Insula Charis - Mietswohnung, erstes Obergeschoss

  • "Hier in der Wohnung habe ich etwas Papyrus und Tabulae , und Calami liegen auch irgendwo herum und ein Stilus auch.", sprach Saturninus:

    "Wenn du nicht alles aufbrauchst, darfst du gerne etwas davon nehmen.

    Äh.... sagtest du gerade Epos? Was für ein Epos denn?", der Furius wirkte irritiert.

  • Firas lächelte, als der Dominus meinte, dass er ruhig von dem Schreibutensil nehmen konnte, welches in der Wohnung vorzufinden war. Es blieb zu hoffen, dass er wirklich nicht alles aufbrauchen würde. Die Kreativität war doch etwas, was unbedingt in allen möglichen Formen festgehalten werden musste und oftmals - so die Erfahrung vieler Dichter - kam es dabei ja auch zu 'Verwerfungen', bei denen sich die eben verworfenen Ergüsse zusammengeknüllt auf dem Boden stapelten. Aber Bescheidenheit war natürlich auch in dieser Angelegenheit eine Zier und wenn man sich alles bereits im Kopf zusammenlegte, würde es schon nicht so schlimmer werden. Während Saturninus ihn nun nach dem Epos fragte, musste Firas nun schon ein Gähnen unterdrücken, was aber nicht sonderlich gut gelang. Es war ein langer, sehr sehr ereignisreicher Tag gewesen und an diesem Tag würde er sicherlich nur noch in Traumlandschaften aktiv werden können. In Morpheus Reich. Wieder kaute an dem Brot, nahm sich ein Stück Käsen obendrein dazu und erklärte dann kauend: "Der Ianator der Casa Furia... hat mich inspiriert!" Dazu nickte er so bedeutungsschwer, wie ihm das noch möglich war. "Ich dachte an eine Geschichte, in welcher ein muter Sklave die Famila seines Dominus rettet... beispielsweise wegen eines Überfalls oder eines... Unwetters... oder eben vor.... Feinden, welche ihm den Tod wünschen." Sowas sollte es in der römischen Politik ja geben und die Geschichtsschreibung bewies ja das Vorhandensein von Feindschaften allemal.

  •    >>> Cubiculum Aulus Furius Saturninus 


    Das Cubiculum war ein großer Raum mit Fenster zum Atrium, ansonsten hätte man wegen des Lärmes der Fuhrwerke, die wegen dem Einreiseverbot tagsüber natürlich nachts unterwegs waren, gar nicht mehr schlafen können. 

    Saturninus spürte, wie er die Stille und die Annehmlichkeiten der Casa Furia vermisste. Beinahe bedauerte er es, ausgezogen zu sein, um mehr Freiheiten zu haben und sich einfach wieder zu fühlen wie auf Reisen. 


    Mittlerweile hatte er sich von Firas aus der Toga auswickeln lassen und war in seiner Haustunika über den Schemel in sein hohes Bett geklettert.

    Die Lederbänder, die die Matratze trugen, waren ausgeleiert ,und er sank förmlich ein.  Auch hier vermisste er seine bequeme Bettstatt im furischen Haus. 

    Er wies auf den Klappstuhl mit dem runden Klapptischchen, auf dem drei Öllichter standen und schon die Schriftrolle lag., bevor er sich lang ausstreckte und die Augen schloss:

    "Ein mutiger Sklave, der seinen Dominus rettet? Ein moralisches Werk also! Alles, was die Ordnung der Urbs Aeterna unterstützt, ist auch unterstützenswert.", dozierte er:

    "Weißt du was, Firas, du kannst dein Epos oder soll es eine tragedia werden? in deinen Freistunden schreiben. Wenn es gut wird, werde ich es auf meine Kosten veröffentlichen. Würde dir das zusagen?"

    Er gähnte herzhaft:

    "Jetzt lies vor. Aber weck mich nicht wieder auf, wenn du rausgehst!"

  • Mittlerweile war wohl nicht nur er selbst, sondern auch Saturninus müde geworden und gemeinsam ging es nun in dessen Cubiculum, wobei Firas ihn unterstützte, sich aus der Toga zu wickeln. Es war schon ein Faszinosum für ihn gewesen, dass bei Römer auch bei Wärme und Hitze in diesem Kleidungsstück herum liefen. Inzwischen herrschten zwar deutlich mildere Temperaturen, doch der Stoff – mochte er zwar den Status zeigen und eben auch irgendwo zweckmäßig sein – wäre ihm selbst auf Dauer doch zu lästig. Es war einer der Momente, in denen Firas froh war, dass er eben war, wer er war und das völlig ohne so etwas. Beinahe hätte er dann gegrinst, als der Dominus in seinem Bett schier einzusacken schien, aber er unterdrücke diese Anflug des Amüsements und ging zum Tisch hinüber, um die Schriftrolle zu holen. Unterdessen nickte er, als Saturninus nun ein paar Gedanken über das Epos machte, welches Firas ja zu schreiben gedachte. Ein moralisches Werk, das die Ordnung unterstützt?


    Firas drehte sich herum und wusste kurz nicht, was er sagen sollte. So weit hatte er ja gar nicht gedacht. Die Idee entsprang eben seiner Fantasie und eben auch den Umständen. Eigentlich was dieser Aischylos ja der ‚Schuldige‘, da er eben die Tür geöffnet hatte und trotz aller Unfreundlichkeit nun doch ein Quell der Inspiration gewesen war. “Ahm,“ sagte Firas deshalb nur – zugegebenermaßen – wenig schlau, lächelte aber dann beglückt, als sein Dominus anbot, sein Werk, sollte es denn gut werden, sogar veröffentlichen würde. Freude zeichnete sich in seinem Gesicht ab und eben so hielt er nun mit der Schriftrolle wieder auf das Bett zu. “Eher ein Epos!“, gab Firas dann bekannt. “Eine … heldenhafte Geschichte. So eine Art… Kampf auf der Straße für… ich...“ So rechte wusste er es ja selbst noch nicht, denn außer der Idee und dem Thema und hatte er ja noch gar nichts Kopf, geschweige denn in der Hand. Dort war nun ‚nur‘ die Schriftrolle auf welche er nun schaute und die Stirn runzelte.


