Beiträge von Kara

    Kara stockte in der Bewegung, mit der sie sich grade ein paar Oliven herauspicken wollte, und sah Flamma einen langen Augenblick lang forschend an. Hatten sie das Thema nicht schon genau nach der Feier gehabt? Und hatte sie ihm nicht erklärt, dass daran auch so viele andere Dinge hingen, unter anderem ihr Verhältnis zum Tiberier und auch ihre Ehe? Aber war es das? War das der Grund, weshalb er mit ihr essen gehen wollte oder shoppen? Um sie milde zu stimmen und eine Szene zu vermeiden?

    Sie nahm die Hand wieder runter und atmete etwas schneller als normal, aber bemüht, jetzt nicht auszurasten. Was hatte sie denn erwartet? Sie hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde, dass er sie verlassen wollte. Sie hatte nur nicht gedacht, dass er es so verpacken würde, als wäre das ein Segen für sie, weil sie doch frei sein wollte. Sie musste kurz schlucken, um ihre Gefühle dort zu lassen, wo sie hingehörten, aber nein, sie würde ihm ihren Schmerz nie mehr schenken. Sie würde bei ihm nie mehr schwach und verletzlich sein. Das hatte sie sich geschworen.

    “Und worüber soll ich dann reden? Ob er eine schöne Mietwohnung für mich hat, in der ich unterkommen könnte, wenn er mich freilässt?“ Ja, vielleicht war es etwas spitzer und weit weniger gleichgültig, als Kara gerne gewollt hätte, aber ganz konnte sie auch nicht aus ihrer Haut.

    Kara setzte sich an einen der Tische und sah sich kurz um. Ja, das schien eine bessere Taverne zu sein, nicht eine von denen, die eigentlich nur ein Puff mit Buffet waren. “Ich weiß nicht. Vielleicht fragen wir einfach, was da ist“, meinte Kara etwas unentschlossen. Die ganze Situation kam ihr grade noch etwas unwirklich vor, da Flamma und sie nie wirklich irgendwo nur zu zweit essen waren. Sie hatte das immer gewollt, früher. Davor. Aber jetzt fühlte es sich einfach irgendwie komisch an, insbesondere, nachdem sie zuvor in Rufios Armen gelegen hatte.


    Ein Mädchen kam zum Tisch und fragte, was sie haben wollten. Nach ein wenig hin und her war klar, dass es noch keine warme Küche gab, aber Brot und Moretum, Käse und kalte Reste vom Vortag, und so bestellten sie eben einmal eine Platte mit allem, was so da war, Brot, Käse und verdünnten Wein.

    Als die Bedienung weg war, nahm Kara das Gesprächsthema wieder auf, wenngleich sie nicht wirklich Ahnung hatte, worüber sie reden sollten. Sie hatten im letzten Jahr wenig miteinander geredet, und nie nur zu zweit so wie jetzt. Und sie wusste einfach nicht, was sie davon halten sollte. “Hat er denn gesagt, ob er irgendwo hin will? fragte sie also einfach nach dem Dominus, da das wohl das naheliegendste Thema war.

    Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Flamma von ihr irgendwas erwartete, aber sie wusste einfach nicht, was das war. Daher konnte sie ihm auch nicht geben, was er wollte. Es fühlte sich einfach nur alles ein wenig krampfig an.

    “Nur, weil du nur mit zwei Paar Tretern auskommst, gilt das nicht für jeden von uns“, meinte Kara schnippisch. Ja, sie hatte viele Schuhe. Sehr viele Schuhe. Wahrscheinlich arbeiteten zwei Schuster in Rom allein für sie und bestritten so ihren Lebensunterhalt und die Schulbildung ihrer Kinder. Aber es gab auch einfach verdammt viele schöne Schuhe.


    Ohne die eigentliche Frage zu beantworten, folgte sie ihm also durch das Getümmel und widmete sich dem Essensthema. “Nein, kein Fisch“, meinte Kara und verzog das Gesicht. Es war nicht so, als ob sie Fisch gar nicht mochte, aber grade bei Tavernen war sie da mehr als vorsichtig. Stratonica traute sie zu, dass die sich keinen alten Fisch andrehen ließ, aber eine Taverne? Wer wusste, wie lange die Fische da lagen und wo die herkamen.

