[Mare Nostrum] In kaiserlicher Mission: Die Überfahrt der Superbia

  • Saturninus fand Firas Schlussfolgerung ganz und gar plausibel: Eine Pferdestatue um Neptuns Zorn, der ihnen ja nicht zu gelten schien, zu besänftigen, so dass die Superbia sicher nach Thracia gelangte.

    Saturninus hatte zu seinen römischen Göttern ein etwas geschäftsmäßiges Verhältnis, do ut des sozusagen.

    "Wir werden sie gemeinsam finden!", erklärte er fast feierlich: "Kunst, des göttlichen Neptun würdig."

    Er war durchaus bereit, einen Batzen Geld dafür aus seiner privaten Schatulle springen zu lassen. Obgleich, wenn er es recht überlegte, war auch dem römischen Staat an seiner sicheren Ankunft gelegen. Natürlich würde Saturninus den Fiskus nie betrügen, aber er würde die Rechnung über die Pferdestatue gemeinsam mit den anderen beim Procurator a rationibus einreichen - ablehnen konnte sie dieser ja immer noch.

    "Hat der göttliche Neptun dir auch einen Hinweis gegeben, wie groß die Statue sein soll?," erkundigte er sich. Davon würde ja auch der Preis abhängen.

    Er schaute irritiert drein, als die Antwort ein leises Grollen war. Neptun, der in diesen Gestaden vielleicht lieber Poseidon genannt wurde, war höchst empfindlich, das war allgemein bekannt. Den Odysseus hatte er zu zehn Jahren Irrfahrt verdammt (Da ging es auch um eine Pferdestatue), er schickte Erdbeben und zerstörte Städte, wenn er sich beleidigt wähnte. Ob die harmlose Frage nach der Größe bereits....

    Doch es war kein Gott, der ihm grollte, es war Firas Magen, der Geräusche von sich gab.

    "Wir sollten etwas essen.", meinte Saturninus und nickte Firas zu - seine Worte waren eine indirekter Befehl.

    Wie auf den großen Schiffen üblich gab es auch auf der Superbia eine Art gemauerte Kombüse, damit offenes Feuer vom Wind geschützt war und unter Kontrolle blieb, dort konnte Nahrung zubereitet werden.

    "Und wenn wir gegessen haben...."Das bedeutete, wenn Saturninus gegessen und Firas gekocht, serviert, abgewaschen, aufgeräumt und auch gegessen hatte:

    " ..schreibe ich am Brief für meine Cousine weiter. Die Geschichte mit der Traumwarnung Neptuns für meine Mission ist so besonders, dass sie sie bestimmt gerne lesen wird."

  • Firas nickte, als mein Dominus meinte, dass sie die Statue gemeinsam finden würden. "Gewiss," bestätigte er dann. Ob es Kunst war, konnte Firas nicht beurteilen. Auf jeden Fall war sie da gewesen und hatte sie gerettet. Bei der nächsten Frage dachte er einen Moment nach, nur um dann mit den Schultern zu zucken. "Naja. Im Traum war sie so groß wie das Schiff. Aber ich glaube nicht, dass diese Größe so.... original war." EInen Moment sah er hilflos drein. Dann aber lächelte er leicht. Leicht gequält, aber auch froh. Hoffentlich würde sein Magen das Essen auch mitmachen! "Aber ja, Dominus!", bestätigte er aber. Was nun von ihm verlangt war, wusste er. Also erhob sich Firas von seiner Liege und gähnte noch einmal. Im Anschluss richtete er seine Tunika und nickte wieder, als sein Herr meinte, dass er danach den Brief weiter schreiben wolle. "Hauptsache deine Verwandte beunruhigt sich nicht!", gab er dann zu bedenken. Aber er war schon fast bei der Tür. Dort angekommen, kam er aber noch einmal zurück. Immerhin hatte er das Tablett vergessen. Dieses nahm er nun an sich und wollte schon fragen, ob er etwas Besonderes zubereiten solle, doch sie waren ja auf dem Schiff und da gab es eben das, was da war. "Ich werde nun das Essen holen!", sagte er also und wendete sich wieder, um dann durch die Tür zu verschwinden. In der Kombüse bekam er was er brauchte und kehrte in die Kajüte zurück. Auf zwei Tellern waren lauter Leckerein. Fisch und Gemüse und sogar etwas Käse, der allerdings etwas zerlaufen ausschaute. Das, so meinte der Koch, wäre nicht zu ändern. Firas stellte alles auf den Tisch und setzte sich dann, nachdem er seinem Dominus aufgetragen hatte. "Ich durfte nicht selbst kochen," erklärte er schnell. "Der Koch meinte, er würde mich auf links drehen, wenn ich in seiner Küche etwas anfassen würde." Das waren die Originalen Worte. Aber so war es bestimmt nicht sein Fehler, dass der Käse.... nun ja. Firas seufzte und wartete, bis sein Dominus als erster mit dem Essen beginnen würde.

  • Saturninus war erfreut, als Firas so schnell mit dem Essen zurückkam; es fiel ihm zwar nicht ein, einem Sklaven für die Erfüllung seiner Pflicht zu danken, doch er lobte ihn mehr oder weniger indirekt:
    "Das ging sehr schnell. Setz dich doch und iss gleich, sonst wird dein Essen ja kalt. Zerlaufener Käse...hmmm" , er versuchte eine Gabel voll: "Nicht schlecht, ihn in dieser Konsistenz zu lassen. Könnte ich mir gut auf einem Fladenbrot mit etwas Gemüse vorstellen. "


    Er nahm sich etwas von dem Fisch , und diesmal schien es, als wollte dieser durchaus in seinem Magen bleiben und nicht zurück in Neptuns Reich:

    "Aber der Koch hat nicht so mit dir zu reden. Sag ihm das nächste Mal deutlich, dass du dem Legaten gehörst. Ich werde dir eine neue Bulla anfertigen lassen müssen, auf der ich dir eine Vollmacht verleihe."

    Wieder wollte Saturninus sich keinesfalls den Anschein geben, nicht streng genug zu sein:

    "Das ist dann auch praktischer, wenn du etwas zu bestellen hast."


    Das Gemüse war nicht schlecht, wenn auch für Saturninus Geschmack etwas zu lange in der Salzlake gelegen und anschließend nicht genügend gewässert worden: " Die Statue aus deinem Traumgesicht war so groß wie ein Schiff? Ich fürchte, so etwas Kostspieliges wird mir die Finanzabteilung nicht bewilligen. Es gibt ja ohnehin schon Unregelmäßigkeiten wegen einer großen Statue, das ist der Grund, weshalb wir hier sind.
    Ich hoffe einmal mehr , dass hier die Form wichtiger ist als die schiere Größe. Das trojanische Pferd war sogar kolossal, und es hat den göttlichen Neptun nichts als wütend gemacht.
    "
    , fuhr er fort.


    Saturninus warf Firas einen Blick zu; hoffentlich behielt der Bursche diesmal den Inhalt seines Essens drin. Er wurde ihm sonst ganz blass und dünn:

    "Was macht die Kunst?", fragte er freundlich nach: "Schon weiter geschrieben an deinem Epos? Wie gesagt, wenn du Chloe schreiben willst, kannst du es tun. Wir haben genug Papyrus und Calami dabei. Wie ich das Mädel kenne, wird sie jeden Tag zehnmal am Posteingang kleben, um zu schauen, ob schon etwas für sie gekommen ist."

    Er beendete sein Mahl und streckte seine Hände aus, um auf ein feuchtes Tuch zur Reinigung zu warten.