    Von der Kürze des Lebens von Seneca. Dies als Nachtlektüre zu erwählen war schon ein wenig befremdlich. Kurz vor dem Einschlafen eine so schwere Kost, war für Firas immer etwas vergleichbar mit einem schweren Mahl, welches in den nächtlichen Stunden dann den Magen beschäftigte und üble Träume brachte. Mitunter. Wie war es dann wohl für den Kopf mit diesen schwerem Thema? Etwas skeptisch schaute er zu Saturninus, der aber recht bereit schien, nun die Nacht in seinem Bett anzutreten und auch durch ihn danach nicht mehr geweckt werden wollte. Also gut. Firas nickte, räusperte sich leise und begann dann zu lesen. “Die meisten Menschen, mein Paulinus, klagen über die Bosheit der Natur: unsere Lebenszeit, heißt es, sei zu kurz bemessen, zu rasch, zu reißend….“ Mit getragener, aber hoffentlich auch einschläfernder und gedeckter Stimme las Firas weiter und zu seiner Überraschung – das Schriftstück war ja nicht so lang, dass man Tage gebraucht hätte – sogar bis zum Ende. Erst als er feststellte, dass er bei der letzten Zeile angekommen war, hob er den Blick und dieser fiel auf seinen selig schlummernden Dominus.


    Es war schon ein wenig verrückt. Immerhin schien Saturninus ein Mann zu sein, der in seinem leben noch viel vorhatte und eben – wie er ja gesagt hatte – in der Kanzlei jede Menge Arbeit hatte und oftmals so viel, dass für seine Heim und Muße recht wenig Zeit übrig blieb. Wie so viele Römer mit Ambitionen, wie auch dieser Seneca. Firas kratze sich am Kopf, denn es war wunderlich, dass sie dann die Mahnung zu mehr Muße in den späten Tagesstunden lasen, um sich diese dann eben im Bett zu verschaffen. Er seufzte leise, legte die Schriftrolle zurück an ihren Platz und löschte die Öllampe, ehe er wie gewünscht leise aus dem Raum schlich, um sich selbst auf seine Strohmatratze zu betten. In Gedanken waren aber noch immer Senecas Worte. Mit ein wenig Disziplin wäre die Arbeit in dem kleinen Haushalt recht übersichtlich und gut und zügig erledigt und er konnte dann der Muße frönen, seinen Epos schreiben und eben genau das tun, was sein Herr sich ebenso wie ein ehemaliger römischer Kaiser gewünscht hatte. Das trieb sogleich ein Lächeln auf sein Gesicht. Eine sehr glückvolle Fügung, die er sich auf dem Markt noch nicht hatte erträumen lassen.


    Am Morgen war er recht früh wach. Die Macht der Gewohnheit. Es trieb ihn also nun aus dem Bett, zu dem Ort, zu welchem sogar die Kaiser mussten, ehe er dann damit begann dem hausherrn wie gewünscht ein Frühstück zu bereiten und diesen dann zu wecken. “Dominus?“, fragte er dann zaghaft, ging aber noch nicht in den Raum. Vielleicht war Saturninus ja schon wach und jemanden in dieser Phase des Tages zu überrumpeln konnte nicht immer angenehm sein. “Das kleine Morgenmahl ist bereitet!“ Dann wartete er ab. Die Morgenroutine war ihm nicht mehr im Gedächtnis und es würde sich zeigen, was der Hausherr dabei nun alles trieb. Er selbst hatte hervorragend geschlafen unter den letzten Gedanken des Vortages. Wenn er sich mühte und alles strukturiert und ordenlich machte, würde er noch zu schreiben beginnen können, während sein Dominus der Arbeit nachging. Es war ja vermessen, aber irgendjemand musste ja das Geld verdienen. Was für ein infamer Gedanke! Firas seufzte über sich selbst, lächelte dann aber wieder.

  • Triclinium 


    Saturninus hatte nur einigermaßen gut geschlafen, denn das Bett war zu weich. Er musste mit Charis darüber reden, denn sie hatte die Wohnungen möbliert, war aber trotz ihres gemütlichen Äußeren und ihrer samtweichen Stimme eine Harpye, nur zu bereit, sich auf die Geldbörsen ihrer Mieter zu stürzen.


    Firas war schon auf den Beinen, wie sich das für einen guten Sklaven, der als Erster aufstehen und als Letzter zur Ruhe gehen sollte, gehörte und hatte das Frühstück gemacht.

    Saturninus kam in den Sinn, dass sein Versprechen, sein Epos zu veröffentlichen, diesen Diener enger an ihn binden würde als es jegliche Peitsche vermochte, und er gratulierte sich zu dem Einfall. Wäre das Werk ein Erfolg, würde man es wie auch Erfindungen übrigens dem Dominus als Urheber zuschreiben, nicht dem Sklaven, der namenlos bleiben würde. ( Saturninus war sich nicht sicher, ob Firas das wusste)


    Saturninus wusch sich, nachdem er die Latrine aufgesucht hatte, kurz das Gesicht und Hände, legte eine frische Tunika an  und setzte sich, um das frugale Mahl zu sich zu nehmen.

    „Und wie hast du geschlafen, Firas, in deinem neuen Heim?“, fragte er: Etwas Angenehmes geträumt?“, er nahm einen Schluck Wasser:

    „Leider muss ich heute früher los, weil ich ja auch früher zurückkommen möchte. Aber während Du mir die Toga anlegst, würde ich gerne deine Meinung über Seneca und de brevitate vitae hören.“


    Saturninus wischte sich den Mund ab, erhob sich,  stellte sich kerzengerade an den Kopf seiner Kline hin und streckte beide Arme aus. 

    Fast erwartungsvoll blickte er seinen neuen Sklaven an.

  • Zurück in die Casa Furia 

    Casa Furia >>>



    Saturninus war in der Insula Charis angekommen, und hatte Charis die Wohnung gekündigt. Charis war etwas unmutig geworden, denn das ein römischer Bürger und Mitarbeiter des Augustus - so drückte sie es aus - in ihrer Insula wohnte, hatte für einen gewissen Ruf des Mietshauses gesorgt.