    Flamma führte sie zu einer Taverne, die ganz nett aussah. Sauber von außen, ein ordentliches Schild angebracht, keine der billigen Spelunken. “Meinst du, die haben schon was warmes? Ist ja noch nicht mal ganz Mittag“ fragte sie, setzte sich aber schon in Bewegung in Richtung des Eingangs. Die meisten Tavernen machten ja erst im Laufe des Nachmittags überhaupt auf. Mittags gab es ja eigentlich traditionell eher die kalten Reste des Vortages.


    “Was hast du dann jetzt eigentlich heute gemacht, wenn du dich gar nicht im Garten prügelst?“ fragte sie, denn normalerweise tat Flamma genau das den halben Tag lang, wenn nicht den ganzen.

    So ganz beruhigt war Kara noch nicht, aber sie war sich im Klaren darüber, dass da vielleicht das eigene Gewissen eher ihre Skepsis befeuerte als dass ihr Mann tatsächlich etwas getan hätte. Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich also etwas, während sie überlegte, was sie wollte, und was sie ihm erzählen sollte.

    “Das Training war heute recht kurz. Eine Freundin, mit der ich sonst immer trainiere, hatte heute keine wirkliche Lust und wollte lieber über das Forum schlendern. Und, naja….“ Sie zuckte mit den Schultern. Es war ja offensichtlich, dass sie aus der Richtung gekommen war, und es war eine logische Erklärung. Ebenso war es eine logische Erklärung, warum sie jetzt nicht würde shoppen gehen wollen, obwohl sie sonst immer shoppen gehen wollte. Aber sie wollte sich jetzt gerade nicht ausziehen und irgendwelche Kleider anprobieren, da sie sich nicht ganz sicher war, ob nicht doch noch irgendwo ein Liebesbiss von Faustus gerade verblasste und noch ein oder zwei Stündchen brauchen würde, um ganz zu verschwinden. Und wenn sie sich umziehen würde… nein, sie wollte das jetzt lieber nicht.

    “Daher klingt eine Taverne mit etwas zu essen tatsächlich verlockender. Ausnahmsweise“, meinte sie also einlenkend. Wenn er sie ausführen wollte, gut, dann würde sie jetzt nicht deshalb rumzicken. Auch wenn es sich komisch anfühlte.

    Während Flamma erzählte, wurde Karas Gesicht grüblerischer. Er wollte sie überraschen, und mit ihr essen gehen? Wein trinken? Oder einkaufen?

    "Was hast du angestellt oder was hast du vor, anzustellen?" fragte sie gleich reichlich misstrauisch bei diesem Angebot. Flamma hasste es, einkaufen zu gehen. Und ihre Pläne, in eine Taverne zu gehen, waren beim letzten Mal mehr als grandios gescheitert. Vielleicht hatte er vergessen, dass der Streit genau über dieses Thema damals der Trennung vorausgegangen war, aber Kara hatte das nicht vergessen und würde es wohl auch nie vergessen, weshalb sie bis heute kein einziges Mal mehr so einen Vorschlag gemacht hatte. Dass er das jetzt also vorschlug, machte sie mehr als hellhörig und misstrauisch, und da er schon häufiger etwas gemacht hatte, das ihr nicht gefallen hatte, fragte sie lieber direkt, ehe sie es wie sonst in letzter Minute erfuhr.

    Eigentlich dachte Kara gar nicht so genau nach, wie sie nach Hause gehen sollte. In Gedanken schwelgte sie noch in den vergangenen Stunden und den Stunden, die in einer Woche folgen würden. Am liebsten hätte sie den Schlüssel, den Rufio ihr geschenkt hatte, bis dahin als Kette um den Hals getragen, nah am Herzen. Aber das ging nicht – und würde seltsam aussehen. Also hatte sie ihn im Moment gut verdeckt auf der Innenseite ihres Gürtels, damit er keinesfalls verloren ging mit diesem durch die Schlaufe des Schlüssels fest verbunden. Er drückte beim Gehen ein wenig, sie brauchte einen besseren Platz dafür. Aber im Moment war es trotzdem irgendwie schön, da das Pieksen sie daran erinnerte, dass er echt war.


