[Cellarium] Weinkeller

  • Nach dem Spektakel


    Die letzten Tage waren sehr intensiv für den iulischen Weinkeller gewesen. Caesoninus hatte allabendlich gesellschaftliche Empfänge gegeben und wichtige Persönlichkeiten des Imperiums in der Domus Iulia bewirtet. Zusätzlich dann noch seine Wahlkampfaktion der „Hügel der Gesegneten“, die dem Fass sprichwörtlich den Boden ausgeschlagen hatte. Alexander, der Cellarius, hatte jedenfalls mehr als genug zu tun gehabt bei der Organisation des Weinnachschubs von den iulischen Weingütern in Misenum nach Rom und dem lokalen Ankauf fremder Ware direkt auf den Märkten und natürlich nicht zu vergessen der akribischen Buchführung dessen, was alles an Fässern zugekommen und abgegangen war und wann und warum und in welcher Menge dies geschah, damit der Kellermeister zu jeder Zeit immer auf den Tropfen genau wusste wieviel Wein sich im Hause befand.


    Jetzt wo der Wahlkampf vorbei war und für die nächsten Monate wieder Ruhe in den Gewölben einkehren würde, ging gerade in diesem Moment Caesoninus mit Alexander zwischen den Fassreihen umher, um den jüngsten Stand der Vorräte zu prüfen. Dabei mokkierte sich Alexander über die Maßen.


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    Alexander, Cellarius


    … und viel zu kurzfristig angekündigt! Bei allem Respekt Dominus, aber es stellt riesige logistische Probleme dar so kurzfristig eine solch gewaltige Menge an Wein so weit zu transportieren! Wir können den Göttern danken, dass nichts zu Bruch gegangen ist, wenn du das nächste Mal eine solche Idee hast, dann bitte ich inständig um eine weitere Woche Vorlauf als jetzt bei diesem Mal! Nicht auszudenken, wenn…


    Danke, Alexander, ich kann es mir vorstellen“, unterbrach ihn da Caesoninus, während er kurz stehen blieb und an einem gerade entdeckten Fleck an einem Fass zu reiben begann. Nur etwas Dreck, kein Schimmel. So setzte er sich wieder in Bewegung. „Stimmt doch, Dominus! Und erst die Plackerei mit den Fässern die im Haus gelagert werden sollten! Ich werde nicht jünger, Herr und ich muss untertänigst darauf bestehen, dass ich einen Gehilfen nächstes Mal zur Seite gestellt bekomme, um mir nicht vorzeitig mein Kreuz zu brechen, wenn du verstehst was ich meine! Vielleicht noch besser einen dauerhaften Weinknecht, der mir dann immer…

    Hmm ich weiß ja nicht Alexander, bei arbeitsreichen Perioden wie Wahlkämpfen oder Festserien verstehe ich es ja, aber im Alltag? Was hätte er da groß zu tun, wo die Arbeit kaum für einen reicht?

    Oho Dominus! Da gebe es genug! Er müsste sämtliche Weinsorten lernen, die diese Familie bei Tisch verwendet und auf den Landgütern draußen anbaut, er würde mir tragen helfen dürfen und darauf achten, dass kein Fremder in die Gewölbe ohne meine Erlaubnis eindringt! Auch den Einkauf würde ich ihn lehren, damit er auch das bestellen kann, sollte ich einmal krank sein und weiter…


    Wieder fiel ihm Caesoninus ins Wort: „Schön und gut und was würdest dann du den lieben langen Tag machen?

    Alexander stutzte kurz und dachte nach. „Ich? Also nun…, ähm, ich…. würde ihn natürlich beaufsichtigen! Drauf schauen, dass alles seine Ordnung und Richtigkeit hat!

    Mit anderen Worten nichts!“ sagte Caesoninus und musste lachen. Vor einem schon etwas ramponierten Fass in einer Kellerecke blieben sie stehen, unterdessen antwortete Alexander: „Mitnichten Dominus! Untergebenen muss immerhin permanent auf die Finger gesehen werden! Nicht auszudenken welches Chaos entstehen könnte, wenn sie schalten und walten könnten wie es ihnen beliebt.