    Aber in den Weg stellen konnte sie sich nicht. So bat sie nur darum, dass die Wohnung geputzt und frisch geweißt übergeben werden sollte, und Saturninus ließ ihr den Firas da, diese Arbeit auszuführen. (Er konnte sich Zeit lassen, da die Miete bis zum Monatsende beglichen war).

    Da sie nicht dazu gekommen waren, dem Sklaven Bettzeug zu kaufen, würde Saturninus das seine hier lassen - in der Casa Furia gab es genug davon.

    So packte er nur den Inhalt seines Schreibtisches ein; seine Gewänder und Persönliches wie sein Toilettenbesteck.

    Das konnten Andreas und Timon, die beiden Furiersklaven, auf einmal tragen.

    Dann ließ er Firas ein paar Sesterze da, damit der sich weiterhin seine Mahlzeiten im Thermopolium kaufen konnte, solange er mit den Renovierungsarbeiten beschäftigt war und kehrte mit seinem Gefolge in die Casa Furia zurück.


    >>> Casa Furia

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  • Was man mit Pinsel und Farbe so macht…


    Firas war nun schon eine Weile beschäftigt. Eine Weile, welche sich mittlerweile in vier Tagen ausdrückte, doch er hatte immerhin den Auftrag, die Wohnung, aus welcher sein Dominus nun auszuziehen gedachte – eigentlich war er es ja schon – zu streichen und für den Neumieter herzurichten. Dabei wollte er sich eigentlich nicht sonderlich viel Zeit lassen. Doch war ihm eine Woche zugestanden worden und er wollte ja auch gründlich sein… und zuverlässig… und obendrein ein wenig Freizeit haben. Allerdings kam er recht gut voran. Zumindest untenrum an den Wänden. Die Leiter jedoch war etwas, was ziemlich lästig war. Hinauf und wieder hinunter. Also gönnte er sich unten aus der Garküche gutes Essen, in welche er ging, wenn er hungrig war. An den Nachmittagen nahm er sich die Zeit, ein wenig in Rom umher zu schweifen und Ausschau nach allem möglichen zu halten. Das sagte man so, wenn man einfach nur die Leute beobachtete. Das lehrte Vieles und konnte zur Erheiterung beitragen. Abwechslung hatte er in der Insula ja nun nicht mehr, denn die Wohnung war sehr, sehr leer und hallte dadurch, dass Möbel und Stoffe bereits fehlten und Geselligkeit konnte da nicht schaden. So verging die Zeit...

  • Fortsetzung


    Am Ende der festgesetzten Zeit wurde diese nun auch ein wenig lang. Zwar war es auch einmal schön, ohne Dominus die Zeit einteilen zu können und quasi frei in einer (eingebildet fast) eigenen Wohnung zu leben. Das Manko waren nur die fehlenden Möbel und vielleicht ein Mitbewohner. So erging sich Firas die beiden letzten Tage, in welchen er den Feinschliff an den Streicharbeiten vornahm, fast schon in Einsamkeit und war dann auch froh, die Arbeit beendet zu haben. Noch einmal schritt er nach dem Mittag durch die Räume, begutachtete Wände und Decken und fand selbst einen Makel. Der Boden war gewischt, alles strahlte wie neu und sogar die Fenster waren poliert. Auf diese war sein Dominus ja besonders stolz gewesen. Doch nun gab es nichts mehr zu tun und er rollte seine Matratze zusammen, säuberte sein Lager und klemmte sich die Decke unter den anderen Arm, ehe er der Wohnung und auch Charis Lebe Wohl sagte und sich auf den Weg zur Villa der Furier machte, wo sein Dominius - so sagte er zumindest - nun anzustreffen war.

  • Thermopolium>>>


    Anstrengung ist eine Ablenkung von dem, was ist.


    Schweigend folgte Helia der jungen Charis minor aus dem Schankraum, durch eine Türe und eine Treppe empor. Denn dort, so erklärte das Mädchen, befand sich die Wohnung des angeblichen Staatsbeamten. Wo sich dieser Staatsbeamte gegenwärtig aufhielt, erfuhr Helia nicht. Und eigentlich war es ihr auch relativ egal. Denn ihre Aufgabe war es, die Wohnung zu säubern. Und dies war bitter nötig. Wie die Libertina mit einem raschen Blick feststellte, als sie an Charis minor vorüber- und in das Innere der Wohnung trat.


    In den Ecken und an den Wänden hatten sich Spinweben eingenistet und der Staub von einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten hing in der Luft. Hm. Wann dieser Staatsbeamte wohl aus dieser Wohnung ausgezogen war? Vermutlich vor einiger Zeit. Wieso aber Claudiana Charis die Wohnung dann nicht wieder neu vermietet hatte, war Helia ein Rätsel. Vielleicht aber, würde sie ihre patrona später darauf ansprechen. Jetzt allerdings, würde sie sich an die Reinigung dieser Wohnung machen. Und dies in Zusammenarbeit mit Charis minor.


    Bewaffnet mit einem feuchten Lappen, begann Helia die Spinnweben aus den Ecken zu entfernen. Wobei sie den Lappen immer wieder im Eimer mit dem noch klaren Wasser auswrang. Auch wenn sie wusste, dass das Wasser alsbald nicht mehr dieses klare strahlen aufweisen würde. Alsbald würde das Wasser brackig sein. Doch noch war es nicht so weit. So setzte die Weißblonde ein Lächeln auf ihre Lippen und entfernte die Spinnweben und sonstigen Unrat aus den einzelnen Räumlichkeiten. Wobei sie hoffte das Charis minor tatkräftig mit anpackte. Denn zu zweit wären sie in nullkommannichts mit dieser Aufgabe fertig.

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    Acciana Helia

    Libertus

    Einmal editiert, zuletzt von Acciana Helia ()

  • Der Fund

    Charis minor dachte gar nicht daran, etwas anzupacken, sie wollte lieber herumstehen, sich in den Hüften wiegen und noch weiter mit Helia plaudern, die angefangen hatte, mit einem nassen Lappen Spinnweben zu entfernen.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen." Wir haben keinen neuen Mieter gefunden, der so viel bezahlen kann, und deshalb planen wir, die Zimmer einzeln zu vermieten.", erzählte sie: "Der vorige Mieter hatte Geld, ist aber lieber wieder zu seiner Familie gezogen. Meine Mutter wollte ja, dass er aufmerksam auf mich wird, aber leider hatte der nie Zeit. Immer am Arbeiten. Ein Bürohengst. Aber er hatte einen Sklaven, der ganz niedlich war, mit so braunen Hundeaugen.