    Sie schlenderte also die Straße entlang und hätte beinahe Flamma übersehen, der an einer Säule lehnte und offenbar auf sie wartete. Zumindest schaute er in Richtung des Haupteingangs der Thermen, und sie, nun, sie kam eben nicht aus dieser Richtung, sondern aus Richtung Forum. Ganz kurz verarbeitete sie ihre Überraschung. Da er sie garantiert sehen würde, wenn sie jetzt versuchte, im Getümmel unterzutauchen – sie kannte ihr Glück – beschloss Kara, dass Angriff die beste Verteidigung war.

    Mit leichter Verwunderung im Gesicht ging sie einfach offen auf ihn zu. "Stehst du schon lange da?" fragte sie einfach zur Begrüßung, als wäre es das normalste der Welt, sich darüber zu wundern, was er da machte und dass sie aus einer anderen Richtung kam.

    Kara hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, sich in Ruhe die Wohnung anzusehen. Sie bemerkte nur, dass sie mehr hermachte, als ihre erhöhte Lage hätte vermuten lassen, aber mehr hatte sie noch nicht sehen können, als sie auch schon gegen die Wand gepresst wurde und Rufio sie leidenschaftlich küsste. Kara war kein verschüchtertes Ding, das nicht wusste, was sie tat. Nein, sie stöhnte an seinen Lippen und krallte ihre Hände in sein schwarzes Haar, während ihre Zunge mit der seinen um die Vorherrschaft kämpfte.

    Er hatte viel, viel, viel zu viel Stoff am Körper, als dass sie hätte fühlen können, wie sehr er sie begehrte, und so zerrte Kara am Überwurf seiner Toga, um sie von seiner Schulter zu bekommen. Nach ein paar mal Zerren und ziehen war das Ding auch soweit befreit, dass es in weiten Bauschen um Rufio herum zu Boden gefallen war. Sie drückte ihren Körper gegen seinen und fühlte endlich auch sein Verlangen. Sie stöhnte genussvoll auf und machte einen kleinen Hüpfer, um ihm beide Beine um die Hüfte schlingen zu können, wobei ihr Kleid hochrutschte und ihre Beine freigab, während sie sich mit den Händen an den Schultern festhielt.

    Als sie die nötige Stabilität erreicht hatten, weil Rufio sie mit den Händen an ihrem Hintern dabei unterstützte, löste Kara ihre Lippen von seinen und zog ihn am Haar so weit zurück, dass sie sich in die Augen sehen konnten. "Sag es", bat sie ihn. Sie hätte es gerne fester ausgesprochen, gerne energischer und selbstsicherer, gerne weniger bedürftig und verführerischer. Aber in ihrer Stimme lag fast schon ein kleines Flehen, während sie ihm in die dunklen Augen schaute. Aber sie wollte, nein, musste es hören. Nur diese drei kleinen Worte, um zu wissen, dass es wirklich wahr war und sie es sich nicht eingebildet hatte. Nur dieses eine Mal wenigstens.

    Flamma zeigte ihr sehr deutlich, dass er längeres Stehvermögen hatte als ein Hengst, und wie sehr er das hier genoss. Und Kara genoss es auch und dachte in diesem Moment nicht an all die anderen Dinge, an die sie vermutlich denken sollte. Sie dachte weder daran, dass jemand zuschauen könnte, noch daran, was vor wenigen Stunden noch in einem anderen Zimmer passiert war, ja noch nicht einmal an den kalten Nachhauseweg. Sie genoss das hier einfach recht lautstark und ausgiebig, bis ihre Knie weich waren und sie Flamma aufforderte, zum Ende zu kommen.

    Nun, eigentlich bezog sich ihre Wortwahl eher darauf, wohin er seinen Samen denn verteilen wollte, denn dass er sich zurückziehen würde, stand für sie beide seit der Geburt ihres Sohnes normalerweise fest. Und entsprechend seiner Antwort brachte sie sich dann auch in die passende Pose, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen.


    Nach einer rudimentären Säuberung lehnte Kara mit zittrigen Beinen gegen den Ofen. Sie lächelte müde und befriedigt und wollte nur noch schlafen. "Ich glaube, ich nutze die Chance, gleich auszuschlafen, denn mit Sonnenaufgang bin ich sicher nicht wach", lächelte sie müde und machte damit auch deutlich, dass sie nur noch schlafen wollte.