  • Wenn er ehrlich zu sich war, so hatte er nun doch ein wenig Hunger. Zumindest reichte es, um dem Leib wieder ein wenig Kraft zuzuführen - so hoffte er. Immerhin hatte der Magen ja schon geknurrt. Firas lächelte, als sein Herr nun zu ihm sagte, dass er sich setzen könne. Dies tat Firas nun auch und beäugte auch sogleich den Käse, von welchem er aber wohl doch nicht kosten würde. Auch er griff deshalb nach einem Stück Fisch und etwas Gemüse. Morgen schon würden sie an Land sein und dann würde es ihm besser gehen und er würde wieder richtig gut essen können. Darauf freute er sich schon kolossal. So kolossal wie das trojanische Pferd, von welchem sein Dominus nun sprach und von dem dieser meinte, es hätte Neptun verärgert. Aber warum? Doch nun war keine Zeit in seinem Gedächtnis zu kramen. Deshalb kam Firas noch einmal auf den Koch zurück. Der war immerhin greifbar und Teil des eigenen Erfahrungsschatzes. "Das wäre gut, Dominus!", sagte er auf den Vorschlag hin, eine neue Bulla zu bekommen. Dabei konnte man sich gut an das Angeschrien-Werden gewöhnen. Viele Menschen waren in dieser Hinsicht sogar sehr verlässlich und verwunderte, wenn sie dann irgendwann weich wurden. Mehr dazu sagte Firas jedoch nicht. Viel besser war doch das Thema 'Kunst' zum Reden geeignet. Die Statue und alles andere erinnerte ihn nur an das Traumgesicht, an welches er aber auch im Moment nicht mehr denken wollte.


    "Meine Kunst geht voran, Dominus!", erklärte er nun und lächelte, als er an Chloe dachte. Es war sehr nett, dass der Furier erlaubte, auch ihr einen Brief zukommen zu lassen. Sein Lächeln wurde sogar zu einem Strahlen, als er sich vorstellte, wie die Schöne daheim im fernen Rom tagtäglich am Briefkasten hing und auf seine Zeilen wartete. Was für eine Qual! Soetwas tat man einer Frau nicht an, weshalb er auch gleich nach dem Essen mit dem Schreiben beginnen wollte. "Das ist sehr freundlich und ich werde auch gleich schreiben, wenn es mir gestattet ist. Ich hoffe nur, dass es mit der Post schnell voran geht. Für sie und für mich." Dann überlegte er kurz. "Weißt du schon Dominus, wie unsere neue Adresse lauten wird? Auf dem Schiff wird mich ihre Antwort ja kaum erreichen und so wir noch länger brauchen, so kann ihre schon auf mich warten, bis wir ankommen!" Aufmerksam betrachtete er nun einen Herrn. "Wenn sie so wartet, dann... wäre es doch schön, wenn sie mit Briefen ebenso beschäftigt wäre, wie ich mit meinen Gedanken über sie." Dabei hatte er die letzten Tage gar nicht mal sooo oft an Chloe gedacht, weil ihm so übel zumute gewesen war. Welch' Schande. Aber auch das würde sich bald wieder ändern. Sobald die Füße wieder auf festem Boden waren.

  • Saturninus folgte dem Blick des Sklaven zum ….Käse. Nun, hieß es nicht immer, wenn man krank war, sollte man das essen, auf was man Lust hatte? Vielleicht würde Firas ja dann endlich nicht mehr so seekrank aussehen, wenn er Käse bekam. Selbstverständlich handelte es sich bei Saturninus Entscheidung nur um den Erhalt der Arbeitskraft des Firas, er hielt gar nichts von Sentimentalitäten im Umgang mit der Dienerschaft.

    Die neue Bulla konnte man sicherlich in Athen anfertigen lassen.


    "Wenn du Käse möchtest, greif zu", sagte er:

    "Nun, ich weiß nicht, wie viel Zeit wir in Byzantium verbringen werden. Dort bin ich Gast von Proconsul Caecilius Secundus*, Statthalter der Provinz Bithynia et Pontus. Es ist am besten, ein Schreiben an diese Adresse zu richten. C wie Caesar, A wie Athen, E wie Eheu fugaces, Postume, Postume,  labuntur anni.* …..Chloe wird deinen Brief bestimmt auch allen mit Stolz  vorlesen, ob sie ihn hören wollen oder nicht."


    Nach der Mahlzeit fühlte Saturninus sich gestärkt und wollte erst einmal mit dem Schreiben an seine Cousine weitermachen, nachdem Firas abgeräumt, abgewaschen, saubergemacht, und den Stilus und die Tabula wieder in Händen hätte…. Ein wenig machte sich Saturninus ja Sorgen, ob das unbekümmerte Leben an Bord seinen Sklaven nicht faul und verwöhnt werden ließe, aber nein; noch war Firas sehr auf Zack und die Seekrankheit bestrafte ihn schon genug.


    Saturninus lehnte sich zurück und schloss die Augen: "Wenn du soweit fertig bist, lies mir den letzten Abschnitt des Briefes vor.", sagte er gähnend.




    Sim-Off:

    *Dieser Statthalter war 20 Jahre früher dran, aber der 130 n. Chr. ist ein Iulius ** „O weh, wie flüchtig, Postumus, Postumus, / vergehn die Jahre.

  • "Nein, Dominus! Vielen Dank!", sagte Firas dann zum Thema 'Käse'. Noch immer glaubte er, dass sein Magen das noch nicht verkraften würde. Stattdessen nahm er dann noch etwas von dem Fisch und aß sich an diesem und am Gemüse weitestgehend satt. Das mit dem Proconsul klang sehr gut. Und wichtig vor allem. Irgendwie war er ja auch stolz auf seinen Dominus und er hoffte natürlich, dass der auch alle Aufgaben gut bewältigen würde. Und dabei würde er ihm natürlich helfen. Dabei dachte er nicht einmal so sehr an sich selbst. Vielleicht war er naiv in dieser Beziehung, aber so war er nun einmal. "Das werde ich mir merken und nachher gleich notieren, Dominus," gab er dann noch in Bezug auf die Adresse bekannt. Dann aß er schweigend und erhob sich dann, um das Geschirr abzuräumen, nachdem auch sein Herr fertig gegessen hatte. Dann wischte er mit einem feuchten Tuch den Tisch ab, wusch schnell Teller, Becher und die Platte in einem Kübel mit Wasser ab und räumte alles ordentlich beiseite. Nachdem er das getan hatte, holte er die Schreibutensilien und räumte diese auf den Tisch, denn immerhin wollte der Furier nun seinen Schriftverkehr beenden. Firas ließ seine Blicke über seinen Herrn gleiten, während dieser entspannt und offenbar noch müde dasaß. Mit geschlossenen Augen.

    "Du solltest dich mehr schonen, Dominus!", wagte er dann zu sagen und griff nach dem Schriftstück. "Es wird sicherlich eine sehr anstrengende Zeit werden, die auf uns zukommt." Schon so mancher war bei schweren Aufgaben um Jahre gealtert. Bei Männern war dies weniger schlimm, doch sie beide waren noch zu jung für Alterserscheinungen und Frauen mochten sowas nicht sonderlich gern. Natürlich dachte er für sich dabei wieder an Chloe. An wen sein Dominus dachte wusste er nicht. Irgendwie wirkte er nicht wie ein Mann, der schnell in Leidenschaften entflammte. Das konnte ein Hindernis sein. Oder ein Vorteil. Die Zeit würde es zeigen.


    Zu diesem Thema aber war es besser nichts mehr zu sagen. Also schwieg sich Firas darüber aus und las stattdessen den letzten Absatz des Briefes vor:


    "

    "Ansonsten verläuft unsere Reise bisher glatt.

    Meine Begleiter, alles gestandene Praetorianer, sorgen für meine Sicherheit und sind angenehme Reisegefährten. Ab und zu wage ich auch ein Spielchen mit ihnen, aber keine Sorge, Stella, ich setze immer nur ein paar Asse ein.

    Der Kapitän ist sehr tüchtig, und die Superbia wahrer Luxus; ich habe eine geräumige Kabine und nicht einmal Firas muss auf dem Fußboden schlafen. 