    Hier gibt es übrigens noch fließendes Wasser, soweit reicht der Druck. Du musst also nicht wieder runterlaufen an der Urinamphore vorbei. Bäh, wie das stinkt. Ich hasse sowas. Und Spinnen hasse ich auch. Ich hoffe wirklich, dass ich eines Tages eine Domina in meinem eigenen Haus werde. Dann tu ich nur noch zu was ich Lust habe. Alle hacken doch immer nur auf mir rum: Meine Mutter, der Lehrer und sogar mein Großvater - der wohnt im Nebengebäude. "


    Vor Selbstmitleid traten Charis minor Tränen in die Augen:


    "Und kaum lächeln mir mal ein paar Mädels zu so wie vorhin die Beiden, muss ich nach oben. Ich weiß natürlich, dass das Lupas waren, ich bin nicht blöd.

    Ich bin kein kleines Kind mehr, aber ich werde so behandelt. Als ob ich nicht wüsste, was miteinander schlafen bedeutet. So sagt man doch, wenn man fein spricht, oder? Sonst sagt man futuere. Hast du schon einmal? Einen Liebsten gehabt, meine ich?"


    Ja, herumzustehen und Helia auszufragen machte entschieden mehr Spaß als selbst den Besen zu schwingen oder Schulaufgaben zu erledigen.

  • Anstrengung ist eine Ablenkung von dem, was ist.


    Aus dem Augenwinkel warf Helia der jungen Frau einen raschen Blick entgegen, als diese begann wie ein Wasserfall zu plappern. Hm. Was sollte denn das jetzt? Wieso half Charis minor nicht? Zu zweit wären sie blitzschnell fertig. Aber doch nicht so.


    “Hör mal zu Charis minor. Wenn du weiter so herumplapperst, werden wir hier nie fertig.“


    Mahnte Helia die junge Frau und richtete sich langsam auf, nachdem sie die letzte Zeit auf den Knien zugebracht hatte, um mit dem nassen Lappen auch in die Ecken zu gelangen. Das Charis minor in ihrem Redeschwall nicht inne hielt, ließ Helia unwillkürlich ihre Augen verdrehen. Jedoch ließ sie die junge Frau einfach weiter plappern und begann den Lappen in dem Eimer auszuwringen. Bevor sie dazu überging, mit dem nun sauberen, aber feuchten Lappen über die Möbel zu wischen. Vorsichtig geschah dies. Schließlich wollte sie nicht, dass die Möbel durch ihre Säuberungsaktion Schaden nahmen.


    “Es ist etwas wunderschönes, wenn man Familie hat Charis minor. Du solltest nicht so respektlos sprechen. Dir wurde wohl nicht allzu häufig der Mund mit Seifenwasser ausgewaschen.“


    Erwiederte die Weißblonde auf den neuerlichen Redeschwall der jungen Charis minor.


    “Wenn du dich besser benehmen würdest und deiner Mutter mit Respekt gegenüber treten würdest, dann würde man garantiert auch nicht mehr auf dir rumhacken.“


    Fühlte sich Helia abermals bemüßigt zu antworten. Wobei sie sich Charis minor nun direkt entgegen wandte und ihren Blick auf dem dicklichen Gesicht der jungen Frau ruhen ließ.


    “Und jetzt hör‘ bitte auf zu weinen. Wir müssen diese Räume sauber bekommen. Sonst zerreißt uns deine Mutter in der Luft. Und das möchte ich nicht. Und du doch auch nicht, oder?“


    Grinste Helia mit einem schelmischen funkeln in den Augen. Bevor sie sich abermals den Möbeln zuwandte und anschließend mit ihrem Kopf in Richtung des Besens in der Ecke deutete. Damit könnte Charis minor beginnen den Boden zu fegen.


    “N..Nein. Ich hatte bisher noch nie einen Geliebten Charis minor. Ich .. ähm.. ich warte auf den Richtigen.“


    Dabei errötete Helia leicht und umfasste den Lappen in ihren Händen eine Spur zu fest, so dass ihre Fingerknöchel weißlich durch ihre Haut hindurch stachen.


    “Du klingst so, als hättest du bereits mit einem Mann geschlafen. Stimmt das Charis minor?“


    Mal sehen was die junge Frau jetzt antworten würde.

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    Acciana Helia

    Libertus

  • Der Fund


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Charis minor konnte ganz schön giftig sein, wenn sie wollte: " Du meinst, DU wirst nicht fertig", nölte sie: "Ich seh nicht aus wie eine Dienstmagd, oder?"

    Aber dann schimpfte Acciana Helia wieder, und das pummlige Mädchen kuschte. Ganz wollte sie es sich mit Acciana Helia nicht verderben, schließlich half sie ihr bei den Hausaufgaben. Aber sie hatte nicht ein bisschen Lust, mit anzufassen.

    Den Besen ignorierte sie.

    Aber bei der nächsten Frage wurde sie puterrot:

    "Ich hatte noch nie einen Geliebten. Meine Mutter würde mich töten und in den Tiber schmeißen oder an ein Lupanar verkaufen, sollte ich ihr das antun. Sie will dass ich Jungfrau bleibe und einen reichen Sack heirate, der auf Jungfrauen steht."

    Sie zuckte die Achseln: "Mein erstes Mal hätte ich gerne mit einem gutaussehenden Mann, so wie Flamma." , sie seufzte:

    "Hach Flamma. Wie müsste denn dein Richtiger aussehen, wenn du einen hättest?"


    Charis Minor plapperte in einer Tour. Im Gegensatz zu ihrem Mundwerk blieben ihre Hände aber untätig. Dafür hüpfte sie nun auf einem Bein, schaute in die Truhen, die zur Inneneinrichtung gehörten und in die Schubladen des Schreibtischs. Auch unter das Bett schaute sie und nieste ob der Staubmäuse, doch dann tastete ihre kleine Hand weiter und - sie heulte auf.

    "Aua, ein Skorpion! Etwas hat mich gestochen! Ich STEEERBBBE !"

