[Vor der Villa Aurelia] Auf der Suche nach den Schatten der Vergangenheit

  • Wieder hatte ich mich durchfragen müssen. So hatte es mehrere Stunden gedauert, bis ich endlich vor der Villa Aurelia stand. Doch nun sollte erst der schwierige Teil meines Vorhabens beginnen! Schließlich konnte ich nicht einfach mir nichts dir nichts an der Tür klopfen und fidel herumposaunen, dass ich die Tochter einer ehemaligen Sklavin war, die hier gedient hatte, bevor sie in Mogontiacum das Weite gesucht hatte. Nein, hier musste ich mit viel mehr Feingefühl und Weitsicht an die Sache herangehen, sonst konnte mein ganzes Vorhaben auch nach hinten losgehen und ich dazu noch in Schwierigkeiten geraten.

    Ich hatte mir vorgenommen, die Villa erst einmal von außen für eine gewisse Zeit zu beobachten, damit ich herausfinden konnte, wer dort lebte, welche Sklaven ein und aus gingen und wie ich es schaffen konnte, an Informationen zu kommen. Dafür hatte ich mir einen Platz gesucht, von wo aus ich den Eingang im Blick hatte, aber nicht auffiel. Meistens jedoch war ich in Bewegung und lief an der Außenmauer des Anwesens entlang.

    Es war unschwer festzustellen, dass die Villa ein recht großes Anwesen war. In ihrer Nachbarschaft gab es noch weitere Villen und prachtvolle Häuser. Kurz und knapp, in dieser Gegend wohnten keine armen Leute! Dass die Bewohner der Villa auch keine einfachen und unwichtigen Leute waren, hatte ich spätestens nach ein oder zwei Tagen herausgefunden. Gelegentlich sah ich Sänften vor dem Eingang warten.

    Besonders am Vormittag schien der Eingang einem Taubenschlag zu gleichen, da ständig Leute ein und ausgingen. Von Sklaven allerdings, die in der Villa tätig waren, ab es keine Spur! Einige Zeit später entdeckte ich dann auch den Grund dafür. Denn es gab noch einen Seiteneingang, der hauptsächlich von Lieferanten und dem Personal genutzt wurde. Daher konzentrierte ich mich von da an vornehmlich auf diesen kleineren und wesentlich unscheinbareren Eingang, um herauszufinden, wer zum Personal gehörte und wer nicht. Wenn das geschafft war, dann galt es nur noch den richtigen Moment abzuwarten, um zuzuschlagen... ähm ja.

  • Der richtige Moment, oder besser gesagt, den ich als richtig erachtet hatte, kam erst einige Tage später. Wieder hatte ich mich in der Nähe des Hintereingangs aufgehalten, war dann nach einer Weile noch einmal in Richtung des vorderen Eingangs gelaufen, weil sich hinten nichts tat und merkte dann, wie langsam der Frust wieder über mich kam, weil ich hier nun schon mehrere Tage lang vor der Villa verbracht hatte und nichts nennenswertes passiert war. Außerdem ging mein Geld langsam zu neige. Noch ein paar Tage länger und ich saß auf der Straße, weil ich die Unterkunft nicht mehr bezahlen konnte! Statt hier tatenlos herumzuhängen, hätte ich locker irgendwo ein paar Sesterzen verdienen können, sagte ich mir immer, so dass meine Frustration noch größere Ausmaße nahm.

    Doch plötzlich wurde ich auf ein paar anrückende Soldaten aufmerksam, die sich der aurelischen Porta näherten. Auch wenn man mir nichts vorwerfen konnte, hielt ich es für besser, mich aus dem Staub zu machen. So zog ich mich wieder zum Hinterausgang zurück und konnte dort nur kurze Zeit später beobachten, wie die Tür aufging und eine dunkelhaarige Frau die Villa mit schnellen Schritten verließ.

    Ohne groß zu zögern lief ich ihr nach. Als sie bereits außer Sichtweite der Villa war, versuchte ich sie einzuholen. "Ähm hey, warte mal! Kannst du mal stehen bleiben? Ich möchte dich gerne mal was fragen!"rief ich ihr nach und versuchte, mit ihr Schritt zu halten.