     Morgen landen wir in Piraeus und dann habe ich einen Tag, Athen zu besichtigen und mich an all die Orte wieder zu erinnern, an denen ich den griechischen Philosophen lauschen durfte, einmal sogar Epictetus****, wie du sicher weißt."


    Nachdem die Worte über seine Lippen gekommen waren, griff er zum Schreibgerät und sah seinen Herrn wieder an, in der Hoffnung, dass dieser ihm in diesem Falle genauso gelauscht hatte, wie eben damals in Athen dem Epictetus. "Was soll ich weiter schreiben, Herr?", wollte er dann wissen und machte sich bereit.

  • Firas Besorgnis und die Bemerkung, er solle sich mehr schonen, das tat Saturninus nur gut. Obwohl er bisher ja zur Untätigkeit verdammt war. Das Leidige am Reisen war das Reisen. Ob man eines schönen Tages in ferner Zukunft etwas anderes zur Verfügung hätte als Schiffe?

    "Ja, das Reisen auf dem Seeweg ist wirklich anstrengend." monierte er:

    "Vielleicht hätte man Daedalus Ansatz mit den Flügeln weiterverfolgen sollen. Sie haben es sein lassen, weil Icarus abgestürzt ist. Aber er war noch ein Knabe und ist zu nahe an die Sonne geflogen, das war eindeutig ein Unfall. Die Idee als solche war sicherlich nicht schlecht. Wie schnell wäre man mit Flügeln in Athen oder Byzantium oder Antiochia?!"


    Saturninus schaute Firas an:" Werden in deinem Epos künstliche Flügel vorkommen?", fragte er. Solche Fragen meinte er durchaus ernst, und seine Gedankensprünge waren für andere nicht immer nachvollziehbar:


    "Gut, zum Brief für Furia Stella"..., überlegte er weiter und diktierte:

    " Schon morgen erreichen wir Piraeus. Es ist übrigens etwas Seltsames geschehen, was aber nur zeigt, wie sehr die Unsterblichen mich behüten und auf mich acht geben. Mein Firas hatte einen Traum von einem scheußlichen Sturm auf unserer Seereise. Neptuns Zorn ist nur mit seinem heiligen Tier, dem Pferd, zu besänftigen, so dass wir in der Stadt des Perikles dann auch eine Statue eines edlen Rosses suchen und kaufen werden. Ist es nicht beruhigend, dass Neptun selbst meinem Sklaven solche Träume schickt? Firas möchte übrigens Chloe schreiben, daher bitte ich dich, ihr ihren Brief, der mit diesem verschickt werden wird, auszuhändigen. Wenn du mir schreiben möchtest, dann bitte an die Residenz von Lucius Gabinius Vortex, Perinthus, Statthalter der Provinz Thracia, dort wird mein nächster längerer Aufenthalt sein. Ich umarme und küsse dich, liebe Cousine. Bleib gesund und mir gewogen.
    Ich wünschte, ich kann dir einen längeren Bericht aus Athen schicken. Leider bin ich nur einen Tag dort.
    Vale bene Dein Cousin Aulus
    "


    Saturninus schaute auf: "Wo bist du gerade mit dem Mitschreiben, Firas?"

  • Sein Herr hatte Recht. Das Reisen zur See war wirklich nichts für ihn. Und für den Furier wohl auch nicht. Es forderte das Letzte ab, was man herzugeben bereit war: Das gute Essen. Und noch mehr, worüber Firas aber zur Stunde nicht nachdenken wollte. Dafür gab es auch viel zu viel zu tun. Die Idee, dass man vielleicht ein Fluggerät entwickeln konnte war nicht schlecht, doch Firas war mehr als nur bereit, auch hier die ein oder andere Gefahr zu wittern. Wie der Furier schon sagte waren allzu große Höhenflüge schon immer ungesund gewesen. Für Icarus und überhaupt. Also zuckte er nur mit den Schultern, als sein Dominus meinte, dass man doch mit Flügeln schneller am Bestimmungsort wäre. "Es käme ja auch auf die Winde an....," entgegnete er deshalb etwas ausweichend und lächelte leicht. Nicht auszudenken in großer Höhe durch den Wind auch noch abgetrieben zu werden. Wer konnte schon wissen, wo man dann landete? Falls überhaupt. Eigentlich ein noch gruseligerer Gedanke als das Reise zu Schiff. Aber das sagte er lieber nicht. Stattdessen schrieb er nun lieber und das so ordentlich ihm das möglich war.


    Sein Herr diktierte so, dass er recht gut mitkam. Mit in den Mundwinkel geschobener Zunge, hielt sich also Firas an jedes Wort und schaute dann auf, als sein Herr fragte, wo er gerade mit dem Mitschreiben war. "...längeren Bericht aus Athen schicken....", sagte er schnell, wobei er aufpassen musste, dass er den Rest nun nicht vergaß. Eigentlich hatte er ein gutes Gedächtnis, doch leider ging nur eine Tätigkeit nach der anderen. Trotzdem hatte er es schließlich geschafft. "...Dein Cousin Aulus...", bestätigte er dann das Ende des Schreibens und pustete einmal über das Dokument, ehe er es zu seinem Herrn hinüber schob, damit dieser noch einmal darüber lesen konnte. Vielleicht könnte er nun gleich Chloe ebenso schreiben. Dann kam er zu einer Sache zurück, welche er zuvor noch nicht beantwortet hatte. "Vielleicht könnte ich Chloe ein Stück aus meinem Epos schicken. Darin kam bisher nichts mit Flügeln vor. Es sei denn...." Firas lächelte nun wieder leicht verträumt "Es sei denn der Eros würde für sie mit kleinen Schwingen empor steigen...." Hatte er nun zu viel gesagt? Firas schreckte aus seinem sehr, sehr flüchtigen Traum und ebenso aus seinen Worten. "Ich meine... nein... bisher hatte ich noch an nichts mit Flügeln gedacht."

  • Saturninus ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was er geschrieben hatte. Der Brief war zu Ende, fehlte ihn kurz trocknen zu lassen, einzurollen und zu siegeln.

    Die nächste Bemerkung brachte ihm zu Lächeln. Eros mit kleinen Schwingen zu Chloe. Etwas mahnend hob Saturninus den Zeigefinger:

    "Kleine Schwingen sind in Ordnung, Firas, selbst Flügel. Aber wenn wir schon bei den Vogelvergleichen bleiben: Pass bitte später, wenn wir wieder zuhause sind, auf, dass Chloe kein Ei legt. Ich glaube, dass wäre ihrer Domina nicht recht."

    Das nahm Saturninus zumindest an, die genaue Meinung seiner Cousine zum Thema "Liebschaften innerhalb der Familia" kannte er nicht.

    Er warnte den Firas lieber vor, denn der Alexandriner war anscheinend romantisch und schwärmerisch und verliebt in die Liebe – und die Wäscherin Chloe hatte seiner Meinung nach einen ganz ähnlichen Charakter.

    Das Saturninus es gut meinte, erkannte man daran, dass er ein Bitte einflocht; das machte er seinen Sklaven gegenüber selten.


    Der Furier verschränkte die Arme unter dem Kopf und schloss die Augen. Halb lauschte er, wie Firas noch tat, was er tun wollte oder musste - nette, kleine, beruhigende Geräusche, die ihm halfen, in Morpheus Armen zu versinken.

    Saturninus schlief sofort fest, und stieß nur ab und zu ein Schnauben aus; sein Schlaf war traumlos, als hätte er alle seine Träume seinem Sklaven überlassen.


    Erst am Morgen sprang er auf, und noch bevor er Firas Dienste für das Waschen und Rasieren und Ankleiden in Anspruch nehmen wollte, trieb es ihn nur in seiner Tunika an Deck. Die Praetorianer waren schon wach, Volusus, der einen ziemlich großen Berg Puls in einer Schale vor sich stehen hatte, grüßte ihn, als er zu ihm hinschaute.