    Natürlich stieg er auf ihr Flirten ein und kam noch etwas näher, was Karas Herz gleich noch ein wenig heftiger schlagen ließ. Als er über sein bestes Stück sprach, musste sie sich doch ein Prusten verkneifen, was er ihr höchstwahrscheinlich ansehen konnte, aber sie bemühte sich wirklich, ganz lässig zu bleiben. "Nun, das ist wirklich sehr viel Stoff, den ich da durchsuchen muss. Muss ja ein ziemlich mickriger Gott sein, der darunter dann zum Vorschein kommt", neckte sie ihn und musste sich wirklich davon abhalten, noch näher zu kommen. Ihre Finger strichen an einer Falte seiner Toga entlang und sie konnte kaum erwarten, ihm das blöde Ding runterzureißen.

    Als er meinte, sie würde ihn Gott nennen, musste sie dann aber doch leise Lachen und konnte sich nicht zurückhalten. "Ach, meinst, du, dass ich das werde?" fragte sie höchst amüsiert und ja, sie wusste, dass sie ihn damit nur noch mehr herausforderte und reizte.


    Er lud sie schließlich endlich ein, mit ihm zu kommen, auch wenn er es natürlich ebenso neckisch verpackte. Kara musste sich wirklich beherrschen, sich ihre Freude und Aufregung nicht anmerken zu lassen. Ein kleiner, mädchenhafter Hüpfer, als sie losging, war dann aber doch nicht aufzuhalten, ehe sie sehr professionell neben Rufio dahinschwebte und sich dabei sehr bewusst war, wie ihr Körper sich dabei bewegte und dass er wahrscheinlich grade sehr bedauerte, neben und nicht hinter ihr zu gehen, um ihr auf den Hintern schauen zu können.

    Sie schwieg eine Weile und grinste nur wie eine Katze, die eben einen Vogel gefangen hatte, während sie neben Rufio herging und nur immer wieder mal zu ihm rüberschaute. Sie bemühte sich wirklich, unauffällig zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen, aber sie war voller Vorfreude und sehr aufgedreht und musste sich bremsen, ihren Schritt nicht zu beschleunigen. "Ist es noch weit?" fragte sie daher nach einer Weile nach und machte ihm damit wohl auch klar, wie sehr sie darauf brannte, unter der Toga nachzusehen, ob sich dort ihr Angebeteter versteckte.

    Es war ziemlich eindeutig, dass sie nicht mehr hoch in ihr Zimmer gehen würden. Trotzdem lachte Kara und konnte es nicht lassen, zu kommentieren, als er meinte, er habe die Größe eines gälischen Kriegers. "Da hab ich wenig Vergleichswerte. Ist gälisch und gallisch dasselbe? Dann muss ich mir Acco nochmal näher ansehen", neckte sie Flamma. Dass dabei ihre Hand gerade über seinen Schritt rieb, machte das ganze noch zweideutiger.

    Kurz später revanchierte sich Flamma aber sehr eindeutig und reizte sie, bis sie stöhnte, ehe er in sie drang und sie fragte, ob sie an einen Hengst dachte. "Zumindest gewisse Teile erinnern mich daran", meinte sie mit rau belegter Stimme und fing an, sich zu bewegen, da er verharrte, um sie zu reizen. "Nein, ich will keinen Hengst. Die sind viel zu schnell fertig, wenn sie eine Stute besteigen", gab sie ihr nicht gerade riesiges Wissen zum Thema Pferd zum besten und nutzte auch ihren Beckenboden, um ihn zu mehr Handlung zu animieren. "Und so kalt, wie mir ist, wird es lange dauern, bis mir so richtig, richtig warm ist. Also streng dich besser an", neckte sie ihn und griff hinter sich, um ihn an der Hüfte näher zu sich zu ziehen und zu mehr zu animieren. Denn ja, es war sehr offensichtlich, dass sie jetzt sehr viel mehr wollte.

    Ich schaute gerade wieder die Straße in Richtung Alta Semita hinunter. Vielleicht sollte ich doch um die Thermen einmal herumgehen. Mich hatten jetzt schon drei Kerle angesprochen, ob ich nicht mit ihnen mitgehen wollen würde. Wahrscheinlich hatte die Anwesenheit der Cohortes Urbanae hier bei den Thermen zum Schutz des Praefectus Urbi, der hier ebenfalls seinen Sitz hatte, mehr zu Karas Sicherheit dabei dazu beigetragen, als ihr wirklich giftiger Blick, mit dem sie die Typen verscheucht hatte.

