist, oder? Aber das schützt dich hier ganz und gar nicht. Ach, was rede ich, du verstehst vermutlich nicht viel. Bade und genieße das heiße Wasser. Die Probleme kommen noch früh genug, und sie kommen, ganz gleich, ob man sich vorher Sorgen macht oder nicht."


    Nach einer Weile klopften die mit Prügeln bewaffneten Knechte an die Tür. Sie hatten ja Befehl, beide Frauen wieder zu ihrem Herren zu bringen.

  • RE: Der Spatz in der Hand


    Als Anippe sie bezüglich des Essens warnte sagte Shahnaz: „Ach, das werde ich nicht. Prinzessinnen tun das nicht.“ Eigentlich hatte sie „übergeben sich nicht“ sagen wollen, jedoch kannte sie das entsprechende aramäische Wort nicht und so hatte sie sich einfacher ausdrücken müssen. Danach bot ihr Anippe an sie zu pflegen, auch hier verstand sie nicht alle Worte, aber den Hauptteil bekam sie mit „Eine gute Idee, das machen wir nach dem Bad.“ Fast hätte sie sich schon wieder bei ihr bedankt, doch zum Glück hatte sich Shahnaz gerade noch bremsen können. Diese neue Unart müsste sie sich wirklich rasch wieder abgewöhnen, was würde nur ihr Vater dazu sagen?


    Dann, nachdem Anippe ihren Rücken untersucht hatte und Shahnaz gerade in die Wanne stieg, redete die andere solange. Wieder bekam Shahnaz zu hören sie würde sie sowieso nicht verstehen, was sofort in ihr Ungemach auslöste. Ihr Blick verfinsterte sich. „Was soll das heißen ich verstehe nicht? Warum sagen das immer alle? Ich bin kein dummes Huhn! Ich bin eine Prinzessin! Hört auf damit!“ Danach folgten noch einige Flüche und eine ganze Ecke an Beschwerden auf Persisch. Shahnaz hasste es als dumm dargestellt zu werden, entsprechend emotional reagierte sie auch jetzt.


    Das restliche Bad verbrachte sie schweigend, noch immer Wut in der Brust verspürend, ehe es von draußen klopfte und sie wieder raus mussten. So war keine Zeit mehr dafür geblieben, dass Anippe sich um ihre Schrammen kümmern könnte, doch das könnte sie ja später dann erledigen, Shahnaz nahm sich vor nicht zu vergessen sie später danach zu fragen. Das hieß falls sie ihr später wieder wohlgesonnener sei. Vielleicht.

  • Im gleichen Moment klopften die Knechte an die Tür des Balneum: "Genug geschnattert Gänse", lachten sie und traten ein, noch bevor Anippe oder Shanaz die Gelegenheit gehabt hatte, sich wieder anzukleiden. Gierig glotzten sie auf die jungen Frauen, aber sie hatten ihre Befehle. Einer wies auf Shahnaz:

    "Du da, Perserin, mitkommen. Wenn du dir was überziehen willst, beeil dich. ", er grinste: "Von mir aus kannste auch nackt bleiben"

    Als Anippe eine Geste machte, wies er sie zurecht: "Dich will er nicht sehen"

    Ab heute herrschte ein anderer Wind. Den würden die Sklavinnen bald zu spüren bekommen.


    >>> Spatz im Sturm