[Sklavenmarkt] Selina steht zum Verkauf

  • Selina steht zum Verkauf



    Der Sklavenhändler verstand sein Gewerbe. Er wusste welche Vorzüge er an seiner Ware hervorheben musste, um einen guten Preis zu bekommen. An Selinas augenscheinlichen Vorzügen konnte man nicht vorbeisehen. Trotzdem wurde sie in eine Tunika gesteckt, die ihr zu eng war. Soviel Anstand hatte der Mann, sie nicht gleich nackt anzubieten. Er hätte sie auch an ein Lupanar verkaufen können, doch dazu war sie nicht mehr jung genug. Immerhin war sie 23 Jahre und schon als perfekte Hausdienerin ausgebildet. Genau darauf legte er seine Verkaufsstrategie fest. Aussehen und perfekte Haussklavin, eine seltene Mischung.
    Selina, die das Gewusel in Rom kannte und ihren verstorbenen Herrn auf den Sklavenmarkt begleitet hatte, wäre nie auf den Gedanken gekommen, hier selbst einmal verkauft zu werden. So spielte nunmal das Leben. Geduldig stand sie auf dem Podest und hörte wie der Sklavenhändler seine nicht mehr ganz so frische Ware anbot.


    SimOff: Der Käufer ist bereits gefunden

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    Camillus, Maiordomus Imperatoris


    Der kaiserliche Palast war einer der größten Haushalte Roms, wenn nicht sogar der allergrößte, dementsprechend musste regelmäßig neues Personal für ihn nachgekauft werden, weil Diener z.B. in die Freiheit entlassen wurden, oder auf "natürlichem Wege" den Dienst verließen, sprich in den Hades hinabgestiegen waren. Deshalb kamen die kaiserlichen Maiordomi regelmäßig auf die diversen Sklavenmärkte in Rom, um die Blüten des Tagesangebots für den Dienst am Palatin zu pflücken. Jener Maiordomus, der diese Aufgabe für gewöhnlich wahrnahm war Camillus. Er war mit fast 40 Jahren der Jüngste der kaiserlichen Maiordomi, denn natürlich gab es mehrere, um so einen großen Haushalt wie den Palast zu stemmen.


    So hatte sich Camillus also wieder einmal aufs Forum Boarium begeben, um den kaiserlichen Personalstand wieder etwas aufzufüllen. Besonders Küchen- und Putzpersonal musste er heranschaffen, für gewöhnlich die arbeits- und personalintensivsten Posten. Mit einem kleineren Gefolge schritt er über das Forum und begutachtete die angebotene Ware der diversen Stände. Bei einem Händler kaufte er zwei Nubierinnen für die Küche, einem anderen Händler nahm er einen strammen Thraker für handwerkliche Arbeiten ab. Beim dritten Stand kaufte er eine Schar Mädchen für den Putzdienst. So kam er dann zu jenem Stand auf dem Selina angeboten wurde. Er sprach den Händler an: "Salve, ich bin es einmal wieder. Welche Besonderheiten für den Palast hast du heute so anzubieten?" Noch während er sprach, glitt sein Blick kurz hoch zum Podest, um sich schon mal das hiesige Tagesangebot anzusehen, doch wer wusste schon, vllt. hätte der Händler ja noch etwas Besonderes in der Rückhand, das gerade nicht am Podest angeboten wurde.

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  • Es war das übliche Gefeilsche und laute Anpreisen der Ware, die Selina zunächst ablenkten. Den älteren, seriös wirkenden Herrn vor dem Podest hatte sie zunächst nicht gesehen. Erst als er den Händler ansprach und vertraulich mit ihm zu sein schien, wurde sie aufmerksam. Dieser Mann wusste was er wollte und kaufte zu dem für den Palast ein. Das war doch eine Chance auf eine Arbeit, die nicht von ihren körperlichen Auffälligkeiten beeinflusst wurde. Das dem so war, meint sie daran erkennen zu können, dass er nach weiteren Besonderheiten fragte und nicht gleich kaufte. Zu dem wäre sie dann eine Palastsklavin. Für Selina eine Art Adel unter den Sklaven. Ob dem so war? Keine Ahung jedenfalls dachte sie so.

  • Natürlich kannte Boni- Bona die kaiserlichen Maiordomi alle, daher sprach er sehr höflich: "Salve Camillus, heute habe ich etwas Besonderes für Dich, eine junge Frau, gesund an Körper und Geist, reine Haut, volles Haar, all ihre Zähne hat sie;  mit allerhand Talenten begabt und vorzüglich erzogen. Dreiundzwanzig Jahre jung, aus einem noblen Haushalt. Komm, Puella, dreh dich einmal langsam vor dem Herren, damit er dich begutachten kann." 

    Der Sklavenhändler schnippte mit dem Finger:

    "Was kann sie alles? Ja, frag mich besser, o Camillus, was sie nicht kann: Sie wartet auf, kredenzt den Wein auf anmutigste Weise, hält Ordnung  und unter uns gesagt, ist sie doch auch ein netter Anblick - ich meine, das Auge isst mit." Er grinste über seinen eigenen Witz.