    Als sie gerade wieder jemand ansprach, drehte sie sich schon genervt herum, ehe sie Rufio erkannte. Augenblicklich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. Nicht nur so ein bisschen, sondern so, wie es in der Öffentlichkeit ganz und gar unangebracht war. Ihr Körper zuckte im ersten Augenblick auch leicht in seine Richtung, ehe sie sich gefangen hatte und ihr verführerischstes und neckischstes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte und sich automatisch so hinstellte, dass er ihre Vorzüge besser sehen konnte, ohne dass es affektiert wirkte."Na, schicker Mann? Würde dir das denn gefallen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?" neckte sie zurück und schaute dann demonstrativ die Straße hinunter. "Ich warte nämlich auf jemanden, musst du wissen. Groß, dunkel, ein Körper wie ein junger Gott – und ich meine nicht die ägyptischen mit den Tierköpfen." Sie drehte sich wieder mehr zu ihm und bedachte ihn mit diesem leicht begehrlichen Blick, den sie immer in seiner Nähe hatte. "Und sein Schwanz ist sogar noch besser", reizte sie ihn weiter und ließ ihren Blick an ihm hinab zur entsprechenden Stelle seines Körpers gleiten, ehe sie wieder grinste und an ihm hochschaute. "Was meinst du, finde ich ihn, vielleicht unter ganz viel Stoff versteckt?"


    Ja, sie gab sich cool und neckisch, aber ihr Herz hämmerte gerade wie wild in ihrer Brust und sie konnte es kaum erwarten, von dieser blöden Straße runter zu sein und mit ihm allein zu sein, wirklich allein, nur er und sie. Nur zwei sich Liebende. Oh, sie wünschte sich so sehr, dass das wahr war und kein Traum, dass er wirklich so für sie fühlte. Sie hoffte, er würde es noch einmal sagen. Hundert mal! Tausend Mal! Sie würde sich an diesen drei Worten nicht satthören können.

    Wieder musste Kara lachen, aber das wärmte sie auch auf. Eigentlich hatte sie nur einen Scherz gemacht, aber Flamma nahm es sehr wörtlich als Aufforderung und ließ wenig Zweifel daran, dass er das Ganze jetzt wirklich umsetzen wollte. Kara schaute sich kurz um, aber hier war niemand. Wahrscheinlich steckten außer den Wachhunden schon alle im Bett, wo es warm und kuschelig war.

    Kara fummelte kurz mit ihren Händen, ehe sie Flammas Ärmel erwischt hatte und durch diese unter seiner Tunika zu seiner Brust fahren konnte. Ja, seine Haut war schön warm. Aber ihre Finger waren noch immer eisig kalt, was Flamma sicher gleich spüren würde.

    "Hast du keine Angst vor Publikum?" neckte sie ihn weiter. Ein Kuss später war aber klar, dass ihn Publikum grade nicht aufhalten würde. Wieder lachte sie, und noch mehr, als er einen gälischen Namen vorschlug. "meinst du nicht, dass du ein wenig zu un-blond und un-rothaarig für einen gälischen Namen bist?"

    sie wollte gerne weiterfrotzeln, aber ein Biss in ihren Hals lenkte sie so ab, dass sie stattdessen stöhnte und wieder kicherte, während er ihr Kleid nach oben schob. "Dir gefällt das Kleid wohl wirklich sehr", neckte sie weiter und drehte sich in seinen Armen, auch wenn sie dafür den warmen Platz für ihre Finger verlor und aus seiner Tunika herausgleiten musste. So aber stand sie mit dem Rücken zu ihm und wärmte ihre Finger wieder am warmen Herd.

    "Hm, vielleicht dann doch was griechisches?… Hmmm… Abrax oder Phaeton? So heißen die Pferde von Helios. Der eine ist der Strahlende, der andere der Leuchtende. Oh, oder noch besser, Aeton. So heißt das nachtschwarze Pferd von Hades." Es fiel ihr zunehmend schwerer, über Namen nachzudenken und sie lehnte sich leicht nach hinten, um Flammas Körper an ihrem zu fühlen. Ja, sie ärgerte ihn gerne, aber sie wusste auch, dass er es genoss, wenn sie ihn so reizte und neckte.

    Ob er wirklich kommen würde?


