Ave Caesar Augustus, Aulus Furius Saturninus grüßt dich und wünscht dir den Segen des Iuppiters und Gesundheit.
Dies ist der Bericht deines Legatus Aulus Furius Saturninus, den du zur Überprüfung der oben genannten Sachverhalte in die Provinzen Thracia und Syria entsandt hast.
Getreu der Maxime, auch dem Kleinsten und Geringstem Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, begann ich mit meinen Ermittlungen in der Werkstatt "Söhne des Phidias" in Athen. Dort wurde die besagte Statue gefertigt, auch die Abrechnungen der Materialien hatte stattgefunden und sie wurde auf den Landweg geschickt. Marmor Thasium wurde geliefert und wie es üblich ist, schon im Steinbruch vorbearbeitet. Es waren 18 centenarii, wie vermutet. Außerdem: eine trilibra Gold, eine trilibra Silber, drei Unzen Malachite, zwei Unzen Smaragde, zwei Unzen Rubine, desweiteren alle Farben wie aegyptisches Blau, Auripigment und Zinnober. Die Rechnungen entsprechen den Rechnungen, die der syrische Statthalter Abronius Dentatus eingereicht hat; keine Abweichungen waren festzustellen.
Der Landweg war auf 280 Tage berechnet. Der Transport war jedoch schon bereits vor 340 Tagen aufgebrochen und nicht am Bestimmungsort angekommen.
Mein nächstes größere Ziel war Perinthus, Thracia. Proconsul Lucius Gabinius Vortex in Perinthus zeigte sich sehr hilfsbereit und unterstützte all meine Bemühungen. Aus seiner Provinz gab es auch weder Unregelmäßigkeiten noch Beschwerden. Allerdings erwähnte er einmal, die Statue des Kaisers, die doch für Antiochia bestimmt gewesen wäre, wäre bereits "geweiht" gewesen, was nach § 2 des Gesetzes Majestätsverbrechen gegen die maiestas principis auf dem Transport selbst ein Ding der Unmöglichkeit wäre, da dann jede Beschädigung einer Straftat entsprochen hätte.
Natürlich wurde in jedem Ort, durch den die Statue zog, ein Volksfest abgehalten, und gerade für die einfachen Leute war es so, als käme ihr Caesar Augustus persönlich zu Besuch.
Aber mit einer tatsächlichen Weihe am Aufstellungsort hat dieses Gebaren nichts zu tun. Ich befragte Vortex näher, doch er beharrte darauf, ich hätte mich verhört.
Dennoch wurde ich hellhörig. Denn meiner Meinung nach bedeutete das, dass ein Ritual stattgefunden hatte,wenn auch kein offizielles. Nur wer konnte Interesse daran haben, solch ein Ritual durchzuführen? Ein Verkäufer? Ein Käufer? Hier lag der Hinweis auf eine Unregelmäßigkeit vor.
Obwohl sich GabiniusVortex augenscheinlich korrekt gezeigt hatte, musste er in die Angelegenheit mit verwickelt sein. Nur Verdachtsmomente reichten mir jedoch nicht, ihn nachdrücklicher durch die Praetorianer befragen zu lassen, und ich setzte meinen Weg nach Byzanz fort.
In Byzantium war ich Gast bei Decurio Caecilius Secundus, der mich in allen Belangen unterstützte.
Ab Byzantium wurde die Statue von drei Turmae der Cohors IV Gallorum equitata in Empfang genommen und sollte den langen Weg nach Antiochia begleitet werden. Der Name des Kommandierenden wurde mir mit Praefekt Tiberius Porcius Cornilianus genannt.
Ich reiste mit meinen Begleitern auf ihren Spuren bis nach Nicaea. Dort sprach ich mit Praetor Marcus Atilius Cleander, der mich in seinem Haus beherbergte.
Es gab einen Anschlag mittels einer Uraeusnatter auf mich, den mein Cubicularius vereitelte. Dann unterzogen die Praetorianer Cleander einem strengen Verhör, welches Folgendes zu Tage treten ließ:
- Ein Priester der Ma Bellona, ein gewisser Astyages, hatte sich dazu hergegeben, eine Weihezeremonie durchzuführen. Danach sollte die Statue des Caesar Augustus wohl nach Ktesiphon gebracht werden, um als Zeichen der Unterwerfung Romas dem Gott Ormazd oder Ahura Mazda dargebracht zu werden.
- Die Reiter der Cohors Gallorum hatten tapfer gekämpft, um das zu verhindern und wurden völlig aufgerieben.