    Saturninus sog die Luft ein, seine Augen suchten den Horizont ab. Vor ihnen ging die Sonne auf, doch vor der Sonne selbst erhob sich ein bläulicher Schatten wie der Rücken eines großen Fisches.


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    Saturninus wusste was er sah, das war der Munychia **, der Hügel, der sich am Eingang der Piräushalbinsel erhob; zur Bucht der Stadt, zur Zeabucht und zur Bucht nach Phaleron abfiel.

    Die Festung, die sich vor Urzeiten dort erhoben hatte, war schon von Sulla zerstört wurden, doch es gab immer noch ein uraltes, halbverwittertes Heiligtum der Diana – Bendis, die jahrhundertelang dort verehrt worden war.


    Der willkommene Anblick des Munycha - sie näherten sich rasch Zea, dem Militärhafen von Piraeus, Peiraieús auf Griechisch. Da die Superbia als Transportschiff für kaiserlichen Gesandten, Diplomaten und imperialen Würdenträgern diente, ankerte sie auch in dem größeren der beiden Hafenbecken, in dem normalerweise nur Kriegschiffe lagen.


    Saturninus hielt es nicht mehr aus, mit irgendjemandem musste er seine Freude teilen, und wenn es sein Sklave war:

    "Firas," rief er: "Firas, wach auf, wir sind in Hellas !", und um ihn noch mehr zu animieren, fügte er hinzu:

    "Auf festem Boden! "

    Magister Navis Lucius Gallonius Decula gab bereits seine Befehle. Die Superbia war in der Provinz Achaea angekommen.


  • Nasidius Bestia hatte die Tage während der Überfahrt relativ zurückgezogen verbracht im Gegensatz zu seinen Kameraden, die sich ziehmlich schnell mit dem Zivilisten angefreundet hatten. Regelmäßig spielten sie mit ihm Würfel und unterhielten sich mit ihm ganz so als gehöre er zu ihnen. Bestia hielt nichts davon. Er stand für eine klare Trennung zwischen Zivil und Militär und diese Grenze während der Beengtheit einer Schiffsreise ständig übertreten zu wissen missfiel ihm. Außerdem hielt er diese ganze Mission für unter seiner Würde. Er gehörte zu den Besten der Besten, immerhin war er genau dafür zu den Praetorianern berufen worden und hatte innerhalb der Garde einen raschen Aufstieg absolviert. Er war dazu da die Feinde Roms und die des Imperators niederzuwerfen, doch was musste er stattdessen tun? Den Aufpasser für einen Zivilisten spielen, irgendein kleiner unwichtiger Wurm aus der kaiserlichen Kanzlei, der ausgeschickt worden war Steuerunterlagen zu prüfen. Wie deprimierend, Bestia empfand diese Mission fast schon als Degradierung. Was mochte denn noch auf ihn zukommen, wenn er bereits derlei unwichtige Aufgaben zugewiesen bekam?


    Doch dies waren seine privaten Gefühle, die niemanden etwas angingen. Er war Profi genug seine persönliche Meinung hintan zu stellen und so gut es eben ging seinen Auftrag zu erfüllen. Und dieser war eindeutig. Heute in Athen würden sie für einen Tag ankern, um Vorräte aufzufüllen. Ihre eigentliche Mission hatte hier jedoch streng genommen noch nicht begonnen. So gab es auch keine Vorgaben für den kaiserlichen Gesandten und die Leibgarde wie sie sich zu verhalten hätten. Bestia trat deshalb an Saturninus heran und fragte ihn: "Wir sind in Athen angekommen und werden einen ganzen Tag hier bleiben. Was gedenkst du hier zu tun, Legat?"

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  • "Salve Centurio " , grüßte Saturninus den Praetorianer. Er hatte ihn von Anfang an für einen humorlosen Militärknochen gehalten und fühlte sich in dieser Meinung bestätigt. Während man mit seinen comilites ab und zu ein Würfelspiel oder auch mal ein privates Wort wechseln konnte, war das bei Nasidius Bestia die Reise über nicht der Fall gewesen.


    Dennoch: Bestia war zu seinem, des Legatus Imperatoris, Schutz hier und gerade seine distanzierte Art machte es Saturninus leicht, zu glauben, dass er das auch bringen würde, sofern es darauf ankam. ( Saturninus hoffte nicht, dass es zum Einsatz der Praetorianer kommen müsste, um ihn zu schützen.)


    Also versuchte Saturninus gegenüber dem Bestia die richtige Mischung aus Freundlichkeit und Sachlichkeit zu finden. Er dachte sich allerdings: Ein Zivilist konnte es Bestia vermutlich nie recht machen und wenn er sich auf den Kopf stellte.


    "Ich wollte einmal ganz in der Art eines Privatmannes die Werkstatt aufsuchen, die sich „Söhne des Phidias“ nennt und mich  nach gewissen Sachverhalten erkundigen, die ich zu überprüfen habe.", antwortete Saturninus.

    Das die „Werkstatt der Söhne des Phidias“ sich höchstwahrscheinlich nur mit fremden Federn schmückte und nichts mit dem berühmten Bildhauer zu tun hatte, das war Geschäftsgebaren in der ganzen Welt, wie überhaupt Nachahmung als Schmeichelei galt.

    Aber immerhin war die Bildhauerwerkstatt bedeutend genug, sich direkt in Athen zu befinden, ganz in der Nähe der Römischen Agora, ungefähr 266 passuus davon nördlich,* und diesen wichtigen Auftrag erhalten zu haben.

    Saturninus erinnerte an den guten Rat seines Patrons, hier auch die Dinge nachzuprüfen, die eher indirekt eine Rolle spielten, wie beispielsweise den Materialverbrauch. Der Transport von 18 centenarii ** aus Marmor Thasium war selbst für die kunstgewohnten Athener keine Kleinigkeit.


    Saturninus dachte jedoch nicht daran, dort in der Manier aufzutreten, die Römern in gewissen Kreisen den Ruf einbrachte, fürchterlich überheblich zu sein. Er hatte immerhin ein Jahr in der Stadt verbracht, und er wusste, dass die Athener in dieser Hinsicht teilweise sehr empfindlich reagierten: Nichts schmerzte mehr, als von großer Höhe in Bedeutungslosigkeit gefallen zu sein.

    Also wollte er keinesfalls bei den „Söhnen des Phidias“ in Begleitung von Praetorianern auftauchen; er hoffte mit höflichem Nachfragen weiterzukommen und bei den Leuten nicht auf Granit oder besser gesagt Marmor zu beißen.


    "Und dann möchte ich noch einige Orte in Athen aufsuchen, die ich während meines letzten Aufenthaltes...lieb gewonnen habe.", ergänzte Saturninus ausweichend:

    "Keine Sorge, ich werde spätestens mit Ablauf de meridie *** zurückkehren."

    Das er Firas mitnehmen würde, erwähnte er nicht; die Begleitung des Sklaven war selbstverständlich.


    Ob Saturninus die Hetäre Thalia besuchen sollte? Ob sie immer noch in dem kleinen Haus in der Nähe der bunten Stoa lebte und liebte? Diese Gedanken waren jedoch entschieden außerdienstlich, genau wie der Wunsch, eine Pferdestatue zu erwerben, um des göttlichen Neptuns Zorn zu beschwichtigen. Und den Brief an seine Cousine Stella wollte er auch aufgeben.



    Sim-Off:

    * Heute: Odos Ermou – Hermesstr.31 in Athen , dort wurden die vermutlichen Reste einer Bildhauerwerkstatt gefunden ; ca. 400 Meter von der Römischen Agora entfernt ; ** ca. 12 Tonnen *** ca. 15 Uhr

  • Der Praetorianer nickte. "Wünschst du unsere Begleitung?"