    Kara stand in der Nähe der Traiansthermen und schaute sich möglichst unauffällig um. Ja, sie hatten den Treffpunkt ausgemacht und sie glaubte Rufio auch, dass er kommen würde. Aber trotzdem nagte die Ungewissheit an ihr. Es war ja auch eine blöde Idee gewesen, wenn man genau drüber nachdachte. Was sie hier taten, hatten sie schon einmal als Wahnsinn betitelt und es gelassen. Und trotzdem war Kara jetzt wieder hier und schaute sich um, ob er kam, um diesen Wahnsinn mit ihr gemeinsam zu wiederholen.


    Sie hätte sich zu gern deshalb in Schale geworfen. Ein aufreizendes Kleid und passende Schuhe, das hätte ihr Sicherheit gegeben. Sie wusste, dass sie hübsch war und verführerisch aussah, wenn sie wollte. Sie wusste, dass sie dann Männer um den Finger wickeln konnte. Kara schämte sich dafür auch nicht. Sie genoss es.

    Aber sie durfte keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, und wenn sie sich für den Sport in den Thermen schick gemacht hätte, hätte es das ganz sicher. Sie war ja schon froh, dass sie ohne Verfolger hierhin gehen durfte – und war auch sicher gegangen, dass wirklich keine da waren. Trotzdem hätte sie gerne etwas besseres an als ihr – zugegebenermaßen immer noch vorzüglich gearbeitetes und gut geschnittenes – dunkelblaues Wollkleid und die – zugegebenermaßen genauso exquisiten, aber nicht herausragenden – Schuhe aus weichem Kalbsleder.


    Vielleicht fand Rufio sie auch gar nicht? Die Thermen waren riesig, und wenn er nicht hier vorbeikam, sondern irgendwo einen der anderen Eingänge absuchte oder auf der falschen Gebäudeseite wartete, würden sie sich wohl nie finden. Kara überlegte, ob sie einmal um die Thermen herumgehen sollte, aber was, wenn sie es beide taten? Ach, verdammt, sie hätten das ganze etwas besser planen sollen.

    Als er Kara an sich zog, gab sie ein widerwilliges Geräusch von sich – immerhin war sie jetzt weiter vom warmen Ofen weg – aber sie wehrte sich nicht wirklich und kuschelte sich an ihn. Sie mochte seine breite, durchtrainierte Brust. Sehr. "Bist du denn schön warm? Und können wir das, was du vorhast, vor dem Ofen machen?" fragte sie leicht jammerig. Aber ja, sie fühlte sich immer noch kalt bis in den kleinen Zeh. VOR ALLEM im kleinen Zeh. So als ob ihre Füße nie wieder warm werden würden.

    Als er noch ein parthisches Wort murmelte, musste Kara lachen, auch wenn er das mit seinem Kuss unterbrach und sie so an sich drückte, dass sie auch nicht dazu kam, da jetzt unbedingt drüber nachzudenken. Er küsste sie weiter, bis sie wieder leise stöhnte, erst dann bekam sie ihre Lippen frei. "Es liegt am Kleid, gib’s zu", neckte sie ihn und kratzte minimal über seine Oberarme und weiter zu seinen schmalen Hüften. Sie überlegte einen Moment, ehe sie sagte. "Marb klingt seltsam. Marbus…. Ne, auch nicht besser..."

    Kara zuckte fast zusammen und schaute Flamma entgeistert an, als der sagte, das Wort bedeute Sklave. Das musste ein Scherz sein, anders konnte Kara sich das nicht erklären.

    "Da ist Blödmann ja noch besser", meinte sie kopfschüttelnd und rieb ihre Hände über dem Herd und stellte sich ganz nah ran. Vorsichtig testete sie, wie heiß der Ofen gerade war und ob man anfassen konnte. Da die Glut aber schon so runtergebrannt war, ging es gerade noch so eben, ihn zu berühren. Kara stöhnte unanständig und schüttelte den Kopf. "Nein, lass mich hier einfach kurz auftauen", sagte sie und stöhnte nochmal, ehe sie durchatmete und Flamma anschaute. Sie war sich gar nicht sicher, ob er das Thema mit dem Namen denn ernst meinte oder nicht.

    "Was heißt denn Krieger auf Persisch? Wär sowas nicht passender?" Wenn er schon die ganze Zeit sich mit irgendwem prügeln wollte, wäre der Name doch besser, als sich Sklave zu nennen.