    Sie linste, um das Untier zu sehen und dann jubelte sie:

    "Nein, kein Skporpion!"

    Sie streckte ihre Hand aus und zog eine Bronzefiebel unter dem Bett hervor, die in Gestalt einer Chimäre gearbeitet war. An der Schließnadel hatte sie sich gestochen.

    "Oh, schick! Die behalte ich. als Schmerzensgeld!", jauchzte sie und zeigte sie mit der ausgestreckten Hand Helia:


    Bitte melden Sie sich an, um diesen Anhang zu sehen."Aber sags Mutter nicht, die meint, ich solle sie zurück geben. Die gehört bestimmt dem letzten Mieter, diesem hochnäsigen Mitarbeiter des Augustus!"

    Charis minor sprang auf das Bett, dessen Lederriemengeflecht sofort ächzte und hopste zwei, dreimal, wie um ihre Worte zu bekräftigen. .

  • Anstrengung ist eine Ablenkung von dem, was ist.


    Charis minor plapperte weiterhin wie ein Wasserfall und ließ Helias Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen pressen. Bevor sie unwillkürlich ihre Augen verdrehte. Hmpf. Irgendwie tat ihr Claudiana Charis leid. Mit einer solchen Tochter gestraft zu sein. Ob Claudiana Charis jemals einen passenden Ehemann für ihre Tochter finden würde, war auch noch nicht klar. Und so wie sich Charis minor momentan befand, nahm Helia genau das Gegenteil an. Abermals atmete die Weißblonde tief durch, umfasste den Lappen fester und begann mit dem feuchten Lappen über die Möbel zu wischen. Vorsichtig, beinahe zart geschah dies. Schließlich wollte Helia nicht das die wunderschönen Möbel durch ihre Reinigung kaputt gingen. Im Gegenteil. Das Holz sollte durch diese Reinigung einen zarten Glanz erhalten, um dadurch noch viele Jahre hindurch unversehrt an Ort und Stelle zu stehen.


    “Wenn du nicht mithelfen willst oder kannst, dann stell‘ dich gefälligst in eine Ecke und sei ruhig.“


    Forderte Helia mit einem energischen Klang in ihrer Stimme und warf der pummeligen Charis minor einen mahnenden Blick entgegen. Dabei bemerkte sie die geröteten Wangen der jungen Frau und runzelte ihre Stirn. Nanu. Was hatte sie denn gesagt, dass Charis minor in Verlegenheit brachte, mh?


    “Oh. Und du hältst dich an die Gebote deiner Mutter? Wohl nicht. Du kannst ehrlich zu mir sein. Hattest du wirklich noch nie einen Geliebten? Immerhin bist du eine freie Frau.“


    Neugierig linste Helia in Charis minors Richtung, wobei sie den Lappen weiterhin vorsichtig über die Holzmöbel gleiten ließ. Um sich im nächsten Moment dem Bett zu nähern und den Lappen beiseite zu legen. Denn auch die Decke und das Kissen wollten ordentlich an Ort und Stelle drapiert werden.


    “Wie meinst du das Charis minor? Ich hatte noch nie einen Geliebten. Und ähm.. er müsste dunkle Haare haben und zarte Hände.“


    Dabei lächelte Helia für einen kurzen Augenblick wahrlich verträumt vor sich hin. Als sie dann auch schon der Schrei Charis minors aus ihren Gedanken riss und sie erschrocken in ihre Richtung blickte.


    “Charis minor, was ist geschehen? Hier kann es keine Skorp..“


    Das Ende des Satzes verschluckte die junge Frau jedoch und näherte sich Charis minor, um mitfühlend in deren Gesicht zu blicken. Als Charis minor dann jedoch jubelte und eine Bronzefibel unter dem Bett hervor zog, furchte sich Helias Stirn. Energisch nahm sie der jungen Frau die Bronzefibel aus den Händen und betrachtete die Chimäre, dabei ließ sie ihre Finger über die Fibel gleiten.


    “Was für einem hochnäsigen Mitarbeiter des Augustus? Du musst diese Fibel zurückgeben Charis minor. Sie gehört dir nicht. Aber wenn du das nicht willst, dann kann ich diese Bronzefibel dem letzten Mieter zurück geben. Ich werde deine Mutter nach dem Namen und jetzigen Wohnort des letzten Mieters fragen.“


    Erklärte Helia und musterte die pummelige Charis minor, die nun auf dem Lederriemengeflecht hin- und her hopste.


    “Komm jetzt Charis minor. Wir sind gleich fertig.“


    Die Fibel hatte Helia schon längst vergessen. Während sie ihren Blick durch das Zimmer gleiten ließ und zustimmend nickte.


    “Sauber ist es. Deine Mutter wird nichts zu bemängeln haben.“

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    Acciana Helia

    Libertus

  • Der Fund



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen."Klar halte ich mich dran.", beteuerte Charis Minor: "Meine Mutter TÖTET mich, wenn nicht, habe ich doch gesagt. Aber geknutscht habe ich schon mal. Du auch?"

    Sie sprang schnell vom Bett herunter, glättete ihr Kleid und hielt den Finger auf den Mund, als sie von unten schwere Schritte auf der Treppe hörte.

    "Der letzte Mieter war Mitarbeiter vom Augustus. Das stimmt natürlich nicht, er war nur so ein Angestellter in der kaiserlichen Kanzlei, aber es hört sich gut an , oder? ", sagte sie. Damit betonte Claudiana Charis nämlich, dass sie nur die besten Mieter in ihrer Insula akzeptierte.



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Die Schritte gehörten zu Claudiana Charis, das hatte die Minor richtig erkannt. Die Gäste waren gegangen, und das Thermopolium in den Mittagsstunden wieder geschlossen, bevor es später noch einmal für die Kunden öffnen würde.

    Die Eigentümerin der Insula blieb im Türrahmen stehen, hielt sich die Seite und schnappte tüchtig nach Luft. Die Treppen fielen ihr auch immer schwerer, aber sie hatte sich aufgerafft, um Helia zu kontrollieren.

    Mit flinken Augen schaute sie sich um. Der Raum glänzte vor Sauberkeit, es war gefegt, gefeudelt und auch Staub gewischt.