  • sanft drehte sich Selina. Keine hektischen Bewegungen. Sanft und anmutig. Eine Tänzerin war sie nicht, aber sich drehen und zeigen, das ging immer.

    Was der Händler über ihre Fähigkeiten sagte, stimmte. Zumindest das meiste davon. Selina wagte es dem Majordomus ins Gesicht zu sehen, versagte sich jedoch ein Lächeln. Das hätte nur billig gewirkt. Nun hoffte Selina auf ein gutes Angebot. Sie wollte nur noch hier weg.

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    Camillus, Maiordomus Imperatoris


    Das Auge aß mit, das stimmte in der Tat. Auch wenn Camillus schon ins Alter gekommen war, so übersah auch er keineswegs die optischen Reize dieses jungen Dings. Rein äußerlich wäre sie bestimmt eine Zierde des Palastes, doch wenn er den Worten des Händlers Glauben schenken durfte, dann hatte sie auch im Kopf noch etwas. Eine Mehrbegabte sozusagen, auch wenn man dabei natürlich auch nicht vergessen durfte, dass Händler, die einem etwas verkaufen wollten auf die Realität noch gerne eine Schippe mehr draufsetzten, um den angepriesenen Gegenstand noch mehr attraktiv zu machen. "Wunderschön in der Tat. Und aus noblem Hause sagst du? Wer waren ihre früheren Herren?" Sowas konnte mitunter ja auch eine Rolle spielen.


    An das Mädchen gewandt fragte er dann: "Du, Mädchen. Sage du mir jetzt einmal mit deinen eigenen Worten was du so kannst und was du in deinem bisherigen Leben in Diensten für Tätigkeiten gemacht hast!"

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  • Überrascht das sie direkt angesprochen wurde, schaute sie Camillus an. Die Wahrheit sollte sie ihm sagen, nicht übertreiben und nichts weglassen. Sie erkannte ihre Chance. "Herr, ich kann bedienen, saubermachen, die Zimmer richten, nähen und mich um die Gaderobe der Herrschaften kümmern. Kinder hüten. Bei großen Gesellschaften aufwarten. Als Köchin bin ich lausig und als Tänzerin grottenschlecht. Meinem letzten Herrn habe ich den Haushalt geführt, eingekauft, Botengänge gemacht und kleine Schreibarbeiten erledigt. Ich kann lesen und schreiben, Herr. Mein verstorbener Herr legte darauf großen Wert, da sein Augenlicht nachließ.". Vergessen hatte sie nichts, auch nichts hinzugefügt. Plötzlich erkannte sie, wie gut sie es bei ihrem verstorbenen Herrn gehabt hatte.

  • Boni- Bona ließ sich von seinem Gehilfen eine Tabula reichen, auf der die gewünschte Information stehen sollte und fuhr mit seinem Zeigefinger die Schrift entlang: " Nur ein Herr bisher, Maiordomus: Gnaeus Pacarius Dexter, ein älterer zurückgezogen lebender Herr; die Sklavin wird verkauft, weil er verstorben ist und sich keine Erben gemeldet haben.", antwortete er dem kaiserlichen Maiordomus.

    Solche Sklaven aus kleinen Haushalten hatten in der Tat mehrere Aufgaben zu erfüllen. Selina schien dem Verstorbenen den Haushalt geführt und den Schriftkram erledigt zu haben. Meistens entstand dann auch eine innige Beziehung zwischen Herr und Sklave - wie innig interessierte hier nicht.

    In den noblen Häusern jedoch waren Diener Spezialisten und Spezialistinnen, und alles war viel anonymer, aber das Mädchen machte einen hellen und diensteifrigen Eindruck, sie würde sich zweifellos gut anpassen.

    Welch nobleren Haushalt gab es in der Urbs als den des Augustus selbst? Ahnte die Sklavin überhaupt, welches Glück sie hatte?

    Da Boni- Bona durchaus Interesse daran hatte, so etwas wie der Sklavenlieferant des Palatins zu bleiben, war er auch bereit, Camillus einen guten, wollte sagen angemessenen Preis zu machen.

  • Wie wahr die Beschreibung war. Keine Erben. Klar gab es Erben, aber sie wollten Selina nicht. Egal, jetzt war es an der Zeit in die Zukunft zu schauen. Und die schien sich gerade gut zu entwickeln. Sklavin im kaiserlichen Haushalt! Egal für was. Wie würde sogar kochen, was sie gar nicht so gut konnte. Sie sagte nichts, schaute den Majordomus nicht an, sondern blickte auf den Boden. In dem Moment hasste sie die zu enge Tunika. "Ihr Götter gebt, dass ich genommen werde!", dachte sie. Selina wusste das sie bei dem was sie an körperlichen Merkmalen zu bieten hatte, auch auf diese reduziert werden konnte. Was möglicherweise einen Kauf durch das kaiserliche Haus unmöglich machen würde.

