Ankunft der Arbos aus Teracco

  • Als die Arbos im Hafen von Ostia einlief, waren die Gefühlslagen von Gaius und Antoninus - abgesehen von der Freude alsbald das ruhmreiche Rom zu sehen -, recht unterschiedlich. Antoninus hatte sich auf der Überfahrt mit einigen der Seeleute angefreundet, war diesen tatkräftig zur Hand gegangen und hatte einiges über das Handwerk an Bord eines Schiffes gelernt. Insbesondere die Nacht als das Meer seine raue, ungestüme Seite zeigte, hatte sich tief in das Gedächtnis des Servus eingeprägt. So zeigten die Götter wohl den Menschen wie klein und unbedeutend sie doch waren und das galt letztlich für alle. Vom niedersten Sklaven, bis hin zum höchst Wohlgeborenen. Ganz anders hatte Gaius die Überfahrt, die er sehr oft über den Rand des Schiffes geneigt verbracht hatte, in Erinnerung. Die Seeleute waren recht rüpelhaft und wenig unterhaltsam. Das Leben an Bord des Schiffes war öde und zu allem Überfluss hatte man während des Sturms entschieden, allen überflüssigen Ballast von Bord zu werfen. Und dazu zählte auch die mitgeführte Kleidung des Gaius - ausgenommen jener die er am Leibe trug-, welcher inzwischen für sein Empfinden ebenso erbärmlich roch, wie seine von den Strapazen in Mitleidenschaft gezogene Kleidung aussah. An die erhebliche Verspätung wollte der junge Römer dabei erst gar nicht denken.


    "Antoninus!", rief Gaius seinen Leibsklaven zu sich.

  • Dem jungen Servus war die geringe Freude seines Herrn und Freundes an der Überfahrt nicht verborgen geblieben, ebenso wie wohl jedem anderen an Bord des Schiffes ebenso. Wenn der junge Aristokrat sich nicht gerade übergab oder melancholisch mit seinem Schicksal haderte, nörgelte er ohne Unterlass herum und fühlte sich lautstark von allen anderen missverstanden. Antoninus kannte Gaius schon lange und konnte ihm diese Stimmungslage ohne Probleme verzeihen, doch vor allem die Mannschaft an Bord war wohl ebenso froh den Hafen zu erreichen, wie ihr wohlhabender Passagier. Als Gaius ihn rief, hatte sich Antoninus sich gerade von seinen neu gewonnenen Freunden verabschiedet und die übrigen Begleiter seines Herrn auf das Verlassen des Schiffes vorbereitet.


    "Ja, Dominus.", meldete sich Antoninus förmlich zur Stelle, wie er es immer tat wenn die beiden nicht alleine waren.

  • "Sobald wir angelegt haben, sieh dich schnell nach einer Reisemöglichkeit nach Rom um. Ich möchte nicht noch mehr Zeit vergeuden.", instruierte Gaius den Mann und stieg ihm durch die auffrischende Brise sein eigener Gestank unrühmlich in die Nase. "Ich werde die nächste Therme aufsuchen und mich etwas frisch machen. Wenn ich schon wie ein Straßenräuber aussehe, möchte ich wenigstens nicht wie einer riechen."

  • Ja, Dominus., erwiderte Antoninus dem die Abneigung seines Freundes gegen dessen eigenen Geruch nicht verborgen blieb. 


    Ihn persönlich störten die Ausdünstungen des Gaius weniger, vermutlich auch weil er schon deutlich schlimmeres gerochen hatte, doch er verstand die Lage des Römers. Und so machte sich Antoninus nachdem das Schiff angelegt hatte auf die Suche nach einer angemessenen Transportmöglichkeit, um endlich das Sehnsuchtsziel Roma zu erreichen.

  • Einige Stunden später fühlte sich Gaius nicht nur deutlich reiner und erfrischter, sondern brachte ihm Antoninus neben den guten Nachrichten bezüglich der weiteren Reise auch ein - in etwa - standesgemäßes Bekleidungsstück. Zwar war Gais besseres gewohnt, doch immerhin hatte sein Gewand nun keine Löcher mehr und roch nach Salzwasser und Fisch. Mit frisch gefasstem Mute machte sich der junge Römer in Begleitung seiner Gefolgschaft also auf nach Rom.