    Es gab ja noch keine gültigen Befehle für Athen, ergo konnte Saturninus auch frei entscheiden, ob er Begleitschutz wünschte oder nicht.

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  • Saturninus, der in Parthenope bei Neapolis aufgewachsen war, betrachtete einen Moment lang Bestia, der in seinen Augen genauso gut eine Bulla mit der Aufschrift "Römischer Prätorianer" hätte tragen können; das war entschieden nicht der Begleiter, den er wünschte, wenn er sozusagen inkognito in die Athener Welt eintauchen wollte.

    Aber dafür konnte der Zenturio nichts, soviel Gerechtigkeit musste sein:


    " Ich danke dir für deine Nachfrage, doch Begleitschutz wird wohl nicht nötig werden.  Du und deine Männer sollen sich einen Tag Urlaub gönnen. Athen ist voller Reisender, ich werde gar nicht auffallen.  Dir einen guten Tag" Saturninus trug eine Tunika und ein safrangelbes sagum aus dünnem Stoff mit einer bronzenen Fibel in Form eines Greifen, also für seine Begriffe war er höchst leger angezogen.

    Er lächelte den Prätorianer beruhigend an und winkte dann seinen Sklaven Firas herbei, der selbstverständlich mitkommen würde. Firas trug die aufzugebende Post, die Geldbörse und seine theca calamaria, seine Federbüchse und genügend Wachstafeln mit sich.


    >>> Athen

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    Von Piräus aus fuhr die Superbia zügig weiter nach Norden in Richtung Perinthus, der Hauptstadt der Provincia Thracia. Gemächlich durchpflügte der kaiserliche Kahn die Ägäische See, dabei eine Insel nach der anderen umschiffend. Zuerst Kythnos, dann Syros und zu guter Letzt die Insel Mykonos, ehe sie die offene See bis hin zum Hellespont vor sich hatten. Drei Tage benötigten sie, bis sie von Athen aus besagte Meerenge erreichten und in die Wasserstraße einfuhren. Zu ihrer Rechten erhoben sich die hügeligen Küsten der Troas, welche heute zur römischen Provinz Asia gehörte. Nicht weit von hier war einst in grauer Vorzeit das stolze Troja gestanden, welches durch die Kontrolle der Durchfahrt durch den Hellespont zu Wohlstand gelangt war, ehe die Stadt im Trojanischen Krieg und auch danach noch mehrmals zerstört und wieder aufgebaut worden war. Die jüngste Siedlung auf Trojas Fundamenten war ein noch relativ junger Ort namens Ilium.


    Einst während des Bürgerkriegs von Cornelius Sullas Rivalen, Gaius Flavius Fimbria, neuerdings zerstört, hatte Sulla nach seinem Sieg über Fimbria Ilium für seine Treue zu ihm belohnt und durch finanzielle Mittel mitgeholfen die Stadt wieder aufzubauen. Auch Pompeius Magnus zeigte sich später gegenüber der Siedlung großzügig, als Anerkennung für Iliums Treue im Kampf gegen den pontischen Machthaber Mithridates VI.

    Diese illustre Kette an Mäzenen setzte sich mit Gaius Iulius Caesar und nach ihm mit Augustus fort, welche ihrerseits Ilium förderten und für diverse Treuebekundungen belohnten. So ließ Augustus beispielsweise Iliums Theater, sein Bouleuterion und das Heiligtum der Athena Ilias erneuern, bei seinem persönlichen Besuch in der Stadt.


    Verglichen zu solch prominenter Nachbarschaft war der Zielort der Superbia ein nur unwesentliches Kaff, dem keine Ziege hinterhermeckerte, doch dafür war Perinthus römische Provinzhauptstadt und Ilium nicht. Also ausgleichende Gerechtigkeit für alle. Die Durchquerung des Hellespont und das Anfahren von Perinthus dauerte dann noch einmal eineinhalb Tage, ehe die Mission des kaiserlichen Gesandten mit seiner Ankunft in Thrakien dann jedoch wirklich begann.

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  • Neptun schien tatsächlich durch den Fund des Firas besänftigt worden zu sein, und das war alles in allem die Summe von dreihundert Sesterzen wert. Wie ein Mahnmal, sich vor hybris, dem Hochmut gegenüber den Göttern zu hüten, schauten die beiden Pferdestatuen Saturninus an, wenn er sich in die Kajüte begab. Besonders die große nahm fast die Breitseite des Raumes ein und der schön gearbeitete Kopf ragte über Firas Bett, so dass dieser aufpassen musste, wenn er sich aus seinen Laken schwang, um sich nichts zu stoßen.

    Das Meer lag ganz jahreszeituntypisch blau und spiegelblank, und wie die Griechen sagten „galene“ da. Selbst Mykonos, das unter Seefahrern wegen seiner Klippen einen gepfefferten Ruf hatte, ließ sich bei einer sanften Brise leicht umschiffen.


    Und dann erblickte Saturninus Ilium, das alte Troja, von wo aus der Sohn der Venus, Anneas aufgebrochen war, um die Ereignisse einzuleiten, die letztendlich zur Gründung von Roma Aeterna führten.


    Ein seltsames Gefühl stieg in ihm auf, ein Drängen, das er mit keinem an Bord teilen konnte, dazu waren die Praetorianer zu nüchtern und zu grobschlächtig.


    Saturninus Blick fiel auf Firas. Sollte er oder sollte er nicht…. Er sagte bei sich, dass das wohl ein Dienst wäre, was man von einem gutausgebildeten Sklaven verlangen konnte, auch wenn er solches bisher noch nie eingefordert hatte.

    Er trat zu seinem Diener hin und legte ihm sachte die Hand auf die Schulter, während er ihm einen tiefen Blick schenkte......



    Anderthalb Tage später betrat Saturninus thrakischen Boden. Perinthus lag auf der gleichnamigen Halbinsel in einer von Wetter und Sturmflut geschützten Bucht und war ganz wie ein terassenförmiges Amphittheater auf die steile Landzunge gebaut.

    Die Provinzhauptstadt befand sich am Knotenpunkt mehrerer Straßen, deren wichtigste die Via Egnatia* war, die von Dyrrhachium an der Adria über 776 römische Meilen nach Byzantium führte und praktisch eine Verlängerung der Via Appia darstellte.


    Der Proconsul Lucius Gabinius Vortex hatte zwar nicht den genauen Tag gewusst, aber als ihm das Einlaufen der Superbia gemeldet wurde, schickte er eine Abordnung Auxiliarsoldaten, um den Legat zu empfangen, und ihn zum Praetorium zu eskortieren.

    Außerdem hatten sie Maulesel für das Gepäck dabei, womit die Truhe mit den Unterlagen diesmal transportiert werden konnte.


    Der kaiserliche Legat bekam wenig von der Stadt sehen, nur wenn er den Kopf in den Nacken legte, erblickte er die hiesige Akropolis gegen den strahlendblauen thrakischen Winterhimmel. Aber er kam ja gerade aus Athen und hatte die Mutter aller akropoleis gesichtet, daher bedauerte er es nicht allzu sehr.


    Im Praetorium angekommen, wurde Saturninus und sein Sklave ein annehmbares Gästezimmer mit einem angeschlossenen Balneum angewiesen und gleich zwei junge Sklaven zur persönlichen Bedienung abbestellt, die aber nur Griechisch sprachen, weshalb es der Furius praktischer fand, mit Firas alles auf Latein zu bereden. Die Praetorianer wurden im gleichen Flügel auf zwei Zimmer verteilt untergebracht. Der Maiordomus des Gabinius Vortex ließ sie alleine, damit sie sich frisch machen konnten und kündigte ihnen an, ihre geschätzte Ankunft seinem Dominus zu melden und sie in zwei Stunden zu einer Cena abzuholen.