    "Gut gemacht, Chariton mein Liebling", sagte sie gerührt:

    "Heute hast du eine wichtige Lektion gelernt: Angestellte, egal ob es Freie oder Sklaven sind, arbeiten am besten, wenn man ihnen auf die Finger schaut. Ich bin stolz auf dich, wie du Helia angewiesen hast."


    Charis Minor lächelte geschmeichelt und zeigte sofort die Bronzefibel vor:

    "Die habe ich gefunden, Mama. Und ich habe mich sooo doll gestochen. Darf ich sie behalten?"


    Claudiana Charis schaute Acciana Helia an, als wäre sie ganz allein dafür verantwortlich:

    "Meine Tochter hat sich verletzt , und du hast nur daneben gestanden!", schimpfte sie:

    "Du hättest sofort zu mir kommen müssen, um mir Bescheid zu sagen, aber wirklich! Was ist das für ein Mordwerkzeug von Bronzenadel? Gib mir bitte eine Erklärung dafür, Helia!"

  • Anstrengung ist eine Ablenkung von dem, was ist.


    Jetzt war Helia doch ein kleines bisschen neugierig auf Charis minors Antwort. Hm. Das Claudiana Charis ihre Tochter wohl durch ihren puren Blick töten konnte, ahnte Helia instinktiv. Und dennoch hatte sie das untrügliche Gefühl, dass Charis minor ihr zu diesem Thema nicht die komplette Wahrheit erzählte. Sie konnte doch wohl nicht einfach nur geknutscht haben. Oder etwa doch? Interessiert neigte sich also Helias Kopf kaum merklich auf die Seite. Wohl auch, um sich eine passende Antwort auf Charis minors fragende Worte zu überlegen.


    “Ich weiß wie man küsst Charis minor, wenn du das meinst.“


    Dabei huschte ein leichtes Lächeln über Helias Lippen. Welches im nächsten Moment erlosch, als sie die rasche Handbewegung der pummeligen jungen Frau wahr nahm und lauschend ihre Ohren spitzte. Tatsächlich. Da waren Schritte zu hören. Offensichtlich wollte Claudiana Charis die Handgriffe Helias mit eigenen Augen überprüfen. Anders konnte es sich die Weißblonde nicht vorstellen.


    “Hm. Um Mitarbeiter in der kaiserlichen Kanzlei zu werden muss man auch einiges im Köpfchen haben Charis minor. Solche Berufungen flattern nicht einfach so vom Himmel. Dieser Angestellte hat sich seine Arbeitsstelle mit Sicherheit hart erarbeitet.“


    Erklärte Helia der jungen Frau und zog dabei eine ihrer geschwungenen Augenbrauen in die Höhe; ohne jedoch arrogant oder dergleichen zu wirken.


    Schließlich fiel ein Schatten auf die Szenerie und Helia hob augenblicklich ihren Kopf, um Claudiana Charis im Türrahmen der Wohnung stehen zu sehen. Die dickliche Thermopoliumbesitzerin schnaufte erheblich, was Helia mit einer raschen Musterung feststellte. Hoffentlich hatte Claudiana Charis nichts an ihrer Arbeit auszusetzen, geisterte es der jungen Frau durch den Kopf. Das lediglich Charis minor das Lob einstreichte, ließ Helia ihre Lippen kurzzeitig fest aufeinander pressen. Bevor sie sich auch schon entspannte und tief durchatmete.


    “Ich wollte deiner Tochter die Bronzefibel aus der Hand nehmen, aber Charis minor hat sich geweigert die Bronzefibel aus den Händen zu geben.“


    Erklärte Helia mit einem energischen Klang in ihrer Stimme und musterte die dickliche Claudiana Charis.


    “Das ist kein Mordswerkzeug. Das ist eine einfache Bronzefibel. Charis minor meint diese Bronzefibel gehört dem vorherigen Mieter, der hier gewohnt hat. Bestimmt vermisst er seine Bronzefibel schon. Wäre es möglich das ich sie ihm zurück bringe?“

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    Acciana Helia

    Libertus

  • Charis minor hätte Helia zu gerne ausgehorcht über das Küssen und so weiter, aber da ihre Mutter nun die Wohnung betrat, wedelte sie nur mit den Händen:

    "Pssssst!"

    Claudiana Charis durfte nicht wissen, welche Gedanken ihr Töchterlein in ihrem Gehirn bewegte.



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Charis indes hatte ihre kleine feiste Hand an ihr Kinn gelegt, die Augen gesenkt und überlegte. Diese Bronzefibel war vielleicht sogar ein Geschenk der himmlischen Mächte, wenn sie tatsächlich dem vorigen Mieter gehörte. Denn so sehr sie es versucht hatte, er war nie auf Charis Minor aufmerksam geworden. Dabei wäre es doch solch ein Glück für ihr Mädchen.... Die Eigentümerin dachte daran, dass ihre kleine Charis bei den Furiern einheiraten könne, wenn sie es nur schlau anstellte.


    Also nickte sie: "Helia, der Vormieter heißt Furius Saturninus. Du gehst zur Casa Furia auf dem Esqulin an der Via Nomentana und verlangst den Herren persönlich zu sprechen. Und dann sagst du Folgendes und das genau so: "Claudiana Charis Minor hat dein Eigentum gefunden und schickt es durch mich, ihre Angestellte. Wenn sich Furius Saturninus nicht zu gut dafür ist, würde sie sich sehr freuen, wenn er vorbeikommen und ihr persönlich seinen Dank abstatten würde. " Er kann kommen, wenn er Zeit hat"


    Das war genau die richtige Mischung aus Unterwürfigkeit und Unverschämtheit, fand sie. Würde sich Saturninus weigern, wäre er arrogant. Würde er sich nicht weigern, würde sie ihm Charis Minor auf einem Silbertablett servieren:


    "Wiederhole was du sagen sollst!", verlangte die Claudiana von Helia: "Und du kannst gleich gehen, es ist nicht weit! !"

    Selbst wenn es weit gewesen wäre, für das Glück ihrer Tochter würde sie alles tun.


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    Widerstrebend ließ Charis Minor die Bronzefibel in die Hand ihrer Mutter fallen, die sie Helia gab.

    "Kann ich nicht selbst gehen?", pipste sie: "Ich bin neugierig, wie es in der Casa Furia aussieht!"