    Caesoninus lächelte ob der Ironie in den Worten des Cellarius. „Du sagst es also selbst? Dass man Untergebenen nicht immer alles geben soll was sie verlangen?

    Aber natürlich nicht, wo kämen wir da denn hin! So ein Geselle muss bei der kurzen Leine gehalten und immer kontrolliert werden, damit er keinen Unfug treibt! Mein Wort drauf, dass ich so einen Weinknecht stets immer im…


    Fassen wir also zusammen!“ unterbrach ihn da Caesoninus wieder einmal und der Cellarius verstummte. „Untergebene sollen nicht alles bekommen was sie möchten und müssen immer kontrolliert werden, so deine Worte. Ich bin dein Herr und du mein Untergebener, also muss ich deinen Wunsch abschlagen. Du schaffst die Arbeit sehr gut auch alleine, wenn kein größeres Fest ansteht kann Wonga dir helfen, der ist ebenfalls normalerweise unterfordert und was die Kontrolle angeht… nun die betreiben wir ja gerade in diesem Moment!“ Caesoninus grinste.

    Alexander, der erst jetzt seine selbstgebaute rethorische Fallgrube verstand, schlug sich an die Stirn. „Beim Barte des Bacchus, was bin ich für ein Esel! Spreche da von Strenge und kurzen Leinen gegenüber niedriger Gestellten und vergesse dabei völlig meinen eigenen Stand!

    Kein Problem das kann schon mal passieren. Doch jetzt zu etwas anderem. Dieses Fass da ganz in der Ecke, das sieht schon ziemlich schlecht aus, das gehört unbedingt entfernt und der Wein darin, wenn er noch gut ist, umgefüllt.

    Ach Herr, das hoffe ich sehr, dass du diese Worte noch einmal überdenkst und dieses Fass an seinem Platze belässt. Es steht so wie es ist mit voller Absicht dort!

    So? Und warum das? Seit wann belässt der akribische Alexander mit Absicht ein schlechtes Fass in seinem Keller?

    Es ist quasi ein Glücksbringer dieses Weinkellers, oh Herr! Vielleicht hast du es bis jetzt noch nicht gesehen, weil bis vor diesem Hügelfest in der Stadt, oder was auch immer du da veranstaltet hattest, eine Reihe Fässer davor gestanden und es somit verdeckt hat. Aber glaube mir, dieses Fass steht schon immer dort hinten, lange schon bevor ich Cellarius in diesem Haus wurde und noch viel länger noch vor deinem Einzug in dieses Haus!

    Das klang ja direkt spannend und Caesoninus wollte unbedingt näheres darüber wissen. Hielt dieses Haus also noch immer Überraschungen für ihn bereit, auch wenn er extra dafür erst den Weinkeller plündern hatte müssen um sie zu lüften.

    Ist das so? Na dann machs Maul auf, Mann, und verrate mir den Grund was dieses Fässchen so derart heiligt!

    Das will ich dir gern verraten, Herr! Dieses Fässchen ist gut über hundert Jahre alt und war damals der allererste gekelterte Wein, den der Winzer Publius Iulius Trebonius in Misenum damals hergestellt hat, kurz nach dem Kauf der dortigen heute iulischen Weinberge! Das Fass war noch nie geöffnet und der Wein darin noch nie getrunken worden und so soll es auch in Zukunft nicht sein!


    Faszinierende Geschichte, wie Caesoninus fand. Da lebte er jetzt schon gute sieben Jahre in diesem Haus und hatte von einer derartigen Geschichte noch nie auch nur ein Fitzelchen gehört!

    Eine wunderbare Geschichte! Sie hat mich gut unterhalten und schon alleine aus diesem Grund möchte ich dir diesen Willen lassen und das Fass an seinem Platz belassen. Möge es auch in Zukunft unserm Keller Glück bringen!

    Meine Rede, Dominus!“ antwortete da Alexander und folgte dann wieder Caesoninus, der sich jetzt wieder in Bewegung gesetzt hatte, um die letzten Reste dieser Fassreihe in Augenschein zu nehmen.