    Da sollte Saturninus seinen Gastgeber kennen lernen.

    "Begleite mich ins Bad"sagte Saturninus zu Firas:" Es geht doch nichts darüber, die Beine einmal wieder ordentlich in warmen Wasser auszustrecken. Das wird dir auch wohltun."

    Er gedachte, sich geistig zu sammeln und vorzubereiten. Das konnte man seiner Meinung nach beim Baden sehr gut.



  • Firas nicke, als sein Dominus ihn zum Bade lud. "Aber sehr gern!", erklärte er, wobei ihm erst dann auffiel, dass sein Dominus sicherlich nicht meinte, dass er ebenfalls ins Wasser durfte. Oder? Aber eigentlich schon. So beeilte sich Firas. Die weitere Reise war gut verlaufen und mit der Pferdestaute würde ihm und natürlich seinem Herrn auch nichts passieren. Dessen war er sich sicher, sofern es sich denn um Erfahrungen auf dem Wasser handelte. Und auch darinnen wäre es sicherlich unter dem Segen Neptuns mehr als nur angenehm. Firas seufzte unter der Sicherheit dieser Erkenntnis, denn zu einem Held war er ja eigentlich nicht geboren und die Umstände erforderten nun auch gerade keine diesbezüglichen Anstrengungen. Ein Glück! "Und danach ein leichtes Mahl, Dominus!?" schlug Firas also fragend vor. Das wäre auch sehr angenehm. "Ich meine...wir...du...musst ja stark sein für die Angelegenheiten, welche da auf dich zukommen werden." EIn leichtes verlegenes Grinsen folgte. "Das kann alles eine sehr anstrengende Sache werden und nun da du so wichtig bist....." Er schaute sich ein wenig im Bad um. "Schöööön!", seufzte er dann. Da fehlten nur die halbnackten Nixen oder sonstige Frauen, welche ihm ja nicht gestattet waren. Wohl aber seinem Dominus, doch das würde er nun nicht vorschlagen. Dazu war Saturninus doch viel zu sehr der Gravitas und Seriösität voll. Oder vielleicht zu verklemmt. Firas hatte nicht vor, das durch eine unbedachte Äußerung an dieser Stelle herauszufinden. "Soll ich dich entkleiden?", wollte er dann wissen. Saturninus war zwar ein selbstständiger Mann, doch recht gediegen was das anbelangte und Firas wollte nicht, dass seine Aufgaben jemand anderes übernahm. Am Ende wäre er noch entbehrlich und ging nicht.

  • Saturninus hob die Arme, damit ihn Firas die Toga abnehmen konnte:

    "Da ich bald  zu einer Cena aufbrechen werde und Gefahr besteht, dass du dich hier in diesem Praetorium verläufst, ist es besser, du badest in der Tat mit mir zusammen.", schmunzelte er: "Aber einreißen lassen wir sowas nicht.  Danach ein leichtes Mahl ist eine gute Idee, denn man sollte nie hungrig zu einer politisch motivierten Cena gehen, nicht wahr "


    Er winkte die beiden jungen Sklaven zu sich: " Pueri! Bringt uns ein paar leichte Erfrischungen.", befahl er ihnen, und die Jünglinge verschwanden mit einer Verneigung.


    Der Furius betrat das Balneum, das wunderbar geheizt war. Er wusch sich in einer Schüssel den gröbsten Schmutz ab ( er befahl Firas, ihm den Rücken zu schrubben) und streckte sich dann im Bassin aus. In einer Mauernische lagen Handtücher und ein silbernes Badebesteck. Saturninus hatte allerdings sein eigenes mit dabei, aber der Anblick mahnte ihn:

    "Habe ich irgendwelche Haare auf dem Rücken? Nimm meine Pinza und rupf sie aus", ordnete er an:

    "Dann komm baden."


    Er ließ sich treiben. Das Motiv des Deckengemäldes waren Neptun und die Oceaniden; hübsche Nixen mit langem wallenden Haar. Ach ja, die Sinnesfreuden, aber der kaiserliche Legat wollte seinen Verstand klar halten. Es gab weder Grund für Misstrauen noch für Konfrontationskurs gegen Proconsul Lucius Gabinius Vortex; es ging Saturninus um die Würde seines Amtes. Außerdem wollte er ihn schon einmal aushorchen darüber, was für ein Mensch Faustus Abronius Dentatus war; der Nachbar, der sozusagen Haustür an Haustür lebte, musste ihn bestimmt gut kennen.



    Wenig später lag Saturninus entspannt, erfrischt und auch gezupft in einer einfachen Tunika am Tisch, während die beiden Sklaven bedienten.

    Er winkte Firas zu sich:

    "Komm iss auch etwas. Da wir Bedienung haben, kannst du noch etwas ausruhen. Wer weiß, wie lange wir heute abend wach sind. Eine Cena bei einem Statthalter, da gibt es reichlich zu essen, reichlich Wein, vielleicht ein paar Vorträge und ....", er grinste Firas an:

    "Bestimmt äußerst attraktive Tänzerinnen und nette Gesellschaft. "


    Nachdem sie die Mahlzeit beendet hatten, schickte Saturninus Firas zu den Praetorianern nebenan, um zu sehen, ob sie gut untergebracht waren. Später wollte er sie bei der Cena allerdings in Zivil *in seinem Gefolge haben.



    Sim-Off:

    * Ohne Rüstung, allerdings mit Tunika, Militärgürtel, Calcei ;Bild Traianssäule

  • ...... viele Stunden später


    Der Morgen graute. Saturninus auf Firas gestützt, wankte in seine Unterkunft, legte sich auf sein Bett und hatte immer noch das Gefühl, an Bord der Superbia zu sein, so schwankte der Boden. Die Tänzerinnen drehten sich, und seine Handgelenke rochen nach schwerem Blumenparfüm von einem der Mädchen, das sich auf seinen Schoss gesetzt hatte. Irgendwelches Räucherwerk hatte sie auf dem Tisch angezündet, genießerisch in ihren kleinen Mund gesogen und dann plötzlich ihre Lippen über seine Nase und seinen Mund gezogen und ihn angeblasen. Erst fand er es befremdlich und hatte das Mädchen weggeschubst, dann war es ihm egal, und nach einer ganzen Weile fand er es fürchterlich lustig.

    Trotz allem hatte Saturninus versucht, zu sagen, was er sagen wollte.

    Lucius Gabinius Vortex, einen verrutschten Lorbeerkranz auf dem Haupt, ließ sich die gleiche Behandlung angedeihen, und irgendetwas erschwerte dann die Konversation, da der Proconsul durch alles zum Lachen gereizt wurde...

    " Die Statue des Kaisers..."

    "Höhö..."

    "Was weißt du über Dentatus? "

    "Guter Mann, wirklich, guter Mann...höhö"


    Dennoch hatte Saturninus herausgefunden, was er herausfinden wollte: Die Skulptur des Caesar Augustus war durch die Provinzhauptstadt gekommen, und pflichtbewusst hatte der Magistrat von Perinthus sie begrüßt, als sei sie der Kaiser persönlich, was sie ja auch irgendwie war, denn sie war geweiht.

    Aber das war schon eine Ewigkeit her, und dann war der Transport in Richtung Byzantium weitergezogen, wie es ja auch geplant gewesen war. Selbstverständlich waren die Abrechnungen über die Verköstigung des Trosses archiviert worden, und Saturninus merkte sich vor, dass man sie ihm am nächsten Morgen aushändigen sollte.

    Den Rat seines Patrons, immer Kleinigkeiten nachzuprüfen, um auf Ungereimtheiten zu stoßen, war ihm gegenwärtig.


    Dann kam das Mädchen, das er weggeschubst hatte, zurück und legte ihm die Arme um den Hals. Saturninus, halb betäubt, schüttelte den Kopf.