    Charis schüttelte den Kopf:

    "Du gehst nicht selbst, du bist eine römische junge Dame aus ...nun gutem Haus.", sagte sie: "Du schickst dein unscheinbares Dienstmädchen!"


    Beide Frauen sahen Acciana Helia an.

  • Anstrengung ist eine Ablenkung von dem, was ist.


    Wie neugierig Charis minor auf einmal sein konnte, durchzuckte es Helias Köpfchen. Wenn auch nur für einen äußerst kurzen Augenblick. Denn da wedelte Charis minor bereits aufgeregt mit ihren kleinen Händen und Claudiana Charis betrat das Zimmer. Natürlich fiel Claudiana Charis Blick sogleich auf die Bronzefibel und Helia straffte unwillkürlich ihre Schultern, während sie zugleich ihr Kinn etwas nach vorne schob. Unter keinen Umständen würde sie sich nun hier zum Sündenbock machen lassen.


    Als Claudiana Charis dann jedoch nickte, furchte sich Helias Stirn fragend. Was hatte denn das nun zu bedeuten? War dies eine Antwort auf die gestellte Frage, ob sie dem Besitzer die Bronzefibel wieder zurück bringen durfte? Offensichtlich. Zumindest wenn man Claudiana Charis nachfolgenden Worten mit gespitzten Ohren lauschte und dies tat Helia äußerst aufmerksam. Sie durfte tatsächlich die Bronzefibel an den jeweiligen Besitzer zurück bringen. Dazu müsste sie in die Via Nomentana gehen und bei der Casa Furia anklopfen. Denn in dieser residierte der Besitzer jener Bronzefibel. Sein Name lautete Furius Saturninus.


    “Claudiana Charis minor hat dein Eigentum gefunden und schickt es durch mich, ihre Angestellte. Wenn sich Furius Saturninus nicht zu gut dafür ist, würde sie es sehr freuen, wenn er vorbeikommen und ihr persönlich seinen Dank abstatten würde. Er kann kommen, wenn er Zeit hat.“


    Wiederholte Helia mit ihrer samtweichen Stimme und blickte Claudiana Charis ruhig entgegen. War die Thermopoliumbesitzerin zufrieden oder hatte sie an ihrer Stimme etwas auszusetzen?


    “Ich werde mich sofort auf den Weg machen Claudiana Charis.“


    Konnte man Helias Stimme noch einmal vernehmen, während sie die Bronzefibel fest an ihre Brust presste und ihre schmale Hand darüber bettete. So würde niemand die Bronzefibel bei näherem Blick bemerken. Nicht auszudenken, wenn sie diese Bronzefibel auf dem Weg zur Casa Furia verlieren würde.


    Das Charis minor liebend gerne selbst gehen wollte, ließ Helias Lippen von einem leichten Lächeln umspielen.


    “Vielleicht verrate ich dir, wie es in der Casa Furia aussieht. Wenn ich überhaupt hinein gelassen werde.“


    Gab Helia zu Bedenken. Bevor sie sich langsam herumdrehte und die obere Wohnung im Thermopolium der Claudiana Charis verließ.



    Casa Furia >>>

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    Acciana Helia

    Libertus

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  • Sterne, ihr Blumen des Himmels, ihr winket,

    Blumen, ihr Sterne der Erde, ihr lauscht.

    Felix Dahn (1834 - 1912)


    Für einen kurzen Augenblick konnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, als würde Helia wie ein kleines Kind davon geschickt werden. Als wäre sie lediglich ein Störfaktor, wenn sich die Erwachsenen unterhalten. Und tatsächlich keimte in ihrem Kopf dieser Gedankengang heran, wurde jedoch ebenso rasch verdrängt. So das lediglich ihre gestrafften Schultern und ihr vorgeschobenes Kinn davon zeugten, dass ihr die Worte des Furiers ganz und gar nicht schmeckten. Widerworte gab sie jedoch nicht, lediglich ein nicken schenkte sie zuerst dem Dunkelhaarigen und dann der Claudiana Charis, sowie ihrem Töchterlein. Ihren Becher nahm die junge Frau mit; diesen würde sie in der Küche fein säuberlich ausspülen, um in anschließend in das Regal zu stellen. So erhob sich die Libertina und entfernte sich von dem Tisch, an dem sie bis vor kurzem noch alleine mit dem Furier gesessen hatte. Nur um von Claudiana Charis und ihrer Tochter verscheucht zu werden; wie man einen räudigen Straßenköter einfach verscheucht.


    Nachdem Helia den Becher in der Küche ausgespült hatte, verließ sie die Küche auch schon und blickte die Treppe zum obersten Stockwerk empor. Dort befand sich die angemietete Wohnung des Furiers, nun eigentlich ihre Wohnung, wie der Dunkelhaarige betont hatte. Auch wenn Helia noch immer nicht wirklich wusste wie sie die Miete begleichen sollte. Schließlich hielt Claudiana Charis ihren Beutel sicher unter Verschluß und würde diesen wohl auch nicht so einfach herausrücken. Schon gar nicht wenn Helia danach fragen würde. Dieser Gedanke versetzte die junge Frau etwas in Unruhe, welche sie jedoch gekonnt überspielte und ihren Daumen über die Münzen gleiten ließ, die sie von dem Furier in die Hand gedrückt bekam. Von diesen Münzen sollte sie sich einige hübsche Blumen kaufen, damit sie die obere Wohnung dekorieren konnte. Mit diesem Gedanken im Kopf drehte sich die junge Frau auch schon herum und verließ die Garküche, um auf dem Mercatus Urbis nach einem Blumenhändler Ausschau zu halten.


    Tatsächlich gab es einige Blumenhändler und auch solche die die wunderhübschen Blumen nur zum Schein verkauften; denn deren schmieriges Grinsen wies auf etwas vollkommen anderes hin und Helia wandte sich angewidert ab. Schließlich machte sie einen Blumenhändler ausfindig, der einige wunderhübsche Blumen in unterschiedlichen Rot- und Gelbtönen zum Verkauf anbot. Nachdem sich Helia einige dieser Blumen zum einen hübschen Strauß zusammenstecken ließ, bezahlte sie den Verkäufer und machte sich auf den Rückweg in Richtung der Garküche.