  • Morrigan war es gelungen ohne auf die Prätorianer zu treffen aus der Villa zu kommen. Sie ging schnell aber nicht zu schnell, immerhin wollte sie keinen Verdacht auf sich lenken. So langsam entspannte sie sich, als sie unvermittelt angesprochen wurde. Zum Glück erkannte sie schnell das die Stimme nur zu einer Frau gehören konnte. So wirbelt sie herum und sah die Frau entsprechend düster an. Sie musterte sie kurz. „Was willst du?“ Fragte sie schließlich. Und hoffte, dass es nicht so lange dauern würde, denn schließlich wollte sie erstmal etwas Entfernung zwischen sich und die Villa bringen.

  • Ziemlich abrupt bleib sie stehen und wirbelte zu mir herum. Ihr Gesicht sah düster aus, so dass ich erst einmal einen Schritt zurückwich. Aber jetzt war nicht die Zeit, um ängstlich zu sein. Die Frau schien in Eile zu sein und war nicht gerade begeistert davon, von mir aufgehalten worden zu sein." Ich äh, ich such jemand... einen Aurelier. Du bist doch eben aus der Villa gekommen. Aus der Villa Aurelia. Kennst du einen Ursus? Aurelius Ursus? Der müsste inzwischen schon etwas älter sein." Und hoffentlich noch nicht tot! Aber daran wollte ich gar nicht erst denken.

  • Morrigan sah die Frau skeptisch an. Sie suchte also eine Aurelier? Warum? Der Name? Nein der sagte ihr gar nichts. Deswegen schüttelte sie auch den Kopf. „Nein tut mir leid, den gibt es hier nicht. Ich kenne ich auch nicht. Nie gehört den Namen. Bist du dir sicher das der hier in Rom sein soll? Warum sucht du ihn überhaupt?“ Morrigan war skeptisch was genau die Frau von ihr wollte.

  • Bisher war meine Suche nicht besonders erfolgreich gewesen. Im Grunde war ich hier in Rom kein bisschen weitergekommen. All meine Hoffnungen setzt ich nun auf diesen Aurelius Ursus, der vor mehr als zwanzig Jahren der Dominus meiner Mutter gewesen war. Aber natürlich durfte das niemand wissen!

    Als die Frau ihren Kopf zu schütteln begann und mir sagte, sie haben den Namen noch nie gehört, war mir meine Enttäuschung anzusehen. Mein Seufzen ließ keinen Zweifel übrig. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich nichts anderes erwartet. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. So sagte man doch!

    "Vor zwanzig Jahren muss er hier gelebt haben. Vielleicht wohnt er inzwischen auch irgendwo anders. Ich hab keine Ahnung! ", antwortete ich.

    "Eigentlich hatte ich gehofft, dass mir jemand etwas über eine seiner Sklavinnen sagen kann. Eine gewisse Caelyn. Sie war Gallierin." Aber wahrscheinlich konnte sie mir dazu auch keine Auskunft geben.

  • Morrigan hörte nur mit halben Ohr zu, aber der Name den die Frau nannte machte sie hellhörig. „Komm mit.“ Sagte sie und packte sie an der Hand um sie mit sich, weiter weg von der Villa zu ziehen. „Wie gesagt einen Aurelius Ursus kenne ich nicht aber von einer Caelyn habe ich mal was gehört. Sie ist mit einem Freund von mir, also einem Sklaven Linos in Germanien geflohen. Linos kam zurück aber Caelyn wurde nicht gefunden. Sie starb bei der Geburt ihres Kindes so wie Linos mir erzählt hat. Könnte es diese Caelyn sein die du meinst?“ Morrigan zog die jungen frau weiter mit sich, sie wollte nicht das jemand dieses Gespräch mitbekam.