    Das Mädchen zeigte auf einen der Tänzer und dann auf eine Blonde: "Die vielleicht?"


    ""Nein."," sagte der kaiserliche Legat: ""Heute nicht, aber danke."" Die Schwarzhaarige schien enttäuscht....

    Saturninus stand der Sinn indes mehr nach Nahrungsaufnahme, und er winkte die jungen Sklaven, die aufwarteten, zu sich, und ließ sich später von einer hübschen dunklen Schönheit mit einem Löffel füttern, mit etwas was die Konsistenz von Perlen hatte, aber einen tranigen Geschmack, und das Mädchen sagte ihm, es wären Eier von einem Fisch, käme aus Persien und hieße "Khag- viar" 


    Stunden später war Saturninus dort, wo er hinwollte: In seinem Bett. Die Rechnungen...die Statue.... Dentatus...all das tanzte einen Reigen.

    Er schlief ein.

  • Saturninus wachte auf, in seinem Mund einen pelzigen Geschmack und Durst....er hätte alles für einen Schluck Wasser gegeben. Die Sonne stand hoch. Er drehte sich um und krächzte nach Firas, da stieß sein Knie gegen einen Rücken...Firas?, der Furius hob die Bettdecke und erkannte ein Mädchen, das sich drehte ihn anlächelte und dann nackt wie sie war, langsam aufstand.

    Das Morgenlicht beleuchtete ihren grazilen biegsamen Körper...ja, sie war wirklich recht biegsam, und Saturninus wusste, dass es die Dunkle war, die ihn gestern mit aromatisch süßlich duftendem Räucherwerk und Fischeiern gefüttert hatte. Er winkte Firas, ihm den Wasserbecher zu reichen und der Tänzerin ein Trinkgeld zu geben; sie hatte ihre Sache wohl gut gemacht.

    Als das Mädchen weg war, trank er in tiefen Schlucken und ließ sich zweimal nachschenken.

    Endlich war der Brand einigermaßen gelöscht, und Saturninus wankte in das Balneum. Später kamen zwei Sklaven des Statthalters zur Massage, diese und Minzöl machten den kaiserlichen Legaten wieder so fit, dass er wieder aus den Augen, die ihm im Spiegel heute ungewöhnlich schwarz und glänzend vorkamen, schauen konnte.

    Später sah er Lucius Gabinius Vortex, der angesichts seines Alters und der nächtlichen Ausschweifung, sehr erholt aussah, bei einem leichten Mittagessen:

    "Nun Legat", sagte dieser: "Ich hoffe, es war alles zu deiner Zufriedenheit. "

    Saturninus runzelte die Stirn: "Sagtest du gestern, die Statue des Kaisers wäre bereits geweiht gewesen?", fragte er.

    Der Proconsul schüttelte den Kopf: "Gewiss nicht. Da musst du etwas missverstanden haben. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, wäre das auch ganz und gar sinnlos."

    Saturninus war sicher, dass er nichts missverstanden hatte. So betrunken konnte er nicht gewesen sein! Oder war das eine dieser Zweideutigkeiten des Ostens, irgendetwas, was ihn immer weiter wegführte von lateinischer Gradlinigkeit. Aber Vortex war Römer wie er, und nun schaute er ihn ganz und gar offen an:

    "Wann gedenkst du nach Byzantium aufzubrechen?", fragte er.

    "So schnell wie möglich", erwiderte Saturninus, das war nicht geheim, schon gar nicht wenn man mit einem Schiff wie der Superbia reiste:

    "Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Proconsul. Darüber werde ich lobend berichten."


    Bei Vortex gab es keine Unregelmäßigkeiten, zumindest nichts, was beweisbar war. Byzanz war das nächste Ziel, aber schon hatte der Furius das Gefühl, dort nur Zeit zu verlieren. Die Lösung aller Dinge lag in der Provinz Syria, bei Dentatus selbst, da war er sich sicher. Und dennoch, er hatte sich gewiss nicht verhört.

  • Wochen später....


    Dies war Saturninus Auftrag, mit dem er in die Provinz Syria aufgebrochen war:



    IN NOMINE IMPERII ROMANIET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    Befehle

    Ad

    Aulus Furius Saturninus

    Casa Furia

    ROMA



    Hiermit wirst du durch die kaiserliche Regierung zum legatus imperatoris im Falle der Wirtschaftsprüfung der Provinzregierung von Syria ernannt.

    Deine Befehle lauten wie folgt:

    I) Prüfung der Verhältnisse der Provinzregierung vor Ort, Einsichtnahme in die Akten und Steuerunterlagen und Durchführung einer insgesamt peniblen Untersuchung auf jedwede mögliche wirtschaftliche Korruption des syrischen Statthalters Faustus Abronius Dentatus. Sollten sich derartige Fälle erhärten ist es dem kaiserlichen Abgesandten gestattet Abronius Dentatus seines Amtes zu entheben und mittels einer zugeordneten Abordnung der Praetorianergarde gefangenzunehmen und nach Rom für den Prozess zu überstellen.



    .II) Der kaiserliche Palast erwartet regelmäßige Berichte über den Fortschritt der Untersuchung.



    III.) Untersuchung des Verbleibs einer bestellten Statue von Kaiser Gnaeus Septimius Antoninus für das Amphitheatrum Antiochiae wegen Verdachts einer möglichen Verbindung mit evt. Korruptionsfällen des syrischen Statthalters Faustus Abronius Dentatus. Zu diesem Zweck soll die letzten bekannten Meldungspunkte des Statuentransports durch den Legatus imperatoris näher untersucht werden, angefangen in Thrakien in der Provinzhauptstadt Perinthus bei Statthalter Lucius Gabinius Vortex und anschließend dem letzten bekannten thrakischen Meldungspunkt in Byzantium. Je nach Untersuchungsergebnis soll anschließend der Kurs nach Antiochia wieder direkt aufgenommen werden, ansonsten eine weitere Verfolgung der Transportroute nach Ancyra und je nach Bedarf weiter bis dieser Fall aufgeklärt ist.



    Am Tag des Aufbruchs werden dich die dir zugeordneten Praetorianer von der Casa Furia abholen. Dein Schiff wird ANTE DIEM XI KAL DEC DCCCLXXXIII A.U.C. (21.11.2020/130 n. Chr.) in Ostia absegeln, es ist die Superbia unter dem Kommando von Lucius Gallonius Decula.



    Mit Abschluss dieser Mission verfällt der kaiserliche Gesandtenstatus automatisch.



    Gaius Geminius Valens

    Procurator ab epistulis



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    Diesen persönlichen Bericht über die Vorkommnisse auf seiner Mission diktierte er innerhalb der Tage, da die Superba ihn nun zurück in die Urbs brachte, ins Unreine seinem Sklaven Firas:




    Ave Caesar Augustus

    Aulus Furius Saturninus grüßt dich und wünscht dir den Segen des Iuppiters und Gesundheit.


    Dies ist der Bericht deines Legatus Aulus Furius Saturninus, den du zur Überprüfung der oben genannten Sachverhalte in die Provinzen Thracia und Syria entsandt hast.

    Getreu der Maxime, auch dem Kleinsten und Geringstem Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, begann ich mit meinen Ermittlungen in der Werkstatt "Söhne des Phidias" in Athen. Dort wurde die besagte Statue gefertigt, auch die Abrechnungen der Materialien hatte stattgefunden und sie wurde auf den Landweg geschickt. Marmor Thasium wurde geliefert und wie es üblich ist, schon im Steinbruch vorbearbeitet. Es waren 18 centenarii, wie vermutet. Außerdem: eine trilibra Gold, eine trilibra Silber, drei Unzen Malachite, zwei Unzen Smaragde, zwei Unzen Rubine, desweiteren alle Farben wie aegyptisches Blau, Auripigment und Zinnober. Die Rechnungen entsprechen den Rechnungen, die Dentatus eingereicht hat; keine Abweichungen.