    Dort angekommen, betrat sie das Thermopolium und linste in den Innenraum; der Tisch an dem der Furier und die Claudiana Charis saßen, wurde noch immer von den beiden besetzt und Helia war dann doch neugierig was der Furier der Claudiana Charis zu erzählen hatte. Ihre Neugierde schluckte Helia jedoch rasch hinunter und huschte die Treppe in das obere Stockwerk nach oben. Dort angekommen, begann sie die Blumen in mit Wasser füllte Vasen zu drapieren und stellte die Vasen so hin, dass sie dem geneigten Besucher sofort auffallen müssten. Und dies war nun einmal der Furier, wie Helia mit klopfendem Herzen für sich feststellte. So atmete die Libertina tief durch, drehte sich langsam herum und begab sich abermals hinunter in die Garküche. Dort hatten sich mittlerweile einige Besucher eingefunden und Helia ging ihrer Arbeit nach. Verteilte Getränke und nahm Essensbestellungen auf. Dabei versuchte sie nicht allzu auffällig in des Furiers Richtung zu blicken.


    <<< Thermopolium - Garküche

  • Re:

    Sterne, ihr Blumen des Himmels, ihr winket,

    Blumen, ihr Sterne der Erde, ihr lauscht.


    Saturninus hatte Helia tatsächlich weggeschickt. Die Sache mit dem Geld wollte er alleine regeln; überhaupt merkte er, dass es ihm viel Spaß machte, für die zarte junge Frau Dinge in Ordnung zu bringen und ihr Gutes zu tun. Die Furias waren für gewöhnlich nicht auf einen männlichen Beschützer angewiesen, selbst wenn das Gesetz darauf bestand. Acciana Helia aber brauchte Schutz und Fürsorge.

    Ein zärtliches Gefühl überkam Saturninus, als er die Treppe hochging.

    Charis hatte ihm einen Korb mit frischem Fladenbrot, Weintrauben, Oliven, eine Pastete, Lukaner Wurst, gekochte Eier und Käse gerichtet. Da er keinen Sklaven dabei hatte, befahl sie ihrer Tochter ihn für ihn in das Obergeschoss zu tragen. Die kleine Charis lief puterrot an, Arbeiten wollte sie nämlich nur ungern, und Saturninus verzichtete:"Ich mach das schon", hatte er gesagt und einen dankbaren Blick und ein Lächeln dafür bekommen. Saturninus hatte ja nichts gegen das junge Mädchen und wollte es nicht kränken. Ihn ärgerte es nur, wie ihre Mutter versuchte, sie ihm praktisch in sein Bett zu legen.

    Nun stand er vor der Wohnungstür. Sein Herz klopfte schneller, und sein Mund wurde trocken.

    Hier wohnte Acciana Helia. Diese für eine Insula überaus großzügige Wohnung war ab heute ihr Zuhause.


    Saturninus war ein Besucher. Er lächelte in sich hinein, als er wie sich das gehörte, anklopfte. Dreimal schnell und einmal danach. Damit sollte Helia in Zukunft wissen, dass er es war. Oh ja, es gab eine Zukunft.

  • Sterne, ihr Blumen des Himmels, ihr winket,

    Blumen, ihr Sterne der Erde, ihr lauscht.

    Felix Dahn (1834 - 1912)


    Dienstbeflissen stapelte Helia einige beschmutzte Teller aufeinander und brachte diese in die Küche des Thermopoliums. Dabei kam sie auch an dem Tisch des Furiers vorbei und ertappte sich dabei wie sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Den Göttern sei gedankt hielt sie die Teller sicher in ihren Händen und verhinderte dadurch das ihr das Geschirr aus ihren schweißfeuchten Händen rutschte. Das schmutzige Geschirr wurde ihr sogleich aus den Händen genommen und sie selbst mit einer gar unwirschen Handbewegung davon gescheucht. Augenblicklich verließ die junge Frau die Küche des Thermopoliums und stieg die Treppe in das oberste Stockwerk hinauf. Denn dort befand sich von nun an ihr Reich, wie sie mit einem Lächeln auf den Lippen feststellte. Auch wenn sie dies wohl noch immer nicht richtig glauben konnte. Unwillkürlich glitt ihr Blick über die Blumen, die sie auf dem Markt gekauft hatte und die einen feinen Duft verströmten. Auch diese Tatsache ließ die junge Frau vor sich hinlächeln und ihre Schritte unwillkürlich beschwingter anmuten, wie sie in das Schlafzimmer ging und dort in den Schränken nach wohlig warmen Decken Ausschau hielt. Diese würde sie auf dem Bett und dem Sofa drapieren, damit man sich bei Bedarf hinein kuscheln konnte.


    Als es schließlich an ihrer Wohnungstüre klopfte und dies in einem für sie merkwürdigen Rhythmus, runzelte Helia ihre Stirn. Wer mochte das wohl sein? Etwa Claudiana Charis oder ihre pummelige Tochter? Hatte Helia etwas falsch gemacht oder wurde sie vielleicht doch noch in der Garküche benötigt? Dabei hatten sich die meisten Gäste bereits auf den Heimweg begeben. Vielleicht sollte sie auch einfach nur die Tische säubern. Bei diesem Gedanken konnte Helia mit Mühe und Not ein leises Seufzen unterdrücken und verdrehte leicht ihre Augen.


    Nachdem Helia einige male tief durchgeatmet hatte und sich bereits eine Ausrede zurechtlegte, trat sie auf die Türe zu und öffnete diese. Um mit Erstaunen festzustellen, dass es nicht Claudiana Charis war die vor der Türe stand. Es war der dunkelhaarige Furier und diese Tatsache ließ Helias Lippen von einem zarten Lächeln umspielen. Bevor sie hastig beiseite trat und dem Furier die Türe aufhielt.


    “Salve Furius Saturninuns. Ist das ein Proviantkorb für deine Cousine und die Sklaven in der Casa Furia?“


    Erkundigte sich die junge Frau mit ihrer ruhigen Stimme, während sie den Dunkelhaarigen anblickte und eine einladende Handbewegung vollführte.


    “Möchtest du eintreten? Ich habe bereits versucht diese Wohnung wohnlich zu gestalten. Gefällt es dir?“


    Rutschte es Helia dann doch heraus und errötend senkte sie ihren Blick.