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    Camillus, Maiordomus Imperatoris


    Der Maiordomus hörte sich sowohl die Aussagen der Sklavin, als auch des Sklavenhändlers gut an. Der Name des Vorbesitzers sagte ihm gar nichts, er hatte eigentlich mit einer Consularsfamilie wie den Aureliern oder den Flaviern gerechnet beim Klang des Schlagworts "nobler Haushalt", das hätte die ganze Sache bestimmt einfacher für ihn gemacht bei der Einschätzung wie weit es mit den Fähigkeiten der Sklavin her war. Sie konnte durchaus einiges nach ihren eigenen Worten nach und sogar angeblich Lesen und Schreiben! Eine wertvolle Gabe.


    "Sag mir Kind, wie groß war der Haushalt Pacaria? Und..." Er zog eine leere Wachstafel hervor die er immer mit sich führte, falls er sich spontan Notizen machen musste, "...ich möchte, dass du mir hier folgenden Satz aufschreibst: "Ich weiß, dass ich nichts weiß und bin trotzdem zufrieden damit"" Mal sehen ob sie die Wahrheit gesprochen hatte und wirklich Lesen und Schreiben konnte.

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  • Selina war froh, dass der Majordomus sie prüfen wollte. So konnt sie zeigen, das sie mehr konnte, als nur auszuehen.


    "Der Haushalt meines verstorbenen Herrn umfasste eine gallische Köchin, einen numidischen Sklaven für die groben Arbeiten und mich. Er war ein feiner, ruhiger Mann der sich zurückgezogen hatte, um seine Studien zu führen.". Mechanisch nahm sie die Wachstafel. Sie hatte oft Abschriften für ihren Herrn machen müßen, wenn die Schrift auf dem Original zu klein für seine schlechten Augen war. Daher schrieb sie in recht großen Buchstaben: Ich weiß, dass ich nichts weiß und bin trotzdem zufrieden damit. 

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    Camillus, Maiordomus Imperatoris


    Also doch nur ein gewöhnlicher Haushalt, der Sklavenhändler war hiermit einer kleinen Verkaufsübertreibung überführt. "Nobler Haushalt", von wegen. Aber Selina selbst versprach offenbar halten zu können was sie versprach und Schreiben konnte sie wirklich, wie sich der Maiordomus mit einem Blick auf die Tafel selbst überzeugte. "Es ist zwar viel zu groß geschrieben, aber Schreiben kannst du und das ist die Hauptsache. Ich bin zufrieden."


    Noch einmal eine abschließende Betrachtung ihes äußeren Erscheinungsbildes von oben bis unten, dann wandte sich Camillus an Boni-Bona. "Was verlangst du für sie?"

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  • Boni- Bona merkte wohl, dass in den Augen eines Maiordomus des kaiserlichen Haushaltes ein Pacarius nicht nobel genug war, aber Klappern gehörte zum Handwerk - zumindest zu seinem: Seine erstklassige Ware kam grundsätzlich aus noblen Haushalten.

    Die junge Sklavin schien sich gut zu schlagen, flüssig schrieb sie und ohne Rechtschreibfehler, wenn auch in großer Schrift, was Boni- Bona gleich dazu brachte, hinzufügen:
    "Ein Beweis für die schöne Anpassungsfähigkeit dieser erlesenen Puella, Maiordomus Imperatoris Camillus, ihrem früheren Dominus gebrach es nämlich an Augenlicht."


    Geschwollen daherreden konnte der Sklavenhändler durchaus, wenn es fürs Geschäft gut war. Der Köder musste dem Fisch schmecken, nicht dem Angler und schon schien Camillus anzubeißen. Er fragte nach dem Preis.


    Boni- Bona zögerte einen Moment, als sei Selina so ungefähr sein liebstes Ausstellungsstück. Dann sprach er:

    "Für zweitausend Sesterze würde ich sie dir lassen, Maiordomus Imperatoris." 

    Er senkte die Stimme:
    "Aber verrate diesen unglaublich niedrigen Preis keinem anderen Sklavenhändler, ich werde sonst zum Gespött des Forum Boarium"

  • Nervös schaute Selina dem Geschacher um ihre Person zu. Es ging um ihre Zukunft. Um ihre Sorgen und Ängste kümmerte sich hier Niemand. Im Haushalt ihres verstorbenen Herrn war es sehr angenehm. Das hier, war für Selina neu. Neu schon, aber auch eine Chance. Sie zwang sich dazu, nicht die Augen zu schliessen oder sich irgendwie anmerken zu lassen, das sie nervös war.

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    Camillus, Maiordomus Imperatoris


    Zweitausend Sesterze? Das war angebracht für dieses Verhältnis, so wie der kaiserliche Maiordomus es befand, doch natürlich würde er zum Wohle des Staats (bzw. von dessen Kassen) versuchen den Preis noch etwas zu drücken. "Ich gebe dir angesichts ihrer mangelnden Erfahrung in einem großen Haushalt 1500, wie klingt das?"

    Er hätte ja eigentlich 1000 Sesterze gesagt, aber der Umstand, dass sie schön und überdies auch des Lesens und des Schreibens kundig war, ließ sich Camillus gerne nochmal weitere 500 Sesterze kosten.

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