    Kara war sich verdammt sicher, dass das nicht Blödmann hieß. Sie kannte wenige Worte auf Persisch – oder überhaupt in verdammt vielen Sprachen – aber die gängigsten Beleidigungen konnte sie fließend. Und sie war sich ziemlich sicher, dass Blödmann sowas wie ahmq hieß. "Was bedeutet golam?" fragte sie daher nach und ein richtiggehender Wärmeschauer lief durch ihren Körper, während sie durch die Tür trat und in das noch immer warme Haus eintrat.

    Die Parther waren seltsam. Lag aber vielleicht auch daran, dass Kara es einfach gewohnt war, wie es bei den Römern war. Und da hieß jeder dritte Marcus oder Lucius und auch bei den Cognomen gab es sehr viele Überschneidungen. Da wäre sie nicht mal auf die Idee gekommen, dass da irgendwer aus einem einfachen Namen Rückschlüsse ziehen könnte, solange man sich nicht ausgerechnet Augustus oder Caesar nennen wollte.


    Als er fragte, was Blödmann auf Etruskisch hieß, musste Kara doch lachen. "Solltest du eigentlich wissen, so oft, wie ich das Wort schon benutzt habe", meinte sie lachend und stieß ihn leicht in die Seite. "Ich glaube, die Aurelier würden aber komisch gucken, wenn der Tiberier einen Sklaven hätte, der so hieß", meinte sie und konnte sich die Blicke redlich vorstellen.


    Die Villa kam zum Glück in Sicht und Kara atmete sehr erleichtert durch. Zum einen, weil sie endlich ins Warme kommen würde, und zum anderen irgendwie auch, um der komischen Stimmung des Heimwegs zu entkommen und nicht länger nachdenken zu müssen, wie Flamma sich denn nennen sollte, wenn er sich denn überhaupt wirklich anders nennen wollte.

    Kurz überlegte Kara, dann schüttelte sie den Kopf. "Ich tau mich gleich einfach vor dem Herd auf und kuschel mich dann unter die Decke. Und ich hoffe, du hast warme Füße, meine werden nämlich Eiszapfen sein." Und ja, Kara hatte vor, jedes bisschen Körperwärme von Flamma schamlos auszunutzen.


    Auf ihre Frage hin schwieg er eine ganze Weile und ging nur dicht neben ihr her. Sie war sich schon fast sicher, dass er die Frage nicht mehr beantworten würde, als er schließlich doch behauptete, dass der Name ihm nichts bedeutete, nur dass Ashkan zu gefährlich sei. Kara glaubte ihm nicht wirklich, sondern dachte nur, dass er sie gerade beschwichtigen wollte. Vielleicht meinte er es sogar ehrlich damit, dass er mit seinem Leben als Gladiator abschließen wollte und jetzt so weit war, diesen Schritt auch zu gehen. Aber Kara glaubte nicht, dass das davor so gewesen war. Oder dass der Name so gefährlich sei. "Ist der Name so selten in Parthia?" fragte sie und konnte sich das nicht vorstellen. Zumal sie nicht glaubte, dass irgendwer nach all der zeit noch nach ihm suchen würde. Für die war der Prinz von damals gestorben.

    Was sie eher glaubte, war, dass er auch diesen Namen nicht wollte und auch nicht die ganze Geschichte dazu. Selbst das nicht, was sie beide am Anfang vielleicht einmal gehabt hatten, auch wenn Kara sich nach wie vor sicher war, dass sie sich das meiste davon nur eingebildet und einfach gewünscht hatte. "Keine Ahnung, willst du denn einen parthischen Namen? Einen römischen? Einen griechischen?" Sie zuckte die Schultern. "Wie wär’s mit Blödmann?" ärgerte sie ihn noch ein wenig und grinste leicht.

    Nein, Kara verstand es nicht wirklich. Sie hatte schon mehrmals gefragt, und immer wieder hatte ihr Mann das mit dem Abschluss, der gefehlt hatte, erzählt. Das Problem war nur, dass das, was er sagte, nicht unbedingt zusammenpasste mit dem, was er so tat. Und bei dem, was er so tat, da sprach doch noch eine Sehnsucht zu seinem alten Leben heraus. Er war in den Ludus gegangen, um die Kämpfer für den Tiberier auszusuchen und hatte sich da nicht nur kurz mit seinen früheren Brüdern unterhalten. Er trainierte weiter und wollte gerne mehr trainieren, mehr kämpfen. Kara sah jetzt auch nicht unbedingt, dass er irgendwas dagegen machte, dass die Frauen ihn so anhimmelten. Und er behielt diesen Namen und wollte so auch angesprochen werden. Was sollte sie denn da anderes denken, als dass er auch “Flamma, der Schlächter von Carrhae“ sein wollte?