- Atilius Cleander, der bekannte, von Statthalter Abronius Dentatus persönlich mit 200.000 Sesterzen bestochen worden zu sein, führte uns an die Stelle, an der der Kampf stattgefunden hatte. Zwischen den römischen Gefallenen fanden sich keine Leichen der Angreifer; die Betreffenden hatten ihre Toten wohl mitgenommen, allerdings fanden sich parthische Pfeile und Dolche .
Ich befahl, unsere Gefallenen ehrenvoll bestatten zu lassen. Und ich traf die Entscheidung, auch die monumentale Statue von Gnaeus Septimius Antoninus so bestatten zu lassen, als sei er als Imperator im Kampf gefallen. Es kann sein, dass es nicht die richtige Entscheidung war, aber ich wollte allen Gerüchten vorbeugen, dass ein geweihtes Monument vom Feind geschändet worden wäre. Allen Beteiligten wurde strengstes Stillschweigen abverlangt.
Ich konnte nicht verhindern, dass sich Atilius Cleander selbst richtete, und da der Verbleib der Statue geklärt war,setzte ich meinen Weg von Byzantium aus mit der Superbia bis Antiochia fort, was bei günstigem Wind acht Tage dauerte.
Da ich die Aussage des römischen Bürgers Cleander hatte, ließ ich Statthalter Dentatus gleich nach meinem Eintreffen unter strengste Bewachung stellen, während ich die Bücher überprüfte. Die Aufzeichnungen stimmten nicht mit der Schatzschatulle über ein. Dentatus hatte große Summen für sich zurückbehalten, und noch größere Goldsummen aus unbekannter Quelle erhalten. Die Abrechnungen liegen ebenfalls bei.
Insgesamt hatte sich Dentatus um fünfzig Millionen Sesterzen bereichert. Zu einer Anklage nach dem Lex Iulia de maiestate kam es nicht, da die Statue, die er an die Feinde verkauft hatte,wohl noch nicht rechtmäßig geweiht gewesen war.
Da die Paragraph §2 der Lex Cornelia de maiestate gestrichen wurde, ohne durch einen neuen ersetzt zu werden, konnte ich den Statthalter auch nicht des Hochverrats beschuldigen.
So blieb mir der Nachweis eines Vergehens nach der Lex Iulia de Repetundis §1 nämlich Gelder aus der Provinzkasse an sich selbst zu überweisen und der Vorwurf desselben, um Faustus Abronius Dentatus Amt und Würden zu entheben, und ihn nach Roma zu führen, damit du verehrter Caesar Augustus ihm die Gerechtigkeit zuteil werden lässt, die er verdient.
Seinen Scriba Lucius Valerius Dio, der mir beim Prüfen der Bücher eine große Hilfe und am Verrat seines Vorgesetzten unschuldig war, setzte ich komissarisch an seine Stelle.
Desweiteren ließ ich alle Mitwisser, verhaften und auch nach Gabinius Vortex in Perinthus schicken, der mir nicht die Wahrheit gesagt hatte.
Aber ich erfuhr, dass er gleich nach meiner Abreise nach Cappadocia geflohen war, wo er sich wohl versteckt hält. Diese Flucht erscheint mir so gut wie ein Schuldeingeständnis, außerdem muss sein Posten neu besetzt werden.
Ich persönlich würde Decurio Caecilius Secundus vorschlagen,der große Umsicht bewiesen hatte.
Alle Beteiligten an diesem großangelegten Betrug, die kein Bürgerrecht besaßen und deren Schuld augenfällig war wie die des Priester der Ma - Bellona, ließ ich zur Abschreckung kreuzigen.
Außerdem empfing ich eine Abordnung der Bürger von Antiochia, die sich bei dir bedanken, dass die drückende Hand des Statthalters endlich von ihnen genommen wurde, denn er hatte auch ganz unbescholtene Einwohner foltern lassen, um zu erfahren, ob sie tatsächlich alle Vermögenswerte angegeben hatten.
Ich bitte darum, diejenigen, die zum erfolgreichen Abschluss meiner Mission mit beitrugen, Kapitän der Superbia Lucius Gallonius Decula zu belobigen, und die mich eskortierenden Praetorianer unter der Leitung des Centurio Nero Nasidius Bestia für ihre tapferen und treuen Dienste zu honorieren.
Ich hoffe damit als Legatus Schaden von der Republik abgewendet zu haben und gebe die mir gegegebenen Vollmachten zurück.
Roma PRIDIE ID IUN DCCCLXXXIII A.U.C.
Anlagen: Abrechnungen
A. Furius Saturninus
|