  • Mit meinen Gedanken war ich bereits bei der Frage, wo ich heute Nacht schlafen sollte und dass meine nächste Mahlzeit ziemlich spärlich ausfallen würde, als die Frau mich an der Hand packte und mich aufforderte, mit ihr zu gehen. Als wir uns noch ein Stückchen weiter von der Villa entfernt hatten, begann sie zu reden und was ich nun zu hören bekam konnte ich kaum glauben! Ausgerechnet diesen anderen Sklaven, der Linos hieß, kannte die Frau! Meine Augen weiteten sich als ich plötzlich begriff, wie mein Teil der Gesichte in ihren Teil scheinbar nahtlos einfügte. "Ja, genau diese Caelyn meine ich! Hast du sie auch gekannt? Ist Linos noch hier in Rom?", Ich konnte mein Glück kaum fassen! Endlich hatte ich so etwas wie eine Spur gefunden! Vielleicht lebte Linos ja noch und ich konnte mit ihm sprechen. Andererseits war er ein geflohener Sklave. Ich wusste, dass die Römer nicht besonders zimperlich waren, wenn ihre Sklaven einfach so wegliefen. Aber wenn Linos ihr Freund gewesen war dann konnte sie mir vielleicht auch sagen, ob er vielleicht mein Vater war. Oder war mein Vater doch dieser andere Mann, dessen Name Aretas war. Ob ihr auch dieser Name bekannt war? Vielleicht war er ja auch ein aurelischer Sklave gewesen. Aber vielleicht strapazierte ich auch gerade mein Glück. Andererseits, fragen kostete ja nichts! "Sagt dir zufälligerweise auch der Name Aretas etwas?"

  • Morrigan schüttelte den Kopf. „Linos nun er ist verstorben.“ Sagte sie. Dann aber wurde sie hellhörig? Kaum einer kannte noch Antias alten Sklavennamen. Woher kannte sie ihn? „Ich kann mal einen der so genannt wurde. Wagenlenker wenn ich mich recht entsinnen. Woher kennst du ihn?“ Ja erst mal wollte sie wissen, woher bei allen Götter die Frau den alten Namen ihres Freundes kannte. Nicht das man ihm nach all den Jahren noch eine Falle stellen wollte. Obwohl … er galt als tot und Aretas existierte nicht mehr. Dennoch schaute sie nun wieder skeptisch.

  • Gerade eben noch war ich so hoffungsvoll gewesen, dass ich endlich ein Stückchen weiter gekommen war, bekam ich auch schon wieder einen Dämpfer ab. Linos war tot! Ausgerechnet derjenige, der neben der alten Grann meine Mutter gekannt hatte und der bis kurz vor ihrem Tod bei ihr gewesen war. Ich nickte ernüchternd. "Hab ich mir fast gedacht!"

    Aber kaum hatte ich den Namen Aretas erwähnt, konnte ich eine Veränderung bei der Frau feststellen. Ihr Misstrauen schien wieder hervorzutreten. Sie hatte jemand gekannt, der so geheißen hatte. Ein Wagenlenker. Schon möglich, dass er ein Wagenlenker gewesen war. Allerdings wusste ich rein gar nichts über diesen Aretas. Außer dass meine Mutter seinen Namen in ihrem Fieberwahn erwähnt hatte, kurz bevor sie gestorben war. Als die Frau mich dann fragte, woher ich diesen Namen her hatte, fühlte ich mich irgendwie ertappt. Denn was hätte ich ihr denn sagen sollen, ohne mich selbst zu verraten? Ich zermarterte mir das Hirn, was ich nun sagen sollte und dabei zog sich mein Schweigen immer mehr in die Länge.

    "Sie hat seinen Namen erwähnt, bevor sie starb. So hab ich es zumindest gehört.", sagte ich schließlich, um etwas Zeit zu gewinnen.

  • Morrigan nickte immer noch skeptisch, beschoss aber mal was zu versuchen. „Hm...“ machte sie. „Ich denke wir sollten uns in Ruhe unterhalten. Was hältst du davon in einer Taverne was zu essen?“ Fragte sie, natürlich nicht ohne Grund, sie wusste genau wo sie diese Frau hinbringen und mit wem sie reden würde. Dann konnte man weiter entscheiden, was man mit ihr machen würde.

  • Die Frau nickte, aber ihr Misstrauen gegen mich hatte ich ihr nicht nehmen können. Doch dann machte sie mir einen Vorschlag, der mich überraschte, allerdings auch an einer empfindlichen Stelle traf, denn ich hatte schlicht und ergreifend kein Geld, um mir ein Essen in einer Taverne leisten zu können. Andererseits kam ich so an noch ein paar weitere Informationen! Vielleicht konnte ich ja mit dem Wirt reden, so dass ich für mein Essen und eine Übernachtung in seiner Taverne arbeiten konnte.

    "Ja, eine gute Idee!" antwortete ich ihr nickend und folgte ihr.