Der Trierarchus Gaius Obsidius Barbillus lief gerade brüllend übers Deck, da zwei junge Seeburschen von ihm wieder mal Mist gebaut hatten. "DAS GEHÖRT UNTER DECK IHR KOLOSSALEN HORNOCHSEN! UNTER DECK! NICHT OBEN DRAUF!" Mit diesem legendären Stimmorgan hätte Kapitän Barbillus jedem Centurio alle Ehre gemacht und es verhielt sich in der Tat so, dass der hier stationierte Centurio Classicus, Appius Icilius Ahenobarbus, durchaus Respekt vor seinem Kollegen hatte. Auch die auf dem Schiff stationierten nautischen Legionäre waren froh, dass sie im Befehl Centurio Ahenobarbus und nicht dem Trierarchus unterstanden. Es war unter ihnen eine ausgemachte Sache, dass Obsidius Barbillus das Monster an Bord war, daher umso passender, dass dieser von ihm befehligte Truppentransporter den Namen des Seeungeheuers Charybdis trug!
Die Charybdis war keine Navis actuaria, wie man vielleicht gedacht hätte, sondern eine sehr große umgebaute Trireme mit einem zusätzlichen Zwischendeck, was sie höher und breiter machte als eine gewöhnliche Trireme. Somit konnte sie effektiv schnell viel militärisches Personal und Materialladungen von einem Ende des Mittelmeeres ans andere verschiffen, dafür war sie jedoch schwächer bewaffnet. Dies machte jedoch nichts, da zwei andere Triremen und eine Galeere stets eine verlässliche Eskorte auf ihren Fahrten bildeten. Die Charybdis war somit etwas besonderes. Sie konnte mehr Ladung und Passagiere aufnehmen als eine Galeere und war mit ihrer höheren Stabilität um vieles seetauglicher als eine Navis actuaria, denn die konnte auf dem offenen Meer sehr schnell Probleme bekommen mit ihrem geringen Tiefgang.
Dieses Schiff war eine Sonderanfertigung für den raschen Nachschub des römischen Militärs in den Osten, da dieser in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr an bedeutung für Rom gewonnen hatte. Ob eine fixe Verlegung von einer oder zwei Kohorten nach Ägypten, oder Materialnachschub für die Truppen in Syria, beides für die Charybdis kein Problem.
Gerade lag sie im Hafen von Ostia vor Anker, doch würde sie bald mit Kurs nach Antiochia aufbrechen. Ihre Ladung wären dieses Mal die neu angeworbenen Rekruten für die XI. und XII. Legion, sowie einige Peregrini für die Ala II Flavia Agrippiana in Palmyra. Auch ein neuer Tribunus Laticlavius für die Fulminata stand auf der tagesaktuellen Transportliste. Der Großteil der Rekruten und der Schiffsladung war bereits untergebracht, nicht mehr lange und sie würden ablegen.