Es dauerte eine Weile – immerhin war es ja auch nicht so lange her, dass der Angriff stattgefunden hatte, und damit auch nicht allzu viel Zeit für die Urbaner, den Kerl ordentlich in die Mangel zu nehmen – bis die gewünschten Informationen ankamen. Aber in Rom lernte man recht schnell, dass ein guter Teil des Tages darin bestand, warten zu müssen. Die Dinge geschahen eben zu den von ihnen gewählten Zeitpunkten, nicht, wann es den Menschen passte. Als Haruspex wusste Sextus das besser als die meisten.
Schließlich aber kam eine Wachstafel, die erst der Praefectus Urbi und schließlich sextus zu lesen bekam. Er hatte gerade geendet und gab sie seinem Neffen weiter, damit der auch im Bilde war, als der Stertinier ihn auch fragte, welche Strafe er forderte.
"Er ist kein Bürger Roms und hat wohl derartig viele, strafverschärfende Punkte zusammen gesammelt, dass jede Strafe unterhalb der Kreuzigung nur eine Aufforderung für andere wäre, es ihm gleich zu tun. Und ich denke, auch die Menge dort unten würde weniger nicht als Gerechtigkeit empfinden und erwartet von ihrem Praefectus Urbi eine deutliche Ansage an den Abschaum Roms. Und die Lex Cornelia lässt diese Form der Bestrafung explizit zu, also sollte es in einem so schwerwiegenden Fall auch zur Verwendung kommen."
Nein, Sextus war nicht auch nur ein klein bisschen Milde gestimmt, wenn es um einen Angriff auf seine Familie ging. Das Gesetz hätte auch die Damnatio ad Bestias hergegeben, aber nein, gerade, als er gelesen hatte, dass es um einen verhafteten Bruder ging, der wahrscheinlich gerade im selben Carcer saß und auf seine Hinrichtung in der Arena wartete, gönnte Sextus diesem Verräter nicht, gemeinsam mit diesem zu sterben, selbst wenn sie von Löwen zerfleischt oder von Stieren zertrampelt würden. Er wollte diesen Mann am Kreuz hängen und sich quälen sehen.
"Allerdings – ohne die Fähigkeiten deiner Urbaner in Abrede stellen zu wollen – wäre es mir ein Anliegen, den Mann vor Vollstreckung der Strafe noch einmal selbst zu sehen und ein paar Worte mit ihm wechseln zu können. Ich möchte sichergehen, dass nichts übersehen wurde. Du verstehst das sicher."
Ja, Sextus wollte fünf Minuten allein mit dem Kerl. Er wollte ihm in die Augen sehen und derjenige sein, der ihm seine Strafe verkündete. Sextus war kein nachgiebiger Mensch, wenn jemand seine Familie bedrohte.