    Sie ging weiter und dachte an das warme Bett oder noch besser den warmen Ofen in der Culina. Sie fühlte sich, als würde sie jeden Moment zum Eiszapfen werden. Ob man sich wohl auf den Ofen setzen konnte, wenn die Glut nur noch schwach glimmte, oder wäre das noch zu heiß?

    "Ich denke nicht, dass sie das Balneum nach heute Nachmittag irgendwann geheizt haben. Wenn die nicht grade alle zusammen auch erfroren sind, werden sie das Hypocauston nur mit der Restwärme beheizt haben und seit heute Mittag kein Feuer mehr da gemacht haben. Im Bad wird es wohl kalt sein, und bis das Wasser warm wäre, wenn du es wieder anfeuerst, bin ich wohl wahlweise erfroren oder eingeschlafen", meinte Kara mit schiefen Grinsen und demonstrativem Zähneklappern. Ja, wenn sie schon litt, dann auch so, dass andere mitleiden mussten.


    Sie ging ein wenig weiter und kam dabei an der Gasse vorbei, in der Flamma und sie wohl unbeabsichtigt ihren Sohn gezeugt hatten, damals nach dem Gebet an Elune, als er ihr heimlich gefolgt war, sie ihn aber doch bemerkt hatte. Sie schaute kurz den Weg hinunter und ihre Stimmung wurde wieder grüblerischer. Schnell ging sie weiter. Es war nicht mehr lang bis zur Villa Tiberia.

    Eine Weile ließ sie ihren Gedanken freien Lauf, ehe sie doch noch einmal seufzend Luft holte und zu ihm rüberschaute, eindeutig nicht ganz glücklich mit der Gesamtsituation. "Warum willst du weiter Flamma sein?" fragte sie dann direkt und beobachtete seine reaktion. Denn genau das war der Punkt, den sie einfach nicht verstand. Wenn er sich so sehr davon verabschiedet hatte, der Gladiator Flamma zu sein, warum war er dann immer noch Flamma und wollte nichts anderes sein?

    Als er Kara zu sich und auf sich zog, schnaubte sie abweisend und wehrte sich halbherzig, aber letztendlich ließ sie sich auf seinen Schoß ziehen und sich umarmen, während er versuchte, sie zu beschwichtigen. Und gäbe es da nicht das Problem, dass er schon einmal zur Arena zurückgekehrt war und sie verlassen hatte, hätte es sie wahrscheinlich auch beschwichtigt. Aber er hatte das halt getan. Und sie konnte es nicht vergessen.

    "Das hast du beim letzten Mal auch gesagt", sagte sie leise und resignierend. "Und was ist jetzt anders als vor dem letzten Mal? Du willst doch kämpfen."

    Ja, wahrscheinlich war es nicht ganz gerecht, dass sie ihm das vorwarf, aber es stimmte einfach.


    Sie verließen die Subura und der Wagen fuhr leicht bergauf zur Porta Esquilina. Hier war auch der Lacus Orphei, der dreiteilige Brunnen an der Weggabelung am Rand des Esquilin, wo Kara zu Ehren der Hekate nachts getanzt hatte. Sie schaute beim Vorbeirollen lange zu der Stelle und seufzte leicht. Es schien so lange alles her zu sein, und sie sollte vielleicht wieder einmal Zwiesprache mit der Göttin halten.


    Kurz nach der Porta hielt der Wagen auch an. "So, runter mit euch, ich muss da lang" sagte der Wagenführer und deutete weiter auf die Hauptstraße, während sie nun den Esquilin hinaufsteigen mussten.


    Kara rutschte von Flamma und stieg ab und bedankte sich noch für die Mitfahrgelegenheit, ehe sie mit ihrem Mann langsam loslief. "Am liebsten würde ich gleich erstmal heiß Baden", meinte sie, auch um vom Thema abzulenken und sich nicht mehr länger damit beschäftigen zu müssen. Und weil ihr wirklich kalt war und sie wirklich, wirklich gerne heiß baden würde, um sich aufzutauen. "Fehlt nur noch, dass es schneit."