    Der Landweg war auf 280 Tage berechnet. Der Transport war jedoch schon bereits vor 340 Tagen aufgebrochen und nicht am Bestimmungsort angekommen.


    Das nächste größere Ziel war Perinthus, Thracia. Proconsul Lucius Gabinius Vortex in Perinthus zeigte sich sehr hilfsbereit und unterstützte all meine Bemühungen. Aus seiner Provinz gab es auch weder Unregelmäßigkeiten noch Beschwerden. Allerdings erwähnte er einmal, die Statue des Kaisers, die doch für Antiochia bestimmt gewesen wäre, wäre bereits "geweiht" gewesen, was nach § 2 des Gesetzes Majestätsverbrechen gegen die maiestas principis auf dem Transport selbst ein Ding der Unmöglichkeit wäre, da dann jede Beschädigung einer Straftat entsprochen hätte.
    Natürlich wurde in jedem Ort, durch den die Statue zog, ein Volksfest abgehalten, und gerade für die einfachen Leute war es so, als käme ihr Caesar Augustus persönlich zu Besuch.

    Aber mit einer tatsächlichen Weihe am Aufstellungsort hat dieses Gebaren nichts zu tun. Ich befragte Vortex näher, doch er beharrte darauf, ich hätte mich verhört.

    Dennoch wurde ich hellhörig. Denn meiner Meinung nach bedeutete das, dass ein Ritual stattgefunden hatte,wenn auch kein offizielles. Nur wer konnte Interesse daran haben, solch ein Ritual durchzuführen? Ein Verkäufer? Ein Käufer? Hier lag der Hinweis auf ein Verbrechen vor.


    Obwohl sich Vortex augenscheinlich korrekt gezeigt hatte, musste er in die Angelegenheit mit verwickelt sein. Nur Verdachtsmomente reichten mir jedoch nicht, ihn nachdrücklicher durch die Praetorianer befragen zu lassen, und ich setzte meinen Weg nach Byzanz fort.

    In Byzantium war ich Gast bei Decurio Caecilius Secundus, der mich in allen Belangen unterstützte.

    Ab Byzantium wurde die Statue von drei Turmae der Cohors IV Gallorum equitata in Empfang genommen und sollte den langen Weg nach Antiochia begleitet werden. Der Name des Kommandierenden wurde mir mit Praefekt Tiberius Porcius Cornilianus genannt.

    Ich reiste mit meinen Begleitern auf ihren Spuren bis nach Nicaea. Dort sprach ich mit Praetor Marcus Atilius Cleander, der mich in seinem Haus beherbergte.

    Es gab einen Anschlag mittels einer Uraeusnatter auf mich, den mein Cubicularius vereitelte. Dann unterzogen die Praetorianer Cleander einem strengen Verhör, welches Folgendes zu Tage treten ließ:


    - Ein Priester der Ma Bellona, ein gewisser Astyages, hatte sich dazu hergegeben, eine Weihezeremonie durchzuführen. Danach sollte die Statue des Caesar Augustus wohl nach Ktesiphon gebracht werden, um als Zeichen der Unterwerfung Romas dem Gott Ormazd oder Ahura Mazda dargebracht zu werden.

    - Die Reiter der Cohors Gallorum hatten tapfer gekämpft, um das zu verhindern und wurden völlig aufgerieben.

    - Atilius Cleander, der bekannte, von Statthalter Abronius Dentatus persönlich mit 200.000 Sesterzen bestochen worden zu sein, führte uns an die Stelle, an der der Kampf stattgefunden hatte. Zwischen den römischen Gefallenen fanden sich keine Leichen der Angreifer; die Betreffenden hatten ihre Toten wohl mitgenommen, allerdings fanden sich parthische Pfeile und Dolche .

    Ich befahl, unsere Gefallenen ehrenvoll bestatten zu lassen. Und ich traf die Entscheidung, auch die monumentale Statue von Gnaeus Septimius Antoninus so bestatten zu lassen, als sei er als Imperator im Kampf gefallen. Es kann sein, dass es nicht die richtige Entscheidung war, aber ich wollte allen Gerüchten vorbeugen, dass ein geweihtes Monument vom Feind geschändet worden wäre. Allen Beteiligten wurde strengstes Stillschweigen abverlangt.


    Ich konnte nicht verhindern, dass sich Atilius Cleander selbst richtete, und da der Verbleib der Statue geklärt war,setzte ich meinen Weg von Byzantium aus mit der Superbia bis Antiochia fort, was bei günstigem Wind acht Tage dauerte.


    Da ich die Aussage des römischen Bürgers Cleander hatte, ließ ich Statthalter Dentatus gleich nach meinem Eintreffen unter strengste Bewachung stellen, während ich die Bücher überprüfte. Die Aufzeichnungen stimmten nicht mit der Schatzschatulle über ein. Dentatus hatte große Summen für sich zurückbehalten, und noch größere Goldsummen aus unbekannter Quelle erhalten. Die Abrechnungen liegen ebenfalls bei.


    Insgesamt hatte sich Dentatus um fünfzig Millionen Sesterzen bereichert. Zu einer Anklage nach dem Lex Iulia de maiestate kam es nicht, da die Statue, die er an die Feinde verkauft hatte,wohl noch nicht rechtmäßig geweiht gewesen war.

    Da die Paragraph §2 der Lex Cornelia de maiestate gestrichen wurde, ohne durch einen neuen ersetzt zu werden, konnte ich den Statthalter auch nicht des Hochverrats beschuldigen.


    So blieb mir der Nachweis eines Vergehens nach der Lex Iulia de Repetundis §1 nämlich Gelder aus der Provinzkasse an sich selbst zu überweisen und der Vorwurf desselben, um Faustus Abronius Dentatus Amt und Würden zu entheben, und ihn nach Roma zu führen, damit du verehrter Caesar Augustus ihm die Gerechtigkeit zuteil werden lässt, die er verdient.


    Seinen Scriba Lucius Valerius Dio, der mir beim Prüfen der Bücher eine große Hilfe und am Verrat seines Vorgesetzten unschuldig war, setzte ich komissarisch an seine Stelle.


    Desweiteren ließ ich alle Mitwisser, verhaften und auch nach Gabinius Vortex in Perinthus schicken, der mir nicht die Wahrheit gesagt hatte.

    Aber ich erfuhr, dass er gleich nach meiner Abreise nach Cappadocia geflohen war, wo er sich wohl versteckt hält. Diese Flucht erscheint mir so gut wie ein Schuldeingeständnis, außerdem muss sein Posten neu besetzt werden.

    Ich persönlich würde Decurio Caecilius Secundus vorschlagen,der große Umsicht bewiesen hatte.


    Alle Beteiligten an diesem großangelegten Betrug, die kein Bürgerrecht besaßen und deren Schuld augenfällig war wie die des Priester der Ma - Bellona, ließ ich zur Abschreckung kreuzigen.


    Außerdem empfing ich eine Abordnung der Bürger von Antiochia, die sich bei dir bedanken, dass die drückende Hand des Statthalters endlich von ihnen genommen wurde, denn er hatte auch ganz unbescholtene Einwohner foltern lassen, um zu erfahren, ob sie tatsächlich alle Vermögenswerte angegeben hatten.


    Ich bitte darum, diejenigen, die zum erfolgreichen Abschluss meiner Mission mit beitrugen, Kapitän der Superbia Lucius Gallonius Decula zu belobigen, und die mich eskortierenden Praetorianer unter der Leitung des Centurio Nero Nasidius Bestia für ihre tapferen und treuen Dienste zu honorieren.


    Ich hoffe damit als Legatus Schaden von der Republik abgewendet zu haben und gebe die mir gegegebenen Vollmachten zurück.


    Roma PRIDIE ID IUN DCCCLXXXIII A.U.C.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Furius Saturninus




    - FINIS -